ZAK, Ausgabe April 10 (pdf - 5 MB) - Arbeiterkammer
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6 <strong>ZAK</strong> geSundHeit BiLdung<br />
<strong>ZAK</strong> 7<br />
Voll V tal<br />
Zeit für Vitamine<br />
Der Frühling ist da, und damit beginnt die ideale Zeit, Vitaminspeicher, die über den Winter<br />
etwas „gelitten“ haben, wieder aufzufüllen.<br />
Warum sooo viel Grünzeug?<br />
Obst und Gemüse sind vollgepackt<br />
mit Vitaminen, Mineralstoffen<br />
und sekundären<br />
Pflanzenstoffen. Stoffe, die<br />
für den reibungslosen Ablauf<br />
zahlreicher Körperfunktionen<br />
unentbehrlich und somit<br />
lebensnotwendig sind. Weil<br />
unser Organismus sie nicht<br />
selbst bilden kann, müssen sie<br />
regelmäßig mit der Nahrung<br />
zugeführt werden.<br />
Gemüse und Obst halten<br />
also fi t und gesund.<br />
Die optimale Balance<br />
Ernährungsmed<br />
i z i n i s c h<br />
w i r d<br />
g r u n d -<br />
s ät z l ic h<br />
„ 5 x a m<br />
Tag eine<br />
P o r t i o n<br />
G e m ü s e<br />
oder Obst“<br />
e m p f o h l e n .<br />
Verschieben Sie das<br />
Verhältnis in Richtung Gemüse,<br />
denn es ist noch vitaminreicher<br />
als Obst. Der ideale<br />
Mix: drei Portionen Gemüse<br />
und zwei Portionen Obst.<br />
Das richtige Maß<br />
Keine Angst – man muss nicht<br />
zum Vegetarier werden, um im<br />
„grünen“ Bereich zu liegen.<br />
Im Klartext: Wer fünfmal am<br />
Tag eine Hand voll Obst und<br />
Gemüse isst, ist ernährungstechnisch<br />
auf dem richtigen<br />
Weg.<br />
Sie wollen es ganz genau wissen:<br />
mindestens 400 Gramm<br />
pro Tag. Übrigens – auch Obst-<br />
ernährungstipps<br />
von<br />
dr. michaela Felbinger<br />
und Gemüsesäfte zählen als<br />
Portion.<br />
Die Vielfalt macht’s<br />
Je abwechslungsreicher –<br />
desto besser. Wechseln Sie<br />
in Ihrer Auswahl einfach die<br />
Farben. Rotes, gelbes, grünes<br />
Obst und Gemüse,<br />
den n d ie<br />
verschiedenen Sorten enthalten<br />
verschiedene Vitamine<br />
und andere Inhaltsstoffe.<br />
Mehr Farbe auf dem Teller<br />
heißt somit: optimale Vielfalt<br />
für Ihren Körper.<br />
Bevorzugen Sie saisonales<br />
Gemüse und Obst. Vitamine<br />
sind großteils sehr empfi ndlich<br />
und werden unter anderem<br />
beim Lagern weniger.<br />
Auch lange Transportwege<br />
mindern den Vitamingehalt.<br />
Häufi g werden Obst und Gemüse<br />
unreif geerntet, um den<br />
Transportweg unbeschadet zu<br />
überstehen. Der Großteil der<br />
Vitamine wird jedoch wäh-<br />
rend des Reifens gebildet, also<br />
in der Phase, in der die grüne<br />
Tomate zur roten wird. Dieser<br />
Prozess läuft beim Nachreifen<br />
in den Lagerhäusern bei Weitem<br />
nicht optimal ab, sodass<br />
der Nährstoffgehalt geringer<br />
ist.<br />
Gnadenlos zugreifen<br />
5x tägl. Gemüse und Obst<br />
im Essalltag unterzubringen<br />
erscheint nur auf den<br />
ersten Blick schwierig.<br />
Hier einige Tipps, Obst<br />
und Gemüse geschmackvoll<br />
und unkompliziert<br />
über den Tag verteilt<br />
zu genießen:<br />
Frühstück:<br />
Wie wär’s mit<br />
M ü s l i , J o -<br />
ghurt mit frischenFrücht<br />
e n o d e r<br />
frisch gepresstem<br />
Fruchtsaft?<br />
Vormittag: Haben<br />
Sie schon an eine Hand voll<br />
Obst gedacht?<br />
Mittagessen:<br />
Denken Sie immer an einen<br />
Salat und wählen Sie zur<br />
Hauptspeise auch eine Gemüsebeilage.<br />
Nachmittags:<br />
Wie wär’s mit einem Brot, belegt<br />
mit Gurken, Radieschen<br />
oder Tomaten?<br />
Abendessen: Auch das Abendessen<br />
soll nicht ohne Paprika<br />
& Co. auskommen.<br />
So leicht erfüllen Sie die Erfolgsformel<br />
„5x tägl. Gemüse<br />
und Obst“ für mehr Wohlbefi<br />
nden, Gesundheit und Elan.<br />
E-Mail: dr.felbinger@tmo.at<br />
Zugangsbeschränkungen, weil Universitäten in Budgetnöten stecken? (APA/PictureDesk.com)<br />
türen auf oder zu?<br />
Die neue Ministerin hat<br />
eine Debatte um Zugangsbeschränkungen<br />
an den<br />
Universitäten losgetreten.<br />
Wollen plötzlich zu viele<br />
Studenten akademische<br />
Luft schnuppern?<br />
„Wenn bloß die Deutschen mit<br />
ihrem Numerus clausus nicht<br />
wären“, stöhnen Kassandras<br />
an heimischen Hochschulen.<br />
17.000 Deutsche haben sich<br />
im Vorjahr für ein Studium<br />
an österreichischen Unis<br />
entschieden. 2001 waren es<br />
erst knapp über 5.000. Der<br />
„Notfallparagraf“ 124b des<br />
Universitätsgesetzes erlaubt<br />
Zugangsbeschränkungen für<br />
Studien, in denen wegen<br />
deutscher Numerus-clausus-<br />
Flüchtlinge „unvertretbare<br />
Studienbedingungen“ entstehen.<br />
Derzeit liegen Anträge<br />
für Publizistik, Architektur<br />
(u. a. TU Graz) und ein Antrag<br />
der Wirtschaftsuni Wien vor.<br />
Außerdem kann eine Studierendenhöchstzahl<br />
festgelegt<br />
werden, die den Durchschnitt<br />
der vergangenen drei Jahre<br />
nicht unterschreiten darf.<br />
Geringe Akademikerquote<br />
Die Studentenvertretung (ÖH)<br />
wirft dem Ministerium vor<br />
(siehe auch Gastkommentare<br />
nebenan), noch immer nicht<br />
gelernt zu haben, dass ein<br />
Anstieg der Studierendenzahlen<br />
wünschenswert sei.<br />
Zugangsbeschränkungen würden<br />
sich lediglich gegen die<br />
Studierenden richten, es seien<br />
jedoch einfach mehr fi nanzielle<br />
Mittel bereitzustellen. Die<br />
Studentenvertreter verweisen<br />
auf die ohnehin „katastrophal<br />
geringe“ Akademikerquote<br />
von knapp 20 Prozent.<br />
Die EU hat als Ziel proklamiert,<br />
den Akademikeranteil<br />
auf 40 Prozent zu steigern. Österreich<br />
liegt bei dieser Quote<br />
auf Platz 21 von 27 Staaten.<br />
Angesichts der jüngsten Studentenproteste<br />
hat sich die<br />
steirische AK für Verbesserungen<br />
im tertiären Bildungsbereich<br />
ausgesprochen und eine<br />
Hinaufsetzung der Budgetmittel<br />
für Wissenschaft und For-<br />
schung auf zwei Prozent des<br />
BIP bis 2020 verlangt (derzeit<br />
1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts).<br />
AK-Bildungschef<br />
Mag. Albert Kaufmann bedauert,<br />
dass Studiengebühren<br />
nur „weitgehend“ abgeschafft<br />
sind: An nichtsteirischen<br />
Fachhochschulen werden<br />
Studiengebühren eingehoben.<br />
Orientierungsphase<br />
Anstelle von Zuga ngsbeschränkungen<br />
tritt die AK<br />
für verbesserte Information<br />
an Schulen und erneuerte<br />
Studieneingangs- und Orientierungsphasen<br />
an den Unis<br />
ein. Die Konzentration auf<br />
bestimmte Studien hänge<br />
auch mit Informationsmangel<br />
zusammen. Ein gewisser<br />
Lenkungseffekt ist nur zu<br />
erzielen, wenn Neigungen<br />
und Karrierechancen vorher<br />
abgeklärt werden. Schließlich<br />
werden durch Zugangshürden<br />
nicht nur die Studentenzahlen<br />
stagnieren, sondern sozial<br />
schwächere Studierende auch<br />
weiter ausgebremst.<br />
rudolf.willgruber@akstmk.at<br />
<strong>ZAK</strong> gastkommentar<br />
dr. Beatrix Karl<br />
Bundesministerin für Wissenschaft<br />
Qualität für Studierende<br />
Überfüllte Hörsäle, in denen<br />
die Studierenden auf dem Boden<br />
sitzen – das ist zurzeit das<br />
öffentliche Bild der Universitäten,<br />
auch wenn in den meisten<br />
Studienfächern hervorragende<br />
Qualität geboten wird. Doch<br />
auch die Massenfächer sind leider<br />
Teil der Realität. Es ist weder<br />
den Studierenden noch den<br />
Lehrenden zumutbar, unter<br />
diesen Bedingungen zu arbeiten.<br />
Wer vor diesen Problemen<br />
die Augen verschließt, übersieht<br />
die offensichtliche Gefahr:<br />
Es droht die „Zweiklassen-Uni“.<br />
Wer es sich leisten kann, wird<br />
an teuren Privatuniversitäten<br />
studieren, für die Masse bleibt<br />
die Uni ohne Klasse.<br />
Zugangsbeschränkungen, dieses<br />
Wort hört man von so genannten<br />
BildungsexpertInnen<br />
sehr häufig. Doch der Standard<br />
des Bildungssystems wird sich<br />
durch diesen „Lösungsansatz“<br />
nicht verbessern.<br />
Laut OECD-Studien sind die Zugangschancen<br />
für Kinder aus<br />
sozial schwächeren Haushalten<br />
in kaum einem anderen Land<br />
so schlecht wie in Österreich.<br />
Diese Tatsache wird durch Zugangsbeschränkungen<br />
weiter<br />
verschärft. Das zeigt etwa die<br />
Aufnahmeprüfung in Medizin.<br />
Dort ist der Anteil der StudentInnen<br />
aus sozial schwächeren<br />
Schichten nach Einführung der<br />
Tests weiter zurückgegangen.<br />
An einer fairen Regelung des<br />
Zugangs zu den Massenstudien<br />
führt kein Weg vorbei. Einfach<br />
nur mehr Geld in das System<br />
zu pumpen, ohne auch<br />
strukturelle Maßnahmen in<br />
Angriff zu nehmen, führt zu<br />
keiner Verbesserung. Investitionen<br />
in Bildung sind wichtig –<br />
aber jeder Euro muss sinnvoll<br />
eingesetzt werden. Nur mit<br />
einer transparenten Regelung<br />
können wir jungen Menschen<br />
die hochqualitative Ausbildung<br />
bieten, die sie für den<br />
Arbeitsmarkt brauchen. Es ist<br />
Zeit, in der Bildungspolitik die<br />
ideologischen Scheuklappen<br />
gegen die Brille der Vernunft<br />
zu tauschen.<br />
<strong>ZAK</strong> gastkommentar<br />
nina Heidorn<br />
Pressereferentin ÖH Uni Graz<br />
gegen soziale Selektion<br />
Denn sozial Schwächere müssen<br />
oft arbeiten und haben<br />
deshalb nicht die gleichen (zeitlichen)<br />
Ressourcen wie finanziell<br />
Bessergestellte, um sich auf<br />
die Prüfungen vorzubereiten.<br />
Zugangsbeschränkungen fördern<br />
also die ohnehin schon<br />
vorhandene soziale Selektion<br />
und sind darüber hinaus ungerecht.<br />
Der richtige Weg wären daher<br />
der Ausbau von Studienplätzen,<br />
die Verbesserung der Lehrbedingungen,<br />
ein besseres<br />
Beihilfensystem und die soziale<br />
Öffnung der Hochschulen.<br />
Denn Österreich braucht nicht<br />
weniger, sondern mehr AkademikerInnen.