Jetzt ausbilden - Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald
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Brennpunkt Handwerk 3/2004 <strong>Rhein</strong>-<strong>Westerwald</strong> Seite 3<br />
<strong>Kreishandwerkerschaft</strong><br />
<strong>Rhein</strong>-<strong>Westerwald</strong> unterstützt<br />
die Gewinnung neuer Ausbildungsplätze<br />
Am 16. Juni haben sich die Spitzenverbände<br />
der Wirtschaft auf einen Ausbildungspakt<br />
verständigt. Durch die<br />
Zusage zur Schaffung von jährlich<br />
30.000 neuen Ausbildungsplätzen<br />
konnte eine Ausbildungsplatzabgabe<br />
vermieden werden. Brennpunkt Handwerk<br />
führte hierzu ein Interview mit<br />
dem Vorsitzenden Kreishandwerksmeister<br />
Werner Wittlich (MdB).<br />
Brennpunkt Handwerk: Herr Wittlich,<br />
nicht zuletzt durch die<br />
Bemühungen der Handwerksorganisation<br />
konnte die auch vom Handwerk<br />
abgelehnte Ausbildungsplatzabgabe<br />
verhindert werden. Sind Sie<br />
mit dem nun Erreichten zufrieden?<br />
Werner Wittlich: Die Verhinderung<br />
dieser unsinnigen und völlig verfehlten<br />
Abgabe, die die Betriebe mit<br />
zusätzlichen Kosten und Bürokratie<br />
überzogen hätte, sehe ich als Erfolg<br />
an. Dies auch noch in einer Zeit, in der<br />
die Änderung der Handwerksordnung<br />
kontraproduktiv wirkt und in vielen<br />
Gewerken zu einem Rückgang der<br />
Ausbildungsbereitschaft geführt hat.<br />
Erschwerend kommt hinzu, dass es<br />
die schlechte Binnenkonjunktur und<br />
die mangelnde Ausbildungsreife vieler<br />
Schulabgänger den Betrieben<br />
schwer macht, weitere Ausbildungsplätze<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Brennpunkt Handwerk: Aber für den<br />
Fall, dass es nicht gelingt ausreichend<br />
Lehrstellen zur Verfügung zu<br />
stellen, schwebt das Damoklesschwert<br />
der Ausbildungsplatzabgabe<br />
doch immer noch über dem<br />
Handwerk und könnte auch noch<br />
zum Herbst 2005 eingeführt werden.<br />
Werner Wittlich: Ich bin zuversichtlich,<br />
dass es dazu nicht kommen wird.<br />
Das Handwerk wird wie auch schon in<br />
der Vergangenheit, seiner Ausbildungsverpflichtung<br />
nachkommen. Dies<br />
nicht nur aus dem Bewusstsein der<br />
sozialen Verpflichtung heraus, sondern<br />
zugleich für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses<br />
und damit ja im<br />
eigenen Interesse. Trotzdem gilt es,<br />
sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen.<br />
Wir wollen die sehr hohe Ausbildungsquote<br />
im Handwerk halten;<br />
jeder zehnte Mitarbeiter soll auch in<br />
Zukunft ein Lehrling sein. Ich fordere<br />
daher zugleich auf, die Schwarzmale-<br />
Kreishandwerksmeister<br />
Werner Wittlich (MdB)<br />
rei einzustellen und nicht wider besseren<br />
Wissens die Keule der Ausbildungsplatzabgabe<br />
zu schwingen.<br />
Denn, wird entgegen den Absprachen<br />
im Rahmen des Ausbildungspaktes<br />
das Berufsbildungssicherungsgesetz,<br />
wie es korrekt heißt, in Kraft gesetzt,<br />
werden sich die Handwerksbetriebe<br />
und damit auch die Handwerksorganisationen<br />
nicht mehr an den Ausbildungspakt<br />
gebunden fühlen.<br />
Brennpunkt Handwerk: Wie können<br />
die noch zögernden Betriebsinhaber<br />
überzeugt werden?<br />
Werner Wittlich: Eine Verbesserung<br />
der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
wäre sicher der beste Weg zur<br />
Steigerung der Ausbildungsbereitschaft.<br />
Notwendig sind weiter zusätzliche<br />
Anstrengungen in den allgemeinbildenden<br />
Schulen zur Verbesserung<br />
der erforderlichen Schlüsselqualifikationen<br />
und der Ausbildungsreife.<br />
Hierauf haben wir als <strong>Kreishandwerkerschaft</strong><br />
oder Innung jedoch<br />
keinen Einfluss.<br />
Eine unserer Stärken ist jedoch die<br />
persönliche Nähe zum Betrieb. Über<br />
diesen Weg bieten wir dem organisierten<br />
Innungsmitglied Hilfestellung.<br />
So beraten wir über Fördermöglichkeiten,<br />
die Schaffung von Ausbildungsverbünden<br />
oder über das neue<br />
Instrument der Einstiegsqualifizierung<br />
im Handwerk. Sollten Betriebe Hilfestellung<br />
zur Etablierung einer neuen<br />
oder zusätzlichen Lehrstelle benötigen,<br />
empfehle ich bei den Geschäftsstellen<br />
der <strong>Kreishandwerkerschaft</strong> oder<br />
der Ausbildungsberatung der Hand-<br />
werkskammer vorzusprechen. Beide<br />
helfen gerne weiter.<br />
Brennpunkt Handwerk: Wie kann<br />
den nachfragenden Jugendlichen<br />
geholfen werden, jetzt noch einen<br />
geeigneten Ausbildungsbetrieb zu<br />
finden?<br />
Werner Wittlich: Hierzu gibt es eine<br />
Vielzahl an Informationsmöglichkeiten.<br />
Erster Ansprechpartner ist nach wie<br />
vor die Agentur für Arbeit. Im Internet<br />
stellt die Handwerkskammer Koblenz<br />
unter: www.hwk-koblenz.de Lehrstellenbörse,<br />
offene Lehrstellen ins Netz<br />
und die überregionale Lehrstellenbörse<br />
des Handwerks ist unter:<br />
www.handwerksausbildung.de zu finden.<br />
Brennpunkt Handwerk: Herr Wittlich,<br />
was wollen Sie den Handwerksbetrieben<br />
mit auf den Weg<br />
geben, um das Ziel des Ausbildungspaktes<br />
zu erreichen?<br />
Werner Wittlich: Ich appelliere an alle<br />
Unternehmer im Handwerk die betrieblichen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten auszuschöpfen.<br />
Die Berufsausbildung von<br />
Jugendlichen stellt nicht nur eine<br />
gesellschaftspolitische Verpflichtung<br />
dar. Vielmehr sichert die Berufsausbildung<br />
im dualen System die zukünftig<br />
benötigten Fachkräfte, die für das<br />
Erreichen der unternehmerischen Ziele<br />
unverzichtbar sind. Denn eine fundierte<br />
Ausbildung bringt dem Betrieb<br />
kompetente und loyale Mitarbeiter und<br />
vermittelt die passgenauen Qualifikationen.<br />
Denjenigen Betrieben, die bereits seit<br />
mehreren Jahren vergeblich einen ausbildungsfähigen<br />
- und ausbildungswilligen<br />
Jugendlichen suchen, kann<br />
ich nur empfehlen nicht zu resignieren.<br />
Vielmehr sollten die unbesetzten<br />
Lehrstellen der Agentur für Arbeit<br />
gemeldet werden. Nur so wird das<br />
vollständige Lehrstellenangebot in der<br />
Agentur für Arbeit bekannt und verbessert<br />
nicht zuletzt die Aussagekraft<br />
der Ausbildungsstatistik als Grundlage<br />
bildungspolitischer Entscheidungen.<br />
Herr Wittlich, vielen Dank für das<br />
Gespräch.