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Zeitschrift für Patienten, Mitarbeiter und Besucher des Klinikums ...

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22<br />

kümmerten sich so lange. Jasmin lag<br />

ja erst in einem künstlichen Koma.<br />

Am Freitag sollte sie wieder aufgeweckt<br />

werden. Aber sie ist nicht<br />

aufgewacht.“ Am Anfang, erinnert<br />

sich ihre Mutter, hat sie dauernd<br />

geschlafen, hat auf nichts reagiert.<br />

Wochenlange Reha-Behandlungen<br />

brachten nicht den so dringend ersehnten<br />

Erfolg.<br />

Am Ende hieß es: Jasmin macht keine<br />

Fortschritte. Die Eltern standen<br />

vor der Frage, ob sie ihre Tochter in<br />

ein Heim geben oder zu Hause pflegen<br />

wollen. „Das war <strong>für</strong> mich gar<br />

keine Frage“, sagt Annette Büchner<br />

auch heute noch überzeugt. „Hergeben<br />

würde ich sie niemals. Auch<br />

wenn sie so da liegt.“ Von heute auf<br />

morgen hat sie ihre Arbeit als Fleischereifachverkäuferin<br />

aufgegeben<br />

<strong>und</strong> hat sich ganz der Pflege ihrer<br />

Tochter gewidmet. Eine Wachkoma-Patientin<br />

braucht viel Aufmerksamkeit,<br />

viel Kraft <strong>und</strong> noch mehr<br />

Zeit von ihrem Pflegepersonal.<br />

R<strong>und</strong> um die Uhr, sieben Tage in<br />

der Woche.<br />

Annette Büchner hat ihr ganzes<br />

Leben auf ihre kranke Tochter ausgerichtet.<br />

Von den Ärzten weiß die<br />

51-Jährige, dass ihre Tochter, selbst<br />

wenn sie aufwachen würde, schwer<br />

geschädigt bliebe. Zu lang war die<br />

Sauerstoffzufuhr unterbrochen<br />

an diesem schwarzen Dienstag.<br />

„Trotzdem verliere ich die Hoffnung<br />

nicht“ sagt Annette Büchner<br />

<strong>und</strong> hält sich fest an Nachrichten<br />

wie der aus Bad Alexandersbad,<br />

wo ein junger Mann nach drei Jahren<br />

wieder wach wurde. „Es gibt<br />

W<strong>und</strong>er!“<br />

So lange dieses W<strong>und</strong>er auf sich<br />

warten lässt, halten sich die Büchners<br />

fest an winzigen Fortschritten,<br />

die <strong>für</strong> sie dennoch Welten bedeuten.<br />

Jasmin hat jetzt längere „wache“<br />

Phasen, sie hat von ihrem Schluckreflex<br />

so viel wiedergewonnen, dass<br />

man ihr nicht ständig Schleim ab-<br />

saugen muss. Sogar ein Löffelchen<br />

Pudding oder eine gequetschte Banane<br />

kann sie manchmal selbstständig<br />

schlucken. Ansonsten wird sie<br />

über eine Magensonde ernährt. 15<br />

St<strong>und</strong>en am Tag läuft über eine Infusionsflasche<br />

Nahrung <strong>und</strong> Flüssigkeit.<br />

Annette Büchner sorgt da<strong>für</strong>,<br />

dass ihre Tochter bekommt, was<br />

sie braucht.<br />

Endlich können Mutter <strong>und</strong> Tochter<br />

mit dem Rollstuhl auch mal das<br />

Haus verlassen. Der Kulmbacher<br />

Lions Club hat den Büchners von<br />

der Terrasse ihrer Mietwohnung<br />

einen Weg durch den Garten zur<br />

Straße finanziert. Über die Treppe<br />

im Haus hätte Annette Büchner ihre<br />

Tochter nicht alleine ins Freie bringen<br />

können. Sogar ein behindertengerechtes<br />

Auto ist in Aussicht.<br />

Denn Geld ist keineswegs im Überfluss<br />

vorhanden bei den Büchners.<br />

Die Pflegeversicherung zahlt zwar<br />

den Pflegedienst, der täglich <strong>für</strong> eine<br />

St<strong>und</strong>e kommt <strong>und</strong> Jasmin wäscht.<br />

Mit Jasmins 1,84 Körpergröße <strong>und</strong><br />

dem Gewicht von 70 Kilo wäre Annette<br />

Büchner allein überfordert,<br />

könnte sie nicht einmal in den Rollstuhl<br />

setzen. „Sie hilft halt so gar<br />

nicht mit.“ Dass sie selbst <strong>für</strong> die<br />

Pflege ihrer Tochter fast nichts bekommt,<br />

stört die bescheidene Frau<br />

nicht. Was sie tut, tut sie gern <strong>für</strong><br />

ihr Kind, das so sehr auf die Mutter<br />

angewiesen ist.<br />

Manchmal, erzählt Annette Büchner,<br />

sei sie schon verzweifelt gewesen:<br />

„Ich stand zuweilen da <strong>und</strong><br />

habe einfach nur geschrien.“ Und<br />

immer hofft die 51-jährige Kulmbacherin,<br />

dass ihre Tochter wieder<br />

aufwacht. Ansonsten sind die Wünsche<br />

<strong>für</strong> die Zukunft bescheiden:<br />

„Jasmin soll versorgt sein, wenn<br />

wir mal nicht mehr können. Das ist<br />

meine größte Angst, dass sie noch<br />

lebt, wenn ich mal nicht mehr da<br />

bin.“ Auch auf der Wunschliste: Ein<br />

Urlaub mit Jasmin. Der rückt in<br />

Jasmin Büchner<br />

Wachkoma<br />

greifbare Nähe, wenn das in Aussicht<br />

gestellte Fahrzeug erst da sein<br />

sollte. „Meine Tochter wollte schon<br />

immer ans Meer <strong>und</strong> war noch nie<br />

dort. Das wollen wir jetzt bald mal<br />

mit ihr machen.“<br />

Klinikum spontan zur Hilfe bereit<br />

Manchmal sind es die kleinen Dinge,<br />

die große Freude bewirken.<br />

Annette Büchner hatte beim Baden<br />

ihrer Tochter immer wieder festgestellt,<br />

wie sehr sich die junge Frau<br />

im Wachkoma im warmen Wasser<br />

wohlfühlt. „Ich hab mir immer<br />

überlegt, wie schön das wäre, wenn<br />

ich mal ein Schwimmbecken fände,<br />

in das ich mit Jasmin reindarf.“ Hilfe<br />

kam aus dem Klinikum Kulmbach.<br />

Krankenschwester Sandra Leonhardt<br />

hat von dem Anliegen der<br />

Mutter gehört <strong>und</strong> mit Pflegedienstleiterin<br />

Franziska Schlegel <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />

Herbert Schmidt vom<br />

Klinikum gesprochen. Die erklärten<br />

sich spontan bereit, Jasmin <strong>und</strong> ihre<br />

Mutter nicht nur spontan ins Becken<br />

zu lassen, sondern finanzierten<br />

auch die ersten Transporte der<br />

jungen Frau. Schon zweimal war<br />

Jasmin jetzt im Tauchbecken der<br />

Abteilung <strong>für</strong> Physiotherapie. Es<br />

war je<strong>des</strong> Mal unübersehbar: Sie

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