Heimatkundliehe Blätter von Schladming Nr
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nach Beendigung der Schulzeit nicht möglich, da durch den Tod Rudolf Ritter <strong>von</strong> Gersdorffs, des Besitzers der<br />
Nickelbergbaue in der Zinkwand, die Mutter Pauline Flechners Miterbin der Nickelgruben im SchIadminger<br />
Obertal wurde. Dadurch war eine Ubersiedlung der Familie Flechner nach <strong>Schladming</strong> notwendig geworden<br />
Pauline Flechner fing an, ohne Anleitung und Schule, aber mit großem Talent, Alpenblumen zu malen. Was ihr an<br />
fachlicher Führung fehlte, ersetzte sie durch unermüdlichen Fleiß und trat 1865 unter dem Pseudonym „Halm" im<br />
Österreichischen Kunstverein mit einem Blumenstück erstmals an die Öffentlichkeit.<br />
Ein unerwarteter Erfolg stärkte ihren Mut und ließ ihr den angenommenen Künstlernamen beibehalten.<br />
Schon im Jahre 1871 errang Pauline Flechner-Halm auf der Weltausstellung in London mit einem Großgemälde<br />
ein Anerkennungsdiplom, das sie in der Absicht bestärkte, sich hauptsächlich der Blumen- und Genremalerei zu<br />
widmen.<br />
Bei gelegentlichen Aufenthalten in Wien traf die Künstlerin mit Persönlichkeiten wie SeIleny, Friedländer oder<br />
Führich zusammen und wurde dabei im Gedankenaustausch mi' ihnen <strong>von</strong> neuen lmpulsen für ihre weitere Arbeit<br />
erfüllt. Nicht unerwähnt soll auch bleiben, dass Pauline Flechner-Halm eine Reihe <strong>von</strong> Kolossalgemälden schuf,<br />
die heute noch erhalten sind, zum Teil aber einer besserenPflege bedürften.<br />
Franz Hutter, der in seinem Werk „Geschichte <strong>Schladming</strong>s und des steirisch-salzburgischen Ennstales (Graz,<br />
1906) auch das Schaffen der Künstlerin würdigt, schreibt u. a.: „Und es ist ein Schauspiel, das kleine mit einem<br />
Fußleiden behaftete Frauchen auf ihren Kolossalbildern schaffend herumklettern zu sehen."<br />
Pauline Flechner-Halm musste sich zwangsläufig nach Auflassung des Nickelbergbaues in der Zinkwand im<br />
<strong>Schladming</strong>er Obertal für ungefähr 10 Jahre anderen Aufgaben widmen – sie gründete und leitete eine Laubfabrik<br />
für Kunstblumen". Der Betrieb wurde 1874 in <strong>Schladming</strong> aufgenommen und <strong>von</strong> der Künstlerin mit<br />
Laubmodellen beschickt, für die sie bei der steiermärkischen Landesausstellung 1882 eine Ehrenmedaille bekam.<br />
Die Kunstblumenfabrik wurde später nach Mandling in die ehemaligen Flechnerschen Schmelzwerksgebäude<br />
verlegt, doch war dem Unternehmen keine glückhafte Entwicklung beschieden.<br />
Pauline Flechner-Halm wandte sich wiederum der Malerei zu und arbeitete unermüdlich bis zu ihrem Tode im<br />
Jahre 1921.<br />
Die Verehrung, die die Künstlerin in <strong>Schladming</strong> genoss, fand ihren sichtbaren Ausdruck in der Verleihung der<br />
Ehrenbürgerschaft im Jahre 1912 und in der Wahl zur Fahnenpatin des Kameradschaftsvereines <strong>Schladming</strong>.<br />
Ihre stete Hilfsbereitschaft gegenüber Minderbemittelten zeigt sich auch darin, dass Pauline Flechner-Halm nicht<br />
selten ihre Gemälde an bedürftige <strong>Schladming</strong>er weitergab.<br />
Mehr als 60 Jahre ist es nun her, dass man Pauline Flechner-Halm im katholischen Friedhof in <strong>Schladming</strong><br />
bestattete, aber ihre Kunst beglückt uns heute noch, wenn wir uns angesichts der Blumenbilder in die liebevollen<br />
Details jeder einzelnen winzigen Blüte versenken, die <strong>von</strong> einer seltenen Hingabe der Künstlerin an alles<br />
Blühende Zeugnis ablegt.