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Kirchler, E. (2008) (Hrsg.). Arbeits- und Organisationspsychologie

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Wirtschaftspsychologie<br />

<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong><br />

Erich <strong>Kirchler</strong><br />

Universität Wien<br />

Institut für Wirtschaftspsychologie,<br />

Bildungspsychologie <strong>und</strong> Evaluation<br />

<strong>Kirchler</strong>, E. (<strong>Hrsg</strong>.). (2011). <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong>. Wien: UTB (3. Auflage).<br />

1


Themen der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Organisationspsychologie</strong><br />

• Menschenbilder<br />

• <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

• Motivation<br />

• Führung<br />

• Entscheidungen<br />

2


Themen<br />

• Menschenbilder<br />

– Menschenbilder, Arbeit <strong>und</strong><br />

Organisationen<br />

– Homo oeconomicus<br />

– Social man<br />

– Self-actualizing man<br />

– Complex man<br />

– Blick in die Zukunft<br />

3


Themen<br />

• <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

– Analyse der Arbeit:<br />

Auftrags- <strong>und</strong> Bedingungsanalyse,<br />

Tätigkeitsanalyse,<br />

Messung der Auswirkungen<br />

der Arbeit<br />

– Bewertung der Arbeit:<br />

Tätigkeitsbewertungs-system,<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit, Stress<br />

– <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

4


Themen<br />

• Motivation<br />

– Intrinsische <strong>und</strong> extrinsische<br />

Motivation<br />

– Inhalts- <strong>und</strong> Prozesstheorien<br />

– Prozesstheorien:<br />

Wählen, Zielsetzung, Handeln <strong>und</strong><br />

Kontrolle, Bewertung<br />

5


Themen<br />

• Führung<br />

– Führung, Macht <strong>und</strong> Einfluss<br />

– Eigenschaftsansätze<br />

– Verhaltenstheorien<br />

– Kontingenztheorien<br />

– Neue Ansätze<br />

– Frauen in Führungspositionen<br />

6


Themen<br />

• Entscheidungen<br />

– Aufgaben, Probleme,<br />

Entscheidungen<br />

– Gruppen in Organisationen:<br />

Kommunikation, spezifische<br />

Gruppen<br />

– Lösung von Problemen<br />

– Entscheidungsmodelle,<br />

Entscheidungsstile, Fehler<br />

<strong>und</strong> Techniken<br />

7


Einleitung<br />

Psychologie<br />

Wissenschaft, die sich mit (bewusstem)<br />

menschlichem<br />

• Erleben (Innenaspekt) <strong>und</strong><br />

• Verhalten (Außenaspekt)<br />

befasst.<br />

8


Wissenschaftlicher Erkenntniskreis<br />

Hypothesen testbare<br />

Vorhersagen<br />

Induktionsprozess<br />

Deduktions-<br />

prozess<br />

Beobachtungen<br />

(experimenteller <strong>und</strong> nichtexperimenteller<br />

Art)<br />

Verifikations<br />

-prozess<br />

9


Subdisziplinen<br />

Theoretische<br />

Psychologie<br />

Angewandte<br />

Psychologie<br />

Praktische<br />

Psychologie<br />

10


Gr<strong>und</strong>lagendisziplinen (Theorien)<br />

• Allgemeine Psychologie<br />

• Differenzielle Psychologie<br />

• Entwicklungspsychologie<br />

• Sozialpsychologie<br />

Anwendung von Gr<strong>und</strong>lagenforschung:<br />

• Genesung nach schweren Unfällen<br />

• Mensch-Computer-Interaktionen<br />

• Wahrnehmung von Gefahren<br />

11


Anwendungen<br />

• Klinische Psychologie<br />

• Ges<strong>und</strong>heitspsychologie<br />

• Pädagogische Psychologie<br />

• Forensische Psychologie<br />

• Umweltpsychologie<br />

• Gemeindepsychologie<br />

• Polizei- <strong>und</strong> Militärpsychologie<br />

• Architekturpsychologie<br />

• Verkehrspsychologie<br />

• Etc.<br />

12


Ziel der angewandt-psychologischen Forschung:<br />

Probleme, die von außen an die Psychologie herangetragen<br />

werden,<br />

• werden analysiert<br />

• Lösungen werden vorschlagen<br />

• Lösungen implementiert<br />

• <strong>und</strong> evaluiert.<br />

Probleme der angewandten Psychologie:<br />

Skepsis: Heranziehen psychologischer Theorien zur<br />

Lösung praktischer Probleme<br />

Vorurteile: Anwendbarkeit psychologischer Erkenntnisse<br />

Ethische <strong>und</strong> rechtliche Bedenken: Anwendung<br />

psychologischer Erkenntnisse<br />

Verzerrtes <strong>und</strong> verkürztes Bild der Psychologie in der<br />

Öffentlichkeit<br />

13


„Nichts ist so praktisch, wie eine gute<br />

Theorie (K. Lewin)“<br />

„This is then my message: it is<br />

theoretically productive to get our ideas<br />

from applied work.“(K. Broadbent, 1971).<br />

„Es gibt keine angewandte Psychologie,<br />

sondern jegliche gute Psychologie ist<br />

anwendbar“ (Piaget, 1936).<br />

14


„Idealtypische“ Merkmale psychologischer<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung, angewandter<br />

Psychologie <strong>und</strong> praktischer Psychologie<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

Primärziel:<br />

• Formulierung von<br />

Theorien, d.h. von<br />

möglichst<br />

allgemeingültigen,<br />

raum-zeitlich<br />

unabhängigen<br />

Gesetzesaussagen<br />

Angewandte Forschung Praktisch-psychologische<br />

Tätigkeit (Psychotechnik)<br />

Primärziel:<br />

• Gewinnung wissenschaftlicher<br />

Strategien<br />

<strong>und</strong> Modelle zur<br />

Problemlösung unter<br />

Zuhilfenahme einer<br />

oder mehrerer Theorien<br />

aus einer oder<br />

mehreren Disziplinen<br />

• Entwurf einer „neuen<br />

Wirklichkeit“<br />

Primärziel:<br />

• Psychologische<br />

Intervention zur Hilfe im<br />

Einzelfall, Beratung zu<br />

Vorgehensweisen<br />

15


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

forschung<br />

Vorgehen:<br />

• Systematische Überprüfung<br />

von<br />

Theorien<br />

beziehungsweise<br />

von aus Theorien<br />

abgeleiteten<br />

Hypothesen in<br />

Labor- <strong>und</strong><br />

Feldexperimenten<br />

• Falsifikation/<br />

Ausschaltung von<br />

Alternativtheorien<br />

Angewandte Forschung Praktischpsychologische<br />

Tätigkeit<br />

(Psychotechnik)<br />

Vorgehen:<br />

• Problemanalyse, Generierung<br />

von Hintergr<strong>und</strong>wissen,<br />

Suche nach<br />

Erklärungen<br />

• Aufstellung von Handlungsregeln<br />

<strong>und</strong> Überprüfung<br />

ihrer Effektivität<br />

primär unter Berücksichtigung<br />

der relevanten<br />

situativen Bedingungen<br />

(Feldexperimente)<br />

• Bereitstellung von<br />

Forschungsresultaten für<br />

die Optimierung<br />

technisch-praktischen<br />

Handelns<br />

Vorgehen:<br />

• Problemanalyse<br />

(Diagnostik)<br />

• Entscheidungsfindung<br />

zur Erreichung praktischer<br />

Ziele; psychologische<br />

Erkenntnisse<br />

(z.B. Tests oder Verfahren)<br />

werden zur<br />

Erreichung eines<br />

technisch-praktischen<br />

Ziels angewandt/<br />

herangezogen.<br />

16


Gr<strong>und</strong>lagen-<br />

forschung<br />

Weitere Besonderheiten:<br />

• Psychologieinterne Vorgabe<br />

des Problems: Erklärung<br />

<strong>und</strong> Vorhersage<br />

von Erleben <strong>und</strong> Verhalten<br />

durch Entwicklung<br />

von Theorien; Verallgemeinerung<br />

bisher vorliegenderForschungsergebnisse<br />

• Erklärung <strong>und</strong> Beobachtung<br />

eines Ausschnitts<br />

der Wirklichkeit<br />

• Analyse von Ursache-<br />

Wirkungs-Zusammenhängen<br />

zwischen<br />

theoriespezifischen<br />

Variablen<br />

Angewandte<br />

Forschung<br />

Weitere Besonderheiten:<br />

• Psychologieexterne<br />

Vorgabe des Problems<br />

• Höhere Komplexität<br />

der Problemstellung,<br />

die zwar nicht<br />

komplexere, aber<br />

andere Theorien <strong>und</strong><br />

Vorgehensweisen<br />

erfordert als in der<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

üblich<br />

• Analyse von Ursache-<br />

Wirkungs-Zusammenhängen<br />

zwischen den<br />

einzelnen Handlungsstrategien<br />

<strong>und</strong> der<br />

Lösung der Probleme<br />

Praktischpsychologische<br />

Tätigkeit<br />

(Psychotechnik)<br />

Weitere Besonderheiten:<br />

• Psychologieexterne<br />

Vorgabe des Problems<br />

• Optimale Anwendung<br />

von Wissen <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten auf<br />

Praxisprobleme<br />

• Überprüfung, ob die<br />

Intervention genug (d.h.<br />

Nützliches) geleistet hat,<br />

um dem Praktiker<br />

ausreichend<br />

Handwerkzeug zur<br />

Verfügung zu stellen<br />

17


Methoden der AOW-<br />

Psychologie<br />

18


Methoden<br />

Aktivität des Forschers<br />

• Introspektion<br />

• Befragung<br />

• Beobachtung<br />

Ort der Forschung<br />

• Labor<br />

• Feld<br />

Strategien des Forschers<br />

• Unsystematische<br />

Informationsgewinnung<br />

• Systematische<br />

Informationsgewinnung<br />

• Quasi-experimentelles<br />

Vorgehen<br />

• Experimentelles Vorgehen<br />

19


Methoden<br />

Ort<br />

unsystematisches<br />

Vorgehen<br />

systematisches<br />

Vorgehen<br />

quasiexperimentelles<br />

Vorgehen<br />

experimentelles<br />

Vorgehen<br />

Labor<br />

Feld<br />

Aktivität des Forschers<br />

Introspektion Befragung Beobachtung<br />

20


Experiment<br />

Untersuchung, in welcher<br />

• eine (oder mehrere) unabhängige Variable(n) willkürlich<br />

manipuliert<br />

• eine (oder mehrere) intervenierende Variable(n) konstant<br />

gehalten (kontrolliert) <strong>und</strong><br />

• eine (oder mehrere) abhängige Variable(n) registriert<br />

werden.<br />

• Die Ursache A muss zeitlich vor Wirkung B stehen<br />

• Die Veränderung in A muss eineVeränderung in B<br />

bewirken<br />

• Eine Veränderung in B muss durch A verursacht sein<br />

<strong>und</strong> nicht durch Variablen C, D, E, …<br />

21


Experiment/Quasi-Experiment<br />

Trainingseffekte<br />

(Fingergeschicklichkeit,<br />

Sport, etc.):<br />

• Kontrollgruppe<br />

• Trainingsgruppe<br />

konventionell<br />

• Trainingsgruppe<br />

mental<br />

• Trainingsgruppe<br />

mental + konventionell<br />

Genesung nach schweren<br />

Unfällen<br />

Unfall Kontrollverlust<br />

Je vermeidbarer ein Unfall<br />

retrospektiv eingeschätzt wird, je<br />

mehr Schuld der eigenen Person am<br />

Unfall zugeschrieben wird <strong>und</strong> je<br />

weniger man glaubt, die Genesung<br />

in der eigenen Hand zu haben,<br />

umso schlechter verläuft der<br />

Genesungsprozess (Roger, Frey &<br />

Hayermann,1987)<br />

22


Aktionsforschung<br />

1) Forscher nehmen längere Zeit am sozialen Prozess teil<br />

<strong>und</strong> untersuchen natürliche Gruppen im<br />

gesellschaftlichen Umfeld<br />

2) Untersuchungsperson werden nicht nur über<br />

Forschungsziele informiert, sondern sollen über Ziele<br />

<strong>und</strong> Auswertung mitbestimmen<br />

3) Theoretische Hypothesen werden praktisch <strong>und</strong><br />

gewährleisten Theorie-Praxis-Integration<br />

4) Interaktive Erkenntnisrelation durch Beteiligung der<br />

Gruppenmitglieder an Festlegung der Forschungsziele<br />

<strong>und</strong> Projektauswertung<br />

23


<strong>Arbeits</strong>lose von Marienthal<br />

Untersuchung arbeitslos gewordener Familien an 120 <strong>Arbeits</strong>tagen<br />

M. Jahoda, P. Lazarsfeld & H. Zeisel (1931/1932)<br />

Erhoben wurde:<br />

Einwohnerkartei,<br />

Kriminalstatistik, Buchhaltung<br />

des Konsumvereins,<br />

Bibliotheks- <strong>und</strong><br />

Wahlstatistiken; Befragungen,<br />

Zeitmessungen,<br />

Zeitverwendungsbögen,<br />

Aufsätze in der Schule etc.;<br />

Schnittkurse, Kleideraktion etc.<br />

Resultat:<br />

Finanzielle Möglichkeiten<br />

100 Personen mit<br />

ungebrochener Moral<br />

88 resignierte Personen<br />

74 verzweifelte Personen<br />

56 apathische Personen<br />

24


Die <strong>Arbeits</strong>losen von Marienthal<br />

Film:<br />

„Einstweilen wird es Mittag...“<br />

von Karin Brandauer<br />

Siehe auch: =><br />

http://www.sozpsy.uni-hannover.de/marienthal/<br />

25


Tagebücher<br />

Zeitstichprobentagebuch (Time sampling<br />

diary)<br />

Ereignistagebuch (Event sampling diary)<br />

Intervalltagebuch (Interval diary)<br />

Intervalltagebuch (Interval diary)<br />

26


Berufseinstieg<br />

Ereignisse<br />

im privaten<br />

Haushalt<br />

Studienanfang<br />

Ehepartner von<br />

Pendlern<br />

Anwendung<br />

von<br />

Tagebüchern<br />

Erfahrungen<br />

während des<br />

Militärdienstes<br />

Erfahrungen<br />

während der<br />

<strong>Arbeits</strong>losigkeit<br />

Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Befinden<br />

im Betrieb<br />

27


Vorteile von Tagebüchern<br />

• Erfahrungen, Erlebnisse <strong>und</strong> Handlungen werden im<br />

natürlichen Umfeld erfasst<br />

• Veränderungen, Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen werden erfasst<br />

• Banale, einfache, alltägliche Erfahrungen werden erfasst<br />

• Die Aggregation von Daten, die über einen langen<br />

Zeitaufwand erfasst werden, führt zu stabilen, validen <strong>und</strong><br />

zuverlässigen Indizes, die weitaus höheren Prognosewert<br />

haben<br />

Nachteile von Tagebüchern<br />

• Hoher, zeitlicher Aufwand<br />

• Schwierige, statistische Handhabung der Daten<br />

28


Strukturiertes Aufzeichnungsblatt aus einem<br />

Zeitstichprobentagebuch (Brandstätter, 1977)<br />

Code:<br />

Fortlaufende Nummer:<br />

1. Wie fühle ich mich gerade?<br />

- o +<br />

2. Warum fühle ich mich so,<br />

wie gerade angeführt?<br />

.............................................<br />

.............................................<br />

.............................................<br />

Datum:<br />

Aufzeichnungs-<br />

Uhrzeit: art:<br />

(Sollzeit: ............ )<br />

3. Wo bin ich gerade?<br />

..................................................<br />

4. Was tue ich gerade?<br />

..................................................<br />

5. Wer ist noch anwesend?<br />

..................................................<br />

6. Wenn jemand anwesend ist,<br />

worüber sprechen wir?<br />

.................................................<br />

7. Wie frei fühle ich mich in der<br />

Wahl meiner Tätigkeit?<br />

o o o o o o o<br />

unfrei frei<br />

29


Ausschnitt aus einem Zufallskalender<br />

1. Tag<br />

2. Tag<br />

3. Tag<br />

4. Tag<br />

5. Tag<br />

6. Tag<br />

7. Tag<br />

8. Tag<br />

9. Tag<br />

10. Tag<br />

1.30<br />

3.00<br />

1.15<br />

2.45<br />

2.30<br />

1.30<br />

0.30<br />

0.15<br />

2.30<br />

0.45<br />

Untersuchungsperson (Code ...)<br />

4.30<br />

5.00<br />

7.30<br />

6.15<br />

7.15<br />

5.15<br />

6.15<br />

4.15<br />

6.15<br />

7.30<br />

10.45<br />

10.30<br />

8.45<br />

9.30<br />

11.30<br />

8.30<br />

11.30<br />

10.15<br />

9.45<br />

11.15<br />

14.15<br />

13.30<br />

14.45<br />

14.15<br />

12.30<br />

13.15<br />

15.45<br />

14.45<br />

14.00<br />

14.00<br />

17.30<br />

16.45<br />

16.45<br />

17.00<br />

17.15<br />

19.45<br />

18.45<br />

17.15<br />

16.15<br />

17.00<br />

23.15<br />

22.15<br />

22.00<br />

22.00<br />

21.30<br />

23.00<br />

20.30<br />

20.00<br />

22.15<br />

23.50<br />

30


Tagebuch am <strong>Arbeits</strong>platz <strong>und</strong> zu Hause<br />

Arbeit - Freizeit - Privatheit<br />

1. Ein hoher Grad an Selbststeuerung am <strong>Arbeits</strong>platz<br />

führt zu Verbesserungen kognitiver Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Fertigkeiten.<br />

2. <strong>Arbeits</strong>überlastung <strong>und</strong> Monotonie sind<br />

Belastungsfaktoren, die von der Arbeit auch nach<br />

Hause „getragen“ werden („spill-over-effect“).<br />

3. Die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

am <strong>Arbeits</strong>platz strahlt auf das Familienleben aus.<br />

4. Unsicherheit am <strong>Arbeits</strong>platz kann dazu führen, dass<br />

vom Partner mehr Selbst-Bestätigung erwartet wird.<br />

31


5. Finanzielle Knappheit verändert das Gleichgewicht der<br />

Macht der Partner.<br />

6. Der Verlust der Arbeit wirkt sich negativ auf die<br />

Partnerschaft <strong>und</strong> Familie aus. <strong>Arbeits</strong>losigkeit<br />

gefährdet vor allem in Familien mit konservativen<br />

Rollenvorstellungen die Stellung des Mannes <strong>und</strong> seine<br />

väterliche Autorität.<br />

7. Die Berufstätigkeit beider Partner verändert das<br />

Familienleben, wobei der Großteil der Frauen die<br />

Hausarbeit <strong>und</strong> die Kinderbetreuung auch dann<br />

verrichten, wenn sie berufstätig sind.<br />

32


Dauer der <strong>Arbeits</strong>losigkeit, Ressourcenbeiträge,<br />

Machtgefüge <strong>und</strong> Beziehungsharmonie im Zeitverlauf<br />

(<strong>Kirchler</strong>, 1988)<br />

Dauer der<br />

<strong>Arbeits</strong>-<br />

losigkeit<br />

-.19<br />

-.36<br />

Ressourcenbeiträge<br />

des<br />

.57<br />

Machtposition<br />

des<br />

.36<br />

Mannes<br />

Mannes<br />

.03<br />

.93<br />

-.27<br />

Beziehungs-<br />

harmonie<br />

.82 .94<br />

(Anmerkung: Regressionsgewichte über ß = .36 sind statistisch signifikant; p < .05).<br />

33


Berufs- <strong>und</strong> Hausarbeit von Eheleuten<br />

(Brandstätter & Wagner, 1994)<br />

Von Ehepartnern wurde ein Befindenstagebuch<br />

über vier Wochen geführt.<br />

Frauen waren entweder berufstätig oder nicht<br />

berufstätig; alle Männer waren berufstätig.<br />

Fragestellung: Hausarbeit von Frauen <strong>und</strong><br />

Männern in Abhängigkeit von der Berufstätigkeit<br />

der Frau.<br />

34


Aufgabenverteilung im Haushalt<br />

Auch wenn Frauen zunehmend öfter berufstätig sind,<br />

verrichten sie den Großteil der Hausarbeit <strong>und</strong><br />

Kinderbetreuung.<br />

Die <strong>Arbeits</strong>aufteilung im Haushalt ist abhängig<br />

• vom Bildungsstand des Mannes<br />

• dem Ansehen <strong>und</strong> berufliche Stellung der Frau<br />

• der Dauer der Ehe<br />

• der Anzahl der Kinder<br />

• dem Rollenverständnis der Frau<br />

35


Zeiteinteilung von Frauen <strong>und</strong> Männern in Allein- <strong>und</strong><br />

Zweiverdienerfamilien (Wagner & Brandstätter, 1994)<br />

Erholung außer<br />

Haus 21.18 %<br />

37.65 %<br />

Erholung zu Hause<br />

Erholung außer<br />

Haus 24.30 %<br />

30.70 %<br />

Erholung zu Hause<br />

Mann Frau<br />

Familienarbeit<br />

7.53 %<br />

38.65 %<br />

Erwerbsarbeit<br />

Familienarbeit<br />

9.30 %<br />

35.70 %<br />

Erwerbsarbeit<br />

Alleinverdiener-Familie<br />

Zweiverdiener-Familie<br />

Erholung außer<br />

Haus 15.50 %<br />

35.30 %<br />

Erholung zu Hause<br />

Erholung außer<br />

Haus 16.90 %<br />

28.20 %<br />

Erholung zu Hause<br />

Familienarbeit<br />

46.90 %<br />

7.30 % Erwerbsarbeit<br />

Familienarbeit<br />

25.40 %<br />

29.50 %<br />

Erwerbsarbeit<br />

36


Zeitaufwand der Frauen für<br />

den Haushalt (Minuten)<br />

Zeitaufwand der Männer für<br />

den Haushalt (Minuten)<br />

Erwerbstätige Männer<br />

Hausfrauen<br />

Erwerbstätige Männer<br />

erwerbstätige Frauen<br />

306 188<br />

51 65<br />

Summe 357 253<br />

(-118)<br />

(+ 14)<br />

(-104)<br />

37


Ergebnis<br />

1) Männer erwerbstätiger Frauen arbeiten zu Hause 14 Minuten<br />

täglich länger.<br />

2) Männer erwerbstätiger Frauen arbeiten zu Hause um 27% täglich<br />

länger.<br />

3) Hausfrauen verrichten 85% der Hausarbeit; Männer von<br />

Hausfrauen erledigen die restlichen 15%. Erwerbstätige Frauen<br />

verrichten 74% der Hausarbeit; Männer erledigen die restlichen<br />

26%.<br />

4) Während die Hausfrauen 306 Minuten täglich im Hauhalt arbeiten,<br />

investieren erwerbstätige Frauen nur 188 Minuten, um 39%<br />

weniger. Während Männer von Hausfrauen nur 51 Minuten täglich<br />

im Haushalt arbeiten, investieren Männer von erwerbstätigen<br />

Frauen 65 Minuten, um 27% mehr.<br />

38


Schichtarbeit: Befinden von 8- <strong>und</strong> 12-<br />

St<strong>und</strong>en- Schichtarbeitern<br />

Knauth & Rutenfranz verstehen unter Schichtarbeit:<br />

„Arbeit zu konstant ungewöhnlicher oder zu<br />

wechselnder Tageszeit“<br />

39


Folgen/Probleme der Schichtarbeit<br />

• Physiologische Probleme<br />

wirken sich je nach <strong>Arbeits</strong>branche <strong>und</strong><br />

organisatorischen Rahmenbedingungen meist negativ<br />

auf die Ges<strong>und</strong>heit aus.<br />

• Psychophysiologische Probleme<br />

werden auf psychische (Unruhe, ...), psychosoziale<br />

(Isolation, ...) <strong>und</strong> emotionale (Beziehungsprobleme, ...)<br />

Ursachen zurückgeführt <strong>und</strong> entstehen auch durch<br />

psychische <strong>und</strong> physische Ermüdung, durch Monotonie,<br />

erhöhte Vigilanz <strong>und</strong> psychische Sättigung.<br />

40


Folgen/Probleme der Schichtarbeit<br />

• Psychische Probleme<br />

Aufgr<strong>und</strong> eines engen Tätigkeitsspielraumes kann es zu<br />

andauernden psychischen Beeinträchtigungen, Abbau<br />

der intellektuellen Leistungsfähigkeit, Abbau der geistigen<br />

Beweglichkeit, passives Freizeitverhalten, weniger<br />

öffentliches Engagement <strong>und</strong> einer Veränderung der<br />

Kindererziehung kommen.<br />

• Psychosoziale Probleme<br />

Durch wechselnde Freizeit ergeben sich Probleme bei<br />

der Gestaltung des sozialen Lebens, Ausschluss aus<br />

dem sozialen Leben, Alleinsein, Belastung der familiären<br />

Situation allgemein <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

<strong>Arbeits</strong>zeiten wenig gemeinsame Freizeit der Partner.<br />

41


Befindensmessung von Schichtarbeitern<br />

Schmidl, D. & <strong>Kirchler</strong>, E. (2000). Schichtarbeit im Vergleich: Befindensunterschiede <strong>und</strong><br />

Aufmerksamkeitsvariation während der 8-St<strong>und</strong>en- versus 12-St<strong>und</strong>en-Schichtarbeit. Zeitschrift für<br />

<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong>, 44, 2-18.<br />

• Ziel: Erfassung subjektiver <strong>und</strong> objektiver<br />

Situationsmerkmale mittels Befindenstagebuch<br />

• Realisierung eines einheitlichen Fragen-Schemas durch<br />

herkömmliche Fragebögen läuft der individuellen<br />

Differenzierung von Erfahrungen zuwider<br />

• Aktuelle Gedächtnisprozesse beeinflussen Antworten<br />

über Erfahrungen <strong>und</strong> Befinden<br />

• Tatsächliche emotionale Bewertung des erfragten<br />

Lebensbereiches wird in Fragebogenstudien überbeziehungsweise<br />

unterschätzt<br />

42


0<br />

Beispiel eines Schichtplans (ÖBB)<br />

14 22 14 22 14 22 14 22 14 22 14 22 14 22<br />

6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0 6 12 18 0<br />

1.<br />

Tag<br />

2.<br />

3. 4. 5. 6. 7.<br />

Woche 1<br />

8.<br />

Tag<br />

9.<br />

10. 11. 12. 13. 14.<br />

Woche 2<br />

(Woche 3 <strong>und</strong> 4 fortlaufend)<br />

8 St<strong>und</strong>en 12 St<strong>und</strong>en<br />

43


Untersuchungsinstrumente<br />

• Befindenstagebuch<br />

• Computerunterstützte Reaktionstests (Signal-<br />

Detection, Wiener Determinationsgerät <strong>und</strong> Vigilanz)<br />

• <strong>Arbeits</strong>zufriedenheitsfragebögen<br />

• Persönlichkeitsfragebögen<br />

• Fragen zur Soziodemographie<br />

44


Befindenstagebuch<br />

Datum: __________<br />

Uhrzeit: __________<br />

(Sollzeit): _______<br />

(Istzeit): _______<br />

1. Wie fühle ich mich gerade?<br />

-- - o + ++<br />

2. Wie kann ich meine augenblickliche<br />

Stimmung genau beschreiben?<br />

_______________________________<br />

3. Warum fühle ich mich so?<br />

_______________________________<br />

Art der Eintragung<br />

o Zum angegebenen Zeitpunkt<br />

o Memoriert<br />

o Vergessen <strong>und</strong> memoriert<br />

o Vergessen<br />

o Geschlafen<br />

8. Wie müde/munter fühle ich mich<br />

gerade ?<br />

müde o o o o o o o munter<br />

9. Wie frei fühle ich mich in der Wahl<br />

meiner augenblicklichen Tätigkeit?<br />

sehr unfrei o o o o o o o sehr frei<br />

_______________________________<br />

45


4. Wo bin ich? _________<br />

5. Was tue ich gerade? _________<br />

6. Wer ist noch anwesend? _______<br />

7. Wenn ich mich mit jemandem<br />

unterhalte, worüber unterhalten wir<br />

uns?<br />

______________________________<br />

10. Bitte beantworten Sie die folgenden<br />

Fragen, wenn Sie gerade im Dienst<br />

sind:<br />

(a) Ich bin in der ...ten Dienstst<strong>und</strong>e.<br />

(b) Wie habe ich derzeit alles im<br />

Griff?<br />

gar nicht o o o o o o o sehr frei<br />

(c) Wie viele beziehungsweise wie<br />

wenige Fehler sind mir in den<br />

letzten zwei St<strong>und</strong>en unterlaufen?<br />

46


Durchschnittliches subjektives Erleben von 8-St<strong>und</strong>en-<br />

<strong>und</strong> 12-St<strong>und</strong>en Schichtarbeitern während des<br />

<strong>Arbeits</strong>verlaufes<br />

Befinden (Unbehagen)<br />

<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />

Müdigkeit<br />

<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />

Unfreiheit<br />

<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />

8-St<strong>und</strong>en-<br />

Schicht (n=14)<br />

2.20<br />

2.00<br />

2.18<br />

2.46*<br />

12-St<strong>und</strong>en-<br />

Schicht (n=14)<br />

M SD M SD<br />

3.07**<br />

2.29<br />

2.93**<br />

4.02**<br />

3.16<br />

3.01<br />

2.16<br />

3.37*<br />

.45<br />

.69<br />

.45<br />

.47<br />

.47<br />

.78<br />

.78<br />

.61<br />

1.25<br />

1.33<br />

1.21<br />

1.20<br />

2.16<br />

2.17<br />

2.28<br />

2.10*<br />

2.37**<br />

2.10<br />

2.46**<br />

2.59**<br />

2.96<br />

2.95<br />

3.01<br />

2.94*<br />

.53<br />

.78<br />

.92<br />

.57<br />

.69<br />

.86<br />

.91<br />

.81<br />

1.50<br />

1.60<br />

1.52<br />

1.49<br />

47


Kontrollverlust<br />

<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />

Fehleranzahl<br />

<strong>Arbeits</strong>anfang (1.-3./1.-4. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>mitte (4.-5./5.-8. St<strong>und</strong>e)<br />

<strong>Arbeits</strong>ende (6.-8./9.-12. St<strong>und</strong>e)<br />

8-St<strong>und</strong>en-<br />

Schicht (n=14)<br />

12-St<strong>und</strong>en-<br />

Schicht (n=14)<br />

M SD M SD<br />

1.71**<br />

1.51*<br />

1.71**<br />

1.97**<br />

.27**<br />

.20**<br />

.28**<br />

.33**<br />

.45<br />

.28<br />

.40<br />

.46<br />

.63<br />

.25<br />

.28<br />

.33<br />

1.34**<br />

1.24*<br />

1.33**<br />

1.42**<br />

.12**<br />

.11**<br />

.11**<br />

.14**<br />

.39<br />

.38<br />

.43<br />

.50<br />

.16<br />

.21<br />

.19<br />

.18<br />

Anmerkung: Die Befindenswerte variieren von 1 = Wohlbehagen bis 5 = Unbehagen; die<br />

Variationsbreite der Variablen Müdigkeit, Unfreiheit <strong>und</strong> Kontrollverlust reicht von 1 (positive<br />

Werte) bis 7 (negative Werte). Die Fehleranzahl kann 0 betragen oder höher sein.<br />

Signifikante Unterschiede zwischen den Schichtgruppen sind mit den Symbolen * = p < .05<br />

<strong>und</strong> ** = p < .01 gekennzeichnet.<br />

48


Ergebnisse aus den objektiven Reaktionstests für 8-St<strong>und</strong>en-<br />

<strong>und</strong> 12-St<strong>und</strong>en Schichtarbeitern vor <strong>und</strong> nach der Schicht<br />

T-Werte<br />

Zeitgerechte Reaktionen<br />

Detektionszeit<br />

49


Testergebnisse mittels Wiener-Determinationsgerät<br />

T-Werte<br />

Zeitgerechte<br />

Reaktionen<br />

Falsche Reaktionen Reaktionszeit<br />

50


Geschichte der<br />

Wirtschaftspsychologie<br />

51


Entwicklung der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Organisationspsychologie</strong><br />

1. Gustav Theodor Fechner: Anfänge der<br />

„wissenschaftlichen“ Psychologie<br />

2. Wilhelm W<strong>und</strong>t: Gründung des 1. Psychologischen<br />

Instituts in Leipzig<br />

3. Francis Galton <strong>und</strong> James McKeen Cattell<br />

formulierten den Begriff „psychologische Tests“<br />

4. William Stern <strong>und</strong> Alfred Binet waren vor allem an<br />

der Entwicklung von Intelligenztests interessiert<br />

5. Hugo Münsterberg begann Anwendungsfelder<br />

psychologischen Gr<strong>und</strong>lagenwissens zu erschließen<br />

52


Menschenbilder,<br />

Arbeit <strong>und</strong> Organisation<br />

53


Menschenbilder - Überblick<br />

• Menschenbilder, Arbeit <strong>und</strong> Organisationen<br />

• Homo oeconomicus<br />

• Social man<br />

• Self-actualizing man<br />

• Complex man<br />

• Blick in die Zukunft<br />

54


Menschenbilder...<br />

... sind zeitlich begrenzte Annahmen<br />

... sind Konstruktionen, die im wissenschaftlichen<br />

Diskurs entwickelt, akzeptiert, kritisiert <strong>und</strong> im<br />

Laufe der Zeit verändert werden<br />

... beeinflussen die wissenschaftliche<br />

Theoriebildung <strong>und</strong> das praktische Handeln<br />

... bestimmen was „menschengerecht“ ist<br />

55


Arbeit<br />

Viele Tätigkeiten stellen Arbeit dar: Hausarbeit,<br />

Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, unbezahlte Arbeit<br />

in der Gemeinde, karitative Arbeit, Schwarzarbeit <strong>und</strong> die<br />

„offizielle Erwerbsarbeit“<br />

Eine allgemein akzeptiere Definition von Arbeit existiert<br />

nicht. Im Alltag <strong>und</strong> in der Wissenschaft ist meist die<br />

Erwerbsarbeit gemeint<br />

56


Neuberger (1985) fasst verschiedene Definitionen<br />

zusammen <strong>und</strong> charakterisiert Erwerbsarbeit als<br />

Aktivität, welche<br />

• zielgerichtet, gesellschaftlich organisiert, strukturiert <strong>und</strong><br />

geregelt ist,<br />

• den Einsatz von körperlichen <strong>und</strong>/oder psychischen<br />

Kräften erfordert,<br />

• Bedürfnisse befriedigt, aber<br />

• als Last, Mühsal <strong>und</strong> Anstrengung erlebt <strong>und</strong><br />

• mit Gegenleistungen honoriert wird,<br />

• in Gütern oder Dienstleistungen resultiert,<br />

• also die physische <strong>und</strong> soziale Umwelt <strong>und</strong> dabei auch<br />

• den Menschen selbst verändert.<br />

57


Organisationen...<br />

... sind zielgerichtete soziale Systeme, die ihre<br />

Mitglieder durch Zwang, Belohnung <strong>und</strong><br />

Bestrafung oder aufgr<strong>und</strong> von Normen <strong>und</strong><br />

Werten dazu bringen, zur Erreichung der<br />

Organisationsziele beizutragen<br />

58


Arten von Organisationen<br />

(Etzioni,1964)<br />

1) Zwangsorganisationen<br />

(z. B. Gefängnisse)<br />

2) Utilitaristische Organisationen<br />

(z.B. Industrieunternehmen)<br />

3) Normative Organisationen<br />

(z. B. Vereine)<br />

59


Organisationen können anhand von fünf<br />

Dimensionen beschrieben werden<br />

1) Hierarchie <strong>und</strong> Autorität:<br />

Je hierarchischer eine Organisation ist, desto mehr<br />

Ebenen gibt es; Entscheidungen werden auf den<br />

oberen hierarchischen Ebenen getroffen <strong>und</strong><br />

weitergegeben.<br />

2) Spezialisierung <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>teilung:<br />

Je spezialisierter die <strong>Arbeits</strong>teilung, desto weniger<br />

Aufgaben werden pro <strong>Arbeits</strong>platz verrichtet; größere<br />

Unternehmen haben mehr Möglichkeiten zur<br />

Spezialisierung.<br />

60


3) Kontrollspanne:<br />

Je enger die Kontrollspanne ist, desto weniger<br />

Mitarbeiter sind einer Führungskraft zugeordnet; desto<br />

weniger Entscheidungsspielraum wird dem einzelnen<br />

Mitglied eingeräumt.<br />

4) Entscheidungs- versus beratende Positionen:<br />

Beratende Positionen werden meist von jungen<br />

Mitgliedern übernommen; sie sammeln Informationen,<br />

bündeln sie, treffen aber selbst keine Entscheidungen.<br />

5) Ausmaß an Zentralisierung:<br />

Je weniger zentralisiert eine Organisation ist, desto<br />

mehr werden Entscheidungen an hierarchisch<br />

niedrigere Ebenen weitergegeben; Anzahl der rein<br />

beratenden Positionen ist gering.<br />

61


<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong><br />

Zwischen der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisationspsychologie</strong> sind<br />

die Grenzen unscharf:<br />

Die <strong>Arbeits</strong>psychologie untersucht die Verrichtung der<br />

Arbeit in Abhängigkeit von <strong>Arbeits</strong>inhalt <strong>und</strong><br />

-umgebung<br />

Die <strong>Organisationspsychologie</strong> untersucht das Erleben<br />

<strong>und</strong> Verhalten in Organisationen unter<br />

Berücksichtigung der Mikro- <strong>und</strong> der Makroebene<br />

62


Die theoretischen <strong>und</strong> angewandten<br />

Tätigkeiten der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Organisationspsychologie</strong>, die Auswahl<br />

der Forschungsfragen,<br />

der Forschungsmethoden <strong>und</strong> die<br />

Interpretationen von Ergebnissen werden<br />

vom aktuell „selbstverständlichen“<br />

Menschenbild geprägt beziehungsweise<br />

bestimmt.<br />

63


Menschenbilder<br />

Menschenbild Organisationsverständnis<br />

Economic<br />

man<br />

Social<br />

Man<br />

Selfactualising<br />

man<br />

Complex<br />

Man<br />

technisches<br />

System<br />

soziales<br />

System<br />

soziotechnisches<br />

System<br />

soziotechnisches<br />

System<br />

Gestaltungskonzepte<br />

tayloristische<br />

Rationalisierung<br />

Human<br />

Relations<br />

Individualisierungskonzept <br />

Individualisierungskonzept<br />

Organisations-<br />

strukturen<br />

zentral/bürokratisch,<br />

auf<br />

Einzelbasis<br />

zentral/bürokratisch,<br />

auf<br />

Gruppenbasis<br />

dezentral/flach<br />

Auf Einzel- oder<br />

Gruppenbasis<br />

dezentral/flach<br />

Auf Einzel- oder<br />

Gruppenbasis<br />

Bewertungs-<br />

kriterien<br />

Wirtschaftlichkeit,Schädigungsfreiheit<br />

Zufriedenheit<br />

Wohlbefinden<br />

Persönlichkeitsförderlichlkeit <br />

Persönlichkeitsförderlichlkeit<br />

64


Menschenbild<br />

„Homo oeconomicus“<br />

65


„Homo oeconomicus“<br />

Dem Modell des „homo oeconomicus“ entsprechend ist der<br />

Mensch<br />

• verantwortungsscheu <strong>und</strong><br />

• nur durch monetäre Anreize motivierbar.<br />

• In seinen Handlungen ist der Mensch zweckrational,<br />

• Er strebt nach der Maximierung seines Nutzens,<br />

• besitzt völlige Übersicht über seine Handlungsmöglichkeiten,<br />

• ist mit Voraussicht in wirtschaftlichen Angelegenheiten begabt,<br />

• antwortet mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit auf veränderte<br />

Angebotsdaten,<br />

• hat stabile Bedürfnisse die linear in die Zukunft gerichtet sind<br />

<strong>und</strong> er<br />

• ist unabhängig von anderen Personen.<br />

66


Taylorismus <strong>und</strong> Scientific Management<br />

• Nach Taylor (1856-1915) streben Menschen<br />

nach maximalen Gewinn.<br />

• Dieses Ziel ist durch Produktivitätssteigerung zu<br />

erreichen.<br />

• Produktivität kann durch wissenschaftliche<br />

Betriebsführung gesteigert werden.<br />

67


Prinzipien der wissenschaftlichen<br />

Betriebsführung<br />

• Zergliederung der Arbeit in einzelne<br />

<strong>Arbeits</strong>schritte <strong>und</strong> Suche nach dem optimalen<br />

Weg der <strong>Arbeits</strong>durchführung<br />

• Auswahl <strong>und</strong> Schulung der bestgeeigneten<br />

<strong>Arbeits</strong>kräfte<br />

• Forschungsmethoden: Zeit- <strong>und</strong><br />

Bewegungsstudien<br />

68


Beispiel<br />

Wissenschaftliche Betriebsführung in der<br />

Kleiderfabrik<br />

In einer Kleiderfabrik mussten Mädchen vorher in<br />

bestimmten Längen geschnittene Fäden einfädeln <strong>und</strong><br />

wachsen <strong>und</strong> dann Knöpfe annähen. Vor der<br />

wissenschaftlichen Betriebsführung schnitt jedes Mädchen<br />

selbst die Fäden in beliebiger Länge ab <strong>und</strong> fädelte sie in<br />

Nadeln ein.<br />

Die "wissenschaftlichen" Analysen zeigten, dass dabei<br />

Verluste auftreten können: Entweder schneiden die<br />

Mädchen die Fäden zu kurz ab <strong>und</strong> müssen zu oft einfädeln,<br />

oder sie schneiden sie zu lang ab, was Zeitverluste beim<br />

Ausziehen der Fäden bedeutet.<br />

69


Den Mädchen, welche annähten, wurden deshalb Fäden<br />

verschiedener Länge gegeben. Dann wurde registriert, wie<br />

viele Knöpfe sie in einer gegebenen Zeit annähten.<br />

Schließlich wurde die optimale Fadenlänge festgestellt<br />

<strong>und</strong> als Maß beibehalten. Die einen Mädchen schnitten<br />

die Fäden in optimaler Länge ab <strong>und</strong> spezialisierten sich<br />

im Abschneiden; die anderen nähten die Knöpfe an. Die<br />

Arbeit wurde nur von Frauen "mit optimaler Arm- <strong>und</strong><br />

Fingerlänge" verrichtet.<br />

Im Gegensatz zu den Erwartungen ergaben sich trotz<br />

Auswahl des Personals interindividuelle<br />

Leistungsunterschiede; Klagen über Belastung <strong>und</strong><br />

Müdigkeit.<br />

Als es schließlich den Mädchen <strong>und</strong> Frauen überlassen<br />

wurde, die Länge des Fadens zu wählen, der für sie<br />

geeignet war, fühlten sie sich besser <strong>und</strong> leisteten mehr.<br />

70


Das Paradigma des „oeconomic man“ hat die<br />

ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

bestimmt<br />

• Relevante Analyseeinheit ist das Individuum, das durch<br />

monetäre Anreize motivierbar ist.<br />

• Arbeiter sind „Maschinen“, deren Ineffizienz durch<br />

entsprechende Gestaltung von Werkzeugen <strong>und</strong><br />

<strong>Arbeits</strong>abläufen kompensierbar ist.<br />

• Der Arbeiter ist ein manipulierender Faktor, welcher der<br />

Produktivitätssteigerung dient.<br />

Trennung von Hand- <strong>und</strong> Kopfarbeit<br />

71


Einteilung der wissenschaftlichen<br />

Betriebsführung<br />

• Starke Hierarchie: Planung <strong>und</strong> Ausführung sind strikt<br />

getrennt<br />

• <strong>Arbeits</strong>aufgaben sind stark spezialisiert<br />

• Enge Kontrollspannen: die Arbeitenden sind nicht<br />

selbstständig motiviert<br />

• Beratende <strong>und</strong> entscheidende Positionen sind identisch:<br />

• Extreme Zentralisierung<br />

72


Kritik an der wissenschaftlichen<br />

Betriebsführung<br />

• HOXIE-Kommission: Systematische Trennung von Kopf-<br />

<strong>und</strong> Handarbeit führt zum formalen Abbau von<br />

Qualifizierungsmaßnahmen<br />

• Frey: Menschen lassen sich nicht in die Schablonen<br />

eines starren mechanischen Systems zwingen.<br />

• Münsterberg: „...ruft mancherlei charakteristische<br />

Schäden hervor, vor allem manche Einschnürung <strong>und</strong><br />

Verkümmerung der seelischen Ganzheit.“<br />

• Lewin: Entwürdigung der Arbeit durch ins Extrem<br />

getriebene <strong>Arbeits</strong>teilung ohne Rücksicht auf die Seele<br />

des Arbeitenden<br />

73


Weitere Organisationskonzepte im Sinne<br />

des „homo oeconomicus“:<br />

• Bürokratiemodell<br />

• Qualitätssicherungssystem ISO 900x<br />

74


Max Weber (1864-1920):<br />

Bürokratiemodell<br />

Die Bürokratie ist der Prototyp einer Organisation.<br />

Ordnung, Rationalität, Uniformität, Einheitlichkeit<br />

<strong>und</strong> Konsistenz sind die relevanten Ziele.<br />

75


6 Prinzipien des Bürokratiemodells<br />

1) <strong>Arbeits</strong>abläufe sind in Form von Regeln definiert<br />

2) Die Hierarchie ist Ausdruck der Autoritätsbeziehung<br />

3) Die Organisation basiert auf geschriebenen<br />

Dokumenten<br />

4) Manager sollen Experten ihren Faches sein<br />

5) Die offizielle Arbeit erlaubt keine Ausübung von<br />

inoffiziellen Aufgaben<br />

6) Es gibt generelle Regeln, die mehr oder weniger<br />

überdauernd sind <strong>und</strong> gelernt werden können<br />

76


Kritik am Bürokratiemodell<br />

• Dickicht von schriftlichen Regeln, welche sich teilweise<br />

widersprechen.<br />

• Bezahlung nach formaler Qualifikation <strong>und</strong> nicht nach<br />

Leistung.<br />

• Entscheidungsstrukturen sind festgefahren, keine<br />

Flexibilität.<br />

• Vorherrschen einer Misstrauenskultur.<br />

• Betriebswirtschaftliches Führungsverständnis fehlt.<br />

77


Qualitätssicherungssystem ISO 900x<br />

(Jackson & Ashton, 1995)<br />

Qualitätssicherungssysteme werden von der<br />

Internationalen Organisation für Standardisierung<br />

entworfen.<br />

Enthalten …<br />

genaue Richtlinien, um die Qualität in<br />

Unternehmen sicherzustellen <strong>und</strong><br />

Anweisungen, wie diese Richtlinien<br />

einzuführen sind.<br />

78


Ausgangspunkt ist die Erstellung eines Handbuches, das<br />

• alle Aufgaben der Organisation festhält<br />

• die Aufgaben des Managements definiert<br />

• die Tätigkeitsabläufe genau beschreibt<br />

Weiter wird jede Tätigkeit begleitend mittels Formularen<br />

dokumentiert.<br />

K<strong>und</strong>en können klar<br />

definierte Qualität<br />

erwarten<br />

K<strong>und</strong>enloyalität <strong>und</strong><br />

Wettbewerbsvorteil<br />

Vorteile<br />

Organisation kann<br />

alle Tätigkeiten<br />

überwachen <strong>und</strong><br />

kontrollieren<br />

79


Nachteile der<br />

Qualitätssicherungssysteme<br />

• Effizienz ist vom Commitment der Belegschaft<br />

abhängig (Transparenz <strong>und</strong> Einbindung der Mitarbeiter<br />

in Organisationsziele sind notwendig)<br />

• Großer administrativer Aufwand<br />

• K<strong>und</strong>en bemerken Qualität vielleicht nicht<br />

80


Pioniere <strong>und</strong> Vordenker der modernen<br />

<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Organisationspsychologie</strong><br />

• Hugo Münsterberg<br />

• Kur Lewin<br />

• Hellpach<br />

• ...<br />

81


Hugo Münsterberg (1863-1916)<br />

• „Vater“ der Wirtschaftspsychologie: Psychotechnik -<br />

Anwendung der Psychologie auf alle Lebensbereiche<br />

• Versuch die auf Produktivität ausgerichteten<br />

wissenschaftlichen Methoden mit<br />

experimentalpsychologischen Erkenntnissen zu verbinden<br />

• Arbeiten zu Eignung <strong>und</strong> Auslese von Personal, Übung<br />

<strong>und</strong> Anlernen, Monotonie <strong>und</strong> Ermüdung; etc.<br />

• Er sah die Rolle der Wirtschaftspsychologen als<br />

unparteiische Wissenschaftler die wertfrei Ursache-<br />

Wirkungszusammenhänge aufzeigen; die Entscheidung<br />

für die <strong>Arbeits</strong>gestaltung liegt aber bei den<br />

Wirtschaftstreibenden<br />

82


Giese (1927): Teilung der Psychotechnik<br />

in Objekt- <strong>und</strong> Subjektpsychotechnik<br />

Objektpsychotechnik:<br />

Anpassung der <strong>Arbeits</strong>bedingungen an den<br />

arbeitenden Menschen (z. B. Maschinen eichen)<br />

Subjektpsychotechnik:<br />

Anpassung des Menschen an die<br />

<strong>Arbeits</strong>bedingungen (z. B. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung)<br />

Nach Giese soll die Objektpsychotechnik die größere<br />

Rolle spielen als die Subjektpsychotechnik<br />

83


Aufschwung der Psychotechnik<br />

während des I. Weltkriegs<br />

Zahlreiche psychotechnische Institute <strong>und</strong> Labore wurden<br />

gegründet <strong>und</strong> experimentelle Studien durchgeführt<br />

Beispiele:<br />

• Schackwitz: Entwicklung einer Apparatur, die den Alltag<br />

von Straßenbahnfahrern simuliert<br />

• Efimoff <strong>und</strong> Zibakowa: Einführung 5-minütiger Pausen<br />

nach 50 Minuten Arbeit führen zu einer deutlichen<br />

Leistungssteigerung<br />

84


Kurt Lewin (1890-1947)<br />

Lewin betonte, dass die Arbeit nicht nur Mühe <strong>und</strong><br />

Anstrengung sei, sondern auch zur Entwicklung des<br />

Menschen beiträgt <strong>und</strong> sinnstiftend ist.<br />

„Zwei Gesichter der Arbeit“<br />

Anspruch von Kurt Lewin: Arbeit soll die Menschen erfüllen<br />

beziehungsweise sollten unangenehme Arbeiten<br />

gleichermaßen auf alle aufgeteilt oder durch mehr Freizeit<br />

kompensiert werden<br />

85


Hellpach (1877-1955)<br />

Konzept der Gruppenfabrikation<br />

• Zu einer Aufgabe zählen eigene Planung, Entwurf <strong>und</strong><br />

freie Wahl von Ausführungsmöglichkeiten. Jede<br />

„wirkliche Aufgabe“ erlaubt die Nutzung von<br />

Freiheitsgraden.<br />

• <strong>Arbeits</strong>tätige sollen die „geistige Fühlungnahme“ mit der<br />

Arbeit nicht verlieren. Dazu ist es notwendig, die<br />

Bedeutung der eigenen Arbeit im Produktionsprozess zu<br />

erkennen.<br />

• Die „ganze Bearbeitung“ einer Aufgabe könnte einer<br />

Fabrikationsgruppe übertragen werden.<br />

86


Gruppenfabrikation<br />

Die Maschinen werden so angeordnet, dass an einem Ort<br />

ein gesamter Fabrikationsteil (z. B. Vergaser) hergestellt<br />

werden kann, anstatt wie bisher, Maschinen einer Art (z. B.<br />

Fräsen) zu gruppieren<br />

Einer Fabrikationsgruppe wird eine Gruppe von<br />

Arbeitenden zugewiesen, die aus Arbeitern,<br />

Meistern <strong>und</strong> Ingenieuren besteht<br />

87


Diskussionen <strong>und</strong> Kritik um 1920-1930<br />

• Eliasberg: Arbeit setzt sich aus innerer <strong>und</strong> äußerer<br />

Anstrengung zusammen; Arbeit kann nicht nur am<br />

sichtbaren Werk analysiert werden; der Taylorismus ist<br />

eine Theorie mit „psychologischem Aufputz“<br />

• Lipmann: Arbeit macht nur Freude, wenn autonome<br />

Entscheidungen möglich sind; Rationalisierungen sollen<br />

auch die Interessen der Arbeiter berücksichtigen<br />

• Rupp: Ziel der Psychotechnik sollte nicht die<br />

energiesparendste <strong>Arbeits</strong>rationalisierung sein sondern<br />

das Wohl der Menschen<br />

Abkehr vom Menschenbild des „homo oeconomicus“<br />

88


Menschenbild<br />

„Social man“<br />

89


Social man<br />

• Nach dem Modell des „social man“ ist der Menschen im<br />

Wesentlichen von sozialen Motiven geleitet,<br />

• erhält sein Zugehörigkeitsgefühl zur Organisation, seine<br />

Identität <strong>und</strong> seinen Willen zur Integration durch soziale<br />

Beziehungen,<br />

• handelt eher nach informellen Regeln <strong>und</strong> Normen die in<br />

seiner Gruppe gelten als nach dem offiziellen<br />

Kontrollsystem,<br />

• verhält sich nach den Wünschen der Leitung in<br />

Abhängigkeit davon, wie sehr seine persönlichen<br />

Bedürfnisse am <strong>Arbeits</strong>platz erfüllt werden.<br />

90


Das Menschenbild des „social man“ entstand als Reaktion<br />

auf den als menschenunwürdig <strong>und</strong> realitätsfernen Zugang<br />

des „scientific management“ mit seinem Menschenbild des<br />

„homo oeconomicus“<br />

Neues Verständnis von den Aufgaben einer Führungskraft:<br />

sie soll auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen.<br />

Das neue Menschenbild des „social man“ geht auf die<br />

Ergebnisse der Hawthrone-Studie zurück.<br />

91


Hawthorne Studie<br />

Mayo (1933), Roethlisberger <strong>und</strong> Dickson (1939) führten von<br />

1927 bis 1932 Studien zum Einfluss von Umweltbedingungen auf<br />

die <strong>Arbeits</strong>leistung, das Verhalten <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit durch. Das<br />

Problem bestand darin, dass die Produktionsziffern nicht<br />

zufriedenstellend, <strong>und</strong> die Kündigungsraten zu hoch waren. Eine<br />

Gruppe von Frauen, die eigens zum Zwecke der Studie gebildet<br />

worden war, hatte die Aufgabe, Telefonrelais zu montieren.<br />

Beleuchtung, <strong>Arbeits</strong>zeit <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>pausen wurden<br />

systematisch variiert, um in Abhängigkeit davon <strong>Arbeits</strong>leistung,<br />

Verhalten <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zu registrieren. Die Versuchsleiter<br />

sprachen mit den Versuchsteilnehmern <strong>und</strong> interviewten zudem<br />

über 20.000 Mitarbeiter der Hawthorne Werke.<br />

92


Die Ergebnisse waren irritierend: Die wöchentliche<br />

<strong>Arbeits</strong>leistung hatte sich bei fast jeder Veränderung der<br />

Umweltbedingungen verbessert, bei einer Verstärkung der<br />

Beleuchtung, bei Einführung zusätzlicher Pausen, bei Abgabe<br />

einer kleinen Zwischenmahlzeit, bei Verkürzungen der täglichen<br />

<strong>Arbeits</strong>zeit <strong>und</strong> schließlich auch bei Rücknahme all dieser<br />

Änderungen.<br />

Diese Resultate wurden als Effekte der sozialen Situation erklärt,<br />

die aufgr<strong>und</strong> der Gespräche zwischen den Arbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Studienleitern <strong>und</strong> der informellen Kontakte zwischen den<br />

Arbeiterinnen eine massive Veränderung erfahren hatte.<br />

Die Bedeutung informaler sozialer Beziehungen innerhalb<br />

formaler Organisationsstrukturen war erkannt worden.<br />

93


Der Hawthorne-Effekt: Eine Legende?<br />

Die Ergebnisse der Studien wurden als Nachweis dafür<br />

interpretiert, dass die durch die Studienleiter erzeugte<br />

fre<strong>und</strong>liche <strong>Arbeits</strong>atmosphäre die Ursache für die<br />

beobachteten Leistungsverbesserungen war.<br />

Dies führte zur Annahme, dass die Verbesserung der<br />

zwischen-menschlichen Beziehungen (human relations)<br />

eine Erhöhung der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> motivation <strong>und</strong><br />

zugleich der Leistung bedeutet. Diese - als Hawthorne-<br />

Effekt in die Fachliteratur eingegangenen Ergebnisse -<br />

haben die spätere Human Relations-Bewegung geprägt.<br />

In den 1970er Jahren wurden die Studien kritisiert.<br />

94


McIlvaine Parsons machte den Studienleiter der<br />

Hawthrone-Studie in den 1970er Jahren folgende<br />

Vorwürfe:<br />

• Privilegierte Bedingungen für die Testpersonen<br />

• Bessere Löhne für die Testpersonen<br />

• Drohen der Testpersonen um bessere Leistungen zu<br />

erhalten<br />

• Unwillige Testpersonen wurden ersetzt<br />

95


Human-Relations-Bewegung<br />

Leistung für die<br />

AO-Psychologie<br />

• Die Gruppe als soziales System kann<br />

individuelle Leistung beeinflussen (z. B. Studien<br />

zu <strong>Arbeits</strong>teams)<br />

• Gefühle, besonders die Zufriedenheit, werden<br />

als Forschungsbereich entdeckt<br />

96


Vom Konzept „social man“ wurden zahlreiche<br />

Organisationstheorien beeinflusst<br />

Neue <strong>Arbeits</strong>designs sehen vor:<br />

• Partizipative Entscheidungsmodelle zwischen<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />

• Veränderung der sozialen <strong>Arbeits</strong>gestaltung durch die<br />

Bildung überschaubarer <strong>Arbeits</strong>gruppen<br />

• Steigerung der Zufriedenheit <strong>und</strong> damit der Leistung<br />

durch eine Veränderung der informalen<br />

Kommunikationsstruktur<br />

Beispiel:<br />

• Likert: partizipative Theorie<br />

• Katz <strong>und</strong> Kahn: Organisationsmodell als offenes,<br />

soziales System<br />

97


Likert: Partizipative Theorie<br />

Ziel: Gruppensystem: unterstützende Beziehungen<br />

zwischen den Organisationsmitgliedern;<br />

Organisationsmitglieder sollen möglichst stark in<br />

Entscheidungen eingeb<strong>und</strong>en werden, die sozialen<br />

Beziehungen sollen die Persönlichkeit fördern<br />

Überlappende <strong>Arbeits</strong>gruppen:<br />

Gruppen, zusammengesetzt aus verschiedenen<br />

hierarchischen Ebenen sollen partizipative Entscheidungen<br />

ermöglichen<br />

98


Überlappende <strong>Arbeits</strong>gruppen (Likert)


Organisationen entsprechend der<br />

Partizipativen Theorie<br />

• Flache Hierarchie: Führungskräfte sollen unterstützen <strong>und</strong><br />

personenorientiert sein; Gruppenleiter/in übernimmt die<br />

Verantwortung für die partizipativ getroffene Entscheidung<br />

• Spezialisierung: Ob die Gruppe Experten oder Generalisten<br />

haben möchte, bleibt ihr überlassen; ein mittleres Maß an<br />

Spezialisierung wird aber empfohlen<br />

• Weite Kontrollspanne<br />

• Beratende <strong>und</strong> entscheidende Positionen sollen eng<br />

zusammenarbeiten <strong>und</strong> sich in ihren Entscheidungen beeinflussen<br />

• Starke Dezentralisierung<br />

100


Katz <strong>und</strong> Kahn: Organisationsmodell<br />

als offenes, soziales System<br />

1978 legten Katz & Kahn (Protagonisten der Michigan<br />

Schule) ein Lehrbuch vor, in welchem Organisationen als<br />

Systeme beschrieben werden.<br />

Systeme = Austauschprozesse von Energie<br />

Energieaustausch = Transformationen (Input, Throughput,<br />

Output).<br />

Wichtiger Bestandteil der Theorie ist das Konzept der<br />

„Rolle“.<br />

101


Rolle<br />

• Unter Rolle versteht man ein spezifisches<br />

Verhaltensmuster, das eine Person für eine<br />

bestimmte Position im Unternehmen übernimmt.<br />

• Die Rolle wird in Abhängigkeit von der jeweiligen<br />

Person subjektiv interpretiert <strong>und</strong> ausgefüllt.<br />

• Die Rolle ist ein komplexes Konzept, da eine<br />

Person viele verschiedene Rollen innerhalb <strong>und</strong><br />

außerhalb der Organisation gleichzeitig<br />

einnehmen kann.<br />

102


Die Klärung der Rollenerwartungen führt<br />

zu einer Steigerung der<br />

Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter<br />

1) Eintritt <strong>und</strong> Verbleib im Unternehmen soll<br />

optimiert werden (Sozialisation)<br />

2) Vermittlung der Rollenerwartung optimieren<br />

3) Spontane <strong>und</strong> innovative Verhaltensweisen<br />

sollen gefördert werden<br />

103


Menschenbild<br />

„Self-actualizing man“<br />

104


Self-actualizing man<br />

• Nach dem Konzept des „self-acutalizing man“<br />

strebt der Mensch nach Selbstverwirklichung,<br />

• ist fähig sich am <strong>Arbeits</strong>platz<br />

weiterzuentwickeln <strong>und</strong> möchte als reifer<br />

Mitarbeiter verstanden werden <strong>und</strong><br />

• ist primär intrinsisch motiviert.<br />

105


Mit dem Menschenbild des „self-actualizing man“<br />

rückt wieder das Individuum in das Zentrum der<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Dem Menschen werden nun eine Vielzahl von<br />

Bedürfnissen <strong>und</strong> Fähigkeiten zugeschrieben, die<br />

auch am <strong>Arbeits</strong>platz zu Geltung kommen sollen.<br />

Neues Verständnis von Führung: Führungskräfte<br />

sollen durch die <strong>Arbeits</strong>gestaltung dazu beitragen,<br />

dass die Arbeit intrinsisch motivierend ist.<br />

106


Theorien auf der Basis des<br />

Menschenbildes des „self-actualizing<br />

man“<br />

• Maslow: Die Bedürfnispyramide<br />

• Alderfer: ERG-Theorie<br />

• Herzberg et al.: Zweifaktorentheorie<br />

• McGregor: Theorie X <strong>und</strong> Theorie Y<br />

• Argyris: Integration des Individuums <strong>und</strong> der<br />

Organisation<br />

• March et al.: Theorie der Firma<br />

107


Maslow‘s Bedürfnispyramide<br />

Wachstumsmotive <br />

Defizitmotive<br />

Bedürfnis nach<br />

Selbstverwirklichung<br />

Ego-Bedürfnisse (Anerkennung etc.)<br />

Soziale Bedürfnisse (Liebe, Fre<strong>und</strong>schaft etc.)<br />

Sicherheitsbedürfnisse<br />

Pysiologische Bedürfnisse (Nahrung, Schlaf etc.)<br />

108


ERG-Theorie von Alderfer<br />

1. Existence (Gr<strong>und</strong>bedürfnisse)<br />

2. Relatedness (soziale Bedürfnisse)<br />

3. Growth (Entfaltungsbedürfnisse)<br />

Auch ohne Befriedigung der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />

können höhere Bedürfnisse aktiviert werden<br />

109


Prinzipien von Alderfer<br />

1. Frustrations-Hypothese: Ein nicht befriedigtes Bedürfnis wird<br />

dominant<br />

2. Frustrations-Regressions-Hypothese: Wird ein Bedürfnis nicht<br />

befriedigt, so wird das hierarchisch niedrigere dominant<br />

3. Befriedigungs-Progressions-Hypothese: Durch die Befriedung<br />

eines Bedürfnisses wird das hierarchisch höhere aktiviert<br />

4. Frustrations-Progressions-Hypothese: Frustration eines<br />

Bedürfnisses kann zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen <strong>und</strong><br />

auch höhere Bedürfnisse aktivieren<br />

5. Je weniger die Entfaltungsbedürfnisse befriedigt werden, desto<br />

stärker werden die Sozialbedürfnisse<br />

6. Je mehr die Sozialbedürfnisse befriedigt werden, desto stärker<br />

werden die Entfaltungsbedürfnisse<br />

7. Je mehr die Entfaltungsbedürfnisse befriedigt werden, desto<br />

stärker werden sie (Wachstumsbedürfnisse)


Gr<strong>und</strong>aussagen von Alderfer<br />

1. Je weniger die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse befriedigt werden,<br />

desto stärker werden sie<br />

2. Je weniger die sozialen Bedürfnisse befriedigt werden,<br />

desto stärker werden die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />

3. Je mehr die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse befriedigt werden,<br />

desto stärker werden die Sozialbedürfnisse<br />

4. Je weniger die Sozialbedürfnisse befriedigt werden,<br />

desto stärker werden sie


Alderfers Hypothesen<br />

Frustration des<br />

Bedürfnisses<br />

E (Gr<strong>und</strong>-<br />

bedürfnisse)<br />

R (Soziale<br />

Bedürfnisse)<br />

G (Entfaltungs-<br />

bedürfnisse)<br />

Stärke des<br />

Bedürfnisses<br />

(P1, G1)<br />

(P2, G2)<br />

(P1, G4)<br />

(P2, G5)<br />

Befriedigung<br />

des<br />

Bedürfnisses<br />

(P3, G3)<br />

(P3, G6)<br />

(P4, G7)<br />

Anmerkung: Bezug zu Alderfers Theorie: P = Prinzip, G = Gr<strong>und</strong>aussage.


Zweifaktorentheorie von Herzberg,<br />

Mausner <strong>und</strong> Snyderman<br />

Zufriedenheit <strong>und</strong> Unzufriedenheit sind nicht Gegensätze,<br />

sondern voneinander unabhängige Faktoren<br />

Zufriedenheit Keine Zufriedenheit<br />

Unzufriedenheit Keine Unzufriedenheit<br />

113


Herzberg, Mausner & Snyderman:<br />

Motivations-/Zufriedenheitskonzept<br />

Zufriedenheit<br />

(bessere<br />

Kontentbedingungen)<br />

keine<br />

Unzufriedenheit<br />

(bessere Kontextbedingungen)<br />

Unzufriedenheit<br />

(schlechtere<br />

Kontextbedingungen)<br />

keine<br />

Zufriedenheit<br />

(schlechtere<br />

Kontentbedingungen)


Zufriedenheit beziehungsweise keine Zufriedenheit<br />

ist von Motivatoren (Satisfiers, Kontentfaktoren)<br />

abhängig, wie beispielsweise die Tätigkeit an sich,<br />

Anerkennung der eigenen Leistung,<br />

Verantwortung, Aufstiegsmöglichkeiten, etc.<br />

Sind Motivatoren gegeben, kommt es zur<br />

Zufriedenheit; sind sie nicht gegeben, kommt es zu<br />

keiner Zufriedenheit, aber auch nicht<br />

notwendigerweise zu Unzufriedenheit.<br />

115


Unzufriedenheit beziehungsweise keine<br />

Unzufriedenheit ist von Hygienefaktoren<br />

(dissatisfiers, Kontextfaktoren) abhängig, wie<br />

beispielsweise dem Führungsstil, der<br />

Unternehmenspolitik, Bezahlung, <strong>Arbeits</strong>sicherheit,<br />

Beziehung zu anderen <strong>und</strong> äußeren<br />

<strong>Arbeits</strong>bedingungen.<br />

Sind die Hygienefaktoren erfüllt, dann kommt es zu<br />

keiner Unzufriedenheit; sind sie nicht erfüllt, kommt<br />

es zu Unzufriedenheit.<br />

116


Methode der „kritischen Ereignisse“<br />

(„critical incidence technique“)<br />

Herzberg et al. haben in ihren Studien zur<br />

Zweifaktorentheorie die Methode der „kritischen<br />

Ereignisse“ verwendet:<br />

Personen werden dabei nicht nach alltäglichen,<br />

sondern nach besonderen, kritischen<br />

(extremen) Ereignissen befragt.<br />

117


Auszug aus Herzbergs Fragebogen<br />

über „kritische Ereignisse“<br />

Denken Sie an eine Zeit, in der sich ungewöhnlich angenehme oder ungewöhnlich<br />

unangenehme Gefühle aus Ihrer gegenwärtigen berufliche Tätigkeit oder<br />

irgendeiner anderen beruflichen Tätigkeit, die Sie einmal ausübten, ergaben.<br />

Erzählen Sie mir bitte was dabei geschah.<br />

1. Vor wie langer Zeit ereignete sich das?<br />

2. Wie lange hielt dieses Gefühl an? Können sie genau beschreiben , was den<br />

Umschwung der Gefühle auslöste? Wann endete sie?<br />

.....<br />

7. Können Sie ein typisches Beispiel dafür nennen, in welcher Form Ihre<br />

Leistungen bei der Arbeit beeinflusst wurde? Für welche Dauer galt das?<br />

.....<br />

(Nach Beantwortung der Fragen zu einer angenehmen Situation wurde eine<br />

zweite entsprechende Befragung mit den Worten eingeleitet: Sie haben jetzt eine<br />

Zeit beschrieben, in der Sie sich außergewöhnlich gut in Ihrem Beruf fühlten;<br />

bitte denken Sie jetzt an eine andere Zeit, in der Sie sich außergewöhnlich<br />

schlecht in Ihrem Beruf fühlten.<br />

118


Beispiele für Hygienefaktoren <strong>und</strong> Motivatoren<br />

Hygienefaktoren (dissatisfiers) Motivatoren (satisfiers)<br />

Führungsstil<br />

Unternehmenspolitik <strong>und</strong><br />

-verwaltung<br />

äußere <strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />

Beziehungen zu Gleichgestellten,<br />

Untergebenen <strong>und</strong> Vorgesetzten<br />

Status<br />

<strong>Arbeits</strong>sicherheit, Krisensicherheit<br />

Gehalt <strong>und</strong> Sozialleistungen<br />

persönliche berufsbezogene<br />

Lebensbedingungen<br />

Leistung/Tätigkeit selbst<br />

Anerkennung der eigenen<br />

Leistung<br />

Verantwortung<br />

Aufstieg <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

Möglichkeit zum Wachstum


Folgerungen der Zweifaktorentheorie:<br />

Motivatoren sind so wichtig wie<br />

Hygienefaktoren!<br />

• Klare Ziele der Aufgabe sollten vorgegeben sein, <strong>und</strong><br />

Rückmeldung über den Grad der Zielerreichung soll<br />

rasch erfolgen<br />

• Anerkennung der eigenen Leistung (Bewertung)<br />

• Ausweitung individueller Handlungsspielräume<br />

• Verantwortung <strong>und</strong> Rechte des Einzelnen sollen dem<br />

Umfang der Arbeit entsprechen<br />

• Aufstiegsmöglichkeiten sollten gegeben sein<br />

• Die Möglichkeit zum persönlichen Wachstum durch<br />

Ausdehnung des Handlungsspielraums muss gegeben<br />

sein<br />

120


Theorie X - Theorie Y von McGregor<br />

Theorie X: Der Mensch ist träge <strong>und</strong> faul<br />

Theorie Y: Der Mensch ist verantwortungsbewusst<br />

<strong>und</strong> zeigt Initiative<br />

Je nachdem ob eine Führungskraft der Theorie X<br />

oder Y anhängt wird sie die Mitarbeiter führen, <strong>und</strong><br />

dann gemäß einer selbsterfüllenden Prophezeiung,<br />

das erwartete Verhalten bewirken.<br />

ein Teufelskreis entsteht.<br />

121


Chris Agyris: Integration des<br />

Individuums in die Organisation<br />

Menschen streben nach „psychologischem Erfolg“<br />

Psychologischer Erfolg wird dann erlebt, wenn<br />

<strong>Arbeits</strong>ziele den eigenen Bedürfnissen angepasst<br />

werden können.<br />

Der Handlungsspielraum ist wichtig!<br />

122


Chris Argyris: Mix-Modell als<br />

Organisationsdesign<br />

Ziel der Organisationsstruktur:<br />

• Realisierung der Organisationsziele<br />

• Aufrechterhaltung des internen Systems<br />

• Anpassung an sich ändernde<br />

Umweltbedingungen<br />

Da unterschiedliche Faktoren zu psychologischem<br />

Erfolg führen, wird ein Mix an Strukturen<br />

angestrebt (z. B. neben starken Hierarchien<br />

können auch flache Hierarchien bestehen.<br />

123


March, Simon <strong>und</strong> Cyert: Theorie<br />

der Firma<br />

Die Organisation ist ein System von Individuen die<br />

Entscheidungen fällen.<br />

Bo<strong>und</strong>ed rationality !<br />

Anstatt nutzenmaximierende Lösungen anzustreben,<br />

werden Entscheidungen getroffen, die den Erwartungen<br />

genügen; es werden zuerst bekannte Lösungen überlegt<br />

<strong>und</strong> nur wenn unbedingt nötig, wird nach neuen Lösungen<br />

gesucht; es wird auf Probleme gewartet zu denen eine<br />

bekannte Lösung passt.<br />

124


Das Organisationsdesign soll dem menschlichen<br />

Entscheidungsverhalten angepasst sein, d. h.<br />

Unterschiedliches Design, je nach Situation.<br />

Jene Arbeiten, die Maschinen besser erledigen<br />

können, sollen Maschinen machen; jene<br />

Tätigkeiten die Menschen besser verrichten<br />

können, sollen Menschen ausführen.<br />

125


Menschenbild<br />

„Complex man“<br />

126


Complex man<br />

• Bedürfnisse variieren inter- <strong>und</strong> intraindividuell<br />

• Motive sind miteinander verwoben (Geld als<br />

materielles <strong>und</strong> psychologisches Motiv!)<br />

• Innerhalb der Organisation entwickeln die<br />

Mitglieder neue Bedürfnisse<br />

• Personen können in unterschiedlichen<br />

Organisationen <strong>und</strong> in unterschiedlichen<br />

Bereichen verschiedene Motive verfolgen<br />

• <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> Produktivität werden<br />

durch Motive, Art der Aufgabe, Fertigkeiten,<br />

Fähigkeiten beeinflusst<br />

127


Das Menschenbild des „complex man“ versucht alle<br />

Aspekte der anderen Menschenbilder zu<br />

integrieren. Eine vereinfachende, generalisierte<br />

Sichtweise wird überw<strong>und</strong>en.<br />

Neuer Anspruch an Führungskräfte: „Es gibt keinen<br />

einzig richtigen Weg, keinen „best way“. Die<br />

Führungskräfte sollten gute Diagnostiker sein, um<br />

herauszufinden, welches Bedürfnis in welcher<br />

Situation bei welchen Arbeitnehmern vorherrscht.<br />

128


Vom „complex man“ beeinflusste<br />

Organisationstheorien<br />

• Kontingenztheorien<br />

• Theorie des Organisierens von Karl Weick<br />

• Kulturtheorie von Edgar Schein<br />

• „New Public Management“<br />

129


Kontingenztheorien<br />

(Theorien von Galbraith & Mintzberg)<br />

• Einen „one best way“ gibt es nicht<br />

• Die Umwelt ist eine bedeutsame, moderierende<br />

Variable<br />

• Kontingenztheorien sind nicht-normative, auf<br />

Anwendbarkeit ausgerichtete Theorien, deren<br />

Wurzeln in den empirischen Wissenschaften<br />

liegen<br />

130


Der Umwelt Aspekt wird über Unsicherheit <strong>und</strong><br />

Komplexität gemessen.<br />

Die Umwelt ist umso unsicherer <strong>und</strong> komplexer, je<br />

weniger vorhersagbar Konsumverhalten, Politik,<br />

Technik, etc. sind.<br />

Das Unternehmen kann sich an die Umwelt<br />

anpassen. Besonders wichtig sind daher die<br />

Kontaktstellen zwischen Organisation <strong>und</strong> Umwelt,<br />

welche die Umwelt beobachten <strong>und</strong> die<br />

Organisation beschützen.<br />

131


Die Organisationsstruktur, die der Umwelt<br />

entsprechen soll, kann zwischen<br />

mechanistischer <strong>und</strong> organischer Struktur<br />

variieren.<br />

Mechanistische Organisation (für eine stabile Umwelt)<br />

• Stark standardisierte Routineabläufe (z. B.<br />

McDonalds, bürokratische Strukturen)<br />

Organische Organisation (für eine stark unsichere<br />

Umwelt)<br />

• Nicht standardisierte Ablaufstrukturen<br />

• Eher Generalisten, die Selbstkontrolle <strong>und</strong> bereit<br />

sind zur aktiven Teilnahme an Entscheidungen<br />

132


Die Organisation als<br />

informationsverarbeitendes System von<br />

Galbraith<br />

Das Design der Organisation soll der Unsicherheit<br />

der Aufgaben angepasst sein.<br />

Unsicherheit = Differenz zwischen der Information,<br />

die gebraucht wird <strong>und</strong> der Information, über<br />

welche eine Organisation bereits verfügt<br />

133


Wege um ein optimales Verhältnis<br />

zwischen Informationsmenge <strong>und</strong><br />

Verarbeitungskapazität herzustellen:<br />

• Verringerung der Leistung oder Einrichtung<br />

von Reserven (Akzeptanz höherer Fehlerquoten,<br />

längere Produktionszeiten einplanen etc.)<br />

• Einrichtung von unabhängigen Gruppen oder<br />

Abteilungen (multidivisionale Gruppen mit einem<br />

Ziel z. B. Produkt, Markt, haben den Vorteil, dass die<br />

Orte wo die Information gesammelt wird <strong>und</strong><br />

Entscheidungen gefällt werden näher beisammen<br />

liegen)<br />

134


• Einführung eines vertikalen<br />

Informationssystems (Informationen werden erfasst<br />

wo sie entstehen <strong>und</strong> dort hingeleitet wo sie gebracht<br />

werden z. B. Datenbanken)<br />

• Unterstützung von „lateralen“ Beziehungen <strong>und</strong><br />

Austausch (direkten Kontakt fördern, z. B. durch<br />

Pausenräume, Kontaktpersonen für jede Abteilung<br />

einrichten)<br />

135


Organisationsdesign als Ausdruck von<br />

Macht nach Mintzberg<br />

Organisationen sind Arenen, in denen um Macht<br />

„gespielt“ wird.<br />

Macht hat jene Person, die<br />

• über Machtmittel verfügt,<br />

• die Energie aufbringt, Macht auszuüben, wenn<br />

dies notwendig ist <strong>und</strong> die<br />

• Macht in taktischer Weise einbringt.<br />

136


Die Art der Organisationsform hängt<br />

davon ab, ob Macht von außen oder von<br />

innen ausgeübt wird<br />

• Instrumente: Organisationen, die von außen gesteuert<br />

<strong>und</strong> bürokratisch organisiert sind, z. B. Feuerwehr<br />

• Geschlossene Systeme: Organisationen die von innen<br />

gesteuert <strong>und</strong> bürokratisch organisiert sind, z. B. große<br />

Firmen beziehungsweise „reife Unternehmen“<br />

• Organisationen mit Missionen: von innen gesteuert<br />

(durch Ideologie) mit flachen Hierarchien <strong>und</strong><br />

dezentralen Entscheidungen, z. B. Hilfsorganisationen<br />

137


• Autokratie: Organisationen die von innen gesteuert<br />

(einer Person der Leitungsspitze) mit flachen Hierarchien<br />

<strong>und</strong> flexiblen Strukturen z. B. Unternehmen von<br />

Unternehmensgründer<br />

• Meriokratie: wird von innen gesteuert (über Fertigkeiten<br />

<strong>und</strong> Wissen) mit intransparenten Aufstiegskriterien z. B.<br />

Universitäten<br />

• Politische Arenen: alle Teilnehmer (interne <strong>und</strong> externe)<br />

sind am Machtspiel beteiligt z. B. während Krisen oder<br />

Veränderungen in Unternehmen<br />

138


Theorie des Organisierens von Karl Weick<br />

Da die organisationale Wirklichkeit subjektiv<br />

konstruiert wird, gibt es eine Vielzahl von<br />

möglichen Interpretationen der Realität<br />

Über sozialen Diskurs wird Bedeutung („sense<br />

making“) beziehungsweise Realität erschaffen<br />

139


Drei Stufen auf der Suche nach Bedeutung<br />

1) Am Anfang steht die Handlung: Sie produziert die dahinter liegende<br />

Strategie<br />

2) Handlungen wird Bedeutung zugeschrieben: Über die Diskussion<br />

mit anderen engt sich die Bedeutung der Handlung auf eine<br />

Interpretation ein - Symbole, Labes, Klassifikationen helfen, dass die<br />

Bedeutung der Handlung verstanden wird<br />

3) Informationen werden gespeichert: Informationen werden selektiert,<br />

gespeichert <strong>und</strong> vom Individuum <strong>und</strong> der Organisation erinnert. Die<br />

Erinnerungen stellen eine Landkarte dar, in der weitere Erfahrungen<br />

eingeordnet werden. Damit wird eine soziale Identität aufgebaut<br />

Die Erinnerungen führen auch zu Standardlösungen die Verhindern,<br />

dass neue Aspekte der Umwelt erkannt werden - daher ist es wichtig,<br />

dass, was erinnert wird, ständig überprüft <strong>und</strong> kritisch hinterfragt wird.<br />

140


• Die Theorie von Karl Weick impliziert ein<br />

Organisationsverständnis, das Bezüge zum<br />

psychologischen Konstruktivismus (Watzlawik,<br />

1981) aufweist.<br />

• Weick (1977) betrachtet Organisationen als<br />

(partiell) geschlossene Systeme, als Einheiten,<br />

die ihre Welt <strong>und</strong> Identität ständig selbst<br />

konstruieren.<br />

141


Nach Weick kann die Entwicklung der Organisation<br />

bewusst gesteuert werden, wenn die eigene<br />

Beteiligung an der Konstruktion der Wirklichkeit<br />

aufgezeigt wird.<br />

Veränderungen sind möglich, wenn kurzfristig<br />

kreatives Chaos zugelassen wird – wenn<br />

eingefahrene Wahrnehmungstendenzen,<br />

Denkstrukturen <strong>und</strong> Tätigkeitsroutinen<br />

durchbrochen werden.<br />

142


Kulturtheorie von Edgar Schein<br />

Organisationskultur ist ein Muster von<br />

Gr<strong>und</strong>annahmen, welche von einer Organisation<br />

gelernt wurden <strong>und</strong> den Mitgliedern der<br />

Organisation im Sozialisationsprozess<br />

weitergegeben werden.<br />

Abläufe der Organisation können nur verstanden<br />

werden, wenn die spezifische Kultur analysiert<br />

wird.<br />

143


• Kultur ist ein Medium, das Menschen über Werte<br />

<strong>und</strong> Normen, Bedeutungen <strong>und</strong> Annahmen<br />

verbindet.<br />

• Kultur äussert sich auf charakteristische Weise in<br />

Artefakten, in der Sprache, in Handlungen.<br />

• Die Organisationskultur umfasst<br />

Gr<strong>und</strong>annahmen, Werte <strong>und</strong> Normen sowie<br />

Artefakte.<br />

• Zu analysieren ist der organisatorische Alltag <strong>und</strong><br />

nicht das, was im Funktionsplan eines Betriebes<br />

steht.<br />

144


Wie wird Organisationskultur sichtbar?<br />

• In symbolischen Überlagerungen mittels Sprache (Witz,<br />

Geschichten, Sprüche, etc.)<br />

• In überprägnanten Realitätsmodellen der Umwelt- <strong>und</strong><br />

Dinggestaltung (Architektur, Logos, etc.)<br />

• In Mythen <strong>und</strong> nicht hinterfragten Annahmen zur<br />

Begründung von Zielen (Rationalität, Effektivität,<br />

Loyalität)<br />

• In Verhaltenscodes <strong>und</strong> Beziehungsregeln (Rollen,<br />

Spiele, Bündnisse)<br />

• In Bräuchen, Ritualen, Zeremonien zur<br />

Symbolwertsteigerung herausragender Ereignisse<br />

(Einstand, Beförderung, Pensionierung)<br />

145


Kultur wird in sozialen Interaktionen<br />

entwickelt <strong>und</strong> geformt<br />

• Die Gründer eines Unternehmens legen das F<strong>und</strong>ament<br />

für die Kultur - die ersten Entscheidungen werden<br />

getroffen, wie die Organisation sich an die Umwelt<br />

anpassen kann, welche Ziele wie verfolgt werden etc.<br />

• Die Organisationskultur wird von den Führungskräften<br />

getragen<br />

• Um die Organisationskultur zu stabilisieren, werden<br />

Personen als Mitglieder ausgewählt, die in ihren Werten<br />

zur Organisation passen.<br />

• Neue Mitglieder werden am <strong>Arbeits</strong>platz sozialisiert<br />

(<strong>Arbeits</strong>zeiten, Kleidung, Umgang, etc.)<br />

146


Das Konzept der Organisationskultur kann<br />

verwendet werden, um bei Schwächen im<br />

Organisationsablauf dahinter liegende<br />

Gr<strong>und</strong>annahmen aufzudecken <strong>und</strong> zu<br />

verändern.<br />

147


New Public Management<br />

Ziel: Verbesserung der Effizienz <strong>und</strong> Effektivität in<br />

der öffentlichen Verwaltung<br />

8 Gr<strong>und</strong>sätze<br />

148


8 Gr<strong>und</strong>sätze:<br />

1) Neue Organisationsstrukturen,<br />

Verantwortungsdeligation (z. B. Trennung von<br />

Leistungsfinanzierern <strong>und</strong> -erbringern)<br />

2) Neue Steuerungsinstrumente <strong>und</strong> -mechianismen (z. B.<br />

neue Kosten- <strong>und</strong> Leistungsindikatoren, Evaluationen, etc.)<br />

3) Neue politische Führung <strong>und</strong> administrative Verantwortung<br />

(z. B. Trennung von Politik <strong>und</strong> Verwaltung)<br />

4) Neue Produkt- <strong>und</strong> Qualitätsorientierung (z. B.<br />

K<strong>und</strong>enorientierung, Serviceorientierung)<br />

5) Modere Personalführung<br />

6) Neue Verwaltung der Finanzen (z. B. dezentrale<br />

Kostenrechnungen)<br />

7) Neues Management von Leistung (z. B. systematische<br />

Messung von Kosten <strong>und</strong> Leistungen)<br />

8) Ablaufprozesse innerhalb der Verwaltung analysieren <strong>und</strong><br />

verbessern (z. B. mit professionellen<br />

Organisationsentwicklern)<br />

149


Blick in die<br />

Zukunft<br />

150


Veränderungen in der <strong>Arbeits</strong>welt<br />

• Möglichkeiten der Informationstechnologien (Zeit<strong>und</strong><br />

Ortsgeb<strong>und</strong>enheit wird aufgehoben, z. B.<br />

Telearbeit)<br />

• Soziodemografische Veränderungen (die<br />

Alterspyramide wird „auf den Kopf gestellt“)<br />

• Veränderte <strong>Arbeits</strong>strukturen (Verknappung oder<br />

Überangebot von Arbeit, alternative Formen der<br />

Arbeit)<br />

151


Horx (2001) beschreibt den Übergang<br />

zu einer Wissenskultur anhand von 7<br />

Paradigmen<br />

1) Dienstleistungs-Demokratie: wechselseitige<br />

Abhängigkeiten nehmen zu, Respekt <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />

als neue Anforderungen für den Alltag<br />

2) Neue Nachhaltigkeit: Zusammenarbeit von Politik <strong>und</strong><br />

Wirtschaft, soziales Engagement von Firmen<br />

3) Soft-Individualität: Werte wie Fairness, Toleranz,<br />

Höflichkeit etc. sind Kennzeichen der Wissensökonomie<br />

152


4) Glokalismus: geografische Grenzen verlieren ihre<br />

Bedeutung <strong>und</strong> gleichzeitig vermehrtes „lokales<br />

Bewusstsein“<br />

5) Kapital des Vertrauens: Vertrauen ersetzt die fehlende<br />

Kontrollierbarkeit<br />

6) Der wachsende Mensch: Lebenslanges Lernen <strong>und</strong><br />

ganzheitliche Sichtweisen gewinnen an Bedeutung<br />

7) Überwindung der Spaltung: Antagonismen wie entweder<br />

oder, schwarz oder weiß sind nicht aufrechtzuerhalten<br />

(z. B. Verschmelzung von Arbeit <strong>und</strong> Freizeit)<br />

153


In einer Wissensökonomie ist die Persönlichkeit<br />

der arbeitenden Menschen als Basis der<br />

Produktivität wichtig.<br />

Horx (2001) hält ein Persönlichkeitsbild für wichtig,<br />

welches sich auszeichnet durch:<br />

• Skills (beruflichen Fertigkeiten: Web-Designer)<br />

• Smarts (soziale Talente: Teamfähigkeit)<br />

• Talents (kreative Fähigkeiten:<br />

Sprachkompetenz).<br />

154


Da Wissensarbeiter keine Untergebenen im eigentlichen<br />

Sinne sind, kommen auf Unternehmen neue Anforderungen<br />

zu. Unternehmen können Wissensarbeiter gewinnen, wenn<br />

sie die folgenden 3 Rs als Strategie anwenden:<br />

• Recruitment: Personalsuche, geprägt von Marketing<br />

• Retention: Halten der Mitarbeiter, indem diesen<br />

Angebote gemacht werden, z. B.<br />

Firmenkindergarten<br />

• Resilience: Widerstandsfähigkeit der Mitarbeiter<br />

stärken, Förderung der Work-Life-<br />

Balance<br />

155


Neue Organisationskonzepte<br />

• Die „lernende Organisation“<br />

• Die „virtuelle Organisation“<br />

• Die „feminine Theorie“ der konsensualen<br />

Organisation<br />

156


Die lernende Organisation<br />

(Agyris & Schön (1978,1996); Senge, 1990)<br />

Die lernende Organisation reagiert nicht nur auf Veränderungen,<br />

sondern antizipiert <strong>und</strong> steuert diese vorausschauend.<br />

Lernen stellt sowohl für die Individuen als auch für die<br />

Organisationen einen Prozess der Aneignung von Informationen<br />

dar – dies ist die Notwendige Voraussetzung für das<br />

Funktionieren von Organisationen.<br />

Lernen wird ausgelöst, wenn tatsächliche Handlungsergebnisse<br />

von den erwarteten abweichen <strong>und</strong> Untersuchungen für die<br />

Ursache dieser Abweichungen angestellt werden.<br />

Um die Lernerfahrungen sichtbar zu machen, bedarf es einer<br />

Verankerung des Lernergebnisse in äußeren <strong>und</strong> sichtbaren<br />

Hinweisfunktionen (z. B. Diagrammen, Programmen,<br />

Organisationspläne).<br />

157


2 Arten von Lernprozessen<br />

1) Single-loop Lernen (adaptives Lernen):<br />

Anpassen an klar definierte Unternehmensziele;<br />

Werte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ausrichtung des<br />

Unternehmens bleiben stabil<br />

2) Double-loop Lernen (generatives Lernen): auch<br />

die Ziele selbst können angepasst werden; die<br />

Organisation als selbstorganisiertes System,<br />

das auch Veränderungen antizipieren kann<br />

158


Erfolgreiche lernende Organisationen<br />

vereinen 5 Fähigkeiten<br />

1) Personal Mastery: Streben nach persönlicher<br />

Meisterschaft; konsequentes Verwirklichen der eigenen<br />

Ziele<br />

2) Mentale Modelle: Vereinfachungen, Konstruktionen der<br />

Wirklichkeit die bestimmen was wahrgenommen wird<br />

3) Gemeinsame Vision: Antwort auf die Frage, was durch das<br />

Unternehmen geschaffen werden soll; vereint <strong>und</strong> spornt<br />

an<br />

4) Team-Lernen: Fertigkeit, individuelle Intelligenz <strong>und</strong><br />

Stärken in einem Team bündeln<br />

5) Systemdenken: integriert die zuvor genannten Disziplinen;<br />

Ganzheiten <strong>und</strong> Zusammenhänge erkennen<br />

159


Die virtuelle Organisation<br />

(Davidow <strong>und</strong> Malone, 1992)<br />

Virtuelle Organisationen sind anpassungsfähige<br />

Organisationen, die mit Hilfe von<br />

Informationstechnologien in einem interaktiven<br />

Austausch mit ihren Lieferanten <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />

stehen, um in kurzer Zeit ein auf die<br />

K<strong>und</strong>enwünsche abgestimmtes Produkt<br />

herzustellen.<br />

160


3 Merkmale der virtuellen Organisation<br />

1) Informationstechnologien: Mit dem Ziel<br />

eingesetzt, die richtige Information zur richtigen<br />

Zeit verfügbar zu haben.<br />

2) Beziehungsgeflecht zu Lieferantn <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en:<br />

Die Abgrenzung zu Lieferfirmen, Vertrieb <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>en ist unscharf.<br />

3) Schlanke Organisation (Lean production):<br />

Autonome <strong>Arbeits</strong>gruppen <strong>und</strong> flache<br />

Hierarchien führen „just-in-time- Produktion“<br />

um; minimierte Lagerbestände.<br />

161


Feminine Theorie der konsensualen<br />

Organisation<br />

Ziele<br />

• Human gestaltete Arbeit<br />

• Aufhebung der Entfremdung von der Arbeit<br />

• Identifikation der MitarbeiterInnen mit dem<br />

Unternehmen<br />

• Ablehnung von Machtspielen<br />

• Entscheidungen werden im Konsens mit allen<br />

Mitgliedern getroffen<br />

• Verringerung der Hierarchien<br />

162


6 Merkmale der femininen Organisation<br />

1) Organisationsmitglieder werden als Individuen<br />

geschätzt<br />

2) Soziale Beziehungen sind ein Wert für sich<br />

3) Die feminine Organisation fühlt sich für das<br />

persönlichen Wachstum ihrer Mitglieder<br />

verantwortlich<br />

4) Die Organisation soll eine Gemeinschaft sein, in<br />

der die Mitglieder einander vertrauen <strong>und</strong> für<br />

einander sorgen<br />

5) Macht <strong>und</strong> Einfluss wird auf alle aufgeteilt<br />

163


Bedingungsloses Gr<strong>und</strong>einkommen<br />

Video<br />

164


<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

165


<strong>Arbeits</strong>gestaltung - Überblick<br />

• Analyse der Arbeit: Auftrags- <strong>und</strong> Bedingungsanalyse,<br />

Tätigkeitsanalyse, Messung der Auswirkung der Arbeit<br />

• Bewertung der Arbeit: Tätigkeitsbewertungssystem,<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit, Stress<br />

• <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

166


Analyse der Arbeit<br />

168


<strong>Arbeits</strong>analyse<br />

Zur Zeit des „scientific management“ war das Ziel<br />

der <strong>Arbeits</strong>analyse, die effizienteste<br />

Führungsweise unabhängig von individuellen<br />

Eigenheiten zu finden.<br />

Heute ist die <strong>Arbeits</strong>analyse gefordert Autonomie,<br />

Selbstregulation <strong>und</strong> eine optimale Abstimmung<br />

zwischen Mensch, Maschine <strong>und</strong> Organisation zu<br />

finden.<br />

169


Die <strong>Arbeits</strong>analyse umfasst …<br />

• Objektive Faktoren: Unter welchen Bedingungen<br />

sind welche <strong>Arbeits</strong>aufträge zu erledigen?<br />

• Subjektive Faktoren: Wie werden die<br />

<strong>Arbeits</strong>aufträge subjektiv interpretiert <strong>und</strong> welche<br />

konkreten Tätigkeiten werden durchgeführt?<br />

170


Die <strong>Arbeits</strong>analyse ist<br />

funktionsorientiert<br />

<strong>und</strong>/oder<br />

autonomieorientiert.<br />

171


Merkmale der funktions- <strong>und</strong> der autonomieorientierten<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse (Schüpbach, 1993)<br />

Gr<strong>und</strong>lagen Funktionsorientierte<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse<br />

Organisationsmodell Zentrale Planung <strong>und</strong><br />

Steuerung aller<br />

<strong>Arbeits</strong>abläufe von<br />

Mensch <strong>und</strong> Technik<br />

(Trennung von Denken<br />

<strong>und</strong> Tun)<br />

Menschenbild Der Mensch erbringt nur<br />

dann eine gute Leistung,<br />

wenn er genau<br />

angewiesen <strong>und</strong><br />

kontrolliert wird<br />

Verhältnis<br />

Mensch/Technik<br />

Kontrolle des Menschen<br />

durch den technischen<br />

Prozess<br />

Autonomieorientierte<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse<br />

Lokale Selbstregulation<br />

im Rahmen einer zentralen<br />

Rahmenplanung<br />

(Einheit von Denken <strong>und</strong><br />

Tun)<br />

Der Mensch erbringt nur<br />

dann eine gute Leistung,<br />

wenn er genau<br />

angewiesen <strong>und</strong><br />

kontrolliert wird<br />

Kontrolle des<br />

technischen Prozesses<br />

durch den Menschen<br />

172


Analysemodell Funktionsorientierte<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse<br />

Ziel der Analyse Den einen, besten Weg<br />

der <strong>Arbeits</strong>vollzüge<br />

ermitteln; die dafür am<br />

besten geeigneten<br />

<strong>Arbeits</strong>kräfte finden<br />

Analysestrategie „Analytische“<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse:<br />

Zergliederung der<br />

<strong>Arbeits</strong>abläufe; getrennte<br />

Betrachtung von<br />

Mensch, Technik <strong>und</strong><br />

Organisation<br />

Analysebereich Einfache manuelle<br />

Arbeiten <strong>und</strong> technische<br />

Einrichtungen<br />

Autonomieorientierte<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse<br />

Eine optimale Abstimmung<br />

von Mensch, Technik <strong>und</strong><br />

Organisation finden; die<br />

Mitarbeiter umfassend<br />

qualifizieren<br />

„Synthetische“<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse:<br />

Ganzheitliche Betrachtung<br />

von <strong>Arbeits</strong>abläufen;<br />

Zusammenführen von<br />

Mensch, Technik <strong>und</strong><br />

Organisation<br />

<strong>Arbeits</strong>systeme: Komplexe<br />

<strong>Arbeits</strong>aufgaben <strong>und</strong><br />

technische Systeme;<br />

<strong>Arbeits</strong>tätigkeiten<br />

173


Analysemodell Funktionsorientierte<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse<br />

Analysedimension Strukturen; elementare<br />

Funktionen <strong>und</strong> deren<br />

lineare Verknüpfung;<br />

Anforderungen; erforderliche<br />

Qualifikationen<br />

Theoretische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Gr<strong>und</strong>legende<br />

Analysemethode<br />

S-(O)-R-Verhaltensmodell;<br />

technische<br />

Steuerungsmodelle<br />

Autonomieorientierte<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse<br />

Prozesse <strong>und</strong> deren<br />

Lenkung; komplexe<br />

Beziehungen <strong>und</strong><br />

Rückwirkungen;<br />

Handlungsspielräume;<br />

Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

Systemische Modelle; soziotechnischer<br />

Systemansatz;<br />

tätigkeits- <strong>und</strong> handlungs-<br />

theoretische Ansätze<br />

Experimentelle Analysen Beobachtungsinterviews;<br />

systematische<br />

Beobachtungen (eventuell<br />

ergänzt durch experimentelle<br />

Analysen)<br />

174


Analyseschritte (Ulich, 2001)<br />

1) Psychologische Auftrags- <strong>und</strong><br />

Bedingungsanalyse<br />

2) <strong>Arbeits</strong>tätigkeit <strong>und</strong> erforderliche<br />

Regulationsbedingungen<br />

3) Auswirkungen der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit auf das<br />

Erleben <strong>und</strong> Befinden<br />

175


1) Auftrags- <strong>und</strong><br />

Bedingungsanalyse<br />

176


Schritte der Auftrags- <strong>und</strong> Bedingungsanalyse der<br />

objektiven <strong>Arbeits</strong>situation <strong>und</strong> Erfassungsmethoden<br />

1) Technologische Gliederung des Produktionsprozesses<br />

2) Angabe der Funktion der Aufträge für den<br />

Produktionsprozess<br />

3) Kennzeichnung der <strong>Arbeits</strong>teilung<br />

4) Strukturbeschreibung von <strong>Arbeits</strong>aufträgen<br />

5) Kennzeichnung der Freiheitsgrade<br />

a) Bewältigung der einzelnen <strong>Arbeits</strong>aufträge<br />

b) Organisation der Abfolge aller Aufträge<br />

6) Kennzeichnung der zeitlichen Eigenschaften der<br />

<strong>Arbeits</strong>aufträge<br />

Dokumentenanalyse<br />

Wiederholungshäufigkeit,<br />

Ausführungsdauer der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />

erfassen<br />

Kenntlich machen der<br />

Konsequenzen<br />

Fragen der<br />

Aufgabengestaltung<br />

werden beantwortet<br />

Kennzeichnen der<br />

Grobstruktur<br />

objektive <strong>und</strong><br />

subjektive<br />

Möglichkeiten<br />

177


<strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />

• <strong>Arbeits</strong>bedingungen werden in der Auftragsanalyse<br />

festgestellt,<br />

• sind Gegebenheiten, die im Produktionsprozess auftreten<br />

<strong>und</strong> die <strong>Arbeits</strong>tätigkeit <strong>und</strong>/oder das -ergebnis<br />

beeinflussen.<br />

Äußere <strong>Arbeits</strong>bedingungen wirken unmittelbar (Lärm,<br />

Schmutz) oder werde psychisch verarbeitet, durch die<br />

inneren Voraussetzungen „gebrochen“ (Prämie wirkt über<br />

Umwege auf die Muskelleistung) <strong>und</strong> wirken so auf die<br />

<strong>Arbeits</strong>tätigkeit <strong>und</strong> das -ergebnis.<br />

Innere <strong>Arbeits</strong>bedingungen sind beim Arbeitenden als<br />

Leistungsvoraussetzung vorliegende personale<br />

Bedingungen.<br />

178


Äußere <strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />

• Allgemeine <strong>Arbeits</strong>bedingungen: z. B.<br />

Standortbedingungen, Erwerbsform,<br />

<strong>Arbeits</strong>marktsituation, Art des<br />

Beschäftigungsverhältnisses, <strong>Arbeits</strong>ort, -raum, Licht,<br />

Lärm, Witterungseinflüsse<br />

• <strong>Arbeits</strong>platzspezifische Bedingungen: z. B.<br />

fester/wechselnder <strong>Arbeits</strong>platz, vorhandene<br />

Technologien, Kooperations-/Kommunikationsformen,<br />

Haltung am <strong>Arbeits</strong>platz<br />

• <strong>Arbeits</strong>tätigkeitsspezifische <strong>Arbeits</strong>bedingungen: z. B.<br />

Grad vorgeschriebener Vorgehensregeln, Vorgabezeiten,<br />

technische Einrichtungen <strong>und</strong> Programme<br />

179


Innere <strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />

• Habituelle Leistungsvoraussetzungen: z. B. Konstitution,<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand, Einstellung, Erfahrung,<br />

Fertigkeiten, Fähigkeiten.<br />

• Aktuelle Leistungsvoraussetzungen: z. B. Geübtheit,<br />

Motivation, Ermüdung, Stresszustand,<br />

Monotoniezustand.<br />

180


Soziotechnische Systemanalyse<br />

Die soziotechnische Systemanalyse liefert<br />

Ansätze für die gemeinsame Optimierung des<br />

sozialen <strong>und</strong> technischen Systems (9 Schritte):<br />

1) Grobanalyse des Produktionssystems <strong>und</strong> seiner<br />

Umwelt (Fabriken-Layout, Organisationsstruktur)<br />

2) <strong>Arbeits</strong>ablaufanalyse der materiellen<br />

Transformationsprozesse (Input, Transformation, Output)<br />

3) Schwachstellenanalyse zur Ermittlung von<br />

Schwankungen im Produktionsprozess<br />

181


4) Analyse des sozialen Systems<br />

zur Beschreibung der Hierarchie, der horizontalen<br />

Mobilität etc.<br />

5) Analyse der Rollenwahrnehmungen der Mitarbeiter<br />

6) Beschreibung des Instandhaltungssystems (Wartungs<strong>und</strong><br />

Erhaltungsarbeiten)<br />

7) Beschreibung des Versorgungs- <strong>und</strong> Abnehmersystems<br />

8) Analyse von Unternehmenspolitik <strong>und</strong> -planung zur<br />

Erfassung der Unternehmensziele<br />

9) Erarbeitung von Gestaltungsvorschlägen,<br />

Veränderungsvorschlägen<br />

182


2) Tätigkeitsanalyse<br />

183


Tätigkeitsanalyse<br />

• Die Tätigkeitsanalyse stellt die subjektive<br />

Analyseebene dar,<br />

• bezieht sich auf den Prozess, der psychischen<br />

Struktur <strong>und</strong> Regulation menschlicher<br />

<strong>Arbeits</strong>tätigkeit im Zusammenhand mit inneren<br />

Bedingungen.<br />

Die psychische Struktur ist die subjektiv erarbeitete,<br />

redefinierte mentale Abbildung der objektiv<br />

gegebenen <strong>Arbeits</strong>tätigkeit.<br />

184


Handlungstheorie von W. Hacker<br />

(Basis der Tätigkeitsanalyse)<br />

Arbeit:<br />

• ist bewusste, zielgerichtete Tätigkeit;<br />

• gerichtet auf die Verwirklichung eines Ziels als<br />

vorweggenommenes Resultat, dass<br />

• vor dem Handeln ideell gegeben war;<br />

• sie wird willensmäßig auf das bewusste Ziel hin reguliert;<br />

• bei der Herstellung des Produkts formt sich zugleich die<br />

Persönlichkeit <strong>und</strong> die Einstellungen.<br />

• Jede <strong>Arbeits</strong>tätigkeit ist gesellschaftlich bestimmt<br />

beziehungsweise eingebettet.<br />

185


• Zielgerichtete Handlungen sind die kleinste<br />

Einheit der Tätigkeitsanalyse<br />

• Handlungen setzen sich aus Operationen <strong>und</strong><br />

Bewegungen zusammen<br />

• Operationen sind unselbstständige<br />

Teilhandlungen die nicht bewusst werden<br />

186


Folgenden Rahmenbedingungen<br />

sind zu beachten:<br />

• Arbeit als gesellschaftlicher Prozess wirkt sich<br />

auf die Motivation aus<br />

• Arbeit als Bestandteil eines umfassenden<br />

Produktionsprozesses mit oder ohne<br />

Eingriffspunkten (Bedientätigkeiten,<br />

Steuerungstätigkeiten)<br />

• Eingriffspunkte erlauben verschiedene Arten des<br />

Eingreifens. Die Vielfalt der<br />

Eingriffsmöglichkeiten bestimmt die<br />

Freiheitsgrade einer Tätigkeit<br />

187


Die psychische Struktur umfasst<br />

• Entwürfe von Handlungsprogrammen<br />

(antizipiertes Endergebnis)<br />

• Entscheidungen, welche Wege <strong>und</strong> Mittel zum<br />

Ziel führen<br />

• Kontrolle der Soll-Ist-Divergenzen<br />

188


Überblick über Glieder <strong>und</strong> Zusammenhänge der<br />

psychischen Regulation von <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten<br />

Ausführungsregulation <br />

Antriebsregulation<br />

Handlungsvorbereitung<br />

Richten<br />

Motiv, Ziel<br />

Orientierung (für<br />

Zieldifferenzierung;<br />

Mittel-Weg-Prüfung;<br />

Hypothesenbildung)<br />

Entwerfen von<br />

Aktionsprogrammen<br />

Entscheiden<br />

Handlungsvollzug<br />

Vorsatz Entschließen<br />

Hierarchisches<br />

Ergebnismodell (Ziele);<br />

hierarchisches<br />

Tätigkeitsmodell<br />

(Aktionsprogramm)<br />

Kontrollieren<br />

189<br />

T-O-T-E-Einheiten


Die Aufgabe der psychischen Struktur ist,<br />

die Tätigkeit so auszurichten, dass ein Ist-<br />

Zustand in einen Soll-Zustand überführt<br />

werden kann – Menschen bilden sich von<br />

diesem Vorgang ein inneres Modell – das<br />

operative Abbildsystem.<br />

190


Operatives Abbildsystem<br />

Die Differenziertheit dieses inneren Aktionsprogramms<br />

determiniert die Güte des an ihm orientierten Handelns.<br />

bildet alle Abschnitte der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit ab: gewünschte<br />

Zielvorgaben, Wissen um Rohstoffe, Funktionsweisen von<br />

Maschinen, Eingriffspunkte in den Produktionsprozess,<br />

subjektive Freiheitsgrade,<br />

fungiert als Sollwert beim rückgekoppelten Soll-Ist-Vergleich,<br />

entspricht einem Prototyp oder Schema <strong>und</strong> ist<br />

besonders effektiv, wenn es aus visuell-anschaulichen <strong>und</strong><br />

begrifflich-abstrakten Doppelkodierungen besteht. In diesem<br />

Fall ist ein schnelles Abrufen von Informationen<br />

gewährleistet.<br />

191


Spitzenkönner verdanken ihre<br />

hervorragende Leistung einem<br />

besonders effektiv ausdifferenzierten<br />

operativen Abbildsystem !<br />

192


Leistungsunterschiede zwischen<br />

Spitzenarbeitern <strong>und</strong> anderen Bedienern von<br />

Kreuzspulmaschinen in der Textilbranche<br />

Bereich Kriterien Richtung Statistische<br />

Signifikanz<br />

<strong>Arbeits</strong>intensität • Ausnutzung<br />

der <strong>Arbeits</strong>zeit<br />

Sensumotorische<br />

Fertigkeiten<br />

• <strong>Arbeits</strong>tempo<br />

• Verrichtung A<br />

• Verrichtung B<br />

höher<br />

höher<br />

schneller<br />

schneller<br />

nicht signifikant<br />

nicht signifikant<br />

nicht signifikant<br />

nicht signifikant<br />

193


Bereich Kriterien Richtung Statistische<br />

Signifikanz<br />

Mentale • Suche nach<br />

kürzer<br />

Regulations- Fehlerursachen<br />

• Fehlerverhütende<br />

Verrichtungen<br />

häufiger<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

von <strong>Arbeits</strong>verfahren<br />

• Unterbrechung langer<br />

Tätigkeiten zugunsten<br />

kürzer<br />

• Organisieren<br />

bedienfreier<br />

Laufperioden<br />

• Kenntnis der<br />

Auftrittshäufigkeit von<br />

Fehlern<br />

• Kenntnis der Signale<br />

von Fehlerursachen<br />

• Kenntnis der Dauer von<br />

Fehlerbehebungen<br />

häufiger,<br />

länger<br />

häufiger,<br />

länger<br />

umfassender<br />

umfassender<br />

umfassender<br />

signifikant<br />

194


Regulation von Handlungen über das<br />

operative Abbildsystem<br />

operatives<br />

Abbildsystem<br />

Regulierende, hierarchisch<br />

organisierte Funktionseinheit<br />

Handlung<br />

Ist-Zustand<br />

195


Die Rückkoppelung zwischen dem operativen<br />

Abbildsystem <strong>und</strong> der Handlung, dem Ist-Zustand<br />

kann als T-O-T-E- Einheit (test-operate-testoperate,<br />

..., exit) nach Miller, Galanter <strong>und</strong> Pribram<br />

(1970) bezeichnet werden.<br />

Hacker bevorzugt, den Rückkoppelungskreis als<br />

Vor(weg)nahme-Veränderung-<br />

Rückkoppelungseinheit (V-V-R-Einheit) zu<br />

beschreiben.<br />

196


T-O-T-E Einheit = test-operate-test-operate-test, ..., exit<br />

T-O-T-E Einheit<br />

E<br />

Eingang<br />

Test<br />

-<br />

Operation<br />

+<br />

A<br />

Ausgang<br />

197


V-V-R-Einheit = Vor(weg)nahme-Veränderungs-<br />

Rückkoppelungseinheit<br />

V-V-R-Einheit<br />

Vergleichen<br />

0<br />

Verändern<br />

1<br />

198


Zielführende Tätigkeiten erfordern ein spezifisches<br />

System von Willensvorgängen <strong>und</strong> Disziplin – die<br />

Antriebsregulation oder Motivation.<br />

Die Tätigkeit erfordert außerdem Kognitionen die<br />

die ideelle Vorwegnahme auf ein Ziel hin<br />

ermöglichen – die Ausführungsregulation.<br />

199


Die Ausführungsregulation besteht<br />

aus Regulation auf …<br />

• Sensumotorischer Regulationsebene<br />

• Perzeptiv-begrifflicher Regulationsebene<br />

• Intellektueller Regulationsebene<br />

200


Sensumotorische Regulationsebene<br />

Alle <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten werden über sensumotorisch<br />

regulierte Bewegungen realisiert.<br />

Diese sind nicht bewusstseinspflichtig (im<br />

Normalfall ist das Bewusstwerden der<br />

sensumotorischen Abläufe störend).<br />

201


Sensomotorische Regulation …<br />

• … soll als sensomotorischer Kreisprozess unter Einfluss<br />

kognitiver Prozesse analysiert werden, d.h. als afferentsensorisches<br />

Phänomen.<br />

• Zielgerichtete Bewegungen sind an einen ständigen<br />

Zufluss sensorischer Afferenzen geb<strong>und</strong>en (z. B. Lage<br />

der Gliedmaßen).<br />

• Zu den Bewegungen gibt es auch Einstellungen die zu<br />

Veränderungen der Motorik führen.<br />

• Der Sinn der zu lösenden Aufgabe bestimmt über die<br />

Motivation die Struktur der Willkürbewegungen.<br />

• Bewegungen sind stets nach Funktionszielen organisiert.<br />

202


Die psychologische Bewegungsanalyse<br />

konzentriert sich nicht auf den energetischen,<br />

sondern auf den informationellen Aspekt.<br />

Die Analyserichtung darf nicht von sinnentleerten<br />

Einzelbewegungen ausgehen (wie im Taylorismus),<br />

sondern muss „top-down“ erfolgen.<br />

Deswegen muss das Training von Bewegungen bei<br />

der Orientierung ansetzen.<br />

203


Trainingsmöglichkeiten von<br />

sensomutorischen Tätigkeiten<br />

• Direkte Methode (aktiv)<br />

• Indirekte Trainingsmethoden:<br />

– perzeptive, mentale, observative Methoden<br />

– sprachgestütztes Training<br />

– kognitive Rückmeldung über fehlerhafte Ausführung<br />

<strong>und</strong> Ursachen<br />

D. h. Trainings können rein gedanklich beziehungsweis<br />

vorstellungsmäßig (mit)vollzogen werden<br />

Die Kombination von direkten <strong>und</strong> indirekten Methoden ist<br />

sehr effektiv.<br />

204


Perzeptiv-begriffliche<br />

Regulationsebene<br />

Regulation von Sprache <strong>und</strong> Signalen<br />

Signale:<br />

• sind funktional bedeutsame Reize<br />

• enthalten eine bestimmte nützliche Information<br />

die eine Antwortreaktion verlangt<br />

• werden unmittelbar aus dem <strong>Arbeits</strong>prozess<br />

entnommen oder über Mess- <strong>und</strong> Anzeigegeräte<br />

vermittelt<br />

• sind bewusstseinspflichtig<br />

• für die Erfassung sind die Gesetzmäßigkeiten<br />

der Wahrnehmung wesentlich<br />

205


Signalgestaltung<br />

• Signale müssen voneinander klar unterscheidbar sein<br />

• 7+/- 2 akustische oder visuelle Reize sind gut<br />

indentifizierbar<br />

• Erhöhung der identifizierbaren Merkmalsausprägungen<br />

durch Einführung zusätzlicher, unabhängig voneinander<br />

variierender Dimensionen der Reize<br />

• Bildung von Superzeichen erhöht die Leistungsfähigkeit<br />

• Anschaulich-konkrete Beziehungen zu den Signalen<br />

sind besser (niedrigere/r Lernaufwand, Fehlerquote,<br />

Zeitbedarf) als symbolisch-abstrakte Beziehungen<br />

206


Bedeutung der Sprache<br />

• Der <strong>Arbeits</strong>prozess wird mittels Sprache<br />

unterrichtet, geplant, koordiniert, bewertet<br />

• Wiedererkennung von Reizen/Signalen ist von<br />

deren Benennbarkeit abhängig<br />

• Die innere Sprache führt zu besseren Leistungen<br />

207


Fingergeschicklichkeitsaufgabe<br />

Leistungs-<br />

verbesserung<br />

gegenüber der<br />

Anfangsleistung<br />

in Prozent<br />

200<br />

150<br />

100<br />

Kontrollgruppe<br />

mentale Übung<br />

aktive Übung<br />

Perzeptive<br />

Übung<br />

aktive <strong>und</strong><br />

mentale Übung


Durchschnittliche Eingabezeit in Abhängigkeit von der<br />

Signalbezeichnung (Matern, 1971; Hacker, 1980)<br />

Durchschnittliche Eingabezeit pro Datenfolge<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

Geometrische<br />

Figuren<br />

Nicht silbenweise<br />

sprechbare, sinnfreie<br />

Buchstabefolgen<br />

Silbenweise sprechbare,<br />

sinnfreie Buchstabenfolgen<br />

Abkürzungen<br />

Englische Worte<br />

Komplexitätsgrad des Datenmaterials<br />

Deutsche Worte<br />

209


Intellektuelle Regulationsebene<br />

• Leistungsstarke Personen befassen sich mehr mit der<br />

kognitiven Analyse des <strong>Arbeits</strong>prozessen<br />

• Denken läuft dem praktischen Handeln antizipierend<br />

voraus<br />

• Diagnostische Denkaufgaben betreffen die Entdeckung<br />

von Signalen <strong>und</strong> das Erkennen von Regeln <strong>und</strong><br />

Funktionen<br />

• Prognostische Denkaufgaben betreffen die Umsetzung<br />

von technischen Vorgaben in Handlungen, Antizipation<br />

von Tätigkeitsschritten <strong>und</strong> Resultaten, Entscheidungen<br />

über <strong>Arbeits</strong>mittel, die Planung von Tätigkeiten <strong>und</strong><br />

Erprobung am operativen Abbild<br />

210


Eigenschaften einer Person mit großen<br />

abstrakten Denkvermögen:<br />

• „Ich“ kann von Außenwelt oder von inneren Erlebnissen<br />

abgelöst werden<br />

• Geistige Einstellung kann bezogen werden<br />

• Über das eigene Tun kann Rechenschaft abgelegt <strong>und</strong><br />

diese in Worte gefasst werden<br />

• Von einem Situationsaspekt wird reflektierend auf einen<br />

anderen übergegangen<br />

211


• Mehrere Aspekte werden gleichzeitig bewusst gehalten<br />

• Wesentliches eines gegebenen Ganzen kann rasch<br />

erfasst werden; schöpferische Fähigkeiten sind<br />

gegeben<br />

• Oberbegriffe (Kategorien) können gebildet werden<br />

• Vorstellend wird vorausgeplant; Möglichkeiten werden<br />

vorweggenommen <strong>und</strong> entsprechende<br />

Handlungsschritte mental am operativen Abbildsystem<br />

geplant<br />

212


Auf der intellektuellen<br />

Regulationsebene ist die Beurteilung<br />

von Produktionsprozessen wesentlich<br />

– nur dann sind Maßnahmen im<br />

Tätigkeitsprozess möglich.<br />

213


Durchführung von Tätigkeitsanalysen<br />

• Mittels Beobachtungsinterviews:<br />

<strong>Arbeits</strong>beobachtung <strong>und</strong> anschließende<br />

Befragung; es werden Teiltätigkeiten der zu<br />

analysierenden <strong>Arbeits</strong>tätigkeit erfasst; dann<br />

• Entwicklung eines Kategoriensystems<br />

• Mittels Ganzschichtbeobachtung wird die<br />

Ablaufstruktur der Tätigkeit erfasse<br />

Wichtig ist die Erhebung von Häufigkeitsmuster,<br />

Tätigkeitsabfolgen <strong>und</strong> Zeitanteilen einer Tätigkeit<br />

214


Kategorien möglicher Tätigkeiten eines Operateurs an<br />

einer Industrieroboter-Schweißanlage (nach Ulich, 2000)<br />

Kategorie<br />

100<br />

101<br />

102<br />

103<br />

...<br />

200<br />

201<br />

202<br />

203<br />

...<br />

300<br />

301<br />

302<br />

303<br />

...<br />

630<br />

<strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />

Auftragsplanung <strong>und</strong> -vorbereitung<br />

Material anfordern<br />

Material transportieren<br />

Material bereitstellen<br />

...<br />

Einrichten der Schweißanlage<br />

Programmieren/Einteachen<br />

Programm laden<br />

Probelauf durchführen<br />

...<br />

Teiltätigkeiten im unmittelbaren Zusammenhang mit dem<br />

Schweißen<br />

Bestückung der Schweißanlage<br />

Auf- <strong>und</strong> Abspannen der Werkstücke<br />

Werkstücke positionieren<br />

...<br />

Reinigung<br />

215


3. Messung der Auswirkung<br />

der Arbeit auf <strong>Arbeits</strong>tätige<br />

216


Jede psychologische Tätigkeitsanalyse muss auch<br />

die Auswirkungen der Arbeit auf die <strong>Arbeits</strong>tätigen<br />

untersuchen, z. B. mittels<br />

• unstandardisierten Verfahren, z. B. freie Berichte<br />

erheben subjektive Erfahrungen<br />

• halbstandardisierten Verfahren: Interviews,<br />

Beobachtungsverfahren, <strong>Arbeits</strong>tagebücher, Technik der<br />

kritischen Ereignisse<br />

• standardisierten Verfahren: Fragebögen<br />

217


Verfahren zur Erfassung des subjektiven<br />

Erlebens<br />

• Job Diagnostic Survey, basierend auf dem<br />

Modell des Motivationspotentials (Hackman &<br />

Oldham, 1976)<br />

218


Modell des Motivationspotentials<br />

Aufgabenmerkmale<br />

Anforderungsvielfalt<br />

Ganzheitlichkeit<br />

der Aufgabe<br />

Bedeutsamkeit<br />

der Aufgabe<br />

Autonomie<br />

Rückmeldung aus<br />

der Aufgabenerfüllung<br />

Psychologische<br />

Erlebniszustände<br />

Erlebte Bedeutsamkeit<br />

der eigenen<br />

<strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />

Erlebte Verantwortung<br />

für die Ergebnisse der<br />

eigenen <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />

Wissen über die<br />

aktuellen Resultate, vor<br />

allem die Qualität der<br />

eigenen Arbeit<br />

Bedürfnis nach<br />

persönlicher Entfaltung<br />

Auswirkungen<br />

der Arbeit<br />

Hohe intrinsische<br />

Motivation<br />

Hohe Qualität der<br />

<strong>Arbeits</strong>leistung<br />

Hohe <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

Niedrige Abwesenheit<br />

<strong>und</strong><br />

Fluktuation<br />

219


Weitere Verfahren zur Erfassung des<br />

subjektiven Erlebens<br />

• Subjektive <strong>Arbeits</strong>analyse (SAA)<br />

• Subjektive Tätigkeitsanalyse<br />

• Verfahren zur Ermittlung von Regulationserfordernissen<br />

in der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit (VERA)<br />

• Analyse von <strong>Arbeits</strong>belastungen als Folge<br />

von Regulationsbehinderungen (RHIA)<br />

• Instrument zur stressbezogenen<br />

<strong>Arbeits</strong>analyse (ISTA)<br />

• Tätigkeitsanalyseinventar (TAI)<br />

220


Bewertung der Arbeit<br />

221


4 Kriterien der Bewertung der Arbeit<br />

nach Rohmert (1972)<br />

• Ausführbarkeit: notwendige Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Fertigkeiten müssen gegeben sein<br />

• Erträglichkeit: Die Arbeit muss kontinuierlich<br />

ausführbar sein, ohne das es zu Schädigungen<br />

kommt<br />

• Zumutbarkeit: Ethik <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Werthaltung<br />

• Zufriedenheit: Befinden <strong>und</strong> individuelle<br />

Bewertung<br />

222


4 Kriterien der Bewertung der<br />

Arbeit nach Hacker<br />

• Ausführbarkeit<br />

• Schädigungslosigkeit<br />

• Beeinträchtigungsfreiheit<br />

• Persönlichkeitsförderlichkeit<br />

223


Bewertungsebene<br />

1) Ausführbarkeit<br />

Wenn im bewertenden, normative Sinne die<br />

forderungsgerechte Aufgabenerfüllung langfristig<br />

gewährleistet wird (einschlägige Normwerte<br />

eingehalten – überwiegend nicht eingehalten –<br />

zuverlässige Ausführung nicht möglich)<br />

Mögliche Kriterien:<br />

anthropometrische Normen<br />

sinnespsychologische Normwerte<br />

224


Bewertungsebene<br />

2) Schädigungslosigkeit<br />

Beurteilt wird, ob eine <strong>Arbeits</strong>tätigkeit zu physischen<br />

oder psychischen Störung führt (Ges<strong>und</strong>heitsschäden<br />

ausgeschlossen - möglich - hoch wahrscheinlich)<br />

Mögliche Kriterien:<br />

MAK-Werte<br />

BK-Morbidität<br />

Unfälle<br />

225


Bewertungsebene<br />

3) Beeinträchtigungsfreiheit (Zumutbarkeit)<br />

Bezieht sich auf die Fehlbeanspruchung, die zu einer<br />

Über- oder Unterforderung führt (ohne Beeinträchtigung<br />

– volle Kompensation – labile Kompensation –<br />

anhaltende verminderte Effektivität – funktionelle<br />

Störung)<br />

Mögliche Kriterien:<br />

Stufen psychophysischer Belastungswirkungen<br />

226


Bewertungsebene<br />

4) Persönlichkeitsförderlichhkeit<br />

ausreichende Aktivität, Möglichkeit zur Anwendung<br />

<strong>und</strong> Erhaltung erworbener Leistungsvoraussetzungen,<br />

Möglichkeit zur Erweiterung der<br />

Leistungsvoraussetzungen, Möglichkeit zur<br />

selbstständigen Zielsetzung, Möglichkeit zur<br />

schöpferischen Tätigkeit, Kooperationsmöglichkeit,<br />

Anerkennung <strong>und</strong> Lob (Weiterentwicklung – Erhaltung<br />

– Dequalifizierung)<br />

Mögliche Kriterien:<br />

Zeitanteil für selbstständige, schöpferische Verrichtung<br />

Erforderliche Lernaktivitäten<br />

227


Die Bewertung von Arbeit ist auch von<br />

arbeitswissenschaftlicher,<br />

gesellschaftswissenschaftlicher,<br />

medizinischer etc. Expertise abhängig.<br />

Die Psychologie möchte die<br />

<strong>Arbeits</strong>bedingungen „objektiv“ erfassen oder<br />

subjektive Erfahrungsberichte analysieren.<br />

Weiters wird Wohlbefinden, Zufriedenheit,<br />

Unbehagen, Belastung, Stress untersucht.<br />

228


Tätigkeitsbewertungssystem<br />

Das Tätigkeitsbewertungssystem ist ein objektives<br />

Verfahren zur Bewertung von <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten.<br />

Es werden Aspekte der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit bewertet die<br />

Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung bieten oder<br />

hemmen.<br />

Vorgehen: systematische Beobachtung seitens mehrerer<br />

Experten <strong>und</strong> Aufzeichnung von Einzelmerkmalen um das<br />

Förderpotential der Arbeit festzustellen<br />

229


Merkmale, die durch<br />

Tätigkeitsbeobachtung <strong>und</strong><br />

Beobachtungsinterviews erfasst werden:<br />

• Organisatorische <strong>und</strong> technische Bedingungen<br />

• Kooperations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationserfordernisse<br />

• Aus dem <strong>Arbeits</strong>auftrag resultierende<br />

Verantwortung<br />

• Erforderliche geistige (kognitive) Leistungen<br />

• Qualifikations- <strong>und</strong> Lernerfordernisse<br />

230


<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

231


<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

• <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit ist die generelle Einstellung zur<br />

Arbeit <strong>und</strong> vor allem die allgemeine Bewertung der<br />

Arbeit.<br />

• ist eine komplexe Summation von Zufriedenheiten mit<br />

einzelnen <strong>Arbeits</strong>aspekten.<br />

• ist eine subjektive Erfahrung.<br />

Dimensionen der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit (Weinert, 1998)<br />

• Emotionale Reaktion auf die <strong>Arbeits</strong>situation<br />

• Übereinstimmung zwischen <strong>Arbeits</strong>ergebnis <strong>und</strong><br />

Erwartungen<br />

• Verdichtung mehrerer miteinander in Beziehung<br />

stehender Einstellungen<br />

232


Theoretische Erklärungen der<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit (AZ)<br />

• Bedürfnistheorie<br />

Frustration Spannung Unzufriedenheit<br />

Befriedigung Entspannung Zufriedenheit<br />

• Instrumentalitätstheorie<br />

AZ Erwartungen = tatsächliche Belohnung<br />

• Balancetheorie<br />

AZ erwartetes = tatsächliches Ergebnis<br />

• Austausch- <strong>und</strong> Equitytheorie<br />

Kosten- / Nutzenrechnung<br />

• Lerntheorie (Konditionierung)<br />

Angenehme Stimmung bei der Arbeit ↔ AZ<br />

233


Modelle der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

• Zweifaktorentheorie von Herzberg, et al.<br />

• Modell der Determinanten der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

von Lawler<br />

• Modell von Bruggemann et al.<br />

234


Zweifaktorentheorie nach Herzberg,<br />

Mausner & Snyderman<br />

2 Motivklassen:<br />

1) Defizitmotive: Nach Beseitigung des jeweiligen Mangels<br />

sind sie befriedigt <strong>und</strong> nicht weiter handlungsbestimmend.<br />

→ Hygiene-Bedürfnisse: wenn sie befriedigt sind, sind<br />

<strong>Arbeits</strong>tätige nicht unzufrieden, aber auch nicht zufrieden;<br />

wenn sie unbefriedigt sind, sind <strong>Arbeits</strong>tätige unzufrieden<br />

2) Expansionsmotive: Sie können auch bei Erfüllung der<br />

entsprechenden Bedürfnisse weiter bestehen.<br />

→ Motivations-Bedürfnisse: wenn sie befriedigt sind,<br />

sind <strong>Arbeits</strong>tätige zufrieden; wenn sie unbefriedigt sind, sind<br />

<strong>Arbeits</strong>tätige nicht unzufrieden, aber auch nicht zufrieden<br />

235


Zufriedenheit beziehungsweise keine<br />

Zufriedenheit ist von Motivatoren<br />

(Satisfiers, Kontentfaktoen) abhängige wie:<br />

Tätigkeit selbst, Anerkennung der eigenen<br />

Leistung, Verantwortung,<br />

Aufstiegsmöglichkeiten, etc.<br />

Sind Motiviatoren gegeben, kommt es zur<br />

Zufriedenheit; sind sie nicht gegeben, kommt<br />

es zu keiner Zufriedenheit.<br />

236


Unzufriedenheit beziehungsweise keine<br />

Unzufriedenheit ist von<br />

Hygienefaktoren (dissatisfiers,<br />

Kontextfaktoren) abhängig wie:<br />

Führungsstil, Unternehmenspolitik,<br />

Bezahlung, <strong>Arbeits</strong>sicherheit, Beziehung zu<br />

anderen, äußere <strong>Arbeits</strong>bedingungen.<br />

Sind die Hygienefaktoren gut. dann kommt<br />

es zu keiner Unzufriedenheit, sind sie<br />

schlecht. kommt es zu Unzufriedenheit.<br />

237


Folgerungen aus der Zweifaktorentheorie:<br />

Motivatoren sind so wichtig wie<br />

Hygienefaktoren!<br />

• Klare Ziele der Aufgabe sollten vorgegeben sein, <strong>und</strong><br />

Rückmeldung über den Grad der Zielerreichung soll rasch<br />

erfolgen<br />

• Anerkennung der eigenen Leistung (Bewertung)<br />

• Ausweitung individueller Handlungsspielräume<br />

• Verantwortung <strong>und</strong> Rechte des Einzelnen sollen dem<br />

Umfang der Arbeit entsprechen<br />

• Aufstiegsmöglichkeiten sollten gegeben sein<br />

• Die Möglichkeit zum persönlichen Wachstum durch<br />

Ausdehnung des Handlungsspielraums muss gegeben<br />

sein<br />

238


Modell der Determinanten der<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit von Lawer (1973)<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> -unzufriedenheit ergeben<br />

sich aus dem Vergleich zwischen der subjektiv für<br />

angemessen empf<strong>und</strong>enen Belohnung <strong>und</strong> der<br />

tatsächlichen Belohnung für die <strong>Arbeits</strong>leistung<br />

239


Die für angemessen empf<strong>und</strong>ene Belohnung ergibt sich<br />

aus den erlebten persönlichen Investitionen (Fähigkeiten,<br />

Fertigkeiten, Erfahrung, Anstrengung, <strong>Arbeits</strong>leistung etc.),<br />

den Investitionen von Vergleichspersonen <strong>und</strong> den<br />

wahrgenommenen <strong>Arbeits</strong>charakteristika (Schwierigkeit,<br />

Verantwortung etc.).<br />

Die wahrgenommene Belohnungsmenge resultiert aus den<br />

tatsächlich erhaltenen Belohnungen <strong>und</strong> den Belohnungen<br />

die Vergleichspersonen erhalten haben.<br />

Bei Übereinstimmung von Erwartung <strong>und</strong> Ist-Zustand führt<br />

zu Zufriedenheit, die Diskrepanz zu Unzufriedenheit oder<br />

Unbehagen <strong>und</strong> Schuldgefühlen.<br />

240


Modell von Bruggemann et al. (1975)<br />

geht von verschiedenen (Un)zufriedenheiten aus die auf<br />

einem Vergleich zwischen gegeben Belohnungen (Ist-<br />

Zustand) <strong>und</strong> den erwartenden Belohnungen (Soll-<br />

Zustand) beruhen.<br />

Progressive <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />

Wenn keine Differenz zwischen Soll-Ist- Werten besteht<br />

aber die Person ihr Anspruchsniveau steigert.<br />

Stabilisierte <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />

Wenn keine Differenz zwischen Soll-Ist-Werten besteht<br />

<strong>und</strong> die Person ihr Anspruchsniveau beibehält.<br />

241


Resignative <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />

Es besteht ein Differenz zwischen Ist-Soll-Werten <strong>und</strong> die<br />

Person senkt ihr Anspruchsniveau<br />

Pseudo-<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />

Es besteht eine Differenz zwischen Ist-Soll-Werten aber die<br />

Person wertet die erhaltenen Belohnungen auf<br />

Fixierte <strong>Arbeits</strong>unzufriedenheit:<br />

Es besteht eine Differenz zwischen Ist-Soll-Werten <strong>und</strong> das<br />

Anspruchsniveau bleibt konstant<br />

Konstruktive <strong>Arbeits</strong>unzufriedenheit:<br />

Es besteht eine Differenz zwischen Ist-Soll-Werten <strong>und</strong> es<br />

wird nach konstruktiven Verbesserungen gesucht<br />

242


Modell von Bruggemann et al.<br />

Einschätzung<br />

Ist-Wert<br />

Ist-Soll<br />

Vergleich<br />

Erwartung<br />

Soll-Wert<br />

Zufriedenheit Unzufriedenheit<br />

Anspruchsniveau<br />

Erhöhung<br />

Progressive<br />

Zufriedenheit<br />

Anspruchsniveau<br />

Aufrechterhaltung<br />

Stabilisierte<br />

Zufriedenheit<br />

Anspruchsniveau<br />

Senkung<br />

Resignative<br />

Zufriedenheit<br />

Anspruchsniveau<br />

Aufrechterhaltung<br />

Pseudo<br />

Zufriedenheit<br />

Unzufriedenheit:<br />

konstruktive UZ<br />

fixierte UZ<br />

243


Zufriedenheitsmodell von Bruggemann et al.<br />

(1975), erweitert nach Büssing et al. (1999)<br />

Vergleich<br />

zwischen aktueller<strong>Arbeits</strong>situation<br />

<strong>und</strong><br />

persönlichen<br />

Erwartungen<br />

Kongruenz<br />

oder positiver<br />

Ertrag<br />

Kongruenz<br />

oder positiver<br />

Ertrag<br />

Allgemeine<br />

Zufrieden-<br />

oder Unzufriedenheit <br />

stabilisierendeZufriedenheit <br />

stabilisierendeZufriedenheit <br />

Erwartungsniveau<br />

Kontrolle<br />

über die<br />

<strong>Arbeits</strong>situation<br />

Formen der Zufriedenheit <strong>und</strong><br />

Unzufriedenheit<br />

steigt an hoch progressive Zufriedenheit<br />

(eine Person ist zufrieden,<br />

erhöht ihre Ansprüche <strong>und</strong><br />

kann eine Art „kreative Unzufriedenheit“<br />

entwickeln)<br />

unverändert<br />

hoch<br />

Stabilisierte Zufriedenheit<br />

(eine Person ist zufrieden <strong>und</strong><br />

bestrebt, ihre Zufriedenheit zu<br />

erhalten; aufgr<strong>und</strong> geringer<br />

<strong>Arbeits</strong>anreize bleibt das<br />

Anspruchsniveau unverändert)<br />

244


Vergleich<br />

zwischen aktueller<strong>Arbeits</strong>situation<br />

<strong>und</strong><br />

persönlichen<br />

Erwartungen<br />

Inkongruenz oder<br />

positiver Ertrag<br />

Inkongruenz,<br />

negativer Ertrag<br />

Allgemeine<br />

Zufrieden-<br />

oder Unzufriedenheit<br />

diffuse<br />

Unzu -<br />

friedenheit<br />

manifeste<br />

Unzu-<br />

friedenheit<br />

Erwartungsniveau<br />

Kontrolle<br />

über die<br />

<strong>Arbeits</strong>situation<br />

Formen der Zufriedenheit <strong>und</strong><br />

Unzufriedenheit<br />

sinkt ab gering resignative Zufriedenheit<br />

(eine Person ist unzufrieden,<br />

senkt ihre Ansprüche <strong>und</strong><br />

kann dadurch Zufriedenheit<br />

erreichen)<br />

sinkt ab gering<br />

resignative Unzufriedenheit<br />

(eine Person ist unzufrieden,<br />

senkt ihre Ansprüche <strong>und</strong><br />

bleibt unzufrieden, weil "nichts<br />

zu machen ist")<br />

245


Vergleich<br />

zwischen aktueller<strong>Arbeits</strong>situation<br />

<strong>und</strong><br />

persönlichen<br />

Erwartungen<br />

Inkongruenz,<br />

negativer<br />

Ertrag<br />

Inkongruenz,<br />

negativer<br />

Ertrag<br />

Allgemeine<br />

Zufrieden-<br />

oder Unzufriedenheit<br />

diffuse Unzu-<br />

friedenheit<br />

diffuse Unzu-<br />

friedenheit<br />

Erwartungs-<br />

niveau<br />

Kontrolle<br />

über die<br />

<strong>Arbeits</strong>situation<br />

Formen der Zufriedenheit <strong>und</strong><br />

Unzufriedenheit<br />

unverändert gering fixierte Unzufriedenheit<br />

(eine Person ist unzufrieden,<br />

versucht nicht, ihre Lage zu<br />

verändern <strong>und</strong> Probleme zu<br />

lösen <strong>und</strong> bleibt frustriert, so<br />

dass auch pathologische<br />

Entwicklungen möglich sind)<br />

unverändert<br />

gering<br />

konstruktive Unzufriedenheit<br />

(eine Person ist unzufrieden,<br />

versucht aber, ihre Lage zu<br />

verändern <strong>und</strong> Probleme zu<br />

lösen. Aktivität <strong>und</strong><br />

Zielorientierung führen oft zu<br />

einer Verbesserung der Lage)<br />

246


Korrelate der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

Bedeutung von Moderatorvariablen: Demographische,<br />

biographische <strong>und</strong> Persönlichkeitsvariablen, Fähigkeiten,<br />

Interessen, Organisationscharakter, <strong>Arbeits</strong>merkmale, etc.<br />

Bedeutung von Determinanten:<br />

Beförderungsmöglichkeit, Gehalt <strong>und</strong><br />

Entlohnungssysteme, Anerkennung, <strong>Arbeits</strong>bedingungen,<br />

Organisationskultur, etc.<br />

247


Weinert: Hohe <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit resultiert<br />

aus einer Situation, die …<br />

1) …, geistig fordernd ist.,<br />

2) …, den physischen <strong>und</strong> geistigen Bedürfnissen der<br />

Mitarbeiter entspricht,<br />

3) …, das Gefühl des Erfolges vermittelt,<br />

4) …, Möglichkeiten zur Anwendung <strong>und</strong> Erweiterung von<br />

Interessen <strong>und</strong> Fähigkeiten bietet,<br />

5) …, erlaubt, dass Mitarbeiter das Gefühl der Achtung<br />

<strong>und</strong> Selbstwertschätzung durch Leistung erfahren,<br />

6) in der ein vom Mitarbeiter als angemessen beurteiltes<br />

Entlohnungssystem vorhanden <strong>und</strong> dieses an die<br />

individuelle Leistung gekoppelt ist <strong>und</strong><br />

7) ein Führungsstil herrscht, der Selbstverantwortung <strong>und</strong><br />

Eigeninitiative fördert <strong>und</strong> der Eigenentwicklung der<br />

Mitarbeiter dienlich ist.<br />

248


Bedeutung der Lohngerechtigkeit: Leistungs-Lohn-<br />

Vergleich <strong>und</strong> Reaktionen nach der Equity-Theorie<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Leistung : Lohn Vergleichsresultat Verhaltensänderungen<br />

hoch : hoch<br />

hoch : hoch<br />

hoch : niedrig<br />

hoch : hoch<br />

niedrig : hoch<br />

niedrig : niedrig<br />

Konkordanz keine Änderungen: Verbleib<br />

in der Organisation, Leistung<br />

wie bisher; Zufriedenheit<br />

Diskordanz<br />

(Unterbezahlung)<br />

Diskordanz<br />

(Überbezahlung)<br />

bei Zeitlohn sinkt die Qualität<br />

<strong>und</strong>/ oder Quantität der<br />

Leistung; bei Stücklohn sinkt<br />

die Qualität, die Quantität<br />

steigt; Unzufriedenheit<br />

bei Zeitlohn steigt die<br />

Qualität <strong>und</strong>/oder Quantität<br />

der Leistung; bei Stücklohn<br />

steigt die Qualität, die Quantität<br />

sinkt; Schuldgefühle<br />

249


Individuum<br />

Vergleichs-<br />

gruppe<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

hoch : niedrig<br />

hoch : niedrig<br />

hoch : hoch<br />

niedrig : niedrig<br />

hoch : niedrig<br />

niedrig : hoch<br />

Konkordanz keine Änderungen: Verbleib in der<br />

Organisation, bis sich eine<br />

Gelegenheit ergibt, einen höheren<br />

Lohn außerhalb zu erhalten<br />

Konkordanz keine Änderungen: Verbleib in der<br />

Organisation, Leistung wie bisher;<br />

Zufriedenheit<br />

maximale<br />

Diskordanz<br />

bei Zeitlohn sinkt die Qualität<br />

<strong>und</strong>/oder Quantität der Leistung;<br />

bei Stücklohn sinkt die Qualität,<br />

die Quantität steigt; Gefühle<br />

ungerechter Behandlung <strong>und</strong><br />

Unzufriedenheit<br />

255


Es bestehen<br />

Wirkungszusammenhänge zwischen<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong><br />

<strong>Arbeits</strong>leistung, Abensentismus <strong>und</strong><br />

Fluktuation<br />

251


Korrelationen zwischen<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> …<br />

Leistung r = +.14 (selten > .30)<br />

Absentismus r = -.09<br />

Fluktuation r = -.20 bis -.40<br />

Vermeidende Handlungen<br />

(<strong>Arbeits</strong>scheu)<br />

Passiv-aggressive Handlungen<br />

(Termine versäumen)<br />

Feindliche Handlungen<br />

(Sabotage)<br />

r = -.51<br />

r = -.39<br />

r = -.39<br />

252


Reaktionen auf <strong>Arbeits</strong>unzufriedenheit<br />

(nach Rusbult et al., 1988; Moser, 1996)<br />

Destruktiv<br />

Abwanderung<br />

Aktiv<br />

Widerspruch<br />

Vernachlässigung Loyalität<br />

Passiv<br />

Unzufriedenheit muss nicht notwendigerweise zum Austritt<br />

aus der Organisation führen.<br />

Konstruktiv<br />

253


Commitment-Modell<br />

Gewinne<br />

Kosten<br />

+<br />

-<br />

Zufriedenheit<br />

Investitionen<br />

Alternativen<br />

Commitment<br />

Commitment: Bindung an das Unternehmen<br />

Zufriedenheit: Gewinne <strong>und</strong> Nutzen der Beziehung hoch, Kosten<br />

gering Investitionen: alle Aufwendungen für die Beziehung<br />

Alternativen: andere potentielle Beziehungen<br />

Erklärt relativ geringen Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit <strong>und</strong> Fluktuation<br />

+<br />

+<br />

-<br />

254


Messungen der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

Die Messung der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit wird häufig kritisiert,<br />

weil …<br />

• „Zufriedenheit“ subjektiv <strong>und</strong> relativ ist,<br />

• meist 81-92% angeben, zumindest „ziemlich zufrieden“ zu sein,<br />

• es Probleme bei der Zufriedenheitsmessung gibt (z. B. Einfluss von<br />

aktueller Stimmung, Wetter, Antwortformat etc. auf das Ergebnis)<br />

Zufriedenheitsmessung erfolgt …<br />

meist mittels Fragebögen, die einzelne Facetten des Erlebens erheben.<br />

Annahme: es gibt einen Generalfaktor der Zufriedenheit<br />

Additive Zufriedenheitsmodelle: Gesamtzufriedenheit als Summe oder<br />

Durchschnitt der einzelnen Zufriedenheitswerte<br />

Subtraktive Zufriedenheitsmodelle: Es wird gefragt, wie sehr<br />

verschiedene Bedürfnisse befriedigt werden <strong>und</strong> welche Erwartungen<br />

bestehen. Die Summe der Differenzen zwischen Ist- <strong>und</strong> Soll- Angaben<br />

ergibt die (Un-)Zufriedenheit.<br />

255


Fragebögen zur Zufriedenheitsmessung<br />

• „Porter Instrument“: fragt, wie viel eines<br />

Charakteristikums in der Stelle vorhanden ist <strong>und</strong> wie<br />

viel vorhanden sein sollte<br />

• <strong>Arbeits</strong>beschreibungs-Index: erfasst auch externe<br />

<strong>Arbeits</strong>bedingungen wie Führungsstil, Bezahlung,<br />

Mitarbeiter etc.<br />

• Skala zur Messung der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit:<br />

misst vor allem Zufriedenheit mit Tätigkeit selbst<br />

• <strong>Arbeits</strong>-Beschreibungs-Bogen: erfasst<br />

Zufriedenheit mit Kollegen, Vorgesetzen, der Tätigkeit,<br />

der Organisation etc.<br />

256


Auszug aus dem <strong>Arbeits</strong>-Beschreibungs-Bogen<br />

Meine Kollegen<br />

Gemeint sind die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, mit denen Sie unmittelbar zusammenarbeiten <strong>und</strong> arbeitsbezogenen<br />

Kontakt haben (es ist uns klar, dass Sie hier nur eine Durchschnittsurteil abgeben können)<br />

1. stur ja � eher ja � eher nein � nein �<br />

2. hilfsbereit ja � eher ja � eher nein � nein �<br />

3. zerstritten ja � eher ja � eher nein � nein �<br />

4. sympathisch ja � eher ja � eher nein � nein �<br />

5. unfähig ja � eher ja � eher nein � nein �<br />

6. guter Zusammenhalt ja � eher ja � eher nein � nein �<br />

7. faul ja � eher ja � eher nein � nein �<br />

7. faul ja � eher ja � eher nein � nein �<br />

9. Alles in allem: wie zufrieden sind Sie mit Ihren Kollegen<br />

...<br />

22. Alles in allem: wie zufrieden sind Sie mit Ihrem<br />

Vorgesetzten.<br />

257


Probleme bei der Zufriedenheitsmessung<br />

• Beobachtungsstudien sind problematisch, weil<br />

Zufriedenheit ein subjektives, von außen nicht<br />

beobachtbares Phänomen ist<br />

• Befragungsstudien sind problematisch, weil sie<br />

hohe kognitive Leistungen <strong>und</strong> die Bereitschaft<br />

dazu verlangen<br />

258


Fehlerquellen bei der Messung<br />

• Subjektivität der Realität: Jede Person nimmt ihre<br />

Umwelt unterschiedlich wahr.<br />

• Subjektive Strukturen: Die Art der Fragen geben eine<br />

Struktur vor, die der subjektiven Rekonstruktion der<br />

Befragten keinen Platz lassen.<br />

• Soziale Erwünschtheit: Personen antworten sozial<br />

erwünscht.<br />

• Banale Ereignisse <strong>und</strong> Stereotypen: Es ist<br />

schwierig banale Ereignisse zu erinnern.<br />

• Verfügbarkeitsheuristik: Je leichter ein<br />

Gedächtnisinhalt zugänglich ist desto höher wird dessen<br />

Häufigkeit eingeschätzt.<br />

• Rekonstruktion <strong>und</strong> Rationalisierung: Im<br />

Nachhinein werden Erinnerungen rationalisiert.<br />

259


• Präferenzstabilität: Es ist schwierig für Menschen<br />

anzugeben, was sie in der Vergangenheit bevorzugt haben<br />

oder in der Zukunft bevorzugen werden; z. B. „Spitzen-<br />

Ende-Regel“.<br />

• Stimmung <strong>und</strong> Bewertung: Stimmungskongruente<br />

Erfahrungen werden besser erinnert als<br />

stimmungsinkongruente.<br />

• Differenziertheit: Raumarchitektur beeinflusst die<br />

Stimmung.<br />

• Spezifische versus globale Fragen: Spezifische<br />

Fragen generieren andere Antworten als globale Fragen.<br />

• Antwortalternativen: Durch die vorgelegten<br />

Antwortalternativen wird eine bestimmter Rahmen<br />

vorgegeben an dem sich die Befragten orientieren.<br />

260


Hoch- <strong>und</strong> niedrig frequente Antwortalternativen<br />

(Schwarz & Scheuring, 1988)<br />

Fragen: Wie häufig haben Sie mit Ihrem Partner Geschlechtsverkehr?<br />

Wie häufig masturbieren Sie?<br />

Hoch frequente Antwortalternativen Niedrig frequente Antwortalternativen<br />

mehrmals am Tag<br />

einmal am Tag<br />

3 bis 4 mal pro Woche<br />

zweimal pro Woche<br />

einmal pro Woche<br />

weniger als einmal pro Woche<br />

mehrmals pro Woche<br />

einmal pro Woche<br />

einmal alle zwei Wochen<br />

einmal pro Monat<br />

weniger als einmal pro Monat<br />

niemals<br />

261


Tagebücher<br />

• Zur Messung des Alltagsgeschehens oder<br />

besonderer Phänomene, wie Befinden <strong>und</strong><br />

Zufriedenheit bei der Arbeit,<br />

• erlauben Befindens-Tagebücher einen tiefen<br />

Einblick in den Alltag<br />

• <strong>und</strong> die Analyse von Wechselwirkungen<br />

zwischen Person <strong>und</strong> Umwelt.<br />

(Tagebücher siehe Einleitung)<br />

262


<strong>Arbeits</strong>klima-Index<br />

• Mit dem Index wird versucht, Umbrüche in der<br />

<strong>Arbeits</strong>welt <strong>und</strong> langfristige Entwicklungen<br />

bereits in einem Frühstadium zu diagnostizieren<br />

• Seit 1997 wird (von SORA <strong>und</strong> IFES) die<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit von unselbstständigen<br />

Erwerbstätigen erhoben (vierteljährlich an einer<br />

repräsentativen Stichprobe von 900 Personen)<br />

• Die erhobenen Variablen werden unterschiedlich<br />

gewichtet <strong>und</strong> dann zum Index<br />

zusammengesetzt<br />

• Entwicklungen vergangener Indices werden<br />

analysiert <strong>und</strong> daraus wird auf zukünftige<br />

Veränderungen geschlossen<br />

263


Folgende Variablen werden erhoben:<br />

• Zufriedenheit mit<br />

- der sozialen Position als Arbeitnehmer/in in der Gesamtbevölkerung<br />

- dem Ansehen des Unternehmens<br />

- dem Führungsstil der Vorgesetzten<br />

- dem Leben insgesamt<br />

- <strong>Arbeits</strong>zeitregelung<br />

- Einkommen<br />

- Beziehung zu Kollegen<br />

- Aufstiegs- <strong>und</strong> Entwicklungsmöglichkeiten, etc.<br />

• Belastung durch<br />

- Einsamkeit, Isolation am <strong>Arbeits</strong>platz<br />

- Zeitdruck<br />

- Schlechte Ges<strong>und</strong>heitsbedingungen<br />

- Ständiger Wechsel der <strong>Arbeits</strong>abläufe, etc..<br />

• Erwartungen bezüglich<br />

- wirtschaftlicher Zukunft Österreichs<br />

- wirtschaftlicher Zukunft des Betriebes<br />

- Chancen, eine neue <strong>Arbeits</strong>stelle zu finden<br />

264


<strong>Arbeits</strong>klimaindex<br />

113<br />

111<br />

109<br />

107<br />

105<br />

103<br />

101<br />

99<br />

97<br />

95<br />

Entwicklung des <strong>Arbeits</strong>klimaindex in den<br />

vergangenen Jahren<br />

Angestellte<br />

Berufstätige im<br />

Öffentlichen Dienst<br />

Arbeiter<br />

1997/1 1997/2 1998/1 1998/2 1999/1 1999/2 2000/1 2000/2 2001/1 Zeit<br />

265


Belastung <strong>und</strong> Stress<br />

266


• Negative Stresserfahrung (Distress):<br />

Unbehagen, Belastung, die langfristig<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Schäden bewirken kann<br />

• Positive Stresserfahrung (Eustress):<br />

wirkt sich motivierend <strong>und</strong> stimulierend<br />

aus<br />

267


Belastung <strong>und</strong> Stress<br />

„Stress“ meint im alltäglichen Gebrauch eine intensive Belastung,<br />

Frustration, emotionale Spannung, Daueraufmerksamkeit,<br />

Konzentration mit übermäßigem Druck, unmäßige Forderungen, etc.<br />

Stressdefinition (Weinert, 1998)<br />

• Stress wird durch einen Stimulus verursacht<br />

• Die Person reagiert auf diesen Stimulus<br />

• Stress wird in Verbindung gebracht mit Zwängen <strong>und</strong> Forderungen<br />

Zusätzlich müssen 2 Bedingungen erfüllt sein:<br />

• Es muss Ungewissheit über das Ereignis herrschen<br />

• Das Ergebnis muss der Person wichtig sein<br />

268


Belastungen sind objektive, von außen<br />

auf den Menschen einwirkende Faktoren<br />

• Körperliche Faktoren: Lärm, Strahlung,<br />

Körperhaltung beim Heben etc<br />

• Informatorische Faktoren: Anzahl<br />

aufzunehmender Informationen, Art der<br />

Informationsdarstellung etc.<br />

• Psychosoziale Faktoren: Anzahl der K<strong>und</strong>en,<br />

K<strong>und</strong>enverhalten etc.<br />

269


Quellen <strong>und</strong> Konsequenzen von<br />

beruflichem Stress (Weinert, 1998)<br />

Berufliche Stressoren<br />

(=potentielle Quellen)<br />

Physische Umwelt<br />

- Licht<br />

- Lärm<br />

- Temperatur<br />

- schlechte Luft<br />

Individuelle Ebene<br />

- Rollenkonflikt<br />

- Rollenambigui tät<br />

- Rollenüberlastung<br />

- Mangel an Kontrolle<br />

- Verantwortung für<br />

Menschen<br />

Gruppenebene<br />

- schlechte Beziehungen<br />

zu Kollegen, Mitarbei -<br />

tern <strong>und</strong> Vorgesetzten<br />

- Führungsverhalten<br />

- Intragruppenkonflikt<br />

Organisationsebene<br />

- schlechtes Design der<br />

Struktur<br />

- Klima<br />

- Managementstil<br />

- Technologie<br />

- Aufgabenforderung<br />

- Rollenforderung<br />

Extraorganisationale<br />

Ebene<br />

- Familie<br />

- Wirtschaftliche<br />

Ungewissheit<br />

- Fehlende Mobilität<br />

- Lebensqualität<br />

- Technologi sche<br />

Ungewissheit<br />

Kognitiv/<br />

Affektiv<br />

- Typ A/B<br />

- Soziale<br />

Unter -<br />

stützung<br />

- Wider -<br />

standsfä -<br />

higkeit<br />

- negative<br />

Affektivität<br />

- Glaube an<br />

Locus of<br />

Control<br />

- <strong>Arbeits</strong> -<br />

erfahrung<br />

Empf<strong>und</strong>ener<br />

Stress<br />

Bewertungs -<br />

prozess:<br />

Wie nimmt die<br />

Person berufli -<br />

che Stressoren<br />

wahr?<br />

Individuelle<br />

Unterschiede<br />

Biologisch/<br />

Demo -<br />

grafisch<br />

- Vererbung<br />

- Alter<br />

- Geschlecht<br />

Konsequenzen<br />

Subjektive<br />

- Angst<br />

- Teilnahmslosigkeit<br />

Verhalten<br />

- Alkoholismus<br />

- D rogenkonsum<br />

- Neigen zu Unfällen<br />

Kognitiv<br />

- Schlechte Konzentration<br />

- Schlechte Entschei -<br />

dungsfälle<br />

- Vergesslichkeit<br />

- Gedankenblocks<br />

- Burnout<br />

Physiologisch<br />

- Hoher Blutdruck<br />

- Hoher Cholesterin -<br />

spiegel<br />

- Herzkrankheiten<br />

Organisationell<br />

- niedrige Produktivität<br />

- Fernblei ben vom Ar -<br />

beitsplatz<br />

- niedrige <strong>Arbeits</strong>zufrie -<br />

denheit<br />

- hohe Kündigungs -<br />

häufigkeit<br />

270


Quellen <strong>und</strong> Konsequenzen von Stress<br />

Berufliche Stressoren<br />

(=potentielle Quellen)<br />

Physische Umwelt<br />

-Licht<br />

-Lärm<br />

-Temperatur<br />

-schlechte Luft<br />

Individuelle Ebene<br />

-Rollenkonflikt<br />

-Rollenambiguität<br />

-Rollenüberlastung<br />

-Mangel an Kontrolle<br />

-Verantwortung für<br />

Menschen<br />

Empf<strong>und</strong>ener<br />

Stress<br />

Bewertungs-<br />

prozess:<br />

Wie nimmt die<br />

Person berufli-<br />

che Stressoren<br />

wahr?<br />

Konsequenzen<br />

Subjektive<br />

-Angst<br />

-Teilnahmslosigkeit<br />

Verhalten<br />

-Alkoholismus<br />

-Drogenkonsum<br />

-Neigen zu Unfällen<br />

Kognitiv<br />

-Schlechte Konzentration<br />

-Schlechte Entschei-<br />

dungsfälle<br />

-Vergesslichkeit<br />

-Gedankenblocks<br />

-Burnout<br />

271


Gruppenebene<br />

-schlechte Beziehungen<br />

zu Kollegen, Mitarbei-<br />

tern <strong>und</strong> Vorgesetzten<br />

-Führungsverhalten<br />

-Intragruppenkonflikt<br />

Organisationsebene<br />

-schlechtes Design der<br />

Struktur<br />

-Klima<br />

-Managementstil<br />

-Technologie<br />

-Aufgabenforderung<br />

-Rollenforderung<br />

Individuelle<br />

Unterschiede<br />

Kognitiv/<br />

Affektiv<br />

-Typ A/B<br />

-Soziale<br />

Unter-<br />

stützung<br />

-Wider-<br />

standsfä-<br />

higkeit<br />

-negative<br />

Affektivität<br />

-Glaube an<br />

Locus of<br />

Control<br />

-<strong>Arbeits</strong>-<br />

erfahrung<br />

Biologisch/<br />

Demo-<br />

grafisch<br />

-Vererbung<br />

-Alter<br />

-Geschlecht<br />

Physiologisch<br />

-Hoher Blutdruck<br />

-Hoher Cholesterin-<br />

spiegel<br />

-Herzkrankheiten<br />

Organisationell<br />

-niedrige Produktivität<br />

-Fernbleiben vom Ar-<br />

beitsplatz<br />

-niedrige <strong>Arbeits</strong>zufrie-<br />

denheit<br />

-hohe Kündigungs-<br />

häufigkeit<br />

272


Extraorganisationale<br />

Ebene<br />

-Familie<br />

-Wirtschaftliche<br />

Ungewissheit<br />

-Fehlende Mobilität<br />

-Lebensqualität<br />

-Technologische<br />

Ungewissheit<br />

273


Mobbing<br />

• Mobbing ist eine Extremform sozialer Stressoren<br />

(zwischenmenschliche Schwierigkeiten, Konflikte,<br />

Streitigkeiten mit Vorgesetzten, etc.),<br />

• wenn häufig, über einen längeren Zeitraum hinweg eine<br />

Person von anderen bedrängt wird<br />

• 2-8% der <strong>Arbeits</strong>tätigen sind von Mobbing betroffen<br />

(Frieling & Sonntag, 1999)<br />

274


Ursachen von Mobbing<br />

1) In der Organisation: zu enger Handlungsspielraum,<br />

Zielunsicherheit etc.<br />

2) In der Person der Angreifer: Freude an<br />

Machtausübung, Angst vor Autoritätsverlust etc.<br />

3) In der sozialen Gruppe: Feindseligkeit, Neid etc.<br />

4) In der Person der/s Betroffenen:<br />

Persönlichkeitsmerkmale wie Arroganz,<br />

Distanzlosigkeit etc.<br />

5) Antipathie zwischen Opfer <strong>und</strong> Täter; raues<br />

wirtschaftliches <strong>und</strong> gesellschaftliches Klima<br />

275


Mobbing-Verlauf (nach Frieling & Sonntag, 1999)<br />

Erste Zwischenstufe:<br />

Ein Opfer wird<br />

auserkoren<br />

Zweite Zwischenstufe:<br />

Verschwörung des<br />

Schweigens<br />

Dritte Zwischenstufe:<br />

Klärung durch Rechts -<br />

weg, Abmahnung von<br />

Mobbern<br />

Abschieben<br />

<strong>und</strong> kaltstellen<br />

1. Phase: tägliche Konflikte<br />

einzelne Unverschämtheiten <strong>und</strong> Gemeinheiten<br />

Mehrere<br />

Versetzungen<br />

nacheinander<br />

2. Phase: Mobbing etabliert sich<br />

Mobbing Handlungen -<br />

treten mindestens einmal<br />

pro Woche während mindestens eines<br />

zusammen hängenden halben Jahres auf.<br />

3. Phase: Destruktive Personalverwaltung<br />

Versuch der offiziellen Lösung; das Opfer wird<br />

durch Maßnahmen bis hin zu Rechtsbrüchen<br />

weiter abgedrängt.<br />

Frührente<br />

4. Phase: Ausschluss<br />

Einlieferung in<br />

eine Nerven -<br />

heilanstalt<br />

Langfristige<br />

Krank- -<br />

schreibung<br />

Ärztliche <strong>und</strong> psycholo -<br />

gische Fehldiagnosen<br />

(Resch, 1994,<br />

Leymann 1995)<br />

Abfindung<br />

276


Mobbing Verlauf<br />

1) Zu Beginn kommt es zu einzelnen Gemeinheiten <strong>und</strong><br />

Unverschämtheiten<br />

2) Durch regelmäßige Mobbinghandlungen die über einen<br />

längeren Zeitraum hinweg auftreten, beginnt sich das<br />

Mobbing zu etablieren. Das Opfer reagiert häufig mit<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Problemen. In dierser Phase ist es<br />

wichtig, dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden:<br />

Verbündete zur Reflexion finden, Distanzierung<br />

(Fehlzeiten, Kuren,etc.), Attacken öffentlich etc.<br />

machen. Falls der Prozess nicht unterbrochen wird:<br />

3) Es kommt häufig zu destruktiver Personalverwaltung;<br />

Vorgesetzte stellen sich auf die Seite des Täters.<br />

4) Ende des Mobbingprozesses ist dann erreicht, wenn<br />

das Opfer von der Organisation ausgeschlossen wird<br />

durch: Versetzungen, Frührente, Abfindung, etc.<br />

277


Messung von Mobbing<br />

Fragebogen von Leymann (1996)<br />

• bei 45 Handlungen wird angegeben, ob diese<br />

vorkommen;<br />

• die Handlungen betreffen<br />

- Angriffe auf Mitteilungsmöglichkeiten<br />

- Angriffe auf die sozialen Beziehungen<br />

- Angriffe auf das soziale Ansehen<br />

- Angriffe auf die Qualität der Berufs- <strong>und</strong><br />

Lebenssituation<br />

- Angriffe auf die Ges<strong>und</strong>heit<br />

Kommt zumindest eine Handlung wöchentlich über 6<br />

Monate vor, wird von Mobbing gesprochen<br />

278


Stressmodelle<br />

• Allgemeine Adaptions-Syndrom<br />

• Transaktionales Stressmodell<br />

• Anforderungs-Kontroll Modell<br />

• Personen-Environment-Fit-Modell<br />

• Rollenkonfliktmodelle<br />

• Stress durch Beeinträchtigung der<br />

Handlungsregulation<br />

279


Allgemeines Adaption-Syndrom (Selye, 1974)<br />

Personen reagieren auf einen Stressor mit<br />

Verteidigung, die in 3 Phasen abläuft:<br />

1) Alarm: Person reagiert intensiv auf Stressor; sie<br />

überlegt wie sie mit dem Stressor umgehen kann<br />

(Kampf oder Flucht)<br />

2) Widerstand: Es wird Widerstand geleistet aber es<br />

kommt schon zu Müdigkeit, Angst <strong>und</strong> Erschöpfung<br />

3) Erschöpfung: Die Widerstandsenergie ist aufgebraucht<br />

Lang anhaltende Stressoren schwächen Immunsystem<br />

auch Herzinfarkt <strong>und</strong> Schlaganfall können vorkommen<br />

280


Transaktionales Stressmodell<br />

(Lazarus & Folkman, 1984)<br />

Stress entsteht infolge von dynamischen<br />

Beziehungen zwischen Personen <strong>und</strong> externen<br />

Ereignissen oder inneren Anforderungen.<br />

Stress entsteht wenn die Anforderungen die<br />

Anpassungsfähigkeiten oder Ressourcen einer<br />

Person übersteigen.<br />

Die subjektive Wahrnehmung spielt dabei eine<br />

große Rolle.<br />

281


Transaktionales Stressmodell nach Lazarus<br />

(Nach Zapf & Dormann, 2001)<br />

Körperliche<br />

Belastungen<br />

Physische Belastung der<br />

<strong>Arbeits</strong>umgebung<br />

Lärm, Hitze, Gerüche, etc.<br />

-<br />

Objektive<br />

Stressoren<br />

<strong>Arbeits</strong>organisation: Zeitdruck,<br />

organisatorische Probleme,<br />

Unterbrechungen<br />

Soziale Belastungen<br />

- soziale Stressoren<br />

- Mobbing<br />

Emotionale Belastungen<br />

Emotionale Dissonanz<br />

Objektive<br />

Stressoren<br />

Sek<strong>und</strong>äre<br />

Bewertung<br />

Problembezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Ressourcen in der<br />

Kognitive Belastung<br />

Situation<br />

Störungen der<br />

- Handlungsspielraum<br />

Handlungssteuerung<br />

- Soziale Unterstützung<br />

- Aufgabe: Zeitdruck, Konzentra -<br />

tionsan forderungen, Unsicherheit<br />

Ressourcen in der<br />

Person<br />

- Qualifik ation<br />

- Problemlösekompetenz<br />

- Bewältigungsstrategien<br />

- soziale Kompetenzen<br />

Kurzfristige<br />

Stressreaktionen<br />

physiologisch<br />

psychologisch<br />

Verhalten<br />

Langfristige<br />

Stressreaktionen<br />

physiologisch<br />

psy chologisch<br />

Verhalten<br />

Physiologisch/Somatisch<br />

- erhöhte Herzfrequenz - psychosomatische<br />

- Blutdrucksteigerung Beschwerden<br />

- Adrenalinausschüttung - organische Krankheiten<br />

Psychologisch<br />

- Anspannung - Depressivität<br />

- Frustration/Ärger - Burnout<br />

- Gereiztheit (Emotionale Erschöpfung,<br />

- Ermüdung Depersonalisation,<br />

- Monotonie<br />

- Gefühl verminderter<br />

- Sättigungsgefühle<br />

Leistungsfä higkeit)<br />

- Ängstlichkeit<br />

- <strong>Arbeits</strong>unzufriedenhe it<br />

Verhalten<br />

- Leistungsschwankungen - Nikotinkonsum<br />

- Fehler - Alkohol - , Tablettenkonsum<br />

- schlechte sensumoto - - Fehlzeiten 282<br />

rische Koordination


Transaktionales Stressmodell<br />

Objektive Stressoren:<br />

Körperliche Belastungen: Physische Belastungen der<br />

<strong>Arbeits</strong>umgebung: Lärm, Hitze, Gerüche, etc.<br />

Kognitive Belastungen: Störungen der Handlungssteuerung<br />

durch<br />

• Aufgabe: Zeitdruck, Konzentrationsanforderungen,<br />

Unsicherheit<br />

• <strong>Arbeits</strong>organisation: Zeitdruck, organisatorische Probleme,<br />

Unterbrechungen<br />

Soziale Belastungen: soziale Stressoren, Mobbing<br />

Emotionale Belastungen: Emotionale Dissonanz<br />

283


Die objektiven Stressoren werden einer primären <strong>und</strong><br />

sek<strong>und</strong>ären Bewertung unterzogen um dann eine<br />

problembezogene <strong>und</strong> emotionsbezogene Bewältigung zu<br />

tätigen. Dabei spielen Ressourcen eine wesentliche Rolle:<br />

Ressourcen der Situation:<br />

• Handlungsspielraum<br />

• Soziale Unterstützung<br />

Ressourcen der Person:<br />

• Qualifikation<br />

• Problemlösekompetenz<br />

• Bewältigungsstrategien<br />

• Soziale Kompetenzen<br />

284


Nach den Bewältigungsversuchen kommt es zu<br />

kurzfristigen Stressreaktionen beziehungsweise zu<br />

langfristigen Stressreaktionen:<br />

Physiologisch/somatisch: erhöhte Herzfrequenz,<br />

Blutdrucksteigerung, Adrenalinausschüttung,<br />

Psychosomatische Beschwerden<br />

Psychologisch: Anspannung, Frustration/Ärger, Gereiztheit,<br />

Ermüdung, Monotonie, Sättigungseffekte, Ängstlichkeit,<br />

Depressivität, Burnout, <strong>Arbeits</strong>unzufriedenheit<br />

Verhalten: Leistungsschwankungen, Fehler, schlechte<br />

sensumotorische Koordination, Nikotinkonsum, Alkohol-,<br />

Tablettenkonsum, Fehlzeiten<br />

285


Konsequenzen von Stress <strong>und</strong><br />

Stressbewältigung<br />

• Subjektiv-psychisch (Angst, Teilnahmslosigkeit,<br />

Ermüdung, Sättigung, Monotoniegefühl, Ärger, etc.)<br />

• Verhalten (Alkoholismus, Drogenkonsum, Unfallneigung,<br />

Leistungsschwankungen)<br />

• Kognitiv (schlechte Konzentrationsleistung,<br />

Vergesslichkeit, Burnout)<br />

• Physiologisch (erhöhte Herzfrequenz <strong>und</strong> Blutdruck,<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen)<br />

• Organisatorisch (herabgesetzte Produktivität,<br />

Unzufriedenheit, verringertes Commitment, erhöhte<br />

Fehlzeiten <strong>und</strong> Fluktuation)<br />

Stress verursacht große Kosten auf personeller, familiärer<br />

<strong>und</strong> organisatorischer Ebene!<br />

286


Burnout<br />

• Reaktion auf Stress in verschiedenen helfenden Berufen<br />

– wo viel mit anderen Menschen kommuniziert werden<br />

muss <strong>und</strong> der <strong>Arbeits</strong>tätige sich als Werkzeug einsetzen<br />

muss.<br />

• resultiert in emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation<br />

<strong>und</strong> reduzierte Leistungsfähigkeit<br />

• entwickelt sich in Verbindung mit negativen<br />

Einstellungen zur Arbeit, Zynismus, Langeweile, etc.<br />

• wird häufig bei besonders engagierten Personen<br />

beobachtet<br />

287


Burnout-Modell (Weinert, 1998)<br />

Persönliche Stressoren<br />

-hohe Leistungserwartungen<br />

-hohe Erwartungen von<br />

Seiten des Unternehmens<br />

-hohe Involviertheit in die<br />

Arbeit<br />

Emotionale Erschöpfung<br />

Depersonalisierung<br />

Gefühl, persönlich nichts<br />

mehr zu erreichen<br />

beziehungsweise zu leisten<br />

<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Organisations-<br />

Stressoren<br />

-Rollenkonflikt<br />

-Rollenüberlastung<br />

-Häufigkeit, Länge <strong>und</strong> In-<br />

tensität zwischenpersön-<br />

licher Kontakte<br />

<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Organisations-<br />

Stressoren<br />

-Negative Einstellungen<br />

-Ermüdung<br />

-Frustration<br />

-Hilflosigkeit<br />

-Zurückgezogenheit (von<br />

Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Geselligkeiten)<br />

288


Maslach Burnout Inventory<br />

Mittels Fragebogen werden folgende Konstrukte<br />

erfasst:<br />

• Persönliche Erfüllung<br />

„Ich habe das Gefühl, dass ich durch meine Arbeit das<br />

Leben anderer Menschen positiv beeinflusse.“<br />

• Depersonalisation<br />

„Ich glaube, dass ich manche Patienten so behandle als<br />

wären sie unpersönliche Objekte.“<br />

• Betroffenheit<br />

„Ich fühle mich von den Problemen meiner Patienten<br />

persönlich betroffen.“<br />

289


Organisatorische Maßnahmen gegen Stress:<br />

• Stressoren abbauen<br />

• Personelle Ressourcen erhöhen<br />

• Ges<strong>und</strong>heitsförderungskonzepte<br />

• Gestaltungsmaßnahmen<br />

• Personaltrainings<br />

Personenbezogene Maßnahmen:<br />

• Information über Stress <strong>und</strong> Wirkung von Stress<br />

• Verhaltenstrainings<br />

• Entspannungstechniken<br />

• Kompetenztrainings (z. B. Selbstsicherheit)<br />

• Trainings zur aktiven Veränderung der <strong>Arbeits</strong>situation<br />

290


Stressprozess <strong>und</strong> mögliche Interventionsmaßnahmen<br />

(Nach Zapf & Dormann, 2001)<br />

<strong>Arbeits</strong>gestaltung:<br />

Abbau von<br />

Belastungen (z.B.<br />

job enlargement, job<br />

rotation)<br />

Objektive<br />

Stressoren<br />

Zeitmanagement<br />

Führungstraining<br />

Kommunikations- /<br />

Konflikttraining<br />

Stresstraining zur<br />

Veränderung der<br />

<strong>Arbeits</strong>situation<br />

<strong>Arbeits</strong>gestaltung: Aufbau von Ressourcen<br />

(z.B. job enrichment, teilautonome<br />

<strong>Arbeits</strong>gruppen)<br />

Ressourcen:<br />

Handlungsspiel -<br />

raum, soziale<br />

Unterstützung<br />

Bewertungs -<br />

prozesse<br />

Interne<br />

Ressourcen<br />

Bewältigung<br />

Spannungsreduktionsverfahren<br />

(Muskelentspannung,<br />

autogenes Training, Meditation,<br />

Biofeedback)<br />

Informationsbezogene/educative Verfahren<br />

Kognitiv- /verhaltensbezogene Verfahren (RET,<br />

Stressimpfung)<br />

Selbstsicherheitstraining<br />

Stressbezogens Kompetenztraining<br />

Stressreaktion<br />

Ernährungs-<br />

programme<br />

Sport, Gymnastik,<br />

Rückenschule<br />

Alkoholpräven -<br />

tionsprogramme<br />

Antiraucher -<br />

programme<br />

291


Stressprozess <strong>und</strong> mögliche<br />

Interventionsmaßnahmen<br />

Objektive<br />

Stressoren<br />

<strong>Arbeits</strong>gestaltung: Aufbau von<br />

Ressourcen (z.B. job enrichment,<br />

teilautonome <strong>Arbeits</strong>gruppen)<br />

Externe<br />

Ressourcen:<br />

Handlungsspiel-<br />

raum, soziale<br />

Unterstützung<br />

Bewertungs-<br />

prozesse<br />

Bewältigung<br />

Stressreaktion<br />

292


Zeitmanagement<br />

Führungstraining<br />

Kommunikations-<br />

/ Konflikttraining<br />

Stresstraining zur<br />

Veränderung der<br />

<strong>Arbeits</strong>situation<br />

Interne<br />

Ressourcen<br />

Spannungsreduktionsverfahren<br />

(Muskelentspannung,<br />

autogenes Training,<br />

Meditation, Biofeedback)<br />

Informationsbezogene/educative Verfahren<br />

Kognitiv-/verhaltensbezogene Verfahren<br />

(RET, Stressimpfung)<br />

Selbstsicherheitstraining<br />

Stressbezogens Kompetenztraining<br />

Ernährungs-<br />

programme<br />

Sport,<br />

Gymnastik,<br />

Rückenschule<br />

Alkoholpräven-<br />

tionsprogramme<br />

Antiraucher-<br />

programme<br />

293


<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

294


<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

• <strong>Arbeits</strong>gestaltung basiert auf der Analyse <strong>und</strong><br />

Bewertung der Arbeit,<br />

• ist beeinflusst vom aktuellen Zeitgeist <strong>und</strong><br />

Menschenbild <strong>und</strong><br />

• soll sich auf die Optimierung des<br />

soziotechnischen Systems konzentrieren.<br />

295


Aufgaben der <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

• Optimale Aufteilung der Aufgabenverteilung zwischen<br />

Mensch <strong>und</strong> Maschine: Automatisierungserfordernisse,<br />

menschliche Informationsverarbeitung, etc.<br />

• Gestaltung der <strong>Arbeits</strong>mittel: Gestaltung des Signalfeldes <strong>und</strong><br />

der Bedienteile, etc.<br />

• Gestaltung der <strong>Arbeits</strong>organisation <strong>und</strong><br />

Fertigungsverfahren: Teilung oder Kombination von Arbeit, etc.<br />

• Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Arbeits</strong>messung <strong>und</strong> Stimulierung:<br />

Ermittlung der psychischen <strong>und</strong> physischen Beanspruchungen, etc.<br />

• Gestaltung der <strong>Arbeits</strong>umgebung: Untersuchung von<br />

Umgebungseinflüssen (Licht, Lärm, Klima, etc.)<br />

296


Soziotechnische Systeme<br />

Soziotechnische Systeme sind dynamische System, d.h.<br />

sie erhalten Inputs aus der Umwelt <strong>und</strong> geben Outputs an<br />

diese ab, wobei dies unter informationellen, normativen,<br />

materiellen <strong>und</strong> energetischen Aspekten gilt.<br />

Soziales Teilsystem: Organisationsmitglieder <strong>und</strong> ihre<br />

gruppenspezifischen Bedürfnisse<br />

Technisches Teilsystem: Betriebsmittel, den Anlagen,<br />

räumlichen Bedingungen<br />

297


Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>äraufgaben in soziotechnischen<br />

Systemen (Urich, 2001)<br />

Technisches Teilsystem<br />

o Betriebsmittel<br />

o technologische Bedingungen<br />

o räumliche Bedingungen<br />

Soziotechnisches System<br />

Primäraufgaben<br />

Soziales Teilsystem<br />

Aufgaben, die zu erfüllen das<br />

System geschaffen wurde<br />

Sek<strong>und</strong>äraufgaben<br />

o Organisationsmitglieder<br />

o individuelle Bedürfnisse <strong>und</strong><br />

Qualifikationen<br />

o gruppenspezifische Bedürfnisse<br />

o Systemerhaltung: Unterhalt, Wartung, Schulung<br />

o Regulation: Steuerung des Inputs, Koordination<br />

298


Strukturmerkmale soziotechnischer<br />

<strong>Arbeits</strong>organisation<br />

• Relativ unabhängige Organisationseinheiten:<br />

Mehreren Personen wird eine ganzheitliche<br />

Aufgabe übertragen<br />

• Aufgabenzusammenhang innerhalb der<br />

Organisationseinheit: Teilaufgaben einer Einheit<br />

müssen als inhaltlich zusammengehörig<br />

wahrgenommen werden<br />

• Einheit von Produktion <strong>und</strong> Organisation: Eine<br />

Einheit muss ein Produkt schaffen, das ihr<br />

zugeordnet werden kann.<br />

299


Die Möglichkeit, die eigene Arbeit zu gestalten <strong>und</strong><br />

Entscheidungen zu treffen, ist ein wesentliches<br />

Kriterium persönlichkeitsförderlicher Arbeit.<br />

Forderungen:<br />

• Erweiterung des Entscheidungsspielraums<br />

• Tätigkeiten zur Förderung der Autonomie<br />

• Erweiterungen des Gestaltungsspielraums von<br />

Handlungen<br />

• Erweiterung des Handlungsspielraums<br />

• Erhöhung von Freiheitsgraden<br />

• Ausdehnung der subjektiven Kontrolle<br />

• Etc.<br />

300


Der Tätigkeitsspielraum soll erweitert werden<br />

(Ulich, 2001) …<br />

• Handlungsspielraum: Möglichkeit zum<br />

unterschiedlichen aufgabenbezogenen Handeln; Wahl<br />

über Verfahren, Mittel <strong>und</strong> zeitlicher Organisation<br />

Erhöhung der Wahlmöglichkeiten<br />

• Gestaltungsspielraum: Möglichkeit zum<br />

selbstständigen gestalten von Vorgehensweisen<br />

Erhöhung der Variabilität von Teilhandlungen<br />

• Entscheidungsspielraum: Entscheidungskompetenz<br />

in der Festlegung <strong>und</strong> Abgrenzung von Aufgaben<br />

Erhöhung der Autonomie<br />

301


Tätigkeitsspielraum <strong>und</strong> Bezug zum<br />

Tätigkeitsmodell der Handlungstheorie<br />

Entscheidungsspielraum Autonomie Tätigkeit<br />

Gestaltungsspielraum Variabilität Handlung<br />

Handlungsspielraum Flexibilität Operation<br />

302


Strategien der <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

• Korrektive <strong>Arbeits</strong>gestaltung: Ziel ist die Korrektur<br />

erkannter Mängel z. B. Beschaffung ergonomischer<br />

Stühle nachdem Rückenbeschwerden aufgetreten sind.<br />

• Präventive <strong>Arbeits</strong>gestaltung: Ziel ist die<br />

vorwegnehmende Vermeidung von ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Schädigungen <strong>und</strong> psychosozialen Beeinträchtigungen<br />

z. B. Beschaffung des Mobiliars bevor Beschwerden<br />

auftreten.<br />

• Prospektive <strong>Arbeits</strong>gestaltung: Ziel ist die<br />

Schaffung von Möglichkeiten zur<br />

Persönlichkeitsentwicklung im Stadium der Planung z. B.<br />

Angebot verschiedener Dialog-, Unterstützungs- <strong>und</strong><br />

Bildaufbauformen zwischen denen gewählt werden<br />

kann.<br />

303


Merkmale der Aufgabengestaltung<br />

Wie müssen Aufgaben gestaltet sein, damit es zu<br />

einem <strong>Arbeits</strong>prozess kommt der<br />

persönlichkeitsförderlich <strong>und</strong> motivierend ist.<br />

Die Aufgabe muss so gestaltet sein, dass es zu<br />

einer Hinwendung, d.h. <strong>Arbeits</strong>orientierung kommt:<br />

• Die arbeitende Person muss die Kontrolle über<br />

den <strong>Arbeits</strong>ablauf <strong>und</strong> Hilfsmittel haben<br />

• Die strukturellen Merkmale der Aufgabe müssen<br />

so beschaffen sein, dass sie die Vollendung <strong>und</strong><br />

Fortsetzung der Arbeit auslösen.<br />

304


Merkmale der Aufgabengestaltung, Ziele <strong>und</strong><br />

Wege der Realisierung<br />

Gestaltungsmerkmal Angenommene Wirkung Realisiert durch ...<br />

Ganzheitlichkeit<br />

• Mitarbeiter erkennen<br />

Bedeutung <strong>und</strong><br />

Stellenwert ihrer Tätigkeit<br />

• Mitarbeiter erhalten<br />

Rückmeldung über den<br />

eigenen <strong>Arbeits</strong>fortschritt<br />

aus der Tätigkeit selbst<br />

Anforderungsvielfalt • Unterschiedliche<br />

Fähigkeiten, Kenntnisse<br />

<strong>und</strong> Fertigkeiten können<br />

eingesetzt werden<br />

• Einseitige<br />

Beanspruchungen können<br />

vermieden werden<br />

... Aufgaben mit<br />

planenden, ausführenden<br />

<strong>und</strong> kontrollierenden<br />

Elementen <strong>und</strong> der<br />

Möglichkeit, Ergebnisse<br />

der eigenen Tätigkeit auf<br />

Übereinstimmung mit<br />

gestellten Anforderungen<br />

zu prüfen<br />

... Aufgaben mit<br />

unterschiedlichen<br />

Anforderungen an<br />

Körperfunktionen <strong>und</strong><br />

Sinnesorgane<br />

305


Gestaltungsmerkmal Angenommene Wirkung Realisiert durch ...<br />

Möglichkeiten der<br />

sozialen Interaktion<br />

• Schwierigkeiten können<br />

gemeinsam bewältigt<br />

werden<br />

• Gegenseitige<br />

Unterstützung hilft<br />

Belastungen besser zu<br />

ertragen<br />

Autonomie • Stärkt Selbstwertgefühl<br />

<strong>und</strong> Bereitschaft zur<br />

Übernahme von<br />

Verantwortung<br />

• Vermittelt die Erfahrung,<br />

nicht einfluss- <strong>und</strong><br />

bedeutungslos zu sein<br />

Lern- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsmöglichkeiten<br />

• Allgemeine geistige<br />

Flexibilität bleibt erhalten<br />

• Berufliche Qualifikationen<br />

werden erhalten<br />

<strong>und</strong> weiter entwickelt<br />

... Aufgaben, deren<br />

Bewältigung Kooperation<br />

nahe legt oder voraussetzt<br />

... Aufgaben mit<br />

Dispositions- <strong>und</strong><br />

Entscheidungsmöglichkeiten<br />

... problemhaltige Aufgaben,<br />

zu deren Bewältigung<br />

vorhandene Qualifikationen<br />

eingesetzt <strong>und</strong> erweitert<br />

beziehungsweise neue<br />

Qualifikationen angeeignet<br />

306<br />

werden müssen


Gestaltungsmerkmal Angenommene Wirkung Realisierung durch …<br />

Zeitelastizität <strong>und</strong><br />

stressfreie<br />

Regulierbarkeit<br />

Sinnhaftigkeit<br />

- Wirkt unangemessener<br />

<strong>Arbeits</strong>verdichtung entgegen<br />

- Schafft Freiräume für<br />

stressfreies Nachdenken <strong>und</strong><br />

selbst gewählte Interaktionen<br />

- Vermittelt das Gefühl, an<br />

der Erstellung<br />

gesellschaftlich nützlicher<br />

Produkte beteiligt zu sein<br />

- Gibt Sicherheit der<br />

- Übereinstimmung<br />

individueller <strong>und</strong><br />

gesellschaftlicher Interessen<br />

... Schaffen von<br />

Zeitpuffern bei der<br />

Festlegung von<br />

Vorgabezeiten<br />

... Produkte, deren<br />

gesellschaftlicher<br />

Nutzen nicht in Frage<br />

gestellt wird<br />

307


Ziel:<br />

Gestaltung von „vollständigen Aufgaben“<br />

Charakteristika „vollständiger Aufgaben“:<br />

• Selbständiges Setzen von Zielen<br />

• Selbständige Handlungsvorbereitung<br />

• Auswahl der Mittel zur adäquaten Zielerreichung<br />

• Ablauffeedback zur allfälligen<br />

Handlungskorrektur<br />

• Resultatfeedback zur Überprüfung der<br />

Übereinstimmung zwischen Ergebnissen <strong>und</strong><br />

gesetzten Zielen<br />

308


Wege der psychologischen<br />

<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

Ziel der psychologischen <strong>Arbeits</strong>gestaltung ist es,<br />

die Monotonie von einfach strukturierten,<br />

routinemäßig auszuführenden Tätigkeiten<br />

aufzulösen.<br />

1) Job rotation<br />

2) Job enlargement<br />

3) Job enrichement<br />

4) Teilautonome <strong>Arbeits</strong>gruppen<br />

5) Gruppen im Betrieb<br />

309


1) Geplanter <strong>Arbeits</strong>platzwechsel (Job rotation):<br />

Personen die spezialisierte Tätigkeiten ausführen<br />

tauschen ihren <strong>Arbeits</strong>platz.<br />

• Tätigkeitsspielraum wird erweitert,<br />

Entscheidungsspielraum kaum<br />

• Vorteil: Monotonie, Übersättigung, einseitige<br />

Belastung wird vermindert<br />

• Humanisierung wird aber kaum erreicht<br />

310


2) Aufgabenerweiterung (Job enlargement):<br />

<strong>Arbeits</strong>tätige üben innerhalb ihrer <strong>Arbeits</strong>plätze mehrere<br />

Tätigkeiten aus, die bislang von verschiedenen<br />

<strong>Arbeits</strong>kräften erledigt wurden.<br />

• Horizontale Erweiterung der Arbeit<br />

• Tätigkeitsspielraum wird erweitert,<br />

Entscheidungsspielraum kaum<br />

3) Aufgabenanreicherung (Job enrichment): Die<br />

Ablauf- <strong>und</strong> Aufbauorganisation der Arbeit wird neu<br />

gestaltet.<br />

• Vertikale Erweiterung der Arbeit<br />

• Neugestaltung der Motivationsfaktoren: Kontext- <strong>und</strong><br />

Kontentaspekte werden berücksichtigt<br />

• Möglichkeit für eigenständige Zielsetzung<br />

• Führt zu vollständigen Aufgaben<br />

311


4) Teilautonome <strong>Arbeits</strong>gruppen: Personen erledigen<br />

gemeinsam <strong>und</strong> autonom zusammenhängende<br />

Teilaufgaben <strong>und</strong> übernehmen dafür die Verantwortung.<br />

• Selbstregulation in der Gruppe <strong>und</strong> wechselseitige<br />

Unterstützung wird ermöglicht<br />

• Kritik: eventuell ist der Erfolg nur durch die<br />

Zuwendung zu den Beschäftigten möglich<br />

(Hawthrone-Effekt); Umsetzung nur möglich, wenn<br />

die Aufgaben überhaupt einen<br />

Entscheidungsspielraum offen lassen; aufgr<strong>und</strong> der<br />

anspruchsvolleren Arbeit sind auch höhere Löhne<br />

nötig; Unterstützung durch das Management nötig<br />

• Berichtete Vorteile: Verbesserung der Qualität,<br />

verminderte Kosten für Qualitätskontrolle <strong>und</strong><br />

Nacharbeit,Verringerung des Verletzungsrisikos,<br />

Verbesserung der Produktstabilität<br />

• Berichtete Mehrkosten: Investitionen für<br />

Parallelausrüstung, höhere Lagerstände<br />

312


Erfolge teilautonomer <strong>Arbeits</strong>gruppen<br />

Beschäftigte Organisation Produktion<br />

• Intrinsische<br />

Motivation durch<br />

Aufgabenorientierung<br />

• Verbesserung von<br />

Qualifikation <strong>und</strong><br />

Kompetenzen<br />

• Erhöhung der<br />

Flexibilität<br />

• Qualitative<br />

Veränderung der<br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

• Verringerung von<br />

hierarchischen<br />

Positionen<br />

• Veränderte<br />

Vorgesetztenrollen<br />

• Veränderung von<br />

Kontrollspannen<br />

• Funktionale<br />

Integration<br />

• Verbesserung der<br />

Produktqualität<br />

• Verminderung von<br />

Durchlaufzeiten<br />

• Verringerung<br />

arbeitsablaufbedingter<br />

Wartezeiten<br />

• Verringerung von<br />

Stillstandszeiten<br />

313


Erfolge teilautonomer <strong>Arbeits</strong>gruppen<br />

Beschäftigte Organisation Produktion<br />

• Abbau einseitiger<br />

Belastungen<br />

• Abbau von Stress<br />

durch gegenseitige<br />

Unterstützung<br />

• Aktiveres<br />

Freizeitverhalten<br />

• Höhere<br />

Flexibilität<br />

• Neudefinition von<br />

Stellen<br />

• Neue<br />

Lohnkonzepte<br />

• Erhöhung der<br />

Flexibilität<br />

• Verminderung von<br />

Fehlzeiten<br />

• Verminderung der<br />

Fluktuation<br />

314


5) Gruppen im Betrieb: Häufig werden Gruppen<br />

eingerichtet, die sich speziellen Themen widmen z. B.<br />

• Qualitätszirkel: qualitative Verbesserungen im<br />

Betrieb sollen eingeführt werden (erweitern die<br />

<strong>Arbeits</strong>kompetenz <strong>und</strong> Erhöhen die<br />

loyalitätsfördernde Gruppenprozesse)<br />

• Ges<strong>und</strong>heitszirkel: Veränderung der<br />

<strong>Arbeits</strong>bedingungen zwecks Reduktion von<br />

Stressoren<br />

• Lernwerkstatt: Möglichkeiten zur sozialen<br />

Integration für die Mitarbeiter schaffen<br />

• Üblicherweise bestehen solche Gruppen aus einer<br />

kleinen Anzahl von Mitarbeiter der unteren<br />

Organisationsebenen, die unter Leitung eines<br />

Moderators spezifische Themenbereiche<br />

diskutieren.<br />

315


Vom „besten Weg“ zum Angebot von<br />

Alternativen<br />

Eine beste, für alle Mitarbeiter optimale<br />

<strong>Arbeits</strong>struktur kann es nicht geben.<br />

Statt <strong>Arbeits</strong>gestaltung durch Eignungsdiagnostik<br />

sollte psychologisch sinnvoller <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

der Vorzug gegeben werden.<br />

316


3 Gestaltungsprinzipien<br />

• Prinzip der flexiblen <strong>Arbeits</strong>gestaltung:<br />

Berücksichtigung interindividueller Differenzen<br />

innerhalb einer vorgegebenen <strong>Arbeits</strong>struktur<br />

• Prinzip der differenziellen <strong>Arbeits</strong>gestaltung:<br />

Vorgabe alternativer <strong>Arbeits</strong>strukturen, zwischen denen<br />

Beschäftigte wählen können;<br />

Persönlichkeitsunterschieden soll Rechnung getragen<br />

werden<br />

• Prinzip der dynamischen <strong>Arbeits</strong>gestaltung:<br />

Je nach Lernfortschritt <strong>und</strong> Motivationsänderung soll<br />

der <strong>Arbeits</strong>bereiche erweitert oder neue<br />

<strong>Arbeits</strong>strukturen geschaffen werden; <strong>Arbeits</strong>strukturen<br />

sollen den intraindividuellen Änderungen Rechnung<br />

tragen<br />

317


Überlegungen zur dynamischen<br />

<strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

• Anfangs nutzt der <strong>Arbeits</strong>tätige viele Strategien <strong>und</strong><br />

Freiheitsgrade, mit der Zeit, aufgr<strong>und</strong> von<br />

Rückkoppelungseffekten, engen sich diese Strategien<br />

auf einige wenige, oder eine einzige ein.<br />

• Die Ausführung einer <strong>Arbeits</strong>aufgabe führt mit der Zeit<br />

zu einer Geübtheit im <strong>Arbeits</strong>vollzug <strong>und</strong> dadurch zu<br />

einer Automatisierung, Verminderung des<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Kontrollspielraums sowie zu<br />

Dequalifizierung<br />

• Mit der Zeit kommt es zu antriebsregulartorischen<br />

Veränderungen: Zielmodifikation oder veränderte<br />

Bewertungen der Arbeit<br />

318


Durch die Berücksichtigung der inter- <strong>und</strong> intraindividuellen<br />

Differenzen <strong>und</strong> Individualisierung von <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten<br />

können Stressfaktoren reduziert werden.<br />

4 Prinzipen für die <strong>Arbeits</strong>gestaltung<br />

• Judoprinzip: „Nutze andere als die eigenen Kräfte.“<br />

Betriebsangehörige sollen auf Probleme aufmerksam gemacht<br />

werden, damit sie Veränderungen selbst initialisieren <strong>und</strong><br />

realisieren können.<br />

• Partizipation: Betroffene sollen zu Beteiligten gemacht werden.<br />

• Heuristisches Vorgehen: Es gibt viele Wege der Veränderung;<br />

Lösungen sollen von den Mitarbeitern selbst gef<strong>und</strong>en werden.<br />

• Doppelhelix: Es gibt keine individuelle ohne systemische<br />

Veränderung. Auf beiden Ebenen werden Neugestaltungen<br />

getragen <strong>und</strong> wirksam.<br />

319


<strong>Arbeits</strong>gestaltung <strong>und</strong> Kultur<br />

<strong>Arbeits</strong>gestaltung ist lokalen, geographischen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Unterschieden unterworfen.<br />

Theorien <strong>und</strong> Praktiken sind kulturspezifisch<br />

<strong>und</strong> können nicht einfach von einem Land in ein<br />

anderes übertragen werden.<br />

320


Beispielitems zu Kulturdimensionen nach<br />

Hofstede (1980)<br />

Dimension Frage Antwortrichtung<br />

Akzeptanz von<br />

Machtdistanz<br />

Tendenzen zur<br />

Vermeidung von<br />

Ungewissheit<br />

Neigung zu<br />

Individualismus<br />

im Gegensatz zu<br />

Kollektivismus<br />

Wie oft besteht – ihrer Erfahrung nach –<br />

das folgende Problem: Mitarbeiter<br />

fürchten sich davor, Vorgesetzten<br />

gegenüber einen gegenteiligen<br />

Standpunkt auszudrücken.<br />

Regeln der Organisation sollten nicht<br />

gebrochen werden, auch dann nicht,<br />

wenn ein Mitarbeiter der Meinung ist,<br />

dies wäre für die Organisation gut.<br />

Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie eine<br />

Arbeit haben, die Ihnen Zeit für sich <strong>und</strong><br />

Ihre Familie lässt?<br />

Wie wichtig ist es für Sie, genügend<br />

Freiraum für die Entwicklung Ihres<br />

eigenen <strong>Arbeits</strong>stils zu haben?<br />

häufig<br />

stimme zu<br />

sehr wichtig<br />

sehr wichtig<br />

321


Beispielitems zu Kulturdimensionen nach<br />

Hofstede (1980)<br />

Dimension Frage Antwortrichtung<br />

Bedeutung von<br />

femininen Werten<br />

Bedeutung von<br />

maskulinen<br />

Werten<br />

Wie wichtig ist es für Sie, eine gute<br />

<strong>Arbeits</strong>beziehung zu Ihrem Vorgesetzten<br />

zu haben?<br />

Wie wichtig ist es für Sie, mit Kollegen,<br />

die gut miteinander kooperieren, zu<br />

arbeiten?<br />

Wie wichtig ist es für Sie, Möglichkeiten<br />

viel zu verdienen zu haben?<br />

Wie wichtig ist es für Sie, Anerkennung<br />

für gute Leistungen zu bekommen?<br />

sehr wichtig<br />

sehr wichtig<br />

sehr wichtig<br />

sehr wichtig<br />

322


Rangreihung von Nationen nach Kulturdimensionen<br />

Land Machtdistanz <br />

Unsicherheit <br />

Individualismus <br />

Maskulinität<br />

Afrika (Osten) 22 36 34 39<br />

Afrika (Westen) 10 34 40 30<br />

Arabische Länder 7 27 26 23<br />

Argentinien 35 12 22 20<br />

Australien 41 37 2 16<br />

Belgien 20 5 8 22<br />

Brasilien 14 21 26 27<br />

Chile 24 12 38 46<br />

Costa Rica 43 12 46 48<br />

Dänemark 51 51 9 50<br />

Deutschland (Westen) 43 29 15 9<br />

El Salvador 18 5 42 40<br />

323


Equador 8 28 52 13<br />

Finland 46 31 17 47<br />

Frankreich 15 12 10 35<br />

Griechenland 27 1 30 18<br />

Grossbritannien 43 47 3 9<br />

Guatemala 3 3 53 43<br />

Hong Kong 15 49 37 18<br />

Indien 10 45 21 20<br />

Indonesien 8 41 47 30<br />

Iran 29 31 24 35<br />

Irland 49 47 12 7<br />

Israel 52 19 19 29<br />

Italien 34 23 7 4<br />

Jamaica 37 52 25 7<br />

Japan 33 7 22 1<br />

Jugoslawien 12 8 34 324 48


Kanada 39 41 4 24<br />

Kolumbien 17 20 49 11<br />

Korea (Südkorea) 27 16 44 41<br />

Malaysien 1 46 36 25<br />

Mexiko 6 18 32 6<br />

Neu Seeland 50 40 6 17<br />

Niederlande 40 35 4 51<br />

Norwegen 47 38 13 52<br />

Österreich 53 24 18 2<br />

Pakistan 32 24 47 25<br />

Panama 2 12 51 34<br />

Peru 22 9 45 37<br />

Philippinen 3 44 31 11<br />

Portugal 24 2 34 45<br />

Schweden 47 49 10 53<br />

Schweiz 45 33 14 325 4


Singapur 13 53 40 28<br />

Spanien 31 12 20 37<br />

Südafrika 35 39 16 13<br />

Taiwan 29 26 43 32<br />

Thailand 22 30 40 44<br />

Türkei 18 16 28 32<br />

Uruguay 26 4 29 42<br />

USA 38 43 1 15<br />

Venezuela 5 21 50 3<br />

326


Motivation<br />

327


Motivation - Überblick<br />

• Intrinsische <strong>und</strong> extrinsische Motivation<br />

• Inhalts - <strong>und</strong> Prozesstheorien<br />

• Prozesstheorien:<br />

• Wählen, Zielsetzung, Handeln <strong>und</strong> Kontrolle,<br />

Bewertung<br />

328


Motivation<br />

Leistung ist eine Funktion aus Fähigkeiten, Motivation <strong>und</strong><br />

situativen Möglichkeiten.<br />

Motivation …<br />

… ist keine überdauernde Persönlichkeitseigenschaft<br />

… entsteht zeitlich begrenzt, aus dem Zusammenspiel<br />

zwischen den Eigenschaften einer Person, Zielen,<br />

Eigenschaften, Anreizen <strong>und</strong> der Situation<br />

… ist ein Sammelbegriff für vielerlei psychische<br />

Prozesse<br />

… bedeutet, dass ein Lebewesen ein Verhalten vor<br />

allem um der erwarteten Folgen willen auswählt <strong>und</strong><br />

hinsichtlich Richtung <strong>und</strong> Energieaufwand steuert<br />

329


Zum Thema Motivation zählt …<br />

• die Zielgerichtetheit des Verhaltens,<br />

• der Beginn <strong>und</strong> Abschluss einer übergreifenden<br />

Verhaltenseinheit,<br />

• ihre Wiederaufnahme nach Unterbrechung,<br />

• der Wechsel zu einem neuen<br />

Verhaltensabschnitt <strong>und</strong><br />

• der Konflikt zwischen verschiedenen<br />

Verhaltenszielen <strong>und</strong> deren Realisierung.<br />

330


Die meisten Definitionen von Motivation<br />

beinhalten als wesentliche Komponenten die<br />

Aktivierung, Richtung <strong>und</strong> Ausdauer eines<br />

zielgerichteten Verhaltens.<br />

• Aktivierung (arousal): Antrieb beziehungsweise<br />

Energie, die Handlungen auslöst<br />

• Richtung (direction): die Richtung wird durch<br />

persönliche Entscheidungen darüber festgelegt,<br />

welches Ziel ausgewählt wird<br />

• Ausdauer (maintainance): Ausdauer des<br />

Verhaltens bezieht sich auf jene Faktoren, die dazu<br />

beitragen, dass ein Verhalten bis zur Erreichung eines<br />

Ziels durchgeführt wird.<br />

331


Motivation wird gemessen durch …<br />

• Introspektion: Selbstbeobachtung <strong>und</strong><br />

Protokollierung der eigenen Erlebnisphänomene<br />

• Verhaltensbeobachtung (meist<br />

Fremdbeobachtung): von beobachtbaren<br />

Verhalten wird auf nicht beobachtbare<br />

Motivationsstruktur geschlossen<br />

• Physiologische Daten (Blutdruck, Herzfrequenz,<br />

etc.) werden zur Messung der Aktivierung <strong>und</strong><br />

Ausdauer erhoben<br />

332


Intrinsische <strong>und</strong> extrinsische<br />

Motivation<br />

Extrinsisch motiviertes Verhalten ist dann gegeben,<br />

wenn die Realisierung eines Handlungszieles <strong>und</strong><br />

damit verb<strong>und</strong>ene Belohnungen angestrebt<br />

werden.<br />

Intrinsisch motiviertes Verhalten resultiert aus der<br />

Ausführung der Handlung selbst.<br />

333


Intrinsische Motivation<br />

• Triebe ohne Triebreduktion<br />

• „Zweckfreiheit“<br />

• Optimales Aktivationsniveau<br />

• Selbstbestimmung<br />

• Freudiges Aufgehen in einer Handlung („Flow-<br />

Effekt“)<br />

334


Flow-Modell nach Csikszentmihalyi (1975)<br />

Hoch<br />

Herausforderungen<br />

Niedrig<br />

Stress<br />

Niedrig<br />

Beunruhigung<br />

Fähigkeiten<br />

Flow<br />

Langeweile<br />

Stress<br />

Noch<br />

335


• Wenn eine externe Belohnung für etwas<br />

geboten wird, was freiwillig getan wurde, wird<br />

(kann) intrinsische Motivation korrumpiert<br />

(werden).<br />

• Bei einer uninteressanten Tätigkeit, die wegen<br />

einer Belohnung begonnen wurde, aber nicht<br />

belohnt wird, steigt die intrinsische Motivation.<br />

Studie: Kindergartenkinder die gerne gemalt<br />

hatten, malten weniger gerne nachdem sie dafür<br />

belohnt worden waren.<br />

336


Inhalts- <strong>und</strong> Prozesstheorien<br />

• Inhaltstheorien beziehen sich auf inhaltliche<br />

Faktoren der <strong>Arbeits</strong>motivation<br />

• Prozesstheorien stellen Antrieb, Richtung <strong>und</strong><br />

Ausführung in den Mittelpunkt der<br />

Aufmerksamkeit<br />

337


Inhaltstheorien<br />

• Bedürfnispyramide (Maslow, 1954)<br />

• ERG-Theorie (Alderfer, 1969)<br />

• Zwei-Faktoren-Theorie (Herzberg et al., 1959)<br />

• X-Y-Theorie (McGregor, 1960)<br />

• Macht- Affiliations- <strong>und</strong> Leistungsmotivation<br />

(McClelland, 1971)<br />

338


Maslow‘s Bedürfnispyramide<br />

Wachstumsmotive <br />

Defizitmotive<br />

Bedürfnis nach<br />

Selbstverwirklichung<br />

Ego-Bedürfnisse (Anerkennung etc.)<br />

Soziale Bedürfnisse (Liebe, Fre<strong>und</strong>schaft etc.)<br />

Sicherheitsbedürfnisse<br />

Pysiologische Bedürfnisse (Nahrung, Schlaf etc.)<br />

339


ERG-Theorie von Alderfer<br />

1. Existence (Gr<strong>und</strong>bedürfnisse)<br />

2. Relatedness (soziale Bedürfnisse)<br />

3. Growth (Entfaltungsbedürfnisse)<br />

Auch ohne Befriedigung der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse können<br />

höhere Bedürfnisse aktiviert werden<br />

340


Zweifaktorentheorie von Herzberg,<br />

Mausner <strong>und</strong> Snyderman<br />

Zufriedenheit <strong>und</strong> Unzufriedenheit sind nicht Gegensätze<br />

sondern voneinander unabhängige Faktoren<br />

Zufriedenheit Keine Zufriedenheit<br />

Unzufriedenheit Keine Unzufriedenheit<br />

341


Zufriedenheit beziehungsweise keine<br />

Zufriedenheit ist von Motivatoren (Satisfiers,<br />

Kontentfaktoen) abhängige wie: Tätigkeit selbst,<br />

Anerkennung der eigenen Leistung,<br />

Verantwortung, Aufstiegsmöglichkeiten, etc.<br />

Unzufriedenheit beziehungsweise keine<br />

Unzufriedenheit ist von Hygienefaktoren<br />

(dissatisfiers, Kontextfaktoren) abhängig wie:<br />

Führungsstil, Unternehmenspolitik, Bezahlung,<br />

<strong>Arbeits</strong>sicherheit, Beziehung zu anderen, äußere<br />

<strong>Arbeits</strong>bedingungen<br />

342


Theorie X/Theorie Y von McGregor<br />

Theorie X: Der Mensch ist träge <strong>und</strong> faul<br />

Theorie Y: Der Mensch ist verantwortungsbewusst<br />

<strong>und</strong> initiativ<br />

343


Macht- Affiliations- <strong>und</strong> Leistungsmotivation<br />

(McClelland, 1971)<br />

Mittels Fragebogen kann das Profil der Motivtendenzen<br />

erhoben werden.<br />

Beispielfragen:<br />

• Ich bemühe mich sehr meine <strong>Arbeits</strong>leistung ständig zu<br />

verbessern (Leistung)<br />

• Es ist für mich wichtig, dass mich andere Personen<br />

mögen (Affiliation)<br />

• Ich übe gerne Einfluss auf andere Menschen aus, um<br />

das zu bekommen was ich will (Macht)<br />

344


Macht- Affiliations- <strong>und</strong> Leistungsmotivation<br />

(McClelland, 1971)<br />

Leistungsmotivation: das Bestreben, die eigene<br />

Tüchtigkeit in allen jenen Tätigkeitsbereichen zu<br />

steigern, in denen ein Gütemaßstab für verbindlich<br />

gehalten wird <strong>und</strong> deren Ausführung gelingen<br />

oder misslingen kann.<br />

Motivtendenzen:<br />

Hoffnung auf Erfolg<br />

Furcht vor Misserfolg<br />

345


Zur Messung der Leistungsmotivation wurde der<br />

Thematische Apperzeptionstest (TAT) verwendet:<br />

• Untersuchungsteilnehmer werden aufgefordert, zu<br />

unterschiedlichen Bildern eine Geschichte zu erzählen.<br />

Die Bilder legen dabei eine leistungsbezogene Thematik<br />

nahe.<br />

• Die Geschichten der Personen werden inhaltlich<br />

kategorisiert.<br />

• Aus den Inhalten lässt sich ableiten, ob eine Person<br />

leistungsorientiert oder erfolgsorientiert ist <strong>und</strong> Hoffnung<br />

auf Erfolg oder Furcht vor Misserfolg hat.<br />

346


• Für „Hoffnung auf Erfolg“ sprechen Inhalte wie<br />

– Bedürfnis nach Leistung <strong>und</strong> Erfolg<br />

– instrumentelle Tätigkeiten zur Zielerreichung<br />

– Lob infolge guter Leistung<br />

• Für „Furcht vor Misserfolg“ sprechen Inhalte wie<br />

– Bedürfnis nach Misserfolgsvermeidung<br />

– Kritik <strong>und</strong> Tadel<br />

– negative Gefühle<br />

347


Personen mit hoher Leistungsmotivation<br />

• setzten sich hohe (fordernde), jedoch erreichbare Ziele;<br />

• die persönliche Leistung ist ihnen wichtiger als die<br />

Belohnung<br />

• <strong>und</strong> sie haben das Bedürfnis nach arbeitsbezogener<br />

Rückmeldung (anstell von persönlicher Rückmeldung)<br />

Das Leistungsmotiv kann trainiert werden indem<br />

emotionale Assoziationen von bestehenden<br />

leistungsthematischen Situationen aufgebaut <strong>und</strong> bewusst<br />

gemacht werden.<br />

348


Praktische Anwendungen der<br />

Inhaltstheorien<br />

• Mitarbeiter-Partizipations-Programme<br />

• <strong>Arbeits</strong>gestaltung durch Erweiterung der<br />

Handlungsspielraums<br />

349


Mitarbeiter-Partizipations-Programme …<br />

… sollen das Commitment der Mitarbeiter fördern, indem sie<br />

den Handlungsspielraum erweitern, mehr Kontrolle über die<br />

eigene Arbeit geben <strong>und</strong> damit das Gefühl am Erfolg des<br />

Unternehmens beteiligt zu sein, erhöhen.<br />

Kombinationsformen:<br />

• Partizipation bei Entscheidungen<br />

• Beratende Partizipation<br />

• Projektbezogene Partizipation<br />

• Informelle Partizipation<br />

• Mitarbeiter als Miteigentümer<br />

• Partizipation über Repräsentanten<br />

• Beispiel: Qualitätszirkel <strong>und</strong> Aktienbeteiligung der Mitarbeiter<br />

350


<strong>Arbeits</strong>gestaltung durch Erweiterung des<br />

Handlungsspielraumes<br />

• Job enlargement: Erweiterung des<br />

Aufgabenbereichs ohne mehr Verantwortung<br />

• Job rotation: Mitarbeiter wechseln den<br />

<strong>Arbeits</strong>bereich auf „horizontaler Ebene“<br />

• Job enrichment: Der Aufgabenbereich wird<br />

durch vollständigere <strong>und</strong> verantwortungsvollere<br />

Aufgaben erweitert<br />

351


Job-characteristics-model von Hackman <strong>und</strong> Oldham<br />

Aufgabenmerkmale<br />

Anforderungsvielfalt<br />

Ganzheitlichkeit<br />

der Aufgabe<br />

Bedeutsamkeit<br />

der Aufgabe<br />

Autonomie<br />

Rückmeldung aus<br />

der Aufgabenerfüllung<br />

Psychologische<br />

Erlebniszustände<br />

Erlebte Bedeutsamkeit<br />

der eigenen<br />

<strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />

Erlebte Verantwortung<br />

für die Ergebnisse der<br />

eigenen <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />

Wissen über die<br />

aktuellen Resultate, vor<br />

allem die Qualität der<br />

eigenen Arbeit<br />

Bedürfnis nach<br />

persönlicher Entfaltung<br />

Auswirkungen<br />

der Arbeit<br />

Hohe intrinsische<br />

Motivation<br />

Hohe Qualität der<br />

<strong>Arbeits</strong>leistung<br />

Hohe <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

Niedrige Abwesenheit<br />

<strong>und</strong><br />

Fluktuation<br />

352


Motivationspotential<br />

Aus der Motivationspotentialsformel kann<br />

abgeleitet werden was eine „gute“ Arbeit<br />

ausmacht <strong>und</strong> wo Problemfelder einer Tätigkeit<br />

liegen<br />

Vielseitigkeit +<br />

Ganzheitlichkeit<br />

Bedeutung<br />

+<br />

3 Autonomie<br />

*<br />

* Rückmeldung<br />

353


5 Kernvariablen der<br />

Motivationspotentialsformel<br />

• Vielseitigkeit: Ausmaß unterschiedlicher Fähigkeiten,<br />

Fertigkeiten oder Talente zur Ausführung einer Tätigkeit<br />

• Ganzheitlichkeit: Ausmaß, zu dem eine Tätigkeit die<br />

Fertigstellung eines ganzen Teils einer Arbeit erfordert<br />

• Bedeutung: Wichtigkeit einer Tätigkeit für den Ausführenden,<br />

andere Personen, die Organisation <strong>und</strong> die Umwelt<br />

• Autonomie: Ausmaß, zu dem sich ein Arbeitnehmer die Zeit<br />

<strong>und</strong> Vorgangsweise selbst einteilen kann<br />

• Rückmeldung: Ausmaß der Information über die eigene<br />

Leistungseffektivität<br />

354


Prozesstheorien<br />

355


Prozesstheorien der Motivation<br />

Prozesstheorien befassen sich mit der Auswahl<br />

einer Handlungsalternative, der Durchführung <strong>und</strong><br />

der Bewertung des Ergebnisses.<br />

• V-I-E-Theorie<br />

• Zielsetzungs-Theorie<br />

• Motivationsmodell<br />

• Rubikon-Modell<br />

356


Handlungsphasen im Rubikonmodell <strong>und</strong><br />

relevante Theorien<br />

MOTIVATION<br />

prädezisional<br />

„Rubikon“<br />

Wählen Zielsetzung Handeln Bewerten<br />

Erwartungs-mal<br />

Wert-Theorien<br />

Modell der<br />

Risikowahl<br />

V-I-E-Theorie<br />

VOLITION<br />

präaktional<br />

Zielsetzungstheorie<br />

VOLITION<br />

aktional<br />

Handlungsversus<br />

Lageorientierung<br />

MOTIVATION<br />

postaktional<br />

357


4 Phasen des Rubikonmodell<br />

von Heckhausen<br />

• Prädezisionale Phase: wählen, wünschen, abwägen;<br />

Motive wirken als sprudelnde Quelle der<br />

Wunschproduktion. Nach dem Abwägen wird am Ende<br />

dieser Phase eine Handlungsalternative ausgewählt.<br />

Prozess: Motivation<br />

• Präaktionale Phase: Zielsetzung; nachdem ein Ziel<br />

ausgewählt wurde, wird die Intention ausgebildet, dieses<br />

auch zu erreichen. Die Handlungen zur Zielrealisierung<br />

werden vorbereitet. Prozess: Volition<br />

358


• Aktionalen Phase: Handeln; sobald sich eine<br />

günstige Möglichkeit zur Realisierung ergibt, wird die<br />

Handlung in Angriff genommen. Damit es bei<br />

konkurrierenden Intentionen zu einer Ausführung<br />

kommt, ist Handlungskontrolle relevant. Prozess:<br />

Volition<br />

• Postaktionale Phase: Attribution <strong>und</strong> Bewertung;<br />

nach dem Abschluss der Handlung werden die<br />

Handlungsergebnisse bewertet. Prozess: Motivation<br />

359


Zusammenfassung des Regelkreises der Motivation (Nerdinger,1995)<br />

Motivationale<br />

Tendenz<br />

Valenz<br />

Instrumentalität<br />

Erwartung<br />

Moderatoren<br />

Selbstwirksamkeit<br />

Rückmeldung<br />

Aufgabenkomplexität<br />

Zielsetzung<br />

herausfordernd<br />

spezifisch<br />

Handeln<br />

Handlungs-<br />

versus Lage-<br />

orientierung<br />

Selbstregulation<br />

Wahrgenommene<br />

Gerechtigkeit<br />

Verfahren<br />

Verteilung<br />

Konsequenzen<br />

z. B. Gehalt,<br />

Anerkennung,<br />

Leistungsergebnis<br />

Kausalattribution<br />

internal, external<br />

stabil, variabel<br />

(kontrollierbar)<br />

Zufriedenheit<br />

360


Prädezisionale Phase: Wählen<br />

Die Auswahl von Handlungsalternativen kann mit<br />

Erwartungs-mal-Wert Theorien modelliert werden.<br />

Die Erwartungs-mal-Wert Theorien gehen davon<br />

aus, dass eine Person jene Alternative wählt, die<br />

ihr am liebsten ist (Theorie basiert auf dem<br />

Nutzenmaximierungsprinzip der Ökonomie).<br />

361


Erwartungs-mal-Wert Theorien<br />

A= E x W<br />

A = Attraktivität<br />

E = Erwartung (subjektive Einschätzung über den<br />

Zusammenhang zwischen einer Handlung <strong>und</strong> einem<br />

Ziel)<br />

W = Wert (Nutzen oder Gewinn einer Alternative<br />

beziehungsweise der Alternativfolgen)<br />

362


Modell der Risikowahl (Atkinson,1957)<br />

Modell zur Erklärung der Wahl von<br />

Anspruchsniveaus bei Leistungsaufgaben<br />

Te = Me x Ae x We<br />

Te Tendenz einer Person, Erfolg anzustreben<br />

Me Erfolgsmotivation<br />

Ae Anreiz des Ergebnisses der Handlung<br />

We Wahrscheinlichkeit, dass bei der Erledigung einer<br />

Aufgabe Erfolg eintritt<br />

363


Modell der Risikowahl<br />

Jede Aufgabe beinhaltet eine gewisse Erfolgs- <strong>und</strong><br />

Misserfolgswahrscheinlichkeit mit der Furcht vor<br />

Versagen.<br />

Es wird angenommen, dass in schwierigen Situationen<br />

der Anreiz von Erfolg größer ist als in leichten.<br />

Umgekehrt wird angenommen, dass bei leichten<br />

Aufgaben, der negative Anreizwert von Misserfolg, der<br />

Scham auslöst, größer ist.<br />

Maximales Risiko bedeutet maximalen Stolz bei Erfolg.<br />

364


Misserfolgsmeidung<br />

Leistungsaufgaben werden gemieden, extrinsische<br />

Motivation führt jedoch zur Leistungssteigerung.<br />

Erfolgsmotivation:<br />

Leistungsaufgaben werden angestrebt, wenn die<br />

Leistungserbringung möglich ist <strong>und</strong> die eigenen<br />

Fähigkeiten dafür verantwortlich gemacht werden können.<br />

Praxis: Mitarbeitergespräche mit Zielvereinbarungen,<br />

Misserfolgsvermeider werden auf anspruchsvolle<br />

Aufgaben aufmerksam gemacht.<br />

365


Valenz-Instrumentalitäts-Erwartungs-Theorie<br />

(Vroom, 1964)<br />

• Valenz: der subjektiv intrinsische Wert oder die<br />

Anziehungskraft von bestimmten Handlungsergebnissen<br />

(z. B. Lohn); es gibt Valenzen von Handlungen <strong>und</strong><br />

Handlungsergebnissen<br />

• Instrumentalität (+1 oder -1): die Verknüpfungsart der<br />

mehr oder weniger wertvollen Handlungsergebnisse (z.<br />

B. eine Leistung führt sicher zu einem hohen Lohn wäre<br />

+1)<br />

• Erwartung (0 oder +1): Beurteilung der Ausführbarkeit<br />

von Handlungen (z. B. die Beurteilung die notwendige<br />

Leistung erbringen zu können wäre +1)<br />

366


Prognose der Handlungswahl<br />

n<br />

V j = f ( Σ ( V k * l jk))<br />

k=1<br />

V j = Handlungsergebnis, V k = Folgen dieses<br />

Ergebnissen, I jk = Instrumentalität<br />

367


Aus der multiplikativen Verknüpfung zwischen<br />

Erwartung <strong>und</strong> errechneter Valenz des<br />

Handlungsergebnisses ergibt sich ein Maß der<br />

Anstrengung („force“).<br />

Ein hohes Anspruchsniveau wird gewählt, wenn ein<br />

Handlungsergebnis eine hohe Valenz aufweist <strong>und</strong><br />

die subjektive Wahrscheinlichkeit, die Handlung<br />

erfolgreich auszuführen, ebenfalls hoch ist.<br />

368


Höhe des Anspruchsniveaus<br />

n<br />

F i = f ( Σ ( E ij * V j))<br />

j=1<br />

F i = Kraft (force), E ij = subjektive Erwartung,<br />

die Leistung erbringen zu können <strong>und</strong> V j =<br />

Handlungsergebnis<br />

369


V-I-E-Theorie nach der Darstellung von<br />

Heckhausen (1989)<br />

Handlung i Handlungsergebnis j Handlungsergebnisfolgen k bis n<br />

i<br />

E i<br />

Erwartung, dass die<br />

Handlung i zum<br />

Handlungsergebnis j<br />

führt<br />

j<br />

l jn<br />

l jk<br />

l jl<br />

l jm<br />

k<br />

l<br />

m<br />

n<br />

Instrumentalität des<br />

Handlungsergebnisses j<br />

für Handlungsergebnisfolgen<br />

k bis n<br />

370


Ausführungsmodell (Vroom)<br />

Handlungsergebnis =<br />

= f (Fähigkeit) * F i =<br />

n<br />

= f (Fähigkeit) * ( Σ ( E ij * V j))<br />

j=1<br />

Die psychologische Kraft (F) wird mit der<br />

Fähigkeit der Mitarbeiter verknüpft.<br />

371


Prozessmodell der Instrumentalitätstheorie<br />

von Vroom (Heckhausen, 1989)<br />

Anreiz der Handlungs-<br />

folgen k von j (V k)<br />

Niveau des<br />

Handlungsergebnisses<br />

j<br />

*<br />

Instrumentalität von j für<br />

Handlungsfolgen k (I jk)<br />

Valenzmodell<br />

Valenz des<br />

Handlungsergebnisniveaus<br />

j (V j)<br />

Erwartung, Ergebnisnieau<br />

j durch Handlung i<br />

zu erreichen (E ij)<br />

*<br />

Psychologische<br />

Kraft, um j zu<br />

erreichen (F j);<br />

(Motivation,<br />

Anstrengungsgrad)<br />

Fähigkeit für j<br />

Erzieltes<br />

Handlungsergebnis<br />

Handlungsmodell Ausführungsmodell 372<br />

*


Heckhausen (1977) erweiterte das<br />

Motivationsmodell von Vroom <strong>und</strong><br />

berücksichtigte zusätzlich die Situation, in<br />

welcher eine Entscheidung getroffen wird.<br />

Vier Ereignis-Stadien werden unterschieden:<br />

• Situation<br />

• Handlung<br />

• Ergebnis<br />

• Folgen<br />

373


Arten von Erwartungen<br />

• S→E-Erwartungen oder Situations-Ergebnis-Erwartungen<br />

(sbjektive Wahrscheinlichkeit, mit der sich in einer Situation<br />

ohne eigenes Zutun ein Ereignis einstellt)<br />

• H→E-Erwartungen oder Handlungs-Ergebnis-Erwartungen<br />

(sbjektive Wahrscheinlichkeit, mit der eigene Handlungen zu<br />

einem bestimmten Ergebnis führen)<br />

• H→S-E-Erwartungen oder Handlungs-bei-Situation-<br />

Ergebnis-Erwartungen (sbjektive Wahrscheinlichkeit, mit der<br />

situative Bedingungen die Kontingenz zwischen Handlung<br />

<strong>und</strong> einem Ergebnis bedingen)<br />

• E→F-Erwartungen oder Ergebnis-Folge-Erwartungen<br />

(Erwartungen, dass ein bestimmtes Handlungsergebnis<br />

bestimmte Folgen nach sich zieht)<br />

374


Arten von Erwartungen im<br />

Motivationsprozess<br />

S E – Erwartungen<br />

Situation (S) Handlung (H) Ergebnis (E) Folge (F)<br />

H – S E – Erwartungen<br />

(Instrumentalität)<br />

H E – Erwartungen E F – Erwartungen<br />

Die Erwartungsarten beruhen auf Kausalattributionen des<br />

Ergebnisses.<br />

375


Arten von Valenzen<br />

Valenzen beziehen sich auf Handlung, Situation, Ergebnisse<br />

• Situationsvalenz bezieht sich auf die Bewertung der<br />

Situation, in welcher auch ohne eigenes Zutun ein<br />

bestimmtes Ergebnis eintritt.<br />

• Handlungsvalenz drückt den „Wert“ einer Handlung aus,<br />

die zu einem bestimmten Ergebnis mit wünschenswerten<br />

oder nicht wünschenswerten Folgen führt.<br />

• Ergebnisvalenz bezieht sich auf die Anregungswerte der<br />

Folgen, die Situations- oder Handlungsergebnisse<br />

voraussichtlich nach sich ziehen.<br />

376


Aussagenlogische Sequenz von Fragen <strong>und</strong> Antworten,<br />

die der Entscheidung zum Handeln zugr<strong>und</strong>e liegen<br />

1. Frage<br />

2. Frage<br />

3. Frage<br />

4. Frage<br />

Erscheint das Ergebnis<br />

bereits durch die<br />

Situation festgelegt?<br />

nein<br />

Kann man das angezielte<br />

Ergebnis selbst<br />

herbeiführen?<br />

ja<br />

Sind einem die möglichen<br />

Folgen des Ergebnisses<br />

wichtig genug?<br />

ja<br />

Zieht das Ergebnis auch<br />

die gewünschten Folgen<br />

nach sich?<br />

ja<br />

Tue was!<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

Tue nichts!<br />

Tue nichts!<br />

Tue nichts!<br />

Tue nichts!<br />

Die Wahl einer<br />

Handlungsalternat<br />

ive lässt sich nach<br />

Heckhausens<br />

Modell durch vier<br />

Fragen erheben.<br />

377


Durch das Frageschema können gemeinsam mit<br />

Mitarbeitern deren Erleben der <strong>Arbeits</strong>situation,<br />

Wünsche, Erwartungen <strong>und</strong> die spezifische<br />

Wahrnehmung betrieblicher Zusammenhänge<br />

analysieren werden.<br />

1) Erscheint das Ergebnis bereits durch die Situation<br />

festgelegt?<br />

Sollte bei den Mitarbeitern die Überzeugung bestehen, dass<br />

gewisse Folgen sich in einer Situation von selbst einstellen,<br />

sollte entweder durch Gegenbeispiele oder eigenes Handeln<br />

der Mitarbeiter vom Gegenteil überzeugt werden.<br />

378


2) Kann das angezielte Ergebnis selbst herbeigeführt<br />

werden?<br />

Wenn bei Mitarbeitern prinzipielle Zweifel bestehen, ein<br />

gewünschtes Ergebnis selbst herbeiführen zu können,<br />

sollte die Führungskraft das Selbstvertrauen <strong>und</strong> die<br />

Fähigkeiten so stärken, dass sich die erwünschte<br />

Erwartung einstellt (konstruktive Kritik, <strong>Arbeits</strong>gestaltung,<br />

Training, etc.).<br />

3) Sind die möglichen Folgen des Ergebnisses wichtig<br />

genug?<br />

Durch intensive Gespräche <strong>und</strong> Verhaltensbeobachtung<br />

kann die Führungskraft herausfinden welche Valenzen<br />

Mitarbeiter mit Handlungsergebnissen verbinden.<br />

Entscheidend ist, dass eine Belohnung auch als<br />

Belohnung erlebt wird.<br />

379


4) Zieht das Ergebnis auch die gewünschten Folgen<br />

nach sich?<br />

Diese Frage bezieht sich auf den wahrgenommenen<br />

Zusammenhang zwischen Handlungsergebnissen <strong>und</strong><br />

Folgen. Z. B. könnte ein Mitarbeiter der Meinung sein,<br />

nur jene würden aufsteigen, die nicht auffallen.<br />

380


Kritik an den Erwartungs-mal-Wert-<br />

Theorien<br />

• Schwierigkeit, die Konzepte Valenz, Instrumentalität <strong>und</strong><br />

Erwartung zu messen, weil hohe Korrelationen zwischen<br />

den Variablen bestehen.<br />

• Für die postulierte multiplikative Verknüpfung der<br />

Variablen ist das geforderte Skalenniveau der Daten<br />

nicht zu erreichen.<br />

• Annahmen für individuelle Entscheidungen werden auf<br />

aggregiertem Niveau überprüft.<br />

• Zugr<strong>und</strong>eliegende Rationalitätsannahme <strong>und</strong><br />

Nutzenmaximierung wird kritisiert.<br />

381


Praktische Anwendung der<br />

Erwartungs-mal-Wert-Theorien<br />

• Variable Entlohnungsprogramme<br />

• Fähigkeits- <strong>und</strong> fertigkeitsbezogene<br />

Entlohnungsprogramme<br />

• Variable Belohnungen<br />

382


Variable Entlohnungsprogramme<br />

• Piece-rate-pay-plans: Leistungsbezogene<br />

Bezahlung; Bezahlung erfolgt für jedes<br />

produzierte/verkaufte Stück<br />

• Profit-sharing-plans: Gewinnbeteiligung am<br />

Unternehmen nach einem festgelegten<br />

Schlüssel<br />

• Gainsharing/Result sharing: Bezahlung basiert<br />

auf der Erreichung bestimmter Leistungsziele<br />

383


Fähigkeits- <strong>und</strong> fertigkeitsbezogene<br />

Entlohnungsprogramme<br />

Skill-based pay plans sehen vor, dass die Höhe der<br />

Bezahlung von den Fähigkeiten der Mitarbeiter abhängen.<br />

Vorteil: Mitarbeiter können flexibel in verschiedenen<br />

Bereichen eingesetzt werden, Kommunikation verbessert<br />

sich; engagierte Mitarbeiter mit geringen Aufstiegschancen<br />

können dadurch ihr Gehalt verbessern.<br />

Nachteil: Firmen klagen für Fertigkeiten zu bezahlen, die<br />

sich gar nicht brauchen; Wenn Mitarbeiter alle relevanten<br />

Fähigkeiten besitzen, gibt es keine Möglichkeit zu weiteren<br />

Gehaltsverbesserungen.<br />

384


Variable Belohnung<br />

Flexible benefits erlauben es Angestellten aus<br />

einem großen Angebot von Belohnungen jene zu<br />

wählen, die ihre persönlichen Wünsche <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse am besten befriedigen. Z. B.<br />

bekommt jeder Mitarbeiter ein Konto, jede<br />

Belohnung hat einen vorher festgesetzten Preis.<br />

385


Präaktionale Phase: Zielsetzung<br />

Eine Wahl wurde getroffen <strong>und</strong> ein Ziel gesetzt.<br />

Nun ist es entscheidend, wie intensiv <strong>und</strong><br />

ausdauernd das gewählte Ziel verfolgt wird - die<br />

Intensität der Handlungsrealisierung ist ein<br />

Volitions- beziehungsweise Willensprozess.<br />

386


Theorie der Zielsetzung (Latham & Locke, 1991)<br />

Die Zielsetzungstheorie geht davon aus, dass<br />

Ziele motivierend wirken.<br />

Ziele lenken die Aufmerksamkeit auf<br />

handlungsrelevante Informationen <strong>und</strong> regulieren<br />

Anstrengung <strong>und</strong> Ausdauer.<br />

387


Aussagen der Zielsetzungstheorie:<br />

• Schwierige, herausfordernde aber erreichbare<br />

Ziele führen zu besseren Leistungen als mittlere<br />

oder zu leichte Ziele.<br />

• Herausfordernde <strong>und</strong> präzise, spezifische Ziele<br />

führen zu besseren Leistungen als vage Ziele.<br />

388


Theorie der Zielsetzung<br />

Zielsetzung<br />

Inhalt oder<br />

Form<br />

(Komplexität,<br />

Spezifität,<br />

Schwierigkeit)<br />

Intensität<br />

(Zielbindung,<br />

commitment)<br />

Moderatoren<br />

Selbstwirksamkeit<br />

(self efficacy)<br />

Rückmeldung<br />

Aufgaben-<br />

komplexität<br />

Wirkmechanismen<br />

Handlungs-<br />

-richtung<br />

-intensität<br />

-ausdauer<br />

Aufgaben-<br />

spezifische<br />

Strategien<br />

Leistung<br />

389


Zusammenhang zwischen Zielschwierigkeit<br />

<strong>und</strong> Leistung (Locke & Latham, 1984)<br />

Leistung<br />

hoch<br />

mittel<br />

niedrig<br />

niedrig mittel hoch unmöglich<br />

Zielschwierigkeit<br />

Schwierige,<br />

herausfordernde,<br />

aber erreichbare<br />

Ziele führen zu<br />

besseren<br />

Leistungen.<br />

390


Spezifische Ziele<br />

• Spezifische Ziele haben eine klare <strong>und</strong> eindeutige<br />

Formulierung <strong>und</strong> konkrete Ziele, z. B. „Verkaufen Sie<br />

bis heute Abend 15 Produkte der Kategorie X“ <strong>und</strong> nicht<br />

„Geben Sie ihr Bestes“.<br />

• Sie definieren Zielinhalt, Zielausmaß <strong>und</strong> zeitlichen<br />

Bezug,<br />

• initiieren die Planung <strong>und</strong> Entwicklung von Strategien<br />

<strong>und</strong><br />

• beinhalten eine Prioritätensetzung, wenn mehrere Ziele<br />

vorhanden sind.<br />

391


Vorgegebene versus partizipativ definierte<br />

Ziele<br />

• Motivationale Effekte sind bei vorgegebenen Zielen<br />

genau so stark wie partizipativ vereinbarten Zielen.<br />

• Bei autoritär vorgegebenen Zielen sollte aber eine<br />

einsichtige Begründung gegeben werden.<br />

• Partizipativ vereinbarte Ziele haben den Vorteil, dass sie<br />

zu einer gemeinsamen Entwicklung effektiver Strategien<br />

führen <strong>und</strong> sich positiv auf das Selbstbewusstsein, die<br />

Motivation <strong>und</strong> die Leistung bei komplexen Aufgaben<br />

auswirken.<br />

• Da eine hohe Zielbindung einen großen Einfluss auf die<br />

Leistung hat, ergibt sich die Forderung zu partizipativ<br />

vereinbarten Zielen.<br />

392


Moderatorvariablen zwischen<br />

Zielsetzung <strong>und</strong> Leistung<br />

• Selbstwirksamkeit: aufgabenspezifisches<br />

Selbstvertrauen<br />

• Aufgabenkomplexität<br />

• Kultur<br />

• Rückmeldung<br />

393


Feedback<br />

• Informative <strong>und</strong> bewertende Rückmeldungen haben<br />

eher einen positiven als negativen Effekt.<br />

• Klares Feedback ist wichtig, weil es Menschen hilft ihren<br />

Leistungsstand zu überprüfen.<br />

• Die spezifische Rückmeldung stellt geeignete<br />

Informationen für die Leistungsverbesserung zur<br />

Verfügung.<br />

• Die Möglichkeit den Grad der Zielerreichung<br />

selbstständig aus dem Aufgabenbereich heraus zu<br />

ermitteln hat führt zu höherer Leistung als externes<br />

Feedback (z. B. von der Führungskraft).<br />

• Die Rückmeldung wirkt sich nur positiv aus, wenn sie<br />

sich auf die Aufgabe, Aufgabendetails oder die Leistung<br />

bezieht - nicht aber, wenn sich das Feedback auf die<br />

Person selbst bezieht.<br />

394


Feedback-Intervention-Theorie (Kluger &<br />

DeNisi, 1996)<br />

Das Verhalten wird durch Diskrepanzen zwischen<br />

einem Ist-Wert <strong>und</strong> einem Ziel reguliert.<br />

Diskrepanzen können die Aufmerksamkeit der<br />

Person auf sich selbst, auf die Aufgabe oder auf<br />

<strong>Arbeits</strong>schritte lenken.<br />

395


Überblick über die Feedback-<br />

Interventionstheorie<br />

Feedback-<br />

Intervention<br />

Einsätze<br />

z.B. normative<br />

Feedback-Intervention<br />

z.B.<br />

Geschwindigkeit<br />

der Feedback-<br />

Intervention<br />

z.B. korrigierende<br />

Feedback-Intervention<br />

Situationsmerkmale<br />

<strong>und</strong> Persönlichkeit<br />

Selbst<br />

Aktuelle<br />

Aufgabe<br />

Aufgaben-<br />

details<br />

Affekt<br />

kognitive Ressourcen<br />

Motivation<br />

Lernen<br />

Aufgaben-<br />

charakteristika<br />

Leistung<br />

nichtaktuelle<br />

Aufgaben<br />

Aufgaben-<br />

details<br />

396


Aufmerksamkeit wird auf die Aufgabe<br />

gelenkt …<br />

• Bei positiver Diskrepanz zwischen Ist- <strong>und</strong> Sollwerten,<br />

kann die arbeitende Person überlegen, ob sie höhere<br />

Ziele anpeilen soll (<strong>und</strong> wenn ja dann<br />

Leistungssteigerung, wenn nein, dann<br />

Leistungsreduktion)<br />

• Besteht keine Diskrepanz zwischen Soll- <strong>und</strong> Istwerten,<br />

wird die Leistung beibehalten.<br />

• Bei negativer Diskrepanz, kommt es dann zu einer<br />

Leistungssteigerung, wenn davon eine<br />

Diskrepanzreduktion erwartet wird. Wird von einer<br />

Leistungssteigerung keine Diskrepanzreduktion<br />

erwartet, kommt es zu Lernprozessen oder die<br />

Aufmerksamkeit wird auf die Person selbst gelenkt.<br />

397


Effekte von Prozessen der Aufgabenmotivation<br />

<strong>und</strong> deren Leistungskonsequenzen<br />

Aufgabe<br />

Möglichkeit zur Erreichung<br />

anderer Ziele<br />

positiv<br />

Diskrepanzen zwischen<br />

Feedback <strong>und</strong> Standard<br />

negativ<br />

Anstrengungserhöhung<br />

Führt Anstrengungserhöhung<br />

zur Diskrepanzreduktion?<br />

nein<br />

Aufmerksamkeitswechsel<br />

ja<br />

ja<br />

Erhöhung<br />

des<br />

Standards<br />

keine<br />

Erfolgsaussichten<br />

Anstrengungsreduktion<br />

Anstrengungserhöhung<br />

Beibehaltung des<br />

Anstrengungsgrades<br />

ja<br />

nein<br />

Beibehaltung<br />

oder Erhöhung<br />

der Anstrengung<br />

Aufmerksamkeit<br />

auf Lernen <strong>und</strong><br />

Exploration<br />

Aufmerksamkeit<br />

398<br />

auf sich selbst


Aufmerksamkeit wird auf die<br />

Aufgabendetails gerichtet<br />

• Wenn die Aufgabe nicht klar ist, werden<br />

Hypothesen über Aufgabenschritte <strong>und</strong><br />

Zielerreichung generiert <strong>und</strong> getestet.<br />

• Ist die Aufgabe klar <strong>und</strong> erfolgen die<br />

Handlungsschritte automatisiert, so kann die<br />

Rückmeldung die routinisierte Ausführung<br />

vorübergehend stören.<br />

399


Effekte von Lernprozessen <strong>und</strong> deren<br />

Leistungskonsequenzen<br />

Aufgaben-<br />

details<br />

ja<br />

Ist die<br />

Aufgabe klar?<br />

nein<br />

Generierung von<br />

Hypothesen <strong>und</strong><br />

Testung<br />

Abbruch<br />

automatischer<br />

Skripts<br />

Hypothesen zur<br />

Prüfung der<br />

Realität<br />

ja<br />

ja<br />

nein<br />

Sind die<br />

Hypothesen<br />

korrekt?<br />

ja<br />

nein<br />

Richtung der<br />

Aufmerksamkeit<br />

auf Aufgaben-<br />

motivation:<br />

Befehl zur<br />

Fortsetzung der<br />

Aufgabe?<br />

Unterbrechung<br />

der Aufgabe<br />

Positive<br />

Lerneffekte<br />

Keine oder<br />

negative<br />

Lerneffekte<br />

nein<br />

Beendung<br />

400


Aufmerksamkeit wird auf die Person<br />

gelenkt<br />

• Je nach subjektiven Zielen (Erhöhung des<br />

Selbstwertes, Eindrucksmanagement, etc.) wird<br />

die Person die Relevanz des Handlungsziels<br />

überlegen. Erscheint das Ziel wichtig, wird sich<br />

die Person auf die Ausführung konzentrieren,<br />

<strong>und</strong> wenn die Ausführung leicht erscheint, ihre<br />

Leistung steigern. Wenn die Ausführung<br />

schwierig erscheint, kann die Leistung<br />

unterbrochen werden.<br />

401


Effekte von Metaaufgabenprozessen <strong>und</strong><br />

deren Leistungskonsequenzen<br />

Selbst<br />

Eigene Ziele:<br />

•Selbstwert<br />

•Kontrolle<br />

•Eindrucks-<br />

management<br />

Affektive<br />

Veränderungen<br />

Aufgabensupervision<br />

ja<br />

Ist die aktuelle<br />

Aufgabe wichtig<br />

für eigene Ziele<br />

nein<br />

Fehlende<br />

Aufgabensupervision<br />

Aktivierung<br />

eigennütziger<br />

Aufgaben<br />

Beachtung<br />

aktueller Aufgabe<br />

mit<br />

erschöpfenden<br />

Ressourcen <strong>und</strong><br />

affektiven<br />

Veränderungen<br />

Reduktion der<br />

Ressourcen zur<br />

Lösung aktueller<br />

Aufgaben<br />

Ist die<br />

Aufgabe<br />

dominant<br />

(leicht)?<br />

Verbesserung<br />

der Leistung<br />

ja<br />

nein<br />

Unterbrechung<br />

der Leistung<br />

Beendigung der<br />

Leistung oder<br />

Reduktion<br />

402


Differenzielle Wirkung von positivem <strong>und</strong><br />

negativem Feedback (Idson & Higgins, 2000)<br />

• Personen, die vorwiegend auf die Zielerreichung<br />

konzentriert sind, sind eher durch positives<br />

Feedback motivierbar.<br />

• Personen, die vorwiegend Fehler vermeiden<br />

wollen, sind eher durch negatives Feedback<br />

motivierbar.<br />

403


Praktische Anwendungsmöglichkeiten<br />

der Zielsetzungstheorie<br />

Auf Folgendes soll geachtet werden:<br />

• Repräsentative Ziele für das Aufgabengebiet wählen<br />

• Konflikte zwischen den Zielen vermeiden<br />

• Ziel- <strong>und</strong> Belohnungssystem müssen übereinstimmen<br />

• Feedback für Mitarbeiter soll leistungsorientiert sein<br />

• Verhaltensbezogene <strong>und</strong> konstruktive Rückmeldungen<br />

für Mitarbeiter geben<br />

• Regelmäßige Rückmeldungen des Vorgesetzten an die<br />

Mitarbeiter<br />

• auch Prozessvariablen sollen rückgemeldet werden<br />

404


Formen der Zielsetzung in der<br />

betrieblichen Praxis<br />

• Management durch Zielvorgabe<br />

• Management durch Zielorientierung<br />

• Management durch Zielvereinbarung<br />

• Management durch Zielsetzung<br />

(Mitarbeitergespräch, Management by<br />

Objectives)<br />

405


Management by Objectives (Drucker, 1954)<br />

• Aus den Unternehmenszielen werden Ziele für die Mitarbeiter<br />

abgeleitet<br />

• Zielorientierung ist wichtiger als Verfahrensorientierung<br />

• Die Leistungsbeurteilung soll auf Ist-Soll-Vergleichen basieren<br />

• Eine regelmäßige Zielüberprüfung <strong>und</strong> -anpassung soll<br />

stattfinden<br />

• Klare <strong>und</strong> konkrete Ziele sollen gesetzt werden<br />

• Ziele müssen innerhalb eines festgelegten Zeitraums erfüllt<br />

werden<br />

• Mitarbeiter werden bei der Zielfestsetzung üblicherweise<br />

eingeb<strong>und</strong>en<br />

• Kontinuierliche Rückmeldung erfolgt im Rahmen von formalen<br />

Treffen, wobei die bisherige Entwicklung <strong>und</strong> eventuelle<br />

Kursanpassungen besprochen werden<br />

406


Vorteile des Management by Objectives<br />

• Übergeordnete Organisationsziele ermöglichen das<br />

Festlegen spezifischer Ziele für Abteilungen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter.<br />

• Da bei der Zielsetzung sowohl höheres als auch<br />

niedriges Management beteiligt ist, handelt es sich um<br />

einen „Top down“ <strong>und</strong> „Bottum up“ Prozess.<br />

• Teamgeist, Kostenbewusstsein <strong>und</strong> Leistungsqualität<br />

kann verbessert werden.<br />

• Durch das gemeinsame Zielsetzen entsteht Raum für<br />

die Selbstentfaltung der Mitarbeiter, Selbstkontrolle <strong>und</strong><br />

eine positive Wirkung auf die Leistungsmotivation.<br />

407


Risken des Management by Objectives<br />

• Wenn <strong>Arbeits</strong>bereiche Ziele festlegen, die<br />

einander widersprechen, bestehen Konflikte.<br />

• Ressourcen-Egoismen.<br />

Probleme können durch bereichsübergreifende<br />

Projektgruppen <strong>und</strong> passende<br />

Organisationsstrukturen gelöst beziehungsweise<br />

vermieden werden..<br />

408


Checkliste für die Zielvereinbarung<br />

Zielfixierung<br />

Ziel: Was soll erreicht werden? Wie lautet das konkrete Ziel (Nutzen,<br />

Sinn <strong>und</strong> Zweck, Endzustand)?<br />

Inhalt: Was beinhaltet <strong>und</strong> was umfasst das Ziel?<br />

Maßnahmen: Was muss im Einzelnen dafür getan werden, dass das<br />

Ziel erreicht werden kann?<br />

Rahmen: Welchen Handlungsspielraum muss der Mitarbeiter haben,<br />

damit er selbstverantwortlich aktiv werden kann (Budget, Personal,<br />

<strong>Arbeits</strong>mittel)?<br />

Zeitbedarf: Bis zu welchem Zeitpunkt muss das Ziel erreicht sein?<br />

409


Checkliste für die Zielvereinbarung<br />

Kompetenzen<br />

Mitarbeiter/Vorgesetzter: Wer hat die Kompetenz, sich mit bestimmten<br />

Personen zusammenzusetzen, um das Ziel zu erreichen?<br />

Ressourcen: Wer darf welche Kompetenzen, Ressourcen, Mittel<br />

einsetzen? Wo liegen Grenzen? Welche Reserve besteht, falls die<br />

vorhandenen Mittel nicht ausreichen?<br />

Verantwortungen: Wer trägt welche Verantwortung für welche<br />

Aktivitäten?<br />

Schnittstellen: Welche zusätzlichen Regelungen müssen vereinbart<br />

werden?<br />

Rahmen: Welcher Rahmen, welche Grenzen müssen eingehalten<br />

werden?<br />

410


Checkliste für die Zielvereinbarung<br />

Messen <strong>und</strong> Sicherstellen<br />

Messen: Welche Kriterien (Statistiken, Tabellen, Vorjahresergebnisse<br />

u. a.) sind für die Messung der Zielerreichung heranzuziehen?<br />

Sicherstellen: Welche Meilensteine müssen eingehalten werden, damit<br />

die schrittweise Erreichung der Ziele überprüft <strong>und</strong> damit sichergestellt<br />

werden kann?<br />

Kontrolltermine: Welche Zwischentermine müssen vereinbart werden,<br />

damit der eingeschlagene Weg rechtzeitig bestätigt oder korrigiert wird.<br />

Wann ist der Endtermin?<br />

411


Schritte des<br />

Zielvereinbarungsgespräches (1)<br />

1. Erläuterung von Gesprächsziel <strong>und</strong> -ablauf<br />

2. Ermittlung der bisherigen Zielerreichung<br />

3. Gemeinsames Erarbeiten der Gründe für<br />

Zielabweichungen<br />

4. Ermittlung des variablen Entgelts<br />

5. Vorstellen der Ziele des Unternehmens, des<br />

Bereichs <strong>und</strong> der Abteilung<br />

412


Schritte des<br />

Zielvereinbarungsgespräches (2)<br />

6. Vorschläge des Mitarbeiters zu den künftigen<br />

Zielen<br />

7. Ziele für die kommenden 12 Monate aus Sicht<br />

der Führungskraft<br />

8. Zielvereinbarung<br />

9. Vereinbarung zu den Voraussetzungen <strong>und</strong><br />

Hilfestellungen<br />

10. Koppelung der Zielvereinbarung an das<br />

variable Entgelt<br />

413


Inhalte im Mitarbeitergespräch<br />

• Karrieremöglichkeiten<br />

• Erreichung früherer<br />

Ziele<br />

• Probleme <strong>und</strong><br />

Schwierigkeiten<br />

• Würdigung der<br />

Tätigkeiten des<br />

Mitarbeiters<br />

• Einbringung von Ideen<br />

des Mitarbeiters<br />

• Wünsche <strong>und</strong> Anliegen<br />

des Mitarbeiters<br />

• Vereinbarung von<br />

Maßnahmen zur<br />

Erreichung der<br />

Unternehmensziele<br />

• Aufklärung von<br />

Missverständnissen<br />

über<br />

Aufgabenstellungen<br />

414


Mögliche Probleme bei<br />

Mitarbeitergesprächen (1)<br />

• Zu viele Ziele, Ziele des Mitarbeiters nicht<br />

berücksichtigt<br />

• Mitarbeiter zu spät informiert oder keine<br />

adäquaten Feedbackgespräche<br />

• Beschreibung von Aufgaben anstatt<br />

Zielvereinbarung<br />

• Keine Definition von Subzielen <strong>und</strong> keine<br />

Transparenz der Beurteilung der Zielerreichung<br />

• Zielvorgaben ≠ Zielvereinbarungen ≠<br />

Zielvereinbarungsgespräche<br />

415


Mögliche Probleme bei<br />

Mitarbeitergesprächen (2)<br />

• Ziele stehen vor dem Gespräch fest<br />

• Vertragspartner werden nicht als<br />

gleichberechtigt wahrgenommen<br />

• Zu wenig kollektive Teamabsprachen <strong>und</strong><br />

abteilungsübergreifende Vereinbarungen<br />

• Kommunikative <strong>und</strong> soziale Kompetenzen der<br />

Mitarbeiter werden nicht gefördert<br />

• Kriterien zur Beurteilung der Zielerreichung nicht<br />

vereinbart<br />

416


Aktionale Phase: Handeln <strong>und</strong><br />

Kontrolle<br />

Theorie der Handlungskontrolle (Kuhl, 1983):<br />

Wie werden Intentionen angesichts konkurrierender Ziele,<br />

die ebenfalls zur Realisierung drängen, in Handlungen<br />

umgesetzt <strong>und</strong> wie ist es möglich, dass eine bestimmte<br />

Intention bis zur Realisierung durch Kontrolle der<br />

Gedanken, Aufmerksamkeit etc. aufrechterhalten wird.<br />

Ob eine Person trotz Rückschläge eine zielgerichtete<br />

Handlung beibehält, hängt nicht nur von der Überzeugung<br />

ab, das eigene Schicksal in der Hand zu haben, sondern<br />

auch vom Willen, das Ziel zu erreichen Volition<br />

417


Psychologische Ansätze, die sich mit jeweils<br />

verschiedenen Aspekten des Handelns beschäftigen<br />

Entscheidungstheorien: Orientierung an den<br />

Nutzenmaximierungsprinzipien<br />

Willensmodelle: Abschirmung aktueller Handlungsabsichten<br />

gegen konkurrierende Tendenzen<br />

Regulationsmodelle: Erstellung von hierarchischen Plänen, die<br />

den Handlungsabläufen zugr<strong>und</strong>e liegen<br />

Dynamische Handlungsmodelle: Veränderung der<br />

Handlungstendenzen über die Zeit<br />

418


Theorie der Handlungskontrolle (Kuhl, 1995)<br />

7 Strategien können die Initiation <strong>und</strong> Beibehaltung von<br />

Handlungen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Ziele fördern:<br />

1) Motivationskontrolle: Widerstände müssen willentlich<br />

unterdrückt werden, z. B. durch Vergegenwärtigung der<br />

Zielfolgen.<br />

2) Emotionskontrolle: Förderliche Emotionen willentlich<br />

hervorrufen; hinderliche Emotionen willentlich<br />

unterdrücken.<br />

3) Aufmerksamkeitskontrolle: Selektive Aufmerksamkeit auf<br />

jene Informationen konzentrieren, die den angestrebten<br />

Zielen förderlich sind.<br />

419


4) Enkodierkontrolle: Von den aufgenommenen<br />

Informationen jene vertiefend bearbeiten, die mit dem<br />

Ziel in Verbindung stehen.<br />

5) Umweltkontrolle: Ablenkungen vom Ziel unterbinden.<br />

6) Sparsame Informationsverarbeitung: Nicht alle<br />

Informationen, sondern nur die wichtigsten sollen<br />

gesammelt, verarbeitet, etc. werden, um zu einer<br />

Handlung zu kommen.<br />

7) Misserfolgskontrolle: Langes Grübeln bei Misserfolgen<br />

kann von der weiteren Zielrealisierung abhalten.<br />

420


Handlungs- versus Lageorientierung<br />

Handlungsorientierte Menschen drängen auf die Umsetzung<br />

des Intendierten in Handlungen. Sie sind fähig ihre<br />

Handlungen auch unter widrigen Umständen umzusetzen;<br />

sie sind sich ihrer Ziele bewusst <strong>und</strong> verfolgen sie<br />

selbstgesteuert.<br />

Von Handlungsorientierung wird gesprochen, wenn sich die<br />

Aufmerksamkeit gleichmäßig auf:<br />

• den Soll-Zustand,<br />

• den aktuellen Ist-Zustand,<br />

• die Diskrepanz zwischen Ist- <strong>und</strong> Soll-Zustand <strong>und</strong><br />

• die Handlungsmöglichkeiten, den Soll-Zustand zu<br />

erreichen, verteilt ist.<br />

421


Lageorientierte Menschen hängen bei<br />

Missgeschicken ihren Gedanken nach.<br />

Lageorientierung ist durch Zögern, Passivität, durch<br />

die Tendenz zum Handlungsabbruch <strong>und</strong> einer<br />

verminderten Effizienz des volitionalen Systems<br />

gekennzeichnet.<br />

Lageorientierte Menschen verweilen gedanklich zu<br />

lang in vergangenen, aktuellen oder zukünftigen<br />

Situationen.<br />

422


3 Formen der Lageorientierung<br />

• Prospektive Lageorientierung: Die<br />

Entscheidungszeiten sind verlängert.<br />

• Ausführungsbezogene Lageorientierung: Die<br />

Aufrechterhaltung kontextadäquater Intentionen<br />

bis zur Zielerreichung bereitet Probleme.<br />

• Misserfolgsorientierte Lageorientierung: Langes<br />

Grübeln über Misserfolge hemmt zielgerichtetes<br />

Handeln.<br />

423


Fragebogen zur Erfassung der Handlungs-<br />

versus Lageorientierung<br />

Beispielitems:<br />

1. Wenn ich etwas Wertvolles verloren habe <strong>und</strong> jedes Suchen<br />

vergeblich war, dann<br />

a) kann ich mich schlecht auf etwas anderes konzentrieren,<br />

b) denke ich nicht mehr lange darüber nach.<br />

2. Wenn ich weiß, dass etwas bald erledigt werden muss, dann<br />

a) muss ich mir oft einen Ruck geben, um den Anfang zu kriegen,<br />

b) fällt es mir leicht, es schnell hinter mich zu bringen.<br />

3. Wenn ich ein neues, interessantes Spiel gelernt habe, dann<br />

a) habe ich auch wieder genug davon <strong>und</strong> tue etwas anderes,<br />

b) bleibe ich lange in das Spiel vertieft.<br />

Lageorientierung: 1a, 2a, 3b; Handlungsorientierung: 1b, 2b, 3a<br />

424


Ausführungskontrolle<br />

Prozesse der Ausführungskontrolle regeln Schritt für<br />

Schritt den Ablauf einer Handlung.<br />

Dabei werden Prozesse der Selbstregulation thematisiert,<br />

die helfen, Ziele über die Zeit sowie über wechselnde<br />

Situationen hinweg zu verfolgen.<br />

Der Beginn des Selbstregulationsprozesses ist dadurch<br />

gekennzeichnet, dass eine Person über Zielperspektiven<br />

verfügt, nicht aber über automatisierte Handlungsketten.<br />

425


3 Subfunktionen im Prozess der<br />

Selbstregulation<br />

• Selbstbeobachtung<br />

• Selbstbewertung<br />

• Selbstreaktion<br />

426


Selbstbeobachtung des eigenen Handelns:<br />

Selbstdiagnose <strong>und</strong> Erkennen der Tendenzen der<br />

Selbstmotivation.<br />

Selbstbewertung einer beobachteten Handlung:<br />

Rückmeldung über den eigenen Leistungsfortschritt<br />

Selbstreaktion:<br />

Selbstbestärkung oder Selbstbestrafung auf Basis der<br />

Selbstbewertung<br />

427


Praktische Anwendung der<br />

Selbstregulation<br />

Selbstmanagement-Training bestehend aus 6<br />

Komponenten:<br />

1) Selbsteinschätzung<br />

2) Zielsetzung<br />

3) Selbstüberwachung<br />

4) Selbstbekräftigung<br />

5) Schriftlicher Kontrakt<br />

6) Aufrechterhaltung<br />

428


Beispiel einer praktischen Anwendung der<br />

Handlungstheorie<br />

• Trainings zum Zeitmanagement<br />

– Zeitprotokolle zur Feststellung<br />

der Aufgaben<br />

– Ablenkungen/Blockaden<br />

– Erholung<br />

– Klarheit über Ziele<br />

– Prioritätensetzung<br />

– Planung der Abläufe<br />

• Bewältigungsmaßnahmen<br />

– Zeitprotokolle<br />

– Zieldefinitionen<br />

– Klare Prioritäten<br />

– Trainings, Beziehungspflege<br />

<strong>und</strong> Delegationskonzepte<br />

• Zeitfresser<br />

− Krisen<br />

− Aufgeschobene<br />

Arbeiten<br />

− Langwierige<br />

Besprechungen,<br />

Sitzungen <strong>und</strong><br />

gremiale<br />

Versammlungen<br />

429


Postaktionale Phase: Bewerten<br />

Nach der Beendigung einer Handlung findet ein<br />

handlungsbewertender Rückblick statt, der zukünftige<br />

Handlungen determiniert.<br />

Kausalattributiontheorien befassen sich mit der<br />

Ursachenzuschreibung.<br />

Nach Weiner (1994) wird die Ursachenzuschreibung nach 3<br />

Dimensionen klassifiziert:<br />

1)Lokation,<br />

2)Stabilität <strong>und</strong><br />

3)Kontrollierbarkeit<br />

430


Lokation unterscheidet zwischen Ursachen die innerhalb<br />

<strong>und</strong> außerhalb der handelnden Person liegen. Intern:<br />

Fähigkeit, Motivation. Extern: Glück, Schwierigkeit<br />

Stabilität unterscheidet, ob die Ursachen auf dauerhafte,<br />

stabile oder vorübergehende, instabile Faktoren<br />

zurückzuführen sind. Stabil: Fähigkeit, Schwierigkeit.<br />

Instabil: Anstrengung, Stimmung<br />

Kontrollierbarkeit unterscheidet zwischen Ursachen die<br />

von der Person kontrolliert werden können <strong>und</strong> Ursachen<br />

die nicht kontrolliert werden können. Kontrollierbar:<br />

Anstrengung. Unkontrollierbar: Fähigkeiten, Schwierigkeit<br />

431


Klassifikation von Erfolgs- <strong>und</strong> Misserfolgsursachen<br />

nach Lokation, Stabilität <strong>und</strong> Kontrollierbarkeit<br />

Kontrolle<br />

Stabilität<br />

Lokation<br />

Internal<br />

External<br />

Kontrollierbar<br />

Labil<br />

Variable eigene<br />

Anstrengung;<br />

Fleiß <strong>und</strong><br />

generelle<br />

<strong>Arbeits</strong>haltung<br />

Variable<br />

Anstrengung<br />

anderer Personen<br />

Stabil<br />

Konstante eigene<br />

Anstrengung<br />

Konstante<br />

Anstrengung<br />

anderer<br />

Personen<br />

Unkontrollierbar<br />

Labil<br />

Eigene Müdigkeit<br />

<strong>und</strong> Stimmung;<br />

Fluktuationen der<br />

eigenen<br />

Fähigkeit<br />

Müdigkeit,<br />

Stimmung <strong>und</strong><br />

Fluktuationen der<br />

Fähigkeit anderer<br />

Personen, Zufall<br />

Stabil<br />

Eigene<br />

Fähigkeit<br />

Fähigkeit<br />

anderer<br />

Personen;<br />

Aufgabenschwierigkeit<br />

432


Emotionen in Abhängigkeit von<br />

Attributionen von Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg<br />

Erfolg<br />

Misserfolg<br />

Attribution<br />

Fähigkeit<br />

Variable Anstrengung<br />

Stabile Anstrengung<br />

Eigene Persönlichkeit<br />

Anstrengung / Persönlichkeit anderer<br />

Zufall<br />

Attribution<br />

Fähigkeit<br />

Variable oder stabile Anstrengung<br />

Persönlichkeit, intrinische Motivation<br />

Anstrengung, Persönlichkeit anderer<br />

Zufall<br />

Emotion<br />

Zuversicht, Kompetenz<br />

Aktivierung, Erregung<br />

Entspannung<br />

Selbstaufwertung<br />

Dankbarkeit<br />

Überraschung<br />

Emotion<br />

Inkompetenz<br />

Schuld, Scham<br />

Resignation<br />

Aggression<br />

Überraschung<br />

433


Je nach Ursachenzuschreibung <strong>und</strong><br />

Emotionen sind zukünftige<br />

Erwartungen <strong>und</strong> Leistungen<br />

unterschiedlich.<br />

434


Gerechtigkeit<br />

Der Frage, ob Aufwandskosten <strong>und</strong> Belohnungen<br />

in fairem Verhältnis zueinander stehen, kommt<br />

große Bedeutung zu.<br />

Gerechtigkeitstheorien können sich auf Verfahren,<br />

im Sinne der prozeduralen Gerechtigkeit, oder auf<br />

die Verteilung von Ressourcen, im Sinne der<br />

distributiven Gerechtigkeit, beziehen.<br />

435


Verfahrensgerechtigkeit<br />

Es geht um die Bewertung, ob der Prozess der<br />

Entscheidungsfindung gerecht war.<br />

Sie beeinflusst:<br />

• Organizational citizenship behavior<br />

(Bindung an die Organisation)<br />

• Zufriedenheit (siehe Studie zur Diebstahlrate)<br />

436


6 Regeln der prozeduralen Fairness<br />

• Konsistenz: Konsistenz der Zuteilungen über<br />

Personen <strong>und</strong> Zeit hinweg.<br />

• Unvoreingenommenheit: Verfahren sollen nicht von<br />

Eigeninteressen beeinflusst sein.<br />

• Genauigkeit: Relevante Informationsquellen müssen<br />

ausgeschöpft werden.<br />

• Korrekturmöglichkeiten: Berufungs- oder<br />

Einspruchsrecht für alle Beteiligten.<br />

• Repräsentativität: Interessen aller Beteiligten sollen<br />

berücksichtigt werden.<br />

• Ethische Rechtfertigung: Das Verfahren soll<br />

moralischen Standards entsprechen.<br />

437


Mittlere Prozente der Diebstahlrate unter<br />

verschiedenen Bedingungen der Information<br />

(nach Nerdinger, 1995)<br />

Mittlere Diebstahlrate<br />

inadäquate Erklärung<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

adäquate Erklärung<br />

Kontrollgruppe<br />

vorher während<br />

Zeitperiode bezogen auf die Gehaltskürzung<br />

nachher<br />

438


Verteilungsgerechtigkeit<br />

Homan‘sches Konzept: „Gibt’s du mir – geb‘ ich<br />

dir“.<br />

Personen erleben ihr Gehalt als gerecht, wenn<br />

das Verhältnis zwischen eigener Leistung <strong>und</strong><br />

eigenem Lohn dem Verhältnis der Leistung<br />

anderer <strong>und</strong> deren Lohn entspricht.<br />

439


Gr<strong>und</strong>aussagen der Equity-Theorie<br />

(Adams)<br />

Vergleichsformel<br />

O I<br />

I I<br />

O I<br />

I I<br />

O I<br />

I I<br />

<<br />

=<br />

><br />

O A<br />

I A<br />

O A<br />

I A<br />

O A<br />

I A<br />

Wahrnehmung<br />

Verglichen mit anderen<br />

sind die eigenen<br />

Ergebnisse relativ zu den<br />

Beiträgen gering<br />

Die Relation zwischen<br />

eigenen Ergebnissen <strong>und</strong><br />

Beiträgen entspricht der<br />

Relation anderer<br />

Verglichen mit anderen<br />

sind die eigenen<br />

Ergebnisse relativ zu den<br />

Beiträgen hoch<br />

Beispiel<br />

Unterbezahlung<br />

ausgewogene<br />

Bezahlung<br />

Überbezahlung<br />

440


Zur Bestimmung der Lohngerechtigkeit muss<br />

eine Person einen Bezugspunkt wählen<br />

• Der Input <strong>und</strong> Output kann mit dem eigenem<br />

Input <strong>und</strong> Output, dem einer anderen Position im<br />

selben Betrieb oder in einem anderen Betrieb<br />

verglichen werden.<br />

• Die Ergebnisse können mit anderen Personen<br />

innerhalb oder außerhalb des Betriebs<br />

verglichen werden.<br />

441


Leistungs-Lohn-Vergleich <strong>und</strong> wahrscheinliche<br />

Reaktionen nach der Equity-Theorie<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Leistung : Lohn Vergleichsresultat Verhaltensänderungen<br />

hoch : hoch<br />

hoch : hoch<br />

hoch : niedrig<br />

hoch : hoch<br />

niedrig : hoch<br />

niedrig : hoch<br />

Konkordanz keine Änderungen: Verbleib<br />

in der Organisation,<br />

Leistung wie bisher;<br />

Zufriedenheit<br />

Diskordanz<br />

(Unterbezahlung)<br />

Diskordanz<br />

(Unterbezahlung)<br />

bei Zeitlohn sinkt die<br />

Qualität <strong>und</strong>/ oder Quantität<br />

der Leistung; bei Stücklohn<br />

sinkt die Qualität, die<br />

Quantität steigt;<br />

Unzufriedenheit<br />

bei Zeitlohn steigt die<br />

Qualität <strong>und</strong>/oder Quantität<br />

der Leistung; bei Stücklohn<br />

steigt die Qualität, die<br />

Quan-tität sinkt;<br />

442<br />

Schuldgefühle


Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Individuum<br />

Vergleichsgruppe<br />

Leistung : Lohn Vergleichsresultat Verhaltensänderungen<br />

hoch : niedrig<br />

hoch : niedrig<br />

hoch : hoch<br />

niedrig : niedrig<br />

hoch : niedrig<br />

niedrig : hoch<br />

Konkordanz keine Änderungen: Verbleib<br />

in der Organisation, bis sich<br />

eine Gelegenheit ergibt,<br />

einen höheren Lohn<br />

außerhalb zu erhalten<br />

Konkordanz keine Änderungen: Verbleib<br />

in der Organisation, Leistung<br />

wie bisher; Zufriedenheit<br />

maximale<br />

Diskordanz<br />

bei Zeitlohn sinkt die Qualität<br />

<strong>und</strong>/oder Quantität der<br />

Leistung; bei Stücklohn sinkt<br />

die Qualität, die Quantität<br />

steigt; Gefühle ungerechter<br />

Behandlung <strong>und</strong><br />

Unzufriedenheit<br />

443


Reaktionen bei der Wahrnehmung eines<br />

Ungleichgewichts zwischen Leistung <strong>und</strong> Lohn<br />

• Input senken oder verbessern<br />

• Output verändern<br />

• Eigene Leistung aufwerten oder abwerten<br />

• Leistung oder Ertrag anderer Personen aufwerten oder<br />

abwerten<br />

• Vergleichsanker ändern<br />

• „Aus dem Feld flüchten“ (Kündigen, Krankenstand)<br />

Diese Reaktionen können den Prozess der „inneren<br />

Kündigung“ verfestigen: Personen sind demotiviert,<br />

resigniert, depressiv hohe Kosten für die Organisation.<br />

444


Abgrenzung zwischen innerer <strong>und</strong><br />

äußerer Kündigung<br />

Kündigung<br />

Gr<strong>und</strong>lage<br />

Kennzeichen<br />

Erkennbarkeit<br />

Innere Kündigung<br />

Psychologischer Vertrag<br />

Zustand<br />

Psychischer Zustand der zur<br />

Abnahme der<br />

Leistungsbereitschaft führt<br />

Schwierig („lautloser Protest“)<br />

Äußere Kündigung<br />

Rechtlicher Vertrag<br />

Handlung<br />

Rechtlicher Akt zur Lösung des<br />

<strong>Arbeits</strong>vertrages<br />

Leicht (offen vollzogene<br />

Handlung)<br />

445


Praktische Anwendung der<br />

Gerechtigkeitsforschung<br />

Die Gestaltung von Entlohnsystemen soll die<br />

<strong>Arbeits</strong>motivation sicherstellen. Kriterien wie<br />

Leistungsangemessenheit, Gerechtigkeit,<br />

Beeinflussbarkeit <strong>und</strong> Transparenz sind dabei<br />

relevant.<br />

Die Höhe der Motivation ist abhängig von der<br />

persönlichen Wahrnehmung der<br />

Leistungsgütesystems.<br />

446


Die persönliche Wahrnehmung des<br />

Leistungsvergütungssystems ist abhängig von<br />

folgenden Aspekten:<br />

• Positives Leistungs-Beitrags-Denken (für mehr Leistung soll es auch<br />

mehr Geld geben)<br />

• Negatives Leistungs-Beitrags-Denken (alle sollen gleich viel<br />

verdienen)<br />

• Kollegenvergleich<br />

• Externvergleich (Vergleich mit Kollegen aus Konkurrenzunternehmen)<br />

• Systemakzeptanz<br />

• Einflussnahme<br />

• Indirekte Erwartung (Zusammenhang zwischen Leistung <strong>und</strong><br />

nachweisbaren <strong>Arbeits</strong>ergebnis)<br />

• Direkte Erwartung (Zusammenhang zwischen nachweisbaren<br />

<strong>Arbeits</strong>ergebnis <strong>und</strong> Vergütung)<br />

• Bedeutung steigt mit wachsendem Bedürfnis nach höherem<br />

Einkommen<br />

447


Da der Vergleich mit externen <strong>und</strong> internen<br />

Kollegen einen nachweisbaren Effekt auf die<br />

<strong>Arbeits</strong>motivation hat, ist es lohnenswert, mögliche<br />

Ungleichgewichte über anonyme<br />

Mitarbeiterbefragungen aufzudecken.<br />

Die Reduktion der wahrgenommenen<br />

Ungleichgewichte kann durch erhöhte Transparenz<br />

zwischen objektiven Input-Output-Verhältnissen<br />

erfolgen, durch aktive Darstellung von offiziellen,<br />

nachvollziehbaren Begründungen <strong>und</strong> durch die<br />

Reduktion tatsächlicher Ungleichgewichte.<br />

448


Führung<br />

449


Führung - Überblick<br />

• Führung, Macht <strong>und</strong> Einfluss<br />

• Eigenschaftsansätze<br />

• Verhaltenstheorien<br />

• Kontingenztheorien<br />

• Neue Ansätze<br />

• Frauen in Führungspositionen<br />

451


Was ist unter Führung zu verstehen?<br />

„There are almost as many definitions of<br />

leadership as there are persons who have<br />

attempted to define the concept“<br />

(Stogdill, 1974, S. 259)-<br />

452


Zusammenfassung von Führungsdefinitionen<br />

(Neuberger, 1990)<br />

Führung ...<br />

... ist ein Gruppenphänomen <strong>und</strong> schließt die Interaktion<br />

zwischen 2 oder mehreren Personen ein.<br />

... ist intentionale Einflussnahme.<br />

... zielt drauf ab, durch Kommunikationsprozesse Ziele zu<br />

erreichen.<br />

... ist die Durchsetzung von Herrschaft auf dem Wege der<br />

Motivierung.<br />

... ist die Steuerung <strong>und</strong> Gestaltung des Handelns anderer<br />

Personen.<br />

... ist ein Prozess der Ursachenzuschreibung an<br />

individuelle soziale Akteure.<br />

453


Führung, Macht <strong>und</strong> Einfluss<br />

Führung steht in einem Naheverhältnis zu Macht<br />

<strong>und</strong> Einfluss.<br />

Macht basiert auf unterschiedlichen Gr<strong>und</strong>lagen.<br />

Das Naheverhältnis von Führung <strong>und</strong> Macht haben<br />

French <strong>und</strong> Raven (1959) in ihrer Typologie von<br />

Macht beschrieben.<br />

454


5 Machtgr<strong>und</strong>lagen nach Frech <strong>und</strong><br />

Raven (1959)<br />

• Reward power oder Belohnungsmacht<br />

• Coercive power oder Bestrafungsmacht<br />

• Legitimate power oder Positionsmacht<br />

• Referent power oder Identifikationsmacht<br />

• Expert power oder Expertenmacht<br />

<strong>und</strong> weiter<br />

• Information power oder Informationsmacht<br />

455


Belohnungsmacht beruht auf der Möglichkeit der<br />

Führungsperson, Belohnungen zu verteilen, die von den<br />

Mitarbeitern als erstrebenswert erachtet werden<br />

(monetäre Anreize, Lob, herausfordernde<br />

<strong>Arbeits</strong>aufgaben, etc.).<br />

Bestrafungsmacht beruht auf der Möglichkeit Strafreize<br />

anzudrohen beziehungsweise tatsächlich zu verteilen<br />

(Kündigung, Versetzung, entwürdigende Behandlung,<br />

etc.).<br />

Positionsmacht oder legitime Macht beruht auf der von<br />

der Person besetzten Position in der Hierarchie einer<br />

Organisation. Die Positionsmacht beinhaltet Belohnungs<strong>und</strong><br />

Bestrafungsmacht, wobei die Ausübung dieser Macht<br />

durch den Inhaber der Position von den Mitarbeitern<br />

akzeptiert wird.<br />

456


Identifikationsmacht gründet auf der<br />

Identifikation mit einer Person, die über begehrte<br />

Ressourcen verfügt oder bestimmte, als<br />

sympathisch erlebte Persönlichkeitszüge hat.<br />

Basiert auf Bew<strong>und</strong>erung, dominantem Auftreten,<br />

Charisma, etc.<br />

Expertenmacht ist die Folge von Spezialwissen<br />

oder besonderen Fähigkeiten, die jemand besitzt<br />

<strong>und</strong> von denen andere abhängig sind (z. B. IT-<br />

Experten).<br />

Informationsmacht beruht auf der einer<br />

bestimmten Person zugänglichen Information (z.<br />

B. Chefsekretäre)<br />

457


Abgrenzung des Machtbegriffs von verwandten<br />

Konstrukten wie Gewalt, Manipulation,<br />

Autorität, Herrschaft <strong>und</strong> Einfluss<br />

Macht Gewalt Einfluss Manipulation Autorität Herrschaft<br />

Beziehung? + +/- + - + +/-<br />

Wahrnehmung? + + + - + +<br />

Konflikt? + + + - +/- +/-<br />

Nachgeben? + - + - + +<br />

Sanktionen? + + - - - +<br />

Legitimität? +/- +/- +/- - + +<br />

458


Stanford-Prison-Experiment<br />

http://www.prisonexp.org/video.htm<br />

http://www.prisonexp.org/<br />

http://www.bbc.co.uk/science/theexperiment/<br />

459


Praktische Anwendungen des<br />

Machtkonzepts<br />

Yukl (1998) leitet aus dem Machtkonzept von<br />

French <strong>und</strong> Raven eine Reihe von<br />

Verhaltensrichtlinien für Führungskräfte ab.<br />

460


Leitlinien für die Nutzung<br />

How to increase and<br />

maintain power ?<br />

• Gain more formal authority.<br />

• Use symbols of authority.<br />

• Get people to acknowledge<br />

authority.<br />

• Exercise authority regularly.<br />

• Follow proper channels in giving<br />

orders.<br />

• Back up authority with reward and<br />

coercive power:<br />

How to use power<br />

effectively ?<br />

Legitimate Power<br />

• Make polite, clear requests.<br />

• Explain the reasons for a request.<br />

• Don’t exceed your scope of authority.<br />

• Verify authority if necessary.<br />

• Be sensitive to target concerns.<br />

• Follow up to verify compliance.<br />

• Insist on compliance if appropriate.<br />

461


Leitlinien für die Nutzung<br />

How to increase and<br />

maintain power ?<br />

• Discover what people need and<br />

want.<br />

• Gain more control over rewards.<br />

• Ensure people know you control<br />

rewards.<br />

• Don’t promise more than you can<br />

deliver.<br />

• Don’t use rewards in a manipulative<br />

way.<br />

Reward Power<br />

How to use power<br />

effectively ?<br />

• Offer fair and ethical rewards.<br />

• Explain criteria for giving rewards.<br />

• Provide rewards as promised.<br />

• Use rewards symbolically to<br />

reinforce desirable behavior.<br />

462


Leitlinien für die Nutzung<br />

How to increase and<br />

maintain power ?<br />

• Gain more relevant knowledge.<br />

• Keep informed about technical<br />

matters.<br />

• Develop exclusive sources of<br />

information.<br />

• Use symbols to verify expertise.<br />

• Demonstrate competence by<br />

solving difficult problems.<br />

• Don’t make rash, careless<br />

statements.<br />

How to use power<br />

effectively ?<br />

Expert power<br />

• Explain the reasons for a request or<br />

• proposal.<br />

• Explain why a request is important.<br />

• Provide evidence that a proposal will<br />

be successful.<br />

• Listen seriously to target concerns.<br />

463


Leitlinien für die Nutzung<br />

How to increase and<br />

maintain power ?<br />

• Show acceptance and positive<br />

regard.<br />

• Act supportive and helpful.<br />

• Don’t manipulate and exploit people<br />

for personal advantage.<br />

• Defend someone’s interests and<br />

• back them up when appropriate.<br />

• Keep promises.<br />

• Make self-sacrifices to show<br />

• concern.<br />

Referent Power<br />

How to use power<br />

effectively ?<br />

• Use personal appeals when<br />

necessary.<br />

• Indicate that a request is important<br />

to you.<br />

• Don’t ask for a personal favor that<br />

is excessive given the<br />

relationship.<br />

• Provide an example of proper<br />

behavior (role modelling).<br />

464


Leitlinien für die Nutzung<br />

How to increase and<br />

maintain power ?<br />

• Identify credible penalties to deter<br />

unacceptable behavior.<br />

• Gain authority to use punishments.<br />

• Don’t make rash threats.<br />

• Don’t use coercion in a<br />

• manipulative way.<br />

• Use only punishments that are<br />

legitimate<br />

Coercive Power<br />

How to use power<br />

effectively ?<br />

• Inform target of rules and penalties.<br />

• Give ample prior warnings.<br />

• Understand situation before<br />

punishing.<br />

• Remain calm and helpful, not<br />

hostile.<br />

• Encourage improvement to avoid<br />

the need for punishment.<br />

465


Beeinflussungstaktiken in<br />

Organisationen bei<br />

• Sachkonflikten<br />

• Wertkonflikten<br />

• Verteilungskonflikten<br />

466


16 Beeinflussungstaktiken in Organisationen (Rodler &<br />

<strong>Kirchler</strong>, 2001)<br />

1) Positive Emotionen<br />

2) Negative Emotionen<br />

3) Hilflosigkeit<br />

4) Aggression<br />

5) Angebot von<br />

Ressourcen<br />

6) Entzug von<br />

Ressourcen<br />

7) Beharren<br />

8) Rückzug<br />

9) Sachverhalte offen darlegen<br />

10) Falsche Tatsachen vorspielen<br />

11) Indirekte Koalitionen<br />

12) Direkte Koalitionen<br />

13) Autonome Entscheidung<br />

14) Trade-offs<br />

15) Integrative Verhandlung<br />

16) Sachliche Argumentation<br />

467


Effektivität von Führung<br />

Führungserfolg kann an vielfältigen Kriterien<br />

festgemacht werden, erweist sich allerdings oft als<br />

schwierig messbar.<br />

Meist werden als Maß für die Effektivität von<br />

Führung die Konsequenzen der Handlungen für<br />

die Mitarbeiter <strong>und</strong> andere Stakeholder (z. B.<br />

Aktionäre, K<strong>und</strong>en, etc.) herangezogen.<br />

468


Führungserfolg ist der Grad, zu dem die<br />

unterstellte Organisationseinheit gesetzte<br />

Ziele erreicht.<br />

Zielerreichungsmaße sind oft<br />

betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Profit,<br />

Verkaufszahlen, Marktanteile, Produktivität, etc..<br />

Bezogen auf die Person der Führungskraft können<br />

die Ergebnisse von betrieblichen<br />

Personalbeurteilungen, die erreichte hierarchische<br />

Position innerhalb einer bestimmten Zeitspanne<br />

oder die Gehaltshöhe herangezogen werden.<br />

469


Einteilung der Ansätze in der<br />

Führungsforschung<br />

Jago (1982) hat versucht die vielen<br />

Führungstheorien durch ein einfaches Modell zu<br />

klassifizieren.<br />

470


Typologie der Führungstheorien nach Jago (1982)<br />

Persönlichkeitseigenschaften <br />

Führungsverhalten<br />

Universelle<br />

Führungstheorien<br />

Eigenschaften der<br />

Führungspersönlichkeit<br />

Interaktionsverhalten<br />

der Führungskraft<br />

Kontingenztheorien<br />

Führungspersönlichkeit<br />

in Kontext von Situation<br />

<strong>und</strong> Umgebung<br />

Wechselwirkung der<br />

Variablen Situation <strong>und</strong><br />

Verhalten<br />

471


Eigenschaftsansätze<br />

... war einer der ersten Ansätze der systematischen<br />

Erforschung von Führung <strong>und</strong> ist bis heute bedeutsam.<br />

Beginn mit den „great man“- Theorien: Es gibt bestimmte<br />

angeborene <strong>und</strong> ererbte Merkmale, die eine<br />

Führungsperson ausmachen, z. B. Körpergröße,<br />

Eigenschaften wie Dominanz, Selbstvertrauen <strong>und</strong><br />

emotionale Stabilität.<br />

Ziel: Hohe Korrelationen zwischen bestimmten<br />

Personenmerkmalen <strong>und</strong> Führungserfolg finden.<br />

472


Charakteristika von erfolgreichen<br />

Führungskräften (Yukl, 1998)<br />

• Hohe mentale <strong>und</strong> körperliche Energie <strong>und</strong><br />

Stresstoleranz<br />

• Selbstvertrauen<br />

• Interne Kontrollorientierung<br />

• Emotionale Reife<br />

• Integrität<br />

• Bedürfnis nach Macht (zur Befriedigung der<br />

gemeinsamen Ziele)<br />

• Hohe Leistungsmotivation<br />

• Geringes Affiliationsbedürfnis<br />

473


Eigenschaftsansatz<br />

Stärken:<br />

• Die Theorien sind einfach <strong>und</strong> intuitiv zugänglich <strong>und</strong><br />

• ermöglichen Führungskräfte anhand von Eigenschaften zu<br />

vergleichen.<br />

Schwächen:<br />

• Die Theorien gelten als überholt, weil Führungserfolg als<br />

Zusammenspiel zwischen Person, Situation <strong>und</strong> Verhalten<br />

gesehen wird.<br />

• Weder Richtung der Ursache noch die Stärke des<br />

Zusammenhangs sind eindeutig geklärt.<br />

• Gebert <strong>und</strong> Rosenstiel (1996): Die Mehrzahl der Studien<br />

belegt, dass die Persönlichkeit nur einen kleinen Teil das<br />

Führungserfolgs erklären kann.<br />

• Persönlichkeitsmerkmale sollen nicht überbewertet werden.<br />

474


US-Präsidenten <strong>und</strong> deren Größe<br />

Frequency<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

VAR00001 Körpergröße in cm<br />

160.0<br />

165.0<br />

VAR00001<br />

170.0<br />

175.0<br />

180.0<br />

185.0<br />

Körpergröße (Median = 180 cm)<br />

190.0<br />

195.0<br />

Std. Dev = 7.03<br />

Mean = 179.6<br />

N = 42.00


Führungserfolg als Resultat von Person,<br />

Situation <strong>und</strong> Verhalten<br />

Person<br />

Situation<br />

Führungsverhalten<br />

?<br />

Führungserfolg<br />

476


Praktische Anwendung der<br />

Führungstheorien<br />

Die Anwendung beschränkt sich auf die Selektion<br />

von Führungskräften.<br />

Unter der Annahme, dass Persönlichkeitseigenschaften<br />

relativ stabil sind, können die relevanten Eigenschaften als<br />

Prädiktoren für das Verhalten <strong>und</strong> die erfolgreiche Erfüllung<br />

von Führungsaufgaben herangezogen werden.<br />

• Trainings: Stärken <strong>und</strong> Schwächen reflektieren<br />

• Auswahl/Förder-Assessment-Center<br />

477


Verhaltenstheorien<br />

... gehen davon aus, dass sich Führungskräfte<br />

durch bestimmte Verhaltensstile auszeichnen.<br />

... basieren auf der Beschreibung der Aufgabe<br />

(Tagebuchaufzeichnungen), Beobachtung,<br />

Interviews über typische Ereignisse <strong>und</strong> Job- <strong>und</strong><br />

Positionsanalysen oder auf der Unterscheidung<br />

zwischen effektivem <strong>und</strong> ineffektivem<br />

Führungsverhalten (leadership styles).<br />

478


MPDQ - Management Position Description<br />

Questionnaire (Tornow & Pinto, 1976)<br />

• MPDQ ist eines der bekanntesten Instrumente zur<br />

Erfassung von Führungsaufgaben;<br />

• es besteht aus über 200 Statements.<br />

Dimensionen des MPDQ:<br />

• Supervising<br />

• Planning and organizing<br />

• Decison making<br />

• Monitoring indicators<br />

• Controlling<br />

• Representing<br />

• Coordinating<br />

• Consulting<br />

• Administrating<br />

479


„Leadership styles“<br />

• Eine klassische Führungstypologie stammt von<br />

Kurt Lewin. Auf Basis von Laborexperimenten<br />

formulierte er 3 Stile:<br />

• Demokratische Führung<br />

• Autokratische Führung<br />

• Laissez-faire Stil<br />

480


• Demokratischer Führungsstil: Führungskräfte versuchen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele in der Gruppe zu diskutieren,<br />

Mitentscheidungen <strong>und</strong> Transparenz werden angestrebt:<br />

Bester Prädikator für Leistung bei Kindern <strong>und</strong><br />

Erwachsenen sowie hohe Zufriedenheit bei den<br />

Mitarbeitern.<br />

• Autokratischer Führungsstil: Führungskräfte bestimmen<br />

<strong>und</strong> steuern die Aufgaben <strong>und</strong> Ziele. Tätigkeiten werden<br />

nach eigenen Vorstellungen verteilt, die<br />

Beurteilungskriterien für die Mitarbeiter müssen nicht klar<br />

sein.<br />

• Laissez-faire: Führungskräfte geben den<br />

Gruppenmitgliedern die völlige Freiheit bei der Ausführung<br />

<strong>und</strong> vermeiden Beurteilungen. Dieser Stil führt häufig zu<br />

den schlechtesten Ergebnissen.<br />

481


In späteren Modellen werden viele Aspekte des<br />

Führungsverhaltens berücksichtigt.<br />

Multidimensionale Modelle werden am ehesten der Realität<br />

gerecht, haben aber das Problem, dass sie empirisch kaum<br />

zu belegen sind<br />

Weiter Verhaltenstheorien:<br />

• Zwei-Faktoren-Führungstheorien<br />

• „Managerial Grid“ Modell<br />

482


Zwei-Faktoren-Führungstheorien<br />

1) Fleishman, Ende der 1940er (Ohio-Studien)<br />

2) Likert, 1961 (Michigan Führungsstudien)<br />

Beide kamen zu ähnlichen Konzeptionen von<br />

Führungsstilen.<br />

483


Ohio-Studien (Fleishman et al.)<br />

Es gibt 2 voneinander unabhängige Dimensionen:<br />

Consideration: Beschreibt den Grad an<br />

Mitarbeiterorientierung: Wertlegen auf eine gute Beziehung,<br />

gegenseitiges Vertrauen, Sensibilität für Gefühle, Offenheit<br />

gegenüber Vorschlägen.<br />

Initiating Structure: Beschreibt den Grad der<br />

Aufgabenorientierung: Führungskraft definiert <strong>und</strong><br />

strukturiert Aufgaben, um das angestrebte Ziel zu erreichen.<br />

484


Ergebnisse der Ohio-Studien<br />

Consideration<br />

Hoch<br />

Niedrig<br />

Hohe Leistung<br />

Kaum Beschwerden<br />

Geringe Fluktuation<br />

Hohe Leistung<br />

Viele Beschwerden<br />

Hohe Fluktuation<br />

Initiating Structure<br />

Hoch Niedrig<br />

Niedrige Leistung<br />

Kaum Beschwerden<br />

Geringe Fluktuation<br />

Niedrige Leistung<br />

Viele Beschwerden<br />

Hohe Fluktuation<br />

485


Instrumente zur Erfassung des<br />

Führungsstils auf Basis der Ohio-Studien<br />

• LBDQ (Leader Behaviour Description Questionnaire):<br />

Misst die Wahrnehmung des Führungsverhaltens aus<br />

Sicht der Mitarbeiter.<br />

• LOQ (Leader Opinion Questionnaire): Erfasst die<br />

Einschätzung des Führungsstils aus der Perspektive der<br />

Führungskraft.<br />

• FVVB (Fragebogens zur Vorgesetzten-Verhaltens-<br />

Beschreibung): Deutsche Version des Ohio-Fragebogens.<br />

486


Michigan Führungsstudien (Likert et al.)<br />

Production-centred (produktionszentriert):<br />

Führungskraft beachtet eher den technischen<br />

Aspekt der Arbeit, definiert die Aufgaben <strong>und</strong><br />

Rollen.<br />

Employee-centred (personenzentriert):<br />

Führungskraft betont die Wichtigkeit der<br />

zwischenmenschlichen Aspekte, unterstützt die<br />

Bedürfnisse der Mitarbeiter <strong>und</strong> fördert deren<br />

Mitbestimmung.<br />

487


„Managerial Grid“-Modell<br />

(Black & Mouton, 1960er Jahre)<br />

• Das Modell baut auf den Ergebnissen der Ohio-<br />

<strong>und</strong> Michigan-Gruppe auf,<br />

• sieht den idealen Führungsstil in einer<br />

gleichermaßen hohen Ausprägung an<br />

„Personen- <strong>und</strong> Aufgabenorientierung“ <strong>und</strong><br />

• unterscheidet zwischen verschiedenen<br />

Führungsstilen, je nachdem ob die<br />

Personenorientierung <strong>und</strong> die<br />

Aufgabenorientierung hoch oder niedrig<br />

ausgeprägt sind.<br />

488


Führungsstile im „Managerial Grid“-Modell<br />

Personenorientierung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

9.1Glacehandschuh-<br />

Management<br />

„Country-Club“<br />

1.1<br />

Überlebens-<br />

Management<br />

„Improverished“<br />

Aufgabenorientierung<br />

9.9 Team-<br />

Management<br />

1.9 Befehls-<br />

Gehorsams-<br />

Management<br />

„Authoritarian“<br />

9 8 7 6 5 4 3 2 1<br />

489


Kritik am „Managerial Grid“-Modell<br />

• In empirischen Studien konnte der<br />

Zusammenhang zwischen 9.9-Ausprägung des<br />

Führungsstils <strong>und</strong> Führungseffektivität nicht<br />

nachgewiesen werden.<br />

• Fehlende Berücksichtigung der<br />

Situationsvariablen – dadurch keine<br />

befriedigenden Antworten auf die Fragen die<br />

sich bei komplexen Organisationen ergeben.<br />

490


Praktische Anwendung der<br />

Verhaltenstheorien<br />

Trainingsbereich: Führungspersonen können zuerst ihre<br />

persönlichen Charakteristika mittels Fragebogen bewerten.<br />

In einem Trainingsprogramm können sie dann geschult<br />

werden, sich an den den 9.9- Führungsstil anzunähern.<br />

Vorteil:<br />

• Handlungskompetenz wird erweitert<br />

• Reflexion wird ermöglicht<br />

491


Kontingenztheorien<br />

... begegnen der Kritik an Eigenschafts- <strong>und</strong><br />

Verhaltenstheorien, indem sie zusätzlich die<br />

Situation berücksichtigen.<br />

... gehen davon aus, dass die Effektivität eines<br />

Führungsstils vom Vorhandensein bestimmter<br />

Situationsmerkmale abhängt.<br />

492


Kontingenztheorie<br />

„The basic premise of the theory is that<br />

different situations demand different kinds<br />

of leadership. From this perspective, to be<br />

an efficive leader requires that an individual<br />

adapts his or her style to demand different<br />

situations.“ (Northouse, 1997)<br />

493


Kontingenztheorien<br />

• Situative Reifegradtheorie von Hersey <strong>und</strong><br />

Blanchard<br />

• Kontinuumstheorie von Tannenbaum <strong>und</strong><br />

Schmidt<br />

• Kontingenzmodell von Fiedler<br />

• Weg-Ziel-Theorien der Führung<br />

• Normatives Entscheidungsmodell von Vroom<br />

<strong>und</strong> Yetton<br />

• Attributionstheoretischer Ansatz<br />

494


Situative Reifegradtheorie<br />

(Hersey & Blanchard, 1977)<br />

... verwendet als Situationsvariable den<br />

„Reifegrad der Mitarbeit“.<br />

Der Reifegrad der Mitarbeiter setzt sich aus<br />

• fachspezifischem Wissen (Fähigkeiten) <strong>und</strong><br />

• Leistungsmotivation <strong>und</strong> Selbstsicherheit <strong>und</strong><br />

Selbstvertrauen (Willigkeit)<br />

zusammen.<br />

495


4 Reifegradstufen (R1-R4) bei Mitarbeitern<br />

R1<br />

Reifegrad Alltagsbeispiel<br />

Nicht fähig/nicht willig:<br />

Der Mitarbeiter ist nicht<br />

fähig <strong>und</strong> es fehlt ihm an<br />

Verpflichtung <strong>und</strong><br />

Motivation.<br />

Nicht fähig/unsicher:<br />

Der Mitarbeiter ist nicht<br />

fähig <strong>und</strong> es fehlt ihm an<br />

Vertrauen.<br />

Ein Mitarbeiter muss den<br />

Umgang mit einer neuen<br />

Maschine lernen. Er weiß<br />

nicht, wie man sie bedient<br />

<strong>und</strong> hat auch kein<br />

Interesse, dies zu lernen.<br />

Jemand nimmt seine erste<br />

Flugst<strong>und</strong>e. Er hat keine<br />

Vorstellung, was im Cockpit<br />

zu tun ist <strong>und</strong> hat kein<br />

Zutrauen zu seinen<br />

Fähigkeiten, das Flugzeug<br />

zu fliegen.<br />

496


4 Reifegradstufen (R1-R4) bei Mitarbeitern<br />

R2<br />

Reifegrad Alltagsbeispiel<br />

Nicht fähig/willig:<br />

Der Mitarbeiter hat nicht<br />

die Fähigkeit, aber ist<br />

motiviert <strong>und</strong> versucht<br />

es.<br />

Nicht fähig/<br />

vertrauensvoll:<br />

Der Mitarbeiter hat nicht<br />

die Fähigkeit, aber ist<br />

vertrauensvoll, so lange<br />

die Führungskraft ihm<br />

Anleitung gibt.<br />

Dem Mitarbeiter fehlt es an<br />

Übung an der Maschine,<br />

aber er unternimmt<br />

Anstrengungen, um<br />

qualifiziert zu werden.<br />

Nach ein paar St<strong>und</strong>en ist<br />

der Flugschüler noch nicht<br />

fähig, das Flugzeug alleine<br />

zu fliegen, aber er ist<br />

begeistert <strong>und</strong> fühlt sich<br />

allmählich sicher, so lange<br />

der Lehrer im Cockpit sitzt.<br />

497


4 Reifegradstufen (R1-R4) bei Mitarbeitern<br />

R3<br />

Reifegrad Alltagsbeispiel<br />

Fähig/nicht willig:<br />

Mitarbeiter hat die<br />

Fähigkeit, eine Aufgabe<br />

zu erledigen, aber er ist<br />

nicht willig, diese<br />

Fähigkeit einzusetzen.<br />

Fähig/unsicher:<br />

Mitarbeiter hat die<br />

Fähigkeit, aber ist<br />

unsicher <strong>und</strong> ängstlich,<br />

die Aufgabe allein zu<br />

erledigen.<br />

Der Mitarbeiter kann nun<br />

mit der Maschine<br />

umgehen, aber die Arbeit<br />

langweilt ihn.<br />

Vor dem ersten Alleinflug<br />

ist der Flugschüler noch<br />

nervös <strong>und</strong> ängstlich,<br />

obwohl er dazu jetzt<br />

qualifiziert ist.<br />

498


4 Reifegradstufen (R1-R4) bei Mitarbeitern<br />

R4<br />

Reifegrad Alltagsbeispiel<br />

Fähig/willig: Mitarbeiter<br />

hat die Fähigkeit zu<br />

einer Aufgabe <strong>und</strong><br />

macht sie gerne.<br />

Fähig/vertrauensvoll:<br />

Der Mitarbeiter hat die<br />

Fähigkeit zu einer<br />

bestimmten Aufgabe<br />

<strong>und</strong> ist vertrauensvoll,<br />

sie alleine zu erledigen.<br />

Der Mitarbeiter kann mit<br />

der Maschine umgehen<br />

<strong>und</strong> hat Freude daran, sie<br />

zu bedienen.<br />

Mit 100 St<strong>und</strong>en Alleinflug<br />

im Logbuch ist der Pilot<br />

nun fähig <strong>und</strong><br />

vertrauensvoll, das<br />

Flugzeug alleine zu fliegen.<br />

499


In Abhängigkeit des Reifegrads der<br />

Mitarbeiter ist ein passender<br />

Führungsstil zu wählen:<br />

• Aufgabenorientierung oder<br />

• Beziehungsorientierung.<br />

500


Führungsstil in Abhängigkeit vom<br />

Reifegrad<br />

• Telling: aufgabenorientiert; diktieren, lenken,<br />

leiten oder etablieren<br />

• Selling: sehr aufgabenorientiert aber auch<br />

mitarbeiterorientiert; argumentieren, erklären,<br />

klarstellen oder überzeugen<br />

• Participating: stark mitarbeiterorientiert;<br />

ermutigen, zusammenarbeiten oder anvertrauen<br />

• Deligating: niedrige Aufgaben- <strong>und</strong><br />

Mitarbeiterorientierung; delegieren, beobachten<br />

oder bevollmächtigen<br />

501


Situative Reifegradtheorie nach Hersey <strong>und</strong> Blanchard<br />

wenig Ausmaß der Orientierung stark<br />

Telling<br />

Selling<br />

Participating <br />

Delegating <br />

Beziehungsorientierung<br />

R1 R2 R3 R4<br />

Aufgabenorientierung<br />

502


Instrumente zur Erfassung der Führungseffektivität<br />

nach Hersey <strong>und</strong> Blanchard (1974)<br />

• LEAD (Leader Effectivness Adaptability<br />

Description)<br />

Die Skala umfasst 12 Situationen mit jeweils 4<br />

Antwortalternativen. Aus dem Antwortmuster kann<br />

die Effizienz einer Führungsperson errechnet<br />

werden.<br />

503


Praktische Anwendung der situativen<br />

Reifegradtheorie<br />

• Führungskräfteentwicklung<br />

• Entwicklung der Diagnosefähigkeit der<br />

Führungskräfte<br />

• Das Modell ist bei Praktikern aufgr<strong>und</strong> der<br />

intuitiven Stimmigkeit beliebt.<br />

504


Kritik an der situativen Reifegradtheorie<br />

• Der kurvilineare Zusammenhang wird kritisiert,<br />

weil die interne Konsistenz der Maße nicht<br />

gegeben ist.<br />

• Es wird nur der Reifegrad der Mitarbeiter<br />

berücksichtig, andere Situationsvariablen bleiben<br />

unberücksichtigt.<br />

• Mitarbeiter könnten den flexiblen Führungsstil<br />

der Führungskraft als „Inkonsistenz“<br />

wahrnehmen <strong>und</strong> verunsichert sein.<br />

505


Kontinuumtheorie von Tannenbaum <strong>und</strong><br />

Schmidt (1958)<br />

Führung <strong>und</strong> Erfolg sind abhängig vom<br />

Entscheidungsspielraum des Vorgesetzten in<br />

Relation zur Gruppe. Der empfohlene Führungsstil<br />

variiert auf einem Kontinuum von autoritär bis<br />

kooperativ.<br />

506


Kontinuum des Führungsverhaltens<br />

(Tannenbaum & Schmidt, 1958)<br />

Entscheidungs<br />

spielraum des<br />

Vorgesetzten<br />

Entscheidungsspielraum<br />

der Gruppe<br />

Führungskraft trifft die Entscheidung<br />

<strong>und</strong> gibt sie bekannt<br />

Führungskraft „verkauft“ die<br />

Entscheidung<br />

Führungskraft präsentiert Ideen <strong>und</strong> lädt<br />

zu Fragen ein.<br />

Führungskraft präsentiert vorläufige, für<br />

Veränderungen offene Entscheidung .<br />

Führungskraft präsentiert das Problem,<br />

sammelt Vorschläge <strong>und</strong> trifft die<br />

Entscheidung.<br />

Führungskraft definiert die Grenzen <strong>und</strong><br />

fordert eine Gruppenentscheidung ein.<br />

Führungskraft gewährt Mitarbeitern<br />

Entscheidungsspielraum innerhalb<br />

bestimmter Grenzen.<br />

Tell<br />

Sell<br />

Consult<br />

Share<br />

507


Kontinuumtheorie<br />

Tannenbaum <strong>und</strong> Schmidt schlagen vor, dass die<br />

Führungskraft bei der Wahl eines Führungsstils<br />

die eigenen Charakteristika, Potenziale der<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> die Situation berücksichtigen soll.<br />

508


Kriterien für die Wahl des Führungsstils<br />

VORGESETZTE MITARBEITER SITUATION<br />

Wertsystem<br />

Vertrauen in die<br />

Mitarbeiter<br />

Führungsqualitäten<br />

Subjektive Sicherheit<br />

in einer gegebenen<br />

Situation<br />

Erfahrung in der<br />

Entscheidungsfindung<br />

Fachliche Kompetenz<br />

Engagement für das<br />

Problem<br />

Ansprüche hinsichtlich<br />

beruflicher <strong>und</strong><br />

persönlicher<br />

Entwicklung<br />

Art der<br />

Organisation<br />

Eigenschaften<br />

der Gruppe<br />

Art des<br />

Problems<br />

Zeitlicher<br />

Abstand zur<br />

Handlung<br />

509


Kritik an der Kontinuumtheorie<br />

Zuordnung der Ausprägung des Führungsstils zu<br />

den möglichen Kriteriumskonstellationen fehlt.<br />

510


Kontingenzmodell von Fiedler (1967)<br />

Das Modell<br />

... zählt zu den einflussreichsten<br />

Situationsansätzen,<br />

... versteht den Führungsstil einer Führungskraft<br />

als stabiles Persönlichkeitsmerkmal <strong>und</strong><br />

... besagt, dass je nach persönlichen Führungsstil,<br />

eine Führungskraft in einer bestimmten Situation<br />

mehr oder weniger erfolgreich sein wird.<br />

511


Kontingenztheorie<br />

Der Führungsstil einer Führungskraft wird über das LPC<br />

(least preferred coworker)-Maß bestimmt.<br />

Die Führungskraft beschreibt über bipolaren<br />

Adjektivskalen denjenigen Mitarbeiter mit dem sie am<br />

wenigsten gut zusammenarbeiten kann.<br />

• Wenn der least preferred coworker positiv beschrieben<br />

wird, ist das LPC-Maß hoch. Die Führungskraft ist<br />

dann primär an guten persönlichen Beziehungen<br />

interessiert.<br />

• Wird der least preferred coworker negativ beschrieben,<br />

ist das LPC-Maß niedrig. Die Führungskraft ist<br />

primär an der Produktivität interessiert.<br />

512


Kontingenztheorie<br />

Die Führungssituation wird über<br />

• die Beziehung zwischen Führern <strong>und</strong> Geführten,<br />

• die Positionsmacht <strong>und</strong><br />

• die Aufgabenstruktur<br />

beschrieben.<br />

513


Führer-Mitarbeiter-Beziehung:<br />

Beschreibt das persönliche Vertrauen <strong>und</strong> den<br />

gegenseitigen Respekt der Beteiligten. Eine gute Beziehung<br />

erleichtert der Führungskraft das Durchsetzen von<br />

Gruppenzielen.<br />

Positionsmacht:<br />

Beschreibt die Möglichkeit der Führungskraft, die Geführten<br />

in ihrem Sinne zu beeinflussen. Impliziert die Möglichkeit zur<br />

Belohnung <strong>und</strong> Bestrafung <strong>und</strong> erleichtert der Führungskraft<br />

die Ausführung ihrer Aufgabe.<br />

Aufgabenstruktur:<br />

Definiert durch die Skalierung von Aspekten der Aufgabe:<br />

Spezifiziertheit der Lösung, Verifizierbarkeit, Zielklarheit <strong>und</strong><br />

Vielfalt der Wege zum Ziel.<br />

514


In einer günstigen Situation mit guter Führer-<br />

Mitarbeiter-Beziehung, strukturierter Aufgabe <strong>und</strong><br />

starker Positionsmacht ist eine Führungskraft mit<br />

niedrigem LPC-Maß (aufgabenorientiert) effizient.<br />

Auch in einer ungünstigen Situation mit schlechter<br />

Führer-Mitarbeiter-Beziehung, unstrukturierter<br />

Aufgabe <strong>und</strong> schwacher Positionsmacht ist eine<br />

Führungskraft mit niedrigem LPC-Maß<br />

(aufgabenorientiert) effizient.<br />

In den mittleren Bereichen erweist sind ein hohes<br />

LPC-Maß (personenorientiert) als effizient.<br />

515


Klassifikationssystem für<br />

Führungssituationen nach Fiedler<br />

Führer-Geführte<br />

Beziehung<br />

Gut Schlecht<br />

Aufgabenstruktur Hoch Niedrig Hoch Niedrig<br />

Positionsmacht des<br />

Führers<br />

Situationstyp I II III IV V VI VII VIII<br />

hoher LPC-<br />

Wert günstig<br />

516


Kritik am Kontingenzmodell<br />

• Fragwürdige psychometrische Qualität des LPC-Maßes.<br />

• Gewichtung der Situations-Parameter erscheint<br />

willkürlich.<br />

• Die einzelnen Variablen in den 8 Situationen sind<br />

schwer isolierbar.<br />

• Es wird nur die Gruppenleistung als Kriterium für die<br />

Effektivität des Führungsstils herangezogen.<br />

• Gruppenprozesse werden nicht beachtet.<br />

• Aussagen über dynamische Interaktionen zwischen<br />

Führer <strong>und</strong> Gruppe sind nicht möglich.<br />

• Die Effizienz neuer Gruppen kann nicht vorhergesagt<br />

werden.<br />

517


Weg-Ziel-Theorien der Führung<br />

In den Weg-Ziel-Theorien werden Schlüsselelemente der<br />

Führungsverhaltensansätze mit der Erwartungs-Valenz-<br />

Theorie der Motivation (Vroom, 1964) verb<strong>und</strong>en.<br />

Sie besagen, dass das Verhalten von Individuen abhängt<br />

von<br />

• deren Erwartungen hinsichtlich der Ergebnisse des<br />

Verhaltens <strong>und</strong><br />

• der Summe der Valenzen, d. h. der persönlichen<br />

Befriedigung, die aus den Ergebnissen eines Verhaltens<br />

resultiert.<br />

518


Weg-Ziel-Theorien der Führung<br />

Situationsvariablen determinieren das Potential für<br />

eine Erhöhung der Mitarbeitermotivation <strong>und</strong> für<br />

ein bestimmtes Führungsverhalten.<br />

519


Weg-Ziel-Theorien der Führung<br />

Ursachenvariablen<br />

Führungsstil<br />

Intervenierende<br />

Variablen<br />

Erwartungen <strong>und</strong><br />

Werte der Ziele für<br />

die Mitarbeiter<br />

Situations-Moderator-Variable<br />

Charakteristika der Aufgabe<br />

<strong>und</strong> der <strong>Arbeits</strong>umwelt<br />

Charakteristika der Mitarbeiter<br />

Resultierende<br />

Variable<br />

Anstrengung <strong>und</strong><br />

Zufriedenheit der<br />

Mitarbeiter<br />

520


House (1971)<br />

House (1971) gilt als wichtigster Vertreter der<br />

Weg-Ziel-Führungs-Theorien.<br />

Hauptaufgabe der Führungskraft liegt darin, eine<br />

Motivationsfunktion auszuüben, indem sie durch<br />

Planung <strong>und</strong> Strukturierung der <strong>Arbeits</strong>situation<br />

das Erreichen der Mitarbeiterziele <strong>und</strong> damit<br />

deren persönliche Befriedigung ermöglicht.<br />

521


House: Ein effektiver Führungsstil wird durch<br />

folgende Situationsvariablen bestimmt:<br />

• Einflussfaktoren, die außerhalb der Kontrolle der<br />

Mitarbeiter, in der Umgebung liegen.<br />

• Einflussfaktoren, die in den Mitarbeiter liegen.<br />

522


House unterscheidet 4 Gr<strong>und</strong>formen der<br />

Führung<br />

• Unterstützende Führung<br />

• Direktive Führung<br />

• Partizipative Führung<br />

• Leistungsorientierte Führung<br />

Führungskräfte sind flexibel <strong>und</strong> setzten je nach<br />

Situation unterschiedliche Führungsstile ein.<br />

523


Normatives Entscheidungsmodell von<br />

Vroom <strong>und</strong> Yetton (1973)<br />

... enthält eine Reihe von Regeln, unter denen ein ganz<br />

bestimmtes Führungsverhalten, nämlich<br />

Entscheidungsverhalten, einzusetzen ist.<br />

Die vorgeschlagenen 5 Möglichkeiten des<br />

Entscheidungsverhaltens variieren in Abhängigkeit des<br />

Grades, zu dem Mitarbeiter in Entscheidungen<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />

524


Entscheidungsstile im Vroom &Yetton-<br />

Modell<br />

A I:<br />

Autoritäre Entscheidung 1<br />

A II:<br />

Autoritäre Entscheidung 2<br />

Die Führungskraft trifft die<br />

Entscheidung selbst aufgr<strong>und</strong> der<br />

momentan zur Verfügung<br />

stehenden Informationen.<br />

Die Führungskraft trifft die<br />

Entscheidung nach Einholung von<br />

Informationen bei den Mitarbeitern,<br />

die über Details der Entscheidung<br />

nicht informiert werden müssen. Die<br />

Mitarbeiter werden nur zur<br />

Informationsbeschaffung<br />

herangezogen.<br />

525


B I:<br />

Beratende Entscheidung 1<br />

B II:<br />

Beratende Entscheidung 2<br />

Die Führungskraft trifft die<br />

Entscheidung, nachdem sie das<br />

Problem mit einzelnen Mitarbeitern<br />

diskutiert hat, ohne die ganze<br />

Gruppe zu konsultieren. Die<br />

Vorschläge der Mitarbeiter müssen<br />

bei der Entscheidung nicht<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die Führungskraft trifft die<br />

Entscheidung, nachdem sie das<br />

Problem mit der Gruppe diskutiert<br />

<strong>und</strong> deren Ideen <strong>und</strong> Vorschläge<br />

eingeholt hat. Die Vorschläge der<br />

Gruppe müssen bei der<br />

Entscheidung nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

526


G II: Gruppenentscheidung Die Gruppe (einschließlich der<br />

Führungskraft) trifft die<br />

Entscheidung, nachdem das<br />

Problem diskutiert wurde. Die<br />

Führungskraft ist bereit, jede<br />

Lösung zu akzeptieren.<br />

527


Normatives Entscheidungsmodell<br />

Mittels Entscheidungsbaum wird eine Diagnose<br />

durch Fragen zu Problemattribution <strong>und</strong><br />

Situationscharakteristika erstellt.<br />

Am Ende des Entscheidungsbaumes stehen<br />

entweder eine oder mehrere mögliche<br />

Entscheidungsstile, die wählbar sind.<br />

528


Entscheidungsbaum<br />

zur Problemdiagnose<br />

BII<br />

GII<br />

J N<br />

BII, GII<br />

BII<br />

N J<br />

N J<br />

AII, BI, BII, GII<br />

AII, BI, BII<br />

BI, BII<br />

N J<br />

BII<br />

J N<br />

J N<br />

AI, AII, BI, BII<br />

J N<br />

N J J N N J N J<br />

N J J N J N N J N J<br />

N J<br />

GII<br />

AI, AII, BI, BII,<br />

GII<br />

GII<br />

AI, AII, BI, BII,<br />

GII<br />

A Gibt es ein Qualitätserfordernis? Ist<br />

vermutlich eine Lösung besser als eine<br />

andere?<br />

B Habe ich genügend Informationen, um eine<br />

qualitativ hochwertige Entscheidung allein zu<br />

treffen?<br />

C Ist das Problem strukturiert?<br />

D Ist die Akzeptanz der Entscheidung durch<br />

die Mitarbeiter für die effektive Ausführung<br />

wichtig?<br />

E Wenn ich die Entscheidung alleine treffe,<br />

würde sie dann von den Mitarbeitern<br />

akzeptiert werden?<br />

F Teilen die Mitarbeiter die Organisationsziele,<br />

die durch die Lösung des Problems erreicht<br />

werden sollen?<br />

G Wird es zwischen den Mitarbeitern<br />

vermutlich zu Konflikten kommen, welche<br />

Lösung zu bevorzugen ist?<br />

529


Wenn am Ende der Problemdiagnose mehrere<br />

Entscheidungsstile zur Auswahl stehen, soll jene Variante<br />

gewählt werden, die am wenigsten Zeit in Anspruch nimmt.<br />

Auf diesem Weg werden folgende Kriterien für Effizienz<br />

optimal erfüllt:<br />

• Qualität oder Rationalität der Entscheidung<br />

• Akzeptanz der Entscheidungen bei den Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

• Zeiterfordernis für die Entscheidung<br />

530


Entscheidungsregeln im Vroom & Yetton-<br />

Modell<br />

REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />

ENTSCHEIDUNGSQUALITÄT<br />

LEADER INFORMATION RULE<br />

(Informationsregel):<br />

Wenn die Qualität der<br />

Entscheidung wichtig ist <strong>und</strong> die<br />

Führungskraft nicht genügend<br />

Informationen hat, muss ein<br />

autoritärer Stil vermieden werden.<br />

REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />

ENTSCHEIDUNGS-AKZEPTANZ<br />

ACCEPTANCE RULE<br />

(Akzeptanzregel):<br />

Wenn die Akzeptanz der<br />

Entscheidung seitens der<br />

Mitarbeiter für eine effiziente<br />

Entscheidungsausführung wichtig<br />

ist, dann muss ein autoritärer Stil<br />

vermieden werden.<br />

531


Entscheidungsregeln im Vroom & Yetton-<br />

Modell<br />

REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />

ENTSCHEIDUNGSQUALITÄT<br />

GOAL CONGRUENCE RULE<br />

(Zielübereinstimmungsregel):<br />

Wenn die Qualität der<br />

Entscheidung wichtig ist, aber die<br />

Mitarbeiter nicht genügend<br />

Informationen haben, um eine gute<br />

Entscheidung zu treffen, dann ist<br />

ein partizipativer Stil zu vermeiden.<br />

REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />

ENTSCHEIDUNGS-AKZEPTANZ<br />

CONFLICT RULE<br />

(Konfliktregel):<br />

Wenn die Akzeptanz seitens der<br />

Mitarbeiter wichtig ist <strong>und</strong> die<br />

Mitarbeiter unterschiedlicher<br />

Meinung über die<br />

Entscheidungsziele sind, dann<br />

muss ein autoritärer Stil<br />

vermieden werden.<br />

532


Entscheidungsregeln im Vroom & Yetton-<br />

Modell<br />

REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />

ENTSCHEIDUNGSQUALITÄT<br />

UNSTRUCTURED PROBLEM<br />

RULE (Regel für unstrukturierte<br />

Probleme):<br />

Wenn die Qualität der<br />

Entscheidung wichtig ist, aber nicht<br />

genügend Information <strong>und</strong><br />

Expertise gegeben sind <strong>und</strong> auch<br />

das Problem unstrukturiert ist,<br />

dann ist ein autoritärer Stil zu<br />

vermeiden.<br />

REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />

ENTSCHEIDUNGS-AKZEPTANZ<br />

FAIRNESS RULE<br />

(Fairness Regel):<br />

Wenn die Qualität der<br />

Entscheidung irrelevant, die<br />

Akzeptanz aber bedeutsam ist,<br />

dann ist der partizipativste Stil zu<br />

verwenden.<br />

533


Entscheidungsregeln im Vroom & Yetton-<br />

Modell<br />

REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />

ENTSCHEIDUNGSQUALITÄT<br />

REGEL ZUR FÖRDERUNG DER<br />

ENTSCHEIDUNGS-AKZEPTANZ<br />

ACCEPTANCE PRIORITY RULE<br />

(Akzeptanz-Vorrang-Regel):<br />

Wenn Akzeptanz bedeutsam ist,<br />

ein autoritärer Stil aber nicht<br />

akzeptiert wird <strong>und</strong> wenn die<br />

Mitarbeiter nicht die<br />

Organisationsziele teilen, dann ist<br />

(trotzdem) der partizipativste Stil<br />

zu wählen.<br />

534


Praktische Anwendung des<br />

Normativen Entscheidungsmodells<br />

Die Entwicklung von Standardfällen aus dem Alltag<br />

von Führungskräften (recalled problems) ist möglich<br />

<strong>und</strong> Lösungsansätze können erarbeitet werden.<br />

Für die Evaluation von Führungskräftetrainings ist<br />

durch die Standardisierung der vorgelegten Fälle<br />

eine Vergleichbarkeit des Lernfortschrittes<br />

gewährleistet.<br />

535


Kritik am Normativen<br />

Entscheidungsmodell<br />

• Empirische Bef<strong>und</strong>e über die Validität des Modells sind<br />

uneindeutig.<br />

• Modellkonformes Verhalten erhöht die Zufriedenheit der<br />

Mitarbeiter.<br />

• Es wird klar herausgearbeitet, unter welchen situativen<br />

Bedingungen eine partizipative Entscheidung zu<br />

bevorzugen ist.<br />

• Das Modell beansprucht keine universelle Gültigkeit.<br />

• Das Modell berücksichtigt nur eine reduzierte Anzahl der<br />

tatsächlich in der Realität auftretenden Faktoren.<br />

536


Attributionstheoretischer Ansatz<br />

Der attributionstheoretische Ansatz der<br />

Führungsforschung bezieht sich auf<br />

Wahrnehmungen <strong>und</strong> Attributionen der im<br />

Führungskontext beteiligten Akteure.<br />

Führung wird als Ergebnis der Wahrnehmung des<br />

Verhaltens der Führungsperson durch die<br />

Mitarbeiter gesehen.<br />

537


Attributionstheoretische Ansätze<br />

Mitchel, Green <strong>und</strong> Wood (1981) untersuchten, wie<br />

Vorgesetzte zu Urteilen über das Verhalten ihrer<br />

Mitarbeiter in bestimmten Situationen kommen.<br />

Calder (1977) versucht in seinem Modell zu klären,<br />

wir Mitarbeiter dazu kommen, einem<br />

Gruppenmitglied Führungsqualitäten<br />

zuzuschreiben.<br />

538


Attributionstheorie nach Kelley (1973)<br />

Ursachen für das Verhalten von Geführten werden<br />

auf 3 Gr<strong>und</strong>dimensionen zurückgeführt:<br />

• Person (Führungskraft, Mitarbeiter)<br />

• Stimulus (Verhaltensinhalt, Aufgaben)<br />

• Umstände (Situation)<br />

Attributionen sind Schlussfolgerungen über die<br />

Ursachen, Gründe <strong>und</strong> Anlässe des eigenen<br />

Verhaltens <strong>und</strong> des Verhaltens anderer.<br />

539


Gr<strong>und</strong>modell des<br />

attributionstheoretischen Ansatzes<br />

Verhalten der<br />

Mitarbeiter<br />

Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> Attribution der<br />

Führungskraft<br />

Personale <strong>und</strong> organisatorische Bedingungen<br />

Verhalten der<br />

Führungskraft<br />

540


Um sich von Mitarbeiter ein Bild zu machen stehen<br />

dem Vorgesetzten folgende Informationskriterien zur<br />

Verfügung:<br />

• Distinktheitskriterium: Verhält sich der Mitarbeiter in allen<br />

Situationen gleich, oder nur in der aktuellen,<br />

spezifischen Situation?<br />

• Konsensuskriterium: Verhalten sich viele Mitarbeiter in<br />

dieser Situation wie der eine Mitarbeiter?<br />

• Konsistenzkriterium: Wie oft zeigt der Mitarbeiter das<br />

selbe Verhalten zu verschiedenen Zeitpunkten?<br />

541


Auf Basis der Attributionen ist es der<br />

Führungskraft möglich, adäquate Handlungen zu<br />

setzen.<br />

Beispiel: Ein mangelnder <strong>Arbeits</strong>einsatz, kann auf<br />

interne (Motivation) oder externe<br />

(<strong>Arbeits</strong>bedingungen) Ursachen zurückgeführt<br />

werden. Dementsprechend wird die Führungskraft<br />

entweder Motivationsanreize oder eine<br />

Verbesserung der <strong>Arbeits</strong>bedingungen als<br />

Reaktion überlegen.<br />

542


Attributionen ermöglichen<br />

• kognitive Vorgänge,<br />

• Informationsverarbeitungs- <strong>und</strong><br />

Kategorisierungsprozesse,<br />

• eigene Handlungen,<br />

• die Handlungen anderer <strong>und</strong><br />

• Ambiguitäten<br />

besser zu verstehen.<br />

Zu Problemen kommt es, wenn<br />

• Attributionsfehler passieren,<br />

• Führungskraft <strong>und</strong> Mitarbeiter unterschiedliche<br />

Attributionen haben,<br />

• intervenierende Variablen (Sympathie,<br />

eingeschränkter Handlungsspielraum, etc.) nicht<br />

berücksichtigt werden.<br />

543


Personen neigen dazu, Erfolge sich<br />

selbst zuzuschreiben;<br />

Ursachen für Misserfolge hingegen auf<br />

äußere Umstände abzuschieben.<br />

544


Aktuelle Ansätze in der<br />

Führungsforschung<br />

Durch den Wandel in der <strong>Arbeits</strong>welt<br />

(Informationstechnologien) kommt es auch zu<br />

veränderten Ansprüchen an die moderne<br />

Führungskraft.<br />

• Unterschied: Management <strong>und</strong> Führung<br />

• Charismatische Führung<br />

• Transaktionale <strong>und</strong> transformationale Führung<br />

545


Manager-Führer-Dichotomie (nach Steyrer,<br />

1995)<br />

Verhältnis zu Zielen<br />

Selbstbild<br />

MANAGER<br />

Unpersönlich<br />

Ziele entstehen aus<br />

objektiven<br />

Notwendigkeiten<br />

Reaktives Reagieren<br />

auf Ideen<br />

Identifikation mit<br />

dem Status quo<br />

Persönlich<br />

LEADER<br />

Ziele entstehen aus<br />

subjektiven<br />

Bedürfnissen<br />

Aktives Produzieren<br />

von Ideen<br />

Gefühl der<br />

Unabhängigkeit<br />

gegenüber Status<br />

quo<br />

546


Manager-Führer-Dichotomie<br />

Verhältnis<br />

zur Arbeit<br />

MANAGER LEADER<br />

Konzentration auf<br />

<strong>Arbeits</strong>prozesse<br />

Reduziert Optionen im<br />

Rahmen von<br />

Entscheidungsprozessen<br />

Versteht sich als<br />

Problemlöser <strong>und</strong> sucht<br />

zwischen<br />

Gruppeninteressen<br />

auszugleichen<br />

Geringe emotionale Bindung<br />

zum Produkt<br />

Konzentration auf<br />

<strong>Arbeits</strong>inhalte<br />

Entwickelt neue<br />

Möglichkeiten, denen er<br />

motivierende Substanz<br />

gibt<br />

Ist Problementdecker, ist<br />

nicht auf Konsens bedacht<br />

Identifikation mit dem<br />

Produkt (ähnlich einem<br />

Künstler)<br />

547


Manager-Führer-Dichotomie<br />

Beziehung<br />

zu anderen<br />

MANAGER LEADER<br />

Starke<br />

Beziehungsorientierung,<br />

Angst vor Einsamkeit<br />

Fehlen von Empathie <strong>und</strong><br />

Emotionalität<br />

Sucht mehr die<br />

Auseinandersetzung mit<br />

Ideen als mit Menschen<br />

Intuitiv, empathisch,<br />

emotional<br />

Vermittelt „Signale“ Vermittelt „Botschaften“<br />

Motiviert mit Belohnung<br />

<strong>und</strong> Bestrafung<br />

Erfüllt Rollenerwartungen<br />

<strong>und</strong> schöpft daraus<br />

Selbstsicherheit<br />

Motiviert durch<br />

begeisternde Ideen<br />

Definiert Selbstbild nicht<br />

über die Erfüllung von<br />

Rollenerwartungen<br />

548


Essenzielle Unterschiede zwischen<br />

Führern <strong>und</strong> Managern sind empirisch<br />

nicht belegt.<br />

549


Charismatische Führung<br />

„Charismatische Menschen sind Magneten,<br />

denen man sich mit leisem Grauen <strong>und</strong><br />

gleichzeitig fasziniert nähert.“<br />

(Klaus Woltron, 1995)<br />

550


Charismatische Führungskräfte schaffen es, durch<br />

ihre persönliche Ausstrahlung <strong>und</strong><br />

Anziehungskraft, Mitarbeiter in die gewünschte<br />

Richtung zu steuern.<br />

Als Charaktereigenschaften dieser Personen<br />

werden hohes Selbstvertrauen, Dominanz,<br />

Entschlossenheit, starke Überzeugung von den<br />

eigenen Ideen, ein starkes Machtbedürfnis <strong>und</strong><br />

Sensibilität gegenüber der Umwelt angeführt.<br />

551


Charismatische Führungskräfte verfügen über<br />

eine Vision, über ein glaubhaftes, realistisches,<br />

erstrebenswertes Ziel, welches sie klar<br />

formulieren <strong>und</strong> mit starker Überzeugung<br />

präsentieren.<br />

Der Wunsch nach visionär-charismatischer<br />

Führung kann als Reaktion auf die<br />

Verwissenschaftlichung des Führungsprozesses<br />

<strong>und</strong> die Sinnentleerung der Arbeit gesehen<br />

werden.<br />

552


Charismatische<br />

Führung<br />

• Zukunftsvisionen<br />

• Emotionen<br />

• Selbstwert<br />

• Vertrauen<br />

• Leistungsmotiv<br />

Traditionelle<br />

Führung<br />

• Aufgaben- <strong>und</strong><br />

personenzentriertes<br />

Führungsverhalten<br />

• <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

• Leistung<br />

553


In der Führungsforschung wird immer wieder die<br />

Wichtigkeit von Vertrauen betont.<br />

Viele Definitionen von Vertrauen betonen die<br />

Zukunftsgerichtetheit <strong>und</strong> Abhängigkeit von<br />

unsicheren Faktoren.<br />

Von Vertrauen wird nur dann gesprochen, wenn<br />

auch die Möglichkeit besteht, dass Vertrauen zu<br />

brechen.<br />

554


Nach Weibler (2001) ist interpersonales<br />

Vertrauen abhängig von …<br />

• persönlichen Dispositionen des Vertrauenden,<br />

• der Vertrauenswürdigkeit der Zielperson,<br />

• der Ähnlichkeit zwischen Vertrauenden <strong>und</strong><br />

Zielperson <strong>und</strong><br />

• davon, ob die Zielperson als kompetent, integer,<br />

loyal <strong>und</strong> gutwillig gilt sowie<br />

• offen kommuniziert.<br />

555


Vertrauen ist auch das Ergebnis einer<br />

reziproken Beziehung zwischen<br />

Vertrauenden <strong>und</strong> Zielperson <strong>und</strong> wird<br />

durch das Systemvertrauen <strong>und</strong> durch<br />

situative Einflüsse mit beeinflusst.<br />

556


Vertrauen kann unterschieden werden in …<br />

• kalkülbasiertes, welches auf der Überlegung<br />

basiert, dass die Zielperson das Vertrauen nicht<br />

ausnützen wird, weil damit Kosten, Bestrafungen,<br />

etc. verb<strong>und</strong>en wären;<br />

• wissensbasiertes, welches auf vergangenen<br />

Erfahrungen kooperativen Verhaltens basiert <strong>und</strong><br />

• identifikationsbasiertes, welches darauf basiert,<br />

dass die vertrauende Person die Zielperson als<br />

gut gesinnt, kompetent, loyal <strong>und</strong> integer<br />

wahrgenommen hat <strong>und</strong> mit ihr positive<br />

Erlebnisse hatte.<br />

557


Transaktionale <strong>und</strong><br />

transformationale Führung<br />

Unterschied:<br />

Transaktionale Führung bezieht sich auf den<br />

Austausch von Beiträgen zwischen Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> Führungskraft;<br />

transformationale Führung ist gegeben, wenn die<br />

Führungsperson als Vorbild gilt.<br />

558


Unterschiede zwischen transaktionaler<br />

<strong>und</strong> transformationaler Führung<br />

Transaktionale Führung<br />

(Weinert, 1998)<br />

Abhängigkeit der Belohnung:<br />

Verspricht Belohnung für gute<br />

Leistung; wird Leistung<br />

anerkennen.<br />

Management durch Ausnahmen<br />

(aktiv): Beobachtet <strong>und</strong> sucht nach<br />

Abweichungen von der Regel <strong>und</strong><br />

unternimmt korrektive<br />

Maßnahmen.<br />

Transformationale Führung<br />

Charisma: Vermittelt eine Vision<br />

<strong>und</strong> das Gefühl einer mission, gibt<br />

Stolz, Respekt <strong>und</strong> Vertrauen<br />

Inspiration:<br />

Kommuniziert hohe Erwartungen;<br />

wird Bemühung fokussieren; kann<br />

sich im Hinblick auf wichtige Ziele<br />

sehr verständlich ausdrücken.<br />

559


Unterschiede zwischen transaktionaler<br />

<strong>und</strong> transformationaler Führung<br />

Transaktionale Führung<br />

(Weinert, 1998)<br />

Management durch Ausnahmen<br />

(passiv):<br />

Interveniert, nur wenn Standards<br />

nicht erreicht werden.<br />

Laissez-Faire:<br />

Verweigert sich<br />

Verantwortlichkeiten; vermeidet<br />

das Entscheidungsfällen.<br />

Transformationale Führungs<br />

Intellektuelle Stimulierung:<br />

Fördert intelligentes, rationales<br />

<strong>und</strong> sorgfältig überdachtes<br />

Problemlösen.<br />

Individuelle Hinwendung:<br />

spendet individuelle<br />

Aufmerksamkeit; behandelt jeden<br />

Mitarbeiter als Individuum; ist<br />

Coach <strong>und</strong> leitet an.<br />

560


Transaktionale Führung<br />

• Die inhärente Betonung von<br />

betriebswirtschaftlichen Zielen bekräftigt das<br />

Prinzip der Rationalität.<br />

• Höchstleistungen der Mitarbeiter werden durch<br />

die Inhalts- <strong>und</strong> Prozesstheorien der Motivation<br />

hergestellt.<br />

• Beispiel: Management by Objectives (MbO)<br />

561


Management by Objectives (MbO)<br />

• Metaanalysen zeigen, dass Betriebe mit MbO<br />

erfolgreicher sind was Kooperationsgüte,<br />

Organisationsklima <strong>und</strong> leistungsbezogenem<br />

Engagement betrifft<br />

• Basis sind Reziprozität <strong>und</strong><br />

Zielvereinbarungsgespräche<br />

562


Managementprinzipien nach Gebert <strong>und</strong><br />

Rosenstiel (1996)<br />

• Zielspezifität:<br />

• Zielinstrumentalität<br />

• Partizipation<br />

• Zielhöhe<br />

• Feedback<br />

• Prioritäten<br />

• Dezentrale Selbstorganisation<br />

563


Transformationale Führung<br />

• Emotionalität ist das leitende Prinzip: Der Führende wird<br />

idealisiert <strong>und</strong> bietet den Mitarbeitern die Möglichkeit der<br />

Identifikation.<br />

Weiter Kennzeichen:<br />

• Visionen<br />

• Gegenseitiges Vertrauen<br />

Ziel der transformationalen Führung ist es, bei den<br />

Beteiligten die Motivation zu erhöhen, Befriedigung aus<br />

dem Zusammenhalt zu gewinnen <strong>und</strong> das Bewusstsein für<br />

Leistung zu stärken.<br />

564


Mögliche negative Auswirkungen<br />

charismatischer Führung<br />

• Charismatische Führer sind nicht bereit, sich<br />

selbst beurteilen oder hinterfragen zu lassen;<br />

• Verlust von pluralen Werten <strong>und</strong> Einstellungen<br />

einer offenen Gesellschaft;<br />

• durch die Personenbezogenheit des<br />

Führungsstils erhöht sich das Risiko, dass bei<br />

Ausfall ein Unternehmen in eine Krisensituation<br />

gerät Wiederbelebung des „Great Man“.<br />

565


Frauen in der Führung<br />

Horizontale Segregation: Frauen <strong>und</strong> Männer sind<br />

in unterschiedlichen Branchen, Berufen etc. tätig<br />

(Frauen sind eher in den Bereich Controlling <strong>und</strong><br />

Personalwesen).<br />

Vertikale Segregation: Die Aufteilung von<br />

Männern <strong>und</strong> Frauen auf die Hierarchieebenen<br />

innerhalb von Brachen ist ungleich (3-4% Frauen<br />

an der Spitze von Organisationen).<br />

566


Der „glass-ceiling“ beziehungsweise<br />

Glasdeckeneffekt kann auf 3 Arten erklärt<br />

werden:<br />

• Individuelle Unterschiede oder Defizite<br />

• Strukturelle Barrieren oder<br />

Diskriminierung<br />

• Geschlechtsrollen <strong>und</strong> Stereotype<br />

(Glass-Riff-Effekt!)<br />

567


Individuelle Unterschiede <strong>und</strong><br />

Defizite<br />

In der überwiegenden Mehrzahl der Studien<br />

konnte kein nennenswerter<br />

Geschlechtsunterschied in Fähigkeiten oder<br />

Persönlichkeitsfaktoren gef<strong>und</strong>en werden.<br />

568


Strukturelle Barrieren <strong>und</strong><br />

Diskriminierung<br />

In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass der Erfolg<br />

von Frauen von der jeweiligen Situation zusammenhängt:<br />

• Berufsfeld<br />

• Größe des Unternehmens<br />

• Firmenpolitik<br />

Frauen werden viel häufiger als Männer nicht ihrer<br />

Qualifikation entsprechend eingesetzt.<br />

569


Geschlechtsrollen <strong>und</strong> Stereotype<br />

In einer Reihe von Studien konnte gezeigt<br />

werden, dass der Prototyp eines „guten“<br />

Managers männlich <strong>und</strong> nicht weiblich ist.<br />

Weil im Alltag fast nur Männer in<br />

Führungspositionen erlebt werden, ist die Frau in<br />

der Führungsrolle eine Ausnahme <strong>und</strong> erzeugt<br />

Unsicherheit.<br />

570


Social Role Theory (Eagly, 1987): Stereotype<br />

entstehen aus der Beobachtung von Individuen in<br />

ihren sozialen Rollen.<br />

Männer sind in Führungspositionen vertreten.<br />

Frauen in untergeordneten Positionen.<br />

Konklusion: Die Stereotype über männliche <strong>und</strong><br />

weibliche Führungskräfte werden sich erst durch die<br />

zahlenmäßige Angleichung der Geschlechter in<br />

Führungspositionen verändern:<br />

571


Die Veränderung von Stereotypen über die<br />

Jahre (Rodler, <strong>Kirchler</strong> <strong>und</strong> Hölzl (2001)<br />

Methode: Analyse von Todesanzeigen verstorbener<br />

Führungskräfte<br />

Indikatoren für Stereotype: Verben, Adjektive, Substantiva<br />

<strong>und</strong> Satzteile<br />

Der Inhalt der Todesanzeigen spiegelt die Erwartungen an<br />

eine typische Führungskraft wieder.<br />

Durchführung: Analyse von 894 Todesanzeigen aus 4<br />

deutsche Tageszeitungen in den Jahren 1974, 1980, 1986,<br />

1992 <strong>und</strong> 1998.<br />

572


Häufigkeit von Todesanzeigen über die<br />

Jahre <strong>und</strong> nach Geschlecht<br />

Jahr der<br />

Publikation<br />

Männliche<br />

Führungskräfte<br />

Weibliche<br />

Führungskräfte<br />

Erste<br />

Suche<br />

Zweite<br />

Suche<br />

Total<br />

1974 169 7 29 205<br />

1980 127 4 18 149<br />

1986 181 9 18 208<br />

1992 142 11 15 168<br />

1998 138 8 18 164<br />

Total 757 39 98 894<br />

573


Eigenschaften, die den Führungskräften häufig<br />

zugeschrieben wurden, nach Geschlecht<br />

Persönlichkeit<br />

Experte<br />

1,8 (5,2)<br />

5.8 (5.6)<br />

verehrungswürdig<br />

3.8 (0.9)<br />

engagiert<br />

6.2 (4.3)<br />

Wegbereiter<br />

4.7 (2.3)<br />

unermüdlich<br />

4.4 (4.2)<br />

kräftig<br />

4.4 (4.2)<br />

kameradschaftlich<br />

2.0 (4.5)<br />

verdienstvoll<br />

2.7 (4.0)<br />

treu<br />

4.4 (2.4)<br />

fürsorglich<br />

4.2 (2.6)<br />

menschlich<br />

3.8 (2.9)<br />

erfolgreich<br />

3.8 (3.6)<br />

Männer<br />

Frauen<br />

574


Führungskräfte werden häufig als Menschen mit Persönlichkeit,<br />

als Experten, als engagiert, als unermüdlich, usw. beschrieben.<br />

Deutliche Unterschiede im Bezug auf das Geschlecht:<br />

1974: Frauen werden als verehrenswürdig, liebenswert <strong>und</strong> treu<br />

beschrieben.<br />

Männer werden als kompetent, weitsichtig <strong>und</strong> intelligent<br />

beschrieben.<br />

Die Beschreibungen von Frauen haben sich von<br />

personenorientiert 1974 zu aufgabenorientiert verändert; 1998<br />

nahmen die personenorientierten Attribute weiter zu.<br />

Von 1974 bis 1998 steigen bei der Beschreibung von Männern<br />

die personenorientierten Attribute.<br />

575


Dimension 2 (21%)<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

.5<br />

0.0<br />

-.5<br />

-1.0<br />

-2.0<br />

Diener<br />

engagiert<br />

professionell<br />

Frauen 98<br />

-1.5<br />

Frauen 92<br />

menschlich<br />

Männer 98<br />

Männer 92<br />

-1.0<br />

-.5<br />

treu<br />

Wegbereiter<br />

0.0<br />

mutig<br />

Dimension 1 (51%)<br />

Frauen 86<br />

arbeitsorientiert<br />

beliebt<br />

liebenswürdig<br />

aufgeschlossen<br />

unermüdlich<br />

kameradschaftlich<br />

selbstlos<br />

kontaktfreudig<br />

Experte<br />

erfahren<br />

.5<br />

Frauen 74<br />

verehrenswürdig<br />

Männer 86<br />

Männer 80<br />

Männer 74<br />

ehrlich<br />

intelligent<br />

1.0<br />

Frauen 80<br />

fähig<br />

tüchtig<br />

1.5


Ergebnisse<br />

Frauen<br />

Veränderung der Beschreibungen<br />

von männlichen <strong>und</strong> weiblichen<br />

Führungskräften über die Jahre<br />

Engagement<br />

(instabile Eigenschaft)<br />

Männer Stabile Attribute


Veränderung aufgaben- <strong>und</strong> personenorientierter<br />

Attribute von 1974 bis 1998<br />

.50<br />

.45<br />

.40<br />

.35<br />

.30<br />

.25<br />

Männer 1998<br />

Frauen 1998<br />

.20<br />

.20 .25 .30 .35 .40 .45 .50<br />

Personenorientierung<br />

578


Über die Jahre hat sich de Beschreibung von Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen angenähert.<br />

Insgesamt wurde Männern zu allen<br />

Untersuchungszeitpunkten typische stabile (z. B.<br />

Kompetenz) Führungseigenschaften zugeschrieben.<br />

Während Frauen allenfalls Engagement zugeschrieben<br />

wurde, das allerdings eine instabile<br />

Persönlichkeitseigenschaft darstellt.<br />

Frauen müssen sich besonders anstrengen, um Mitarbeiter<br />

von ihrer Kompetenz zu überzeugen <strong>und</strong> Vertrauen zu<br />

gewinnen.<br />

579


Problemlösen <strong>und</strong><br />

Entscheiden


Aufgabentypen nach McGrath (1984, S. 61)<br />

Problemlösungen <br />

Entscheidungen<br />

Begriffsebene<br />

Kreativitätsaufgaben<br />

b<br />

c<br />

kognitive<br />

Konflikte<br />

a<br />

d<br />

h<br />

e<br />

Planungen<br />

g<br />

f<br />

Interessenskonflikte <br />

Leistungsmethoden <br />

Machtkämpfe<br />

Verhaltensebene<br />

Kooperation<br />

Konflikt<br />

581


Aufgabentypen<br />

„Problemlösungen“ „Entscheidungen“<br />

Problemlösung Wertkonflikt = kognitiver<br />

Konflikt<br />

Wahrscheinlichkeitskonflikt<br />

= Leistungsmethoden<br />

Verteilungskonflikt =<br />

Interessenskonflikt<br />

beziehungsweise<br />

Machtkampf<br />

Kreativleistung<br />

Planung<br />

582


Turm von Hanoi - Ausgangszustand<br />

583


Lösungsschritte beim<br />

„Turm von Hanoi“<br />

Turm von Hanoi (Schritt<br />

1/7)<br />

Turm von Hanoi (Schritt<br />

2/7)<br />

Turm von Hanoi (Schritt<br />

3/7)<br />

Turm von Hanoi (Schritt<br />

4/7)<br />

Turm von Hanoi (Schritt<br />

5/7)<br />

Turm von Hanoi (Schritt<br />

6/7)<br />

Turm von Hanoi (Schritt<br />

7/7)<br />

584


Konfliktstärke<br />

• Offenheit<br />

• Zwischenschritte<br />

• Konsequenzen<br />

• Einmaligkeit/Routine<br />

• Wissen<br />

• Motivation/Emotion<br />

Konfliktstärke<br />

• Zeit bis zur Entscheidung<br />

• Erlebte Spannung<br />

585


Routinemäßige Entscheidungen (programmed) <strong>und</strong><br />

Entscheidungen ohne Routine (non programmed)<br />

Entscheidungstyp<br />

Programmed Nonprogrammed<br />

Aufgabentyp einfach <strong>und</strong> routinemäßig komplex <strong>und</strong> kreativ<br />

Vertrauen auf<br />

Firmenpolitik<br />

Typischer<br />

Entscheidungsträger<br />

Orientierung an früheren<br />

Entscheidungen<br />

Einzelperson,<br />

untere Hierarchieebenen<br />

Richtlinien sind nicht<br />

vorhanden<br />

Gruppen,<br />

obere Hierarchieebenen<br />

586


Kriterien zur Beurteilung der Entscheidungsgüte<br />

(in Anlehnung an Gordon, 1996, S. 231)<br />

Ethische<br />

Angemessenheit<br />

Qualität<br />

Entscheidungsgüte<br />

Akzeptanz<br />

Zeitaufwand<br />

Rechtzeitigkeit<br />

587


Gruppenwerdung nach Tuckman (1965; nach Robbins,<br />

2001, S. 268)<br />

Forming Storming<br />

Norming<br />

Performing<br />

Adjourning<br />

588


Gruppenwerdung nach Robbins (2001; S. 269)<br />

(Hoch)<br />

(Niedrig)<br />

Erstes<br />

Treffen<br />

A<br />

Phase 1<br />

Halbzeit<br />

Phase 2<br />

Umschwung<br />

Abschluss<br />

B<br />

589


Geschlechtsspezifische Kommunikationsstile<br />

Von Frauen eher bevorzugter<br />

Kommunikationsstil<br />

Offene Kommunikation über<br />

Emotionen<br />

Von Männern eher bevorzugter Kommunikationsstil<br />

Sachliche Kommunikation<br />

Konsensentscheidungen Mehrheitsentscheidungen<br />

Distanzierung von der<br />

Gruppe, wenn die eigene<br />

Meinung in Entscheidungen<br />

übergangen wird<br />

Bemühung um gute<br />

Beziehungen zu den<br />

Gruppenmitgliedern<br />

Bemühung um ein gutes<br />

Gruppenklima<br />

Missverständnisse aufgr<strong>und</strong><br />

des Ausdrucksverhaltens<br />

sind selten<br />

Geringere Distanzierung von der Gruppe, wenn die<br />

eigene Meinung in Entscheidungen übergangen wird<br />

Geringe Bemühung um gute Beziehungen zu den<br />

Gruppenmitgliedern<br />

Geringe Bemühung um ein gutes Gruppenklima<br />

Missverständnisse aufgr<strong>und</strong> des Ausdrucksverhaltens<br />

sind häufiger<br />

590


Kommunikationsmuster „Rad“<br />

P 2<br />

P 4<br />

P 1<br />

P 3<br />

P 5<br />

591


Kommunikationsmuster „Y“<br />

P 4<br />

P 1<br />

P 2<br />

P 3<br />

P 5<br />

592


Kommunikationsmuster „Kette“<br />

P 1<br />

P 2<br />

P 3<br />

P 4<br />

P 5<br />

593


Kommunikationsmuster „Kreis“<br />

P 2<br />

P 3<br />

P 1<br />

P 4<br />

P 5<br />

594


Kommunikationsmuster „Totale“<br />

P 2<br />

P 3<br />

P 1<br />

P 4<br />

P 5<br />

595


Organisation von teilautonomen <strong>Arbeits</strong>gruppen (nach Ulich,<br />

2001, S. 221)<br />

Meister<br />

Kontaktperson (im<br />

Rotationsverfahren) Die Aufgabe der Gruppe:<br />

* direkte Fertigung<br />

Verantwortlich für:<br />

* Fertigung<br />

* Management<br />

* Finanzen<br />

* soziale Fragen<br />

* alle anderen indirekt<br />

produktiven Aufgaben<br />

* Einrichtung<br />

* Prüfung<br />

* Instandhaltung<br />

* Administration<br />

* Anlernen neuer Mitarbeiter<br />

* Reinigung<br />

* Transport<br />

596


Mögliche Erfolge teilautonomer <strong>Arbeits</strong>gruppen für die<br />

Beschäftigten selbst, die Organisation <strong>und</strong> die Produktion<br />

(Ulich, 2001)<br />

Beschäftigte Organisation Produktion<br />

Intrinsische Motivation<br />

durch Aufgabenorientierung<br />

Verbesserung von<br />

Qualifikation <strong>und</strong><br />

Kompetenzen<br />

Erhöhung der Flexibilität<br />

Qualitative Veränderung<br />

der <strong>Arbeits</strong>zufriedenheit<br />

Abbau einseitiger<br />

Belastungen<br />

Abbau von Stress durch<br />

gegenseitige<br />

Unterstützung<br />

Aktiveres<br />

Freizeitverhalten<br />

Verringerung von<br />

hierarchischen<br />

Positionen<br />

Veränderte<br />

Vorgesetztenrollen<br />

Veränderung von Kontrollspannen<br />

Funktionale Integration<br />

Höhere Flexibilität<br />

Neudefinition von<br />

Stellen<br />

Neue Lohnkonzepte<br />

Verbesserung der<br />

Produktqualität<br />

Verminderung von<br />

Durchlaufzeiten<br />

Verringerung<br />

arbeitsablaufbedingter<br />

Wartezeiten<br />

Verringerung von<br />

Stillstandszeiten<br />

Erhöhung der Flexibilität<br />

Verminderung von<br />

Fehlzeiten<br />

Verminderung der<br />

Fluktuation<br />

597


Ökonomie<br />

Annahmen:<br />

Ökonomen untersuchen Entscheidungen<br />

(James Duesenberry)<br />

Entscheidungen sind problematisch, weil<br />

• aus einem Set von Alternativen eine ausgewählt,<br />

• aber auf die restlichen Alternativen mit ihren<br />

Vorteilen verzichtet werden muss.<br />

Opportunitätskosten<br />

598


Ökonomie<br />

Ziel: Wirtschaftlich effizient handeln<br />

Maximalprinzip:<br />

Mit gegebenen Mitteln soll der maximale Erfolg erzielt<br />

werden<br />

Minimal- oder Sparprinzip:<br />

Unter sparsamstem Einsatz der Mittel soll der maximale<br />

Erfolg erreicht werden<br />

599


Ökonomie<br />

Bild des Menschen: Homo Oeconomicus<br />

• Rationalität (konsistentes Verhalten)<br />

• Nutzenmaximierung<br />

600


Ökonomie<br />

Rationalitätsannahmen:<br />

Vollständigkeit (a > b; b = c; c > d; ...)<br />

Transitivität (wenn a > b <strong>und</strong> b > c, dann a > c)<br />

Reflexivität (a = a)<br />

Nicht-Sättigung (a + 1 > a)<br />

Stetigkeit (a, b) = (a – x, b + y)<br />

Konvexität (Sättigungsgesetz)<br />

601


Entscheidungsmodelle<br />

(a) Normative Entscheidungsmodelle<br />

(b) Präskriptive Entscheidungsmodelle<br />

(c) Deskriptive Entscheidungsmodelle<br />

602


Entscheidungsmodelle<br />

Entscheidungen mit ungewissem Ausgang<br />

werden in der<br />

• Erwartungswerttheorie,<br />

• Erwartungsnutzentheorie <strong>und</strong><br />

• Subjektiven Erwartungsnutzentheorie<br />

beschrieben.<br />

603


Entscheidungsmodelle<br />

Erwartungswerttheorie<br />

• Im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert überlegten Blaise Pascal <strong>und</strong> Pierre<br />

Fermat, wie im Casino gespielt werden muss, um den<br />

eigenen Gewinn zu maximieren.<br />

• Aus Perspektive der Gewinnmaximierung zählen die<br />

Gewinnhöhe <strong>und</strong> die Gewinnwahrscheinlichkeit. Es<br />

muss also jenes Spiel gewählt werden, das den<br />

höchsten Gewinn bei höchster<br />

Gewinnwahrscheinlichkeit bietet:<br />

Erwartungswert = Gewinnhöhe x Gewinnwahrscheinlichkeit<br />

604


Entscheidungsmodelle<br />

Erwartungsnutzen- <strong>und</strong> subjektive Erwartungsnutzentheorie<br />

Daniel Bernoulli brachte die Erwartungswerttheorie mit<br />

folgendem Spiel unter Bedrängnis (St. Petersburg Paradox):<br />

Eine Münze wird so oft geworfen, bis „Zahl” auftritt. Ein<br />

Spieler erhält 2 n Rubel, wobei n = 0, 1, 2, ,3, … die Anzahl<br />

der Münzwürfe mit „Kopf” angibt.<br />

Wenn beim ersten Wurf „Zahl” auftritt, wird 2 0 = 1 Rubel ausgezahlt;<br />

Wenn beim 3. Wurf „Zahl” auftritt, werden 2 3 = 8 Rubel ausgezahlt;<br />

Wenn beim 10. Wurf „Zahl” auftritt, werden 2 10 Rubel ausgezahlt;<br />

Erwartungswert = Gewinnhöhe x Gewinnwahrscheinlichkeit<br />

Nachdem der Erwartungswert unendlich hoch ist, müssten Spieler bereit sein, ihr gesamtes<br />

Vermögen in das Spiel zu investieren. Allerdings werden maximal einige Rubel investiert.<br />

Fazit = nicht der Erwartungswert ist ausschlaggebend, sondern der Nutzen des Gewinnes.<br />

Der Nutzenzuwachs nimmt aber mit zunehmendem Gewinn ab. Schließlich ist der Nutzen<br />

605<br />

subjektiv <strong>und</strong> nicht objektiv bestimmbar.


Prospect-Theorie<br />

Deskriptive Entscheidungstheorie, die eine<br />

Reihe von Entscheidungsanomalien unter Risiko<br />

erklärt.<br />

Phase 1: Editing<br />

Vereinfachung der Entscheidungsproblematik<br />

Phase 2: Evaluation<br />

Bewertung der Alternativen<br />

606


Prospect-Theorie<br />

Phase 1: Editing<br />

Vereinfachung der Entscheidungsproblematik<br />

Coding: Worauf wird ein Ereignis bezogen (Referenzpunkt)?<br />

Combination: Unabhängige Ereignisse werden oft kombiniert gesehen.<br />

Segregation: Ereignisse, die sicher sind, werden oft von riskanten<br />

getrennt erlebt.<br />

Cancellation: Identische Aspekte zweier Alternativen werden ignoriert<br />

<strong>und</strong> Unterschiede in Urteilen besonders hoch gewichtet.<br />

Simplification: Beispielsweise werden unr<strong>und</strong>e Zahlen ger<strong>und</strong>et. Im Falle<br />

sehr geringer oder sehr hoher Wahrscheinlichkeiten ist dieser Prozess<br />

besonders wichtig.<br />

Detection of dominance: Besonders hervorstechende Alternativen<br />

werden bereits zu Beginn ausgeschieden <strong>und</strong> nicht weiter<br />

berücksichtigt.<br />

607


Prospect-Theorie<br />

Phase 2: Evaluation<br />

Bewertung der Alternativen<br />

Die Bewertung der Entscheidungsalternativen<br />

erfolgt nach zwei Gesichtspunkten:<br />

• Der Wert wird relativ zu einem Referenzwert geschätzt<br />

• Die Wahrscheinlichkeiten werden berücksichtigt<br />

608


Prospect-Theorie<br />

Subjektiver Wert +<br />

Verlust<br />

Referenzpunkt<br />

Gewinn<br />

d e a b<br />

konvex<br />

-<br />

konkav<br />

609


Prospect-Theorie: Gewichtungsfunktion<br />

Entscheidungsgewicht<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

0<br />

0.5 1<br />

Wahrscheinlichkeit p<br />

610


Entscheidungsmodell nach dem Prinzip einer<br />

zufriedenstellenden Alternative<br />

Bo<strong>und</strong>ed rationality (Simon, 1957)<br />

Menschen besitzen begrenzte Möglichkeiten zu<br />

rationalem Verhalten (bo<strong>und</strong>ed rationality) <strong>und</strong><br />

begnügen sich mit zufriedenstellenden Alternativen<br />

(satisfycing principle)<br />

611


Bo<strong>und</strong>ed rationality (Simon, 1957)<br />

Bewusstwerdung<br />

eines Problems<br />

Vereinfachung des<br />

Problems<br />

Erweiterte Suche nach<br />

neuen Alternativen<br />

Festsetzung von<br />

Mindestanforderungen<br />

(zufriedenstellende<br />

Kriterien)<br />

nein<br />

Suche nach<br />

einigen<br />

Alternativen<br />

Vergleich der Alternativen<br />

mit den Mindestanforderungen<br />

Gibt es eine zufriedenstellende<br />

Alternative?<br />

ja<br />

Wahl der ersten zufriedenstellenden<br />

Alternative<br />

612


Entscheidungsmodell nach dem Prinzip einer implizit<br />

favorisierten Alternative<br />

„Implicit favorite“ Modell (Soelberg, 1967)<br />

• Menschen entscheiden sich spontan für eine<br />

Alternative.<br />

• Diese Alternative wird implizit zum Favoriten <strong>und</strong><br />

mit anderen verglichen.<br />

• Der Vergleichsprozess dient der Rechtfertigung<br />

der Spontanwahl.<br />

613


Prinzip impliziter Favoriten (Soelberg, 1967)<br />

Bewusstwerdung<br />

des Problems<br />

A oder B ?<br />

Bestätigung der<br />

implizit bevorzugten<br />

Alternative<br />

Wahl einer implizit<br />

bevorzugten Alternative A<br />

Identifikation von<br />

Alternativen A, B, C, ...<br />

Kriterien => A<br />

Festsetzung <strong>und</strong> Verzerrung<br />

von Entscheidungskriterien<br />

zugunsten der Alternative A<br />

Identifikation einer Alternative<br />

B, welche die Vorteile der<br />

implizit bevorzugten Alternative<br />

A bestätigt<br />

Wahl der implizit<br />

bevorzugten<br />

Alternative<br />

614


R.A.W.F.S.-Modell zum Umgang mit Unsicherheit (Lipshitz<br />

<strong>und</strong> Strauss, 1997)<br />

Ist die Situation eindeutig<br />

<strong>und</strong> klar?<br />

Nein<br />

Ist weitere<br />

Information verfügbar?<br />

Nein<br />

Taktiken A oder F<br />

(Überlegungen auf der Basis<br />

von Meinungen<br />

bzw. Planung von Maßnahmen<br />

gegen ungewollte<br />

Ereignisse)<br />

Ja<br />

Ja<br />

Ja<br />

Taktiken R<br />

(Sammlung von<br />

weiteren Informationen;<br />

Expertenmeinungen)<br />

Nein<br />

Taktiken F<br />

(Planung von Maßnahmen<br />

gegen ungewollte<br />

Ereignisse)<br />

Gibt es eine<br />

zufriedenstellende<br />

Alternative?<br />

Nein<br />

Gibt es zwei oder mehrere<br />

befriedigende Alternativen?<br />

Ja<br />

Taktiken W (Abwägen<br />

von Vorteilen <strong>und</strong><br />

Nachteilen)<br />

Nein<br />

Taktiken S oder F<br />

oder Entdeckung neuer<br />

Alternativen<br />

(Unterdrückung von<br />

Unsicherheit bzw. Planung von<br />

Maßnahmen gegen ungewollte<br />

Ereignisse)<br />

Ja<br />

Ja<br />

Implementierung der<br />

Entscheidung oder<br />

mentale Stimulation der<br />

Entscheidung<br />

Implementierung<br />

der Entscheidung<br />

615


12 Taktiken zur Unsicherheitsreduktion<br />

(Lipshitz & Strauss, 1997)<br />

Taktiken R (reduction)<br />

a) Suche neuer Information<br />

b) Verzögerung der Entscheidung<br />

c) Einholen von<br />

Expertenmeinungen<br />

d) Entscheidung nach bewährten<br />

Regeln<br />

Taktik A (assumption based<br />

reasoning)<br />

e) Konstruktion eines mentalen<br />

Entscheidungsmodells zur<br />

Erprobung von Alternativen<br />

Taktik W (weighing)<br />

i) Abwägen von Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteilen der Alternativen<br />

Taktiken F (forestalling)<br />

f) Planung von Reaktionen auf<br />

unerwünschte Konsequenzen<br />

g) Reservierung von Ressourcen,<br />

um unerwünschten<br />

Konsequenzen<br />

entgegenzuwirken<br />

h) Planung reversibler <strong>und</strong><br />

Vermeidung irreversibler<br />

Aktionen<br />

Taktiken S (surpression)<br />

j) Ignoranz von Unsicherheit<br />

k) Vertrauen <strong>und</strong> Intuition<br />

l) Glücksspiel (Entscheidung<br />

nach Münzwurf etc.)<br />

616


Entscheidungsstile<br />

KognitiveKomplexität<br />

Toleranz für<br />

Mehrdeutigkeiten<br />

Bedürfnis<br />

nach<br />

Struktur<br />

Werteorientierung<br />

Sachorientierung <br />

Personenorientierung<br />

Analytisch Begrifflich Denken<br />

Problemlöser Denkt in großen<br />

Zusammenhängen<br />

Direktiv<br />

(Anordnend)<br />

Erwartet<br />

Ergebnisse<br />

(Ideen)<br />

Proaktiv<br />

(Änderungen)<br />

Verhaltensorientiert Aktivität<br />

(Tun)<br />

Braucht<br />

Anerkennung<br />

Reaktiv<br />

(Aufrechterhaltung)<br />

Führer<br />

Manager<br />

617


Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Gruppenentscheidungen<br />

Vorteile von<br />

Gruppenentscheidungen<br />

Verarbeitung komplexer<br />

Informationen ist möglich<br />

Berücksichtung<br />

verschiedener Sichtweisen<br />

ist möglich, demokratische<br />

Lösungen sind<br />

wahrscheinlicher<br />

Beurteilung einer Lösung<br />

durch mehrere Personen<br />

bedeutet Perspektivenvielfalt<br />

Risikobereitschaft kann<br />

vorteilhaft sein<br />

Akzeptanz der Entscheidung<br />

ist größer<br />

Nachteile von Gruppenentscheidungen<br />

Der Zeitaufwand kann höher sein<br />

Dominanz einer oder weniger Personen ist möglich<br />

Druck zur Konformität,<br />

Groupthink-Phänomene<br />

Risikobereitschaft kann extrem sein<br />

Verantwortungsstreuung<br />

Kreativität durch<br />

Meinungsvielfalt 618


Die Wirkung von Beeinflussungsstrategien bei emotional<br />

stabilen beziehungsweise labilen <strong>und</strong> introvertierten<br />

beziehungsweise extravertierten Personen<br />

Persönlichkeitsmerkmal<br />

Emotionale<br />

Stabilität<br />

Emotionale<br />

Labilität<br />

Extraversion Introversion<br />

? ?<br />

Austauschorientierung:<br />

Fre<strong>und</strong>lichkeit löst<br />

Dankbarkeit <strong>und</strong><br />

Entgegenkommen in der<br />

Sache aus;<br />

Feindseligkeit löst Arger<br />

<strong>und</strong> Beharren in der Sache<br />

aus.<br />

Verstärkungsorientierung:<br />

Fre<strong>und</strong>lichkeit führt zu Stolz<br />

<strong>und</strong> Selbstgefälligkeit <strong>und</strong><br />

weiter zu Beharren in der<br />

Sache; Feindseligkeit löst<br />

Angst <strong>und</strong><br />

Entgegenkommen in der<br />

Sache aus.<br />

619


Vergleich der Techniken zur Entscheidungsfindung in Gruppen. Legende:<br />

� geringe, • mittelmäßige � hohe, � große Bandbreite.<br />

Direkte<br />

Interaktion <br />

Brainstorming<br />

Nominal-<br />

Gruppen<br />

Delphi-<br />

Technik<br />

MAUM ConsensusMapping<br />

Trittleiter-<br />

Technik<br />

Anzahl der Ideen � • � � � • �<br />

Qualität der Ideen � • � � • � �<br />

Sozialer Druck � � • � � � �<br />

notwendige finanzielle<br />

Ressourcen<br />

notwendige zeitliche<br />

Ressourcen<br />

� � � � � � �<br />

• • • � • � �<br />

Aufgabenorientierung � � � � � � �<br />

Gefahr von Konflikten � � • � � � •<br />

Akzeptanz der Lösung � � • � � � •<br />

Wirkung auf Gruppenkohäsion � � • � � � �<br />

Eignung für komplexe<br />

Entscheidungen<br />

� � � � � � �<br />

620

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