Heimatkundliehe Blätter von Schladming Nr
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das alte Floriandenkmal. Am Brunnen wurden bis zur Jahrhundertwende vom<br />
Hutmacher Ohmann die Hutstumpen geformt.<br />
(Foto: Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek, Wien)<br />
Walter Stipperger<br />
Das Bauernkrieg-Denkmal<br />
Der Bauernkrieg <strong>von</strong> 1525 mit dem für <strong>Schladming</strong> so folgenschweren kaiserlichen Schuldspruch der<br />
Niederbrennung des Ortes und Aufhebung aller Stadtfreiheiten ist wohl das einprägsamste Ereignis in der<br />
Geschichte der alten Bergstadt.<br />
Das Volk wollte das drückende Joch der Abhängigkeit <strong>von</strong> der Grundherrschaft abschütteln und musste aber<br />
durch seine Unterlegenheit eine Demütigung sondergleichen hinnehmen.<br />
Mehr als vier Jahrhunderte sind seither vergangen und kaum jemand kann es ermessen, wieviel Not und<br />
Entbehrung die Bevölkerung im verzweifelten Kampf um die persönliche, wirtschaftliche und geistige Freiheit<br />
erleiden musste.<br />
Am Beginn dieses Freiheitskampfes <strong>von</strong> 1525 stand der Sieg des Bauernheeres über die ständischen Truppen,<br />
dem aber kurze Zeit später durch einen massiven Gegenangriff unter Graf Niklas Salm die Niederlage der<br />
Bauernkrieger folgte.<br />
Den <strong>Schladming</strong>er Bauernsieg vom Juli 1525 durch ein einfaches Denkmal der Nachwelt in Erinnerung zu<br />
bringen war die Absicht des Steirischen Bauernbundes. Im Winter 1923 trat der Geschäftsführer Direktor Josef<br />
Zangel mit seinem Vorschlag an die Öffentlichkeit und fand hiefür im ganzen Ennstal lebhafte Zustimmung.<br />
Anlässlich der Hauptversammlung des Steirischen Bauernbundes am 19. März 1924 wurde der offizielle Antrag<br />
auf Errichtung eines Bauernkrieg-Denkmales in <strong>Schladming</strong> gestellt und einstimmig angenommen. Es wurde<br />
hierauf ein Arbeitsausschuss gebildet, dem folgende Persönlichkeiten angehörten:<br />
Franz Thoma, Landwirt in Gröbming (Obmann),<br />
Erwin Kroy, Landwirt und Bürgermeister in St. Lorenzen bei Trieben,<br />
Josef Steinleitner, Landwirt und Gasthofbesitzer in Landl,<br />
Leopold Stocker, Bundesrat in Graz,<br />
Josef Zangel, Direktor und Landessekretär des Steir. Bauernbundes,<br />
Franz Sulzer, Bürgermeister und Gasthofbesitzer in Admont,<br />
Franko Vasold, Kaufmann in Liezen,<br />
Roman Reinbacher, Landwirt in Gröbming,<br />
Theodor Zimpermann, Lehrer in Ramsau,<br />
Franz Haiger, Landwirt in Gröbming,<br />
Josef Berger, Kulmwirt in Ramsau,<br />
Fritz Tritscher, Buchhändler in <strong>Schladming</strong>,<br />
Johann Lichtenegger, Landwirt in <strong>Schladming</strong>,<br />
Siegmund Reiter, Bürgermeister und Landwirt in Rohrmoos bei <strong>Schladming</strong>,<br />
Karl Pochlatko, Direktor in Graz.<br />
Unter den vielen eingereichten Denkmal-Entwürfen wurde jener des Architekten Prof. Rudolf Hofer aus Graz<br />
(einem gebürtigen Ennstaler) gewählt. Die Ausführung des Entwurfes wurde dem akad. Bildhauer Leo Miller aus<br />
Radstadt übertragen und für die Denkmalanlage stellte Architekt Dipl.Ing. Hermann Wengert den Entwurf zur<br />
Verfügung, mit dessen Ausführung der Architekt und Baumeister Max Pekoll betraut wurde.<br />
Als Standort wurde ein Teil jenes Platzes gewählt, an dem seinerzeit das „Grazer Tor" stand. Die Inschrift an der<br />
Vorderseite des Denkmales berichtet kurz das Geschehnis und lautet: „Das Bauernheer besiegte am 3. Juli 1525<br />
die ständischen Truppen und eroberte <strong>Schladming</strong>".<br />
Die Rückseite zeigt das Bundschuhwappen und darüber die Jahreszahlen 1524 - 1525. (Das ist die Dauer des<br />
großen deutschen Bauernkrieges).<br />
Die Inschrift an der linken Seite wurde der Bibel entnommen. Es ist der zweite Vers des 129. Psalms. Er lautet:<br />
„Sie haben mich oft gedränget <strong>von</strong> meiner Jugend auf, aber sie haben mich nicht übermocht."<br />
Die Inschrift an der rechten Seite enthält die Widmung und bringt die Vierhundertjahrfeier zum Ausdruck: Sie<br />
lautet: „Zur Erinnerung an den großen deutschen Bauernkrieg, errichtet <strong>von</strong> den steirischen Bauernbündlern."<br />
Darüber sind die Jahreszahlen 1525 – 1925 eingemeißelt.<br />
In der Beschreibung des Denkmales, verfasst <strong>von</strong> Prof. Rudolf Hofer, kommt die Sinngebung klar zum Ausdruck:<br />
„Ohne Schmuck, doch mächtig und klar in seiner Form soll es ein Wahrzeichen sein zur Erinnerung an den<br />
Bauernsieg. Harter, unverwüstlicher Schärdinger Granit ist sein Material, grob gehauen seine Flächen, doch<br />
weiche Linien, viel Licht und Schatten geben ein munteres Spiel in seiner Bekrönung.<br />
So mögen auch die Helden jener Tage beschaffen gewesen sein. Äußerlich raue Menschen, doch im Inneren viel<br />
Liebe und Treue zur heimatlichen Scholle, für deren Schutz und Freiheit sie ihr Leben in die Schanze warfen. Nun<br />
steht ihr Mal auf blutgetränkter Stätte und ruft in uns die Erinnerung wach an ihre Tat."