20.01.2013 Aufrufe

Interview mit Andy Kreichelt, Pressesprecher Theaterfrühling ...

Interview mit Andy Kreichelt, Pressesprecher Theaterfrühling ...

Interview mit Andy Kreichelt, Pressesprecher Theaterfrühling ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

48 49<br />

Warum empirisch nichts so heiß gegessen wird,<br />

wie es theoretisch gekocht wurde.<br />

Wir warten.<br />

Beim State Of The Art 2011. Im Kopf: Ein Song von r.E.M.<br />

Im rahmen des letzten State Of The Art Festivals haben wir eine Performance ent-<br />

wickelt, die sich vor allem <strong>mit</strong> dem Thema Präsenz auseinandersetzen sollte. wir<br />

haben uns gefragt, was Peter Brook <strong>mit</strong> „The empty Space“ meint und ob Theater<br />

wirklich nur Zuschauer und Performer braucht.<br />

wir stellen eine Performerin in eine ecke, fordern sie auf, nichts zu tun, außer, die<br />

Fragen, die sie über einen mp3-Player hört, in ihren Gedanken zu beantworten.<br />

wie lange bleibt der Zuschauer konzentriert, versucht, dem Geschehen zu folgen?<br />

wir denken 40 Minuten lang. Sieht man, ob sie persönliche Fragen beantwortet,<br />

oder Fragen, die sich auf das Publikum beziehen oder ganz belanglose Fragen über<br />

das Abendessen gestern? In den Theaterjugendclubs wurde uns früher gesagt,<br />

dass man sieht, ob man in der rolle denkt oder privat wird. Vielleicht sieht man<br />

in diesem Fall aber gar nicht, dass sie überhaupt Fragen gestellt bekommt und<br />

darüber nachdenkt.<br />

wir wissen nicht, was passieren wird. Unsere Performance ist am Sonntag, wir sind<br />

so<strong>mit</strong> zuerst einfach Besucher des Festivals. Hier gibt es mehrere Performances, die<br />

sich <strong>mit</strong> Abwesenheit und dem Nichtstun auseinandersetzen. Das Publikum wird<br />

an seine Grenzen gebracht. es wird auf dem Festival viel reflektiert, manche freuen<br />

sich, andere haben einen roten kopf und schlagen Türen hinter sich zu. wir wissen,<br />

dass das Publikum <strong>mit</strong> unserer Performance noch einmal gezwungen wird, auf<br />

etwas zu warten. wir wollten herausfinden, wie lange der Zuschauer dabei bleibt,<br />

wie lange er versucht, zu verstehen, was dort passiert. wie lange er für sich selbst<br />

deutet, bevor er aufgibt und abschweift. Dadurch, dass alle schon mehrmals ohne<br />

offensichtlichen Grund beim Festival gewartet haben, hat vielleicht niemand mehr<br />

Lust dazu und man hört schon nach ein paar Minuten „Ist ja nicht so, als ob ich<br />

nichts zu tun hätte.“ Im Nachgespräch sind die Meinungen gemischt, die Meisten<br />

dachten, die Performerin hat Musik gehört. Als die Zuschauer wissen, dass es Fra-<br />

gen waren, entsteht eine Diskussion darüber, wie es wäre, wenn man die Fragen<br />

laut hört. Oder weiß, welche Fragen es gibt, aber nicht in welcher reihenfolge sie<br />

stehen. Oder das Publikum stellt die Fragen. Oder die Fragen, die das Publikum<br />

hört, sind in wirklichkeit gar nicht die Fragen, über die die Performerin nachdenkt.<br />

was auch immer da beim State Of The Art passiert ist, und warum, es hat einfluss.<br />

eigentlich wollten wir das Thema Präsenz beobachten. Jetzt sind wir plötzlich bei<br />

Absenz. Im nächsten Semester wird Abwesenheit auf der Bühne sogar Thema eines<br />

Seminars sein.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!