Kirchler, E. (2008) (Hrsg.). Arbeits- und Organisationspsychologie
Kirchler, E. (2008) (Hrsg.). Arbeits- und Organisationspsychologie
Kirchler, E. (2008) (Hrsg.). Arbeits- und Organisationspsychologie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wirtschaftspsychologie<br />
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong><br />
Erich <strong>Kirchler</strong><br />
Universität Wien<br />
Institut für Wirtschaftspsychologie,<br />
Bildungspsychologie <strong>und</strong> Evaluation<br />
<strong>Kirchler</strong>, E. (<strong>Hrsg</strong>.). (2011). <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong>. Wien: UTB (3. Auflage).<br />
1
Themen der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Organisationspsychologie</strong><br />
• Menschenbilder<br />
• <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
• Motivation<br />
• Führung<br />
• Entscheidungen<br />
2
Themen<br />
• Menschenbilder<br />
– Menschenbilder, Arbeit <strong>und</strong><br />
Organisationen<br />
– Homo oeconomicus<br />
– Social man<br />
– Self-actualizing man<br />
– Complex man<br />
– Blick in die Zukunft<br />
3
Themen<br />
• <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
– Analyse der Arbeit:<br />
Auftrags- <strong>und</strong> Bedingungsanalyse,<br />
Tätigkeitsanalyse,<br />
Messung der Auswirkungen<br />
der Arbeit<br />
– Bewertung der Arbeit:<br />
Tätigkeitsbewertungs-system,<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit, Stress<br />
– <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
4
Themen<br />
• Motivation<br />
– Intrinsische <strong>und</strong> extrinsische<br />
Motivation<br />
– Inhalts- <strong>und</strong> Prozesstheorien<br />
– Prozesstheorien:<br />
Wählen, Zielsetzung, Handeln <strong>und</strong><br />
Kontrolle, Bewertung<br />
5
Themen<br />
• Führung<br />
– Führung, Macht <strong>und</strong> Einfluss<br />
– Eigenschaftsansätze<br />
– Verhaltenstheorien<br />
– Kontingenztheorien<br />
– Neue Ansätze<br />
– Frauen in Führungspositionen<br />
6
Themen<br />
• Entscheidungen<br />
– Aufgaben, Probleme,<br />
Entscheidungen<br />
– Gruppen in Organisationen:<br />
Kommunikation, spezifische<br />
Gruppen<br />
– Lösung von Problemen<br />
– Entscheidungsmodelle,<br />
Entscheidungsstile, Fehler<br />
<strong>und</strong> Techniken<br />
7
Einleitung<br />
Psychologie<br />
Wissenschaft, die sich mit (bewusstem)<br />
menschlichem<br />
• Erleben (Innenaspekt) <strong>und</strong><br />
• Verhalten (Außenaspekt)<br />
befasst.<br />
8
Wissenschaftlicher Erkenntniskreis<br />
Hypothesen testbare<br />
Vorhersagen<br />
Induktionsprozess<br />
Deduktions-<br />
prozess<br />
Beobachtungen<br />
(experimenteller <strong>und</strong> nichtexperimenteller<br />
Art)<br />
Verifikations<br />
-prozess<br />
9
Subdisziplinen<br />
Theoretische<br />
Psychologie<br />
Angewandte<br />
Psychologie<br />
Praktische<br />
Psychologie<br />
10
Gr<strong>und</strong>lagendisziplinen (Theorien)<br />
• Allgemeine Psychologie<br />
• Differenzielle Psychologie<br />
• Entwicklungspsychologie<br />
• Sozialpsychologie<br />
Anwendung von Gr<strong>und</strong>lagenforschung:<br />
• Genesung nach schweren Unfällen<br />
• Mensch-Computer-Interaktionen<br />
• Wahrnehmung von Gefahren<br />
11
Anwendungen<br />
• Klinische Psychologie<br />
• Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />
• Pädagogische Psychologie<br />
• Forensische Psychologie<br />
• Umweltpsychologie<br />
• Gemeindepsychologie<br />
• Polizei- <strong>und</strong> Militärpsychologie<br />
• Architekturpsychologie<br />
• Verkehrspsychologie<br />
• Etc.<br />
12
Ziel der angewandt-psychologischen Forschung:<br />
Probleme, die von außen an die Psychologie herangetragen<br />
werden,<br />
• werden analysiert<br />
• Lösungen werden vorschlagen<br />
• Lösungen implementiert<br />
• <strong>und</strong> evaluiert.<br />
Probleme der angewandten Psychologie:<br />
Skepsis: Heranziehen psychologischer Theorien zur<br />
Lösung praktischer Probleme<br />
Vorurteile: Anwendbarkeit psychologischer Erkenntnisse<br />
Ethische <strong>und</strong> rechtliche Bedenken: Anwendung<br />
psychologischer Erkenntnisse<br />
Verzerrtes <strong>und</strong> verkürztes Bild der Psychologie in der<br />
Öffentlichkeit<br />
13
„Nichts ist so praktisch, wie eine gute<br />
Theorie (K. Lewin)“<br />
„This is then my message: it is<br />
theoretically productive to get our ideas<br />
from applied work.“(K. Broadbent, 1971).<br />
„Es gibt keine angewandte Psychologie,<br />
sondern jegliche gute Psychologie ist<br />
anwendbar“ (Piaget, 1936).<br />
14
„Idealtypische“ Merkmale psychologischer<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung, angewandter<br />
Psychologie <strong>und</strong> praktischer Psychologie<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
Primärziel:<br />
• Formulierung von<br />
Theorien, d.h. von<br />
möglichst<br />
allgemeingültigen,<br />
raum-zeitlich<br />
unabhängigen<br />
Gesetzesaussagen<br />
Angewandte Forschung Praktisch-psychologische<br />
Tätigkeit (Psychotechnik)<br />
Primärziel:<br />
• Gewinnung wissenschaftlicher<br />
Strategien<br />
<strong>und</strong> Modelle zur<br />
Problemlösung unter<br />
Zuhilfenahme einer<br />
oder mehrerer Theorien<br />
aus einer oder<br />
mehreren Disziplinen<br />
• Entwurf einer „neuen<br />
Wirklichkeit“<br />
Primärziel:<br />
• Psychologische<br />
Intervention zur Hilfe im<br />
Einzelfall, Beratung zu<br />
Vorgehensweisen<br />
15
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
forschung<br />
Vorgehen:<br />
• Systematische Überprüfung<br />
von<br />
Theorien<br />
beziehungsweise<br />
von aus Theorien<br />
abgeleiteten<br />
Hypothesen in<br />
Labor- <strong>und</strong><br />
Feldexperimenten<br />
• Falsifikation/<br />
Ausschaltung von<br />
Alternativtheorien<br />
Angewandte Forschung Praktischpsychologische<br />
Tätigkeit<br />
(Psychotechnik)<br />
Vorgehen:<br />
• Problemanalyse, Generierung<br />
von Hintergr<strong>und</strong>wissen,<br />
Suche nach<br />
Erklärungen<br />
• Aufstellung von Handlungsregeln<br />
<strong>und</strong> Überprüfung<br />
ihrer Effektivität<br />
primär unter Berücksichtigung<br />
der relevanten<br />
situativen Bedingungen<br />
(Feldexperimente)<br />
• Bereitstellung von<br />
Forschungsresultaten für<br />
die Optimierung<br />
technisch-praktischen<br />
Handelns<br />
Vorgehen:<br />
• Problemanalyse<br />
(Diagnostik)<br />
• Entscheidungsfindung<br />
zur Erreichung praktischer<br />
Ziele; psychologische<br />
Erkenntnisse<br />
(z.B. Tests oder Verfahren)<br />
werden zur<br />
Erreichung eines<br />
technisch-praktischen<br />
Ziels angewandt/<br />
herangezogen.<br />
16
Gr<strong>und</strong>lagen-<br />
forschung<br />
Weitere Besonderheiten:<br />
• Psychologieinterne Vorgabe<br />
des Problems: Erklärung<br />
<strong>und</strong> Vorhersage<br />
von Erleben <strong>und</strong> Verhalten<br />
durch Entwicklung<br />
von Theorien; Verallgemeinerung<br />
bisher vorliegenderForschungsergebnisse<br />
• Erklärung <strong>und</strong> Beobachtung<br />
eines Ausschnitts<br />
der Wirklichkeit<br />
• Analyse von Ursache-<br />
Wirkungs-Zusammenhängen<br />
zwischen<br />
theoriespezifischen<br />
Variablen<br />
Angewandte<br />
Forschung<br />
Weitere Besonderheiten:<br />
• Psychologieexterne<br />
Vorgabe des Problems<br />
• Höhere Komplexität<br />
der Problemstellung,<br />
die zwar nicht<br />
komplexere, aber<br />
andere Theorien <strong>und</strong><br />
Vorgehensweisen<br />
erfordert als in der<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
üblich<br />
• Analyse von Ursache-<br />
Wirkungs-Zusammenhängen<br />
zwischen den<br />
einzelnen Handlungsstrategien<br />
<strong>und</strong> der<br />
Lösung der Probleme<br />
Praktischpsychologische<br />
Tätigkeit<br />
(Psychotechnik)<br />
Weitere Besonderheiten:<br />
• Psychologieexterne<br />
Vorgabe des Problems<br />
• Optimale Anwendung<br />
von Wissen <strong>und</strong><br />
Fähigkeiten auf<br />
Praxisprobleme<br />
• Überprüfung, ob die<br />
Intervention genug (d.h.<br />
Nützliches) geleistet hat,<br />
um dem Praktiker<br />
ausreichend<br />
Handwerkzeug zur<br />
Verfügung zu stellen<br />
17
Methoden der AOW-<br />
Psychologie<br />
18
Methoden<br />
Aktivität des Forschers<br />
• Introspektion<br />
• Befragung<br />
• Beobachtung<br />
Ort der Forschung<br />
• Labor<br />
• Feld<br />
Strategien des Forschers<br />
• Unsystematische<br />
Informationsgewinnung<br />
• Systematische<br />
Informationsgewinnung<br />
• Quasi-experimentelles<br />
Vorgehen<br />
• Experimentelles Vorgehen<br />
19
Methoden<br />
Ort<br />
unsystematisches<br />
Vorgehen<br />
systematisches<br />
Vorgehen<br />
quasiexperimentelles<br />
Vorgehen<br />
experimentelles<br />
Vorgehen<br />
Labor<br />
Feld<br />
Aktivität des Forschers<br />
Introspektion Befragung Beobachtung<br />
20
Experiment<br />
Untersuchung, in welcher<br />
• eine (oder mehrere) unabhängige Variable(n) willkürlich<br />
manipuliert<br />
• eine (oder mehrere) intervenierende Variable(n) konstant<br />
gehalten (kontrolliert) <strong>und</strong><br />
• eine (oder mehrere) abhängige Variable(n) registriert<br />
werden.<br />
• Die Ursache A muss zeitlich vor Wirkung B stehen<br />
• Die Veränderung in A muss eineVeränderung in B<br />
bewirken<br />
• Eine Veränderung in B muss durch A verursacht sein<br />
<strong>und</strong> nicht durch Variablen C, D, E, …<br />
21
Experiment/Quasi-Experiment<br />
Trainingseffekte<br />
(Fingergeschicklichkeit,<br />
Sport, etc.):<br />
• Kontrollgruppe<br />
• Trainingsgruppe<br />
konventionell<br />
• Trainingsgruppe<br />
mental<br />
• Trainingsgruppe<br />
mental + konventionell<br />
Genesung nach schweren<br />
Unfällen<br />
Unfall Kontrollverlust<br />
Je vermeidbarer ein Unfall<br />
retrospektiv eingeschätzt wird, je<br />
mehr Schuld der eigenen Person am<br />
Unfall zugeschrieben wird <strong>und</strong> je<br />
weniger man glaubt, die Genesung<br />
in der eigenen Hand zu haben,<br />
umso schlechter verläuft der<br />
Genesungsprozess (Roger, Frey &<br />
Hayermann,1987)<br />
22
Aktionsforschung<br />
1) Forscher nehmen längere Zeit am sozialen Prozess teil<br />
<strong>und</strong> untersuchen natürliche Gruppen im<br />
gesellschaftlichen Umfeld<br />
2) Untersuchungsperson werden nicht nur über<br />
Forschungsziele informiert, sondern sollen über Ziele<br />
<strong>und</strong> Auswertung mitbestimmen<br />
3) Theoretische Hypothesen werden praktisch <strong>und</strong><br />
gewährleisten Theorie-Praxis-Integration<br />
4) Interaktive Erkenntnisrelation durch Beteiligung der<br />
Gruppenmitglieder an Festlegung der Forschungsziele<br />
<strong>und</strong> Projektauswertung<br />
23
<strong>Arbeits</strong>lose von Marienthal<br />
Untersuchung arbeitslos gewordener Familien an 120 <strong>Arbeits</strong>tagen<br />
M. Jahoda, P. Lazarsfeld & H. Zeisel (1931/1932)<br />
Erhoben wurde:<br />
Einwohnerkartei,<br />
Kriminalstatistik, Buchhaltung<br />
des Konsumvereins,<br />
Bibliotheks- <strong>und</strong><br />
Wahlstatistiken; Befragungen,<br />
Zeitmessungen,<br />
Zeitverwendungsbögen,<br />
Aufsätze in der Schule etc.;<br />
Schnittkurse, Kleideraktion etc.<br />
Resultat:<br />
Finanzielle Möglichkeiten<br />
100 Personen mit<br />
ungebrochener Moral<br />
88 resignierte Personen<br />
74 verzweifelte Personen<br />
56 apathische Personen<br />
24
Die <strong>Arbeits</strong>losen von Marienthal<br />
Film:<br />
„Einstweilen wird es Mittag...“<br />
von Karin Brandauer<br />
Siehe auch: =><br />
http://www.sozpsy.uni-hannover.de/marienthal/<br />
25
Tagebücher<br />
Zeitstichprobentagebuch (Time sampling<br />
diary)<br />
Ereignistagebuch (Event sampling diary)<br />
Intervalltagebuch (Interval diary)<br />
Intervalltagebuch (Interval diary)<br />
26
Berufseinstieg<br />
Ereignisse<br />
im privaten<br />
Haushalt<br />
Studienanfang<br />
Ehepartner von<br />
Pendlern<br />
Anwendung<br />
von<br />
Tagebüchern<br />
Erfahrungen<br />
während des<br />
Militärdienstes<br />
Erfahrungen<br />
während der<br />
<strong>Arbeits</strong>losigkeit<br />
Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Befinden<br />
im Betrieb<br />
27
Vorteile von Tagebüchern<br />
• Erfahrungen, Erlebnisse <strong>und</strong> Handlungen werden im<br />
natürlichen Umfeld erfasst<br />
• Veränderungen, Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen werden erfasst<br />
• Banale, einfache, alltägliche Erfahrungen werden erfasst<br />
• Die Aggregation von Daten, die über einen langen<br />
Zeitaufwand erfasst werden, führt zu stabilen, validen <strong>und</strong><br />
zuverlässigen Indizes, die weitaus höheren Prognosewert<br />
haben<br />
Nachteile von Tagebüchern<br />
• Hoher, zeitlicher Aufwand<br />
• Schwierige, statistische Handhabung der Daten<br />
28
Strukturiertes Aufzeichnungsblatt aus einem<br />
Zeitstichprobentagebuch (Brandstätter, 1977)<br />
Code:<br />
Fortlaufende Nummer:<br />
1. Wie fühle ich mich gerade?<br />
- o +<br />
2. Warum fühle ich mich so,<br />
wie gerade angeführt?<br />
.............................................<br />
.............................................<br />
.............................................<br />
Datum:<br />
Aufzeichnungs-<br />
Uhrzeit: art:<br />
(Sollzeit: ............ )<br />
3. Wo bin ich gerade?<br />
..................................................<br />
4. Was tue ich gerade?<br />
..................................................<br />
5. Wer ist noch anwesend?<br />
..................................................<br />
6. Wenn jemand anwesend ist,<br />
worüber sprechen wir?<br />
.................................................<br />
7. Wie frei fühle ich mich in der<br />
Wahl meiner Tätigkeit?<br />
o o o o o o o<br />
unfrei frei<br />
29
Ausschnitt aus einem Zufallskalender<br />
1. Tag<br />
2. Tag<br />
3. Tag<br />
4. Tag<br />
5. Tag<br />
6. Tag<br />
7. Tag<br />
8. Tag<br />
9. Tag<br />
10. Tag<br />
1.30<br />
3.00<br />
1.15<br />
2.45<br />
2.30<br />
1.30<br />
0.30<br />
0.15<br />
2.30<br />
0.45<br />
Untersuchungsperson (Code ...)<br />
4.30<br />
5.00<br />
7.30<br />
6.15<br />
7.15<br />
5.15<br />
6.15<br />
4.15<br />
6.15<br />
7.30<br />
10.45<br />
10.30<br />
8.45<br />
9.30<br />
11.30<br />
8.30<br />
11.30<br />
10.15<br />
9.45<br />
11.15<br />
14.15<br />
13.30<br />
14.45<br />
14.15<br />
12.30<br />
13.15<br />
15.45<br />
14.45<br />
14.00<br />
14.00<br />
17.30<br />
16.45<br />
16.45<br />
17.00<br />
17.15<br />
19.45<br />
18.45<br />
17.15<br />
16.15<br />
17.00<br />
23.15<br />
22.15<br />
22.00<br />
22.00<br />
21.30<br />
23.00<br />
20.30<br />
20.00<br />
22.15<br />
23.50<br />
30
Tagebuch am <strong>Arbeits</strong>platz <strong>und</strong> zu Hause<br />
Arbeit - Freizeit - Privatheit<br />
1. Ein hoher Grad an Selbststeuerung am <strong>Arbeits</strong>platz<br />
führt zu Verbesserungen kognitiver Fähigkeiten <strong>und</strong><br />
Fertigkeiten.<br />
2. <strong>Arbeits</strong>überlastung <strong>und</strong> Monotonie sind<br />
Belastungsfaktoren, die von der Arbeit auch nach<br />
Hause „getragen“ werden („spill-over-effect“).<br />
3. Die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
am <strong>Arbeits</strong>platz strahlt auf das Familienleben aus.<br />
4. Unsicherheit am <strong>Arbeits</strong>platz kann dazu führen, dass<br />
vom Partner mehr Selbst-Bestätigung erwartet wird.<br />
31
5. Finanzielle Knappheit verändert das Gleichgewicht der<br />
Macht der Partner.<br />
6. Der Verlust der Arbeit wirkt sich negativ auf die<br />
Partnerschaft <strong>und</strong> Familie aus. <strong>Arbeits</strong>losigkeit<br />
gefährdet vor allem in Familien mit konservativen<br />
Rollenvorstellungen die Stellung des Mannes <strong>und</strong> seine<br />
väterliche Autorität.<br />
7. Die Berufstätigkeit beider Partner verändert das<br />
Familienleben, wobei der Großteil der Frauen die<br />
Hausarbeit <strong>und</strong> die Kinderbetreuung auch dann<br />
verrichten, wenn sie berufstätig sind.<br />
32
Dauer der <strong>Arbeits</strong>losigkeit, Ressourcenbeiträge,<br />
Machtgefüge <strong>und</strong> Beziehungsharmonie im Zeitverlauf<br />
(<strong>Kirchler</strong>, 1988)<br />
Dauer der<br />
<strong>Arbeits</strong>-<br />
losigkeit<br />
-.19<br />
-.36<br />
Ressourcenbeiträge<br />
des<br />
.57<br />
Machtposition<br />
des<br />
.36<br />
Mannes<br />
Mannes<br />
.03<br />
.93<br />
-.27<br />
Beziehungs-<br />
harmonie<br />
.82 .94<br />
(Anmerkung: Regressionsgewichte über ß = .36 sind statistisch signifikant; p < .05).<br />
33
Berufs- <strong>und</strong> Hausarbeit von Eheleuten<br />
(Brandstätter & Wagner, 1994)<br />
Von Ehepartnern wurde ein Befindenstagebuch<br />
über vier Wochen geführt.<br />
Frauen waren entweder berufstätig oder nicht<br />
berufstätig; alle Männer waren berufstätig.<br />
Fragestellung: Hausarbeit von Frauen <strong>und</strong><br />
Männern in Abhängigkeit von der Berufstätigkeit<br />
der Frau.<br />
34
Aufgabenverteilung im Haushalt<br />
Auch wenn Frauen zunehmend öfter berufstätig sind,<br />
verrichten sie den Großteil der Hausarbeit <strong>und</strong><br />
Kinderbetreuung.<br />
Die <strong>Arbeits</strong>aufteilung im Haushalt ist abhängig<br />
• vom Bildungsstand des Mannes<br />
• dem Ansehen <strong>und</strong> berufliche Stellung der Frau<br />
• der Dauer der Ehe<br />
• der Anzahl der Kinder<br />
• dem Rollenverständnis der Frau<br />
35
Zeiteinteilung von Frauen <strong>und</strong> Männern in Allein- <strong>und</strong><br />
Zweiverdienerfamilien (Wagner & Brandstätter, 1994)<br />
Erholung außer<br />
Haus 21.18 %<br />
37.65 %<br />
Erholung zu Hause<br />
Erholung außer<br />
Haus 24.30 %<br />
30.70 %<br />
Erholung zu Hause<br />
Mann Frau<br />
Familienarbeit<br />
7.53 %<br />
38.65 %<br />
Erwerbsarbeit<br />
Familienarbeit<br />
9.30 %<br />
35.70 %<br />
Erwerbsarbeit<br />
Alleinverdiener-Familie<br />
Zweiverdiener-Familie<br />
Erholung außer<br />
Haus 15.50 %<br />
35.30 %<br />
Erholung zu Hause<br />
Erholung außer<br />
Haus 16.90 %<br />
28.20 %<br />
Erholung zu Hause<br />
Familienarbeit<br />
46.90 %<br />
7.30 % Erwerbsarbeit<br />
Familienarbeit<br />
25.40 %<br />
29.50 %<br />
Erwerbsarbeit<br />
36
Zeitaufwand der Frauen für<br />
den Haushalt (Minuten)<br />
Zeitaufwand der Männer für<br />
den Haushalt (Minuten)<br />
Erwerbstätige Männer<br />
Hausfrauen<br />
Erwerbstätige Männer<br />
erwerbstätige Frauen<br />
306 188<br />
51 65<br />
Summe 357 253<br />
(-118)<br />
(+ 14)<br />
(-104)<br />
37
Ergebnis<br />
1) Männer erwerbstätiger Frauen arbeiten zu Hause 14 Minuten<br />
täglich länger.<br />
2) Männer erwerbstätiger Frauen arbeiten zu Hause um 27% täglich<br />
länger.<br />
3) Hausfrauen verrichten 85% der Hausarbeit; Männer von<br />
Hausfrauen erledigen die restlichen 15%. Erwerbstätige Frauen<br />
verrichten 74% der Hausarbeit; Männer erledigen die restlichen<br />
26%.<br />
4) Während die Hausfrauen 306 Minuten täglich im Hauhalt arbeiten,<br />
investieren erwerbstätige Frauen nur 188 Minuten, um 39%<br />
weniger. Während Männer von Hausfrauen nur 51 Minuten täglich<br />
im Haushalt arbeiten, investieren Männer von erwerbstätigen<br />
Frauen 65 Minuten, um 27% mehr.<br />
38
Schichtarbeit: Befinden von 8- <strong>und</strong> 12-<br />
St<strong>und</strong>en- Schichtarbeitern<br />
Knauth & Rutenfranz verstehen unter Schichtarbeit:<br />
„Arbeit zu konstant ungewöhnlicher oder zu<br />
wechselnder Tageszeit“<br />
39
Folgen/Probleme der Schichtarbeit<br />
• Physiologische Probleme<br />
wirken sich je nach <strong>Arbeits</strong>branche <strong>und</strong><br />
organisatorischen Rahmenbedingungen meist negativ<br />
auf die Ges<strong>und</strong>heit aus.<br />
• Psychophysiologische Probleme<br />
werden auf psychische (Unruhe, ...), psychosoziale<br />
(Isolation, ...) <strong>und</strong> emotionale (Beziehungsprobleme, ...)<br />
Ursachen zurückgeführt <strong>und</strong> entstehen auch durch<br />
psychische <strong>und</strong> physische Ermüdung, durch Monotonie,<br />
erhöhte Vigilanz <strong>und</strong> psychische Sättigung.<br />
40
Folgen/Probleme der Schichtarbeit<br />
• Psychische Probleme<br />
Aufgr<strong>und</strong> eines engen Tätigkeitsspielraumes kann es zu<br />
andauernden psychischen Beeinträchtigungen, Abbau<br />
der intellektuellen Leistungsfähigkeit, Abbau der geistigen<br />
Beweglichkeit, passives Freizeitverhalten, weniger<br />
öffentliches Engagement <strong>und</strong> einer Veränderung der<br />
Kindererziehung kommen.<br />
• Psychosoziale Probleme<br />
Durch wechselnde Freizeit ergeben sich Probleme bei<br />
der Gestaltung des sozialen Lebens, Ausschluss aus<br />
dem sozialen Leben, Alleinsein, Belastung der familiären<br />
Situation allgemein <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />
<strong>Arbeits</strong>zeiten wenig gemeinsame Freizeit der Partner.<br />
41
Befindensmessung von Schichtarbeitern<br />
Schmidl, D. & <strong>Kirchler</strong>, E. (2000). Schichtarbeit im Vergleich: Befindensunterschiede <strong>und</strong><br />
Aufmerksamkeitsvariation während der 8-St<strong>und</strong>en- versus 12-St<strong>und</strong>en-Schichtarbeit. Zeitschrift für<br />
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong>, 44, 2-18.<br />
• Ziel: Erfassung subjektiver <strong>und</strong> objektiver<br />
Situationsmerkmale mittels Befindenstagebuch<br />
• Realisierung eines einheitlichen Fragen-Schemas durch<br />
herkömmliche Fragebögen läuft der individuellen<br />
Differenzierung von Erfahrungen zuwider<br />
• Aktuelle Gedächtnisprozesse beeinflussen Antworten<br />
über Erfahrungen <strong>und</strong> Befinden<br />
• Tatsächliche emotionale Bewertung des erfragten<br />
Lebensbereiches wird in Fragebogenstudien überbeziehungsweise<br />
unterschätzt<br />
42
0<br />
Beispiel eines Schichtplans (ÖBB)<br />
14 22 14 22 14 22 14 22 14 22 14 22 14 22<br />
6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0<br />
1.<br />
Tag<br />
2.<br />
3. 4. 5. 6. 7.<br />
Woche 1<br />
8.<br />
Tag<br />
9.<br />
10. 11. 12. 13. 14.<br />
Woche 2<br />
(Woche 3 <strong>und</strong> 4 fortlaufend)<br />
8 St<strong>und</strong>en 12 St<strong>und</strong>en<br />
43
Untersuchungsinstrumente<br />
• Befindenstagebuch<br />
• Computerunterstützte Reaktionstests (Signal-<br />
Detection, Wiener Determinationsgerät <strong>und</strong> Vigilanz)<br />
• <strong>Arbeits</strong>zufriedenheitsfragebögen<br />
• Persönlichkeitsfragebögen<br />
• Fragen zur Soziodemographie<br />
44
Befindenstagebuch<br />
Datum: __________<br />
Uhrzeit: __________<br />
(Sollzeit): _______<br />
(Istzeit): _______<br />
1. Wie fühle ich mich gerade?<br />
-- - o + ++<br />
2. Wie kann ich meine augenblickliche<br />
Stimmung genau beschreiben?<br />
_______________________________<br />
3. Warum fühle ich mich so?<br />
_______________________________<br />
Art der Eintragung<br />
o Zum angegebenen Zeitpunkt<br />
o Memoriert<br />
o Vergessen <strong>und</strong> memoriert<br />
o Vergessen<br />
o Geschlafen<br />
8. Wie müde/munter fühle ich mich<br />
gerade ?<br />
müde o o o o o o o munter<br />
9. Wie frei fühle ich mich in der Wahl<br />
meiner augenblicklichen Tätigkeit?<br />
sehr unfrei o o o o o o o sehr frei<br />
_______________________________<br />
45
4. Wo bin ich? _________<br />
5. Was tue ich gerade? _________<br />
6. Wer ist noch anwesend? _______<br />
7. Wenn ich mich mit jemandem<br />
unterhalte, worüber unterhalten wir<br />
uns?<br />
______________________________<br />
10. Bitte beantworten Sie die folgenden<br />
Fragen, wenn Sie gerade im Dienst<br />
sind:<br />
(a) Ich bin in der ...ten Dienstst<strong>und</strong>e.<br />
(b) Wie habe ich derzeit alles im<br />
Griff?<br />
gar nicht o o o o o o o sehr frei<br />
(c) Wie viele beziehungsweise wie<br />
wenige Fehler sind mir in den<br />
letzten zwei St<strong>und</strong>en unterlaufen?<br />
46
Durchschnittliches subjektives Erleben von 8-St<strong>und</strong>en-<br />
<strong>und</strong> 12-St<strong>und</strong>en Schichtarbeitern während des<br />
<strong>Arbeits</strong>verlaufes<br />
Befinden (Unbehagen)<br />
<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />
Müdigkeit<br />
<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />
Unfreiheit<br />
<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />
8-St<strong>und</strong>en-<br />
Schicht (n=14)<br />
2.20<br />
2.00<br />
2.18<br />
2.46*<br />
12-St<strong>und</strong>en-<br />
Schicht (n=14)<br />
M SD M SD<br />
3.07**<br />
2.29<br />
2.93**<br />
4.02**<br />
3.16<br />
3.01<br />
2.16<br />
3.37*<br />
.45<br />
.69<br />
.45<br />
.47<br />
.47<br />
.78<br />
.78<br />
.61<br />
1.25<br />
1.33<br />
1.21<br />
1.20<br />
2.16<br />
2.17<br />
2.28<br />
2.10*<br />
2.37**<br />
2.10<br />
2.46**<br />
2.59**<br />
2.96<br />
2.95<br />
3.01<br />
2.94*<br />
.53<br />
.78<br />
.92<br />
.57<br />
.69<br />
.86<br />
.91<br />
.81<br />
1.50<br />
1.60<br />
1.52<br />
1.49<br />
47
Kontrollverlust<br />
<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />
Fehleranzahl<br />
<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />
<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />
8-St<strong>und</strong>en-<br />
Schicht (n=14)<br />
12-St<strong>und</strong>en-<br />
Schicht (n=14)<br />
M SD M SD<br />
1.71**<br />
1.51*<br />
1.71**<br />
1.97**<br />
.27**<br />
.20**<br />
.28**<br />
.33**<br />
.45<br />
.28<br />
.40<br />
.46<br />
.63<br />
.25<br />
.28<br />
.33<br />
1.34**<br />
1.24*<br />
1.33**<br />
1.42**<br />
.12**<br />
.11**<br />
.11**<br />
.14**<br />
.39<br />
.38<br />
.43<br />
.50<br />
.16<br />
.21<br />
.19<br />
.18<br />
Anmerkung: Die Befindenswerte variieren von 1 = Wohlbehagen bis 5 = Unbehagen; die<br />
Variationsbreite der Variablen Müdigkeit, Unfreiheit <strong>und</strong> Kontrollverlust reicht von 1 (positive<br />
Werte) bis 7 (negative Werte). Die Fehleranzahl kann 0 betragen oder höher sein.<br />
Signifikante Unterschiede zwischen den Schichtgruppen sind mit den Symbolen * = p < .05<br />
<strong>und</strong> ** = p < .01 gekennzeichnet.<br />
48
Ergebnisse aus den objektiven Reaktionstests für 8-St<strong>und</strong>en-<br />
<strong>und</strong> 12-St<strong>und</strong>en Schichtarbeitern vor <strong>und</strong> nach der Schicht<br />
T-Werte<br />
Zeitgerechte Reaktionen<br />
Detektionszeit<br />
49
Testergebnisse mittels Wiener-Determinationsgerät<br />
T-Werte<br />
Zeitgerechte<br />
Reaktionen<br />
Falsche Reaktionen Reaktionszeit<br />
50
Geschichte der<br />
Wirtschaftspsychologie<br />
51
Entwicklung der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Organisationspsychologie</strong><br />
1. Gustav Theodor Fechner: Anfänge der<br />
„wissenschaftlichen“ Psychologie<br />
2. Wilhelm W<strong>und</strong>t: Gründung des 1. Psychologischen<br />
Instituts in Leipzig<br />
3. Francis Galton <strong>und</strong> James McKeen Cattell<br />
formulierten den Begriff „psychologische Tests“<br />
4. William Stern <strong>und</strong> Alfred Binet waren vor allem an<br />
der Entwicklung von Intelligenztests interessiert<br />
5. Hugo Münsterberg begann Anwendungsfelder<br />
psychologischen Gr<strong>und</strong>lagenwissens zu erschließen<br />
52
Menschenbilder,<br />
Arbeit <strong>und</strong> Organisation<br />
53
Menschenbilder - Überblick<br />
• Menschenbilder, Arbeit <strong>und</strong> Organisationen<br />
• Homo oeconomicus<br />
• Social man<br />
• Self-actualizing man<br />
• Complex man<br />
• Blick in die Zukunft<br />
54
Menschenbilder...<br />
... sind zeitlich begrenzte Annahmen<br />
... sind Konstruktionen, die im wissenschaftlichen<br />
Diskurs entwickelt, akzeptiert, kritisiert <strong>und</strong> im<br />
Laufe der Zeit verändert werden<br />
... beeinflussen die wissenschaftliche<br />
Theoriebildung <strong>und</strong> das praktische Handeln<br />
... bestimmen was „menschengerecht“ ist<br />
55
Arbeit<br />
Viele Tätigkeiten stellen Arbeit dar: Hausarbeit,<br />
Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, unbezahlte Arbeit<br />
in der Gemeinde, karitative Arbeit, Schwarzarbeit <strong>und</strong> die<br />
„offizielle Erwerbsarbeit“<br />
Eine allgemein akzeptiere Definition von Arbeit existiert<br />
nicht. Im Alltag <strong>und</strong> in der Wissenschaft ist meist die<br />
Erwerbsarbeit gemeint<br />
56
Neuberger (1985) fasst verschiedene Definitionen<br />
zusammen <strong>und</strong> charakterisiert Erwerbsarbeit als<br />
Aktivität, welche<br />
• zielgerichtet, gesellschaftlich organisiert, strukturiert <strong>und</strong><br />
geregelt ist,<br />
• den Einsatz von körperlichen <strong>und</strong>/oder psychischen<br />
Kräften erfordert,<br />
• Bedürfnisse befriedigt, aber<br />
• als Last, Mühsal <strong>und</strong> Anstrengung erlebt <strong>und</strong><br />
• mit Gegenleistungen honoriert wird,<br />
• in Gütern oder Dienstleistungen resultiert,<br />
• also die physische <strong>und</strong> soziale Umwelt <strong>und</strong> dabei auch<br />
• den Menschen selbst verändert.<br />
57
Organisationen...<br />
... sind zielgerichtete soziale Systeme, die ihre<br />
Mitglieder durch Zwang, Belohnung <strong>und</strong><br />
Bestrafung oder aufgr<strong>und</strong> von Normen <strong>und</strong><br />
Werten dazu bringen, zur Erreichung der<br />
Organisationsziele beizutragen<br />
58
Arten von Organisationen<br />
(Etzioni,1964)<br />
1) Zwangsorganisationen<br />
(z. B. Gefängnisse)<br />
2) Utilitaristische Organisationen<br />
(z.B. Industrieunternehmen)<br />
3) Normative Organisationen<br />
(z. B. Vereine)<br />
59
Organisationen können anhand von fünf<br />
Dimensionen beschrieben werden<br />
1) Hierarchie <strong>und</strong> Autorität:<br />
Je hierarchischer eine Organisation ist, desto mehr<br />
Ebenen gibt es; Entscheidungen werden auf den<br />
oberen hierarchischen Ebenen getroffen <strong>und</strong><br />
weitergegeben.<br />
2) Spezialisierung <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>teilung:<br />
Je spezialisierter die <strong>Arbeits</strong>teilung, desto weniger<br />
Aufgaben werden pro <strong>Arbeits</strong>platz verrichtet; größere<br />
Unternehmen haben mehr Möglichkeiten zur<br />
Spezialisierung.<br />
60
3) Kontrollspanne:<br />
Je enger die Kontrollspanne ist, desto weniger<br />
Mitarbeiter sind einer Führungskraft zugeordnet; desto<br />
weniger Entscheidungsspielraum wird dem einzelnen<br />
Mitglied eingeräumt.<br />
4) Entscheidungs- versus beratende Positionen:<br />
Beratende Positionen werden meist von jungen<br />
Mitgliedern übernommen; sie sammeln Informationen,<br />
bündeln sie, treffen aber selbst keine Entscheidungen.<br />
5) Ausmaß an Zentralisierung:<br />
Je weniger zentralisiert eine Organisation ist, desto<br />
mehr werden Entscheidungen an hierarchisch<br />
niedrigere Ebenen weitergegeben; Anzahl der rein<br />
beratenden Positionen ist gering.<br />
61
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong><br />
Zwischen der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong> sind<br />
die Grenzen unscharf:<br />
Die <strong>Arbeits</strong>psychologie untersucht die Verrichtung der<br />
Arbeit in Abhängigkeit von <strong>Arbeits</strong>inhalt <strong>und</strong><br />
-umgebung<br />
Die <strong>Organisationspsychologie</strong> untersucht das Erleben<br />
<strong>und</strong> Verhalten in Organisationen unter<br />
Berücksichtigung der Mikro- <strong>und</strong> der Makroebene<br />
62
Die theoretischen <strong>und</strong> angewandten<br />
Tätigkeiten der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Organisationspsychologie</strong>, die Auswahl<br />
der Forschungsfragen,<br />
der Forschungsmethoden <strong>und</strong> die<br />
Interpretationen von Ergebnissen werden<br />
vom aktuell „selbstverständlichen“<br />
Menschenbild geprägt beziehungsweise<br />
bestimmt.<br />
63
Menschenbilder<br />
Menschenbild Organisationsverständnis<br />
Economic<br />
man<br />
Social<br />
Man<br />
Selfactualising<br />
man<br />
Complex<br />
Man<br />
technisches<br />
System<br />
soziales<br />
System<br />
soziotechnisches<br />
System<br />
soziotechnisches<br />
System<br />
Gestaltungskonzepte<br />
tayloristische<br />
Rationalisierung<br />
Human<br />
Relations<br />
Individualisierungskonzept <br />
Individualisierungskonzept<br />
Organisations-<br />
strukturen<br />
zentral/bürokratisch,<br />
auf<br />
Einzelbasis<br />
zentral/bürokratisch,<br />
auf<br />
Gruppenbasis<br />
dezentral/flach<br />
Auf Einzel- oder<br />
Gruppenbasis<br />
dezentral/flach<br />
Auf Einzel- oder<br />
Gruppenbasis<br />
Bewertungs-<br />
kriterien<br />
Wirtschaftlichkeit,Schädigungsfreiheit<br />
Zufriedenheit<br />
Wohlbefinden<br />
Persönlichkeitsförderlichlkeit <br />
Persönlichkeitsförderlichlkeit<br />
64
Menschenbild<br />
„Homo oeconomicus“<br />
65
„Homo oeconomicus“<br />
Dem Modell des „homo oeconomicus“ entsprechend ist der<br />
Mensch<br />
• verantwortungsscheu <strong>und</strong><br />
• nur durch monetäre Anreize motivierbar.<br />
• In seinen Handlungen ist der Mensch zweckrational,<br />
• Er strebt nach der Maximierung seines Nutzens,<br />
• besitzt völlige Übersicht über seine Handlungsmöglichkeiten,<br />
• ist mit Voraussicht in wirtschaftlichen Angelegenheiten begabt,<br />
• antwortet mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit auf veränderte<br />
Angebotsdaten,<br />
• hat stabile Bedürfnisse die linear in die Zukunft gerichtet sind<br />
<strong>und</strong> er<br />
• ist unabhängig von anderen Personen.<br />
66
Taylorismus <strong>und</strong> Scientific Management<br />
• Nach Taylor (1856-1915) streben Menschen<br />
nach maximalen Gewinn.<br />
• Dieses Ziel ist durch Produktivitätssteigerung zu<br />
erreichen.<br />
• Produktivität kann durch wissenschaftliche<br />
Betriebsführung gesteigert werden.<br />
67
Prinzipien der wissenschaftlichen<br />
Betriebsführung<br />
• Zergliederung der Arbeit in einzelne<br />
<strong>Arbeits</strong>schritte <strong>und</strong> Suche nach dem optimalen<br />
Weg der <strong>Arbeits</strong>durchführung<br />
• Auswahl <strong>und</strong> Schulung der bestgeeigneten<br />
<strong>Arbeits</strong>kräfte<br />
• Forschungsmethoden: Zeit- <strong>und</strong><br />
Bewegungsstudien<br />
68
Beispiel<br />
Wissenschaftliche Betriebsführung in der<br />
Kleiderfabrik<br />
In einer Kleiderfabrik mussten Mädchen vorher in<br />
bestimmten Längen geschnittene Fäden einfädeln <strong>und</strong><br />
wachsen <strong>und</strong> dann Knöpfe annähen. Vor der<br />
wissenschaftlichen Betriebsführung schnitt jedes Mädchen<br />
selbst die Fäden in beliebiger Länge ab <strong>und</strong> fädelte sie in<br />
Nadeln ein.<br />
Die "wissenschaftlichen" Analysen zeigten, dass dabei<br />
Verluste auftreten können: Entweder schneiden die<br />
Mädchen die Fäden zu kurz ab <strong>und</strong> müssen zu oft einfädeln,<br />
oder sie schneiden sie zu lang ab, was Zeitverluste beim<br />
Ausziehen der Fäden bedeutet.<br />
69
Den Mädchen, welche annähten, wurden deshalb Fäden<br />
verschiedener Länge gegeben. Dann wurde registriert, wie<br />
viele Knöpfe sie in einer gegebenen Zeit annähten.<br />
Schließlich wurde die optimale Fadenlänge festgestellt<br />
<strong>und</strong> als Maß beibehalten. Die einen Mädchen schnitten<br />
die Fäden in optimaler Länge ab <strong>und</strong> spezialisierten sich<br />
im Abschneiden; die anderen nähten die Knöpfe an. Die<br />
Arbeit wurde nur von Frauen "mit optimaler Arm- <strong>und</strong><br />
Fingerlänge" verrichtet.<br />
Im Gegensatz zu den Erwartungen ergaben sich trotz<br />
Auswahl des Personals interindividuelle<br />
Leistungsunterschiede; Klagen über Belastung <strong>und</strong><br />
Müdigkeit.<br />
Als es schließlich den Mädchen <strong>und</strong> Frauen überlassen<br />
wurde, die Länge des Fadens zu wählen, der für sie<br />
geeignet war, fühlten sie sich besser <strong>und</strong> leisteten mehr.<br />
70
Das Paradigma des „oeconomic man“ hat die<br />
ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
bestimmt<br />
• Relevante Analyseeinheit ist das Individuum, das durch<br />
monetäre Anreize motivierbar ist.<br />
• Arbeiter sind „Maschinen“, deren Ineffizienz durch<br />
entsprechende Gestaltung von Werkzeugen <strong>und</strong><br />
<strong>Arbeits</strong>abläufen kompensierbar ist.<br />
• Der Arbeiter ist ein manipulierender Faktor, welcher der<br />
Produktivitätssteigerung dient.<br />
Trennung von Hand- <strong>und</strong> Kopfarbeit<br />
71
Einteilung der wissenschaftlichen<br />
Betriebsführung<br />
• Starke Hierarchie: Planung <strong>und</strong> Ausführung sind strikt<br />
getrennt<br />
• <strong>Arbeits</strong>aufgaben sind stark spezialisiert<br />
• Enge Kontrollspannen: die Arbeitenden sind nicht<br />
selbstständig motiviert<br />
• Beratende <strong>und</strong> entscheidende Positionen sind identisch:<br />
• Extreme Zentralisierung<br />
72
Kritik an der wissenschaftlichen<br />
Betriebsführung<br />
• HOXIE-Kommission: Systematische Trennung von Kopf-<br />
<strong>und</strong> Handarbeit führt zum formalen Abbau von<br />
Qualifizierungsmaßnahmen<br />
• Frey: Menschen lassen sich nicht in die Schablonen<br />
eines starren mechanischen Systems zwingen.<br />
• Münsterberg: „...ruft mancherlei charakteristische<br />
Schäden hervor, vor allem manche Einschnürung <strong>und</strong><br />
Verkümmerung der seelischen Ganzheit.“<br />
• Lewin: Entwürdigung der Arbeit durch ins Extrem<br />
getriebene <strong>Arbeits</strong>teilung ohne Rücksicht auf die Seele<br />
des Arbeitenden<br />
73
Weitere Organisationskonzepte im Sinne<br />
des „homo oeconomicus“:<br />
• Bürokratiemodell<br />
• Qualitätssicherungssystem ISO 900x<br />
74
Max Weber (1864-1920):<br />
Bürokratiemodell<br />
Die Bürokratie ist der Prototyp einer Organisation.<br />
Ordnung, Rationalität, Uniformität, Einheitlichkeit<br />
<strong>und</strong> Konsistenz sind die relevanten Ziele.<br />
75
6 Prinzipien des Bürokratiemodells<br />
1) <strong>Arbeits</strong>abläufe sind in Form von Regeln definiert<br />
2) Die Hierarchie ist Ausdruck der Autoritätsbeziehung<br />
3) Die Organisation basiert auf geschriebenen<br />
Dokumenten<br />
4) Manager sollen Experten ihren Faches sein<br />
5) Die offizielle Arbeit erlaubt keine Ausübung von<br />
inoffiziellen Aufgaben<br />
6) Es gibt generelle Regeln, die mehr oder weniger<br />
überdauernd sind <strong>und</strong> gelernt werden können<br />
76
Kritik am Bürokratiemodell<br />
• Dickicht von schriftlichen Regeln, welche sich teilweise<br />
widersprechen.<br />
• Bezahlung nach formaler Qualifikation <strong>und</strong> nicht nach<br />
Leistung.<br />
• Entscheidungsstrukturen sind festgefahren, keine<br />
Flexibilität.<br />
• Vorherrschen einer Misstrauenskultur.<br />
• Betriebswirtschaftliches Führungsverständnis fehlt.<br />
77
Qualitätssicherungssystem ISO 900x<br />
(Jackson & Ashton, 1995)<br />
Qualitätssicherungssysteme werden von der<br />
Internationalen Organisation für Standardisierung<br />
entworfen.<br />
Enthalten …<br />
genaue Richtlinien, um die Qualität in<br />
Unternehmen sicherzustellen <strong>und</strong><br />
Anweisungen, wie diese Richtlinien<br />
einzuführen sind.<br />
78
Ausgangspunkt ist die Erstellung eines Handbuches, das<br />
• alle Aufgaben der Organisation festhält<br />
• die Aufgaben des Managements definiert<br />
• die Tätigkeitsabläufe genau beschreibt<br />
Weiter wird jede Tätigkeit begleitend mittels Formularen<br />
dokumentiert.<br />
K<strong>und</strong>en können klar<br />
definierte Qualität<br />
erwarten<br />
K<strong>und</strong>enloyalität <strong>und</strong><br />
Wettbewerbsvorteil<br />
Vorteile<br />
Organisation kann<br />
alle Tätigkeiten<br />
überwachen <strong>und</strong><br />
kontrollieren<br />
79
Nachteile der<br />
Qualitätssicherungssysteme<br />
• Effizienz ist vom Commitment der Belegschaft<br />
abhängig (Transparenz <strong>und</strong> Einbindung der Mitarbeiter<br />
in Organisationsziele sind notwendig)<br />
• Großer administrativer Aufwand<br />
• K<strong>und</strong>en bemerken Qualität vielleicht nicht<br />
80
Pioniere <strong>und</strong> Vordenker der modernen<br />
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Organisationspsychologie</strong><br />
• Hugo Münsterberg<br />
• Kur Lewin<br />
• Hellpach<br />
• ...<br />
81
Hugo Münsterberg (1863-1916)<br />
• „Vater“ der Wirtschaftspsychologie: Psychotechnik -<br />
Anwendung der Psychologie auf alle Lebensbereiche<br />
• Versuch die auf Produktivität ausgerichteten<br />
wissenschaftlichen Methoden mit<br />
experimentalpsychologischen Erkenntnissen zu verbinden<br />
• Arbeiten zu Eignung <strong>und</strong> Auslese von Personal, Übung<br />
<strong>und</strong> Anlernen, Monotonie <strong>und</strong> Ermüdung; etc.<br />
• Er sah die Rolle der Wirtschaftspsychologen als<br />
unparteiische Wissenschaftler die wertfrei Ursache-<br />
Wirkungszusammenhänge aufzeigen; die Entscheidung<br />
für die <strong>Arbeits</strong>gestaltung liegt aber bei den<br />
Wirtschaftstreibenden<br />
82
Giese (1927): Teilung der Psychotechnik<br />
in Objekt- <strong>und</strong> Subjektpsychotechnik<br />
Objektpsychotechnik:<br />
Anpassung der <strong>Arbeits</strong>bedingungen an den<br />
arbeitenden Menschen (z. B. Maschinen eichen)<br />
Subjektpsychotechnik:<br />
Anpassung des Menschen an die<br />
<strong>Arbeits</strong>bedingungen (z. B. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung)<br />
Nach Giese soll die Objektpsychotechnik die größere<br />
Rolle spielen als die Subjektpsychotechnik<br />
83
Aufschwung der Psychotechnik<br />
während des I. Weltkriegs<br />
Zahlreiche psychotechnische Institute <strong>und</strong> Labore wurden<br />
gegründet <strong>und</strong> experimentelle Studien durchgeführt<br />
Beispiele:<br />
• Schackwitz: Entwicklung einer Apparatur, die den Alltag<br />
von Straßenbahnfahrern simuliert<br />
• Efimoff <strong>und</strong> Zibakowa: Einführung 5-minütiger Pausen<br />
nach 50 Minuten Arbeit führen zu einer deutlichen<br />
Leistungssteigerung<br />
84
Kurt Lewin (1890-1947)<br />
Lewin betonte, dass die Arbeit nicht nur Mühe <strong>und</strong><br />
Anstrengung sei, sondern auch zur Entwicklung des<br />
Menschen beiträgt <strong>und</strong> sinnstiftend ist.<br />
„Zwei Gesichter der Arbeit“<br />
Anspruch von Kurt Lewin: Arbeit soll die Menschen erfüllen<br />
beziehungsweise sollten unangenehme Arbeiten<br />
gleichermaßen auf alle aufgeteilt oder durch mehr Freizeit<br />
kompensiert werden<br />
85
Hellpach (1877-1955)<br />
Konzept der Gruppenfabrikation<br />
• Zu einer Aufgabe zählen eigene Planung, Entwurf <strong>und</strong><br />
freie Wahl von Ausführungsmöglichkeiten. Jede<br />
„wirkliche Aufgabe“ erlaubt die Nutzung von<br />
Freiheitsgraden.<br />
• <strong>Arbeits</strong>tätige sollen die „geistige Fühlungnahme“ mit der<br />
Arbeit nicht verlieren. Dazu ist es notwendig, die<br />
Bedeutung der eigenen Arbeit im Produktionsprozess zu<br />
erkennen.<br />
• Die „ganze Bearbeitung“ einer Aufgabe könnte einer<br />
Fabrikationsgruppe übertragen werden.<br />
86
Gruppenfabrikation<br />
Die Maschinen werden so angeordnet, dass an einem Ort<br />
ein gesamter Fabrikationsteil (z. B. Vergaser) hergestellt<br />
werden kann, anstatt wie bisher, Maschinen einer Art (z. B.<br />
Fräsen) zu gruppieren<br />
Einer Fabrikationsgruppe wird eine Gruppe von<br />
Arbeitenden zugewiesen, die aus Arbeitern,<br />
Meistern <strong>und</strong> Ingenieuren besteht<br />
87
Diskussionen <strong>und</strong> Kritik um 1920-1930<br />
• Eliasberg: Arbeit setzt sich aus innerer <strong>und</strong> äußerer<br />
Anstrengung zusammen; Arbeit kann nicht nur am<br />
sichtbaren Werk analysiert werden; der Taylorismus ist<br />
eine Theorie mit „psychologischem Aufputz“<br />
• Lipmann: Arbeit macht nur Freude, wenn autonome<br />
Entscheidungen möglich sind; Rationalisierungen sollen<br />
auch die Interessen der Arbeiter berücksichtigen<br />
• Rupp: Ziel der Psychotechnik sollte nicht die<br />
energiesparendste <strong>Arbeits</strong>rationalisierung sein sondern<br />
das Wohl der Menschen<br />
Abkehr vom Menschenbild des „homo oeconomicus“<br />
88
Menschenbild<br />
„Social man“<br />
89
Social man<br />
• Nach dem Modell des „social man“ ist der Menschen im<br />
Wesentlichen von sozialen Motiven geleitet,<br />
• erhält sein Zugehörigkeitsgefühl zur Organisation, seine<br />
Identität <strong>und</strong> seinen Willen zur Integration durch soziale<br />
Beziehungen,<br />
• handelt eher nach informellen Regeln <strong>und</strong> Normen die in<br />
seiner Gruppe gelten als nach dem offiziellen<br />
Kontrollsystem,<br />
• verhält sich nach den Wünschen der Leitung in<br />
Abhängigkeit davon, wie sehr seine persönlichen<br />
Bedürfnisse am <strong>Arbeits</strong>platz erfüllt werden.<br />
90
Das Menschenbild des „social man“ entstand als Reaktion<br />
auf den als menschenunwürdig <strong>und</strong> realitätsfernen Zugang<br />
des „scientific management“ mit seinem Menschenbild des<br />
„homo oeconomicus“<br />
Neues Verständnis von den Aufgaben einer Führungskraft:<br />
sie soll auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen.<br />
Das neue Menschenbild des „social man“ geht auf die<br />
Ergebnisse der Hawthrone-Studie zurück.<br />
91
Hawthorne Studie<br />
Mayo (1933), Roethlisberger <strong>und</strong> Dickson (1939) führten von<br />
1927 bis 1932 Studien zum Einfluss von Umweltbedingungen auf<br />
die <strong>Arbeits</strong>leistung, das Verhalten <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit durch. Das<br />
Problem bestand darin, dass die Produktionsziffern nicht<br />
zufriedenstellend, <strong>und</strong> die Kündigungsraten zu hoch waren. Eine<br />
Gruppe von Frauen, die eigens zum Zwecke der Studie gebildet<br />
worden war, hatte die Aufgabe, Telefonrelais zu montieren.<br />
Beleuchtung, <strong>Arbeits</strong>zeit <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>pausen wurden<br />
systematisch variiert, um in Abhängigkeit davon <strong>Arbeits</strong>leistung,<br />
Verhalten <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zu registrieren. Die Versuchsleiter<br />
sprachen mit den Versuchsteilnehmern <strong>und</strong> interviewten zudem<br />
über 20.000 Mitarbeiter der Hawthorne Werke.<br />
92
Die Ergebnisse waren irritierend: Die wöchentliche<br />
<strong>Arbeits</strong>leistung hatte sich bei fast jeder Veränderung der<br />
Umweltbedingungen verbessert, bei einer Verstärkung der<br />
Beleuchtung, bei Einführung zusätzlicher Pausen, bei Abgabe<br />
einer kleinen Zwischenmahlzeit, bei Verkürzungen der täglichen<br />
<strong>Arbeits</strong>zeit <strong>und</strong> schließlich auch bei Rücknahme all dieser<br />
Änderungen.<br />
Diese Resultate wurden als Effekte der sozialen Situation erklärt,<br />
die aufgr<strong>und</strong> der Gespräche zwischen den Arbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Studienleitern <strong>und</strong> der informellen Kontakte zwischen den<br />
Arbeiterinnen eine massive Veränderung erfahren hatte.<br />
Die Bedeutung informaler sozialer Beziehungen innerhalb<br />
formaler Organisationsstrukturen war erkannt worden.<br />
93
Der Hawthorne-Effekt: Eine Legende?<br />
Die Ergebnisse der Studien wurden als Nachweis dafür<br />
interpretiert, dass die durch die Studienleiter erzeugte<br />
fre<strong>und</strong>liche <strong>Arbeits</strong>atmosphäre die Ursache für die<br />
beobachteten Leistungsverbesserungen war.<br />
Dies führte zur Annahme, dass die Verbesserung der<br />
zwischen-menschlichen Beziehungen (human relations)<br />
eine Erhöhung der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> motivation <strong>und</strong><br />
zugleich der Leistung bedeutet. Diese - als Hawthorne-<br />
Effekt in die Fachliteratur eingegangenen Ergebnisse -<br />
haben die spätere Human Relations-Bewegung geprägt.<br />
In den 1970er Jahren wurden die Studien kritisiert.<br />
94
McIlvaine Parsons machte den Studienleiter der<br />
Hawthrone-Studie in den 1970er Jahren folgende<br />
Vorwürfe:<br />
• Privilegierte Bedingungen für die Testpersonen<br />
• Bessere Löhne für die Testpersonen<br />
• Drohen der Testpersonen um bessere Leistungen zu<br />
erhalten<br />
• Unwillige Testpersonen wurden ersetzt<br />
95
Human-Relations-Bewegung<br />
Leistung für die<br />
AO-Psychologie<br />
• Die Gruppe als soziales System kann<br />
individuelle Leistung beeinflussen (z. B. Studien<br />
zu <strong>Arbeits</strong>teams)<br />
• Gefühle, besonders die Zufriedenheit, werden<br />
als Forschungsbereich entdeckt<br />
96
Vom Konzept „social man“ wurden zahlreiche<br />
Organisationstheorien beeinflusst<br />
Neue <strong>Arbeits</strong>designs sehen vor:<br />
• Partizipative Entscheidungsmodelle zwischen<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
• Veränderung der sozialen <strong>Arbeits</strong>gestaltung durch die<br />
Bildung überschaubarer <strong>Arbeits</strong>gruppen<br />
• Steigerung der Zufriedenheit <strong>und</strong> damit der Leistung<br />
durch eine Veränderung der informalen<br />
Kommunikationsstruktur<br />
Beispiel:<br />
• Likert: partizipative Theorie<br />
• Katz <strong>und</strong> Kahn: Organisationsmodell als offenes,<br />
soziales System<br />
97
Likert: Partizipative Theorie<br />
Ziel: Gruppensystem: unterstützende Beziehungen<br />
zwischen den Organisationsmitgliedern;<br />
Organisationsmitglieder sollen möglichst stark in<br />
Entscheidungen eingeb<strong>und</strong>en werden, die sozialen<br />
Beziehungen sollen die Persönlichkeit fördern<br />
Überlappende <strong>Arbeits</strong>gruppen:<br />
Gruppen, zusammengesetzt aus verschiedenen<br />
hierarchischen Ebenen sollen partizipative Entscheidungen<br />
ermöglichen<br />
98
Überlappende <strong>Arbeits</strong>gruppen (Likert)
Organisationen entsprechend der<br />
Partizipativen Theorie<br />
• Flache Hierarchie: Führungskräfte sollen unterstützen <strong>und</strong><br />
personenorientiert sein; Gruppenleiter/in übernimmt die<br />
Verantwortung für die partizipativ getroffene Entscheidung<br />
• Spezialisierung: Ob die Gruppe Experten oder Generalisten<br />
haben möchte, bleibt ihr überlassen; ein mittleres Maß an<br />
Spezialisierung wird aber empfohlen<br />
• Weite Kontrollspanne<br />
• Beratende <strong>und</strong> entscheidende Positionen sollen eng<br />
zusammenarbeiten <strong>und</strong> sich in ihren Entscheidungen beeinflussen<br />
• Starke Dezentralisierung<br />
100
Katz <strong>und</strong> Kahn: Organisationsmodell<br />
als offenes, soziales System<br />
1978 legten Katz & Kahn (Protagonisten der Michigan<br />
Schule) ein Lehrbuch vor, in welchem Organisationen als<br />
Systeme beschrieben werden.<br />
Systeme = Austauschprozesse von Energie<br />
Energieaustausch = Transformationen (Input, Throughput,<br />
Output).<br />
Wichtiger Bestandteil der Theorie ist das Konzept der<br />
„Rolle“.<br />
101
Rolle<br />
• Unter Rolle versteht man ein spezifisches<br />
Verhaltensmuster, das eine Person für eine<br />
bestimmte Position im Unternehmen übernimmt.<br />
• Die Rolle wird in Abhängigkeit von der jeweiligen<br />
Person subjektiv interpretiert <strong>und</strong> ausgefüllt.<br />
• Die Rolle ist ein komplexes Konzept, da eine<br />
Person viele verschiedene Rollen innerhalb <strong>und</strong><br />
außerhalb der Organisation gleichzeitig<br />
einnehmen kann.<br />
102
Die Klärung der Rollenerwartungen führt<br />
zu einer Steigerung der<br />
Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter<br />
1) Eintritt <strong>und</strong> Verbleib im Unternehmen soll<br />
optimiert werden (Sozialisation)<br />
2) Vermittlung der Rollenerwartung optimieren<br />
3) Spontane <strong>und</strong> innovative Verhaltensweisen<br />
sollen gefördert werden<br />
103
Menschenbild<br />
„Self-actualizing man“<br />
104
Self-actualizing man<br />
• Nach dem Konzept des „self-acutalizing man“<br />
strebt der Mensch nach Selbstverwirklichung,<br />
• ist fähig sich am <strong>Arbeits</strong>platz<br />
weiterzuentwickeln <strong>und</strong> möchte als reifer<br />
Mitarbeiter verstanden werden <strong>und</strong><br />
• ist primär intrinsisch motiviert.<br />
105
Mit dem Menschenbild des „self-actualizing man“<br />
rückt wieder das Individuum in das Zentrum der<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Dem Menschen werden nun eine Vielzahl von<br />
Bedürfnissen <strong>und</strong> Fähigkeiten zugeschrieben, die<br />
auch am <strong>Arbeits</strong>platz zu Geltung kommen sollen.<br />
Neues Verständnis von Führung: Führungskräfte<br />
sollen durch die <strong>Arbeits</strong>gestaltung dazu beitragen,<br />
dass die Arbeit intrinsisch motivierend ist.<br />
106
Theorien auf der Basis des<br />
Menschenbildes des „self-actualizing<br />
man“<br />
• Maslow: Die Bedürfnispyramide<br />
• Alderfer: ERG-Theorie<br />
• Herzberg et al.: Zweifaktorentheorie<br />
• McGregor: Theorie X <strong>und</strong> Theorie Y<br />
• Argyris: Integration des Individuums <strong>und</strong> der<br />
Organisation<br />
• March et al.: Theorie der Firma<br />
107
Maslow‘s Bedürfnispyramide<br />
Wachstumsmotive <br />
Defizitmotive<br />
Bedürfnis nach<br />
Selbstverwirklichung<br />
Ego-Bedürfnisse (Anerkennung etc.)<br />
Soziale Bedürfnisse (Liebe, Fre<strong>und</strong>schaft etc.)<br />
Sicherheitsbedürfnisse<br />
Pysiologische Bedürfnisse (Nahrung, Schlaf etc.)<br />
108
ERG-Theorie von Alderfer<br />
1. Existence (Gr<strong>und</strong>bedürfnisse)<br />
2. Relatedness (soziale Bedürfnisse)<br />
3. Growth (Entfaltungsbedürfnisse)<br />
Auch ohne Befriedigung der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />
können höhere Bedürfnisse aktiviert werden<br />
109
Prinzipien von Alderfer<br />
1. Frustrations-Hypothese: Ein nicht befriedigtes Bedürfnis wird<br />
dominant<br />
2. Frustrations-Regressions-Hypothese: Wird ein Bedürfnis nicht<br />
befriedigt, so wird das hierarchisch niedrigere dominant<br />
3. Befriedigungs-Progressions-Hypothese: Durch die Befriedung<br />
eines Bedürfnisses wird das hierarchisch höhere aktiviert<br />
4. Frustrations-Progressions-Hypothese: Frustration eines<br />
Bedürfnisses kann zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen <strong>und</strong><br />
auch höhere Bedürfnisse aktivieren<br />
5. Je weniger die Entfaltungsbedürfnisse befriedigt werden, desto<br />
stärker werden die Sozialbedürfnisse<br />
6. Je mehr die Sozialbedürfnisse befriedigt werden, desto stärker<br />
werden die Entfaltungsbedürfnisse<br />
7. Je mehr die Entfaltungsbedürfnisse befriedigt werden, desto<br />
stärker werden sie (Wachstumsbedürfnisse)
Gr<strong>und</strong>aussagen von Alderfer<br />
1. Je weniger die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse befriedigt werden,<br />
desto stärker werden sie<br />
2. Je weniger die sozialen Bedürfnisse befriedigt werden,<br />
desto stärker werden die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />
3. Je mehr die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse befriedigt werden,<br />
desto stärker werden die Sozialbedürfnisse<br />
4. Je weniger die Sozialbedürfnisse befriedigt werden,<br />
desto stärker werden sie
Alderfers Hypothesen<br />
Frustration des<br />
Bedürfnisses<br />
E (Gr<strong>und</strong>-<br />
bedürfnisse)<br />
R (Soziale<br />
Bedürfnisse)<br />
G (Entfaltungs-<br />
bedürfnisse)<br />
Stärke des<br />
Bedürfnisses<br />
(P1, G1)<br />
(P2, G2)<br />
(P1, G4)<br />
(P2, G5)<br />
Befriedigung<br />
des<br />
Bedürfnisses<br />
(P3, G3)<br />
(P3, G6)<br />
(P4, G7)<br />
Anmerkung: Bezug zu Alderfers Theorie: P = Prinzip, G = Gr<strong>und</strong>aussage.
Zweifaktorentheorie von Herzberg,<br />
Mausner <strong>und</strong> Snyderman<br />
Zufriedenheit <strong>und</strong> Unzufriedenheit sind nicht Gegensätze,<br />
sondern voneinander unabhängige Faktoren<br />
Zufriedenheit Keine Zufriedenheit<br />
Unzufriedenheit Keine Unzufriedenheit<br />
113
Herzberg, Mausner & Snyderman:<br />
Motivations-/Zufriedenheitskonzept<br />
Zufriedenheit<br />
(bessere<br />
Kontentbedingungen)<br />
keine<br />
Unzufriedenheit<br />
(bessere Kontextbedingungen)<br />
Unzufriedenheit<br />
(schlechtere<br />
Kontextbedingungen)<br />
keine<br />
Zufriedenheit<br />
(schlechtere<br />
Kontentbedingungen)
Zufriedenheit beziehungsweise keine Zufriedenheit<br />
ist von Motivatoren (Satisfiers, Kontentfaktoren)<br />
abhängig, wie beispielsweise die Tätigkeit an sich,<br />
Anerkennung der eigenen Leistung,<br />
Verantwortung, Aufstiegsmöglichkeiten, etc.<br />
Sind Motivatoren gegeben, kommt es zur<br />
Zufriedenheit; sind sie nicht gegeben, kommt es zu<br />
keiner Zufriedenheit, aber auch nicht<br />
notwendigerweise zu Unzufriedenheit.<br />
115
Unzufriedenheit beziehungsweise keine<br />
Unzufriedenheit ist von Hygienefaktoren<br />
(dissatisfiers, Kontextfaktoren) abhängig, wie<br />
beispielsweise dem Führungsstil, der<br />
Unternehmenspolitik, Bezahlung, <strong>Arbeits</strong>sicherheit,<br />
Beziehung zu anderen <strong>und</strong> äußeren<br />
<strong>Arbeits</strong>bedingungen.<br />
Sind die Hygienefaktoren erfüllt, dann kommt es zu<br />
keiner Unzufriedenheit; sind sie nicht erfüllt, kommt<br />
es zu Unzufriedenheit.<br />
116
Methode der „kritischen Ereignisse“<br />
(„critical incidence technique“)<br />
Herzberg et al. haben in ihren Studien zur<br />
Zweifaktorentheorie die Methode der „kritischen<br />
Ereignisse“ verwendet:<br />
Personen werden dabei nicht nach alltäglichen,<br />
sondern nach besonderen, kritischen<br />
(extremen) Ereignissen befragt.<br />
117
Auszug aus Herzbergs Fragebogen<br />
über „kritische Ereignisse“<br />
Denken Sie an eine Zeit, in der sich ungewöhnlich angenehme oder ungewöhnlich<br />
unangenehme Gefühle aus Ihrer gegenwärtigen berufliche Tätigkeit oder<br />
irgendeiner anderen beruflichen Tätigkeit, die Sie einmal ausübten, ergaben.<br />
Erzählen Sie mir bitte was dabei geschah.<br />
1. Vor wie langer Zeit ereignete sich das?<br />
2. Wie lange hielt dieses Gefühl an? Können sie genau beschreiben , was den<br />
Umschwung der Gefühle auslöste? Wann endete sie?<br />
.....<br />
7. Können Sie ein typisches Beispiel dafür nennen, in welcher Form Ihre<br />
Leistungen bei der Arbeit beeinflusst wurde? Für welche Dauer galt das?<br />
.....<br />
(Nach Beantwortung der Fragen zu einer angenehmen Situation wurde eine<br />
zweite entsprechende Befragung mit den Worten eingeleitet: Sie haben jetzt eine<br />
Zeit beschrieben, in der Sie sich außergewöhnlich gut in Ihrem Beruf fühlten;<br />
bitte denken Sie jetzt an eine andere Zeit, in der Sie sich außergewöhnlich<br />
schlecht in Ihrem Beruf fühlten.<br />
118
Beispiele für Hygienefaktoren <strong>und</strong> Motivatoren<br />
Hygienefaktoren (dissatisfiers) Motivatoren (satisfiers)<br />
Führungsstil<br />
Unternehmenspolitik <strong>und</strong><br />
-verwaltung<br />
äußere <strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />
Beziehungen zu Gleichgestellten,<br />
Untergebenen <strong>und</strong> Vorgesetzten<br />
Status<br />
<strong>Arbeits</strong>sicherheit, Krisensicherheit<br />
Gehalt <strong>und</strong> Sozialleistungen<br />
persönliche berufsbezogene<br />
Lebensbedingungen<br />
Leistung/Tätigkeit selbst<br />
Anerkennung der eigenen<br />
Leistung<br />
Verantwortung<br />
Aufstieg <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />
Möglichkeit zum Wachstum
Folgerungen der Zweifaktorentheorie:<br />
Motivatoren sind so wichtig wie<br />
Hygienefaktoren!<br />
• Klare Ziele der Aufgabe sollten vorgegeben sein, <strong>und</strong><br />
Rückmeldung über den Grad der Zielerreichung soll<br />
rasch erfolgen<br />
• Anerkennung der eigenen Leistung (Bewertung)<br />
• Ausweitung individueller Handlungsspielräume<br />
• Verantwortung <strong>und</strong> Rechte des Einzelnen sollen dem<br />
Umfang der Arbeit entsprechen<br />
• Aufstiegsmöglichkeiten sollten gegeben sein<br />
• Die Möglichkeit zum persönlichen Wachstum durch<br />
Ausdehnung des Handlungsspielraums muss gegeben<br />
sein<br />
120
Theorie X - Theorie Y von McGregor<br />
Theorie X: Der Mensch ist träge <strong>und</strong> faul<br />
Theorie Y: Der Mensch ist verantwortungsbewusst<br />
<strong>und</strong> zeigt Initiative<br />
Je nachdem ob eine Führungskraft der Theorie X<br />
oder Y anhängt wird sie die Mitarbeiter führen, <strong>und</strong><br />
dann gemäß einer selbsterfüllenden Prophezeiung,<br />
das erwartete Verhalten bewirken.<br />
ein Teufelskreis entsteht.<br />
121
Chris Agyris: Integration des<br />
Individuums in die Organisation<br />
Menschen streben nach „psychologischem Erfolg“<br />
Psychologischer Erfolg wird dann erlebt, wenn<br />
<strong>Arbeits</strong>ziele den eigenen Bedürfnissen angepasst<br />
werden können.<br />
Der Handlungsspielraum ist wichtig!<br />
122
Chris Argyris: Mix-Modell als<br />
Organisationsdesign<br />
Ziel der Organisationsstruktur:<br />
• Realisierung der Organisationsziele<br />
• Aufrechterhaltung des internen Systems<br />
• Anpassung an sich ändernde<br />
Umweltbedingungen<br />
Da unterschiedliche Faktoren zu psychologischem<br />
Erfolg führen, wird ein Mix an Strukturen<br />
angestrebt (z. B. neben starken Hierarchien<br />
können auch flache Hierarchien bestehen.<br />
123
March, Simon <strong>und</strong> Cyert: Theorie<br />
der Firma<br />
Die Organisation ist ein System von Individuen die<br />
Entscheidungen fällen.<br />
Bo<strong>und</strong>ed rationality !<br />
Anstatt nutzenmaximierende Lösungen anzustreben,<br />
werden Entscheidungen getroffen, die den Erwartungen<br />
genügen; es werden zuerst bekannte Lösungen überlegt<br />
<strong>und</strong> nur wenn unbedingt nötig, wird nach neuen Lösungen<br />
gesucht; es wird auf Probleme gewartet zu denen eine<br />
bekannte Lösung passt.<br />
124
Das Organisationsdesign soll dem menschlichen<br />
Entscheidungsverhalten angepasst sein, d. h.<br />
Unterschiedliches Design, je nach Situation.<br />
Jene Arbeiten, die Maschinen besser erledigen<br />
können, sollen Maschinen machen; jene<br />
Tätigkeiten die Menschen besser verrichten<br />
können, sollen Menschen ausführen.<br />
125
Menschenbild<br />
„Complex man“<br />
126
Complex man<br />
• Bedürfnisse variieren inter- <strong>und</strong> intraindividuell<br />
• Motive sind miteinander verwoben (Geld als<br />
materielles <strong>und</strong> psychologisches Motiv!)<br />
• Innerhalb der Organisation entwickeln die<br />
Mitglieder neue Bedürfnisse<br />
• Personen können in unterschiedlichen<br />
Organisationen <strong>und</strong> in unterschiedlichen<br />
Bereichen verschiedene Motive verfolgen<br />
• <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> Produktivität werden<br />
durch Motive, Art der Aufgabe, Fertigkeiten,<br />
Fähigkeiten beeinflusst<br />
127
Das Menschenbild des „complex man“ versucht alle<br />
Aspekte der anderen Menschenbilder zu<br />
integrieren. Eine vereinfachende, generalisierte<br />
Sichtweise wird überw<strong>und</strong>en.<br />
Neuer Anspruch an Führungskräfte: „Es gibt keinen<br />
einzig richtigen Weg, keinen „best way“. Die<br />
Führungskräfte sollten gute Diagnostiker sein, um<br />
herauszufinden, welches Bedürfnis in welcher<br />
Situation bei welchen Arbeitnehmern vorherrscht.<br />
128
Vom „complex man“ beeinflusste<br />
Organisationstheorien<br />
• Kontingenztheorien<br />
• Theorie des Organisierens von Karl Weick<br />
• Kulturtheorie von Edgar Schein<br />
• „New Public Management“<br />
129
Kontingenztheorien<br />
(Theorien von Galbraith & Mintzberg)<br />
• Einen „one best way“ gibt es nicht<br />
• Die Umwelt ist eine bedeutsame, moderierende<br />
Variable<br />
• Kontingenztheorien sind nicht-normative, auf<br />
Anwendbarkeit ausgerichtete Theorien, deren<br />
Wurzeln in den empirischen Wissenschaften<br />
liegen<br />
130
Der Umwelt Aspekt wird über Unsicherheit <strong>und</strong><br />
Komplexität gemessen.<br />
Die Umwelt ist umso unsicherer <strong>und</strong> komplexer, je<br />
weniger vorhersagbar Konsumverhalten, Politik,<br />
Technik, etc. sind.<br />
Das Unternehmen kann sich an die Umwelt<br />
anpassen. Besonders wichtig sind daher die<br />
Kontaktstellen zwischen Organisation <strong>und</strong> Umwelt,<br />
welche die Umwelt beobachten <strong>und</strong> die<br />
Organisation beschützen.<br />
131
Die Organisationsstruktur, die der Umwelt<br />
entsprechen soll, kann zwischen<br />
mechanistischer <strong>und</strong> organischer Struktur<br />
variieren.<br />
Mechanistische Organisation (für eine stabile Umwelt)<br />
• Stark standardisierte Routineabläufe (z. B.<br />
McDonalds, bürokratische Strukturen)<br />
Organische Organisation (für eine stark unsichere<br />
Umwelt)<br />
• Nicht standardisierte Ablaufstrukturen<br />
• Eher Generalisten, die Selbstkontrolle <strong>und</strong> bereit<br />
sind zur aktiven Teilnahme an Entscheidungen<br />
132
Die Organisation als<br />
informationsverarbeitendes System von<br />
Galbraith<br />
Das Design der Organisation soll der Unsicherheit<br />
der Aufgaben angepasst sein.<br />
Unsicherheit = Differenz zwischen der Information,<br />
die gebraucht wird <strong>und</strong> der Information, über<br />
welche eine Organisation bereits verfügt<br />
133
Wege um ein optimales Verhältnis<br />
zwischen Informationsmenge <strong>und</strong><br />
Verarbeitungskapazität herzustellen:<br />
• Verringerung der Leistung oder Einrichtung<br />
von Reserven (Akzeptanz höherer Fehlerquoten,<br />
längere Produktionszeiten einplanen etc.)<br />
• Einrichtung von unabhängigen Gruppen oder<br />
Abteilungen (multidivisionale Gruppen mit einem<br />
Ziel z. B. Produkt, Markt, haben den Vorteil, dass die<br />
Orte wo die Information gesammelt wird <strong>und</strong><br />
Entscheidungen gefällt werden näher beisammen<br />
liegen)<br />
134
• Einführung eines vertikalen<br />
Informationssystems (Informationen werden erfasst<br />
wo sie entstehen <strong>und</strong> dort hingeleitet wo sie gebracht<br />
werden z. B. Datenbanken)<br />
• Unterstützung von „lateralen“ Beziehungen <strong>und</strong><br />
Austausch (direkten Kontakt fördern, z. B. durch<br />
Pausenräume, Kontaktpersonen für jede Abteilung<br />
einrichten)<br />
135
Organisationsdesign als Ausdruck von<br />
Macht nach Mintzberg<br />
Organisationen sind Arenen, in denen um Macht<br />
„gespielt“ wird.<br />
Macht hat jene Person, die<br />
• über Machtmittel verfügt,<br />
• die Energie aufbringt, Macht auszuüben, wenn<br />
dies notwendig ist <strong>und</strong> die<br />
• Macht in taktischer Weise einbringt.<br />
136
Die Art der Organisationsform hängt<br />
davon ab, ob Macht von außen oder von<br />
innen ausgeübt wird<br />
• Instrumente: Organisationen, die von außen gesteuert<br />
<strong>und</strong> bürokratisch organisiert sind, z. B. Feuerwehr<br />
• Geschlossene Systeme: Organisationen die von innen<br />
gesteuert <strong>und</strong> bürokratisch organisiert sind, z. B. große<br />
Firmen beziehungsweise „reife Unternehmen“<br />
• Organisationen mit Missionen: von innen gesteuert<br />
(durch Ideologie) mit flachen Hierarchien <strong>und</strong><br />
dezentralen Entscheidungen, z. B. Hilfsorganisationen<br />
137
• Autokratie: Organisationen die von innen gesteuert<br />
(einer Person der Leitungsspitze) mit flachen Hierarchien<br />
<strong>und</strong> flexiblen Strukturen z. B. Unternehmen von<br />
Unternehmensgründer<br />
• Meriokratie: wird von innen gesteuert (über Fertigkeiten<br />
<strong>und</strong> Wissen) mit intransparenten Aufstiegskriterien z. B.<br />
Universitäten<br />
• Politische Arenen: alle Teilnehmer (interne <strong>und</strong> externe)<br />
sind am Machtspiel beteiligt z. B. während Krisen oder<br />
Veränderungen in Unternehmen<br />
138
Theorie des Organisierens von Karl Weick<br />
Da die organisationale Wirklichkeit subjektiv<br />
konstruiert wird, gibt es eine Vielzahl von<br />
möglichen Interpretationen der Realität<br />
Über sozialen Diskurs wird Bedeutung („sense<br />
making“) beziehungsweise Realität erschaffen<br />
139
Drei Stufen auf der Suche nach Bedeutung<br />
1) Am Anfang steht die Handlung: Sie produziert die dahinter liegende<br />
Strategie<br />
2) Handlungen wird Bedeutung zugeschrieben: Über die Diskussion<br />
mit anderen engt sich die Bedeutung der Handlung auf eine<br />
Interpretation ein - Symbole, Labes, Klassifikationen helfen, dass die<br />
Bedeutung der Handlung verstanden wird<br />
3) Informationen werden gespeichert: Informationen werden selektiert,<br />
gespeichert <strong>und</strong> vom Individuum <strong>und</strong> der Organisation erinnert. Die<br />
Erinnerungen stellen eine Landkarte dar, in der weitere Erfahrungen<br />
eingeordnet werden. Damit wird eine soziale Identität aufgebaut<br />
Die Erinnerungen führen auch zu Standardlösungen die Verhindern,<br />
dass neue Aspekte der Umwelt erkannt werden - daher ist es wichtig,<br />
dass, was erinnert wird, ständig überprüft <strong>und</strong> kritisch hinterfragt wird.<br />
140
• Die Theorie von Karl Weick impliziert ein<br />
Organisationsverständnis, das Bezüge zum<br />
psychologischen Konstruktivismus (Watzlawik,<br />
1981) aufweist.<br />
• Weick (1977) betrachtet Organisationen als<br />
(partiell) geschlossene Systeme, als Einheiten,<br />
die ihre Welt <strong>und</strong> Identität ständig selbst<br />
konstruieren.<br />
141
Nach Weick kann die Entwicklung der Organisation<br />
bewusst gesteuert werden, wenn die eigene<br />
Beteiligung an der Konstruktion der Wirklichkeit<br />
aufgezeigt wird.<br />
Veränderungen sind möglich, wenn kurzfristig<br />
kreatives Chaos zugelassen wird – wenn<br />
eingefahrene Wahrnehmungstendenzen,<br />
Denkstrukturen <strong>und</strong> Tätigkeitsroutinen<br />
durchbrochen werden.<br />
142
Kulturtheorie von Edgar Schein<br />
Organisationskultur ist ein Muster von<br />
Gr<strong>und</strong>annahmen, welche von einer Organisation<br />
gelernt wurden <strong>und</strong> den Mitgliedern der<br />
Organisation im Sozialisationsprozess<br />
weitergegeben werden.<br />
Abläufe der Organisation können nur verstanden<br />
werden, wenn die spezifische Kultur analysiert<br />
wird.<br />
143
• Kultur ist ein Medium, das Menschen über Werte<br />
<strong>und</strong> Normen, Bedeutungen <strong>und</strong> Annahmen<br />
verbindet.<br />
• Kultur äussert sich auf charakteristische Weise in<br />
Artefakten, in der Sprache, in Handlungen.<br />
• Die Organisationskultur umfasst<br />
Gr<strong>und</strong>annahmen, Werte <strong>und</strong> Normen sowie<br />
Artefakte.<br />
• Zu analysieren ist der organisatorische Alltag <strong>und</strong><br />
nicht das, was im Funktionsplan eines Betriebes<br />
steht.<br />
144
Wie wird Organisationskultur sichtbar?<br />
• In symbolischen Überlagerungen mittels Sprache (Witz,<br />
Geschichten, Sprüche, etc.)<br />
• In überprägnanten Realitätsmodellen der Umwelt- <strong>und</strong><br />
Dinggestaltung (Architektur, Logos, etc.)<br />
• In Mythen <strong>und</strong> nicht hinterfragten Annahmen zur<br />
Begründung von Zielen (Rationalität, Effektivität,<br />
Loyalität)<br />
• In Verhaltenscodes <strong>und</strong> Beziehungsregeln (Rollen,<br />
Spiele, Bündnisse)<br />
• In Bräuchen, Ritualen, Zeremonien zur<br />
Symbolwertsteigerung herausragender Ereignisse<br />
(Einstand, Beförderung, Pensionierung)<br />
145
Kultur wird in sozialen Interaktionen<br />
entwickelt <strong>und</strong> geformt<br />
• Die Gründer eines Unternehmens legen das F<strong>und</strong>ament<br />
für die Kultur - die ersten Entscheidungen werden<br />
getroffen, wie die Organisation sich an die Umwelt<br />
anpassen kann, welche Ziele wie verfolgt werden etc.<br />
• Die Organisationskultur wird von den Führungskräften<br />
getragen<br />
• Um die Organisationskultur zu stabilisieren, werden<br />
Personen als Mitglieder ausgewählt, die in ihren Werten<br />
zur Organisation passen.<br />
• Neue Mitglieder werden am <strong>Arbeits</strong>platz sozialisiert<br />
(<strong>Arbeits</strong>zeiten, Kleidung, Umgang, etc.)<br />
146
Das Konzept der Organisationskultur kann<br />
verwendet werden, um bei Schwächen im<br />
Organisationsablauf dahinter liegende<br />
Gr<strong>und</strong>annahmen aufzudecken <strong>und</strong> zu<br />
verändern.<br />
147
New Public Management<br />
Ziel: Verbesserung der Effizienz <strong>und</strong> Effektivität in<br />
der öffentlichen Verwaltung<br />
8 Gr<strong>und</strong>sätze<br />
148
8 Gr<strong>und</strong>sätze:<br />
1) Neue Organisationsstrukturen,<br />
Verantwortungsdeligation (z. B. Trennung von<br />
Leistungsfinanzierern <strong>und</strong> -erbringern)<br />
2) Neue Steuerungsinstrumente <strong>und</strong> -mechianismen (z. B.<br />
neue Kosten- <strong>und</strong> Leistungsindikatoren, Evaluationen, etc.)<br />
3) Neue politische Führung <strong>und</strong> administrative Verantwortung<br />
(z. B. Trennung von Politik <strong>und</strong> Verwaltung)<br />
4) Neue Produkt- <strong>und</strong> Qualitätsorientierung (z. B.<br />
K<strong>und</strong>enorientierung, Serviceorientierung)<br />
5) Modere Personalführung<br />
6) Neue Verwaltung der Finanzen (z. B. dezentrale<br />
Kostenrechnungen)<br />
7) Neues Management von Leistung (z. B. systematische<br />
Messung von Kosten <strong>und</strong> Leistungen)<br />
8) Ablaufprozesse innerhalb der Verwaltung analysieren <strong>und</strong><br />
verbessern (z. B. mit professionellen<br />
Organisationsentwicklern)<br />
149
Blick in die<br />
Zukunft<br />
150
Veränderungen in der <strong>Arbeits</strong>welt<br />
• Möglichkeiten der Informationstechnologien (Zeit<strong>und</strong><br />
Ortsgeb<strong>und</strong>enheit wird aufgehoben, z. B.<br />
Telearbeit)<br />
• Soziodemografische Veränderungen (die<br />
Alterspyramide wird „auf den Kopf gestellt“)<br />
• Veränderte <strong>Arbeits</strong>strukturen (Verknappung oder<br />
Überangebot von Arbeit, alternative Formen der<br />
Arbeit)<br />
151
Horx (2001) beschreibt den Übergang<br />
zu einer Wissenskultur anhand von 7<br />
Paradigmen<br />
1) Dienstleistungs-Demokratie: wechselseitige<br />
Abhängigkeiten nehmen zu, Respekt <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />
als neue Anforderungen für den Alltag<br />
2) Neue Nachhaltigkeit: Zusammenarbeit von Politik <strong>und</strong><br />
Wirtschaft, soziales Engagement von Firmen<br />
3) Soft-Individualität: Werte wie Fairness, Toleranz,<br />
Höflichkeit etc. sind Kennzeichen der Wissensökonomie<br />
152
4) Glokalismus: geografische Grenzen verlieren ihre<br />
Bedeutung <strong>und</strong> gleichzeitig vermehrtes „lokales<br />
Bewusstsein“<br />
5) Kapital des Vertrauens: Vertrauen ersetzt die fehlende<br />
Kontrollierbarkeit<br />
6) Der wachsende Mensch: Lebenslanges Lernen <strong>und</strong><br />
ganzheitliche Sichtweisen gewinnen an Bedeutung<br />
7) Überwindung der Spaltung: Antagonismen wie entweder<br />
oder, schwarz oder weiß sind nicht aufrechtzuerhalten<br />
(z. B. Verschmelzung von Arbeit <strong>und</strong> Freizeit)<br />
153
In einer Wissensökonomie ist die Persönlichkeit<br />
der arbeitenden Menschen als Basis der<br />
Produktivität wichtig.<br />
Horx (2001) hält ein Persönlichkeitsbild für wichtig,<br />
welches sich auszeichnet durch:<br />
• Skills (beruflichen Fertigkeiten: Web-Designer)<br />
• Smarts (soziale Talente: Teamfähigkeit)<br />
• Talents (kreative Fähigkeiten:<br />
Sprachkompetenz).<br />
154
Da Wissensarbeiter keine Untergebenen im eigentlichen<br />
Sinne sind, kommen auf Unternehmen neue Anforderungen<br />
zu. Unternehmen können Wissensarbeiter gewinnen, wenn<br />
sie die folgenden 3 Rs als Strategie anwenden:<br />
• Recruitment: Personalsuche, geprägt von Marketing<br />
• Retention: Halten der Mitarbeiter, indem diesen<br />
Angebote gemacht werden, z. B.<br />
Firmenkindergarten<br />
• Resilience: Widerstandsfähigkeit der Mitarbeiter<br />
stärken, Förderung der Work-Life-<br />
Balance<br />
155
Neue Organisationskonzepte<br />
• Die „lernende Organisation“<br />
• Die „virtuelle Organisation“<br />
• Die „feminine Theorie“ der konsensualen<br />
Organisation<br />
156
Die lernende Organisation<br />
(Agyris & Schön (1978,1996); Senge, 1990)<br />
Die lernende Organisation reagiert nicht nur auf Veränderungen,<br />
sondern antizipiert <strong>und</strong> steuert diese vorausschauend.<br />
Lernen stellt sowohl für die Individuen als auch für die<br />
Organisationen einen Prozess der Aneignung von Informationen<br />
dar – dies ist die Notwendige Voraussetzung für das<br />
Funktionieren von Organisationen.<br />
Lernen wird ausgelöst, wenn tatsächliche Handlungsergebnisse<br />
von den erwarteten abweichen <strong>und</strong> Untersuchungen für die<br />
Ursache dieser Abweichungen angestellt werden.<br />
Um die Lernerfahrungen sichtbar zu machen, bedarf es einer<br />
Verankerung des Lernergebnisse in äußeren <strong>und</strong> sichtbaren<br />
Hinweisfunktionen (z. B. Diagrammen, Programmen,<br />
Organisationspläne).<br />
157
2 Arten von Lernprozessen<br />
1) Single-loop Lernen (adaptives Lernen):<br />
Anpassen an klar definierte Unternehmensziele;<br />
Werte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ausrichtung des<br />
Unternehmens bleiben stabil<br />
2) Double-loop Lernen (generatives Lernen): auch<br />
die Ziele selbst können angepasst werden; die<br />
Organisation als selbstorganisiertes System,<br />
das auch Veränderungen antizipieren kann<br />
158
Erfolgreiche lernende Organisationen<br />
vereinen 5 Fähigkeiten<br />
1) Personal Mastery: Streben nach persönlicher<br />
Meisterschaft; konsequentes Verwirklichen der eigenen<br />
Ziele<br />
2) Mentale Modelle: Vereinfachungen, Konstruktionen der<br />
Wirklichkeit die bestimmen was wahrgenommen wird<br />
3) Gemeinsame Vision: Antwort auf die Frage, was durch das<br />
Unternehmen geschaffen werden soll; vereint <strong>und</strong> spornt<br />
an<br />
4) Team-Lernen: Fertigkeit, individuelle Intelligenz <strong>und</strong><br />
Stärken in einem Team bündeln<br />
5) Systemdenken: integriert die zuvor genannten Disziplinen;<br />
Ganzheiten <strong>und</strong> Zusammenhänge erkennen<br />
159
Die virtuelle Organisation<br />
(Davidow <strong>und</strong> Malone, 1992)<br />
Virtuelle Organisationen sind anpassungsfähige<br />
Organisationen, die mit Hilfe von<br />
Informationstechnologien in einem interaktiven<br />
Austausch mit ihren Lieferanten <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />
stehen, um in kurzer Zeit ein auf die<br />
K<strong>und</strong>enwünsche abgestimmtes Produkt<br />
herzustellen.<br />
160
3 Merkmale der virtuellen Organisation<br />
1) Informationstechnologien: Mit dem Ziel<br />
eingesetzt, die richtige Information zur richtigen<br />
Zeit verfügbar zu haben.<br />
2) Beziehungsgeflecht zu Lieferantn <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en:<br />
Die Abgrenzung zu Lieferfirmen, Vertrieb <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>en ist unscharf.<br />
3) Schlanke Organisation (Lean production):<br />
Autonome <strong>Arbeits</strong>gruppen <strong>und</strong> flache<br />
Hierarchien führen „just-in-time- Produktion“<br />
um; minimierte Lagerbestände.<br />
161
Feminine Theorie der konsensualen<br />
Organisation<br />
Ziele<br />
• Human gestaltete Arbeit<br />
• Aufhebung der Entfremdung von der Arbeit<br />
• Identifikation der MitarbeiterInnen mit dem<br />
Unternehmen<br />
• Ablehnung von Machtspielen<br />
• Entscheidungen werden im Konsens mit allen<br />
Mitgliedern getroffen<br />
• Verringerung der Hierarchien<br />
162
6 Merkmale der femininen Organisation<br />
1) Organisationsmitglieder werden als Individuen<br />
geschätzt<br />
2) Soziale Beziehungen sind ein Wert für sich<br />
3) Die feminine Organisation fühlt sich für das<br />
persönlichen Wachstum ihrer Mitglieder<br />
verantwortlich<br />
4) Die Organisation soll eine Gemeinschaft sein, in<br />
der die Mitglieder einander vertrauen <strong>und</strong> für<br />
einander sorgen<br />
5) Macht <strong>und</strong> Einfluss wird auf alle aufgeteilt<br />
163
Bedingungsloses Gr<strong>und</strong>einkommen<br />
Video<br />
164
<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
165
<strong>Arbeits</strong>gestaltung - Überblick<br />
• Analyse der Arbeit: Auftrags- <strong>und</strong> Bedingungsanalyse,<br />
Tätigkeitsanalyse, Messung der Auswirkung der Arbeit<br />
• Bewertung der Arbeit: Tätigkeitsbewertungssystem,<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit, Stress<br />
• <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
166
Analyse der Arbeit<br />
168
<strong>Arbeits</strong>analyse<br />
Zur Zeit des „scientific management“ war das Ziel<br />
der <strong>Arbeits</strong>analyse, die effizienteste<br />
Führungsweise unabhängig von individuellen<br />
Eigenheiten zu finden.<br />
Heute ist die <strong>Arbeits</strong>analyse gefordert Autonomie,<br />
Selbstregulation <strong>und</strong> eine optimale Abstimmung<br />
zwischen Mensch, Maschine <strong>und</strong> Organisation zu<br />
finden.<br />
169
Die <strong>Arbeits</strong>analyse umfasst …<br />
• Objektive Faktoren: Unter welchen Bedingungen<br />
sind welche <strong>Arbeits</strong>aufträge zu erledigen?<br />
• Subjektive Faktoren: Wie werden die<br />
<strong>Arbeits</strong>aufträge subjektiv interpretiert <strong>und</strong> welche<br />
konkreten Tätigkeiten werden durchgeführt?<br />
170
Die <strong>Arbeits</strong>analyse ist<br />
funktionsorientiert<br />
<strong>und</strong>/oder<br />
autonomieorientiert.<br />
171
Merkmale der funktions- <strong>und</strong> der autonomieorientierten<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse (Schüpbach, 1993)<br />
Gr<strong>und</strong>lagen Funktionsorientierte<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse<br />
Organisationsmodell Zentrale Planung <strong>und</strong><br />
Steuerung aller<br />
<strong>Arbeits</strong>abläufe von<br />
Mensch <strong>und</strong> Technik<br />
(Trennung von Denken<br />
<strong>und</strong> Tun)<br />
Menschenbild Der Mensch erbringt nur<br />
dann eine gute Leistung,<br />
wenn er genau<br />
angewiesen <strong>und</strong><br />
kontrolliert wird<br />
Verhältnis<br />
Mensch/Technik<br />
Kontrolle des Menschen<br />
durch den technischen<br />
Prozess<br />
Autonomieorientierte<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse<br />
Lokale Selbstregulation<br />
im Rahmen einer zentralen<br />
Rahmenplanung<br />
(Einheit von Denken <strong>und</strong><br />
Tun)<br />
Der Mensch erbringt nur<br />
dann eine gute Leistung,<br />
wenn er genau<br />
angewiesen <strong>und</strong><br />
kontrolliert wird<br />
Kontrolle des<br />
technischen Prozesses<br />
durch den Menschen<br />
172
Analysemodell Funktionsorientierte<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse<br />
Ziel der Analyse Den einen, besten Weg<br />
der <strong>Arbeits</strong>vollzüge<br />
ermitteln; die dafür am<br />
besten geeigneten<br />
<strong>Arbeits</strong>kräfte finden<br />
Analysestrategie „Analytische“<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse:<br />
Zergliederung der<br />
<strong>Arbeits</strong>abläufe; getrennte<br />
Betrachtung von<br />
Mensch, Technik <strong>und</strong><br />
Organisation<br />
Analysebereich Einfache manuelle<br />
Arbeiten <strong>und</strong> technische<br />
Einrichtungen<br />
Autonomieorientierte<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse<br />
Eine optimale Abstimmung<br />
von Mensch, Technik <strong>und</strong><br />
Organisation finden; die<br />
Mitarbeiter umfassend<br />
qualifizieren<br />
„Synthetische“<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse:<br />
Ganzheitliche Betrachtung<br />
von <strong>Arbeits</strong>abläufen;<br />
Zusammenführen von<br />
Mensch, Technik <strong>und</strong><br />
Organisation<br />
<strong>Arbeits</strong>systeme: Komplexe<br />
<strong>Arbeits</strong>aufgaben <strong>und</strong><br />
technische Systeme;<br />
<strong>Arbeits</strong>tätigkeiten<br />
173
Analysemodell Funktionsorientierte<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse<br />
Analysedimension Strukturen; elementare<br />
Funktionen <strong>und</strong> deren<br />
lineare Verknüpfung;<br />
Anforderungen; erforderliche<br />
Qualifikationen<br />
Theoretische<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Gr<strong>und</strong>legende<br />
Analysemethode<br />
S-(O)-R-Verhaltensmodell;<br />
technische<br />
Steuerungsmodelle<br />
Autonomieorientierte<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse<br />
Prozesse <strong>und</strong> deren<br />
Lenkung; komplexe<br />
Beziehungen <strong>und</strong><br />
Rückwirkungen;<br />
Handlungsspielräume;<br />
Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
Systemische Modelle; soziotechnischer<br />
Systemansatz;<br />
tätigkeits- <strong>und</strong> handlungs-<br />
theoretische Ansätze<br />
Experimentelle Analysen Beobachtungsinterviews;<br />
systematische<br />
Beobachtungen (eventuell<br />
ergänzt durch experimentelle<br />
Analysen)<br />
174
Analyseschritte (Ulich, 2001)<br />
1) Psychologische Auftrags- <strong>und</strong><br />
Bedingungsanalyse<br />
2) <strong>Arbeits</strong>tätigkeit <strong>und</strong> erforderliche<br />
Regulationsbedingungen<br />
3) Auswirkungen der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit auf das<br />
Erleben <strong>und</strong> Befinden<br />
175
1) Auftrags- <strong>und</strong><br />
Bedingungsanalyse<br />
176
Schritte der Auftrags- <strong>und</strong> Bedingungsanalyse der<br />
objektiven <strong>Arbeits</strong>situation <strong>und</strong> Erfassungsmethoden<br />
1) Technologische Gliederung des Produktionsprozesses<br />
2) Angabe der Funktion der Aufträge für den<br />
Produktionsprozess<br />
3) Kennzeichnung der <strong>Arbeits</strong>teilung<br />
4) Strukturbeschreibung von <strong>Arbeits</strong>aufträgen<br />
5) Kennzeichnung der Freiheitsgrade<br />
a) Bewältigung der einzelnen <strong>Arbeits</strong>aufträge<br />
b) Organisation der Abfolge aller Aufträge<br />
6) Kennzeichnung der zeitlichen Eigenschaften der<br />
<strong>Arbeits</strong>aufträge<br />
Dokumentenanalyse<br />
Wiederholungshäufigkeit,<br />
Ausführungsdauer der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />
erfassen<br />
Kenntlich machen der<br />
Konsequenzen<br />
Fragen der<br />
Aufgabengestaltung<br />
werden beantwortet<br />
Kennzeichnen der<br />
Grobstruktur<br />
objektive <strong>und</strong><br />
subjektive<br />
Möglichkeiten<br />
177
<strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />
• <strong>Arbeits</strong>bedingungen werden in der Auftragsanalyse<br />
festgestellt,<br />
• sind Gegebenheiten, die im Produktionsprozess auftreten<br />
<strong>und</strong> die <strong>Arbeits</strong>tätigkeit <strong>und</strong>/oder das -ergebnis<br />
beeinflussen.<br />
Äußere <strong>Arbeits</strong>bedingungen wirken unmittelbar (Lärm,<br />
Schmutz) oder werde psychisch verarbeitet, durch die<br />
inneren Voraussetzungen „gebrochen“ (Prämie wirkt über<br />
Umwege auf die Muskelleistung) <strong>und</strong> wirken so auf die<br />
<strong>Arbeits</strong>tätigkeit <strong>und</strong> das -ergebnis.<br />
Innere <strong>Arbeits</strong>bedingungen sind beim Arbeitenden als<br />
Leistungsvoraussetzung vorliegende personale<br />
Bedingungen.<br />
178
Äußere <strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />
• Allgemeine <strong>Arbeits</strong>bedingungen: z. B.<br />
Standortbedingungen, Erwerbsform,<br />
<strong>Arbeits</strong>marktsituation, Art des<br />
Beschäftigungsverhältnisses, <strong>Arbeits</strong>ort, -raum, Licht,<br />
Lärm, Witterungseinflüsse<br />
• <strong>Arbeits</strong>platzspezifische Bedingungen: z. B.<br />
fester/wechselnder <strong>Arbeits</strong>platz, vorhandene<br />
Technologien, Kooperations-/Kommunikationsformen,<br />
Haltung am <strong>Arbeits</strong>platz<br />
• <strong>Arbeits</strong>tätigkeitsspezifische <strong>Arbeits</strong>bedingungen: z. B.<br />
Grad vorgeschriebener Vorgehensregeln, Vorgabezeiten,<br />
technische Einrichtungen <strong>und</strong> Programme<br />
179
Innere <strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />
• Habituelle Leistungsvoraussetzungen: z. B. Konstitution,<br />
Ges<strong>und</strong>heitszustand, Einstellung, Erfahrung,<br />
Fertigkeiten, Fähigkeiten.<br />
• Aktuelle Leistungsvoraussetzungen: z. B. Geübtheit,<br />
Motivation, Ermüdung, Stresszustand,<br />
Monotoniezustand.<br />
180
Soziotechnische Systemanalyse<br />
Die soziotechnische Systemanalyse liefert<br />
Ansätze für die gemeinsame Optimierung des<br />
sozialen <strong>und</strong> technischen Systems (9 Schritte):<br />
1) Grobanalyse des Produktionssystems <strong>und</strong> seiner<br />
Umwelt (Fabriken-Layout, Organisationsstruktur)<br />
2) <strong>Arbeits</strong>ablaufanalyse der materiellen<br />
Transformationsprozesse (Input, Transformation, Output)<br />
3) Schwachstellenanalyse zur Ermittlung von<br />
Schwankungen im Produktionsprozess<br />
181
4) Analyse des sozialen Systems<br />
zur Beschreibung der Hierarchie, der horizontalen<br />
Mobilität etc.<br />
5) Analyse der Rollenwahrnehmungen der Mitarbeiter<br />
6) Beschreibung des Instandhaltungssystems (Wartungs<strong>und</strong><br />
Erhaltungsarbeiten)<br />
7) Beschreibung des Versorgungs- <strong>und</strong> Abnehmersystems<br />
8) Analyse von Unternehmenspolitik <strong>und</strong> -planung zur<br />
Erfassung der Unternehmensziele<br />
9) Erarbeitung von Gestaltungsvorschlägen,<br />
Veränderungsvorschlägen<br />
182
2) Tätigkeitsanalyse<br />
183
Tätigkeitsanalyse<br />
• Die Tätigkeitsanalyse stellt die subjektive<br />
Analyseebene dar,<br />
• bezieht sich auf den Prozess, der psychischen<br />
Struktur <strong>und</strong> Regulation menschlicher<br />
<strong>Arbeits</strong>tätigkeit im Zusammenhand mit inneren<br />
Bedingungen.<br />
Die psychische Struktur ist die subjektiv erarbeitete,<br />
redefinierte mentale Abbildung der objektiv<br />
gegebenen <strong>Arbeits</strong>tätigkeit.<br />
184
Handlungstheorie von W. Hacker<br />
(Basis der Tätigkeitsanalyse)<br />
Arbeit:<br />
• ist bewusste, zielgerichtete Tätigkeit;<br />
• gerichtet auf die Verwirklichung eines Ziels als<br />
vorweggenommenes Resultat, dass<br />
• vor dem Handeln ideell gegeben war;<br />
• sie wird willensmäßig auf das bewusste Ziel hin reguliert;<br />
• bei der Herstellung des Produkts formt sich zugleich die<br />
Persönlichkeit <strong>und</strong> die Einstellungen.<br />
• Jede <strong>Arbeits</strong>tätigkeit ist gesellschaftlich bestimmt<br />
beziehungsweise eingebettet.<br />
185
• Zielgerichtete Handlungen sind die kleinste<br />
Einheit der Tätigkeitsanalyse<br />
• Handlungen setzen sich aus Operationen <strong>und</strong><br />
Bewegungen zusammen<br />
• Operationen sind unselbstständige<br />
Teilhandlungen die nicht bewusst werden<br />
186
Folgenden Rahmenbedingungen<br />
sind zu beachten:<br />
• Arbeit als gesellschaftlicher Prozess wirkt sich<br />
auf die Motivation aus<br />
• Arbeit als Bestandteil eines umfassenden<br />
Produktionsprozesses mit oder ohne<br />
Eingriffspunkten (Bedientätigkeiten,<br />
Steuerungstätigkeiten)<br />
• Eingriffspunkte erlauben verschiedene Arten des<br />
Eingreifens. Die Vielfalt der<br />
Eingriffsmöglichkeiten bestimmt die<br />
Freiheitsgrade einer Tätigkeit<br />
187
Die psychische Struktur umfasst<br />
• Entwürfe von Handlungsprogrammen<br />
(antizipiertes Endergebnis)<br />
• Entscheidungen, welche Wege <strong>und</strong> Mittel zum<br />
Ziel führen<br />
• Kontrolle der Soll-Ist-Divergenzen<br />
188
Überblick über Glieder <strong>und</strong> Zusammenhänge der<br />
psychischen Regulation von <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten<br />
Ausführungsregulation <br />
Antriebsregulation<br />
Handlungsvorbereitung<br />
Richten<br />
Motiv, Ziel<br />
Orientierung (für<br />
Zieldifferenzierung;<br />
Mittel-Weg-Prüfung;<br />
Hypothesenbildung)<br />
Entwerfen von<br />
Aktionsprogrammen<br />
Entscheiden<br />
Handlungsvollzug<br />
Vorsatz Entschließen<br />
Hierarchisches<br />
Ergebnismodell (Ziele);<br />
hierarchisches<br />
Tätigkeitsmodell<br />
(Aktionsprogramm)<br />
Kontrollieren<br />
189<br />
T-O-T-E-Einheiten
Die Aufgabe der psychischen Struktur ist,<br />
die Tätigkeit so auszurichten, dass ein Ist-<br />
Zustand in einen Soll-Zustand überführt<br />
werden kann – Menschen bilden sich von<br />
diesem Vorgang ein inneres Modell – das<br />
operative Abbildsystem.<br />
190
Operatives Abbildsystem<br />
Die Differenziertheit dieses inneren Aktionsprogramms<br />
determiniert die Güte des an ihm orientierten Handelns.<br />
bildet alle Abschnitte der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit ab: gewünschte<br />
Zielvorgaben, Wissen um Rohstoffe, Funktionsweisen von<br />
Maschinen, Eingriffspunkte in den Produktionsprozess,<br />
subjektive Freiheitsgrade,<br />
fungiert als Sollwert beim rückgekoppelten Soll-Ist-Vergleich,<br />
entspricht einem Prototyp oder Schema <strong>und</strong> ist<br />
besonders effektiv, wenn es aus visuell-anschaulichen <strong>und</strong><br />
begrifflich-abstrakten Doppelkodierungen besteht. In diesem<br />
Fall ist ein schnelles Abrufen von Informationen<br />
gewährleistet.<br />
191
Spitzenkönner verdanken ihre<br />
hervorragende Leistung einem<br />
besonders effektiv ausdifferenzierten<br />
operativen Abbildsystem !<br />
192
Leistungsunterschiede zwischen<br />
Spitzenarbeitern <strong>und</strong> anderen Bedienern von<br />
Kreuzspulmaschinen in der Textilbranche<br />
Bereich Kriterien Richtung Statistische<br />
Signifikanz<br />
<strong>Arbeits</strong>intensität • Ausnutzung<br />
der <strong>Arbeits</strong>zeit<br />
Sensumotorische<br />
Fertigkeiten<br />
• <strong>Arbeits</strong>tempo<br />
• Verrichtung A<br />
• Verrichtung B<br />
höher<br />
höher<br />
schneller<br />
schneller<br />
nicht signifikant<br />
nicht signifikant<br />
nicht signifikant<br />
nicht signifikant<br />
193
Bereich Kriterien Richtung Statistische<br />
Signifikanz<br />
Mentale • Suche nach<br />
kürzer<br />
Regulations- Fehlerursachen<br />
• Fehlerverhütende<br />
Verrichtungen<br />
häufiger<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
von <strong>Arbeits</strong>verfahren<br />
• Unterbrechung langer<br />
Tätigkeiten zugunsten<br />
kürzer<br />
• Organisieren<br />
bedienfreier<br />
Laufperioden<br />
• Kenntnis der<br />
Auftrittshäufigkeit von<br />
Fehlern<br />
• Kenntnis der Signale<br />
von Fehlerursachen<br />
• Kenntnis der Dauer von<br />
Fehlerbehebungen<br />
häufiger,<br />
länger<br />
häufiger,<br />
länger<br />
umfassender<br />
umfassender<br />
umfassender<br />
signifikant<br />
194
Regulation von Handlungen über das<br />
operative Abbildsystem<br />
operatives<br />
Abbildsystem<br />
Regulierende, hierarchisch<br />
organisierte Funktionseinheit<br />
Handlung<br />
Ist-Zustand<br />
195
Die Rückkoppelung zwischen dem operativen<br />
Abbildsystem <strong>und</strong> der Handlung, dem Ist-Zustand<br />
kann als T-O-T-E- Einheit (test-operate-testoperate,<br />
..., exit) nach Miller, Galanter <strong>und</strong> Pribram<br />
(1970) bezeichnet werden.<br />
Hacker bevorzugt, den Rückkoppelungskreis als<br />
Vor(weg)nahme-Veränderung-<br />
Rückkoppelungseinheit (V-V-R-Einheit) zu<br />
beschreiben.<br />
196
T-O-T-E Einheit = test-operate-test-operate-test, ..., exit<br />
T-O-T-E Einheit<br />
E<br />
Eingang<br />
Test<br />
-<br />
Operation<br />
+<br />
A<br />
Ausgang<br />
197
V-V-R-Einheit = Vor(weg)nahme-Veränderungs-<br />
Rückkoppelungseinheit<br />
V-V-R-Einheit<br />
Vergleichen<br />
0<br />
Verändern<br />
1<br />
198
Zielführende Tätigkeiten erfordern ein spezifisches<br />
System von Willensvorgängen <strong>und</strong> Disziplin – die<br />
Antriebsregulation oder Motivation.<br />
Die Tätigkeit erfordert außerdem Kognitionen die<br />
die ideelle Vorwegnahme auf ein Ziel hin<br />
ermöglichen – die Ausführungsregulation.<br />
199
Die Ausführungsregulation besteht<br />
aus Regulation auf …<br />
• Sensumotorischer Regulationsebene<br />
• Perzeptiv-begrifflicher Regulationsebene<br />
• Intellektueller Regulationsebene<br />
200
Sensumotorische Regulationsebene<br />
Alle <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten werden über sensumotorisch<br />
regulierte Bewegungen realisiert.<br />
Diese sind nicht bewusstseinspflichtig (im<br />
Normalfall ist das Bewusstwerden der<br />
sensumotorischen Abläufe störend).<br />
201
Sensomotorische Regulation …<br />
• … soll als sensomotorischer Kreisprozess unter Einfluss<br />
kognitiver Prozesse analysiert werden, d.h. als afferentsensorisches<br />
Phänomen.<br />
• Zielgerichtete Bewegungen sind an einen ständigen<br />
Zufluss sensorischer Afferenzen geb<strong>und</strong>en (z. B. Lage<br />
der Gliedmaßen).<br />
• Zu den Bewegungen gibt es auch Einstellungen die zu<br />
Veränderungen der Motorik führen.<br />
• Der Sinn der zu lösenden Aufgabe bestimmt über die<br />
Motivation die Struktur der Willkürbewegungen.<br />
• Bewegungen sind stets nach Funktionszielen organisiert.<br />
202
Die psychologische Bewegungsanalyse<br />
konzentriert sich nicht auf den energetischen,<br />
sondern auf den informationellen Aspekt.<br />
Die Analyserichtung darf nicht von sinnentleerten<br />
Einzelbewegungen ausgehen (wie im Taylorismus),<br />
sondern muss „top-down“ erfolgen.<br />
Deswegen muss das Training von Bewegungen bei<br />
der Orientierung ansetzen.<br />
203
Trainingsmöglichkeiten von<br />
sensomutorischen Tätigkeiten<br />
• Direkte Methode (aktiv)<br />
• Indirekte Trainingsmethoden:<br />
– perzeptive, mentale, observative Methoden<br />
– sprachgestütztes Training<br />
– kognitive Rückmeldung über fehlerhafte Ausführung<br />
<strong>und</strong> Ursachen<br />
D. h. Trainings können rein gedanklich beziehungsweis<br />
vorstellungsmäßig (mit)vollzogen werden<br />
Die Kombination von direkten <strong>und</strong> indirekten Methoden ist<br />
sehr effektiv.<br />
204
Perzeptiv-begriffliche<br />
Regulationsebene<br />
Regulation von Sprache <strong>und</strong> Signalen<br />
Signale:<br />
• sind funktional bedeutsame Reize<br />
• enthalten eine bestimmte nützliche Information<br />
die eine Antwortreaktion verlangt<br />
• werden unmittelbar aus dem <strong>Arbeits</strong>prozess<br />
entnommen oder über Mess- <strong>und</strong> Anzeigegeräte<br />
vermittelt<br />
• sind bewusstseinspflichtig<br />
• für die Erfassung sind die Gesetzmäßigkeiten<br />
der Wahrnehmung wesentlich<br />
205
Signalgestaltung<br />
• Signale müssen voneinander klar unterscheidbar sein<br />
• 7+/- 2 akustische oder visuelle Reize sind gut<br />
indentifizierbar<br />
• Erhöhung der identifizierbaren Merkmalsausprägungen<br />
durch Einführung zusätzlicher, unabhängig voneinander<br />
variierender Dimensionen der Reize<br />
• Bildung von Superzeichen erhöht die Leistungsfähigkeit<br />
• Anschaulich-konkrete Beziehungen zu den Signalen<br />
sind besser (niedrigere/r Lernaufwand, Fehlerquote,<br />
Zeitbedarf) als symbolisch-abstrakte Beziehungen<br />
206
Bedeutung der Sprache<br />
• Der <strong>Arbeits</strong>prozess wird mittels Sprache<br />
unterrichtet, geplant, koordiniert, bewertet<br />
• Wiedererkennung von Reizen/Signalen ist von<br />
deren Benennbarkeit abhängig<br />
• Die innere Sprache führt zu besseren Leistungen<br />
207
Fingergeschicklichkeitsaufgabe<br />
Leistungs-<br />
verbesserung<br />
gegenüber der<br />
Anfangsleistung<br />
in Prozent<br />
200<br />
150<br />
100<br />
Kontrollgruppe<br />
mentale Übung<br />
aktive Übung<br />
Perzeptive<br />
Übung<br />
aktive <strong>und</strong><br />
mentale Übung
Durchschnittliche Eingabezeit in Abhängigkeit von der<br />
Signalbezeichnung (Matern, 1971; Hacker, 1980)<br />
Durchschnittliche Eingabezeit pro Datenfolge<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
Geometrische<br />
Figuren<br />
Nicht silbenweise<br />
sprechbare, sinnfreie<br />
Buchstabefolgen<br />
Silbenweise sprechbare,<br />
sinnfreie Buchstabenfolgen<br />
Abkürzungen<br />
Englische Worte<br />
Komplexitätsgrad des Datenmaterials<br />
Deutsche Worte<br />
209
Intellektuelle Regulationsebene<br />
• Leistungsstarke Personen befassen sich mehr mit der<br />
kognitiven Analyse des <strong>Arbeits</strong>prozessen<br />
• Denken läuft dem praktischen Handeln antizipierend<br />
voraus<br />
• Diagnostische Denkaufgaben betreffen die Entdeckung<br />
von Signalen <strong>und</strong> das Erkennen von Regeln <strong>und</strong><br />
Funktionen<br />
• Prognostische Denkaufgaben betreffen die Umsetzung<br />
von technischen Vorgaben in Handlungen, Antizipation<br />
von Tätigkeitsschritten <strong>und</strong> Resultaten, Entscheidungen<br />
über <strong>Arbeits</strong>mittel, die Planung von Tätigkeiten <strong>und</strong><br />
Erprobung am operativen Abbild<br />
210
Eigenschaften einer Person mit großen<br />
abstrakten Denkvermögen:<br />
• „Ich“ kann von Außenwelt oder von inneren Erlebnissen<br />
abgelöst werden<br />
• Geistige Einstellung kann bezogen werden<br />
• Über das eigene Tun kann Rechenschaft abgelegt <strong>und</strong><br />
diese in Worte gefasst werden<br />
• Von einem Situationsaspekt wird reflektierend auf einen<br />
anderen übergegangen<br />
211
• Mehrere Aspekte werden gleichzeitig bewusst gehalten<br />
• Wesentliches eines gegebenen Ganzen kann rasch<br />
erfasst werden; schöpferische Fähigkeiten sind<br />
gegeben<br />
• Oberbegriffe (Kategorien) können gebildet werden<br />
• Vorstellend wird vorausgeplant; Möglichkeiten werden<br />
vorweggenommen <strong>und</strong> entsprechende<br />
Handlungsschritte mental am operativen Abbildsystem<br />
geplant<br />
212
Auf der intellektuellen<br />
Regulationsebene ist die Beurteilung<br />
von Produktionsprozessen wesentlich<br />
– nur dann sind Maßnahmen im<br />
Tätigkeitsprozess möglich.<br />
213
Durchführung von Tätigkeitsanalysen<br />
• Mittels Beobachtungsinterviews:<br />
<strong>Arbeits</strong>beobachtung <strong>und</strong> anschließende<br />
Befragung; es werden Teiltätigkeiten der zu<br />
analysierenden <strong>Arbeits</strong>tätigkeit erfasst; dann<br />
• Entwicklung eines Kategoriensystems<br />
• Mittels Ganzschichtbeobachtung wird die<br />
Ablaufstruktur der Tätigkeit erfasse<br />
Wichtig ist die Erhebung von Häufigkeitsmuster,<br />
Tätigkeitsabfolgen <strong>und</strong> Zeitanteilen einer Tätigkeit<br />
214
Kategorien möglicher Tätigkeiten eines Operateurs an<br />
einer Industrieroboter-Schweißanlage (nach Ulich, 2000)<br />
Kategorie<br />
100<br />
101<br />
102<br />
103<br />
...<br />
200<br />
201<br />
202<br />
203<br />
...<br />
300<br />
301<br />
302<br />
303<br />
...<br />
630<br />
<strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />
Auftragsplanung <strong>und</strong> -vorbereitung<br />
Material anfordern<br />
Material transportieren<br />
Material bereitstellen<br />
...<br />
Einrichten der Schweißanlage<br />
Programmieren/Einteachen<br />
Programm laden<br />
Probelauf durchführen<br />
...<br />
Teiltätigkeiten im unmittelbaren Zusammenhang mit dem<br />
Schweißen<br />
Bestückung der Schweißanlage<br />
Auf- <strong>und</strong> Abspannen der Werkstücke<br />
Werkstücke positionieren<br />
...<br />
Reinigung<br />
215
3. Messung der Auswirkung<br />
der Arbeit auf <strong>Arbeits</strong>tätige<br />
216
Jede psychologische Tätigkeitsanalyse muss auch<br />
die Auswirkungen der Arbeit auf die <strong>Arbeits</strong>tätigen<br />
untersuchen, z. B. mittels<br />
• unstandardisierten Verfahren, z. B. freie Berichte<br />
erheben subjektive Erfahrungen<br />
• halbstandardisierten Verfahren: Interviews,<br />
Beobachtungsverfahren, <strong>Arbeits</strong>tagebücher, Technik der<br />
kritischen Ereignisse<br />
• standardisierten Verfahren: Fragebögen<br />
217
Verfahren zur Erfassung des subjektiven<br />
Erlebens<br />
• Job Diagnostic Survey, basierend auf dem<br />
Modell des Motivationspotentials (Hackman &<br />
Oldham, 1976)<br />
218
Modell des Motivationspotentials<br />
Aufgabenmerkmale<br />
Anforderungsvielfalt<br />
Ganzheitlichkeit<br />
der Aufgabe<br />
Bedeutsamkeit<br />
der Aufgabe<br />
Autonomie<br />
Rückmeldung aus<br />
der Aufgabenerfüllung<br />
Psychologische<br />
Erlebniszustände<br />
Erlebte Bedeutsamkeit<br />
der eigenen<br />
<strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />
Erlebte Verantwortung<br />
für die Ergebnisse der<br />
eigenen <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />
Wissen über die<br />
aktuellen Resultate, vor<br />
allem die Qualität der<br />
eigenen Arbeit<br />
Bedürfnis nach<br />
persönlicher Entfaltung<br />
Auswirkungen<br />
der Arbeit<br />
Hohe intrinsische<br />
Motivation<br />
Hohe Qualität der<br />
<strong>Arbeits</strong>leistung<br />
Hohe <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
Niedrige Abwesenheit<br />
<strong>und</strong><br />
Fluktuation<br />
219
Weitere Verfahren zur Erfassung des<br />
subjektiven Erlebens<br />
• Subjektive <strong>Arbeits</strong>analyse (SAA)<br />
• Subjektive Tätigkeitsanalyse<br />
• Verfahren zur Ermittlung von Regulationserfordernissen<br />
in der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit (VERA)<br />
• Analyse von <strong>Arbeits</strong>belastungen als Folge<br />
von Regulationsbehinderungen (RHIA)<br />
• Instrument zur stressbezogenen<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse (ISTA)<br />
• Tätigkeitsanalyseinventar (TAI)<br />
220
Bewertung der Arbeit<br />
221
4 Kriterien der Bewertung der Arbeit<br />
nach Rohmert (1972)<br />
• Ausführbarkeit: notwendige Fähigkeiten <strong>und</strong><br />
Fertigkeiten müssen gegeben sein<br />
• Erträglichkeit: Die Arbeit muss kontinuierlich<br />
ausführbar sein, ohne das es zu Schädigungen<br />
kommt<br />
• Zumutbarkeit: Ethik <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Werthaltung<br />
• Zufriedenheit: Befinden <strong>und</strong> individuelle<br />
Bewertung<br />
222
4 Kriterien der Bewertung der<br />
Arbeit nach Hacker<br />
• Ausführbarkeit<br />
• Schädigungslosigkeit<br />
• Beeinträchtigungsfreiheit<br />
• Persönlichkeitsförderlichkeit<br />
223
Bewertungsebene<br />
1) Ausführbarkeit<br />
Wenn im bewertenden, normative Sinne die<br />
forderungsgerechte Aufgabenerfüllung langfristig<br />
gewährleistet wird (einschlägige Normwerte<br />
eingehalten – überwiegend nicht eingehalten –<br />
zuverlässige Ausführung nicht möglich)<br />
Mögliche Kriterien:<br />
anthropometrische Normen<br />
sinnespsychologische Normwerte<br />
224
Bewertungsebene<br />
2) Schädigungslosigkeit<br />
Beurteilt wird, ob eine <strong>Arbeits</strong>tätigkeit zu physischen<br />
oder psychischen Störung führt (Ges<strong>und</strong>heitsschäden<br />
ausgeschlossen - möglich - hoch wahrscheinlich)<br />
Mögliche Kriterien:<br />
MAK-Werte<br />
BK-Morbidität<br />
Unfälle<br />
225
Bewertungsebene<br />
3) Beeinträchtigungsfreiheit (Zumutbarkeit)<br />
Bezieht sich auf die Fehlbeanspruchung, die zu einer<br />
Über- oder Unterforderung führt (ohne Beeinträchtigung<br />
– volle Kompensation – labile Kompensation –<br />
anhaltende verminderte Effektivität – funktionelle<br />
Störung)<br />
Mögliche Kriterien:<br />
Stufen psychophysischer Belastungswirkungen<br />
226
Bewertungsebene<br />
4) Persönlichkeitsförderlichhkeit<br />
ausreichende Aktivität, Möglichkeit zur Anwendung<br />
<strong>und</strong> Erhaltung erworbener Leistungsvoraussetzungen,<br />
Möglichkeit zur Erweiterung der<br />
Leistungsvoraussetzungen, Möglichkeit zur<br />
selbstständigen Zielsetzung, Möglichkeit zur<br />
schöpferischen Tätigkeit, Kooperationsmöglichkeit,<br />
Anerkennung <strong>und</strong> Lob (Weiterentwicklung – Erhaltung<br />
– Dequalifizierung)<br />
Mögliche Kriterien:<br />
Zeitanteil für selbstständige, schöpferische Verrichtung<br />
Erforderliche Lernaktivitäten<br />
227
Die Bewertung von Arbeit ist auch von<br />
arbeitswissenschaftlicher,<br />
gesellschaftswissenschaftlicher,<br />
medizinischer etc. Expertise abhängig.<br />
Die Psychologie möchte die<br />
<strong>Arbeits</strong>bedingungen „objektiv“ erfassen oder<br />
subjektive Erfahrungsberichte analysieren.<br />
Weiters wird Wohlbefinden, Zufriedenheit,<br />
Unbehagen, Belastung, Stress untersucht.<br />
228
Tätigkeitsbewertungssystem<br />
Das Tätigkeitsbewertungssystem ist ein objektives<br />
Verfahren zur Bewertung von <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten.<br />
Es werden Aspekte der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit bewertet die<br />
Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung bieten oder<br />
hemmen.<br />
Vorgehen: systematische Beobachtung seitens mehrerer<br />
Experten <strong>und</strong> Aufzeichnung von Einzelmerkmalen um das<br />
Förderpotential der Arbeit festzustellen<br />
229
Merkmale, die durch<br />
Tätigkeitsbeobachtung <strong>und</strong><br />
Beobachtungsinterviews erfasst werden:<br />
• Organisatorische <strong>und</strong> technische Bedingungen<br />
• Kooperations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationserfordernisse<br />
• Aus dem <strong>Arbeits</strong>auftrag resultierende<br />
Verantwortung<br />
• Erforderliche geistige (kognitive) Leistungen<br />
• Qualifikations- <strong>und</strong> Lernerfordernisse<br />
230
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
231
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
• <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit ist die generelle Einstellung zur<br />
Arbeit <strong>und</strong> vor allem die allgemeine Bewertung der<br />
Arbeit.<br />
• ist eine komplexe Summation von Zufriedenheiten mit<br />
einzelnen <strong>Arbeits</strong>aspekten.<br />
• ist eine subjektive Erfahrung.<br />
Dimensionen der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit (Weinert, 1998)<br />
• Emotionale Reaktion auf die <strong>Arbeits</strong>situation<br />
• Übereinstimmung zwischen <strong>Arbeits</strong>ergebnis <strong>und</strong><br />
Erwartungen<br />
• Verdichtung mehrerer miteinander in Beziehung<br />
stehender Einstellungen<br />
232
Theoretische Erklärungen der<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit (AZ)<br />
• Bedürfnistheorie<br />
Frustration Spannung Unzufriedenheit<br />
Befriedigung Entspannung Zufriedenheit<br />
• Instrumentalitätstheorie<br />
AZ Erwartungen = tatsächliche Belohnung<br />
• Balancetheorie<br />
AZ erwartetes = tatsächliches Ergebnis<br />
• Austausch- <strong>und</strong> Equitytheorie<br />
Kosten- / Nutzenrechnung<br />
• Lerntheorie (Konditionierung)<br />
Angenehme Stimmung bei der Arbeit ↔ AZ<br />
233
Modelle der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
• Zweifaktorentheorie von Herzberg, et al.<br />
• Modell der Determinanten der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
von Lawler<br />
• Modell von Bruggemann et al.<br />
234
Zweifaktorentheorie nach Herzberg,<br />
Mausner & Snyderman<br />
2 Motivklassen:<br />
1) Defizitmotive: Nach Beseitigung des jeweiligen Mangels<br />
sind sie befriedigt <strong>und</strong> nicht weiter handlungsbestimmend.<br />
→ Hygiene-Bedürfnisse: wenn sie befriedigt sind, sind<br />
<strong>Arbeits</strong>tätige nicht unzufrieden, aber auch nicht zufrieden;<br />
wenn sie unbefriedigt sind, sind <strong>Arbeits</strong>tätige unzufrieden<br />
2) Expansionsmotive: Sie können auch bei Erfüllung der<br />
entsprechenden Bedürfnisse weiter bestehen.<br />
→ Motivations-Bedürfnisse: wenn sie befriedigt sind,<br />
sind <strong>Arbeits</strong>tätige zufrieden; wenn sie unbefriedigt sind, sind<br />
<strong>Arbeits</strong>tätige nicht unzufrieden, aber auch nicht zufrieden<br />
235
Zufriedenheit beziehungsweise keine<br />
Zufriedenheit ist von Motivatoren<br />
(Satisfiers, Kontentfaktoen) abhängige wie:<br />
Tätigkeit selbst, Anerkennung der eigenen<br />
Leistung, Verantwortung,<br />
Aufstiegsmöglichkeiten, etc.<br />
Sind Motiviatoren gegeben, kommt es zur<br />
Zufriedenheit; sind sie nicht gegeben, kommt<br />
es zu keiner Zufriedenheit.<br />
236
Unzufriedenheit beziehungsweise keine<br />
Unzufriedenheit ist von<br />
Hygienefaktoren (dissatisfiers,<br />
Kontextfaktoren) abhängig wie:<br />
Führungsstil, Unternehmenspolitik,<br />
Bezahlung, <strong>Arbeits</strong>sicherheit, Beziehung zu<br />
anderen, äußere <strong>Arbeits</strong>bedingungen.<br />
Sind die Hygienefaktoren gut. dann kommt<br />
es zu keiner Unzufriedenheit, sind sie<br />
schlecht. kommt es zu Unzufriedenheit.<br />
237
Folgerungen aus der Zweifaktorentheorie:<br />
Motivatoren sind so wichtig wie<br />
Hygienefaktoren!<br />
• Klare Ziele der Aufgabe sollten vorgegeben sein, <strong>und</strong><br />
Rückmeldung über den Grad der Zielerreichung soll rasch<br />
erfolgen<br />
• Anerkennung der eigenen Leistung (Bewertung)<br />
• Ausweitung individueller Handlungsspielräume<br />
• Verantwortung <strong>und</strong> Rechte des Einzelnen sollen dem<br />
Umfang der Arbeit entsprechen<br />
• Aufstiegsmöglichkeiten sollten gegeben sein<br />
• Die Möglichkeit zum persönlichen Wachstum durch<br />
Ausdehnung des Handlungsspielraums muss gegeben<br />
sein<br />
238
Modell der Determinanten der<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit von Lawer (1973)<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> -unzufriedenheit ergeben<br />
sich aus dem Vergleich zwischen der subjektiv für<br />
angemessen empf<strong>und</strong>enen Belohnung <strong>und</strong> der<br />
tatsächlichen Belohnung für die <strong>Arbeits</strong>leistung<br />
239
Die für angemessen empf<strong>und</strong>ene Belohnung ergibt sich<br />
aus den erlebten persönlichen Investitionen (Fähigkeiten,<br />
Fertigkeiten, Erfahrung, Anstrengung, <strong>Arbeits</strong>leistung etc.),<br />
den Investitionen von Vergleichspersonen <strong>und</strong> den<br />
wahrgenommenen <strong>Arbeits</strong>charakteristika (Schwierigkeit,<br />
Verantwortung etc.).<br />
Die wahrgenommene Belohnungsmenge resultiert aus den<br />
tatsächlich erhaltenen Belohnungen <strong>und</strong> den Belohnungen<br />
die Vergleichspersonen erhalten haben.<br />
Bei Übereinstimmung von Erwartung <strong>und</strong> Ist-Zustand führt<br />
zu Zufriedenheit, die Diskrepanz zu Unzufriedenheit oder<br />
Unbehagen <strong>und</strong> Schuldgefühlen.<br />
240
Modell von Bruggemann et al. (1975)<br />
geht von verschiedenen (Un)zufriedenheiten aus die auf<br />
einem Vergleich zwischen gegeben Belohnungen (Ist-<br />
Zustand) <strong>und</strong> den erwartenden Belohnungen (Soll-<br />
Zustand) beruhen.<br />
Progressive <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />
Wenn keine Differenz zwischen Soll-Ist- Werten besteht<br />
aber die Person ihr Anspruchsniveau steigert.<br />
Stabilisierte <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />
Wenn keine Differenz zwischen Soll-Ist-Werten besteht<br />
<strong>und</strong> die Person ihr Anspruchsniveau beibehält.<br />
241
Resignative <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />
Es besteht ein Differenz zwischen Ist-Soll-Werten <strong>und</strong> die<br />
Person senkt ihr Anspruchsniveau<br />
Pseudo-<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />
Es besteht eine Differenz zwischen Ist-Soll-Werten aber die<br />
Person wertet die erhaltenen Belohnungen auf<br />
Fixierte <strong>Arbeits</strong>unzufriedenheit:<br />
Es besteht eine Differenz zwischen Ist-Soll-Werten <strong>und</strong> das<br />
Anspruchsniveau bleibt konstant<br />
Konstruktive <strong>Arbeits</strong>unzufriedenheit:<br />
Es besteht eine Differenz zwischen Ist-Soll-Werten <strong>und</strong> es<br />
wird nach konstruktiven Verbesserungen gesucht<br />
242
Modell von Bruggemann et al.<br />
Einschätzung<br />
Ist-Wert<br />
Ist-Soll<br />
Vergleich<br />
Erwartung<br />
Soll-Wert<br />
Zufriedenheit Unzufriedenheit<br />
Anspruchsniveau<br />
Erhöhung<br />
Progressive<br />
Zufriedenheit<br />
Anspruchsniveau<br />
Aufrechterhaltung<br />
Stabilisierte<br />
Zufriedenheit<br />
Anspruchsniveau<br />
Senkung<br />
Resignative<br />
Zufriedenheit<br />
Anspruchsniveau<br />
Aufrechterhaltung<br />
Pseudo<br />
Zufriedenheit<br />
Unzufriedenheit:<br />
konstruktive UZ<br />
fixierte UZ<br />
243
Zufriedenheitsmodell von Bruggemann et al.<br />
(1975), erweitert nach Büssing et al. (1999)<br />
Vergleich<br />
zwischen aktueller<strong>Arbeits</strong>situation<br />
<strong>und</strong><br />
persönlichen<br />
Erwartungen<br />
Kongruenz<br />
oder positiver<br />
Ertrag<br />
Kongruenz<br />
oder positiver<br />
Ertrag<br />
Allgemeine<br />
Zufrieden-<br />
oder Unzufriedenheit <br />
stabilisierendeZufriedenheit <br />
stabilisierendeZufriedenheit <br />
Erwartungsniveau<br />
Kontrolle<br />
über die<br />
<strong>Arbeits</strong>situation<br />
Formen der Zufriedenheit <strong>und</strong><br />
Unzufriedenheit<br />
steigt an hoch progressive Zufriedenheit<br />
(eine Person ist zufrieden,<br />
erhöht ihre Ansprüche <strong>und</strong><br />
kann eine Art „kreative Unzufriedenheit“<br />
entwickeln)<br />
unverändert<br />
hoch<br />
Stabilisierte Zufriedenheit<br />
(eine Person ist zufrieden <strong>und</strong><br />
bestrebt, ihre Zufriedenheit zu<br />
erhalten; aufgr<strong>und</strong> geringer<br />
<strong>Arbeits</strong>anreize bleibt das<br />
Anspruchsniveau unverändert)<br />
244
Vergleich<br />
zwischen aktueller<strong>Arbeits</strong>situation<br />
<strong>und</strong><br />
persönlichen<br />
Erwartungen<br />
Inkongruenz oder<br />
positiver Ertrag<br />
Inkongruenz,<br />
negativer Ertrag<br />
Allgemeine<br />
Zufrieden-<br />
oder Unzufriedenheit<br />
diffuse<br />
Unzu -<br />
friedenheit<br />
manifeste<br />
Unzu-<br />
friedenheit<br />
Erwartungsniveau<br />
Kontrolle<br />
über die<br />
<strong>Arbeits</strong>situation<br />
Formen der Zufriedenheit <strong>und</strong><br />
Unzufriedenheit<br />
sinkt ab gering resignative Zufriedenheit<br />
(eine Person ist unzufrieden,<br />
senkt ihre Ansprüche <strong>und</strong><br />
kann dadurch Zufriedenheit<br />
erreichen)<br />
sinkt ab gering<br />
resignative Unzufriedenheit<br />
(eine Person ist unzufrieden,<br />
senkt ihre Ansprüche <strong>und</strong><br />
bleibt unzufrieden, weil "nichts<br />
zu machen ist")<br />
245
Vergleich<br />
zwischen aktueller<strong>Arbeits</strong>situation<br />
<strong>und</strong><br />
persönlichen<br />
Erwartungen<br />
Inkongruenz,<br />
negativer<br />
Ertrag<br />
Inkongruenz,<br />
negativer<br />
Ertrag<br />
Allgemeine<br />
Zufrieden-<br />
oder Unzufriedenheit<br />
diffuse Unzu-<br />
friedenheit<br />
diffuse Unzu-<br />
friedenheit<br />
Erwartungs-<br />
niveau<br />
Kontrolle<br />
über die<br />
<strong>Arbeits</strong>situation<br />
Formen der Zufriedenheit <strong>und</strong><br />
Unzufriedenheit<br />
unverändert gering fixierte Unzufriedenheit<br />
(eine Person ist unzufrieden,<br />
versucht nicht, ihre Lage zu<br />
verändern <strong>und</strong> Probleme zu<br />
lösen <strong>und</strong> bleibt frustriert, so<br />
dass auch pathologische<br />
Entwicklungen möglich sind)<br />
unverändert<br />
gering<br />
konstruktive Unzufriedenheit<br />
(eine Person ist unzufrieden,<br />
versucht aber, ihre Lage zu<br />
verändern <strong>und</strong> Probleme zu<br />
lösen. Aktivität <strong>und</strong><br />
Zielorientierung führen oft zu<br />
einer Verbesserung der Lage)<br />
246
Korrelate der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
Bedeutung von Moderatorvariablen: Demographische,<br />
biographische <strong>und</strong> Persönlichkeitsvariablen, Fähigkeiten,<br />
Interessen, Organisationscharakter, <strong>Arbeits</strong>merkmale, etc.<br />
Bedeutung von Determinanten:<br />
Beförderungsmöglichkeit, Gehalt <strong>und</strong><br />
Entlohnungssysteme, Anerkennung, <strong>Arbeits</strong>bedingungen,<br />
Organisationskultur, etc.<br />
247
Weinert: Hohe <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit resultiert<br />
aus einer Situation, die …<br />
1) …, geistig fordernd ist.,<br />
2) …, den physischen <strong>und</strong> geistigen Bedürfnissen der<br />
Mitarbeiter entspricht,<br />
3) …, das Gefühl des Erfolges vermittelt,<br />
4) …, Möglichkeiten zur Anwendung <strong>und</strong> Erweiterung von<br />
Interessen <strong>und</strong> Fähigkeiten bietet,<br />
5) …, erlaubt, dass Mitarbeiter das Gefühl der Achtung<br />
<strong>und</strong> Selbstwertschätzung durch Leistung erfahren,<br />
6) in der ein vom Mitarbeiter als angemessen beurteiltes<br />
Entlohnungssystem vorhanden <strong>und</strong> dieses an die<br />
individuelle Leistung gekoppelt ist <strong>und</strong><br />
7) ein Führungsstil herrscht, der Selbstverantwortung <strong>und</strong><br />
Eigeninitiative fördert <strong>und</strong> der Eigenentwicklung der<br />
Mitarbeiter dienlich ist.<br />
248
Bedeutung der Lohngerechtigkeit: Leistungs-Lohn-<br />
Vergleich <strong>und</strong> Reaktionen nach der Equity-Theorie<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Leistung : Lohn Vergleichsresultat Verhaltensänderungen<br />
hoch : hoch<br />
hoch : hoch<br />
hoch : niedrig<br />
hoch : hoch<br />
niedrig : hoch<br />
niedrig : niedrig<br />
Konkordanz keine Änderungen: Verbleib<br />
in der Organisation, Leistung<br />
wie bisher; Zufriedenheit<br />
Diskordanz<br />
(Unterbezahlung)<br />
Diskordanz<br />
(Überbezahlung)<br />
bei Zeitlohn sinkt die Qualität<br />
<strong>und</strong>/ oder Quantität der<br />
Leistung; bei Stücklohn sinkt<br />
die Qualität, die Quantität<br />
steigt; Unzufriedenheit<br />
bei Zeitlohn steigt die<br />
Qualität <strong>und</strong>/oder Quantität<br />
der Leistung; bei Stücklohn<br />
steigt die Qualität, die Quantität<br />
sinkt; Schuldgefühle<br />
249
Individuum<br />
Vergleichs-<br />
gruppe<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
hoch : niedrig<br />
hoch : niedrig<br />
hoch : hoch<br />
niedrig : niedrig<br />
hoch : niedrig<br />
niedrig : hoch<br />
Konkordanz keine Änderungen: Verbleib in der<br />
Organisation, bis sich eine<br />
Gelegenheit ergibt, einen höheren<br />
Lohn außerhalb zu erhalten<br />
Konkordanz keine Änderungen: Verbleib in der<br />
Organisation, Leistung wie bisher;<br />
Zufriedenheit<br />
maximale<br />
Diskordanz<br />
bei Zeitlohn sinkt die Qualität<br />
<strong>und</strong>/oder Quantität der Leistung;<br />
bei Stücklohn sinkt die Qualität,<br />
die Quantität steigt; Gefühle<br />
ungerechter Behandlung <strong>und</strong><br />
Unzufriedenheit<br />
255
Es bestehen<br />
Wirkungszusammenhänge zwischen<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong><br />
<strong>Arbeits</strong>leistung, Abensentismus <strong>und</strong><br />
Fluktuation<br />
251
Korrelationen zwischen<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> …<br />
Leistung r = +.14 (selten > .30)<br />
Absentismus r = -.09<br />
Fluktuation r = -.20 bis -.40<br />
Vermeidende Handlungen<br />
(<strong>Arbeits</strong>scheu)<br />
Passiv-aggressive Handlungen<br />
(Termine versäumen)<br />
Feindliche Handlungen<br />
(Sabotage)<br />
r = -.51<br />
r = -.39<br />
r = -.39<br />
252
Reaktionen auf <strong>Arbeits</strong>unzufriedenheit<br />
(nach Rusbult et al., 1988; Moser, 1996)<br />
Destruktiv<br />
Abwanderung<br />
Aktiv<br />
Widerspruch<br />
Vernachlässigung Loyalität<br />
Passiv<br />
Unzufriedenheit muss nicht notwendigerweise zum Austritt<br />
aus der Organisation führen.<br />
Konstruktiv<br />
253
Commitment-Modell<br />
Gewinne<br />
Kosten<br />
+<br />
-<br />
Zufriedenheit<br />
Investitionen<br />
Alternativen<br />
Commitment<br />
Commitment: Bindung an das Unternehmen<br />
Zufriedenheit: Gewinne <strong>und</strong> Nutzen der Beziehung hoch, Kosten<br />
gering Investitionen: alle Aufwendungen für die Beziehung<br />
Alternativen: andere potentielle Beziehungen<br />
Erklärt relativ geringen Zusammenhang zwischen<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> Fluktuation<br />
+<br />
+<br />
-<br />
254
Messungen der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
Die Messung der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit wird häufig kritisiert,<br />
weil …<br />
• „Zufriedenheit“ subjektiv <strong>und</strong> relativ ist,<br />
• meist 81-92% angeben, zumindest „ziemlich zufrieden“ zu sein,<br />
• es Probleme bei der Zufriedenheitsmessung gibt (z. B. Einfluss von<br />
aktueller Stimmung, Wetter, Antwortformat etc. auf das Ergebnis)<br />
Zufriedenheitsmessung erfolgt …<br />
meist mittels Fragebögen, die einzelne Facetten des Erlebens erheben.<br />
Annahme: es gibt einen Generalfaktor der Zufriedenheit<br />
Additive Zufriedenheitsmodelle: Gesamtzufriedenheit als Summe oder<br />
Durchschnitt der einzelnen Zufriedenheitswerte<br />
Subtraktive Zufriedenheitsmodelle: Es wird gefragt, wie sehr<br />
verschiedene Bedürfnisse befriedigt werden <strong>und</strong> welche Erwartungen<br />
bestehen. Die Summe der Differenzen zwischen Ist- <strong>und</strong> Soll- Angaben<br />
ergibt die (Un-)Zufriedenheit.<br />
255
Fragebögen zur Zufriedenheitsmessung<br />
• „Porter Instrument“: fragt, wie viel eines<br />
Charakteristikums in der Stelle vorhanden ist <strong>und</strong> wie<br />
viel vorhanden sein sollte<br />
• <strong>Arbeits</strong>beschreibungs-Index: erfasst auch externe<br />
<strong>Arbeits</strong>bedingungen wie Führungsstil, Bezahlung,<br />
Mitarbeiter etc.<br />
• Skala zur Messung der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />
misst vor allem Zufriedenheit mit Tätigkeit selbst<br />
• <strong>Arbeits</strong>-Beschreibungs-Bogen: erfasst<br />
Zufriedenheit mit Kollegen, Vorgesetzen, der Tätigkeit,<br />
der Organisation etc.<br />
256
Auszug aus dem <strong>Arbeits</strong>-Beschreibungs-Bogen<br />
Meine Kollegen<br />
Gemeint sind die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, mit denen Sie unmittelbar zusammenarbeiten <strong>und</strong> arbeitsbezogenen<br />
Kontakt haben (es ist uns klar, dass Sie hier nur eine Durchschnittsurteil abgeben können)<br />
1. stur ja � eher ja � eher nein � nein �<br />
2. hilfsbereit ja � eher ja � eher nein � nein �<br />
3. zerstritten ja � eher ja � eher nein � nein �<br />
4. sympathisch ja � eher ja � eher nein � nein �<br />
5. unfähig ja � eher ja � eher nein � nein �<br />
6. guter Zusammenhalt ja � eher ja � eher nein � nein �<br />
7. faul ja � eher ja � eher nein � nein �<br />
7. faul ja � eher ja � eher nein � nein �<br />
9. Alles in allem: wie zufrieden sind Sie mit Ihren Kollegen<br />
...<br />
22. Alles in allem: wie zufrieden sind Sie mit Ihrem<br />
Vorgesetzten.<br />
257
Probleme bei der Zufriedenheitsmessung<br />
• Beobachtungsstudien sind problematisch, weil<br />
Zufriedenheit ein subjektives, von außen nicht<br />
beobachtbares Phänomen ist<br />
• Befragungsstudien sind problematisch, weil sie<br />
hohe kognitive Leistungen <strong>und</strong> die Bereitschaft<br />
dazu verlangen<br />
258
Fehlerquellen bei der Messung<br />
• Subjektivität der Realität: Jede Person nimmt ihre<br />
Umwelt unterschiedlich wahr.<br />
• Subjektive Strukturen: Die Art der Fragen geben eine<br />
Struktur vor, die der subjektiven Rekonstruktion der<br />
Befragten keinen Platz lassen.<br />
• Soziale Erwünschtheit: Personen antworten sozial<br />
erwünscht.<br />
• Banale Ereignisse <strong>und</strong> Stereotypen: Es ist<br />
schwierig banale Ereignisse zu erinnern.<br />
• Verfügbarkeitsheuristik: Je leichter ein<br />
Gedächtnisinhalt zugänglich ist desto höher wird dessen<br />
Häufigkeit eingeschätzt.<br />
• Rekonstruktion <strong>und</strong> Rationalisierung: Im<br />
Nachhinein werden Erinnerungen rationalisiert.<br />
259
• Präferenzstabilität: Es ist schwierig für Menschen<br />
anzugeben, was sie in der Vergangenheit bevorzugt haben<br />
oder in der Zukunft bevorzugen werden; z. B. „Spitzen-<br />
Ende-Regel“.<br />
• Stimmung <strong>und</strong> Bewertung: Stimmungskongruente<br />
Erfahrungen werden besser erinnert als<br />
stimmungsinkongruente.<br />
• Differenziertheit: Raumarchitektur beeinflusst die<br />
Stimmung.<br />
• Spezifische versus globale Fragen: Spezifische<br />
Fragen generieren andere Antworten als globale Fragen.<br />
• Antwortalternativen: Durch die vorgelegten<br />
Antwortalternativen wird eine bestimmter Rahmen<br />
vorgegeben an dem sich die Befragten orientieren.<br />
260
Hoch- <strong>und</strong> niedrig frequente Antwortalternativen<br />
(Schwarz & Scheuring, 1988)<br />
Fragen: Wie häufig haben Sie mit Ihrem Partner Geschlechtsverkehr?<br />
Wie häufig masturbieren Sie?<br />
Hoch frequente Antwortalternativen Niedrig frequente Antwortalternativen<br />
mehrmals am Tag<br />
einmal am Tag<br />
3 bis 4 mal pro Woche<br />
zweimal pro Woche<br />
einmal pro Woche<br />
weniger als einmal pro Woche<br />
mehrmals pro Woche<br />
einmal pro Woche<br />
einmal alle zwei Wochen<br />
einmal pro Monat<br />
weniger als einmal pro Monat<br />
niemals<br />
261
Tagebücher<br />
• Zur Messung des Alltagsgeschehens oder<br />
besonderer Phänomene, wie Befinden <strong>und</strong><br />
Zufriedenheit bei der Arbeit,<br />
• erlauben Befindens-Tagebücher einen tiefen<br />
Einblick in den Alltag<br />
• <strong>und</strong> die Analyse von Wechselwirkungen<br />
zwischen Person <strong>und</strong> Umwelt.<br />
(Tagebücher siehe Einleitung)<br />
262
<strong>Arbeits</strong>klima-Index<br />
• Mit dem Index wird versucht, Umbrüche in der<br />
<strong>Arbeits</strong>welt <strong>und</strong> langfristige Entwicklungen<br />
bereits in einem Frühstadium zu diagnostizieren<br />
• Seit 1997 wird (von SORA <strong>und</strong> IFES) die<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit von unselbstständigen<br />
Erwerbstätigen erhoben (vierteljährlich an einer<br />
repräsentativen Stichprobe von 900 Personen)<br />
• Die erhobenen Variablen werden unterschiedlich<br />
gewichtet <strong>und</strong> dann zum Index<br />
zusammengesetzt<br />
• Entwicklungen vergangener Indices werden<br />
analysiert <strong>und</strong> daraus wird auf zukünftige<br />
Veränderungen geschlossen<br />
263
Folgende Variablen werden erhoben:<br />
• Zufriedenheit mit<br />
- der sozialen Position als Arbeitnehmer/in in der Gesamtbevölkerung<br />
- dem Ansehen des Unternehmens<br />
- dem Führungsstil der Vorgesetzten<br />
- dem Leben insgesamt<br />
- <strong>Arbeits</strong>zeitregelung<br />
- Einkommen<br />
- Beziehung zu Kollegen<br />
- Aufstiegs- <strong>und</strong> Entwicklungsmöglichkeiten, etc.<br />
• Belastung durch<br />
- Einsamkeit, Isolation am <strong>Arbeits</strong>platz<br />
- Zeitdruck<br />
- Schlechte Ges<strong>und</strong>heitsbedingungen<br />
- Ständiger Wechsel der <strong>Arbeits</strong>abläufe, etc..<br />
• Erwartungen bezüglich<br />
- wirtschaftlicher Zukunft Österreichs<br />
- wirtschaftlicher Zukunft des Betriebes<br />
- Chancen, eine neue <strong>Arbeits</strong>stelle zu finden<br />
264
<strong>Arbeits</strong>klimaindex<br />
113<br />
111<br />
109<br />
107<br />
105<br />
103<br />
101<br />
99<br />
97<br />
95<br />
Entwicklung des <strong>Arbeits</strong>klimaindex in den<br />
vergangenen Jahren<br />
Angestellte<br />
Berufstätige im<br />
Öffentlichen Dienst<br />
Arbeiter<br />
1997/1 1997/2 1998/1 1998/2 1999/1 1999/2 2000/1 2000/2 2001/1 Zeit<br />
265
Belastung <strong>und</strong> Stress<br />
266
• Negative Stresserfahrung (Distress):<br />
Unbehagen, Belastung, die langfristig<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Schäden bewirken kann<br />
• Positive Stresserfahrung (Eustress):<br />
wirkt sich motivierend <strong>und</strong> stimulierend<br />
aus<br />
267
Belastung <strong>und</strong> Stress<br />
„Stress“ meint im alltäglichen Gebrauch eine intensive Belastung,<br />
Frustration, emotionale Spannung, Daueraufmerksamkeit,<br />
Konzentration mit übermäßigem Druck, unmäßige Forderungen, etc.<br />
Stressdefinition (Weinert, 1998)<br />
• Stress wird durch einen Stimulus verursacht<br />
• Die Person reagiert auf diesen Stimulus<br />
• Stress wird in Verbindung gebracht mit Zwängen <strong>und</strong> Forderungen<br />
Zusätzlich müssen 2 Bedingungen erfüllt sein:<br />
• Es muss Ungewissheit über das Ereignis herrschen<br />
• Das Ergebnis muss der Person wichtig sein<br />
268
Belastungen sind objektive, von außen<br />
auf den Menschen einwirkende Faktoren<br />
• Körperliche Faktoren: Lärm, Strahlung,<br />
Körperhaltung beim Heben etc<br />
• Informatorische Faktoren: Anzahl<br />
aufzunehmender Informationen, Art der<br />
Informationsdarstellung etc.<br />
• Psychosoziale Faktoren: Anzahl der K<strong>und</strong>en,<br />
K<strong>und</strong>enverhalten etc.<br />
269
Quellen <strong>und</strong> Konsequenzen von<br />
beruflichem Stress (Weinert, 1998)<br />
Berufliche Stressoren<br />
(=potentielle Quellen)<br />
Physische Umwelt<br />
- Licht<br />
- Lärm<br />
- Temperatur<br />
- schlechte Luft<br />
Individuelle Ebene<br />
- Rollenkonflikt<br />
- Rollenambigui tät<br />
- Rollenüberlastung<br />
- Mangel an Kontrolle<br />
- Verantwortung für<br />
Menschen<br />
Gruppenebene<br />
- schlechte Beziehungen<br />
zu Kollegen, Mitarbei -<br />
tern <strong>und</strong> Vorgesetzten<br />
- Führungsverhalten<br />
- Intragruppenkonflikt<br />
Organisationsebene<br />
- schlechtes Design der<br />
Struktur<br />
- Klima<br />
- Managementstil<br />
- Technologie<br />
- Aufgabenforderung<br />
- Rollenforderung<br />
Extraorganisationale<br />
Ebene<br />
- Familie<br />
- Wirtschaftliche<br />
Ungewissheit<br />
- Fehlende Mobilität<br />
- Lebensqualität<br />
- Technologi sche<br />
Ungewissheit<br />
Kognitiv/<br />
Affektiv<br />
- Typ A/B<br />
- Soziale<br />
Unter -<br />
stützung<br />
- Wider -<br />
standsfä -<br />
higkeit<br />
- negative<br />
Affektivität<br />
- Glaube an<br />
Locus of<br />
Control<br />
- <strong>Arbeits</strong> -<br />
erfahrung<br />
Empf<strong>und</strong>ener<br />
Stress<br />
Bewertungs -<br />
prozess:<br />
Wie nimmt die<br />
Person berufli -<br />
che Stressoren<br />
wahr?<br />
Individuelle<br />
Unterschiede<br />
Biologisch/<br />
Demo -<br />
grafisch<br />
- Vererbung<br />
- Alter<br />
- Geschlecht<br />
Konsequenzen<br />
Subjektive<br />
- Angst<br />
- Teilnahmslosigkeit<br />
Verhalten<br />
- Alkoholismus<br />
- D rogenkonsum<br />
- Neigen zu Unfällen<br />
Kognitiv<br />
- Schlechte Konzentration<br />
- Schlechte Entschei -<br />
dungsfälle<br />
- Vergesslichkeit<br />
- Gedankenblocks<br />
- Burnout<br />
Physiologisch<br />
- Hoher Blutdruck<br />
- Hoher Cholesterin -<br />
spiegel<br />
- Herzkrankheiten<br />
Organisationell<br />
- niedrige Produktivität<br />
- Fernblei ben vom Ar -<br />
beitsplatz<br />
- niedrige <strong>Arbeits</strong>zufrie -<br />
denheit<br />
- hohe Kündigungs -<br />
häufigkeit<br />
270
Quellen <strong>und</strong> Konsequenzen von Stress<br />
Berufliche Stressoren<br />
(=potentielle Quellen)<br />
Physische Umwelt<br />
-Licht<br />
-Lärm<br />
-Temperatur<br />
-schlechte Luft<br />
Individuelle Ebene<br />
-Rollenkonflikt<br />
-Rollenambiguität<br />
-Rollenüberlastung<br />
-Mangel an Kontrolle<br />
-Verantwortung für<br />
Menschen<br />
Empf<strong>und</strong>ener<br />
Stress<br />
Bewertungs-<br />
prozess:<br />
Wie nimmt die<br />
Person berufli-<br />
che Stressoren<br />
wahr?<br />
Konsequenzen<br />
Subjektive<br />
-Angst<br />
-Teilnahmslosigkeit<br />
Verhalten<br />
-Alkoholismus<br />
-Drogenkonsum<br />
-Neigen zu Unfällen<br />
Kognitiv<br />
-Schlechte Konzentration<br />
-Schlechte Entschei-<br />
dungsfälle<br />
-Vergesslichkeit<br />
-Gedankenblocks<br />
-Burnout<br />
271
Gruppenebene<br />
-schlechte Beziehungen<br />
zu Kollegen, Mitarbei-<br />
tern <strong>und</strong> Vorgesetzten<br />
-Führungsverhalten<br />
-Intragruppenkonflikt<br />
Organisationsebene<br />
-schlechtes Design der<br />
Struktur<br />
-Klima<br />
-Managementstil<br />
-Technologie<br />
-Aufgabenforderung<br />
-Rollenforderung<br />
Individuelle<br />
Unterschiede<br />
Kognitiv/<br />
Affektiv<br />
-Typ A/B<br />
-Soziale<br />
Unter-<br />
stützung<br />
-Wider-<br />
standsfä-<br />
higkeit<br />
-negative<br />
Affektivität<br />
-Glaube an<br />
Locus of<br />
Control<br />
-<strong>Arbeits</strong>-<br />
erfahrung<br />
Biologisch/<br />
Demo-<br />
grafisch<br />
-Vererbung<br />
-Alter<br />
-Geschlecht<br />
Physiologisch<br />
-Hoher Blutdruck<br />
-Hoher Cholesterin-<br />
spiegel<br />
-Herzkrankheiten<br />
Organisationell<br />
-niedrige Produktivität<br />
-Fernbleiben vom Ar-<br />
beitsplatz<br />
-niedrige <strong>Arbeits</strong>zufrie-<br />
denheit<br />
-hohe Kündigungs-<br />
häufigkeit<br />
272
Extraorganisationale<br />
Ebene<br />
-Familie<br />
-Wirtschaftliche<br />
Ungewissheit<br />
-Fehlende Mobilität<br />
-Lebensqualität<br />
-Technologische<br />
Ungewissheit<br />
273
Mobbing<br />
• Mobbing ist eine Extremform sozialer Stressoren<br />
(zwischenmenschliche Schwierigkeiten, Konflikte,<br />
Streitigkeiten mit Vorgesetzten, etc.),<br />
• wenn häufig, über einen längeren Zeitraum hinweg eine<br />
Person von anderen bedrängt wird<br />
• 2-8% der <strong>Arbeits</strong>tätigen sind von Mobbing betroffen<br />
(Frieling & Sonntag, 1999)<br />
274
Ursachen von Mobbing<br />
1) In der Organisation: zu enger Handlungsspielraum,<br />
Zielunsicherheit etc.<br />
2) In der Person der Angreifer: Freude an<br />
Machtausübung, Angst vor Autoritätsverlust etc.<br />
3) In der sozialen Gruppe: Feindseligkeit, Neid etc.<br />
4) In der Person der/s Betroffenen:<br />
Persönlichkeitsmerkmale wie Arroganz,<br />
Distanzlosigkeit etc.<br />
5) Antipathie zwischen Opfer <strong>und</strong> Täter; raues<br />
wirtschaftliches <strong>und</strong> gesellschaftliches Klima<br />
275
Mobbing-Verlauf (nach Frieling & Sonntag, 1999)<br />
Erste Zwischenstufe:<br />
Ein Opfer wird<br />
auserkoren<br />
Zweite Zwischenstufe:<br />
Verschwörung des<br />
Schweigens<br />
Dritte Zwischenstufe:<br />
Klärung durch Rechts -<br />
weg, Abmahnung von<br />
Mobbern<br />
Abschieben<br />
<strong>und</strong> kaltstellen<br />
1. Phase: tägliche Konflikte<br />
einzelne Unverschämtheiten <strong>und</strong> Gemeinheiten<br />
Mehrere<br />
Versetzungen<br />
nacheinander<br />
2. Phase: Mobbing etabliert sich<br />
Mobbing Handlungen -<br />
treten mindestens einmal<br />
pro Woche während mindestens eines<br />
zusammen hängenden halben Jahres auf.<br />
3. Phase: Destruktive Personalverwaltung<br />
Versuch der offiziellen Lösung; das Opfer wird<br />
durch Maßnahmen bis hin zu Rechtsbrüchen<br />
weiter abgedrängt.<br />
Frührente<br />
4. Phase: Ausschluss<br />
Einlieferung in<br />
eine Nerven -<br />
heilanstalt<br />
Langfristige<br />
Krank- -<br />
schreibung<br />
Ärztliche <strong>und</strong> psycholo -<br />
gische Fehldiagnosen<br />
(Resch, 1994,<br />
Leymann 1995)<br />
Abfindung<br />
276
Mobbing Verlauf<br />
1) Zu Beginn kommt es zu einzelnen Gemeinheiten <strong>und</strong><br />
Unverschämtheiten<br />
2) Durch regelmäßige Mobbinghandlungen die über einen<br />
längeren Zeitraum hinweg auftreten, beginnt sich das<br />
Mobbing zu etablieren. Das Opfer reagiert häufig mit<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Problemen. In dierser Phase ist es<br />
wichtig, dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden:<br />
Verbündete zur Reflexion finden, Distanzierung<br />
(Fehlzeiten, Kuren,etc.), Attacken öffentlich etc.<br />
machen. Falls der Prozess nicht unterbrochen wird:<br />
3) Es kommt häufig zu destruktiver Personalverwaltung;<br />
Vorgesetzte stellen sich auf die Seite des Täters.<br />
4) Ende des Mobbingprozesses ist dann erreicht, wenn<br />
das Opfer von der Organisation ausgeschlossen wird<br />
durch: Versetzungen, Frührente, Abfindung, etc.<br />
277
Messung von Mobbing<br />
Fragebogen von Leymann (1996)<br />
• bei 45 Handlungen wird angegeben, ob diese<br />
vorkommen;<br />
• die Handlungen betreffen<br />
- Angriffe auf Mitteilungsmöglichkeiten<br />
- Angriffe auf die sozialen Beziehungen<br />
- Angriffe auf das soziale Ansehen<br />
- Angriffe auf die Qualität der Berufs- <strong>und</strong><br />
Lebenssituation<br />
- Angriffe auf die Ges<strong>und</strong>heit<br />
Kommt zumindest eine Handlung wöchentlich über 6<br />
Monate vor, wird von Mobbing gesprochen<br />
278
Stressmodelle<br />
• Allgemeine Adaptions-Syndrom<br />
• Transaktionales Stressmodell<br />
• Anforderungs-Kontroll Modell<br />
• Personen-Environment-Fit-Modell<br />
• Rollenkonfliktmodelle<br />
• Stress durch Beeinträchtigung der<br />
Handlungsregulation<br />
279
Allgemeines Adaption-Syndrom (Selye, 1974)<br />
Personen reagieren auf einen Stressor mit<br />
Verteidigung, die in 3 Phasen abläuft:<br />
1) Alarm: Person reagiert intensiv auf Stressor; sie<br />
überlegt wie sie mit dem Stressor umgehen kann<br />
(Kampf oder Flucht)<br />
2) Widerstand: Es wird Widerstand geleistet aber es<br />
kommt schon zu Müdigkeit, Angst <strong>und</strong> Erschöpfung<br />
3) Erschöpfung: Die Widerstandsenergie ist aufgebraucht<br />
Lang anhaltende Stressoren schwächen Immunsystem<br />
auch Herzinfarkt <strong>und</strong> Schlaganfall können vorkommen<br />
280
Transaktionales Stressmodell<br />
(Lazarus & Folkman, 1984)<br />
Stress entsteht infolge von dynamischen<br />
Beziehungen zwischen Personen <strong>und</strong> externen<br />
Ereignissen oder inneren Anforderungen.<br />
Stress entsteht wenn die Anforderungen die<br />
Anpassungsfähigkeiten oder Ressourcen einer<br />
Person übersteigen.<br />
Die subjektive Wahrnehmung spielt dabei eine<br />
große Rolle.<br />
281
Transaktionales Stressmodell nach Lazarus<br />
(Nach Zapf & Dormann, 2001)<br />
Körperliche<br />
Belastungen<br />
Physische Belastung der<br />
<strong>Arbeits</strong>umgebung<br />
Lärm, Hitze, Gerüche, etc.<br />
-<br />
Objektive<br />
Stressoren<br />
<strong>Arbeits</strong>organisation: Zeitdruck,<br />
organisatorische Probleme,<br />
Unterbrechungen<br />
Soziale Belastungen<br />
- soziale Stressoren<br />
- Mobbing<br />
Emotionale Belastungen<br />
Emotionale Dissonanz<br />
Objektive<br />
Stressoren<br />
Sek<strong>und</strong>äre<br />
Bewertung<br />
Problembezogene<br />
Bewältigung<br />
Emotionsbezogene<br />
Bewältigung<br />
Ressourcen in der<br />
Kognitive Belastung<br />
Situation<br />
Störungen der<br />
- Handlungsspielraum<br />
Handlungssteuerung<br />
- Soziale Unterstützung<br />
- Aufgabe: Zeitdruck, Konzentra -<br />
tionsan forderungen, Unsicherheit<br />
Ressourcen in der<br />
Person<br />
- Qualifik ation<br />
- Problemlösekompetenz<br />
- Bewältigungsstrategien<br />
- soziale Kompetenzen<br />
Kurzfristige<br />
Stressreaktionen<br />
physiologisch<br />
psychologisch<br />
Verhalten<br />
Langfristige<br />
Stressreaktionen<br />
physiologisch<br />
psy chologisch<br />
Verhalten<br />
Physiologisch/Somatisch<br />
- erhöhte Herzfrequenz - psychosomatische<br />
- Blutdrucksteigerung Beschwerden<br />
- Adrenalinausschüttung - organische Krankheiten<br />
Psychologisch<br />
- Anspannung - Depressivität<br />
- Frustration/Ärger - Burnout<br />
- Gereiztheit (Emotionale Erschöpfung,<br />
- Ermüdung Depersonalisation,<br />
- Monotonie<br />
- Gefühl verminderter<br />
- Sättigungsgefühle<br />
Leistungsfä higkeit)<br />
- Ängstlichkeit<br />
- <strong>Arbeits</strong>unzufriedenhe it<br />
Verhalten<br />
- Leistungsschwankungen - Nikotinkonsum<br />
- Fehler - Alkohol - , Tablettenkonsum<br />
- schlechte sensumoto - - Fehlzeiten 282<br />
rische Koordination
Transaktionales Stressmodell<br />
Objektive Stressoren:<br />
Körperliche Belastungen: Physische Belastungen der<br />
<strong>Arbeits</strong>umgebung: Lärm, Hitze, Gerüche, etc.<br />
Kognitive Belastungen: Störungen der Handlungssteuerung<br />
durch<br />
• Aufgabe: Zeitdruck, Konzentrationsanforderungen,<br />
Unsicherheit<br />
• <strong>Arbeits</strong>organisation: Zeitdruck, organisatorische Probleme,<br />
Unterbrechungen<br />
Soziale Belastungen: soziale Stressoren, Mobbing<br />
Emotionale Belastungen: Emotionale Dissonanz<br />
283
Die objektiven Stressoren werden einer primären <strong>und</strong><br />
sek<strong>und</strong>ären Bewertung unterzogen um dann eine<br />
problembezogene <strong>und</strong> emotionsbezogene Bewältigung zu<br />
tätigen. Dabei spielen Ressourcen eine wesentliche Rolle:<br />
Ressourcen der Situation:<br />
• Handlungsspielraum<br />
• Soziale Unterstützung<br />
Ressourcen der Person:<br />
• Qualifikation<br />
• Problemlösekompetenz<br />
• Bewältigungsstrategien<br />
• Soziale Kompetenzen<br />
284
Nach den Bewältigungsversuchen kommt es zu<br />
kurzfristigen Stressreaktionen beziehungsweise zu<br />
langfristigen Stressreaktionen:<br />
Physiologisch/somatisch: erhöhte Herzfrequenz,<br />
Blutdrucksteigerung, Adrenalinausschüttung,<br />
Psychosomatische Beschwerden<br />
Psychologisch: Anspannung, Frustration/Ärger, Gereiztheit,<br />
Ermüdung, Monotonie, Sättigungseffekte, Ängstlichkeit,<br />
Depressivität, Burnout, <strong>Arbeits</strong>unzufriedenheit<br />
Verhalten: Leistungsschwankungen, Fehler, schlechte<br />
sensumotorische Koordination, Nikotinkonsum, Alkohol-,<br />
Tablettenkonsum, Fehlzeiten<br />
285
Konsequenzen von Stress <strong>und</strong><br />
Stressbewältigung<br />
• Subjektiv-psychisch (Angst, Teilnahmslosigkeit,<br />
Ermüdung, Sättigung, Monotoniegefühl, Ärger, etc.)<br />
• Verhalten (Alkoholismus, Drogenkonsum, Unfallneigung,<br />
Leistungsschwankungen)<br />
• Kognitiv (schlechte Konzentrationsleistung,<br />
Vergesslichkeit, Burnout)<br />
• Physiologisch (erhöhte Herzfrequenz <strong>und</strong> Blutdruck,<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen)<br />
• Organisatorisch (herabgesetzte Produktivität,<br />
Unzufriedenheit, verringertes Commitment, erhöhte<br />
Fehlzeiten <strong>und</strong> Fluktuation)<br />
Stress verursacht große Kosten auf personeller, familiärer<br />
<strong>und</strong> organisatorischer Ebene!<br />
286
Burnout<br />
• Reaktion auf Stress in verschiedenen helfenden Berufen<br />
– wo viel mit anderen Menschen kommuniziert werden<br />
muss <strong>und</strong> der <strong>Arbeits</strong>tätige sich als Werkzeug einsetzen<br />
muss.<br />
• resultiert in emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation<br />
<strong>und</strong> reduzierte Leistungsfähigkeit<br />
• entwickelt sich in Verbindung mit negativen<br />
Einstellungen zur Arbeit, Zynismus, Langeweile, etc.<br />
• wird häufig bei besonders engagierten Personen<br />
beobachtet<br />
287
Burnout-Modell (Weinert, 1998)<br />
Persönliche Stressoren<br />
-hohe Leistungserwartungen<br />
-hohe Erwartungen von<br />
Seiten des Unternehmens<br />
-hohe Involviertheit in die<br />
Arbeit<br />
Emotionale Erschöpfung<br />
Depersonalisierung<br />
Gefühl, persönlich nichts<br />
mehr zu erreichen<br />
beziehungsweise zu leisten<br />
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Organisations-<br />
Stressoren<br />
-Rollenkonflikt<br />
-Rollenüberlastung<br />
-Häufigkeit, Länge <strong>und</strong> In-<br />
tensität zwischenpersön-<br />
licher Kontakte<br />
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Organisations-<br />
Stressoren<br />
-Negative Einstellungen<br />
-Ermüdung<br />
-Frustration<br />
-Hilflosigkeit<br />
-Zurückgezogenheit (von<br />
Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Geselligkeiten)<br />
288
Maslach Burnout Inventory<br />
Mittels Fragebogen werden folgende Konstrukte<br />
erfasst:<br />
• Persönliche Erfüllung<br />
„Ich habe das Gefühl, dass ich durch meine Arbeit das<br />
Leben anderer Menschen positiv beeinflusse.“<br />
• Depersonalisation<br />
„Ich glaube, dass ich manche Patienten so behandle als<br />
wären sie unpersönliche Objekte.“<br />
• Betroffenheit<br />
„Ich fühle mich von den Problemen meiner Patienten<br />
persönlich betroffen.“<br />
289
Organisatorische Maßnahmen gegen Stress:<br />
• Stressoren abbauen<br />
• Personelle Ressourcen erhöhen<br />
• Ges<strong>und</strong>heitsförderungskonzepte<br />
• Gestaltungsmaßnahmen<br />
• Personaltrainings<br />
Personenbezogene Maßnahmen:<br />
• Information über Stress <strong>und</strong> Wirkung von Stress<br />
• Verhaltenstrainings<br />
• Entspannungstechniken<br />
• Kompetenztrainings (z. B. Selbstsicherheit)<br />
• Trainings zur aktiven Veränderung der <strong>Arbeits</strong>situation<br />
290
Stressprozess <strong>und</strong> mögliche Interventionsmaßnahmen<br />
(Nach Zapf & Dormann, 2001)<br />
<strong>Arbeits</strong>gestaltung:<br />
Abbau von<br />
Belastungen (z.B.<br />
job enlargement, job<br />
rotation)<br />
Objektive<br />
Stressoren<br />
Zeitmanagement<br />
Führungstraining<br />
Kommunikations- /<br />
Konflikttraining<br />
Stresstraining zur<br />
Veränderung der<br />
<strong>Arbeits</strong>situation<br />
<strong>Arbeits</strong>gestaltung: Aufbau von Ressourcen<br />
(z.B. job enrichment, teilautonome<br />
<strong>Arbeits</strong>gruppen)<br />
Ressourcen:<br />
Handlungsspiel -<br />
raum, soziale<br />
Unterstützung<br />
Bewertungs -<br />
prozesse<br />
Interne<br />
Ressourcen<br />
Bewältigung<br />
Spannungsreduktionsverfahren<br />
(Muskelentspannung,<br />
autogenes Training, Meditation,<br />
Biofeedback)<br />
Informationsbezogene/educative Verfahren<br />
Kognitiv- /verhaltensbezogene Verfahren (RET,<br />
Stressimpfung)<br />
Selbstsicherheitstraining<br />
Stressbezogens Kompetenztraining<br />
Stressreaktion<br />
Ernährungs-<br />
programme<br />
Sport, Gymnastik,<br />
Rückenschule<br />
Alkoholpräven -<br />
tionsprogramme<br />
Antiraucher -<br />
programme<br />
291
Stressprozess <strong>und</strong> mögliche<br />
Interventionsmaßnahmen<br />
Objektive<br />
Stressoren<br />
<strong>Arbeits</strong>gestaltung: Aufbau von<br />
Ressourcen (z.B. job enrichment,<br />
teilautonome <strong>Arbeits</strong>gruppen)<br />
Externe<br />
Ressourcen:<br />
Handlungsspiel-<br />
raum, soziale<br />
Unterstützung<br />
Bewertungs-<br />
prozesse<br />
Bewältigung<br />
Stressreaktion<br />
292
Zeitmanagement<br />
Führungstraining<br />
Kommunikations-<br />
/ Konflikttraining<br />
Stresstraining zur<br />
Veränderung der<br />
<strong>Arbeits</strong>situation<br />
Interne<br />
Ressourcen<br />
Spannungsreduktionsverfahren<br />
(Muskelentspannung,<br />
autogenes Training,<br />
Meditation, Biofeedback)<br />
Informationsbezogene/educative Verfahren<br />
Kognitiv-/verhaltensbezogene Verfahren<br />
(RET, Stressimpfung)<br />
Selbstsicherheitstraining<br />
Stressbezogens Kompetenztraining<br />
Ernährungs-<br />
programme<br />
Sport,<br />
Gymnastik,<br />
Rückenschule<br />
Alkoholpräven-<br />
tionsprogramme<br />
Antiraucher-<br />
programme<br />
293
<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
294
<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
• <strong>Arbeits</strong>gestaltung basiert auf der Analyse <strong>und</strong><br />
Bewertung der Arbeit,<br />
• ist beeinflusst vom aktuellen Zeitgeist <strong>und</strong><br />
Menschenbild <strong>und</strong><br />
• soll sich auf die Optimierung des<br />
soziotechnischen Systems konzentrieren.<br />
295
Aufgaben der <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
• Optimale Aufteilung der Aufgabenverteilung zwischen<br />
Mensch <strong>und</strong> Maschine: Automatisierungserfordernisse,<br />
menschliche Informationsverarbeitung, etc.<br />
• Gestaltung der <strong>Arbeits</strong>mittel: Gestaltung des Signalfeldes <strong>und</strong><br />
der Bedienteile, etc.<br />
• Gestaltung der <strong>Arbeits</strong>organisation <strong>und</strong><br />
Fertigungsverfahren: Teilung oder Kombination von Arbeit, etc.<br />
• Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Arbeits</strong>messung <strong>und</strong> Stimulierung:<br />
Ermittlung der psychischen <strong>und</strong> physischen Beanspruchungen, etc.<br />
• Gestaltung der <strong>Arbeits</strong>umgebung: Untersuchung von<br />
Umgebungseinflüssen (Licht, Lärm, Klima, etc.)<br />
296
Soziotechnische Systeme<br />
Soziotechnische Systeme sind dynamische System, d.h.<br />
sie erhalten Inputs aus der Umwelt <strong>und</strong> geben Outputs an<br />
diese ab, wobei dies unter informationellen, normativen,<br />
materiellen <strong>und</strong> energetischen Aspekten gilt.<br />
Soziales Teilsystem: Organisationsmitglieder <strong>und</strong> ihre<br />
gruppenspezifischen Bedürfnisse<br />
Technisches Teilsystem: Betriebsmittel, den Anlagen,<br />
räumlichen Bedingungen<br />
297
Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>äraufgaben in soziotechnischen<br />
Systemen (Urich, 2001)<br />
Technisches Teilsystem<br />
o Betriebsmittel<br />
o technologische Bedingungen<br />
o räumliche Bedingungen<br />
Soziotechnisches System<br />
Primäraufgaben<br />
Soziales Teilsystem<br />
Aufgaben, die zu erfüllen das<br />
System geschaffen wurde<br />
Sek<strong>und</strong>äraufgaben<br />
o Organisationsmitglieder<br />
o individuelle Bedürfnisse <strong>und</strong><br />
Qualifikationen<br />
o gruppenspezifische Bedürfnisse<br />
o Systemerhaltung: Unterhalt, Wartung, Schulung<br />
o Regulation: Steuerung des Inputs, Koordination<br />
298
Strukturmerkmale soziotechnischer<br />
<strong>Arbeits</strong>organisation<br />
• Relativ unabhängige Organisationseinheiten:<br />
Mehreren Personen wird eine ganzheitliche<br />
Aufgabe übertragen<br />
• Aufgabenzusammenhang innerhalb der<br />
Organisationseinheit: Teilaufgaben einer Einheit<br />
müssen als inhaltlich zusammengehörig<br />
wahrgenommen werden<br />
• Einheit von Produktion <strong>und</strong> Organisation: Eine<br />
Einheit muss ein Produkt schaffen, das ihr<br />
zugeordnet werden kann.<br />
299
Die Möglichkeit, die eigene Arbeit zu gestalten <strong>und</strong><br />
Entscheidungen zu treffen, ist ein wesentliches<br />
Kriterium persönlichkeitsförderlicher Arbeit.<br />
Forderungen:<br />
• Erweiterung des Entscheidungsspielraums<br />
• Tätigkeiten zur Förderung der Autonomie<br />
• Erweiterungen des Gestaltungsspielraums von<br />
Handlungen<br />
• Erweiterung des Handlungsspielraums<br />
• Erhöhung von Freiheitsgraden<br />
• Ausdehnung der subjektiven Kontrolle<br />
• Etc.<br />
300
Der Tätigkeitsspielraum soll erweitert werden<br />
(Ulich, 2001) …<br />
• Handlungsspielraum: Möglichkeit zum<br />
unterschiedlichen aufgabenbezogenen Handeln; Wahl<br />
über Verfahren, Mittel <strong>und</strong> zeitlicher Organisation<br />
Erhöhung der Wahlmöglichkeiten<br />
• Gestaltungsspielraum: Möglichkeit zum<br />
selbstständigen gestalten von Vorgehensweisen<br />
Erhöhung der Variabilität von Teilhandlungen<br />
• Entscheidungsspielraum: Entscheidungskompetenz<br />
in der Festlegung <strong>und</strong> Abgrenzung von Aufgaben<br />
Erhöhung der Autonomie<br />
301
Tätigkeitsspielraum <strong>und</strong> Bezug zum<br />
Tätigkeitsmodell der Handlungstheorie<br />
Entscheidungsspielraum Autonomie Tätigkeit<br />
Gestaltungsspielraum Variabilität Handlung<br />
Handlungsspielraum Flexibilität Operation<br />
302
Strategien der <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
• Korrektive <strong>Arbeits</strong>gestaltung: Ziel ist die Korrektur<br />
erkannter Mängel z. B. Beschaffung ergonomischer<br />
Stühle nachdem Rückenbeschwerden aufgetreten sind.<br />
• Präventive <strong>Arbeits</strong>gestaltung: Ziel ist die<br />
vorwegnehmende Vermeidung von ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Schädigungen <strong>und</strong> psychosozialen Beeinträchtigungen<br />
z. B. Beschaffung des Mobiliars bevor Beschwerden<br />
auftreten.<br />
• Prospektive <strong>Arbeits</strong>gestaltung: Ziel ist die<br />
Schaffung von Möglichkeiten zur<br />
Persönlichkeitsentwicklung im Stadium der Planung z. B.<br />
Angebot verschiedener Dialog-, Unterstützungs- <strong>und</strong><br />
Bildaufbauformen zwischen denen gewählt werden<br />
kann.<br />
303
Merkmale der Aufgabengestaltung<br />
Wie müssen Aufgaben gestaltet sein, damit es zu<br />
einem <strong>Arbeits</strong>prozess kommt der<br />
persönlichkeitsförderlich <strong>und</strong> motivierend ist.<br />
Die Aufgabe muss so gestaltet sein, dass es zu<br />
einer Hinwendung, d.h. <strong>Arbeits</strong>orientierung kommt:<br />
• Die arbeitende Person muss die Kontrolle über<br />
den <strong>Arbeits</strong>ablauf <strong>und</strong> Hilfsmittel haben<br />
• Die strukturellen Merkmale der Aufgabe müssen<br />
so beschaffen sein, dass sie die Vollendung <strong>und</strong><br />
Fortsetzung der Arbeit auslösen.<br />
304
Merkmale der Aufgabengestaltung, Ziele <strong>und</strong><br />
Wege der Realisierung<br />
Gestaltungsmerkmal Angenommene Wirkung Realisiert durch ...<br />
Ganzheitlichkeit<br />
• Mitarbeiter erkennen<br />
Bedeutung <strong>und</strong><br />
Stellenwert ihrer Tätigkeit<br />
• Mitarbeiter erhalten<br />
Rückmeldung über den<br />
eigenen <strong>Arbeits</strong>fortschritt<br />
aus der Tätigkeit selbst<br />
Anforderungsvielfalt • Unterschiedliche<br />
Fähigkeiten, Kenntnisse<br />
<strong>und</strong> Fertigkeiten können<br />
eingesetzt werden<br />
• Einseitige<br />
Beanspruchungen können<br />
vermieden werden<br />
... Aufgaben mit<br />
planenden, ausführenden<br />
<strong>und</strong> kontrollierenden<br />
Elementen <strong>und</strong> der<br />
Möglichkeit, Ergebnisse<br />
der eigenen Tätigkeit auf<br />
Übereinstimmung mit<br />
gestellten Anforderungen<br />
zu prüfen<br />
... Aufgaben mit<br />
unterschiedlichen<br />
Anforderungen an<br />
Körperfunktionen <strong>und</strong><br />
Sinnesorgane<br />
305
Gestaltungsmerkmal Angenommene Wirkung Realisiert durch ...<br />
Möglichkeiten der<br />
sozialen Interaktion<br />
• Schwierigkeiten können<br />
gemeinsam bewältigt<br />
werden<br />
• Gegenseitige<br />
Unterstützung hilft<br />
Belastungen besser zu<br />
ertragen<br />
Autonomie • Stärkt Selbstwertgefühl<br />
<strong>und</strong> Bereitschaft zur<br />
Übernahme von<br />
Verantwortung<br />
• Vermittelt die Erfahrung,<br />
nicht einfluss- <strong>und</strong><br />
bedeutungslos zu sein<br />
Lern- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsmöglichkeiten<br />
• Allgemeine geistige<br />
Flexibilität bleibt erhalten<br />
• Berufliche Qualifikationen<br />
werden erhalten<br />
<strong>und</strong> weiter entwickelt<br />
... Aufgaben, deren<br />
Bewältigung Kooperation<br />
nahe legt oder voraussetzt<br />
... Aufgaben mit<br />
Dispositions- <strong>und</strong><br />
Entscheidungsmöglichkeiten<br />
... problemhaltige Aufgaben,<br />
zu deren Bewältigung<br />
vorhandene Qualifikationen<br />
eingesetzt <strong>und</strong> erweitert<br />
beziehungsweise neue<br />
Qualifikationen angeeignet<br />
306<br />
werden müssen
Gestaltungsmerkmal Angenommene Wirkung Realisierung durch …<br />
Zeitelastizität <strong>und</strong><br />
stressfreie<br />
Regulierbarkeit<br />
Sinnhaftigkeit<br />
- Wirkt unangemessener<br />
<strong>Arbeits</strong>verdichtung entgegen<br />
- Schafft Freiräume für<br />
stressfreies Nachdenken <strong>und</strong><br />
selbst gewählte Interaktionen<br />
- Vermittelt das Gefühl, an<br />
der Erstellung<br />
gesellschaftlich nützlicher<br />
Produkte beteiligt zu sein<br />
- Gibt Sicherheit der<br />
- Übereinstimmung<br />
individueller <strong>und</strong><br />
gesellschaftlicher Interessen<br />
... Schaffen von<br />
Zeitpuffern bei der<br />
Festlegung von<br />
Vorgabezeiten<br />
... Produkte, deren<br />
gesellschaftlicher<br />
Nutzen nicht in Frage<br />
gestellt wird<br />
307
Ziel:<br />
Gestaltung von „vollständigen Aufgaben“<br />
Charakteristika „vollständiger Aufgaben“:<br />
• Selbständiges Setzen von Zielen<br />
• Selbständige Handlungsvorbereitung<br />
• Auswahl der Mittel zur adäquaten Zielerreichung<br />
• Ablauffeedback zur allfälligen<br />
Handlungskorrektur<br />
• Resultatfeedback zur Überprüfung der<br />
Übereinstimmung zwischen Ergebnissen <strong>und</strong><br />
gesetzten Zielen<br />
308
Wege der psychologischen<br />
<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
Ziel der psychologischen <strong>Arbeits</strong>gestaltung ist es,<br />
die Monotonie von einfach strukturierten,<br />
routinemäßig auszuführenden Tätigkeiten<br />
aufzulösen.<br />
1) Job rotation<br />
2) Job enlargement<br />
3) Job enrichement<br />
4) Teilautonome <strong>Arbeits</strong>gruppen<br />
5) Gruppen im Betrieb<br />
309
1) Geplanter <strong>Arbeits</strong>platzwechsel (Job rotation):<br />
Personen die spezialisierte Tätigkeiten ausführen<br />
tauschen ihren <strong>Arbeits</strong>platz.<br />
• Tätigkeitsspielraum wird erweitert,<br />
Entscheidungsspielraum kaum<br />
• Vorteil: Monotonie, Übersättigung, einseitige<br />
Belastung wird vermindert<br />
• Humanisierung wird aber kaum erreicht<br />
310
2) Aufgabenerweiterung (Job enlargement):<br />
<strong>Arbeits</strong>tätige üben innerhalb ihrer <strong>Arbeits</strong>plätze mehrere<br />
Tätigkeiten aus, die bislang von verschiedenen<br />
<strong>Arbeits</strong>kräften erledigt wurden.<br />
• Horizontale Erweiterung der Arbeit<br />
• Tätigkeitsspielraum wird erweitert,<br />
Entscheidungsspielraum kaum<br />
3) Aufgabenanreicherung (Job enrichment): Die<br />
Ablauf- <strong>und</strong> Aufbauorganisation der Arbeit wird neu<br />
gestaltet.<br />
• Vertikale Erweiterung der Arbeit<br />
• Neugestaltung der Motivationsfaktoren: Kontext- <strong>und</strong><br />
Kontentaspekte werden berücksichtigt<br />
• Möglichkeit für eigenständige Zielsetzung<br />
• Führt zu vollständigen Aufgaben<br />
311
4) Teilautonome <strong>Arbeits</strong>gruppen: Personen erledigen<br />
gemeinsam <strong>und</strong> autonom zusammenhängende<br />
Teilaufgaben <strong>und</strong> übernehmen dafür die Verantwortung.<br />
• Selbstregulation in der Gruppe <strong>und</strong> wechselseitige<br />
Unterstützung wird ermöglicht<br />
• Kritik: eventuell ist der Erfolg nur durch die<br />
Zuwendung zu den Beschäftigten möglich<br />
(Hawthrone-Effekt); Umsetzung nur möglich, wenn<br />
die Aufgaben überhaupt einen<br />
Entscheidungsspielraum offen lassen; aufgr<strong>und</strong> der<br />
anspruchsvolleren Arbeit sind auch höhere Löhne<br />
nötig; Unterstützung durch das Management nötig<br />
• Berichtete Vorteile: Verbesserung der Qualität,<br />
verminderte Kosten für Qualitätskontrolle <strong>und</strong><br />
Nacharbeit,Verringerung des Verletzungsrisikos,<br />
Verbesserung der Produktstabilität<br />
• Berichtete Mehrkosten: Investitionen für<br />
Parallelausrüstung, höhere Lagerstände<br />
312
Erfolge teilautonomer <strong>Arbeits</strong>gruppen<br />
Beschäftigte Organisation Produktion<br />
• Intrinsische<br />
Motivation durch<br />
Aufgabenorientierung<br />
• Verbesserung von<br />
Qualifikation <strong>und</strong><br />
Kompetenzen<br />
• Erhöhung der<br />
Flexibilität<br />
• Qualitative<br />
Veränderung der<br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
• Verringerung von<br />
hierarchischen<br />
Positionen<br />
• Veränderte<br />
Vorgesetztenrollen<br />
• Veränderung von<br />
Kontrollspannen<br />
• Funktionale<br />
Integration<br />
• Verbesserung der<br />
Produktqualität<br />
• Verminderung von<br />
Durchlaufzeiten<br />
• Verringerung<br />
arbeitsablaufbedingter<br />
Wartezeiten<br />
• Verringerung von<br />
Stillstandszeiten<br />
313
Erfolge teilautonomer <strong>Arbeits</strong>gruppen<br />
Beschäftigte Organisation Produktion<br />
• Abbau einseitiger<br />
Belastungen<br />
• Abbau von Stress<br />
durch gegenseitige<br />
Unterstützung<br />
• Aktiveres<br />
Freizeitverhalten<br />
• Höhere<br />
Flexibilität<br />
• Neudefinition von<br />
Stellen<br />
• Neue<br />
Lohnkonzepte<br />
• Erhöhung der<br />
Flexibilität<br />
• Verminderung von<br />
Fehlzeiten<br />
• Verminderung der<br />
Fluktuation<br />
314
5) Gruppen im Betrieb: Häufig werden Gruppen<br />
eingerichtet, die sich speziellen Themen widmen z. B.<br />
• Qualitätszirkel: qualitative Verbesserungen im<br />
Betrieb sollen eingeführt werden (erweitern die<br />
<strong>Arbeits</strong>kompetenz <strong>und</strong> Erhöhen die<br />
loyalitätsfördernde Gruppenprozesse)<br />
• Ges<strong>und</strong>heitszirkel: Veränderung der<br />
<strong>Arbeits</strong>bedingungen zwecks Reduktion von<br />
Stressoren<br />
• Lernwerkstatt: Möglichkeiten zur sozialen<br />
Integration für die Mitarbeiter schaffen<br />
• Üblicherweise bestehen solche Gruppen aus einer<br />
kleinen Anzahl von Mitarbeiter der unteren<br />
Organisationsebenen, die unter Leitung eines<br />
Moderators spezifische Themenbereiche<br />
diskutieren.<br />
315
Vom „besten Weg“ zum Angebot von<br />
Alternativen<br />
Eine beste, für alle Mitarbeiter optimale<br />
<strong>Arbeits</strong>struktur kann es nicht geben.<br />
Statt <strong>Arbeits</strong>gestaltung durch Eignungsdiagnostik<br />
sollte psychologisch sinnvoller <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
der Vorzug gegeben werden.<br />
316
3 Gestaltungsprinzipien<br />
• Prinzip der flexiblen <strong>Arbeits</strong>gestaltung:<br />
Berücksichtigung interindividueller Differenzen<br />
innerhalb einer vorgegebenen <strong>Arbeits</strong>struktur<br />
• Prinzip der differenziellen <strong>Arbeits</strong>gestaltung:<br />
Vorgabe alternativer <strong>Arbeits</strong>strukturen, zwischen denen<br />
Beschäftigte wählen können;<br />
Persönlichkeitsunterschieden soll Rechnung getragen<br />
werden<br />
• Prinzip der dynamischen <strong>Arbeits</strong>gestaltung:<br />
Je nach Lernfortschritt <strong>und</strong> Motivationsänderung soll<br />
der <strong>Arbeits</strong>bereiche erweitert oder neue<br />
<strong>Arbeits</strong>strukturen geschaffen werden; <strong>Arbeits</strong>strukturen<br />
sollen den intraindividuellen Änderungen Rechnung<br />
tragen<br />
317
Überlegungen zur dynamischen<br />
<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
• Anfangs nutzt der <strong>Arbeits</strong>tätige viele Strategien <strong>und</strong><br />
Freiheitsgrade, mit der Zeit, aufgr<strong>und</strong> von<br />
Rückkoppelungseffekten, engen sich diese Strategien<br />
auf einige wenige, oder eine einzige ein.<br />
• Die Ausführung einer <strong>Arbeits</strong>aufgabe führt mit der Zeit<br />
zu einer Geübtheit im <strong>Arbeits</strong>vollzug <strong>und</strong> dadurch zu<br />
einer Automatisierung, Verminderung des<br />
Entscheidungs- <strong>und</strong> Kontrollspielraums sowie zu<br />
Dequalifizierung<br />
• Mit der Zeit kommt es zu antriebsregulartorischen<br />
Veränderungen: Zielmodifikation oder veränderte<br />
Bewertungen der Arbeit<br />
318
Durch die Berücksichtigung der inter- <strong>und</strong> intraindividuellen<br />
Differenzen <strong>und</strong> Individualisierung von <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten<br />
können Stressfaktoren reduziert werden.<br />
4 Prinzipen für die <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />
• Judoprinzip: „Nutze andere als die eigenen Kräfte.“<br />
Betriebsangehörige sollen auf Probleme aufmerksam gemacht<br />
werden, damit sie Veränderungen selbst initialisieren <strong>und</strong><br />
realisieren können.<br />
• Partizipation: Betroffene sollen zu Beteiligten gemacht werden.<br />
• Heuristisches Vorgehen: Es gibt viele Wege der Veränderung;<br />
Lösungen sollen von den Mitarbeitern selbst gef<strong>und</strong>en werden.<br />
• Doppelhelix: Es gibt keine individuelle ohne systemische<br />
Veränderung. Auf beiden Ebenen werden Neugestaltungen<br />
getragen <strong>und</strong> wirksam.<br />
319
<strong>Arbeits</strong>gestaltung <strong>und</strong> Kultur<br />
<strong>Arbeits</strong>gestaltung ist lokalen, geographischen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Unterschieden unterworfen.<br />
Theorien <strong>und</strong> Praktiken sind kulturspezifisch<br />
<strong>und</strong> können nicht einfach von einem Land in ein<br />
anderes übertragen werden.<br />
320
Beispielitems zu Kulturdimensionen nach<br />
Hofstede (1980)<br />
Dimension Frage Antwortrichtung<br />
Akzeptanz von<br />
Machtdistanz<br />
Tendenzen zur<br />
Vermeidung von<br />
Ungewissheit<br />
Neigung zu<br />
Individualismus<br />
im Gegensatz zu<br />
Kollektivismus<br />
Wie oft besteht – ihrer Erfahrung nach –<br />
das folgende Problem: Mitarbeiter<br />
fürchten sich davor, Vorgesetzten<br />
gegenüber einen gegenteiligen<br />
Standpunkt auszudrücken.<br />
Regeln der Organisation sollten nicht<br />
gebrochen werden, auch dann nicht,<br />
wenn ein Mitarbeiter der Meinung ist,<br />
dies wäre für die Organisation gut.<br />
Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie eine<br />
Arbeit haben, die Ihnen Zeit für sich <strong>und</strong><br />
Ihre Familie lässt?<br />
Wie wichtig ist es für Sie, genügend<br />
Freiraum für die Entwicklung Ihres<br />
eigenen <strong>Arbeits</strong>stils zu haben?<br />
häufig<br />
stimme zu<br />
sehr wichtig<br />
sehr wichtig<br />
321
Beispielitems zu Kulturdimensionen nach<br />
Hofstede (1980)<br />
Dimension Frage Antwortrichtung<br />
Bedeutung von<br />
femininen Werten<br />
Bedeutung von<br />
maskulinen<br />
Werten<br />
Wie wichtig ist es für Sie, eine gute<br />
<strong>Arbeits</strong>beziehung zu Ihrem Vorgesetzten<br />
zu haben?<br />
Wie wichtig ist es für Sie, mit Kollegen,<br />
die gut miteinander kooperieren, zu<br />
arbeiten?<br />
Wie wichtig ist es für Sie, Möglichkeiten<br />
viel zu verdienen zu haben?<br />
Wie wichtig ist es für Sie, Anerkennung<br />
für gute Leistungen zu bekommen?<br />
sehr wichtig<br />
sehr wichtig<br />
sehr wichtig<br />
sehr wichtig<br />
322
Rangreihung von Nationen nach Kulturdimensionen<br />
Land Machtdistanz <br />
Unsicherheit <br />
Individualismus <br />
Maskulinität<br />
Afrika (Osten) 22 36 34 39<br />
Afrika (Westen) 10 34 40 30<br />
Arabische Länder 7 27 26 23<br />
Argentinien 35 12 22 20<br />
Australien 41 37 2 16<br />
Belgien 20 5 8 22<br />
Brasilien 14 21 26 27<br />
Chile 24 12 38 46<br />
Costa Rica 43 12 46 48<br />
Dänemark 51 51 9 50<br />
Deutschland (Westen) 43 29 15 9<br />
El Salvador 18 5 42 40<br />
323
Equador 8 28 52 13<br />
Finland 46 31 17 47<br />
Frankreich 15 12 10 35<br />
Griechenland 27 1 30 18<br />
Grossbritannien 43 47 3 9<br />
Guatemala 3 3 53 43<br />
Hong Kong 15 49 37 18<br />
Indien 10 45 21 20<br />
Indonesien 8 41 47 30<br />
Iran 29 31 24 35<br />
Irland 49 47 12 7<br />
Israel 52 19 19 29<br />
Italien 34 23 7 4<br />
Jamaica 37 52 25 7<br />
Japan 33 7 22 1<br />
Jugoslawien 12 8 34 324 48
Kanada 39 41 4 24<br />
Kolumbien 17 20 49 11<br />
Korea (Südkorea) 27 16 44 41<br />
Malaysien 1 46 36 25<br />
Mexiko 6 18 32 6<br />
Neu Seeland 50 40 6 17<br />
Niederlande 40 35 4 51<br />
Norwegen 47 38 13 52<br />
Österreich 53 24 18 2<br />
Pakistan 32 24 47 25<br />
Panama 2 12 51 34<br />
Peru 22 9 45 37<br />
Philippinen 3 44 31 11<br />
Portugal 24 2 34 45<br />
Schweden 47 49 10 53<br />
Schweiz 45 33 14 325 4
Singapur 13 53 40 28<br />
Spanien 31 12 20 37<br />
Südafrika 35 39 16 13<br />
Taiwan 29 26 43 32<br />
Thailand 22 30 40 44<br />
Türkei 18 16 28 32<br />
Uruguay 26 4 29 42<br />
USA 38 43 1 15<br />
Venezuela 5 21 50 3<br />
326
Motivation<br />
327
Motivation - Überblick<br />
• Intrinsische <strong>und</strong> extrinsische Motivation<br />
• Inhalts - <strong>und</strong> Prozesstheorien<br />
• Prozesstheorien:<br />
• Wählen, Zielsetzung, Handeln <strong>und</strong> Kontrolle,<br />
Bewertung<br />
328
Motivation<br />
Leistung ist eine Funktion aus Fähigkeiten, Motivation <strong>und</strong><br />
situativen Möglichkeiten.<br />
Motivation …<br />
… ist keine überdauernde Persönlichkeitseigenschaft<br />
… entsteht zeitlich begrenzt, aus dem Zusammenspiel<br />
zwischen den Eigenschaften einer Person, Zielen,<br />
Eigenschaften, Anreizen <strong>und</strong> der Situation<br />
… ist ein Sammelbegriff für vielerlei psychische<br />
Prozesse<br />
… bedeutet, dass ein Lebewesen ein Verhalten vor<br />
allem um der erwarteten Folgen willen auswählt <strong>und</strong><br />
hinsichtlich Richtung <strong>und</strong> Energieaufwand steuert<br />
329
Zum Thema Motivation zählt …<br />
• die Zielgerichtetheit des Verhaltens,<br />
• der Beginn <strong>und</strong> Abschluss einer übergreifenden<br />
Verhaltenseinheit,<br />
• ihre Wiederaufnahme nach Unterbrechung,<br />
• der Wechsel zu einem neuen<br />
Verhaltensabschnitt <strong>und</strong><br />
• der Konflikt zwischen verschiedenen<br />
Verhaltenszielen <strong>und</strong> deren Realisierung.<br />
330
Die meisten Definitionen von Motivation<br />
beinhalten als wesentliche Komponenten die<br />
Aktivierung, Richtung <strong>und</strong> Ausdauer eines<br />
zielgerichteten Verhaltens.<br />
• Aktivierung (arousal): Antrieb beziehungsweise<br />
Energie, die Handlungen auslöst<br />
• Richtung (direction): die Richtung wird durch<br />
persönliche Entscheidungen darüber festgelegt,<br />
welches Ziel ausgewählt wird<br />
• Ausdauer (maintainance): Ausdauer des<br />
Verhaltens bezieht sich auf jene Faktoren, die dazu<br />
beitragen, dass ein Verhalten bis zur Erreichung eines<br />
Ziels durchgeführt wird.<br />
331
Motivation wird gemessen durch …<br />
• Introspektion: Selbstbeobachtung <strong>und</strong><br />
Protokollierung der eigenen Erlebnisphänomene<br />
• Verhaltensbeobachtung (meist<br />
Fremdbeobachtung): von beobachtbaren<br />
Verhalten wird auf nicht beobachtbare<br />
Motivationsstruktur geschlossen<br />
• Physiologische Daten (Blutdruck, Herzfrequenz,<br />
etc.) werden zur Messung der Aktivierung <strong>und</strong><br />
Ausdauer erhoben<br />
332
Intrinsische <strong>und</strong> extrinsische<br />
Motivation<br />
Extrinsisch motiviertes Verhalten ist dann gegeben,<br />
wenn die Realisierung eines Handlungszieles <strong>und</strong><br />
damit verb<strong>und</strong>ene Belohnungen angestrebt<br />
werden.<br />
Intrinsisch motiviertes Verhalten resultiert aus der<br />
Ausführung der Handlung selbst.<br />
333
Intrinsische Motivation<br />
• Triebe ohne Triebreduktion<br />
• „Zweckfreiheit“<br />
• Optimales Aktivationsniveau<br />
• Selbstbestimmung<br />
• Freudiges Aufgehen in einer Handlung („Flow-<br />
Effekt“)<br />
334
Flow-Modell nach Csikszentmihalyi (1975)<br />
Hoch<br />
Herausforderungen<br />
Niedrig<br />
Stress<br />
Niedrig<br />
Beunruhigung<br />
Fähigkeiten<br />
Flow<br />
Langeweile<br />
Stress<br />
Noch<br />
335
• Wenn eine externe Belohnung für etwas<br />
geboten wird, was freiwillig getan wurde, wird<br />
(kann) intrinsische Motivation korrumpiert<br />
(werden).<br />
• Bei einer uninteressanten Tätigkeit, die wegen<br />
einer Belohnung begonnen wurde, aber nicht<br />
belohnt wird, steigt die intrinsische Motivation.<br />
Studie: Kindergartenkinder die gerne gemalt<br />
hatten, malten weniger gerne nachdem sie dafür<br />
belohnt worden waren.<br />
336
Inhalts- <strong>und</strong> Prozesstheorien<br />
• Inhaltstheorien beziehen sich auf inhaltliche<br />
Faktoren der <strong>Arbeits</strong>motivation<br />
• Prozesstheorien stellen Antrieb, Richtung <strong>und</strong><br />
Ausführung in den Mittelpunkt der<br />
Aufmerksamkeit<br />
337
Inhaltstheorien<br />
• Bedürfnispyramide (Maslow, 1954)<br />
• ERG-Theorie (Alderfer, 1969)<br />
• Zwei-Faktoren-Theorie (Herzberg et al., 1959)<br />
• X-Y-Theorie (McGregor, 1960)<br />
• Macht- Affiliations- <strong>und</strong> Leistungsmotivation<br />
(McClelland, 1971)<br />
338
Maslow‘s Bedürfnispyramide<br />
Wachstumsmotive <br />
Defizitmotive<br />
Bedürfnis nach<br />
Selbstverwirklichung<br />
Ego-Bedürfnisse (Anerkennung etc.)<br />
Soziale Bedürfnisse (Liebe, Fre<strong>und</strong>schaft etc.)<br />
Sicherheitsbedürfnisse<br />
Pysiologische Bedürfnisse (Nahrung, Schlaf etc.)<br />
339
ERG-Theorie von Alderfer<br />
1. Existence (Gr<strong>und</strong>bedürfnisse)<br />
2. Relatedness (soziale Bedürfnisse)<br />
3. Growth (Entfaltungsbedürfnisse)<br />
Auch ohne Befriedigung der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse können<br />
höhere Bedürfnisse aktiviert werden<br />
340
Zweifaktorentheorie von Herzberg,<br />
Mausner <strong>und</strong> Snyderman<br />
Zufriedenheit <strong>und</strong> Unzufriedenheit sind nicht Gegensätze<br />
sondern voneinander unabhängige Faktoren<br />
Zufriedenheit Keine Zufriedenheit<br />
Unzufriedenheit Keine Unzufriedenheit<br />
341
Zufriedenheit beziehungsweise keine<br />
Zufriedenheit ist von Motivatoren (Satisfiers,<br />
Kontentfaktoen) abhängige wie: Tätigkeit selbst,<br />
Anerkennung der eigenen Leistung,<br />
Verantwortung, Aufstiegsmöglichkeiten, etc.<br />
Unzufriedenheit beziehungsweise keine<br />
Unzufriedenheit ist von Hygienefaktoren<br />
(dissatisfiers, Kontextfaktoren) abhängig wie:<br />
Führungsstil, Unternehmenspolitik, Bezahlung,<br />
<strong>Arbeits</strong>sicherheit, Beziehung zu anderen, äußere<br />
<strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />
342
Theorie X/Theorie Y von McGregor<br />
Theorie X: Der Mensch ist träge <strong>und</strong> faul<br />
Theorie Y: Der Mensch ist verantwortungsbewusst<br />
<strong>und</strong> initiativ<br />
343
Macht- Affiliations- <strong>und</strong> Leistungsmotivation<br />
(McClelland, 1971)<br />
Mittels Fragebogen kann das Profil der Motivtendenzen<br />
erhoben werden.<br />
Beispielfragen:<br />
• Ich bemühe mich sehr meine <strong>Arbeits</strong>leistung ständig zu<br />
verbessern (Leistung)<br />
• Es ist für mich wichtig, dass mich andere Personen<br />
mögen (Affiliation)<br />
• Ich übe gerne Einfluss auf andere Menschen aus, um<br />
das zu bekommen was ich will (Macht)<br />
344
Macht- Affiliations- <strong>und</strong> Leistungsmotivation<br />
(McClelland, 1971)<br />
Leistungsmotivation: das Bestreben, die eigene<br />
Tüchtigkeit in allen jenen Tätigkeitsbereichen zu<br />
steigern, in denen ein Gütemaßstab für verbindlich<br />
gehalten wird <strong>und</strong> deren Ausführung gelingen<br />
oder misslingen kann.<br />
Motivtendenzen:<br />
Hoffnung auf Erfolg<br />
Furcht vor Misserfolg<br />
345
Zur Messung der Leistungsmotivation wurde der<br />
Thematische Apperzeptionstest (TAT) verwendet:<br />
• Untersuchungsteilnehmer werden aufgefordert, zu<br />
unterschiedlichen Bildern eine Geschichte zu erzählen.<br />
Die Bilder legen dabei eine leistungsbezogene Thematik<br />
nahe.<br />
• Die Geschichten der Personen werden inhaltlich<br />
kategorisiert.<br />
• Aus den Inhalten lässt sich ableiten, ob eine Person<br />
leistungsorientiert oder erfolgsorientiert ist <strong>und</strong> Hoffnung<br />
auf Erfolg oder Furcht vor Misserfolg hat.<br />
346
• Für „Hoffnung auf Erfolg“ sprechen Inhalte wie<br />
– Bedürfnis nach Leistung <strong>und</strong> Erfolg<br />
– instrumentelle Tätigkeiten zur Zielerreichung<br />
– Lob infolge guter Leistung<br />
• Für „Furcht vor Misserfolg“ sprechen Inhalte wie<br />
– Bedürfnis nach Misserfolgsvermeidung<br />
– Kritik <strong>und</strong> Tadel<br />
– negative Gefühle<br />
347
Personen mit hoher Leistungsmotivation<br />
• setzten sich hohe (fordernde), jedoch erreichbare Ziele;<br />
• die persönliche Leistung ist ihnen wichtiger als die<br />
Belohnung<br />
• <strong>und</strong> sie haben das Bedürfnis nach arbeitsbezogener<br />
Rückmeldung (anstell von persönlicher Rückmeldung)<br />
Das Leistungsmotiv kann trainiert werden indem<br />
emotionale Assoziationen von bestehenden<br />
leistungsthematischen Situationen aufgebaut <strong>und</strong> bewusst<br />
gemacht werden.<br />
348
Praktische Anwendungen der<br />
Inhaltstheorien<br />
• Mitarbeiter-Partizipations-Programme<br />
• <strong>Arbeits</strong>gestaltung durch Erweiterung der<br />
Handlungsspielraums<br />
349
Mitarbeiter-Partizipations-Programme …<br />
… sollen das Commitment der Mitarbeiter fördern, indem sie<br />
den Handlungsspielraum erweitern, mehr Kontrolle über die<br />
eigene Arbeit geben <strong>und</strong> damit das Gefühl am Erfolg des<br />
Unternehmens beteiligt zu sein, erhöhen.<br />
Kombinationsformen:<br />
• Partizipation bei Entscheidungen<br />
• Beratende Partizipation<br />
• Projektbezogene Partizipation<br />
• Informelle Partizipation<br />
• Mitarbeiter als Miteigentümer<br />
• Partizipation über Repräsentanten<br />
• Beispiel: Qualitätszirkel <strong>und</strong> Aktienbeteiligung der Mitarbeiter<br />
350
<strong>Arbeits</strong>gestaltung durch Erweiterung des<br />
Handlungsspielraumes<br />
• Job enlargement: Erweiterung des<br />
Aufgabenbereichs ohne mehr Verantwortung<br />
• Job rotation: Mitarbeiter wechseln den<br />
<strong>Arbeits</strong>bereich auf „horizontaler Ebene“<br />
• Job enrichment: Der Aufgabenbereich wird<br />
durch vollständigere <strong>und</strong> verantwortungsvollere<br />
Aufgaben erweitert<br />
351
Job-characteristics-model von Hackman <strong>und</strong> Oldham<br />
Aufgabenmerkmale<br />
Anforderungsvielfalt<br />
Ganzheitlichkeit<br />
der Aufgabe<br />
Bedeutsamkeit<br />
der Aufgabe<br />
Autonomie<br />
Rückmeldung aus<br />
der Aufgabenerfüllung<br />
Psychologische<br />
Erlebniszustände<br />
Erlebte Bedeutsamkeit<br />
der eigenen<br />
<strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />
Erlebte Verantwortung<br />
für die Ergebnisse der<br />
eigenen <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />
Wissen über die<br />
aktuellen Resultate, vor<br />
allem die Qualität der<br />
eigenen Arbeit<br />
Bedürfnis nach<br />
persönlicher Entfaltung<br />
Auswirkungen<br />
der Arbeit<br />
Hohe intrinsische<br />
Motivation<br />
Hohe Qualität der<br />
<strong>Arbeits</strong>leistung<br />
Hohe <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
Niedrige Abwesenheit<br />
<strong>und</strong><br />
Fluktuation<br />
352
Motivationspotential<br />
Aus der Motivationspotentialsformel kann<br />
abgeleitet werden was eine „gute“ Arbeit<br />
ausmacht <strong>und</strong> wo Problemfelder einer Tätigkeit<br />
liegen<br />
Vielseitigkeit +<br />
Ganzheitlichkeit<br />
Bedeutung<br />
+<br />
3 Autonomie<br />
*<br />
* Rückmeldung<br />
353
5 Kernvariablen der<br />
Motivationspotentialsformel<br />
• Vielseitigkeit: Ausmaß unterschiedlicher Fähigkeiten,<br />
Fertigkeiten oder Talente zur Ausführung einer Tätigkeit<br />
• Ganzheitlichkeit: Ausmaß, zu dem eine Tätigkeit die<br />
Fertigstellung eines ganzen Teils einer Arbeit erfordert<br />
• Bedeutung: Wichtigkeit einer Tätigkeit für den Ausführenden,<br />
andere Personen, die Organisation <strong>und</strong> die Umwelt<br />
• Autonomie: Ausmaß, zu dem sich ein Arbeitnehmer die Zeit<br />
<strong>und</strong> Vorgangsweise selbst einteilen kann<br />
• Rückmeldung: Ausmaß der Information über die eigene<br />
Leistungseffektivität<br />
354
Prozesstheorien<br />
355
Prozesstheorien der Motivation<br />
Prozesstheorien befassen sich mit der Auswahl<br />
einer Handlungsalternative, der Durchführung <strong>und</strong><br />
der Bewertung des Ergebnisses.<br />
• V-I-E-Theorie<br />
• Zielsetzungs-Theorie<br />
• Motivationsmodell<br />
• Rubikon-Modell<br />
356
Handlungsphasen im Rubikonmodell <strong>und</strong><br />
relevante Theorien<br />
MOTIVATION<br />
prädezisional<br />
„Rubikon“<br />
Wählen Zielsetzung Handeln Bewerten<br />
Erwartungs-mal<br />
Wert-Theorien<br />
Modell der<br />
Risikowahl<br />
V-I-E-Theorie<br />
VOLITION<br />
präaktional<br />
Zielsetzungstheorie<br />
VOLITION<br />
aktional<br />
Handlungsversus<br />
Lageorientierung<br />
MOTIVATION<br />
postaktional<br />
357
4 Phasen des Rubikonmodell<br />
von Heckhausen<br />
• Prädezisionale Phase: wählen, wünschen, abwägen;<br />
Motive wirken als sprudelnde Quelle der<br />
Wunschproduktion. Nach dem Abwägen wird am Ende<br />
dieser Phase eine Handlungsalternative ausgewählt.<br />
Prozess: Motivation<br />
• Präaktionale Phase: Zielsetzung; nachdem ein Ziel<br />
ausgewählt wurde, wird die Intention ausgebildet, dieses<br />
auch zu erreichen. Die Handlungen zur Zielrealisierung<br />
werden vorbereitet. Prozess: Volition<br />
358
• Aktionalen Phase: Handeln; sobald sich eine<br />
günstige Möglichkeit zur Realisierung ergibt, wird die<br />
Handlung in Angriff genommen. Damit es bei<br />
konkurrierenden Intentionen zu einer Ausführung<br />
kommt, ist Handlungskontrolle relevant. Prozess:<br />
Volition<br />
• Postaktionale Phase: Attribution <strong>und</strong> Bewertung;<br />
nach dem Abschluss der Handlung werden die<br />
Handlungsergebnisse bewertet. Prozess: Motivation<br />
359
Zusammenfassung des Regelkreises der Motivation (Nerdinger,1995)<br />
Motivationale<br />
Tendenz<br />
Valenz<br />
Instrumentalität<br />
Erwartung<br />
Moderatoren<br />
Selbstwirksamkeit<br />
Rückmeldung<br />
Aufgabenkomplexität<br />
Zielsetzung<br />
herausfordernd<br />
spezifisch<br />
Handeln<br />
Handlungs-<br />
versus Lage-<br />
orientierung<br />
Selbstregulation<br />
Wahrgenommene<br />
Gerechtigkeit<br />
Verfahren<br />
Verteilung<br />
Konsequenzen<br />
z. B. Gehalt,<br />
Anerkennung,<br />
Leistungsergebnis<br />
Kausalattribution<br />
internal, external<br />
stabil, variabel<br />
(kontrollierbar)<br />
Zufriedenheit<br />
360
Prädezisionale Phase: Wählen<br />
Die Auswahl von Handlungsalternativen kann mit<br />
Erwartungs-mal-Wert Theorien modelliert werden.<br />
Die Erwartungs-mal-Wert Theorien gehen davon<br />
aus, dass eine Person jene Alternative wählt, die<br />
ihr am liebsten ist (Theorie basiert auf dem<br />
Nutzenmaximierungsprinzip der Ökonomie).<br />
361
Erwartungs-mal-Wert Theorien<br />
A= E x W<br />
A = Attraktivität<br />
E = Erwartung (subjektive Einschätzung über den<br />
Zusammenhang zwischen einer Handlung <strong>und</strong> einem<br />
Ziel)<br />
W = Wert (Nutzen oder Gewinn einer Alternative<br />
beziehungsweise der Alternativfolgen)<br />
362
Modell der Risikowahl (Atkinson,1957)<br />
Modell zur Erklärung der Wahl von<br />
Anspruchsniveaus bei Leistungsaufgaben<br />
Te = Me x Ae x We<br />
Te Tendenz einer Person, Erfolg anzustreben<br />
Me Erfolgsmotivation<br />
Ae Anreiz des Ergebnisses der Handlung<br />
We Wahrscheinlichkeit, dass bei der Erledigung einer<br />
Aufgabe Erfolg eintritt<br />
363
Modell der Risikowahl<br />
Jede Aufgabe beinhaltet eine gewisse Erfolgs- <strong>und</strong><br />
Misserfolgswahrscheinlichkeit mit der Furcht vor<br />
Versagen.<br />
Es wird angenommen, dass in schwierigen Situationen<br />
der Anreiz von Erfolg größer ist als in leichten.<br />
Umgekehrt wird angenommen, dass bei leichten<br />
Aufgaben, der negative Anreizwert von Misserfolg, der<br />
Scham auslöst, größer ist.<br />
Maximales Risiko bedeutet maximalen Stolz bei Erfolg.<br />
364
Misserfolgsmeidung<br />
Leistungsaufgaben werden gemieden, extrinsische<br />
Motivation führt jedoch zur Leistungssteigerung.<br />
Erfolgsmotivation:<br />
Leistungsaufgaben werden angestrebt, wenn die<br />
Leistungserbringung möglich ist <strong>und</strong> die eigenen<br />
Fähigkeiten dafür verantwortlich gemacht werden können.<br />
Praxis: Mitarbeitergespräche mit Zielvereinbarungen,<br />
Misserfolgsvermeider werden auf anspruchsvolle<br />
Aufgaben aufmerksam gemacht.<br />
365
Valenz-Instrumentalitäts-Erwartungs-Theorie<br />
(Vroom, 1964)<br />
• Valenz: der subjektiv intrinsische Wert oder die<br />
Anziehungskraft von bestimmten Handlungsergebnissen<br />
(z. B. Lohn); es gibt Valenzen von Handlungen <strong>und</strong><br />
Handlungsergebnissen<br />
• Instrumentalität (+1 oder -1): die Verknüpfungsart der<br />
mehr oder weniger wertvollen Handlungsergebnisse (z.<br />
B. eine Leistung führt sicher zu einem hohen Lohn wäre<br />
+1)<br />
• Erwartung (0 oder +1): Beurteilung der Ausführbarkeit<br />
von Handlungen (z. B. die Beurteilung die notwendige<br />
Leistung erbringen zu können wäre +1)<br />
366
Prognose der Handlungswahl<br />
n<br />
V j = f ( Σ ( V k * l jk))<br />
k=1<br />
V j = Handlungsergebnis, V k = Folgen dieses<br />
Ergebnissen, I jk = Instrumentalität<br />
367
Aus der multiplikativen Verknüpfung zwischen<br />
Erwartung <strong>und</strong> errechneter Valenz des<br />
Handlungsergebnisses ergibt sich ein Maß der<br />
Anstrengung („force“).<br />
Ein hohes Anspruchsniveau wird gewählt, wenn ein<br />
Handlungsergebnis eine hohe Valenz aufweist <strong>und</strong><br />
die subjektive Wahrscheinlichkeit, die Handlung<br />
erfolgreich auszuführen, ebenfalls hoch ist.<br />
368
Höhe des Anspruchsniveaus<br />
n<br />
F i = f ( Σ ( E ij * V j))<br />
j=1<br />
F i = Kraft (force), E ij = subjektive Erwartung,<br />
die Leistung erbringen zu können <strong>und</strong> V j =<br />
Handlungsergebnis<br />
369
V-I-E-Theorie nach der Darstellung von<br />
Heckhausen (1989)<br />
Handlung i Handlungsergebnis j Handlungsergebnisfolgen k bis n<br />
i<br />
E i<br />
Erwartung, dass die<br />
Handlung i zum<br />
Handlungsergebnis j<br />
führt<br />
j<br />
l jn<br />
l jk<br />
l jl<br />
l jm<br />
k<br />
l<br />
m<br />
n<br />
Instrumentalität des<br />
Handlungsergebnisses j<br />
für Handlungsergebnisfolgen<br />
k bis n<br />
370
Ausführungsmodell (Vroom)<br />
Handlungsergebnis =<br />
= f (Fähigkeit) * F i =<br />
n<br />
= f (Fähigkeit) * ( Σ ( E ij * V j))<br />
j=1<br />
Die psychologische Kraft (F) wird mit der<br />
Fähigkeit der Mitarbeiter verknüpft.<br />
371
Prozessmodell der Instrumentalitätstheorie<br />
von Vroom (Heckhausen, 1989)<br />
Anreiz der Handlungs-<br />
folgen k von j (V k)<br />
Niveau des<br />
Handlungsergebnisses<br />
j<br />
*<br />
Instrumentalität von j für<br />
Handlungsfolgen k (I jk)<br />
Valenzmodell<br />
Valenz des<br />
Handlungsergebnisniveaus<br />
j (V j)<br />
Erwartung, Ergebnisnieau<br />
j durch Handlung i<br />
zu erreichen (E ij)<br />
*<br />
Psychologische<br />
Kraft, um j zu<br />
erreichen (F j);<br />
(Motivation,<br />
Anstrengungsgrad)<br />
Fähigkeit für j<br />
Erzieltes<br />
Handlungsergebnis<br />
Handlungsmodell Ausführungsmodell 372<br />
*
Heckhausen (1977) erweiterte das<br />
Motivationsmodell von Vroom <strong>und</strong><br />
berücksichtigte zusätzlich die Situation, in<br />
welcher eine Entscheidung getroffen wird.<br />
Vier Ereignis-Stadien werden unterschieden:<br />
• Situation<br />
• Handlung<br />
• Ergebnis<br />
• Folgen<br />
373
Arten von Erwartungen<br />
• S→E-Erwartungen oder Situations-Ergebnis-Erwartungen<br />
(sbjektive Wahrscheinlichkeit, mit der sich in einer Situation<br />
ohne eigenes Zutun ein Ereignis einstellt)<br />
• H→E-Erwartungen oder Handlungs-Ergebnis-Erwartungen<br />
(sbjektive Wahrscheinlichkeit, mit der eigene Handlungen zu<br />
einem bestimmten Ergebnis führen)<br />
• H→S-E-Erwartungen oder Handlungs-bei-Situation-<br />
Ergebnis-Erwartungen (sbjektive Wahrscheinlichkeit, mit der<br />
situative Bedingungen die Kontingenz zwischen Handlung<br />
<strong>und</strong> einem Ergebnis bedingen)<br />
• E→F-Erwartungen oder Ergebnis-Folge-Erwartungen<br />
(Erwartungen, dass ein bestimmtes Handlungsergebnis<br />
bestimmte Folgen nach sich zieht)<br />
374
Arten von Erwartungen im<br />
Motivationsprozess<br />
S E – Erwartungen<br />
Situation (S) Handlung (H) Ergebnis (E) Folge (F)<br />
H – S E – Erwartungen<br />
(Instrumentalität)<br />
H E – Erwartungen E F – Erwartungen<br />
Die Erwartungsarten beruhen auf Kausalattributionen des<br />
Ergebnisses.<br />
375
Arten von Valenzen<br />
Valenzen beziehen sich auf Handlung, Situation, Ergebnisse<br />
• Situationsvalenz bezieht sich auf die Bewertung der<br />
Situation, in welcher auch ohne eigenes Zutun ein<br />
bestimmtes Ergebnis eintritt.<br />
• Handlungsvalenz drückt den „Wert“ einer Handlung aus,<br />
die zu einem bestimmten Ergebnis mit wünschenswerten<br />
oder nicht wünschenswerten Folgen führt.<br />
• Ergebnisvalenz bezieht sich auf die Anregungswerte der<br />
Folgen, die Situations- oder Handlungsergebnisse<br />
voraussichtlich nach sich ziehen.<br />
376
Aussagenlogische Sequenz von Fragen <strong>und</strong> Antworten,<br />
die der Entscheidung zum Handeln zugr<strong>und</strong>e liegen<br />
1. Frage<br />
2. Frage<br />
3. Frage<br />
4. Frage<br />
Erscheint das Ergebnis<br />
bereits durch die<br />
Situation festgelegt?<br />
nein<br />
Kann man das angezielte<br />
Ergebnis selbst<br />
herbeiführen?<br />
ja<br />
Sind einem die möglichen<br />
Folgen des Ergebnisses<br />
wichtig genug?<br />
ja<br />
Zieht das Ergebnis auch<br />
die gewünschten Folgen<br />
nach sich?<br />
ja<br />
Tue was!<br />
ja<br />
nein<br />
nein<br />
nein<br />
Tue nichts!<br />
Tue nichts!<br />
Tue nichts!<br />
Tue nichts!<br />
Die Wahl einer<br />
Handlungsalternat<br />
ive lässt sich nach<br />
Heckhausens<br />
Modell durch vier<br />
Fragen erheben.<br />
377
Durch das Frageschema können gemeinsam mit<br />
Mitarbeitern deren Erleben der <strong>Arbeits</strong>situation,<br />
Wünsche, Erwartungen <strong>und</strong> die spezifische<br />
Wahrnehmung betrieblicher Zusammenhänge<br />
analysieren werden.<br />
1) Erscheint das Ergebnis bereits durch die Situation<br />
festgelegt?<br />
Sollte bei den Mitarbeitern die Überzeugung bestehen, dass<br />
gewisse Folgen sich in einer Situation von selbst einstellen,<br />
sollte entweder durch Gegenbeispiele oder eigenes Handeln<br />
der Mitarbeiter vom Gegenteil überzeugt werden.<br />
378
2) Kann das angezielte Ergebnis selbst herbeigeführt<br />
werden?<br />
Wenn bei Mitarbeitern prinzipielle Zweifel bestehen, ein<br />
gewünschtes Ergebnis selbst herbeiführen zu können,<br />
sollte die Führungskraft das Selbstvertrauen <strong>und</strong> die<br />
Fähigkeiten so stärken, dass sich die erwünschte<br />
Erwartung einstellt (konstruktive Kritik, <strong>Arbeits</strong>gestaltung,<br />
Training, etc.).<br />
3) Sind die möglichen Folgen des Ergebnisses wichtig<br />
genug?<br />
Durch intensive Gespräche <strong>und</strong> Verhaltensbeobachtung<br />
kann die Führungskraft herausfinden welche Valenzen<br />
Mitarbeiter mit Handlungsergebnissen verbinden.<br />
Entscheidend ist, dass eine Belohnung auch als<br />
Belohnung erlebt wird.<br />
379
4) Zieht das Ergebnis auch die gewünschten Folgen<br />
nach sich?<br />
Diese Frage bezieht sich auf den wahrgenommenen<br />
Zusammenhang zwischen Handlungsergebnissen <strong>und</strong><br />
Folgen. Z. B. könnte ein Mitarbeiter der Meinung sein,<br />
nur jene würden aufsteigen, die nicht auffallen.<br />
380
Kritik an den Erwartungs-mal-Wert-<br />
Theorien<br />
• Schwierigkeit, die Konzepte Valenz, Instrumentalität <strong>und</strong><br />
Erwartung zu messen, weil hohe Korrelationen zwischen<br />
den Variablen bestehen.<br />
• Für die postulierte multiplikative Verknüpfung der<br />
Variablen ist das geforderte Skalenniveau der Daten<br />
nicht zu erreichen.<br />
• Annahmen für individuelle Entscheidungen werden auf<br />
aggregiertem Niveau überprüft.<br />
• Zugr<strong>und</strong>eliegende Rationalitätsannahme <strong>und</strong><br />
Nutzenmaximierung wird kritisiert.<br />
381
Praktische Anwendung der<br />
Erwartungs-mal-Wert-Theorien<br />
• Variable Entlohnungsprogramme<br />
• Fähigkeits- <strong>und</strong> fertigkeitsbezogene<br />
Entlohnungsprogramme<br />
• Variable Belohnungen<br />
382
Variable Entlohnungsprogramme<br />
• Piece-rate-pay-plans: Leistungsbezogene<br />
Bezahlung; Bezahlung erfolgt für jedes<br />
produzierte/verkaufte Stück<br />
• Profit-sharing-plans: Gewinnbeteiligung am<br />
Unternehmen nach einem festgelegten<br />
Schlüssel<br />
• Gainsharing/Result sharing: Bezahlung basiert<br />
auf der Erreichung bestimmter Leistungsziele<br />
383
Fähigkeits- <strong>und</strong> fertigkeitsbezogene<br />
Entlohnungsprogramme<br />
Skill-based pay plans sehen vor, dass die Höhe der<br />
Bezahlung von den Fähigkeiten der Mitarbeiter abhängen.<br />
Vorteil: Mitarbeiter können flexibel in verschiedenen<br />
Bereichen eingesetzt werden, Kommunikation verbessert<br />
sich; engagierte Mitarbeiter mit geringen Aufstiegschancen<br />
können dadurch ihr Gehalt verbessern.<br />
Nachteil: Firmen klagen für Fertigkeiten zu bezahlen, die<br />
sich gar nicht brauchen; Wenn Mitarbeiter alle relevanten<br />
Fähigkeiten besitzen, gibt es keine Möglichkeit zu weiteren<br />
Gehaltsverbesserungen.<br />
384
Variable Belohnung<br />
Flexible benefits erlauben es Angestellten aus<br />
einem großen Angebot von Belohnungen jene zu<br />
wählen, die ihre persönlichen Wünsche <strong>und</strong><br />
Bedürfnisse am besten befriedigen. Z. B.<br />
bekommt jeder Mitarbeiter ein Konto, jede<br />
Belohnung hat einen vorher festgesetzten Preis.<br />
385
Präaktionale Phase: Zielsetzung<br />
Eine Wahl wurde getroffen <strong>und</strong> ein Ziel gesetzt.<br />
Nun ist es entscheidend, wie intensiv <strong>und</strong><br />
ausdauernd das gewählte Ziel verfolgt wird - die<br />
Intensität der Handlungsrealisierung ist ein<br />
Volitions- beziehungsweise Willensprozess.<br />
386
Theorie der Zielsetzung (Latham & Locke, 1991)<br />
Die Zielsetzungstheorie geht davon aus, dass<br />
Ziele motivierend wirken.<br />
Ziele lenken die Aufmerksamkeit auf<br />
handlungsrelevante Informationen <strong>und</strong> regulieren<br />
Anstrengung <strong>und</strong> Ausdauer.<br />
387
Aussagen der Zielsetzungstheorie:<br />
• Schwierige, herausfordernde aber erreichbare<br />
Ziele führen zu besseren Leistungen als mittlere<br />
oder zu leichte Ziele.<br />
• Herausfordernde <strong>und</strong> präzise, spezifische Ziele<br />
führen zu besseren Leistungen als vage Ziele.<br />
388
Theorie der Zielsetzung<br />
Zielsetzung<br />
Inhalt oder<br />
Form<br />
(Komplexität,<br />
Spezifität,<br />
Schwierigkeit)<br />
Intensität<br />
(Zielbindung,<br />
commitment)<br />
Moderatoren<br />
Selbstwirksamkeit<br />
(self efficacy)<br />
Rückmeldung<br />
Aufgaben-<br />
komplexität<br />
Wirkmechanismen<br />
Handlungs-<br />
-richtung<br />
-intensität<br />
-ausdauer<br />
Aufgaben-<br />
spezifische<br />
Strategien<br />
Leistung<br />
389
Zusammenhang zwischen Zielschwierigkeit<br />
<strong>und</strong> Leistung (Locke & Latham, 1984)<br />
Leistung<br />
hoch<br />
mittel<br />
niedrig<br />
niedrig mittel hoch unmöglich<br />
Zielschwierigkeit<br />
Schwierige,<br />
herausfordernde,<br />
aber erreichbare<br />
Ziele führen zu<br />
besseren<br />
Leistungen.<br />
390
Spezifische Ziele<br />
• Spezifische Ziele haben eine klare <strong>und</strong> eindeutige<br />
Formulierung <strong>und</strong> konkrete Ziele, z. B. „Verkaufen Sie<br />
bis heute Abend 15 Produkte der Kategorie X“ <strong>und</strong> nicht<br />
„Geben Sie ihr Bestes“.<br />
• Sie definieren Zielinhalt, Zielausmaß <strong>und</strong> zeitlichen<br />
Bezug,<br />
• initiieren die Planung <strong>und</strong> Entwicklung von Strategien<br />
<strong>und</strong><br />
• beinhalten eine Prioritätensetzung, wenn mehrere Ziele<br />
vorhanden sind.<br />
391
Vorgegebene versus partizipativ definierte<br />
Ziele<br />
• Motivationale Effekte sind bei vorgegebenen Zielen<br />
genau so stark wie partizipativ vereinbarten Zielen.<br />
• Bei autoritär vorgegebenen Zielen sollte aber eine<br />
einsichtige Begründung gegeben werden.<br />
• Partizipativ vereinbarte Ziele haben den Vorteil, dass sie<br />
zu einer gemeinsamen Entwicklung effektiver Strategien<br />
führen <strong>und</strong> sich positiv auf das Selbstbewusstsein, die<br />
Motivation <strong>und</strong> die Leistung bei komplexen Aufgaben<br />
auswirken.<br />
• Da eine hohe Zielbindung einen großen Einfluss auf die<br />
Leistung hat, ergibt sich die Forderung zu partizipativ<br />
vereinbarten Zielen.<br />
392
Moderatorvariablen zwischen<br />
Zielsetzung <strong>und</strong> Leistung<br />
• Selbstwirksamkeit: aufgabenspezifisches<br />
Selbstvertrauen<br />
• Aufgabenkomplexität<br />
• Kultur<br />
• Rückmeldung<br />
393
Feedback<br />
• Informative <strong>und</strong> bewertende Rückmeldungen haben<br />
eher einen positiven als negativen Effekt.<br />
• Klares Feedback ist wichtig, weil es Menschen hilft ihren<br />
Leistungsstand zu überprüfen.<br />
• Die spezifische Rückmeldung stellt geeignete<br />
Informationen für die Leistungsverbesserung zur<br />
Verfügung.<br />
• Die Möglichkeit den Grad der Zielerreichung<br />
selbstständig aus dem Aufgabenbereich heraus zu<br />
ermitteln hat führt zu höherer Leistung als externes<br />
Feedback (z. B. von der Führungskraft).<br />
• Die Rückmeldung wirkt sich nur positiv aus, wenn sie<br />
sich auf die Aufgabe, Aufgabendetails oder die Leistung<br />
bezieht - nicht aber, wenn sich das Feedback auf die<br />
Person selbst bezieht.<br />
394
Feedback-Intervention-Theorie (Kluger &<br />
DeNisi, 1996)<br />
Das Verhalten wird durch Diskrepanzen zwischen<br />
einem Ist-Wert <strong>und</strong> einem Ziel reguliert.<br />
Diskrepanzen können die Aufmerksamkeit der<br />
Person auf sich selbst, auf die Aufgabe oder auf<br />
<strong>Arbeits</strong>schritte lenken.<br />
395
Überblick über die Feedback-<br />
Interventionstheorie<br />
Feedback-<br />
Intervention<br />
Einsätze<br />
z.B. normative<br />
Feedback-Intervention<br />
z.B.<br />
Geschwindigkeit<br />
der Feedback-<br />
Intervention<br />
z.B. korrigierende<br />
Feedback-Intervention<br />
Situationsmerkmale<br />
<strong>und</strong> Persönlichkeit<br />
Selbst<br />
Aktuelle<br />
Aufgabe<br />
Aufgaben-<br />
details<br />
Affekt<br />
kognitive Ressourcen<br />
Motivation<br />
Lernen<br />
Aufgaben-<br />
charakteristika<br />
Leistung<br />
nichtaktuelle<br />
Aufgaben<br />
Aufgaben-<br />
details<br />
396
Aufmerksamkeit wird auf die Aufgabe<br />
gelenkt …<br />
• Bei positiver Diskrepanz zwischen Ist- <strong>und</strong> Sollwerten,<br />
kann die arbeitende Person überlegen, ob sie höhere<br />
Ziele anpeilen soll (<strong>und</strong> wenn ja dann<br />
Leistungssteigerung, wenn nein, dann<br />
Leistungsreduktion)<br />
• Besteht keine Diskrepanz zwischen Soll- <strong>und</strong> Istwerten,<br />
wird die Leistung beibehalten.<br />
• Bei negativer Diskrepanz, kommt es dann zu einer<br />
Leistungssteigerung, wenn davon eine<br />
Diskrepanzreduktion erwartet wird. Wird von einer<br />
Leistungssteigerung keine Diskrepanzreduktion<br />
erwartet, kommt es zu Lernprozessen oder die<br />
Aufmerksamkeit wird auf die Person selbst gelenkt.<br />
397
Effekte von Prozessen der Aufgabenmotivation<br />
<strong>und</strong> deren Leistungskonsequenzen<br />
Aufgabe<br />
Möglichkeit zur Erreichung<br />
anderer Ziele<br />
positiv<br />
Diskrepanzen zwischen<br />
Feedback <strong>und</strong> Standard<br />
negativ<br />
Anstrengungserhöhung<br />
Führt Anstrengungserhöhung<br />
zur Diskrepanzreduktion?<br />
nein<br />
Aufmerksamkeitswechsel<br />
ja<br />
ja<br />
Erhöhung<br />
des<br />
Standards<br />
keine<br />
Erfolgsaussichten<br />
Anstrengungsreduktion<br />
Anstrengungserhöhung<br />
Beibehaltung des<br />
Anstrengungsgrades<br />
ja<br />
nein<br />
Beibehaltung<br />
oder Erhöhung<br />
der Anstrengung<br />
Aufmerksamkeit<br />
auf Lernen <strong>und</strong><br />
Exploration<br />
Aufmerksamkeit<br />
398<br />
auf sich selbst
Aufmerksamkeit wird auf die<br />
Aufgabendetails gerichtet<br />
• Wenn die Aufgabe nicht klar ist, werden<br />
Hypothesen über Aufgabenschritte <strong>und</strong><br />
Zielerreichung generiert <strong>und</strong> getestet.<br />
• Ist die Aufgabe klar <strong>und</strong> erfolgen die<br />
Handlungsschritte automatisiert, so kann die<br />
Rückmeldung die routinisierte Ausführung<br />
vorübergehend stören.<br />
399
Effekte von Lernprozessen <strong>und</strong> deren<br />
Leistungskonsequenzen<br />
Aufgaben-<br />
details<br />
ja<br />
Ist die<br />
Aufgabe klar?<br />
nein<br />
Generierung von<br />
Hypothesen <strong>und</strong><br />
Testung<br />
Abbruch<br />
automatischer<br />
Skripts<br />
Hypothesen zur<br />
Prüfung der<br />
Realität<br />
ja<br />
ja<br />
nein<br />
Sind die<br />
Hypothesen<br />
korrekt?<br />
ja<br />
nein<br />
Richtung der<br />
Aufmerksamkeit<br />
auf Aufgaben-<br />
motivation:<br />
Befehl zur<br />
Fortsetzung der<br />
Aufgabe?<br />
Unterbrechung<br />
der Aufgabe<br />
Positive<br />
Lerneffekte<br />
Keine oder<br />
negative<br />
Lerneffekte<br />
nein<br />
Beendung<br />
400
Aufmerksamkeit wird auf die Person<br />
gelenkt<br />
• Je nach subjektiven Zielen (Erhöhung des<br />
Selbstwertes, Eindrucksmanagement, etc.) wird<br />
die Person die Relevanz des Handlungsziels<br />
überlegen. Erscheint das Ziel wichtig, wird sich<br />
die Person auf die Ausführung konzentrieren,<br />
<strong>und</strong> wenn die Ausführung leicht erscheint, ihre<br />
Leistung steigern. Wenn die Ausführung<br />
schwierig erscheint, kann die Leistung<br />
unterbrochen werden.<br />
401
Effekte von Metaaufgabenprozessen <strong>und</strong><br />
deren Leistungskonsequenzen<br />
Selbst<br />
Eigene Ziele:<br />
•Selbstwert<br />
•Kontrolle<br />
•Eindrucks-<br />
management<br />
Affektive<br />
Veränderungen<br />
Aufgabensupervision<br />
ja<br />
Ist die aktuelle<br />
Aufgabe wichtig<br />
für eigene Ziele<br />
nein<br />
Fehlende<br />
Aufgabensupervision<br />
Aktivierung<br />
eigennütziger<br />
Aufgaben<br />
Beachtung<br />
aktueller Aufgabe<br />
mit<br />
erschöpfenden<br />
Ressourcen <strong>und</strong><br />
affektiven<br />
Veränderungen<br />
Reduktion der<br />
Ressourcen zur<br />
Lösung aktueller<br />
Aufgaben<br />
Ist die<br />
Aufgabe<br />
dominant<br />
(leicht)?<br />
Verbesserung<br />
der Leistung<br />
ja<br />
nein<br />
Unterbrechung<br />
der Leistung<br />
Beendigung der<br />
Leistung oder<br />
Reduktion<br />
402
Differenzielle Wirkung von positivem <strong>und</strong><br />
negativem Feedback (Idson & Higgins, 2000)<br />
• Personen, die vorwiegend auf die Zielerreichung<br />
konzentriert sind, sind eher durch positives<br />
Feedback motivierbar.<br />
• Personen, die vorwiegend Fehler vermeiden<br />
wollen, sind eher durch negatives Feedback<br />
motivierbar.<br />
403
Praktische Anwendungsmöglichkeiten<br />
der Zielsetzungstheorie<br />
Auf Folgendes soll geachtet werden:<br />
• Repräsentative Ziele für das Aufgabengebiet wählen<br />
• Konflikte zwischen den Zielen vermeiden<br />
• Ziel- <strong>und</strong> Belohnungssystem müssen übereinstimmen<br />
• Feedback für Mitarbeiter soll leistungsorientiert sein<br />
• Verhaltensbezogene <strong>und</strong> konstruktive Rückmeldungen<br />
für Mitarbeiter geben<br />
• Regelmäßige Rückmeldungen des Vorgesetzten an die<br />
Mitarbeiter<br />
• auch Prozessvariablen sollen rückgemeldet werden<br />
404
Formen der Zielsetzung in der<br />
betrieblichen Praxis<br />
• Management durch Zielvorgabe<br />
• Management durch Zielorientierung<br />
• Management durch Zielvereinbarung<br />
• Management durch Zielsetzung<br />
(Mitarbeitergespräch, Management by<br />
Objectives)<br />
405
Management by Objectives (Drucker, 1954)<br />
• Aus den Unternehmenszielen werden Ziele für die Mitarbeiter<br />
abgeleitet<br />
• Zielorientierung ist wichtiger als Verfahrensorientierung<br />
• Die Leistungsbeurteilung soll auf Ist-Soll-Vergleichen basieren<br />
• Eine regelmäßige Zielüberprüfung <strong>und</strong> -anpassung soll<br />
stattfinden<br />
• Klare <strong>und</strong> konkrete Ziele sollen gesetzt werden<br />
• Ziele müssen innerhalb eines festgelegten Zeitraums erfüllt<br />
werden<br />
• Mitarbeiter werden bei der Zielfestsetzung üblicherweise<br />
eingeb<strong>und</strong>en<br />
• Kontinuierliche Rückmeldung erfolgt im Rahmen von formalen<br />
Treffen, wobei die bisherige Entwicklung <strong>und</strong> eventuelle<br />
Kursanpassungen besprochen werden<br />
406
Vorteile des Management by Objectives<br />
• Übergeordnete Organisationsziele ermöglichen das<br />
Festlegen spezifischer Ziele für Abteilungen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter.<br />
• Da bei der Zielsetzung sowohl höheres als auch<br />
niedriges Management beteiligt ist, handelt es sich um<br />
einen „Top down“ <strong>und</strong> „Bottum up“ Prozess.<br />
• Teamgeist, Kostenbewusstsein <strong>und</strong> Leistungsqualität<br />
kann verbessert werden.<br />
• Durch das gemeinsame Zielsetzen entsteht Raum für<br />
die Selbstentfaltung der Mitarbeiter, Selbstkontrolle <strong>und</strong><br />
eine positive Wirkung auf die Leistungsmotivation.<br />
407
Risken des Management by Objectives<br />
• Wenn <strong>Arbeits</strong>bereiche Ziele festlegen, die<br />
einander widersprechen, bestehen Konflikte.<br />
• Ressourcen-Egoismen.<br />
Probleme können durch bereichsübergreifende<br />
Projektgruppen <strong>und</strong> passende<br />
Organisationsstrukturen gelöst beziehungsweise<br />
vermieden werden..<br />
408
Checkliste für die Zielvereinbarung<br />
Zielfixierung<br />
Ziel: Was soll erreicht werden? Wie lautet das konkrete Ziel (Nutzen,<br />
Sinn <strong>und</strong> Zweck, Endzustand)?<br />
Inhalt: Was beinhaltet <strong>und</strong> was umfasst das Ziel?<br />
Maßnahmen: Was muss im Einzelnen dafür getan werden, dass das<br />
Ziel erreicht werden kann?<br />
Rahmen: Welchen Handlungsspielraum muss der Mitarbeiter haben,<br />
damit er selbstverantwortlich aktiv werden kann (Budget, Personal,<br />
<strong>Arbeits</strong>mittel)?<br />
Zeitbedarf: Bis zu welchem Zeitpunkt muss das Ziel erreicht sein?<br />
409
Checkliste für die Zielvereinbarung<br />
Kompetenzen<br />
Mitarbeiter/Vorgesetzter: Wer hat die Kompetenz, sich mit bestimmten<br />
Personen zusammenzusetzen, um das Ziel zu erreichen?<br />
Ressourcen: Wer darf welche Kompetenzen, Ressourcen, Mittel<br />
einsetzen? Wo liegen Grenzen? Welche Reserve besteht, falls die<br />
vorhandenen Mittel nicht ausreichen?<br />
Verantwortungen: Wer trägt welche Verantwortung für welche<br />
Aktivitäten?<br />
Schnittstellen: Welche zusätzlichen Regelungen müssen vereinbart<br />
werden?<br />
Rahmen: Welcher Rahmen, welche Grenzen müssen eingehalten<br />
werden?<br />
410
Checkliste für die Zielvereinbarung<br />
Messen <strong>und</strong> Sicherstellen<br />
Messen: Welche Kriterien (Statistiken, Tabellen, Vorjahresergebnisse<br />
u. a.) sind für die Messung der Zielerreichung heranzuziehen?<br />
Sicherstellen: Welche Meilensteine müssen eingehalten werden, damit<br />
die schrittweise Erreichung der Ziele überprüft <strong>und</strong> damit sichergestellt<br />
werden kann?<br />
Kontrolltermine: Welche Zwischentermine müssen vereinbart werden,<br />
damit der eingeschlagene Weg rechtzeitig bestätigt oder korrigiert wird.<br />
Wann ist der Endtermin?<br />
411
Schritte des<br />
Zielvereinbarungsgespräches (1)<br />
1. Erläuterung von Gesprächsziel <strong>und</strong> -ablauf<br />
2. Ermittlung der bisherigen Zielerreichung<br />
3. Gemeinsames Erarbeiten der Gründe für<br />
Zielabweichungen<br />
4. Ermittlung des variablen Entgelts<br />
5. Vorstellen der Ziele des Unternehmens, des<br />
Bereichs <strong>und</strong> der Abteilung<br />
412
Schritte des<br />
Zielvereinbarungsgespräches (2)<br />
6. Vorschläge des Mitarbeiters zu den künftigen<br />
Zielen<br />
7. Ziele für die kommenden 12 Monate aus Sicht<br />
der Führungskraft<br />
8. Zielvereinbarung<br />
9. Vereinbarung zu den Voraussetzungen <strong>und</strong><br />
Hilfestellungen<br />
10. Koppelung der Zielvereinbarung an das<br />
variable Entgelt<br />
413
Inhalte im Mitarbeitergespräch<br />
• Karrieremöglichkeiten<br />
• Erreichung früherer<br />
Ziele<br />
• Probleme <strong>und</strong><br />
Schwierigkeiten<br />
• Würdigung der<br />
Tätigkeiten des<br />
Mitarbeiters<br />
• Einbringung von Ideen<br />
des Mitarbeiters<br />
• Wünsche <strong>und</strong> Anliegen<br />
des Mitarbeiters<br />
• Vereinbarung von<br />
Maßnahmen zur<br />
Erreichung der<br />
Unternehmensziele<br />
• Aufklärung von<br />
Missverständnissen<br />
über<br />
Aufgabenstellungen<br />
414
Mögliche Probleme bei<br />
Mitarbeitergesprächen (1)<br />
• Zu viele Ziele, Ziele des Mitarbeiters nicht<br />
berücksichtigt<br />
• Mitarbeiter zu spät informiert oder keine<br />
adäquaten Feedbackgespräche<br />
• Beschreibung von Aufgaben anstatt<br />
Zielvereinbarung<br />
• Keine Definition von Subzielen <strong>und</strong> keine<br />
Transparenz der Beurteilung der Zielerreichung<br />
• Zielvorgaben ≠ Zielvereinbarungen ≠<br />
Zielvereinbarungsgespräche<br />
415
Mögliche Probleme bei<br />
Mitarbeitergesprächen (2)<br />
• Ziele stehen vor dem Gespräch fest<br />
• Vertragspartner werden nicht als<br />
gleichberechtigt wahrgenommen<br />
• Zu wenig kollektive Teamabsprachen <strong>und</strong><br />
abteilungsübergreifende Vereinbarungen<br />
• Kommunikative <strong>und</strong> soziale Kompetenzen der<br />
Mitarbeiter werden nicht gefördert<br />
• Kriterien zur Beurteilung der Zielerreichung nicht<br />
vereinbart<br />
416
Aktionale Phase: Handeln <strong>und</strong><br />
Kontrolle<br />
Theorie der Handlungskontrolle (Kuhl, 1983):<br />
Wie werden Intentionen angesichts konkurrierender Ziele,<br />
die ebenfalls zur Realisierung drängen, in Handlungen<br />
umgesetzt <strong>und</strong> wie ist es möglich, dass eine bestimmte<br />
Intention bis zur Realisierung durch Kontrolle der<br />
Gedanken, Aufmerksamkeit etc. aufrechterhalten wird.<br />
Ob eine Person trotz Rückschläge eine zielgerichtete<br />
Handlung beibehält, hängt nicht nur von der Überzeugung<br />
ab, das eigene Schicksal in der Hand zu haben, sondern<br />
auch vom Willen, das Ziel zu erreichen Volition<br />
417
Psychologische Ansätze, die sich mit jeweils<br />
verschiedenen Aspekten des Handelns beschäftigen<br />
Entscheidungstheorien: Orientierung an den<br />
Nutzenmaximierungsprinzipien<br />
Willensmodelle: Abschirmung aktueller Handlungsabsichten<br />
gegen konkurrierende Tendenzen<br />
Regulationsmodelle: Erstellung von hierarchischen Plänen, die<br />
den Handlungsabläufen zugr<strong>und</strong>e liegen<br />
Dynamische Handlungsmodelle: Veränderung der<br />
Handlungstendenzen über die Zeit<br />
418
Theorie der Handlungskontrolle (Kuhl, 1995)<br />
7 Strategien können die Initiation <strong>und</strong> Beibehaltung von<br />
Handlungen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Ziele fördern:<br />
1) Motivationskontrolle: Widerstände müssen willentlich<br />
unterdrückt werden, z. B. durch Vergegenwärtigung der<br />
Zielfolgen.<br />
2) Emotionskontrolle: Förderliche Emotionen willentlich<br />
hervorrufen; hinderliche Emotionen willentlich<br />
unterdrücken.<br />
3) Aufmerksamkeitskontrolle: Selektive Aufmerksamkeit auf<br />
jene Informationen konzentrieren, die den angestrebten<br />
Zielen förderlich sind.<br />
419
4) Enkodierkontrolle: Von den aufgenommenen<br />
Informationen jene vertiefend bearbeiten, die mit dem<br />
Ziel in Verbindung stehen.<br />
5) Umweltkontrolle: Ablenkungen vom Ziel unterbinden.<br />
6) Sparsame Informationsverarbeitung: Nicht alle<br />
Informationen, sondern nur die wichtigsten sollen<br />
gesammelt, verarbeitet, etc. werden, um zu einer<br />
Handlung zu kommen.<br />
7) Misserfolgskontrolle: Langes Grübeln bei Misserfolgen<br />
kann von der weiteren Zielrealisierung abhalten.<br />
420
Handlungs- versus Lageorientierung<br />
Handlungsorientierte Menschen drängen auf die Umsetzung<br />
des Intendierten in Handlungen. Sie sind fähig ihre<br />
Handlungen auch unter widrigen Umständen umzusetzen;<br />
sie sind sich ihrer Ziele bewusst <strong>und</strong> verfolgen sie<br />
selbstgesteuert.<br />
Von Handlungsorientierung wird gesprochen, wenn sich die<br />
Aufmerksamkeit gleichmäßig auf:<br />
• den Soll-Zustand,<br />
• den aktuellen Ist-Zustand,<br />
• die Diskrepanz zwischen Ist- <strong>und</strong> Soll-Zustand <strong>und</strong><br />
• die Handlungsmöglichkeiten, den Soll-Zustand zu<br />
erreichen, verteilt ist.<br />
421
Lageorientierte Menschen hängen bei<br />
Missgeschicken ihren Gedanken nach.<br />
Lageorientierung ist durch Zögern, Passivität, durch<br />
die Tendenz zum Handlungsabbruch <strong>und</strong> einer<br />
verminderten Effizienz des volitionalen Systems<br />
gekennzeichnet.<br />
Lageorientierte Menschen verweilen gedanklich zu<br />
lang in vergangenen, aktuellen oder zukünftigen<br />
Situationen.<br />
422
3 Formen der Lageorientierung<br />
• Prospektive Lageorientierung: Die<br />
Entscheidungszeiten sind verlängert.<br />
• Ausführungsbezogene Lageorientierung: Die<br />
Aufrechterhaltung kontextadäquater Intentionen<br />
bis zur Zielerreichung bereitet Probleme.<br />
• Misserfolgsorientierte Lageorientierung: Langes<br />
Grübeln über Misserfolge hemmt zielgerichtetes<br />
Handeln.<br />
423
Fragebogen zur Erfassung der Handlungs-<br />
versus Lageorientierung<br />
Beispielitems:<br />
1. Wenn ich etwas Wertvolles verloren habe <strong>und</strong> jedes Suchen<br />
vergeblich war, dann<br />
a) kann ich mich schlecht auf etwas anderes konzentrieren,<br />
b) denke ich nicht mehr lange darüber nach.<br />
2. Wenn ich weiß, dass etwas bald erledigt werden muss, dann<br />
a) muss ich mir oft einen Ruck geben, um den Anfang zu kriegen,<br />
b) fällt es mir leicht, es schnell hinter mich zu bringen.<br />
3. Wenn ich ein neues, interessantes Spiel gelernt habe, dann<br />
a) habe ich auch wieder genug davon <strong>und</strong> tue etwas anderes,<br />
b) bleibe ich lange in das Spiel vertieft.<br />
Lageorientierung: 1a, 2a, 3b; Handlungsorientierung: 1b, 2b, 3a<br />
424
Ausführungskontrolle<br />
Prozesse der Ausführungskontrolle regeln Schritt für<br />
Schritt den Ablauf einer Handlung.<br />
Dabei werden Prozesse der Selbstregulation thematisiert,<br />
die helfen, Ziele über die Zeit sowie über wechselnde<br />
Situationen hinweg zu verfolgen.<br />
Der Beginn des Selbstregulationsprozesses ist dadurch<br />
gekennzeichnet, dass eine Person über Zielperspektiven<br />
verfügt, nicht aber über automatisierte Handlungsketten.<br />
425
3 Subfunktionen im Prozess der<br />
Selbstregulation<br />
• Selbstbeobachtung<br />
• Selbstbewertung<br />
• Selbstreaktion<br />
426
Selbstbeobachtung des eigenen Handelns:<br />
Selbstdiagnose <strong>und</strong> Erkennen der Tendenzen der<br />
Selbstmotivation.<br />
Selbstbewertung einer beobachteten Handlung:<br />
Rückmeldung über den eigenen Leistungsfortschritt<br />
Selbstreaktion:<br />
Selbstbestärkung oder Selbstbestrafung auf Basis der<br />
Selbstbewertung<br />
427
Praktische Anwendung der<br />
Selbstregulation<br />
Selbstmanagement-Training bestehend aus 6<br />
Komponenten:<br />
1) Selbsteinschätzung<br />
2) Zielsetzung<br />
3) Selbstüberwachung<br />
4) Selbstbekräftigung<br />
5) Schriftlicher Kontrakt<br />
6) Aufrechterhaltung<br />
428
Beispiel einer praktischen Anwendung der<br />
Handlungstheorie<br />
• Trainings zum Zeitmanagement<br />
– Zeitprotokolle zur Feststellung<br />
der Aufgaben<br />
– Ablenkungen/Blockaden<br />
– Erholung<br />
– Klarheit über Ziele<br />
– Prioritätensetzung<br />
– Planung der Abläufe<br />
• Bewältigungsmaßnahmen<br />
– Zeitprotokolle<br />
– Zieldefinitionen<br />
– Klare Prioritäten<br />
– Trainings, Beziehungspflege<br />
<strong>und</strong> Delegationskonzepte<br />
• Zeitfresser<br />
− Krisen<br />
− Aufgeschobene<br />
Arbeiten<br />
− Langwierige<br />
Besprechungen,<br />
Sitzungen <strong>und</strong><br />
gremiale<br />
Versammlungen<br />
429
Postaktionale Phase: Bewerten<br />
Nach der Beendigung einer Handlung findet ein<br />
handlungsbewertender Rückblick statt, der zukünftige<br />
Handlungen determiniert.<br />
Kausalattributiontheorien befassen sich mit der<br />
Ursachenzuschreibung.<br />
Nach Weiner (1994) wird die Ursachenzuschreibung nach 3<br />
Dimensionen klassifiziert:<br />
1)Lokation,<br />
2)Stabilität <strong>und</strong><br />
3)Kontrollierbarkeit<br />
430
Lokation unterscheidet zwischen Ursachen die innerhalb<br />
<strong>und</strong> außerhalb der handelnden Person liegen. Intern:<br />
Fähigkeit, Motivation. Extern: Glück, Schwierigkeit<br />
Stabilität unterscheidet, ob die Ursachen auf dauerhafte,<br />
stabile oder vorübergehende, instabile Faktoren<br />
zurückzuführen sind. Stabil: Fähigkeit, Schwierigkeit.<br />
Instabil: Anstrengung, Stimmung<br />
Kontrollierbarkeit unterscheidet zwischen Ursachen die<br />
von der Person kontrolliert werden können <strong>und</strong> Ursachen<br />
die nicht kontrolliert werden können. Kontrollierbar:<br />
Anstrengung. Unkontrollierbar: Fähigkeiten, Schwierigkeit<br />
431
Klassifikation von Erfolgs- <strong>und</strong> Misserfolgsursachen<br />
nach Lokation, Stabilität <strong>und</strong> Kontrollierbarkeit<br />
Kontrolle<br />
Stabilität<br />
Lokation<br />
Internal<br />
External<br />
Kontrollierbar<br />
Labil<br />
Variable eigene<br />
Anstrengung;<br />
Fleiß <strong>und</strong><br />
generelle<br />
<strong>Arbeits</strong>haltung<br />
Variable<br />
Anstrengung<br />
anderer Personen<br />
Stabil<br />
Konstante eigene<br />
Anstrengung<br />
Konstante<br />
Anstrengung<br />
anderer<br />
Personen<br />
Unkontrollierbar<br />
Labil<br />
Eigene Müdigkeit<br />
<strong>und</strong> Stimmung;<br />
Fluktuationen der<br />
eigenen<br />
Fähigkeit<br />
Müdigkeit,<br />
Stimmung <strong>und</strong><br />
Fluktuationen der<br />
Fähigkeit anderer<br />
Personen, Zufall<br />
Stabil<br />
Eigene<br />
Fähigkeit<br />
Fähigkeit<br />
anderer<br />
Personen;<br />
Aufgabenschwierigkeit<br />
432
Emotionen in Abhängigkeit von<br />
Attributionen von Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg<br />
Erfolg<br />
Misserfolg<br />
Attribution<br />
Fähigkeit<br />
Variable Anstrengung<br />
Stabile Anstrengung<br />
Eigene Persönlichkeit<br />
Anstrengung / Persönlichkeit anderer<br />
Zufall<br />
Attribution<br />
Fähigkeit<br />
Variable oder stabile Anstrengung<br />
Persönlichkeit, intrinische Motivation<br />
Anstrengung, Persönlichkeit anderer<br />
Zufall<br />
Emotion<br />
Zuversicht, Kompetenz<br />
Aktivierung, Erregung<br />
Entspannung<br />
Selbstaufwertung<br />
Dankbarkeit<br />
Überraschung<br />
Emotion<br />
Inkompetenz<br />
Schuld, Scham<br />
Resignation<br />
Aggression<br />
Überraschung<br />
433
Je nach Ursachenzuschreibung <strong>und</strong><br />
Emotionen sind zukünftige<br />
Erwartungen <strong>und</strong> Leistungen<br />
unterschiedlich.<br />
434
Gerechtigkeit<br />
Der Frage, ob Aufwandskosten <strong>und</strong> Belohnungen<br />
in fairem Verhältnis zueinander stehen, kommt<br />
große Bedeutung zu.<br />
Gerechtigkeitstheorien können sich auf Verfahren,<br />
im Sinne der prozeduralen Gerechtigkeit, oder auf<br />
die Verteilung von Ressourcen, im Sinne der<br />
distributiven Gerechtigkeit, beziehen.<br />
435
Verfahrensgerechtigkeit<br />
Es geht um die Bewertung, ob der Prozess der<br />
Entscheidungsfindung gerecht war.<br />
Sie beeinflusst:<br />
• Organizational citizenship behavior<br />
(Bindung an die Organisation)<br />
• Zufriedenheit (siehe Studie zur Diebstahlrate)<br />
436
6 Regeln der prozeduralen Fairness<br />
• Konsistenz: Konsistenz der Zuteilungen über<br />
Personen <strong>und</strong> Zeit hinweg.<br />
• Unvoreingenommenheit: Verfahren sollen nicht von<br />
Eigeninteressen beeinflusst sein.<br />
• Genauigkeit: Relevante Informationsquellen müssen<br />
ausgeschöpft werden.<br />
• Korrekturmöglichkeiten: Berufungs- oder<br />
Einspruchsrecht für alle Beteiligten.<br />
• Repräsentativität: Interessen aller Beteiligten sollen<br />
berücksichtigt werden.<br />
• Ethische Rechtfertigung: Das Verfahren soll<br />
moralischen Standards entsprechen.<br />
437
Mittlere Prozente der Diebstahlrate unter<br />
verschiedenen Bedingungen der Information<br />
(nach Nerdinger, 1995)<br />
Mittlere Diebstahlrate<br />
inadäquate Erklärung<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
adäquate Erklärung<br />
Kontrollgruppe<br />
vorher während<br />
Zeitperiode bezogen auf die Gehaltskürzung<br />
nachher<br />
438
Verteilungsgerechtigkeit<br />
Homan‘sches Konzept: „Gibt’s du mir – geb‘ ich<br />
dir“.<br />
Personen erleben ihr Gehalt als gerecht, wenn<br />
das Verhältnis zwischen eigener Leistung <strong>und</strong><br />
eigenem Lohn dem Verhältnis der Leistung<br />
anderer <strong>und</strong> deren Lohn entspricht.<br />
439
Gr<strong>und</strong>aussagen der Equity-Theorie<br />
(Adams)<br />
Vergleichsformel<br />
O I<br />
I I<br />
O I<br />
I I<br />
O I<br />
I I<br />
<<br />
=<br />
><br />
O A<br />
I A<br />
O A<br />
I A<br />
O A<br />
I A<br />
Wahrnehmung<br />
Verglichen mit anderen<br />
sind die eigenen<br />
Ergebnisse relativ zu den<br />
Beiträgen gering<br />
Die Relation zwischen<br />
eigenen Ergebnissen <strong>und</strong><br />
Beiträgen entspricht der<br />
Relation anderer<br />
Verglichen mit anderen<br />
sind die eigenen<br />
Ergebnisse relativ zu den<br />
Beiträgen hoch<br />
Beispiel<br />
Unterbezahlung<br />
ausgewogene<br />
Bezahlung<br />
Überbezahlung<br />
440
Zur Bestimmung der Lohngerechtigkeit muss<br />
eine Person einen Bezugspunkt wählen<br />
• Der Input <strong>und</strong> Output kann mit dem eigenem<br />
Input <strong>und</strong> Output, dem einer anderen Position im<br />
selben Betrieb oder in einem anderen Betrieb<br />
verglichen werden.<br />
• Die Ergebnisse können mit anderen Personen<br />
innerhalb oder außerhalb des Betriebs<br />
verglichen werden.<br />
441
Leistungs-Lohn-Vergleich <strong>und</strong> wahrscheinliche<br />
Reaktionen nach der Equity-Theorie<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Leistung : Lohn Vergleichsresultat Verhaltensänderungen<br />
hoch : hoch<br />
hoch : hoch<br />
hoch : niedrig<br />
hoch : hoch<br />
niedrig : hoch<br />
niedrig : hoch<br />
Konkordanz keine Änderungen: Verbleib<br />
in der Organisation,<br />
Leistung wie bisher;<br />
Zufriedenheit<br />
Diskordanz<br />
(Unterbezahlung)<br />
Diskordanz<br />
(Unterbezahlung)<br />
bei Zeitlohn sinkt die<br />
Qualität <strong>und</strong>/ oder Quantität<br />
der Leistung; bei Stücklohn<br />
sinkt die Qualität, die<br />
Quantität steigt;<br />
Unzufriedenheit<br />
bei Zeitlohn steigt die<br />
Qualität <strong>und</strong>/oder Quantität<br />
der Leistung; bei Stücklohn<br />
steigt die Qualität, die<br />
Quan-tität sinkt;<br />
442<br />
Schuldgefühle
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Individuum<br />
Vergleichsgruppe<br />
Leistung : Lohn Vergleichsresultat Verhaltensänderungen<br />
hoch : niedrig<br />
hoch : niedrig<br />
hoch : hoch<br />
niedrig : niedrig<br />
hoch : niedrig<br />
niedrig : hoch<br />
Konkordanz keine Änderungen: Verbleib<br />
in der Organisation, bis sich<br />
eine Gelegenheit ergibt,<br />
einen höheren Lohn<br />
außerhalb zu erhalten<br />
Konkordanz keine Änderungen: Verbleib<br />
in der Organisation, Leistung<br />
wie bisher; Zufriedenheit<br />
maximale<br />
Diskordanz<br />
bei Zeitlohn sinkt die Qualität<br />
<strong>und</strong>/oder Quantität der<br />
Leistung; bei Stücklohn sinkt<br />
die Qualität, die Quantität<br />
steigt; Gefühle ungerechter<br />
Behandlung <strong>und</strong><br />
Unzufriedenheit<br />
443
Reaktionen bei der Wahrnehmung eines<br />
Ungleichgewichts zwischen Leistung <strong>und</strong> Lohn<br />
• Input senken oder verbessern<br />
• Output verändern<br />
• Eigene Leistung aufwerten oder abwerten<br />
• Leistung oder Ertrag anderer Personen aufwerten oder<br />
abwerten<br />
• Vergleichsanker ändern<br />
• „Aus dem Feld flüchten“ (Kündigen, Krankenstand)<br />
Diese Reaktionen können den Prozess der „inneren<br />
Kündigung“ verfestigen: Personen sind demotiviert,<br />
resigniert, depressiv hohe Kosten für die Organisation.<br />
444
Abgrenzung zwischen innerer <strong>und</strong><br />
äußerer Kündigung<br />
Kündigung<br />
Gr<strong>und</strong>lage<br />
Kennzeichen<br />
Erkennbarkeit<br />
Innere Kündigung<br />
Psychologischer Vertrag<br />
Zustand<br />
Psychischer Zustand der zur<br />
Abnahme der<br />
Leistungsbereitschaft führt<br />
Schwierig („lautloser Protest“)<br />
Äußere Kündigung<br />
Rechtlicher Vertrag<br />
Handlung<br />
Rechtlicher Akt zur Lösung des<br />
<strong>Arbeits</strong>vertrages<br />
Leicht (offen vollzogene<br />
Handlung)<br />
445
Praktische Anwendung der<br />
Gerechtigkeitsforschung<br />
Die Gestaltung von Entlohnsystemen soll die<br />
<strong>Arbeits</strong>motivation sicherstellen. Kriterien wie<br />
Leistungsangemessenheit, Gerechtigkeit,<br />
Beeinflussbarkeit <strong>und</strong> Transparenz sind dabei<br />
relevant.<br />
Die Höhe der Motivation ist abhängig von der<br />
persönlichen Wahrnehmung der<br />
Leistungsgütesystems.<br />
446
Die persönliche Wahrnehmung des<br />
Leistungsvergütungssystems ist abhängig von<br />
folgenden Aspekten:<br />
• Positives Leistungs-Beitrags-Denken (für mehr Leistung soll es auch<br />
mehr Geld geben)<br />
• Negatives Leistungs-Beitrags-Denken (alle sollen gleich viel<br />
verdienen)<br />
• Kollegenvergleich<br />
• Externvergleich (Vergleich mit Kollegen aus Konkurrenzunternehmen)<br />
• Systemakzeptanz<br />
• Einflussnahme<br />
• Indirekte Erwartung (Zusammenhang zwischen Leistung <strong>und</strong><br />
nachweisbaren <strong>Arbeits</strong>ergebnis)<br />
• Direkte Erwartung (Zusammenhang zwischen nachweisbaren<br />
<strong>Arbeits</strong>ergebnis <strong>und</strong> Vergütung)<br />
• Bedeutung steigt mit wachsendem Bedürfnis nach höherem<br />
Einkommen<br />
447
Da der Vergleich mit externen <strong>und</strong> internen<br />
Kollegen einen nachweisbaren Effekt auf die<br />
<strong>Arbeits</strong>motivation hat, ist es lohnenswert, mögliche<br />
Ungleichgewichte über anonyme<br />
Mitarbeiterbefragungen aufzudecken.<br />
Die Reduktion der wahrgenommenen<br />
Ungleichgewichte kann durch erhöhte Transparenz<br />
zwischen objektiven Input-Output-Verhältnissen<br />
erfolgen, durch aktive Darstellung von offiziellen,<br />
nachvollziehbaren Begründungen <strong>und</strong> durch die<br />
Reduktion tatsächlicher Ungleichgewichte.<br />
448
Führung<br />
449
Führung - Überblick<br />
• Führung, Macht <strong>und</strong> Einfluss<br />
• Eigenschaftsansätze<br />
• Verhaltenstheorien<br />
• Kontingenztheorien<br />
• Neue Ansätze<br />
• Frauen in Führungspositionen<br />
451
Was ist unter Führung zu verstehen?<br />
„There are almost as many definitions of<br />
leadership as there are persons who have<br />
attempted to define the concept“<br />
(Stogdill, 1974, S. 259)-<br />
452
Zusammenfassung von Führungsdefinitionen<br />
(Neuberger, 1990)<br />
Führung ...<br />
... ist ein Gruppenphänomen <strong>und</strong> schließt die Interaktion<br />
zwischen 2 oder mehreren Personen ein.<br />
... ist intentionale Einflussnahme.<br />
... zielt drauf ab, durch Kommunikationsprozesse Ziele zu<br />
erreichen.<br />
... ist die Durchsetzung von Herrschaft auf dem Wege der<br />
Motivierung.<br />
... ist die Steuerung <strong>und</strong> Gestaltung des Handelns anderer<br />
Personen.<br />
... ist ein Prozess der Ursachenzuschreibung an<br />
individuelle soziale Akteure.<br />
453
Führung, Macht <strong>und</strong> Einfluss<br />
Führung steht in einem Naheverhältnis zu Macht<br />
<strong>und</strong> Einfluss.<br />
Macht basiert auf unterschiedlichen Gr<strong>und</strong>lagen.<br />
Das Naheverhältnis von Führung <strong>und</strong> Macht haben<br />
French <strong>und</strong> Raven (1959) in ihrer Typologie von<br />
Macht beschrieben.<br />
454
5 Machtgr<strong>und</strong>lagen nach Frech <strong>und</strong><br />
Raven (1959)<br />
• Reward power oder Belohnungsmacht<br />
• Coercive power oder Bestrafungsmacht<br />
• Legitimate power oder Positionsmacht<br />
• Referent power oder Identifikationsmacht<br />
• Expert power oder Expertenmacht<br />
<strong>und</strong> weiter<br />
• Information power oder Informationsmacht<br />
455
Belohnungsmacht beruht auf der Möglichkeit der<br />
Führungsperson, Belohnungen zu verteilen, die von den<br />
Mitarbeitern als erstrebenswert erachtet werden<br />
(monetäre Anreize, Lob, herausfordernde<br />
<strong>Arbeits</strong>aufgaben, etc.).<br />
Bestrafungsmacht beruht auf der Möglichkeit Strafreize<br />
anzudrohen beziehungsweise tatsächlich zu verteilen<br />
(Kündigung, Versetzung, entwürdigende Behandlung,<br />
etc.).<br />
Positionsmacht oder legitime Macht beruht auf der von<br />
der Person besetzten Position in der Hierarchie einer<br />
Organisation. Die Positionsmacht beinhaltet Belohnungs<strong>und</strong><br />
Bestrafungsmacht, wobei die Ausübung dieser Macht<br />
durch den Inhaber der Position von den Mitarbeitern<br />
akzeptiert wird.<br />
456
Identifikationsmacht gründet auf der<br />
Identifikation mit einer Person, die über begehrte<br />
Ressourcen verfügt oder bestimmte, als<br />
sympathisch erlebte Persönlichkeitszüge hat.<br />
Basiert auf Bew<strong>und</strong>erung, dominantem Auftreten,<br />
Charisma, etc.<br />
Expertenmacht ist die Folge von Spezialwissen<br />
oder besonderen Fähigkeiten, die jemand besitzt<br />
<strong>und</strong> von denen andere abhängig sind (z. B. IT-<br />
Experten).<br />
Informationsmacht beruht auf der einer<br />
bestimmten Person zugänglichen Information (z.<br />
B. Chefsekretäre)<br />
457
Abgrenzung des Machtbegriffs von verwandten<br />
Konstrukten wie Gewalt, Manipulation,<br />
Autorität, Herrschaft <strong>und</strong> Einfluss<br />
Macht Gewalt Einfluss Manipulation Autorität Herrschaft<br />
Beziehung? + +/- + - + +/-<br />
Wahrnehmung? + + + - + +<br />
Konflikt? + + + - +/- +/-<br />
Nachgeben? + - + - + +<br />
Sanktionen? + + - - - +<br />
Legitimität? +/- +/- +/- - + +<br />
458
Stanford-Prison-Experiment<br />
http://www.prisonexp.org/video.htm<br />
http://www.prisonexp.org/<br />
http://www.bbc.co.uk/science/theexperiment/<br />
459
Praktische Anwendungen des<br />
Machtkonzepts<br />
Yukl (1998) leitet aus dem Machtkonzept von<br />
French <strong>und</strong> Raven eine Reihe von<br />
Verhaltensrichtlinien für Führungskräfte ab.<br />
460
Leitlinien für die Nutzung<br />
How to increase and<br />
maintain power ?<br />
• Gain more formal authority.<br />
• Use symbols of authority.<br />
• Get people to acknowledge<br />
authority.<br />
• Exercise authority regularly.<br />
• Follow proper channels in giving<br />
orders.<br />
• Back up authority with reward and<br />
coercive power:<br />
How to use power<br />
effectively ?<br />
Legitimate Power<br />
• Make polite, clear requests.<br />
• Explain the reasons for a request.<br />
• Don’t exceed your scope of authority.<br />
• Verify authority if necessary.<br />
• Be sensitive to target concerns.<br />
• Follow up to verify compliance.<br />
• Insist on compliance if appropriate.<br />
461
Leitlinien für die Nutzung<br />
How to increase and<br />
maintain power ?<br />
• Discover what people need and<br />
want.<br />
• Gain more control over rewards.<br />
• Ensure people know you control<br />
rewards.<br />
• Don’t promise more than you can<br />
deliver.<br />
• Don’t use rewards in a manipulative<br />
way.<br />
Reward Power<br />
How to use power<br />
effectively ?<br />
• Offer fair and ethical rewards.<br />
• Explain criteria for giving rewards.<br />
• Provide rewards as promised.<br />
• Use rewards symbolically to<br />
reinforce desirable behavior.<br />
462
Leitlinien für die Nutzung<br />
How to increase and<br />
maintain power ?<br />
• Gain more relevant knowledge.<br />
• Keep informed about technical<br />
matters.<br />
• Develop exclusive sources of<br />
information.<br />
• Use symbols to verify expertise.<br />
• Demonstrate competence by<br />
solving difficult problems.<br />
• Don’t make rash, careless<br />
statements.<br />
How to use power<br />
effectively ?<br />
Expert power<br />
• Explain the reasons for a request or<br />
• proposal.<br />
• Explain why a request is important.<br />
• Provide evidence that a proposal will<br />
be successful.<br />
• Listen seriously to target concerns.<br />
463
Leitlinien für die Nutzung<br />
How to increase and<br />
maintain power ?<br />
• Show acceptance and positive<br />
regard.<br />
• Act supportive and helpful.<br />
• Don’t manipulate and exploit people<br />
for personal advantage.<br />
• Defend someone’s interests and<br />
• back them up when appropriate.<br />
• Keep promises.<br />
• Make self-sacrifices to show<br />
• concern.<br />
Referent Power<br />
How to use power<br />
effectively ?<br />
• Use personal appeals when<br />
necessary.<br />
• Indicate that a request is important<br />
to you.<br />
• Don’t ask for a personal favor that<br />
is excessive given the<br />
relationship.<br />
• Provide an example of proper<br />
behavior (role modelling).<br />
464
Leitlinien für die Nutzung<br />
How to increase and<br />
maintain power ?<br />
• Identify credible penalties to deter<br />
unacceptable behavior.<br />
• Gain authority to use punishments.<br />
• Don’t make rash threats.<br />
• Don’t use coercion in a<br />
• manipulative way.<br />
• Use only punishments that are<br />
legitimate<br />
Coercive Power<br />
How to use power<br />
effectively ?<br />
• Inform target of rules and penalties.<br />
• Give ample prior warnings.<br />
• Understand situation before<br />
punishing.<br />
• Remain calm and helpful, not<br />
hostile.<br />
• Encourage improvement to avoid<br />
the need for punishment.<br />
465
Beeinflussungstaktiken in<br />
Organisationen bei<br />
• Sachkonflikten<br />
• Wertkonflikten<br />
• Verteilungskonflikten<br />
466
16 Beeinflussungstaktiken in Organisationen (Rodler &<br />
<strong>Kirchler</strong>, 2001)<br />
1) Positive Emotionen<br />
2) Negative Emotionen<br />
3) Hilflosigkeit<br />
4) Aggression<br />
5) Angebot von<br />
Ressourcen<br />
6) Entzug von<br />
Ressourcen<br />
7) Beharren<br />
8) Rückzug<br />
9) Sachverhalte offen darlegen<br />
10) Falsche Tatsachen vorspielen<br />
11) Indirekte Koalitionen<br />
12) Direkte Koalitionen<br />
13) Autonome Entscheidung<br />
14) Trade-offs<br />
15) Integrative Verhandlung<br />
16) Sachliche Argumentation<br />
467
Effektivität von Führung<br />
Führungserfolg kann an vielfältigen Kriterien<br />
festgemacht werden, erweist sich allerdings oft als<br />
schwierig messbar.<br />
Meist werden als Maß für die Effektivität von<br />
Führung die Konsequenzen der Handlungen für<br />
die Mitarbeiter <strong>und</strong> andere Stakeholder (z. B.<br />
Aktionäre, K<strong>und</strong>en, etc.) herangezogen.<br />
468
Führungserfolg ist der Grad, zu dem die<br />
unterstellte Organisationseinheit gesetzte<br />
Ziele erreicht.<br />
Zielerreichungsmaße sind oft<br />
betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Profit,<br />
Verkaufszahlen, Marktanteile, Produktivität, etc..<br />
Bezogen auf die Person der Führungskraft können<br />
die Ergebnisse von betrieblichen<br />
Personalbeurteilungen, die erreichte hierarchische<br />
Position innerhalb einer bestimmten Zeitspanne<br />
oder die Gehaltshöhe herangezogen werden.<br />
469
Einteilung der Ansätze in der<br />
Führungsforschung<br />
Jago (1982) hat versucht die vielen<br />
Führungstheorien durch ein einfaches Modell zu<br />
klassifizieren.<br />
470
Typologie der Führungstheorien nach Jago (1982)<br />
Persönlichkeitseigenschaften <br />
Führungsverhalten<br />
Universelle<br />
Führungstheorien<br />
Eigenschaften der<br />
Führungspersönlichkeit<br />
Interaktionsverhalten<br />
der Führungskraft<br />
Kontingenztheorien<br />
Führungspersönlichkeit<br />
in Kontext von Situation<br />
<strong>und</strong> Umgebung<br />
Wechselwirkung der<br />
Variablen Situation <strong>und</strong><br />
Verhalten<br />
471
Eigenschaftsansätze<br />
... war einer der ersten Ansätze der systematischen<br />
Erforschung von Führung <strong>und</strong> ist bis heute bedeutsam.<br />
Beginn mit den „great man“- Theorien: Es gibt bestimmte<br />
angeborene <strong>und</strong> ererbte Merkmale, die eine<br />
Führungsperson ausmachen, z. B. Körpergröße,<br />
Eigenschaften wie Dominanz, Selbstvertrauen <strong>und</strong><br />
emotionale Stabilität.<br />
Ziel: Hohe Korrelationen zwischen bestimmten<br />
Personenmerkmalen <strong>und</strong> Führungserfolg finden.<br />
472
Charakteristika von erfolgreichen<br />
Führungskräften (Yukl, 1998)<br />
• Hohe mentale <strong>und</strong> körperliche Energie <strong>und</strong><br />
Stresstoleranz<br />
• Selbstvertrauen<br />
• Interne Kontrollorientierung<br />
• Emotionale Reife<br />
• Integrität<br />
• Bedürfnis nach Macht (zur Befriedigung der<br />
gemeinsamen Ziele)<br />
• Hohe Leistungsmotivation<br />
• Geringes Affiliationsbedürfnis<br />
473
Eigenschaftsansatz<br />
Stärken:<br />
• Die Theorien sind einfach <strong>und</strong> intuitiv zugänglich <strong>und</strong><br />
• ermöglichen Führungskräfte anhand von Eigenschaften zu<br />
vergleichen.<br />
Schwächen:<br />
• Die Theorien gelten als überholt, weil Führungserfolg als<br />
Zusammenspiel zwischen Person, Situation <strong>und</strong> Verhalten<br />
gesehen wird.<br />
• Weder Richtung der Ursache noch die Stärke des<br />
Zusammenhangs sind eindeutig geklärt.<br />
• Gebert <strong>und</strong> Rosenstiel (1996): Die Mehrzahl der Studien<br />
belegt, dass die Persönlichkeit nur einen kleinen Teil das<br />
Führungserfolgs erklären kann.<br />
• Persönlichkeitsmerkmale sollen nicht überbewertet werden.<br />
474
US-Präsidenten <strong>und</strong> deren Größe<br />
Frequency<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
VAR00001 Körpergröße in cm<br />
160.0<br />
165.0<br />
VAR00001<br />
170.0<br />
175.0<br />
180.0<br />
185.0<br />
Körpergröße (Median = 180 cm)<br />
190.0<br />
195.0<br />
Std. Dev = 7.03<br />
Mean = 179.6<br />
N = 42.00
Führungserfolg als Resultat von Person,<br />
Situation <strong>und</strong> Verhalten<br />
Person<br />
Situation<br />
Führungsverhalten<br />
?<br />
Führungserfolg<br />
476
Praktische Anwendung der<br />
Führungstheorien<br />
Die Anwendung beschränkt sich auf die Selektion<br />
von Führungskräften.<br />
Unter der Annahme, dass Persönlichkeitseigenschaften<br />
relativ stabil sind, können die relevanten Eigenschaften als<br />
Prädiktoren für das Verhalten <strong>und</strong> die erfolgreiche Erfüllung<br />
von Führungsaufgaben herangezogen werden.<br />
• Trainings: Stärken <strong>und</strong> Schwächen reflektieren<br />
• Auswahl/Förder-Assessment-Center<br />
477
Verhaltenstheorien<br />
... gehen davon aus, dass sich Führungskräfte<br />
durch bestimmte Verhaltensstile auszeichnen.<br />
... basieren auf der Beschreibung der Aufgabe<br />
(Tagebuchaufzeichnungen), Beobachtung,<br />
Interviews über typische Ereignisse <strong>und</strong> Job- <strong>und</strong><br />
Positionsanalysen oder auf der Unterscheidung<br />
zwischen effektivem <strong>und</strong> ineffektivem<br />
Führungsverhalten (leadership styles).<br />
478
MPDQ - Management Position Description<br />
Questionnaire (Tornow & Pinto, 1976)<br />
• MPDQ ist eines der bekanntesten Instrumente zur<br />
Erfassung von Führungsaufgaben;<br />
• es besteht aus über 200 Statements.<br />
Dimensionen des MPDQ:<br />
• Supervising<br />
• Planning and organizing<br />
• Decison making<br />
• Monitoring indicators<br />
• Controlling<br />
• Representing<br />
• Coordinating<br />
• Consulting<br />
• Administrating<br />
479
„Leadership styles“<br />
• Eine klassische Führungstypologie stammt von<br />
Kurt Lewin. Auf Basis von Laborexperimenten<br />
formulierte er 3 Stile:<br />
• Demokratische Führung<br />
• Autokratische Führung<br />
• Laissez-faire Stil<br />
480
• Demokratischer Führungsstil: Führungskräfte versuchen<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Ziele in der Gruppe zu diskutieren,<br />
Mitentscheidungen <strong>und</strong> Transparenz werden angestrebt:<br />
Bester Prädikator für Leistung bei Kindern <strong>und</strong><br />
Erwachsenen sowie hohe Zufriedenheit bei den<br />
Mitarbeitern.<br />
• Autokratischer Führungsstil: Führungskräfte bestimmen<br />
<strong>und</strong> steuern die Aufgaben <strong>und</strong> Ziele. Tätigkeiten werden<br />
nach eigenen Vorstellungen verteilt, die<br />
Beurteilungskriterien für die Mitarbeiter müssen nicht klar<br />
sein.<br />
• Laissez-faire: Führungskräfte geben den<br />
Gruppenmitgliedern die völlige Freiheit bei der Ausführung<br />
<strong>und</strong> vermeiden Beurteilungen. Dieser Stil führt häufig zu<br />
den schlechtesten Ergebnissen.<br />
481
In späteren Modellen werden viele Aspekte des<br />
Führungsverhaltens berücksichtigt.<br />
Multidimensionale Modelle werden am ehesten der Realität<br />
gerecht, haben aber das Problem, dass sie empirisch kaum<br />
zu belegen sind<br />
Weiter Verhaltenstheorien:<br />
• Zwei-Faktoren-Führungstheorien<br />
• „Managerial Grid“ Modell<br />
482
Zwei-Faktoren-Führungstheorien<br />
1) Fleishman, Ende der 1940er (Ohio-Studien)<br />
2) Likert, 1961 (Michigan Führungsstudien)<br />
Beide kamen zu ähnlichen Konzeptionen von<br />
Führungsstilen.<br />
483
Ohio-Studien (Fleishman et al.)<br />
Es gibt 2 voneinander unabhängige Dimensionen:<br />
Consideration: Beschreibt den Grad an<br />
Mitarbeiterorientierung: Wertlegen auf eine gute Beziehung,<br />
gegenseitiges Vertrauen, Sensibilität für Gefühle, Offenheit<br />
gegenüber Vorschlägen.<br />
Initiating Structure: Beschreibt den Grad der<br />
Aufgabenorientierung: Führungskraft definiert <strong>und</strong><br />
strukturiert Aufgaben, um das angestrebte Ziel zu erreichen.<br />
484
Ergebnisse der Ohio-Studien<br />
Consideration<br />
Hoch<br />
Niedrig<br />
Hohe Leistung<br />
Kaum Beschwerden<br />
Geringe Fluktuation<br />
Hohe Leistung<br />
Viele Beschwerden<br />
Hohe Fluktuation<br />
Initiating Structure<br />
Hoch Niedrig<br />
Niedrige Leistung<br />
Kaum Beschwerden<br />
Geringe Fluktuation<br />
Niedrige Leistung<br />
Viele Beschwerden<br />
Hohe Fluktuation<br />
485
Instrumente zur Erfassung des<br />
Führungsstils auf Basis der Ohio-Studien<br />
• LBDQ (Leader Behaviour Description Questionnaire):<br />
Misst die Wahrnehmung des Führungsverhaltens aus<br />
Sicht der Mitarbeiter.<br />
• LOQ (Leader Opinion Questionnaire): Erfasst die<br />
Einschätzung des Führungsstils aus der Perspektive der<br />
Führungskraft.<br />
• FVVB (Fragebogens zur Vorgesetzten-Verhaltens-<br />
Beschreibung): Deutsche Version des Ohio-Fragebogens.<br />
486
Michigan Führungsstudien (Likert et al.)<br />
Production-centred (produktionszentriert):<br />
Führungskraft beachtet eher den technischen<br />
Aspekt der Arbeit, definiert die Aufgaben <strong>und</strong><br />
Rollen.<br />
Employee-centred (personenzentriert):<br />
Führungskraft betont die Wichtigkeit der<br />
zwischenmenschlichen Aspekte, unterstützt die<br />
Bedürfnisse der Mitarbeiter <strong>und</strong> fördert deren<br />
Mitbestimmung.<br />
487
„Managerial Grid“-Modell<br />
(Black & Mouton, 1960er Jahre)<br />
• Das Modell baut auf den Ergebnissen der Ohio-<br />
<strong>und</strong> Michigan-Gruppe auf,<br />
• sieht den idealen Führungsstil in einer<br />
gleichermaßen hohen Ausprägung an<br />
„Personen- <strong>und</strong> Aufgabenorientierung“ <strong>und</strong><br />
• unterscheidet zwischen verschiedenen<br />
Führungsstilen, je nachdem ob die<br />
Personenorientierung <strong>und</strong> die<br />
Aufgabenorientierung hoch oder niedrig<br />
ausgeprägt sind.<br />
488
Führungsstile im „Managerial Grid“-Modell<br />
Personenorientierung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
9.1Glacehandschuh-<br />
Management<br />
„Country-Club“<br />
1.1<br />
Überlebens-<br />
Management<br />
„Improverished“<br />
Aufgabenorientierung<br />
9.9 Team-<br />
Management<br />
1.9 Befehls-<br />
Gehorsams-<br />
Management<br />
„Authoritarian“<br />
9 8 7 6 5 4 3 2 1<br />
489
Kritik am „Managerial Grid“-Modell<br />
• In empirischen Studien konnte der<br />
Zusammenhang zwischen 9.9-Ausprägung des<br />
Führungsstils <strong>und</strong> Führungseffektivität nicht<br />
nachgewiesen werden.<br />
• Fehlende Berücksichtigung der<br />
Situationsvariablen – dadurch keine<br />
befriedigenden Antworten auf die Fragen die<br />
sich bei komplexen Organisationen ergeben.<br />
490
Praktische Anwendung der<br />
Verhaltenstheorien<br />
Trainingsbereich: Führungspersonen können zuerst ihre<br />
persönlichen Charakteristika mittels Fragebogen bewerten.<br />
In einem Trainingsprogramm können sie dann geschult<br />
werden, sich an den den 9.9- Führungsstil anzunähern.<br />
Vorteil:<br />
• Handlungskompetenz wird erweitert<br />
• Reflexion wird ermöglicht<br />
491
Kontingenztheorien<br />
... begegnen der Kritik an Eigenschafts- <strong>und</strong><br />
Verhaltenstheorien, indem sie zusätzlich die<br />
Situation berücksichtigen.<br />
... gehen davon aus, dass die Effektivität eines<br />
Führungsstils vom Vorhandensein bestimmter<br />
Situationsmerkmale abhängt.<br />
492
Kontingenztheorie<br />
„The basic premise of the theory is that<br />
different situations demand different kinds<br />
of leadership. From this perspective, to be<br />
an efficive leader requires that an individual<br />
adapts his or her style to demand different<br />
situations.“ (Northouse, 1997)<br />
493
Kontingenztheorien<br />
• Situative Reifegradtheorie von Hersey <strong>und</strong><br />
Blanchard<br />
• Kontinuumstheorie von Tannenbaum <strong>und</strong><br />
Schmidt<br />
• Kontingenzmodell von Fiedler<br />
• Weg-Ziel-Theorien der Führung<br />
• Normatives Entscheidungsmodell von Vroom<br />
<strong>und</strong> Yetton<br />
• Attributionstheoretischer Ansatz<br />
494
Situative Reifegradtheorie<br />
(Hersey & Blanchard, 1977)<br />
... verwendet als Situationsvariable den<br />
„Reifegrad der Mitarbeit“.<br />
Der Reifegrad der Mitarbeiter setzt sich aus<br />
• fachspezifischem Wissen (Fähigkeiten) <strong>und</strong><br />
• Leistungsmotivation <strong>und</strong> Selbstsicherheit <strong>und</strong><br />
Selbstvertrauen (Willigkeit)<br />
zusammen.<br />
495
4 Reifegradstufen (R1-R4) bei Mitarbeitern<br />
R1<br />
Reifegrad Alltagsbeispiel<br />
Nicht fähig/nicht willig:<br />
Der Mitarbeiter ist nicht<br />
fähig <strong>und</strong> es fehlt ihm an<br />
Verpflichtung <strong>und</strong><br />
Motivation.<br />
Nicht fähig/unsicher:<br />
Der Mitarbeiter ist nicht<br />
fähig <strong>und</strong> es fehlt ihm an<br />
Vertrauen.<br />
Ein Mitarbeiter muss den<br />
Umgang mit einer neuen<br />
Maschine lernen. Er weiß<br />
nicht, wie man sie bedient<br />
<strong>und</strong> hat auch kein<br />
Interesse, dies zu lernen.<br />
Jemand nimmt seine erste<br />
Flugst<strong>und</strong>e. Er hat keine<br />
Vorstellung, was im Cockpit<br />
zu tun ist <strong>und</strong> hat kein<br />
Zutrauen zu seinen<br />
Fähigkeiten, das Flugzeug<br />
zu fliegen.<br />
496
4 Reifegradstufen (R1-R4) bei Mitarbeitern<br />
R2<br />
Reifegrad Alltagsbeispiel<br />
Nicht fähig/willig:<br />
Der Mitarbeiter hat nicht<br />
die Fähigkeit, aber ist<br />
motiviert <strong>und</strong> versucht<br />
es.<br />
Nicht fähig/<br />
vertrauensvoll:<br />
Der Mitarbeiter hat nicht<br />
die Fähigkeit, aber ist<br />
vertrauensvoll, so lange<br />
die Führungskraft ihm<br />
Anleitung gibt.<br />
Dem Mitarbeiter fehlt es an<br />
Übung an der Maschine,<br />
aber er unternimmt<br />
Anstrengungen, um<br />
qualifiziert zu werden.<br />
Nach ein paar St<strong>und</strong>en ist<br />
der Flugschüler noch nicht<br />
fähig, das Flugzeug alleine<br />
zu fliegen, aber er ist<br />
begeistert <strong>und</strong> fühlt sich<br />
allmählich sicher, so lange<br />
der Lehrer im Cockpit sitzt.<br />
497
4 Reifegradstufen (R1-R4) bei Mitarbeitern<br />
R3<br />
Reifegrad Alltagsbeispiel<br />
Fähig/nicht willig:<br />
Mitarbeiter hat die<br />
Fähigkeit, eine Aufgabe<br />
zu erledigen, aber er ist<br />
nicht willig, diese<br />
Fähigkeit einzusetzen.<br />
Fähig/unsicher:<br />
Mitarbeiter hat die<br />
Fähigkeit, aber ist<br />
unsicher <strong>und</strong> ängstlich,<br />
die Aufgabe allein zu<br />
erledigen.<br />
Der Mitarbeiter kann nun<br />
mit der Maschine<br />
umgehen, aber die Arbeit<br />
langweilt ihn.<br />
Vor dem ersten Alleinflug<br />
ist der Flugschüler noch<br />
nervös <strong>und</strong> ängstlich,<br />
obwohl er dazu jetzt<br />
qualifiziert ist.<br />
498
4 Reifegradstufen (R1-R4) bei Mitarbeitern<br />
R4<br />
Reifegrad Alltagsbeispiel<br />
Fähig/willig: Mitarbeiter<br />
hat die Fähigkeit zu<br />
einer Aufgabe <strong>und</strong><br />
macht sie gerne.<br />
Fähig/vertrauensvoll:<br />
Der Mitarbeiter hat die<br />
Fähigkeit zu einer<br />
bestimmten Aufgabe<br />
<strong>und</strong> ist vertrauensvoll,<br />
sie alleine zu erledigen.<br />
Der Mitarbeiter kann mit<br />
der Maschine umgehen<br />
<strong>und</strong> hat Freude daran, sie<br />
zu bedienen.<br />
Mit 100 St<strong>und</strong>en Alleinflug<br />
im Logbuch ist der Pilot<br />
nun fähig <strong>und</strong><br />
vertrauensvoll, das<br />
Flugzeug alleine zu fliegen.<br />
499
In Abhängigkeit des Reifegrads der<br />
Mitarbeiter ist ein passender<br />
Führungsstil zu wählen:<br />
• Aufgabenorientierung oder<br />
• Beziehungsorientierung.<br />
500
Führungsstil in Abhängigkeit vom<br />
Reifegrad<br />
• Telling: aufgabenorientiert; diktieren, lenken,<br />
leiten oder etablieren<br />
• Selling: sehr aufgabenorientiert aber auch<br />
mitarbeiterorientiert; argumentieren, erklären,<br />
klarstellen oder überzeugen<br />
• Participating: stark mitarbeiterorientiert;<br />
ermutigen, zusammenarbeiten oder anvertrauen<br />
• Deligating: niedrige Aufgaben- <strong>und</strong><br />
Mitarbeiterorientierung; delegieren, beobachten<br />
oder bevollmächtigen<br />
501
Situative Reifegradtheorie nach Hersey <strong>und</strong> Blanchard<br />
wenig Ausmaß der Orientierung stark<br />
Telling<br />
Selling<br />
Participating <br />
Delegating <br />
Beziehungsorientierung<br />
R1 R2 R3 R4<br />
Aufgabenorientierung<br />
502
Instrumente zur Erfassung der Führungseffektivität<br />
nach Hersey <strong>und</strong> Blanchard (1974)<br />
• LEAD (Leader Effectivness Adaptability<br />
Description)<br />
Die Skala umfasst 12 Situationen mit jeweils 4<br />
Antwortalternativen. Aus dem Antwortmuster kann<br />
die Effizienz einer Führungsperson errechnet<br />
werden.<br />
503
Praktische Anwendung der situativen<br />
Reifegradtheorie<br />
• Führungskräfteentwicklung<br />
• Entwicklung der Diagnosefähigkeit der<br />
Führungskräfte<br />
• Das Modell ist bei Praktikern aufgr<strong>und</strong> der<br />
intuitiven Stimmigkeit beliebt.<br />
504
Kritik an der situativen Reifegradtheorie<br />
• Der kurvilineare Zusammenhang wird kritisiert,<br />
weil die interne Konsistenz der Maße nicht<br />
gegeben ist.<br />
• Es wird nur der Reifegrad der Mitarbeiter<br />
berücksichtig, andere Situationsvariablen bleiben<br />
unberücksichtigt.<br />
• Mitarbeiter könnten den flexiblen Führungsstil<br />
der Führungskraft als „Inkonsistenz“<br />
wahrnehmen <strong>und</strong> verunsichert sein.<br />
505
Kontinuumtheorie von Tannenbaum <strong>und</strong><br />
Schmidt (1958)<br />
Führung <strong>und</strong> Erfolg sind abhängig vom<br />
Entscheidungsspielraum des Vorgesetzten in<br />
Relation zur Gruppe. Der empfohlene Führungsstil<br />
variiert auf einem Kontinuum von autoritär bis<br />
kooperativ.<br />
506
Kontinuum des Führungsverhaltens<br />
(Tannenbaum & Schmidt, 1958)<br />
Entscheidungs<br />
spielraum des<br />
Vorgesetzten<br />
Entscheidungsspielraum<br />
der Gruppe<br />
Führungskraft trifft die Entscheidung<br />
<strong>und</strong> gibt sie bekannt<br />
Führungskraft „verkauft“ die<br />
Entscheidung<br />
Führungskraft präsentiert Ideen <strong>und</strong> lädt<br />
zu Fragen ein.<br />
Führungskraft präsentiert vorläufige, für<br />
Veränderungen offene Entscheidung .<br />
Führungskraft präsentiert das Problem,<br />
sammelt Vorschläge <strong>und</strong> trifft die<br />
Entscheidung.<br />
Führungskraft definiert die Grenzen <strong>und</strong><br />
fordert eine Gruppenentscheidung ein.<br />
Führungskraft gewährt Mitarbeitern<br />
Entscheidungsspielraum innerhalb<br />
bestimmter Grenzen.<br />
Tell<br />
Sell<br />
Consult<br />
Share<br />
507
Kontinuumtheorie<br />
Tannenbaum <strong>und</strong> Schmidt schlagen vor, dass die<br />
Führungskraft bei der Wahl eines Führungsstils<br />
die eigenen Charakteristika, Potenziale der<br />
Mitarbeiter <strong>und</strong> die Situation berücksichtigen soll.<br />
508
Kriterien für die Wahl des Führungsstils<br />
VORGESETZTE MITARBEITER SITUATION<br />
Wertsystem<br />
Vertrauen in die<br />
Mitarbeiter<br />
Führungsqualitäten<br />
Subjektive Sicherheit<br />
in einer gegebenen<br />
Situation<br />
Erfahrung in der<br />
Entscheidungsfindung<br />
Fachliche Kompetenz<br />
Engagement für das<br />
Problem<br />
Ansprüche hinsichtlich<br />
beruflicher <strong>und</strong><br />
persönlicher<br />
Entwicklung<br />
Art der<br />
Organisation<br />
Eigenschaften<br />
der Gruppe<br />
Art des<br />
Problems<br />
Zeitlicher<br />
Abstand zur<br />
Handlung<br />
509
Kritik an der Kontinuumtheorie<br />
Zuordnung der Ausprägung des Führungsstils zu<br />
den möglichen Kriteriumskonstellationen fehlt.<br />
510
Kontingenzmodell von Fiedler (1967)<br />
Das Modell<br />
... zählt zu den einflussreichsten<br />
Situationsansätzen,<br />
... versteht den Führungsstil einer Führungskraft<br />
als stabiles Persönlichkeitsmerkmal <strong>und</strong><br />
... besagt, dass je nach persönlichen Führungsstil,<br />
eine Führungskraft in einer bestimmten Situation<br />
mehr oder weniger erfolgreich sein wird.<br />
511
Kontingenztheorie<br />
Der Führungsstil einer Führungskraft wird über das LPC<br />
(least preferred coworker)-Maß bestimmt.<br />
Die Führungskraft beschreibt über bipolaren<br />
Adjektivskalen denjenigen Mitarbeiter mit dem sie am<br />
wenigsten gut zusammenarbeiten kann.<br />
• Wenn der least preferred coworker positiv beschrieben<br />
wird, ist das LPC-Maß hoch. Die Führungskraft ist<br />
dann primär an guten persönlichen Beziehungen<br />
interessiert.<br />
• Wird der least preferred coworker negativ beschrieben,<br />
ist das LPC-Maß niedrig. Die Führungskraft ist<br />
primär an der Produktivität interessiert.<br />
512
Kontingenztheorie<br />
Die Führungssituation wird über<br />
• die Beziehung zwischen Führern <strong>und</strong> Geführten,<br />
• die Positionsmacht <strong>und</strong><br />
• die Aufgabenstruktur<br />
beschrieben.<br />
513
Führer-Mitarbeiter-Beziehung:<br />
Beschreibt das persönliche Vertrauen <strong>und</strong> den<br />
gegenseitigen Respekt der Beteiligten. Eine gute Beziehung<br />
erleichtert der Führungskraft das Durchsetzen von<br />
Gruppenzielen.<br />
Positionsmacht:<br />
Beschreibt die Möglichkeit der Führungskraft, die Geführten<br />
in ihrem Sinne zu beeinflussen. Impliziert die Möglichkeit zur<br />
Belohnung <strong>und</strong> Bestrafung <strong>und</strong> erleichtert der Führungskraft<br />
die Ausführung ihrer Aufgabe.<br />
Aufgabenstruktur:<br />
Definiert durch die Skalierung von Aspekten der Aufgabe:<br />
Spezifiziertheit der Lösung, Verifizierbarkeit, Zielklarheit <strong>und</strong><br />
Vielfalt der Wege zum Ziel.<br />
514
In einer günstigen Situation mit guter Führer-<br />
Mitarbeiter-Beziehung, strukturierter Aufgabe <strong>und</strong><br />
starker Positionsmacht ist eine Führungskraft mit<br />
niedrigem LPC-Maß (aufgabenorientiert) effizient.<br />
Auch in einer ungünstigen Situation mit schlechter<br />
Führer-Mitarbeiter-Beziehung, unstrukturierter<br />
Aufgabe <strong>und</strong> schwacher Positionsmacht ist eine<br />
Führungskraft mit niedrigem LPC-Maß<br />
(aufgabenorientiert) effizient.<br />
In den mittleren Bereichen erweist sind ein hohes<br />
LPC-Maß (personenorientiert) als effizient.<br />
515
Klassifikationssystem für<br />
Führungssituationen nach Fiedler<br />
Führer-Geführte<br />
Beziehung<br />
Gut Schlecht<br />
Aufgabenstruktur Hoch Niedrig Hoch Niedrig<br />
Positionsmacht des<br />
Führers<br />
Situationstyp I II III IV V VI VII VIII<br />
hoher LPC-<br />
Wert günstig<br />
516
Kritik am Kontingenzmodell<br />
• Fragwürdige psychometrische Qualität des LPC-Maßes.<br />
• Gewichtung der Situations-Parameter erscheint<br />
willkürlich.<br />
• Die einzelnen Variablen in den 8 Situationen sind<br />
schwer isolierbar.<br />
• Es wird nur die Gruppenleistung als Kriterium für die<br />
Effektivität des Führungsstils herangezogen.<br />
• Gruppenprozesse werden nicht beachtet.<br />
• Aussagen über dynamische Interaktionen zwischen<br />
Führer <strong>und</strong> Gruppe sind nicht möglich.<br />
• Die Effizienz neuer Gruppen kann nicht vorhergesagt<br />
werden.<br />
517
Weg-Ziel-Theorien der Führung<br />
In den Weg-Ziel-Theorien werden Schlüsselelemente der<br />
Führungsverhaltensansätze mit der Erwartungs-Valenz-<br />
Theorie der Motivation (Vroom, 1964) verb<strong>und</strong>en.<br />
Sie besagen, dass das Verhalten von Individuen abhängt<br />
von<br />
• deren Erwartungen hinsichtlich der Ergebnisse des<br />
Verhaltens <strong>und</strong><br />
• der Summe der Valenzen, d. h. der persönlichen<br />
Befriedigung, die aus den Ergebnissen eines Verhaltens<br />
resultiert.<br />
518
Weg-Ziel-Theorien der Führung<br />
Situationsvariablen determinieren das Potential für<br />
eine Erhöhung der Mitarbeitermotivation <strong>und</strong> für<br />
ein bestimmtes Führungsverhalten.<br />
519
Weg-Ziel-Theorien der Führung<br />
Ursachenvariablen<br />
Führungsstil<br />
Intervenierende<br />
Variablen<br />
Erwartungen <strong>und</strong><br />
Werte der Ziele für<br />
die Mitarbeiter<br />
Situations-Moderator-Variable<br />
Charakteristika der Aufgabe<br />
<strong>und</strong> der <strong>Arbeits</strong>umwelt<br />
Charakteristika der Mitarbeiter<br />
Resultierende<br />
Variable<br />
Anstrengung <strong>und</strong><br />
Zufriedenheit der<br />
Mitarbeiter<br />
520
House (1971)<br />
House (1971) gilt als wichtigster Vertreter der<br />
Weg-Ziel-Führungs-Theorien.<br />
Hauptaufgabe der Führungskraft liegt darin, eine<br />
Motivationsfunktion auszuüben, indem sie durch<br />
Planung <strong>und</strong> Strukturierung der <strong>Arbeits</strong>situation<br />
das Erreichen der Mitarbeiterziele <strong>und</strong> damit<br />
deren persönliche Befriedigung ermöglicht.<br />
521
House: Ein effektiver Führungsstil wird durch<br />
folgende Situationsvariablen bestimmt:<br />
• Einflussfaktoren, die außerhalb der Kontrolle der<br />
Mitarbeiter, in der Umgebung liegen.<br />
• Einflussfaktoren, die in den Mitarbeiter liegen.<br />
522
House unterscheidet 4 Gr<strong>und</strong>formen der<br />
Führung<br />
• Unterstützende Führung<br />
• Direktive Führung<br />
• Partizipative Führung<br />
• Leistungsorientierte Führung<br />
Führungskräfte sind flexibel <strong>und</strong> setzten je nach<br />
Situation unterschiedliche Führungsstile ein.<br />
523
Normatives Entscheidungsmodell von<br />
Vroom <strong>und</strong> Yetton (1973)<br />
... enthält eine Reihe von Regeln, unter denen ein ganz<br />
bestimmtes Führungsverhalten, nämlich<br />
Entscheidungsverhalten, einzusetzen ist.<br />
Die vorgeschlagenen 5 Möglichkeiten des<br />
Entscheidungsverhaltens variieren in Abhängigkeit des<br />
Grades, zu dem Mitarbeiter in Entscheidungen<br />
eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />
524
Entscheidungsstile im Vroom &Yetton-<br />
Modell<br />
A I:<br />
Autoritäre Entscheidung 1<br />
A II:<br />
Autoritäre Entscheidung 2<br />
Die Führungskraft trifft die<br />
Entscheidung selbst aufgr<strong>und</strong> der<br />
momentan zur Verfügung<br />
stehenden Informationen.<br />
Die Führungskraft trifft die<br />
Entscheidung nach Einholung von<br />
Informationen bei den Mitarbeitern,<br />
die über Details der Entscheidung<br />
nicht informiert werden müssen. Die<br />
Mitarbeiter werden nur zur<br />
Informationsbeschaffung<br />
herangezogen.<br />
525
B I:<br />
Beratende Entscheidung 1<br />
B II:<br />
Beratende Entscheidung 2<br />
Die Führungskraft trifft die<br />
Entscheidung, nachdem sie das<br />
Problem mit einzelnen Mitarbeitern<br />
diskutiert hat, ohne die ganze<br />
Gruppe zu konsultieren. Die<br />
Vorschläge der Mitarbeiter müssen<br />
bei der Entscheidung nicht<br />
berücksichtigt werden.<br />
Die Führungskraft trifft die<br />
Entscheidung, nachdem sie das<br />
Problem mit der Gruppe diskutiert<br />
<strong>und</strong> deren Ideen <strong>und</strong> Vorschläge<br />
eingeholt hat. Die Vorschläge der<br />
Gruppe müssen bei der<br />
Entscheidung nicht berücksichtigt<br />
werden.<br />
526
G II: Gruppenentscheidung Die Gruppe (einschließlich der<br />
Führungskraft) trifft die<br />
Entscheidung, nachdem das<br />
Problem diskutiert wurde. Die<br />
Führungskraft ist bereit, jede<br />
Lösung zu akzeptieren.<br />
527
Normatives Entscheidungsmodell<br />
Mittels Entscheidungsbaum wird eine Diagnose<br />
durch Fragen zu Problemattribution <strong>und</strong><br />
Situationscharakteristika erstellt.<br />
Am Ende des Entscheidungsbaumes stehen<br />
entweder eine oder mehrere mögliche<br />
Entscheidungsstile, die wählbar sind.<br />
528
Entscheidungsbaum<br />
zur Problemdiagnose<br />
BII<br />
GII<br />
J N<br />
BII, GII<br />
BII<br />
N J<br />
N J<br />
AII, BI, BII, GII<br />
AII, BI, BII<br />
BI, BII<br />
N J<br />
BII<br />
J N<br />
J N<br />
AI, AII, BI, BII<br />
J N<br />
N J J N N J N J<br />
N J J N J N N J N J<br />
N J<br />
GII<br />
AI, AII, BI, BII,<br />
GII<br />
GII<br />
AI, AII, BI, BII,<br />
GII<br />
A Gibt es ein Qualitätserfordernis? Ist<br />
vermutlich eine Lösung besser als eine<br />
andere?<br />
B Habe ich genügend Informationen, um eine<br />
qualitativ hochwertige Entscheidung allein zu<br />
treffen?<br />
C Ist das Problem strukturiert?<br />
D Ist die Akzeptanz der Entscheidung durch<br />
die Mitarbeiter für die effektive Ausführung<br />
wichtig?<br />
E Wenn ich die Entscheidung alleine treffe,<br />
würde sie dann von den Mitarbeitern<br />
akzeptiert werden?<br />
F Teilen die Mitarbeiter die Organisationsziele,<br />
die durch die Lösung des Problems erreicht<br />
werden sollen?<br />
G Wird es zwischen den Mitarbeitern<br />
vermutlich zu Konflikten kommen, welche<br />
Lösung zu bevorzugen ist?<br />
529
Wenn am Ende der Problemdiagnose mehrere<br />
Entscheidungsstile zur Auswahl stehen, soll jene Variante<br />
gewählt werden, die am wenigsten Zeit in Anspruch nimmt.<br />
Auf diesem Weg werden folgende Kriterien für Effizienz<br />
optimal erfüllt:<br />
• Qualität oder Rationalität der Entscheidung<br />
• Akzeptanz der Entscheidungen bei den Mitarbeiter <strong>und</strong><br />
• Zeiterfordernis für die Entscheidung<br />
530
Entscheidungsregeln im Vroom & Yetton-<br />
Modell<br />
REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />
ENTSCHEIDUNGSQUALITÄT<br />
LEADER INFORMATION RULE<br />
(Informationsregel):<br />
Wenn die Qualität der<br />
Entscheidung wichtig ist <strong>und</strong> die<br />
Führungskraft nicht genügend<br />
Informationen hat, muss ein<br />
autoritärer Stil vermieden werden.<br />
REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />
ENTSCHEIDUNGS-AKZEPTANZ<br />
ACCEPTANCE RULE<br />
(Akzeptanzregel):<br />
Wenn die Akzeptanz der<br />
Entscheidung seitens der<br />
Mitarbeiter für eine effiziente<br />
Entscheidungsausführung wichtig<br />
ist, dann muss ein autoritärer Stil<br />
vermieden werden.<br />
531
Entscheidungsregeln im Vroom & Yetton-<br />
Modell<br />
REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />
ENTSCHEIDUNGSQUALITÄT<br />
GOAL CONGRUENCE RULE<br />
(Zielübereinstimmungsregel):<br />
Wenn die Qualität der<br />
Entscheidung wichtig ist, aber die<br />
Mitarbeiter nicht genügend<br />
Informationen haben, um eine gute<br />
Entscheidung zu treffen, dann ist<br />
ein partizipativer Stil zu vermeiden.<br />
REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />
ENTSCHEIDUNGS-AKZEPTANZ<br />
CONFLICT RULE<br />
(Konfliktregel):<br />
Wenn die Akzeptanz seitens der<br />
Mitarbeiter wichtig ist <strong>und</strong> die<br />
Mitarbeiter unterschiedlicher<br />
Meinung über die<br />
Entscheidungsziele sind, dann<br />
muss ein autoritärer Stil<br />
vermieden werden.<br />
532
Entscheidungsregeln im Vroom & Yetton-<br />
Modell<br />
REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />
ENTSCHEIDUNGSQUALITÄT<br />
UNSTRUCTURED PROBLEM<br />
RULE (Regel für unstrukturierte<br />
Probleme):<br />
Wenn die Qualität der<br />
Entscheidung wichtig ist, aber nicht<br />
genügend Information <strong>und</strong><br />
Expertise gegeben sind <strong>und</strong> auch<br />
das Problem unstrukturiert ist,<br />
dann ist ein autoritärer Stil zu<br />
vermeiden.<br />
REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />
ENTSCHEIDUNGS-AKZEPTANZ<br />
FAIRNESS RULE<br />
(Fairness Regel):<br />
Wenn die Qualität der<br />
Entscheidung irrelevant, die<br />
Akzeptanz aber bedeutsam ist,<br />
dann ist der partizipativste Stil zu<br />
verwenden.<br />
533
Entscheidungsregeln im Vroom & Yetton-<br />
Modell<br />
REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />
ENTSCHEIDUNGSQUALITÄT<br />
REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />
ENTSCHEIDUNGS-AKZEPTANZ<br />
ACCEPTANCE PRIORITY RULE<br />
(Akzeptanz-Vorrang-Regel):<br />
Wenn Akzeptanz bedeutsam ist,<br />
ein autoritärer Stil aber nicht<br />
akzeptiert wird <strong>und</strong> wenn die<br />
Mitarbeiter nicht die<br />
Organisationsziele teilen, dann ist<br />
(trotzdem) der partizipativste Stil<br />
zu wählen.<br />
534
Praktische Anwendung des<br />
Normativen Entscheidungsmodells<br />
Die Entwicklung von Standardfällen aus dem Alltag<br />
von Führungskräften (recalled problems) ist möglich<br />
<strong>und</strong> Lösungsansätze können erarbeitet werden.<br />
Für die Evaluation von Führungskräftetrainings ist<br />
durch die Standardisierung der vorgelegten Fälle<br />
eine Vergleichbarkeit des Lernfortschrittes<br />
gewährleistet.<br />
535
Kritik am Normativen<br />
Entscheidungsmodell<br />
• Empirische Bef<strong>und</strong>e über die Validität des Modells sind<br />
uneindeutig.<br />
• Modellkonformes Verhalten erhöht die Zufriedenheit der<br />
Mitarbeiter.<br />
• Es wird klar herausgearbeitet, unter welchen situativen<br />
Bedingungen eine partizipative Entscheidung zu<br />
bevorzugen ist.<br />
• Das Modell beansprucht keine universelle Gültigkeit.<br />
• Das Modell berücksichtigt nur eine reduzierte Anzahl der<br />
tatsächlich in der Realität auftretenden Faktoren.<br />
536
Attributionstheoretischer Ansatz<br />
Der attributionstheoretische Ansatz der<br />
Führungsforschung bezieht sich auf<br />
Wahrnehmungen <strong>und</strong> Attributionen der im<br />
Führungskontext beteiligten Akteure.<br />
Führung wird als Ergebnis der Wahrnehmung des<br />
Verhaltens der Führungsperson durch die<br />
Mitarbeiter gesehen.<br />
537
Attributionstheoretische Ansätze<br />
Mitchel, Green <strong>und</strong> Wood (1981) untersuchten, wie<br />
Vorgesetzte zu Urteilen über das Verhalten ihrer<br />
Mitarbeiter in bestimmten Situationen kommen.<br />
Calder (1977) versucht in seinem Modell zu klären,<br />
wir Mitarbeiter dazu kommen, einem<br />
Gruppenmitglied Führungsqualitäten<br />
zuzuschreiben.<br />
538
Attributionstheorie nach Kelley (1973)<br />
Ursachen für das Verhalten von Geführten werden<br />
auf 3 Gr<strong>und</strong>dimensionen zurückgeführt:<br />
• Person (Führungskraft, Mitarbeiter)<br />
• Stimulus (Verhaltensinhalt, Aufgaben)<br />
• Umstände (Situation)<br />
Attributionen sind Schlussfolgerungen über die<br />
Ursachen, Gründe <strong>und</strong> Anlässe des eigenen<br />
Verhaltens <strong>und</strong> des Verhaltens anderer.<br />
539
Gr<strong>und</strong>modell des<br />
attributionstheoretischen Ansatzes<br />
Verhalten der<br />
Mitarbeiter<br />
Wahrnehmung<br />
<strong>und</strong> Attribution der<br />
Führungskraft<br />
Personale <strong>und</strong> organisatorische Bedingungen<br />
Verhalten der<br />
Führungskraft<br />
540
Um sich von Mitarbeiter ein Bild zu machen stehen<br />
dem Vorgesetzten folgende Informationskriterien zur<br />
Verfügung:<br />
• Distinktheitskriterium: Verhält sich der Mitarbeiter in allen<br />
Situationen gleich, oder nur in der aktuellen,<br />
spezifischen Situation?<br />
• Konsensuskriterium: Verhalten sich viele Mitarbeiter in<br />
dieser Situation wie der eine Mitarbeiter?<br />
• Konsistenzkriterium: Wie oft zeigt der Mitarbeiter das<br />
selbe Verhalten zu verschiedenen Zeitpunkten?<br />
541
Auf Basis der Attributionen ist es der<br />
Führungskraft möglich, adäquate Handlungen zu<br />
setzen.<br />
Beispiel: Ein mangelnder <strong>Arbeits</strong>einsatz, kann auf<br />
interne (Motivation) oder externe<br />
(<strong>Arbeits</strong>bedingungen) Ursachen zurückgeführt<br />
werden. Dementsprechend wird die Führungskraft<br />
entweder Motivationsanreize oder eine<br />
Verbesserung der <strong>Arbeits</strong>bedingungen als<br />
Reaktion überlegen.<br />
542
Attributionen ermöglichen<br />
• kognitive Vorgänge,<br />
• Informationsverarbeitungs- <strong>und</strong><br />
Kategorisierungsprozesse,<br />
• eigene Handlungen,<br />
• die Handlungen anderer <strong>und</strong><br />
• Ambiguitäten<br />
besser zu verstehen.<br />
Zu Problemen kommt es, wenn<br />
• Attributionsfehler passieren,<br />
• Führungskraft <strong>und</strong> Mitarbeiter unterschiedliche<br />
Attributionen haben,<br />
• intervenierende Variablen (Sympathie,<br />
eingeschränkter Handlungsspielraum, etc.) nicht<br />
berücksichtigt werden.<br />
543
Personen neigen dazu, Erfolge sich<br />
selbst zuzuschreiben;<br />
Ursachen für Misserfolge hingegen auf<br />
äußere Umstände abzuschieben.<br />
544
Aktuelle Ansätze in der<br />
Führungsforschung<br />
Durch den Wandel in der <strong>Arbeits</strong>welt<br />
(Informationstechnologien) kommt es auch zu<br />
veränderten Ansprüchen an die moderne<br />
Führungskraft.<br />
• Unterschied: Management <strong>und</strong> Führung<br />
• Charismatische Führung<br />
• Transaktionale <strong>und</strong> transformationale Führung<br />
545
Manager-Führer-Dichotomie (nach Steyrer,<br />
1995)<br />
Verhältnis zu Zielen<br />
Selbstbild<br />
MANAGER<br />
Unpersönlich<br />
Ziele entstehen aus<br />
objektiven<br />
Notwendigkeiten<br />
Reaktives Reagieren<br />
auf Ideen<br />
Identifikation mit<br />
dem Status quo<br />
Persönlich<br />
LEADER<br />
Ziele entstehen aus<br />
subjektiven<br />
Bedürfnissen<br />
Aktives Produzieren<br />
von Ideen<br />
Gefühl der<br />
Unabhängigkeit<br />
gegenüber Status<br />
quo<br />
546
Manager-Führer-Dichotomie<br />
Verhältnis<br />
zur Arbeit<br />
MANAGER LEADER<br />
Konzentration auf<br />
<strong>Arbeits</strong>prozesse<br />
Reduziert Optionen im<br />
Rahmen von<br />
Entscheidungsprozessen<br />
Versteht sich als<br />
Problemlöser <strong>und</strong> sucht<br />
zwischen<br />
Gruppeninteressen<br />
auszugleichen<br />
Geringe emotionale Bindung<br />
zum Produkt<br />
Konzentration auf<br />
<strong>Arbeits</strong>inhalte<br />
Entwickelt neue<br />
Möglichkeiten, denen er<br />
motivierende Substanz<br />
gibt<br />
Ist Problementdecker, ist<br />
nicht auf Konsens bedacht<br />
Identifikation mit dem<br />
Produkt (ähnlich einem<br />
Künstler)<br />
547
Manager-Führer-Dichotomie<br />
Beziehung<br />
zu anderen<br />
MANAGER LEADER<br />
Starke<br />
Beziehungsorientierung,<br />
Angst vor Einsamkeit<br />
Fehlen von Empathie <strong>und</strong><br />
Emotionalität<br />
Sucht mehr die<br />
Auseinandersetzung mit<br />
Ideen als mit Menschen<br />
Intuitiv, empathisch,<br />
emotional<br />
Vermittelt „Signale“ Vermittelt „Botschaften“<br />
Motiviert mit Belohnung<br />
<strong>und</strong> Bestrafung<br />
Erfüllt Rollenerwartungen<br />
<strong>und</strong> schöpft daraus<br />
Selbstsicherheit<br />
Motiviert durch<br />
begeisternde Ideen<br />
Definiert Selbstbild nicht<br />
über die Erfüllung von<br />
Rollenerwartungen<br />
548
Essenzielle Unterschiede zwischen<br />
Führern <strong>und</strong> Managern sind empirisch<br />
nicht belegt.<br />
549
Charismatische Führung<br />
„Charismatische Menschen sind Magneten,<br />
denen man sich mit leisem Grauen <strong>und</strong><br />
gleichzeitig fasziniert nähert.“<br />
(Klaus Woltron, 1995)<br />
550
Charismatische Führungskräfte schaffen es, durch<br />
ihre persönliche Ausstrahlung <strong>und</strong><br />
Anziehungskraft, Mitarbeiter in die gewünschte<br />
Richtung zu steuern.<br />
Als Charaktereigenschaften dieser Personen<br />
werden hohes Selbstvertrauen, Dominanz,<br />
Entschlossenheit, starke Überzeugung von den<br />
eigenen Ideen, ein starkes Machtbedürfnis <strong>und</strong><br />
Sensibilität gegenüber der Umwelt angeführt.<br />
551
Charismatische Führungskräfte verfügen über<br />
eine Vision, über ein glaubhaftes, realistisches,<br />
erstrebenswertes Ziel, welches sie klar<br />
formulieren <strong>und</strong> mit starker Überzeugung<br />
präsentieren.<br />
Der Wunsch nach visionär-charismatischer<br />
Führung kann als Reaktion auf die<br />
Verwissenschaftlichung des Führungsprozesses<br />
<strong>und</strong> die Sinnentleerung der Arbeit gesehen<br />
werden.<br />
552
Charismatische<br />
Führung<br />
• Zukunftsvisionen<br />
• Emotionen<br />
• Selbstwert<br />
• Vertrauen<br />
• Leistungsmotiv<br />
Traditionelle<br />
Führung<br />
• Aufgaben- <strong>und</strong><br />
personenzentriertes<br />
Führungsverhalten<br />
• <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
• Leistung<br />
553
In der Führungsforschung wird immer wieder die<br />
Wichtigkeit von Vertrauen betont.<br />
Viele Definitionen von Vertrauen betonen die<br />
Zukunftsgerichtetheit <strong>und</strong> Abhängigkeit von<br />
unsicheren Faktoren.<br />
Von Vertrauen wird nur dann gesprochen, wenn<br />
auch die Möglichkeit besteht, dass Vertrauen zu<br />
brechen.<br />
554
Nach Weibler (2001) ist interpersonales<br />
Vertrauen abhängig von …<br />
• persönlichen Dispositionen des Vertrauenden,<br />
• der Vertrauenswürdigkeit der Zielperson,<br />
• der Ähnlichkeit zwischen Vertrauenden <strong>und</strong><br />
Zielperson <strong>und</strong><br />
• davon, ob die Zielperson als kompetent, integer,<br />
loyal <strong>und</strong> gutwillig gilt sowie<br />
• offen kommuniziert.<br />
555
Vertrauen ist auch das Ergebnis einer<br />
reziproken Beziehung zwischen<br />
Vertrauenden <strong>und</strong> Zielperson <strong>und</strong> wird<br />
durch das Systemvertrauen <strong>und</strong> durch<br />
situative Einflüsse mit beeinflusst.<br />
556
Vertrauen kann unterschieden werden in …<br />
• kalkülbasiertes, welches auf der Überlegung<br />
basiert, dass die Zielperson das Vertrauen nicht<br />
ausnützen wird, weil damit Kosten, Bestrafungen,<br />
etc. verb<strong>und</strong>en wären;<br />
• wissensbasiertes, welches auf vergangenen<br />
Erfahrungen kooperativen Verhaltens basiert <strong>und</strong><br />
• identifikationsbasiertes, welches darauf basiert,<br />
dass die vertrauende Person die Zielperson als<br />
gut gesinnt, kompetent, loyal <strong>und</strong> integer<br />
wahrgenommen hat <strong>und</strong> mit ihr positive<br />
Erlebnisse hatte.<br />
557
Transaktionale <strong>und</strong><br />
transformationale Führung<br />
Unterschied:<br />
Transaktionale Führung bezieht sich auf den<br />
Austausch von Beiträgen zwischen Mitarbeitern<br />
<strong>und</strong> Führungskraft;<br />
transformationale Führung ist gegeben, wenn die<br />
Führungsperson als Vorbild gilt.<br />
558
Unterschiede zwischen transaktionaler<br />
<strong>und</strong> transformationaler Führung<br />
Transaktionale Führung<br />
(Weinert, 1998)<br />
Abhängigkeit der Belohnung:<br />
Verspricht Belohnung für gute<br />
Leistung; wird Leistung<br />
anerkennen.<br />
Management durch Ausnahmen<br />
(aktiv): Beobachtet <strong>und</strong> sucht nach<br />
Abweichungen von der Regel <strong>und</strong><br />
unternimmt korrektive<br />
Maßnahmen.<br />
Transformationale Führung<br />
Charisma: Vermittelt eine Vision<br />
<strong>und</strong> das Gefühl einer mission, gibt<br />
Stolz, Respekt <strong>und</strong> Vertrauen<br />
Inspiration:<br />
Kommuniziert hohe Erwartungen;<br />
wird Bemühung fokussieren; kann<br />
sich im Hinblick auf wichtige Ziele<br />
sehr verständlich ausdrücken.<br />
559
Unterschiede zwischen transaktionaler<br />
<strong>und</strong> transformationaler Führung<br />
Transaktionale Führung<br />
(Weinert, 1998)<br />
Management durch Ausnahmen<br />
(passiv):<br />
Interveniert, nur wenn Standards<br />
nicht erreicht werden.<br />
Laissez-Faire:<br />
Verweigert sich<br />
Verantwortlichkeiten; vermeidet<br />
das Entscheidungsfällen.<br />
Transformationale Führungs<br />
Intellektuelle Stimulierung:<br />
Fördert intelligentes, rationales<br />
<strong>und</strong> sorgfältig überdachtes<br />
Problemlösen.<br />
Individuelle Hinwendung:<br />
spendet individuelle<br />
Aufmerksamkeit; behandelt jeden<br />
Mitarbeiter als Individuum; ist<br />
Coach <strong>und</strong> leitet an.<br />
560
Transaktionale Führung<br />
• Die inhärente Betonung von<br />
betriebswirtschaftlichen Zielen bekräftigt das<br />
Prinzip der Rationalität.<br />
• Höchstleistungen der Mitarbeiter werden durch<br />
die Inhalts- <strong>und</strong> Prozesstheorien der Motivation<br />
hergestellt.<br />
• Beispiel: Management by Objectives (MbO)<br />
561
Management by Objectives (MbO)<br />
• Metaanalysen zeigen, dass Betriebe mit MbO<br />
erfolgreicher sind was Kooperationsgüte,<br />
Organisationsklima <strong>und</strong> leistungsbezogenem<br />
Engagement betrifft<br />
• Basis sind Reziprozität <strong>und</strong><br />
Zielvereinbarungsgespräche<br />
562
Managementprinzipien nach Gebert <strong>und</strong><br />
Rosenstiel (1996)<br />
• Zielspezifität:<br />
• Zielinstrumentalität<br />
• Partizipation<br />
• Zielhöhe<br />
• Feedback<br />
• Prioritäten<br />
• Dezentrale Selbstorganisation<br />
563
Transformationale Führung<br />
• Emotionalität ist das leitende Prinzip: Der Führende wird<br />
idealisiert <strong>und</strong> bietet den Mitarbeitern die Möglichkeit der<br />
Identifikation.<br />
Weiter Kennzeichen:<br />
• Visionen<br />
• Gegenseitiges Vertrauen<br />
Ziel der transformationalen Führung ist es, bei den<br />
Beteiligten die Motivation zu erhöhen, Befriedigung aus<br />
dem Zusammenhalt zu gewinnen <strong>und</strong> das Bewusstsein für<br />
Leistung zu stärken.<br />
564
Mögliche negative Auswirkungen<br />
charismatischer Führung<br />
• Charismatische Führer sind nicht bereit, sich<br />
selbst beurteilen oder hinterfragen zu lassen;<br />
• Verlust von pluralen Werten <strong>und</strong> Einstellungen<br />
einer offenen Gesellschaft;<br />
• durch die Personenbezogenheit des<br />
Führungsstils erhöht sich das Risiko, dass bei<br />
Ausfall ein Unternehmen in eine Krisensituation<br />
gerät Wiederbelebung des „Great Man“.<br />
565
Frauen in der Führung<br />
Horizontale Segregation: Frauen <strong>und</strong> Männer sind<br />
in unterschiedlichen Branchen, Berufen etc. tätig<br />
(Frauen sind eher in den Bereich Controlling <strong>und</strong><br />
Personalwesen).<br />
Vertikale Segregation: Die Aufteilung von<br />
Männern <strong>und</strong> Frauen auf die Hierarchieebenen<br />
innerhalb von Brachen ist ungleich (3-4% Frauen<br />
an der Spitze von Organisationen).<br />
566
Der „glass-ceiling“ beziehungsweise<br />
Glasdeckeneffekt kann auf 3 Arten erklärt<br />
werden:<br />
• Individuelle Unterschiede oder Defizite<br />
• Strukturelle Barrieren oder<br />
Diskriminierung<br />
• Geschlechtsrollen <strong>und</strong> Stereotype<br />
(Glass-Riff-Effekt!)<br />
567
Individuelle Unterschiede <strong>und</strong><br />
Defizite<br />
In der überwiegenden Mehrzahl der Studien<br />
konnte kein nennenswerter<br />
Geschlechtsunterschied in Fähigkeiten oder<br />
Persönlichkeitsfaktoren gef<strong>und</strong>en werden.<br />
568
Strukturelle Barrieren <strong>und</strong><br />
Diskriminierung<br />
In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass der Erfolg<br />
von Frauen von der jeweiligen Situation zusammenhängt:<br />
• Berufsfeld<br />
• Größe des Unternehmens<br />
• Firmenpolitik<br />
Frauen werden viel häufiger als Männer nicht ihrer<br />
Qualifikation entsprechend eingesetzt.<br />
569
Geschlechtsrollen <strong>und</strong> Stereotype<br />
In einer Reihe von Studien konnte gezeigt<br />
werden, dass der Prototyp eines „guten“<br />
Managers männlich <strong>und</strong> nicht weiblich ist.<br />
Weil im Alltag fast nur Männer in<br />
Führungspositionen erlebt werden, ist die Frau in<br />
der Führungsrolle eine Ausnahme <strong>und</strong> erzeugt<br />
Unsicherheit.<br />
570
Social Role Theory (Eagly, 1987): Stereotype<br />
entstehen aus der Beobachtung von Individuen in<br />
ihren sozialen Rollen.<br />
Männer sind in Führungspositionen vertreten.<br />
Frauen in untergeordneten Positionen.<br />
Konklusion: Die Stereotype über männliche <strong>und</strong><br />
weibliche Führungskräfte werden sich erst durch die<br />
zahlenmäßige Angleichung der Geschlechter in<br />
Führungspositionen verändern:<br />
571
Die Veränderung von Stereotypen über die<br />
Jahre (Rodler, <strong>Kirchler</strong> <strong>und</strong> Hölzl (2001)<br />
Methode: Analyse von Todesanzeigen verstorbener<br />
Führungskräfte<br />
Indikatoren für Stereotype: Verben, Adjektive, Substantiva<br />
<strong>und</strong> Satzteile<br />
Der Inhalt der Todesanzeigen spiegelt die Erwartungen an<br />
eine typische Führungskraft wieder.<br />
Durchführung: Analyse von 894 Todesanzeigen aus 4<br />
deutsche Tageszeitungen in den Jahren 1974, 1980, 1986,<br />
1992 <strong>und</strong> 1998.<br />
572
Häufigkeit von Todesanzeigen über die<br />
Jahre <strong>und</strong> nach Geschlecht<br />
Jahr der<br />
Publikation<br />
Männliche<br />
Führungskräfte<br />
Weibliche<br />
Führungskräfte<br />
Erste<br />
Suche<br />
Zweite<br />
Suche<br />
Total<br />
1974 169 7 29 205<br />
1980 127 4 18 149<br />
1986 181 9 18 208<br />
1992 142 11 15 168<br />
1998 138 8 18 164<br />
Total 757 39 98 894<br />
573
Eigenschaften, die den Führungskräften häufig<br />
zugeschrieben wurden, nach Geschlecht<br />
Persönlichkeit<br />
Experte<br />
1,8 (5,2)<br />
5.8 (5.6)<br />
verehrungswürdig<br />
3.8 (0.9)<br />
engagiert<br />
6.2 (4.3)<br />
Wegbereiter<br />
4.7 (2.3)<br />
unermüdlich<br />
4.4 (4.2)<br />
kräftig<br />
4.4 (4.2)<br />
kameradschaftlich<br />
2.0 (4.5)<br />
verdienstvoll<br />
2.7 (4.0)<br />
treu<br />
4.4 (2.4)<br />
fürsorglich<br />
4.2 (2.6)<br />
menschlich<br />
3.8 (2.9)<br />
erfolgreich<br />
3.8 (3.6)<br />
Männer<br />
Frauen<br />
574
Führungskräfte werden häufig als Menschen mit Persönlichkeit,<br />
als Experten, als engagiert, als unermüdlich, usw. beschrieben.<br />
Deutliche Unterschiede im Bezug auf das Geschlecht:<br />
1974: Frauen werden als verehrenswürdig, liebenswert <strong>und</strong> treu<br />
beschrieben.<br />
Männer werden als kompetent, weitsichtig <strong>und</strong> intelligent<br />
beschrieben.<br />
Die Beschreibungen von Frauen haben sich von<br />
personenorientiert 1974 zu aufgabenorientiert verändert; 1998<br />
nahmen die personenorientierten Attribute weiter zu.<br />
Von 1974 bis 1998 steigen bei der Beschreibung von Männern<br />
die personenorientierten Attribute.<br />
575
Dimension 2 (21%)<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
.5<br />
0.0<br />
-.5<br />
-1.0<br />
-2.0<br />
Diener<br />
engagiert<br />
professionell<br />
Frauen 98<br />
-1.5<br />
Frauen 92<br />
menschlich<br />
Männer 98<br />
Männer 92<br />
-1.0<br />
-.5<br />
treu<br />
Wegbereiter<br />
0.0<br />
mutig<br />
Dimension 1 (51%)<br />
Frauen 86<br />
arbeitsorientiert<br />
beliebt<br />
liebenswürdig<br />
aufgeschlossen<br />
unermüdlich<br />
kameradschaftlich<br />
selbstlos<br />
kontaktfreudig<br />
Experte<br />
erfahren<br />
.5<br />
Frauen 74<br />
verehrenswürdig<br />
Männer 86<br />
Männer 80<br />
Männer 74<br />
ehrlich<br />
intelligent<br />
1.0<br />
Frauen 80<br />
fähig<br />
tüchtig<br />
1.5
Ergebnisse<br />
Frauen<br />
Veränderung der Beschreibungen<br />
von männlichen <strong>und</strong> weiblichen<br />
Führungskräften über die Jahre<br />
Engagement<br />
(instabile Eigenschaft)<br />
Männer Stabile Attribute
Veränderung aufgaben- <strong>und</strong> personenorientierter<br />
Attribute von 1974 bis 1998<br />
.50<br />
.45<br />
.40<br />
.35<br />
.30<br />
.25<br />
Männer 1998<br />
Frauen 1998<br />
.20<br />
.20 .25 .30 .35 .40 .45 .50<br />
Personenorientierung<br />
578
Über die Jahre hat sich de Beschreibung von Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen angenähert.<br />
Insgesamt wurde Männern zu allen<br />
Untersuchungszeitpunkten typische stabile (z. B.<br />
Kompetenz) Führungseigenschaften zugeschrieben.<br />
Während Frauen allenfalls Engagement zugeschrieben<br />
wurde, das allerdings eine instabile<br />
Persönlichkeitseigenschaft darstellt.<br />
Frauen müssen sich besonders anstrengen, um Mitarbeiter<br />
von ihrer Kompetenz zu überzeugen <strong>und</strong> Vertrauen zu<br />
gewinnen.<br />
579
Problemlösen <strong>und</strong><br />
Entscheiden
Aufgabentypen nach McGrath (1984, S. 61)<br />
Problemlösungen <br />
Entscheidungen<br />
Begriffsebene<br />
Kreativitätsaufgaben<br />
b<br />
c<br />
kognitive<br />
Konflikte<br />
a<br />
d<br />
h<br />
e<br />
Planungen<br />
g<br />
f<br />
Interessenskonflikte <br />
Leistungsmethoden <br />
Machtkämpfe<br />
Verhaltensebene<br />
Kooperation<br />
Konflikt<br />
581
Aufgabentypen<br />
„Problemlösungen“ „Entscheidungen“<br />
Problemlösung Wertkonflikt = kognitiver<br />
Konflikt<br />
Wahrscheinlichkeitskonflikt<br />
= Leistungsmethoden<br />
Verteilungskonflikt =<br />
Interessenskonflikt<br />
beziehungsweise<br />
Machtkampf<br />
Kreativleistung<br />
Planung<br />
582
Turm von Hanoi - Ausgangszustand<br />
583
Lösungsschritte beim<br />
„Turm von Hanoi“<br />
Turm von Hanoi (Schritt<br />
1/7)<br />
Turm von Hanoi (Schritt<br />
2/7)<br />
Turm von Hanoi (Schritt<br />
3/7)<br />
Turm von Hanoi (Schritt<br />
4/7)<br />
Turm von Hanoi (Schritt<br />
5/7)<br />
Turm von Hanoi (Schritt<br />
6/7)<br />
Turm von Hanoi (Schritt<br />
7/7)<br />
584
Konfliktstärke<br />
• Offenheit<br />
• Zwischenschritte<br />
• Konsequenzen<br />
• Einmaligkeit/Routine<br />
• Wissen<br />
• Motivation/Emotion<br />
Konfliktstärke<br />
• Zeit bis zur Entscheidung<br />
• Erlebte Spannung<br />
585
Routinemäßige Entscheidungen (programmed) <strong>und</strong><br />
Entscheidungen ohne Routine (non programmed)<br />
Entscheidungstyp<br />
Programmed Nonprogrammed<br />
Aufgabentyp einfach <strong>und</strong> routinemäßig komplex <strong>und</strong> kreativ<br />
Vertrauen auf<br />
Firmenpolitik<br />
Typischer<br />
Entscheidungsträger<br />
Orientierung an früheren<br />
Entscheidungen<br />
Einzelperson,<br />
untere Hierarchieebenen<br />
Richtlinien sind nicht<br />
vorhanden<br />
Gruppen,<br />
obere Hierarchieebenen<br />
586
Kriterien zur Beurteilung der Entscheidungsgüte<br />
(in Anlehnung an Gordon, 1996, S. 231)<br />
Ethische<br />
Angemessenheit<br />
Qualität<br />
Entscheidungsgüte<br />
Akzeptanz<br />
Zeitaufwand<br />
Rechtzeitigkeit<br />
587
Gruppenwerdung nach Tuckman (1965; nach Robbins,<br />
2001, S. 268)<br />
Forming Storming<br />
Norming<br />
Performing<br />
Adjourning<br />
588
Gruppenwerdung nach Robbins (2001; S. 269)<br />
(Hoch)<br />
(Niedrig)<br />
Erstes<br />
Treffen<br />
A<br />
Phase 1<br />
Halbzeit<br />
Phase 2<br />
Umschwung<br />
Abschluss<br />
B<br />
589
Geschlechtsspezifische Kommunikationsstile<br />
Von Frauen eher bevorzugter<br />
Kommunikationsstil<br />
Offene Kommunikation über<br />
Emotionen<br />
Von Männern eher bevorzugter Kommunikationsstil<br />
Sachliche Kommunikation<br />
Konsensentscheidungen Mehrheitsentscheidungen<br />
Distanzierung von der<br />
Gruppe, wenn die eigene<br />
Meinung in Entscheidungen<br />
übergangen wird<br />
Bemühung um gute<br />
Beziehungen zu den<br />
Gruppenmitgliedern<br />
Bemühung um ein gutes<br />
Gruppenklima<br />
Missverständnisse aufgr<strong>und</strong><br />
des Ausdrucksverhaltens<br />
sind selten<br />
Geringere Distanzierung von der Gruppe, wenn die<br />
eigene Meinung in Entscheidungen übergangen wird<br />
Geringe Bemühung um gute Beziehungen zu den<br />
Gruppenmitgliedern<br />
Geringe Bemühung um ein gutes Gruppenklima<br />
Missverständnisse aufgr<strong>und</strong> des Ausdrucksverhaltens<br />
sind häufiger<br />
590
Kommunikationsmuster „Rad“<br />
P 2<br />
P 4<br />
P 1<br />
P 3<br />
P 5<br />
591
Kommunikationsmuster „Y“<br />
P 4<br />
P 1<br />
P 2<br />
P 3<br />
P 5<br />
592
Kommunikationsmuster „Kette“<br />
P 1<br />
P 2<br />
P 3<br />
P 4<br />
P 5<br />
593
Kommunikationsmuster „Kreis“<br />
P 2<br />
P 3<br />
P 1<br />
P 4<br />
P 5<br />
594
Kommunikationsmuster „Totale“<br />
P 2<br />
P 3<br />
P 1<br />
P 4<br />
P 5<br />
595
Organisation von teilautonomen <strong>Arbeits</strong>gruppen (nach Ulich,<br />
2001, S. 221)<br />
Meister<br />
Kontaktperson (im<br />
Rotationsverfahren) Die Aufgabe der Gruppe:<br />
* direkte Fertigung<br />
Verantwortlich für:<br />
* Fertigung<br />
* Management<br />
* Finanzen<br />
* soziale Fragen<br />
* alle anderen indirekt<br />
produktiven Aufgaben<br />
* Einrichtung<br />
* Prüfung<br />
* Instandhaltung<br />
* Administration<br />
* Anlernen neuer Mitarbeiter<br />
* Reinigung<br />
* Transport<br />
596
Mögliche Erfolge teilautonomer <strong>Arbeits</strong>gruppen für die<br />
Beschäftigten selbst, die Organisation <strong>und</strong> die Produktion<br />
(Ulich, 2001)<br />
Beschäftigte Organisation Produktion<br />
Intrinsische Motivation<br />
durch Aufgabenorientierung<br />
Verbesserung von<br />
Qualifikation <strong>und</strong><br />
Kompetenzen<br />
Erhöhung der Flexibilität<br />
Qualitative Veränderung<br />
der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />
Abbau einseitiger<br />
Belastungen<br />
Abbau von Stress durch<br />
gegenseitige<br />
Unterstützung<br />
Aktiveres<br />
Freizeitverhalten<br />
Verringerung von<br />
hierarchischen<br />
Positionen<br />
Veränderte<br />
Vorgesetztenrollen<br />
Veränderung von Kontrollspannen<br />
Funktionale Integration<br />
Höhere Flexibilität<br />
Neudefinition von<br />
Stellen<br />
Neue Lohnkonzepte<br />
Verbesserung der<br />
Produktqualität<br />
Verminderung von<br />
Durchlaufzeiten<br />
Verringerung<br />
arbeitsablaufbedingter<br />
Wartezeiten<br />
Verringerung von<br />
Stillstandszeiten<br />
Erhöhung der Flexibilität<br />
Verminderung von<br />
Fehlzeiten<br />
Verminderung der<br />
Fluktuation<br />
597
Ökonomie<br />
Annahmen:<br />
Ökonomen untersuchen Entscheidungen<br />
(James Duesenberry)<br />
Entscheidungen sind problematisch, weil<br />
• aus einem Set von Alternativen eine ausgewählt,<br />
• aber auf die restlichen Alternativen mit ihren<br />
Vorteilen verzichtet werden muss.<br />
Opportunitätskosten<br />
598
Ökonomie<br />
Ziel: Wirtschaftlich effizient handeln<br />
Maximalprinzip:<br />
Mit gegebenen Mitteln soll der maximale Erfolg erzielt<br />
werden<br />
Minimal- oder Sparprinzip:<br />
Unter sparsamstem Einsatz der Mittel soll der maximale<br />
Erfolg erreicht werden<br />
599
Ökonomie<br />
Bild des Menschen: Homo Oeconomicus<br />
• Rationalität (konsistentes Verhalten)<br />
• Nutzenmaximierung<br />
600
Ökonomie<br />
Rationalitätsannahmen:<br />
Vollständigkeit (a > b; b = c; c > d; ...)<br />
Transitivität (wenn a > b <strong>und</strong> b > c, dann a > c)<br />
Reflexivität (a = a)<br />
Nicht-Sättigung (a + 1 > a)<br />
Stetigkeit (a, b) = (a – x, b + y)<br />
Konvexität (Sättigungsgesetz)<br />
601
Entscheidungsmodelle<br />
(a) Normative Entscheidungsmodelle<br />
(b) Präskriptive Entscheidungsmodelle<br />
(c) Deskriptive Entscheidungsmodelle<br />
602
Entscheidungsmodelle<br />
Entscheidungen mit ungewissem Ausgang<br />
werden in der<br />
• Erwartungswerttheorie,<br />
• Erwartungsnutzentheorie <strong>und</strong><br />
• Subjektiven Erwartungsnutzentheorie<br />
beschrieben.<br />
603
Entscheidungsmodelle<br />
Erwartungswerttheorie<br />
• Im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert überlegten Blaise Pascal <strong>und</strong> Pierre<br />
Fermat, wie im Casino gespielt werden muss, um den<br />
eigenen Gewinn zu maximieren.<br />
• Aus Perspektive der Gewinnmaximierung zählen die<br />
Gewinnhöhe <strong>und</strong> die Gewinnwahrscheinlichkeit. Es<br />
muss also jenes Spiel gewählt werden, das den<br />
höchsten Gewinn bei höchster<br />
Gewinnwahrscheinlichkeit bietet:<br />
Erwartungswert = Gewinnhöhe x Gewinnwahrscheinlichkeit<br />
604
Entscheidungsmodelle<br />
Erwartungsnutzen- <strong>und</strong> subjektive Erwartungsnutzentheorie<br />
Daniel Bernoulli brachte die Erwartungswerttheorie mit<br />
folgendem Spiel unter Bedrängnis (St. Petersburg Paradox):<br />
Eine Münze wird so oft geworfen, bis „Zahl” auftritt. Ein<br />
Spieler erhält 2 n Rubel, wobei n = 0, 1, 2, ,3, … die Anzahl<br />
der Münzwürfe mit „Kopf” angibt.<br />
Wenn beim ersten Wurf „Zahl” auftritt, wird 2 0 = 1 Rubel ausgezahlt;<br />
Wenn beim 3. Wurf „Zahl” auftritt, werden 2 3 = 8 Rubel ausgezahlt;<br />
Wenn beim 10. Wurf „Zahl” auftritt, werden 2 10 Rubel ausgezahlt;<br />
Erwartungswert = Gewinnhöhe x Gewinnwahrscheinlichkeit<br />
Nachdem der Erwartungswert unendlich hoch ist, müssten Spieler bereit sein, ihr gesamtes<br />
Vermögen in das Spiel zu investieren. Allerdings werden maximal einige Rubel investiert.<br />
Fazit = nicht der Erwartungswert ist ausschlaggebend, sondern der Nutzen des Gewinnes.<br />
Der Nutzenzuwachs nimmt aber mit zunehmendem Gewinn ab. Schließlich ist der Nutzen<br />
605<br />
subjektiv <strong>und</strong> nicht objektiv bestimmbar.
Prospect-Theorie<br />
Deskriptive Entscheidungstheorie, die eine<br />
Reihe von Entscheidungsanomalien unter Risiko<br />
erklärt.<br />
Phase 1: Editing<br />
Vereinfachung der Entscheidungsproblematik<br />
Phase 2: Evaluation<br />
Bewertung der Alternativen<br />
606
Prospect-Theorie<br />
Phase 1: Editing<br />
Vereinfachung der Entscheidungsproblematik<br />
Coding: Worauf wird ein Ereignis bezogen (Referenzpunkt)?<br />
Combination: Unabhängige Ereignisse werden oft kombiniert gesehen.<br />
Segregation: Ereignisse, die sicher sind, werden oft von riskanten<br />
getrennt erlebt.<br />
Cancellation: Identische Aspekte zweier Alternativen werden ignoriert<br />
<strong>und</strong> Unterschiede in Urteilen besonders hoch gewichtet.<br />
Simplification: Beispielsweise werden unr<strong>und</strong>e Zahlen ger<strong>und</strong>et. Im Falle<br />
sehr geringer oder sehr hoher Wahrscheinlichkeiten ist dieser Prozess<br />
besonders wichtig.<br />
Detection of dominance: Besonders hervorstechende Alternativen<br />
werden bereits zu Beginn ausgeschieden <strong>und</strong> nicht weiter<br />
berücksichtigt.<br />
607
Prospect-Theorie<br />
Phase 2: Evaluation<br />
Bewertung der Alternativen<br />
Die Bewertung der Entscheidungsalternativen<br />
erfolgt nach zwei Gesichtspunkten:<br />
• Der Wert wird relativ zu einem Referenzwert geschätzt<br />
• Die Wahrscheinlichkeiten werden berücksichtigt<br />
608
Prospect-Theorie<br />
Subjektiver Wert +<br />
Verlust<br />
Referenzpunkt<br />
Gewinn<br />
d e a b<br />
konvex<br />
-<br />
konkav<br />
609
Prospect-Theorie: Gewichtungsfunktion<br />
Entscheidungsgewicht<br />
1<br />
0.5<br />
0<br />
0<br />
0.5 1<br />
Wahrscheinlichkeit p<br />
610
Entscheidungsmodell nach dem Prinzip einer<br />
zufriedenstellenden Alternative<br />
Bo<strong>und</strong>ed rationality (Simon, 1957)<br />
Menschen besitzen begrenzte Möglichkeiten zu<br />
rationalem Verhalten (bo<strong>und</strong>ed rationality) <strong>und</strong><br />
begnügen sich mit zufriedenstellenden Alternativen<br />
(satisfycing principle)<br />
611
Bo<strong>und</strong>ed rationality (Simon, 1957)<br />
Bewusstwerdung<br />
eines Problems<br />
Vereinfachung des<br />
Problems<br />
Erweiterte Suche nach<br />
neuen Alternativen<br />
Festsetzung von<br />
Mindestanforderungen<br />
(zufriedenstellende<br />
Kriterien)<br />
nein<br />
Suche nach<br />
einigen<br />
Alternativen<br />
Vergleich der Alternativen<br />
mit den Mindestanforderungen<br />
Gibt es eine zufriedenstellende<br />
Alternative?<br />
ja<br />
Wahl der ersten zufriedenstellenden<br />
Alternative<br />
612
Entscheidungsmodell nach dem Prinzip einer implizit<br />
favorisierten Alternative<br />
„Implicit favorite“ Modell (Soelberg, 1967)<br />
• Menschen entscheiden sich spontan für eine<br />
Alternative.<br />
• Diese Alternative wird implizit zum Favoriten <strong>und</strong><br />
mit anderen verglichen.<br />
• Der Vergleichsprozess dient der Rechtfertigung<br />
der Spontanwahl.<br />
613
Prinzip impliziter Favoriten (Soelberg, 1967)<br />
Bewusstwerdung<br />
des Problems<br />
A oder B ?<br />
Bestätigung der<br />
implizit bevorzugten<br />
Alternative<br />
Wahl einer implizit<br />
bevorzugten Alternative A<br />
Identifikation von<br />
Alternativen A, B, C, ...<br />
Kriterien => A<br />
Festsetzung <strong>und</strong> Verzerrung<br />
von Entscheidungskriterien<br />
zugunsten der Alternative A<br />
Identifikation einer Alternative<br />
B, welche die Vorteile der<br />
implizit bevorzugten Alternative<br />
A bestätigt<br />
Wahl der implizit<br />
bevorzugten<br />
Alternative<br />
614
R.A.W.F.S.-Modell zum Umgang mit Unsicherheit (Lipshitz<br />
<strong>und</strong> Strauss, 1997)<br />
Ist die Situation eindeutig<br />
<strong>und</strong> klar?<br />
Nein<br />
Ist weitere<br />
Information verfügbar?<br />
Nein<br />
Taktiken A oder F<br />
(Überlegungen auf der Basis<br />
von Meinungen<br />
bzw. Planung von Maßnahmen<br />
gegen ungewollte<br />
Ereignisse)<br />
Ja<br />
Ja<br />
Ja<br />
Taktiken R<br />
(Sammlung von<br />
weiteren Informationen;<br />
Expertenmeinungen)<br />
Nein<br />
Taktiken F<br />
(Planung von Maßnahmen<br />
gegen ungewollte<br />
Ereignisse)<br />
Gibt es eine<br />
zufriedenstellende<br />
Alternative?<br />
Nein<br />
Gibt es zwei oder mehrere<br />
befriedigende Alternativen?<br />
Ja<br />
Taktiken W (Abwägen<br />
von Vorteilen <strong>und</strong><br />
Nachteilen)<br />
Nein<br />
Taktiken S oder F<br />
oder Entdeckung neuer<br />
Alternativen<br />
(Unterdrückung von<br />
Unsicherheit bzw. Planung von<br />
Maßnahmen gegen ungewollte<br />
Ereignisse)<br />
Ja<br />
Ja<br />
Implementierung der<br />
Entscheidung oder<br />
mentale Stimulation der<br />
Entscheidung<br />
Implementierung<br />
der Entscheidung<br />
615
12 Taktiken zur Unsicherheitsreduktion<br />
(Lipshitz & Strauss, 1997)<br />
Taktiken R (reduction)<br />
a) Suche neuer Information<br />
b) Verzögerung der Entscheidung<br />
c) Einholen von<br />
Expertenmeinungen<br />
d) Entscheidung nach bewährten<br />
Regeln<br />
Taktik A (assumption based<br />
reasoning)<br />
e) Konstruktion eines mentalen<br />
Entscheidungsmodells zur<br />
Erprobung von Alternativen<br />
Taktik W (weighing)<br />
i) Abwägen von Vor- <strong>und</strong><br />
Nachteilen der Alternativen<br />
Taktiken F (forestalling)<br />
f) Planung von Reaktionen auf<br />
unerwünschte Konsequenzen<br />
g) Reservierung von Ressourcen,<br />
um unerwünschten<br />
Konsequenzen<br />
entgegenzuwirken<br />
h) Planung reversibler <strong>und</strong><br />
Vermeidung irreversibler<br />
Aktionen<br />
Taktiken S (surpression)<br />
j) Ignoranz von Unsicherheit<br />
k) Vertrauen <strong>und</strong> Intuition<br />
l) Glücksspiel (Entscheidung<br />
nach Münzwurf etc.)<br />
616
Entscheidungsstile<br />
KognitiveKomplexität<br />
Toleranz für<br />
Mehrdeutigkeiten<br />
Bedürfnis<br />
nach<br />
Struktur<br />
Werteorientierung<br />
Sachorientierung <br />
Personenorientierung<br />
Analytisch Begrifflich Denken<br />
Problemlöser Denkt in großen<br />
Zusammenhängen<br />
Direktiv<br />
(Anordnend)<br />
Erwartet<br />
Ergebnisse<br />
(Ideen)<br />
Proaktiv<br />
(Änderungen)<br />
Verhaltensorientiert Aktivität<br />
(Tun)<br />
Braucht<br />
Anerkennung<br />
Reaktiv<br />
(Aufrechterhaltung)<br />
Führer<br />
Manager<br />
617
Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Gruppenentscheidungen<br />
Vorteile von<br />
Gruppenentscheidungen<br />
Verarbeitung komplexer<br />
Informationen ist möglich<br />
Berücksichtung<br />
verschiedener Sichtweisen<br />
ist möglich, demokratische<br />
Lösungen sind<br />
wahrscheinlicher<br />
Beurteilung einer Lösung<br />
durch mehrere Personen<br />
bedeutet Perspektivenvielfalt<br />
Risikobereitschaft kann<br />
vorteilhaft sein<br />
Akzeptanz der Entscheidung<br />
ist größer<br />
Nachteile von Gruppenentscheidungen<br />
Der Zeitaufwand kann höher sein<br />
Dominanz einer oder weniger Personen ist möglich<br />
Druck zur Konformität,<br />
Groupthink-Phänomene<br />
Risikobereitschaft kann extrem sein<br />
Verantwortungsstreuung<br />
Kreativität durch<br />
Meinungsvielfalt 618
Die Wirkung von Beeinflussungsstrategien bei emotional<br />
stabilen beziehungsweise labilen <strong>und</strong> introvertierten<br />
beziehungsweise extravertierten Personen<br />
Persönlichkeitsmerkmal<br />
Emotionale<br />
Stabilität<br />
Emotionale<br />
Labilität<br />
Extraversion Introversion<br />
? ?<br />
Austauschorientierung:<br />
Fre<strong>und</strong>lichkeit löst<br />
Dankbarkeit <strong>und</strong><br />
Entgegenkommen in der<br />
Sache aus;<br />
Feindseligkeit löst Arger<br />
<strong>und</strong> Beharren in der Sache<br />
aus.<br />
Verstärkungsorientierung:<br />
Fre<strong>und</strong>lichkeit führt zu Stolz<br />
<strong>und</strong> Selbstgefälligkeit <strong>und</strong><br />
weiter zu Beharren in der<br />
Sache; Feindseligkeit löst<br />
Angst <strong>und</strong><br />
Entgegenkommen in der<br />
Sache aus.<br />
619
Vergleich der Techniken zur Entscheidungsfindung in Gruppen. Legende:<br />
� geringe, • mittelmäßige � hohe, � große Bandbreite.<br />
Direkte<br />
Interaktion <br />
Brainstorming<br />
Nominal-<br />
Gruppen<br />
Delphi-<br />
Technik<br />
MAUM ConsensusMapping<br />
Trittleiter-<br />
Technik<br />
Anzahl der Ideen � • � � � • �<br />
Qualität der Ideen � • � � • � �<br />
Sozialer Druck � � • � � � �<br />
notwendige finanzielle<br />
Ressourcen<br />
notwendige zeitliche<br />
Ressourcen<br />
� � � � � � �<br />
• • • � • � �<br />
Aufgabenorientierung � � � � � � �<br />
Gefahr von Konflikten � � • � � � •<br />
Akzeptanz der Lösung � � • � � � •<br />
Wirkung auf Gruppenkohäsion � � • � � � �<br />
Eignung für komplexe<br />
Entscheidungen<br />
� � � � � � �<br />
620