19.01.2013 Aufrufe

Heimatkundliehe Blätter von Schladming Nr

Heimatkundliehe Blätter von Schladming Nr

Heimatkundliehe Blätter von Schladming Nr

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Heimatkundliche <strong>Blätter</strong> <strong>von</strong> <strong>Schladming</strong> <strong>Nr</strong>. 38, April 1999<br />

Knappensteig oder Kohlgrube?<br />

Die Absicht, auf Grund historischer Voraussetzungen eines Ortes zu versuchen, geschichtliche Gegebenheiten<br />

besonders attraktiv zu formulieren, schlägt oft ins Gegenteil.<br />

Auch in <strong>Schladming</strong> gibt es einige Beispiele missverstandener Hinweise.auf historische Stadtgebiete die vor<br />

allem den Gast nachdenklich stimmen, wenn er als Kenner anderer historischer Stadtanlagen im In- und Ausland<br />

mit mancher Ortsangabe in <strong>Schladming</strong> konfrontiert wird.<br />

Da wird man zum Beispiel am Stadttor durch einen Hinweis eingeladen, die „historische Vorstadt" westlich des<br />

Stadttores zu besuchen.<br />

Man würde dem interessierten Gast einen besseren Dienst erweisen, wenn er erfahren könnte, welche<br />

wirtschaftliche Bedeutung diese historische Vorstadt einst hatte. Auch die einheimische Bevölkerung weiß kaum<br />

Bescheid <strong>von</strong> den Standorten der Hammerschmieden, Schmelzhütten, Scheidstuben, Kohlenbarren,<br />

Probiergaden und vom alten Laboratorium in der Vorstadt.<br />

So aber lässt sich der Begriff „historische Vorstadt" für den Gast heute in Anbetracht des nahezu völligen<br />

Verlustes älterer Bausubstanz wohl kaum realisieren.<br />

Etwas seltsam erscheint es auch, wenn sich sowohl der geschichtsbewusste Einheimische als auch der Gast,<br />

ausgehend vom „Knappenbrunnen" neben der Baufirma Bliem in der Ramsauerstraße am Beginn eines<br />

„Knappensteiges" befindet. Wo ist hier ein Steig? fragt man sich unwillkürlich angesichts der verkehrsreichen<br />

Straße, die entlang verschiedener Wohn- und Geschäftshäuser und vorbei an der Minigolfanlage in das Zentrum<br />

der Stadt führt. Mit dem Wort „Steig" bezeichnet man doch allgemein einen schmalen, meist steilen Gebirgspfad.<br />

Solche oft nicht ungefährlichen Wege führten einst zu den in Höhenlagen ab etwa 1700 Meter gelegenen Stollen<br />

im <strong>Schladming</strong>er Bergbaugebiet und diese Bezeichnung wäre wohl zutreffender für die Zugänge zu den heute als<br />

Schaustollen erschlossenen alten Bergwerkbereichen.<br />

Die Bergknappen <strong>von</strong> einst wären sicher froh gewesen, hätten sie als Weg zu ihren Arbeitsstätten in den<br />

<strong>Schladming</strong>er Tauern einen „Knappensteig" in der Art der Ramsauerstraße vorgefunden.<br />

In diesem Zusammenhang erinnert man sich auch des alten Sprichwortes „Warum in die Ferne schweifen, wenn<br />

das Gute so nahe liegt". Vielen älteren <strong>Schladming</strong>ern ist noch der Flurname „KohIgrube" zwischen der<br />

Ramsauerstraße und Dachsteingasse bekannt. Warum soll man diesen Namen, der auch aus historischer Sicht<br />

viel besser erklärbar ist. Als der „Knappensteig" inmitten <strong>Schladming</strong>s vergessen?<br />

„Kohlgrube" war die einstige Bezeichnung jenes Gebietes nordwestlich des Stadttores in welchem nicht nur die<br />

Schmelzöfen und Kohlenmeiler, sondern vor allem entlahg der Ramsauerstraße elf Knappenwohnhäuser ihren<br />

Standort hatten. Sie zählten zu den Urbarnummern der Montanärarischen Gült <strong>Schladming</strong> und werden heute<br />

den Hausnummern Ramsauerstraße 128 bis 138 zugeordnet. Die Häuser wurden in den Jahren1729 bis 1784<br />

<strong>von</strong> Bergknappen und Köhlern errichtet und dienten oft mehreren Generationen des gleichen Berufsstandes als<br />

Wohnstätten. Noch bis zum Ersten bzw. Zweiten Weltkrieges blieben einige dieser Knappenhäuser erhalten,<br />

doch war durch die primitive Innengestaltung der Häuser·an eine weitere Bewohnbarkeit nicht mehr zu denken.<br />

Immerhin wäre es vom denkmalpflegerischen Standpunkt begrüßenswert gewesen, hätte man das eine oder<br />

andere Objekt dieser historischen Werkssiedlung in der ursprünglichen Bausubstanz erhalten können, um der<br />

Nachwelt einen Eindruck <strong>von</strong> der anspruchslosen Lebensweise der <strong>Schladming</strong>er Bergknappen zu gewähren. Es<br />

wurde vorhin schon erwähnt, dass auch Köhler in der „Kohlgrube“ ihreWohn- und Arbeitsstätten hatten. Durch<br />

schriftliche Aufzeichnungen, die im Steiermärkischen Landesarchiv verwahrt sind, ist es auch bekannt, dass<br />

mehrere Schmelzöfen in der „KohIgrube" ihren Standort hatten. Durch einen Zufall fand man im Vorjahr bei<br />

Gartenarbeiten am Grund des Hauses Dachsteingasse142 zahlreiche Schlackenreste, die derzeit durch<br />

Fachexperten des Landesmuseums Joanneum in Graz untersucht werden.<br />

Ehemalige Knappenhäuser in der Kohlgrube.<br />

Historische Bilder aus er <strong>Schladming</strong>er<br />

Vorstadt<br />

Die <strong>Schladming</strong>er Vorstadt um 1830<br />

Erste photographische Aufnahme der Vorstadt<br />

Der „Russenteich" - heute Autobushaftestelle „Lendplatz".<br />

Das ehem. „Ledererhaus" in der Salzburgerstraße <strong>Nr</strong>.106.<br />

Die „Vasold'sche Gewerkschaft". Standort des Eisen- und Kupferhammerwerkes am Talbach.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!