Heimatkundliehe Blätter von Schladming Nr
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Eine andere Klage war, daß sie so große Abschüttungen an ihre Herrschaften haben; einige sind Meier oder<br />
Hofbesitzer und ziehen den Zehent <strong>von</strong> mehreren anderen Bauern, meist kleinen; sie selbst leisten ihn der<br />
Herrschafft. Nun findet es sich, daß diese kleinen Bauern mehr Weide bedürfen, folglich ihre Äcker als Eggarten<br />
liegen lasseb, deshalb wird der Zehent auch geringer, die Abschüttung an die Herrschaft aber bleibt gleich; da<br />
wünschen die Bauern eine Abhilfe.<br />
Sie klagten auch über die Dienstboten und ihre Forderungen. Sie wünschten sehnlichst eine Dienstboten-<br />
Ordnung, vorzüglich das, wenn der Leihkauf einmal gegeben, der Knecht verpflichtet sei, die vorgeschriebene<br />
Zeit zu bleiben. Sie versicherten mich, lieber Knechte als Bauern zu sein. Endlich konnte ich aus ihren Reden<br />
merken, daß es hier in <strong>Schladming</strong> ziemlich unordentIich zugehen müsse. Sie haben keinen Marktrichter. Es<br />
scheint, dass niemand diesen Platz wünscht. Dann beschwerten sie sich, daß ihnen Anstand gemacht wird, Holz<br />
zu bekommen, weil der Hammer alles bedarf; darüber muß ich noch Aufschluß erhalten.“<br />
Die vorhin zitierten Tagebucheintragungen Erzherzog Johanns sind für <strong>Schladming</strong> <strong>von</strong> besonderem<br />
lokalgeschichtlichem Wert, da sie die wirtschaftliche und soziale Situation des Marktes in der Nachwirkung der<br />
Franzosenkriege deutlich machen.<br />
Wenn der Erzherzog vermerkt „sie haben keinen Marktrichter", dann ist dies aus der bekannten Tatsache<br />
abzuleiten, dass seit 1530 der Kampf um die freie Wahl eines Marktrichtfers imGange war. (Siehe auch<br />
„<strong>Heimatkundliehe</strong> <strong>Blätter</strong> <strong>von</strong> <strong>Schladming</strong> <strong>Nr</strong>. 11 /1988 Sete 2).<br />
Vielfach wurde Erzherzog Johann auch <strong>von</strong> den <strong>Schladming</strong>ern mit damals aktuellen Fragen des erschwerten<br />
Zahlungsverkehrs konfrontiert. Nicht zu unrecht schreibt darüber der Prinz in seinem Tagebuch: „Das ist wahrlich<br />
eine harte Sache! Ich dachte, besser wäre es gewesen, den Leuten keine Schuldscheine zu geben und das<br />
Ganze als eine leider unvermeidliche Last des Krieges hinzustellen, als sie nicht zu entschädigen und doch die<br />
Hoffnung der Zahlung zu nähren."<br />
Folgen wir aber nun der weiteren Wanderung, die der Erzherzog mit seinem Gefolge bis zum Riesachsee<br />
zurücklegte.<br />
„Den 30. August. Äusserst günstig war an diesem Tage das Wetter. Ich trennte mich <strong>von</strong> meinem Wagen, nahm<br />
das Nothwendigste mit und stieg zu Pferde. Ungemein anlockend waren für mich die schönen:Gemsgebirge, bis<br />
oben bewachsen und doch hoch, jene welche die südlich der Enns gelegenen Thäler umschließen. <strong>Schladming</strong><br />
verließ ich um acht Uhr früh und folgte dem Bache gleichen Namens aufwärts. Gleich am Orte liegt der gräflich<br />
Batthyanische Eisenhammer und der Kupferhammer; da sie keine besondere Einrichtung vor anderen haben, so<br />
besah ich sie nicht. Der <strong>Schladming</strong>er Bach strömt aus einer engen Schlucht zwischen Felsen hervor. Unten an<br />
demselben ist die Straße geführt. Ein heftiger Regenguß hatte sie vor einigen Wochen zerrissen, ich mußte daher<br />
die höhere einschlagen, die mir aber die gewünschte Gelegenheit verschaffte, die umliegende Gegend besser zu<br />
übersehen.Der Berg heißt der Fastenberg, gegenüber am linken Ufer sieht man den schönen Rohrmoosberg, voll<br />
Höfe,ganz bebaut, wo auch die wohthabenderen Bauern sich öefinden. Alles war eben mit dem Schnitt begriffen,<br />
eine gute Ernte lohnte ihren Fleiß. Nicht bald sah ich so schöne üppige Früchte. Eine halbe Stunde <strong>von</strong><br />
<strong>Schladming</strong> trennt sich das Ober- und Unterthal, ersteres, enger und rauher, doch weit merkwürdiger als das<br />
Unterthal, weil dort alle alten und noch betriebenen Gruben sich befinden. Ich spare mir sie zu besuchen auf<br />
künftigen Sommer. Ich folgte dem Unterthal immer auf der Höhe fort, eine Stunde weit sind noch Bauernhöfe die<br />
letzten sind beim Tetter und Rochel. „Hier erreichte ich wieder die alte Straße und folgte ihr. Über der Seeleiten<br />
längs, des Baches befindet das Wasser einen herrlichen Fall, er ist einer der schönsten Fälle die ich je sah. Eine<br />
halbe Stunde hat man zu steigen bis man die Höhe erreicht hier ist schon Alpenweide und in einem Kessel liegt<br />
der Riesacher See. Die Gegend ist äußerst angenehm, ein Kranz grüner Alpen umgibt sie."<br />
Schon vor 65 Jahren - sensationelle Pläne zur<br />
Hebung des Fremdenverkehrs<br />
Wenn heute <strong>Schladming</strong> im Spitzenfeld des österreichischen Fremdenveikehrs aufscheint, dann ist dies wohl<br />
zuletzt den unermüdlichen Vorarbeiten all jener Männer zu danken, die im Verlaufe des mehr als hundertjährigen<br />
Bestandes desVerkehrsvereines in dieser Institution tätig waren.<br />
Einen nicht unbedeutenden Beitrag zur Hebung des Fremdenverkehrs in <strong>Schladming</strong> leistete auch der Verein<br />
„Bürgerschaft <strong>Schladming</strong>“ in finanzieller und materieller Hinsicht.<br />
Bei der Sichtung des Archivs der Bürgerschaft <strong>Schladming</strong> fand der Berichterstatter einen Schriftverkehr der an<br />
ein bahnbrechendes Projekt der Zwanzigerjahre erinnert, das allerdings nicht realisiert wurde, aber dennoch wert<br />
ist, hier vorgestellt zu·werden.<br />
Am 20. Februar 1924 richtete die „AL-BAG“, Alpenländische Bau-Aktiengesellschaft in Graz an die Bürgerschaft<br />
des Marktes <strong>Schladming</strong> ein Scnreiben, das auszugsweise folgenden Inhalt hat:<br />
„Im Sinne der Bestrebungen, des Fremdenverkehrs haben wir uns an Spitze einer zu gründenden Gesellschaft<br />
gestellt und uns zur Aufgabe gemacht, zunächst den Markt <strong>Schladming</strong> mit seiner hervorragenden Umgebung<br />
aber das berühmte Plateau der Ramsau, mehr als bisher zu erschließen, zu welchem Zwecke wir dort ein<br />
größeres Hotel oder ein Erholungsheim zu errichten beabsichtigen. Als Aktionskomitee der ‚<strong>Schladming</strong>er<br />
Hotelbau-Aktiengesellschaft in Gründung’ wenden wir uns zunächst an die verehrliche Bürgerschaft <strong>Schladming</strong>,<br />
der wir die Idee unterbreiten und ihr vertraut machen, wohl in Ansehen dessen, dass eventuell im Vereine mit der<br />
Gemeinde <strong>Schladming</strong> in aller erster Linie berufen und auch prädestiniert erscheint, diese Idee falls sie Ihre