Programmheft [PDF] - Heilbronner Sinfonie Orchester
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19:30 Uhr<br />
Theodor-Heuss-Saal<br />
WEIHNACHTSKONZERT<br />
HARFENFESTIVAL<br />
Solistinnen: Johanna Kohl<br />
Frauke Roland<br />
Nora Sander<br />
Sophia Marie Schmidt<br />
Konzert- und Kongresszentrum Harmonie . Sonntag, 9. Dezember 2012<br />
Heilbronn<br />
Dirigent: Peter Braschkat<br />
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PROGRAMM 9. Dezember 2012<br />
HARFENFESTIVAL<br />
Nikolai Rimsky-Korsakow<br />
(1844 – 1908)<br />
Camille-Saint-Saëns<br />
(1835 – 1921)<br />
Johann Strauß (Sohn)<br />
(1825 – 1899)<br />
Carl Ditters von Dittersdorf<br />
(1739 – 1799)<br />
Karel Komzák<br />
(1850 – 1905)<br />
Nikolai Rimsky-Korsakow<br />
Polonaise<br />
aus der Oper “Die Nacht vor dem Christfest”<br />
Allegro non troppo alla polacca<br />
Morceau de concert für Harfe und <strong>Orchester</strong> op. 154<br />
I. Allegro non troppo – Allegro moderato<br />
II. Andante sostenuto<br />
III. Molto allegro quasi presto<br />
IV. Allegro non troppo – Animato – Molto allegro<br />
Schatzwalzer op. 418<br />
aus der Operette „Der Zigeunerbaron”<br />
Konzert für Harfe und <strong>Orchester</strong> A-Dur<br />
II. Larghetto<br />
III. Rondeau. Allegretto<br />
Bad’ner Mad’ln op. 257<br />
Walzer<br />
Hummelflug<br />
aus der Oper „Das Märchen vom Zaren Saltan“<br />
Vivace<br />
PAUSE .......................................................................................................<br />
Nino Rota<br />
(1911 – 1979)<br />
Nikolai Rimsky-Korsakow<br />
Franz von Suppé<br />
(1819 – 1895)<br />
Reinhold Glière<br />
(1875 – 1956)<br />
Dmitri Kabalewski<br />
(1904 – 1987)<br />
Johann Pachelbel<br />
(1653 – 1706)<br />
Concerto per Arpa<br />
II. Andante<br />
III. Allegro<br />
Tanz der Gaukler<br />
aus der Oper „Das Schneeflöckchen“ (3. Akt)<br />
Juanitamarsch<br />
aus der Operette „Donna Juanita“<br />
Konzert für Harfe und <strong>Orchester</strong> op. 74<br />
I. Allegro moderato<br />
III. Allegro giocoso<br />
Komödianten-Galopp<br />
aus der Schauspielmusik „Die Komödianten“ op. 26<br />
Kanon D-Dur<br />
in der Fassung für vier Harfen<br />
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Johanna Kohl<br />
Frauke Roland<br />
SOLISTINNEN<br />
Johanna Kohl wurde 1987 in Mannheim geboren und erhielt mit elf Jahren<br />
Harfenunterricht. Die mehrfache Preisträgerin beim Wettbewerb „Jugend<br />
musiziert“ studiert seit 2008 an der „Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst Mannheim“ bei Professorin Anne Hütten und wurde 2009 in das<br />
Förderprogramm „Yehudi Menuhin Live Music Now“ aufgenommen.<br />
Die 1980 in Berlin geborene Frauke Roland erhielt ihren ersten Musikunterricht im<br />
Alter von fünf Jahren. Ihr Harfenstudium absolvierte sie zunächst an der „Hochschule<br />
für Musik Hanns Eisler“ in Berlin, ein Aufbaustudium am Mozarteum Salzburg<br />
schloss sich an. Frauke Roland wurde mit dem Förderpreis des Kulturkreises<br />
der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet. Ein Engagement führte sie von 2007 bis<br />
2010 an das <strong>Orchester</strong> des Nationaltheaters Mannheim. Heute spielt sie dort und<br />
an den Staatstheatern Darmstadt, Kassel und Karlsruhe und ist auch an der Oper<br />
Frankfurt regelmäßig zu Gast.<br />
Nora Sander<br />
Nora Sander begann mit elf Jahren das Harfenspiel. Als Preisträgerin im Wettbewerb<br />
„Jugend musiziert“ erhielt sie schon während der Schulzeit ein Stipendium<br />
der Bayerischen Staatsregierung. 1991 begann sie ihr Harfenstudium<br />
am Richard-Strauss-Konservatorium München, weitere Studien führten sie an<br />
das Conservatoire Lausanne und die „Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst Mannheim“ bei Prof. Anne Hütten. 1996 gründete sie das Duo Vivo<br />
(Violine und Harfe). Nora Sander war als Solistin am Pascqua Musicale Arcense<br />
und mit Mitgliedern der Philharmonie München zu hören.<br />
Sophia Marie Schmidt<br />
Die 1992 in Limburg geborene Sophia Marie Schmidt begann im Alter von<br />
zwölf Jahren mit dem Harfenspiel. Bereits im Alter von 15 Jahren wurde sie als<br />
Jungstudentin bei Frau Prof. Anne Hütten an der „Hochschule für Musik und<br />
Darstellende Kunst Mannheim“ aufgenommen. Sie ist Mitglied im Netzwerk<br />
„Amadé“ zur Förderung musikalisch Hochbegabter und wurde mit zahlreichen<br />
Preisen und einem Stipendium ausgezeichnet. Sophia Marie Schmidt feierte Erfolge<br />
als Solistin und als Kammermusikerin und <strong>Orchester</strong>harfenistin.<br />
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ZUR RASCHEN ORIENTIERUNG<br />
Nikolai Rimsky-Korsakow (* 1844 St. Petersburg, † 1908 Luga): Der Schöpfer der bekannten Suite „Scheherazade“<br />
gilt in Russland auch als bedeutender Opernkomponist. In Westeuropa sind seine 15 Werke für die Opernbühne nahezu<br />
völlig unbekannt, aber die von ihm selbst zusammengestellten <strong>Orchester</strong>suiten daraus erfreuen sich im Konzertsaal<br />
immer wieder großer Beliebtheit. Wir haben drei Ausschnitte aus diesen Suiten zusammengestellt, die die großartige<br />
Orchestrierungskunst Rimsky-Korsakows, aber auch seine Vorliebe für märchenhafte und russisch-folkloristische Sujets<br />
demonstrieren.<br />
Camille Saint-Saëns (* 1835 Paris, † 1921 Algier): In seiner Jugend ein unverstandener Revolutionär, im Alter ein<br />
unzeitgemäßer Reaktionär – so könnte man die Rezeption dieses produktiven Komponisten kurz zusammenfassen.<br />
Sein „Morceau de concert“ ist ein Konzertstück aus seinen letzten Jahren und demonstriert, wie gut Saint-Saëns die<br />
Möglichkeiten der Harfe auszunutzen verstand.<br />
Johann Strauß (Sohn) (* 1825 Wien, † 1899 Wien): Der „Schatzwalzer“ des Walzerkönigs soll heute schon ein wenig<br />
Neujahrskonzert-Atmosphäre verbreiten. Er entstammt seiner Operette „Der Zigeunerbaron“ und ist in unzähligen<br />
Bearbeitungen berühmt geworden.<br />
Carl Ditters von Dittersdorf (* 1739 Wien, † 1799 Neuhof / Böhmen): Er gehört zu den Komponisten der Wiener<br />
Klassik, die zu Lebzeiten außerordentlich erfolgreich waren, später jedoch stets im Schatten von Haydn oder Mozart<br />
standen. Neben etwa 120 <strong>Sinfonie</strong>n schrieb Dittersdorf eine Vielzahl von Konzerten, auch für ausgefallene Instrumente.<br />
Sein Harfenkonzert ist die eigene Umarbeitung seines Cembalokonzerts in A-Dur und eine der frühesten<br />
originalen Kompositionen für unser heutiges Soloinstrument.<br />
Karel Komzák (Sohn) (* 1850 Prag, † 1905 Baden bei Wien): Wie Johann Strauß war auch er der Sohn eines Musikers<br />
mit gleichem Vornamen, den er schließlich an Popularität überflügelte. Während sein Vater hauptsächlich Märsche<br />
komponierte, gelangte Karel junior als Dirigent des Badener Kurorchester zu Weltruhm. Von seinen zahlreichen<br />
Walzern wurde besonders „Bad’ner Mad’ln“ sein Markenzeichen.<br />
Nino Rota (* 1911 Mailand, † 1979 Rom): Man kennt ihn hauptsächlich als Komponist für Filme, insbesondere für<br />
die Fellinis, aber seine Werke für den Konzertsaal sind noch zahlreicher. Nachdem wir letztes Jahr mit Gerhard Oppitz<br />
das Klavierkonzert „Concerto soirée“ auf dem Programm hatten, hören Sie heute zwei Sätze aus Rotas frühem Harfenkonzert.<br />
Franz von Suppé (* 1819 Spalato (heute Split), Dalmatien, † 1895 Wien): Suppé gilt als der Begründer der „Wiener<br />
Operette“, der österreichischen Antwort auf die „Bouffes“ von Jacques Offenbach. Der Juanitamarsch ist ein Ausschnitt<br />
aus der Operette „Donna Juanita“, einer Art Militärvariante von „Charleys Tante“.<br />
Reinhold Glière (* 1875 Kiew, † 1956 Moskau): Der glänzende Orchestrator und erfolgreiche Professor, zu dessen<br />
Schülern am Moskauer Konservatorium Mjaskowsky und Prokofieff gehörten, war ein ganz und gar romantischer<br />
Komponist, selbst in seinen spätesten Kompositionen. Von seinen Konzerten für Soloinstrumente begegnet man auch<br />
auf westlichen Konzertpodien immer wieder dem Cellokonzert, dem Hornkonzert und dem 1938 entstandenen Harfenkonzert,<br />
dessen 1. und 3. Satz wir heute spielen.<br />
Dmitri Kabalewski (* 1904 St. Petersburg, † 1987 Moskau): studierte Komposition bei Nikolai Mjaskowsky und ist<br />
also ein Enkelschüler Glières. In seinem „Komödianten-Galopp“ kommt sein funkelnder und brillanter <strong>Orchester</strong>stil<br />
hervorragend zur Geltung. Der kurze Reißer ist ein Ausschnitt aus einer Schauspielmusik für eine Kindertheatergruppe<br />
und enthält insbesondere ein beeindruckendes Xylophon-Solo.<br />
Johann Pachelbel (* 1653 Nürnberg, † 1706 Nürnberg): Neben seiner Tätigkeit als Komponist war Pachelbel auch<br />
als Organist angestellt. Bei seinen Kompositionen handelt es sich fast ausschließlich um Orgelwerke, allerdings mit<br />
einer Ausnahme: Der Kanon für drei Violinen und Generalbass wurde zu seiner berühmtesten Schöpfung und liegt<br />
in unzähligen Bearbeitungen vor. Die heute zu hörende Fassung für vier Harfen klingt ganz besonders bezaubernd.<br />
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Liebes Publikum,<br />
auf unserem heute Abend aufgebauten vorweihnachtlichen Gabentisch liegen drei<br />
Grüppchen von Geschenken für Sie bereit. Zum einen wartet da auf Sie romantische<br />
<strong>Orchester</strong>musik, wie geschaffen für ein festliches Weihnachtskonzert. Es handelt sich<br />
dabei um Ausschnitte aus Opern des großen russischen Komponisten Nikolai Rimsky-<br />
Korsakow, die allesamt mit Schnee, Märchen und Weihnachten zu tun haben. Zum<br />
zweiten steht ein Soloinstrument im Mittelpunkt, das ebenfalls hervorragend zu dieser<br />
festlichen und besinnlichen Zeit passt: Vier Harfenistinnen präsentieren vier Solokonzerte<br />
aus drei Jahrhunderten für ihr faszinierendes Instrument. Nachdem wir in<br />
den letzten Jahren Klavier-, Geigen-, Cello- und Gitarrenfestivals im Programm hatten,<br />
ist diese spezielle Prägung eines Konzertabends inzwischen schon zu einer Tradition<br />
geworden, die wir heute und in Zukunft gerne fortsetzen. Und zum dritten stimmen<br />
wir Sie mit Walzer- und Operettenklängen von Johann Strauß, Karl Komzák und Franz<br />
von Suppé bereits auf den Silvesterabend und das Jahr 2013 ein.<br />
Vom Dilettant zum Professor<br />
Nikolai Rimsky-Korsakow<br />
Vielleicht waren Sie vor vier Wochen in unserem Ravel-Abend und haben außer über<br />
die Virtuosität unseres Solisten Gerhard Oppitz auch über die außergewöhnlichen<br />
Instrumentationseffekte gestaunt, die eine Ravelsche Partitur so bemerkenswert gut<br />
klingen lassen. Heute Abend haben Sie Gelegenheit, sozusagen das Vorbild für diese<br />
Orchestrierungskünste kennen zu lernen. Nikolai Rimsky-Korsakow war nämlich nicht<br />
nur ein äußerst produktiver Komponist, sondern auch der Verfasser eines maßgeblichen<br />
Lehrbuchs über Orchestrierung („Osnovy orchestrovki“), das 1914 auch auf<br />
Französisch erschien und das Ravel von da an regelmäßig benutzte. Dabei war Rimsky-<br />
Korsakow zu Beginn seiner Karriere eigentlich kein Akademiker: Vom Elternhaus war<br />
ihm eine Karriere in der Marine aufgezwungen worden, die er samt zweieinhalbjähriger<br />
Weltumseglung bereits 1865 abgeschlossen hatte. Allerdings waren seine Eltern<br />
auch sehr kunstinteressiert und ermöglichten ihm nicht nur qualifizierten Klavierunterricht,<br />
sondern auch die Teilnahme am kulturellen Leben. Wie begeistert schon der<br />
Knabe Rimsky-Korsakow von der Welt der Konzerte und Opernaufführungen war,<br />
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ist besonders schön in einem Brief<br />
des 13-Jährigen an seinen Onkel zu<br />
lesen: „Liebster Onkel! Stell dir meine<br />
Freude vor, heute gehe ich ins<br />
Theater! Ich werde Lucia [di Lammermoor,<br />
eine Donizetti-Oper] sehen!<br />
Ich werde das riesige <strong>Orchester</strong> und<br />
Tam-tam hören! und sehen, wie der<br />
Dirigent mit seinem kleinen Stock<br />
herumfuchtelt! Im <strong>Orchester</strong> gibt‘s<br />
12 Geigen, 8 Bratschen, 6 Celli,<br />
6 Kontrabässe, 3 Flöten, 8 Klarinetten,<br />
6 Hörner und diese ganzen<br />
Sachen.“ Rimsky komponierte auch<br />
schon früh, allerdings eher in unakademisch-intuitivem<br />
(man könnte<br />
auch sagen, dilettantischem) Stil,<br />
und die Musik war dann das Metier, in dem er wirklich Karriere machen sollte.<br />
Als er 1871 dem Ruf als Professor ans St. Petersburger Konservatorium folgte,<br />
musste er sich dann allerdings die tonsetzerischen Grundkenntnisse nachträglich<br />
aneignen. Unter dem Einfluss von Wagners „Ring“, den er 1889 kennen lernte,<br />
richtete er sein eigenes Schaffen schließlich ganz auf das Musiktheater aus. Drei<br />
<strong>Orchester</strong>stücke aus seinen Opern können Sie heute Abend hören.<br />
Rimsky-Korsakow schrieb mehr als ein Dutzend Opern und ist damit der bedeutendste<br />
und vielfältigste russische Opernkomponist der Jahrhundertwende. Seine<br />
ersten drei Opern stehen noch in der Tradition der Generation von Dargomyschski<br />
und Glinka, aber spätestens im „Schneeflöckchen“, aus dem Sie in unserer zweiten<br />
Konzerthälfte den „Tanz der Gaukler“ hören werden, hat der inzwischen<br />
36-Jährige seinen Stil gefunden. Diese Opern leben nicht durch eine dramatische<br />
Spannung oder psychologische Entwicklung der Hauptpersonen. Es sind musikalisch-<br />
szenische Märchen, aus denen eine eigenartige und höchst persönliche Naturmystik<br />
spricht.<br />
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Schuhdiebstahl im Zarenpalast<br />
Die Nacht vor dem Christfest<br />
Unser Konzertabend wird eröffnet mit der festlichen Polonaise aus Rimsky-<br />
Korsakows „Die Nacht vor dem Christfest“. In dieser Oper geht es reichlich<br />
turbulent zu: Die schöne Oxana will den rechtschaffenen Schmied Wakula nur heiraten,<br />
wenn er ihr ein Paar Schuhe aus dem Palast der Zarin herbeischafft. Da trifft<br />
es sich, dass in der Nacht vor Weihnachten Wünsche erfüllt werden, auch wenn es<br />
dazu einiger List und Zauberei bedarf... Im dritten Akt hat es Wakula tatsächlich in<br />
den Palast der Zarin geschafft, und hier wird besagte Polonaise dargeboten: In der<br />
Oper singen hier einige Kosaken, die als Bittsteller vorstellig werden, ein Loblied<br />
zum Ruhme der Zarin. Die <strong>Orchester</strong>suite, die insbesondere außerhalb Russlands<br />
weitaus häufiger zu hören ist als die Oper, verzichtet auf den Kosakenchor und<br />
stellt die Polonaise rein instrumental dar.<br />
Der Prinz als Hummel<br />
Das Märchen vom Zaren Saltan<br />
Das bekannteste Musikstück aus einer Rimsky-Korsakow-Oper begleitet Sie dann<br />
am Ende der ersten Konzerthälfte in die Pause: In der Oper „Das Märchen vom<br />
Zaren Saltan“ aus dem Jahre 1899 lässt sich der Sohn des Titelhelden, Prinz<br />
Gwidon, vom Schwanenvogel, einer Fee, in eine Hummel verwandeln, um zu seinem<br />
Vater reisen zu können, der nicht ahnt, dass sein Sohn noch am Leben ist. Der<br />
Schwanenvogel gibt Prinz Gwidon den Rat, einem ablegenden Schiff nachzu-<br />
fliegen, das ihn zu Zar Saltan tragen wird: „Nun, du Hummel, eil dich fein / Hol‘ das<br />
Schiff im Meere ein! / Senke nieder dich aufs Deck, / Such ein sicheres Versteck. /<br />
Lebe wohl, Gwidon, nun eile, / Doch nicht allzu lang verweile!“ Der hummelgewordene<br />
Gwidon lässt sich das nicht zweimal sagen und brummt los in einem<br />
äußerst virtuosen Paradestück für <strong>Orchester</strong>, das auch in zahllosen Bearbeitungen,<br />
insbesondere für Solisten aller Art, immer wieder für Verblüffung sorgt.<br />
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Frühlingshafte Naturmystik<br />
Schneeflöckchen<br />
Grundlage für „Snegurotschka“ („Schneeflöckchen“)<br />
war ein phantastisches Theaterstück<br />
des russischen Dramatikers Alexander<br />
Nikolajewitsch Ostrowski, und die Arbeit daran<br />
brachte Rimsky-Korsakow in einen Zustand<br />
außerordentlicher Erregung, wie er später beschrieb:<br />
„Zur Natur betend – zu einem krummen<br />
alten Baumstumpf, zu einer Weide oder<br />
jahrhundertealten Eiche, zum Waldstrom, zum<br />
See ... oder zum Hahnenschrei, der die Hexerei<br />
der Nacht verscheucht ... Es schien mir manchmal,<br />
dass Tiere, Vögel, ja sogar Bäume und<br />
Blumen mehr über die Magie und Phantasie<br />
als Menschen wissen ... Ich glaubte mit Wärme<br />
an all das wie ein Kind ..., und in diesen Minuten<br />
schien mir die Welt näher, verständlicher,<br />
und ich war irgendwie mit ihr verschmolzen!“<br />
Wenn man es genau nimmt, ist „Snegurotschka“<br />
kein Winter-, sondern ein Frühlingsmärchen.<br />
In Ostrowskis Schauspiel ist Schneeflöckchen<br />
die Tochter von Väterchen Frost und der Frühlingsgöttin.<br />
Das erklärt eine gewisse Ambi-<br />
valenz in ihrem Charakter: Einerseits ist sie von kühlem Gemüt, andererseits verzehrt sie<br />
sich vor Sehnsucht nach Liebe. Wenn im dritten Akt der Zar im heiligen Wald von Berendei<br />
beim Frühlingsfest ein Wettsingen veranstaltet, ergibt sich auch ausgiebig Gelegenheit<br />
für Balletteinlagen. Der „Tanz der Gaukler“, den wir für Sie im zweiten Teil unseres<br />
Konzerts spielen, gehört an diese Stelle. Überhaupt spielt das Ballett in dieser Oper eine<br />
gewichtige Rolle, und die erfolgreiche <strong>Orchester</strong>suite, die Rimsky-Korsakow aus<br />
„Snegurotschka“ zusammengestellt hat, profitiert stark vom Farbenreichtum und der<br />
mitreißenden Rhythmik der verschiedenen Tänze.<br />
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Ein Instrument mit 5000 Jahren Geschichte<br />
Die Harfe<br />
Von diesen mythischen Ur-Harfen bis zur heutigen<br />
Konzertharfe war es ein weiter Weg. Noch in der Barockzeit<br />
litt die Harfe unter technischen Schwächen,<br />
und bevor Sebastian Érard 1811 das Doppelpedal erfunden<br />
hatte, mit dem eine einfache Umstimmung der<br />
Harfe zum Zwecke eines Tonartenwechsels ermöglicht<br />
wurde, kam sie solistisch kaum zum Einsatz. Eines der<br />
frühesten Harfenkonzerte stammt von Georg Friedrich<br />
Händel, und wir haben 2008 einen Satz daraus bei unserem<br />
Weihnachtskonzert gespielt. Die vier Konzerte<br />
des heutigen Abends stammen mit der Ausnahme<br />
des klassischen Dittersdorf-Konzerts allesamt aus der<br />
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, also aus einer Epoche,<br />
in der sich die Harfe ihren Stammplatz im <strong>Orchester</strong><br />
längst erobert hatte und in der sie dank ausgereifter<br />
Entwicklung und ausgeklügelter Spieltechnik zum<br />
beliebten Soloinstrument avanciert war.<br />
Wie Sie sehen, hat sich Rimsky-Korsakow in seinen<br />
Opernszenarien ausgiebig in der Welt der Märchen<br />
bedient. Unser heutiges Soloinstrument, die Harfe,<br />
passt hervorragend in diese Sagenwelt. Schließlich<br />
handelt es sich um eines der ältesten Instrumente<br />
überhaupt, das auf eine über 5000-jährige Geschichte<br />
zurückblickt! Im alten Ägypten und in Mesopotamien<br />
finden sich Zeugnisse, die von ihr berichten,<br />
und sie war auch das Instrument des hebräischen<br />
Königs David, der mit ihr die bösen Geister seines<br />
Vorgängers Saul vertrieb. Auch in nordischen Sagen<br />
wird die Verwendung von Harfen bezeugt.<br />
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Französische Raffinesse<br />
Saint-Saëns’ „Morceau de concert“<br />
Den Reigen eröffnet das „Morceau de concert“ von Camille Saint-Saëns, dessen vier<br />
Abschnitte ohne Pause ineinander übergehen. Saint-Saëns spielte eine eigenartige Rolle<br />
im Musikleben Frankreichs: Als junger Komponist galt er in den 1850er Jahren als Revolutionär,<br />
um 1890 aber bereits als Klassiker. In seinen letzten Jahren galt er als Reaktionär,<br />
und seine Werke waren als unzeitgemäß verpönt. Erst in den 1970er Jahren gewannen<br />
auch seine späten Kompositionen wieder das Interesse der Musikwelt. Auch das Harfenkonzert<br />
wurde von der zeitgenössischen Kritik sehr negativ beurteilt, und in der Presse<br />
war zu lesen: „In der Tat ist die Vorliebe des Herrn Saint-Saëns für die alte Musik ebenso<br />
notorisch, wie seine Abneigung gegen die zeitgenössische.“ Die Kritik ist berechtigt,<br />
wenn man sich vor Augen hält, dass das ausgesprochen traditionell zugeschnittene Werk<br />
ein Jahr nach Debussys Tod entstand. Allerdings zeigen sich in diesem wohlklingenden<br />
Konzertstück auch Einflüsse der neueren französischen Schule mit ihren modulationslosen<br />
Rückungen der Tonarten und der spezifisch „modernen“ Farbigkeit der Solopartie.<br />
Das Verhältnis zwischen Soloinstrument und <strong>Orchester</strong> ist – wie immer bei Saint-Saëns<br />
– perfekt ausbalanciert, und die Schreibweise ist ausgesprochen instrumentengerecht.<br />
Interessanterweise spielt die Harfe in Saint-Saëns’ Schaffen keine große Rolle: Er hatte<br />
zwei „Fantaisies“ komponiert, eine für Harfe solo (op. 95) und eine für Violine und Harfe<br />
(op. 124), als er sich 1918 nach einer Konzerttournee durch Frankreich in Paris daran<br />
machte, für die Harfenistin Nicole Anckier das Konzertstück op. 154 zu schreiben. So hat<br />
also auch Saint-Saëns seinen Beitrag zum Katalog der französischen Harfenkonzerte geleistet,<br />
in dem sich Debussy und Ravel bereits mit gewichtigen Werken verewigt hatten.<br />
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Ursprünglich für das Cembalo komponiert<br />
Dittersdorfs Harfenkonzert<br />
Das nächste Harfenkonzert, das Sie heute hören, ist einer der wenigen klassischen<br />
Beiträge zu dieser Gattung und stammt von Carl Ditters von Dittersdorf. Dieser<br />
war ein origineller und produktiver Komponist seiner Zeit, spielte mit Haydn,<br />
Mozart und Vanhal Streichquartett und hatte eine ausgesprochene Vorliebe<br />
für interessante Instrumentierungen. So legen auch heute noch zum Beispiel Kontrabassisten<br />
dankbar und respektvoll die Ohren an, wenn der Name Dittersdorf<br />
fällt, denn sie verdanken ihm schließlich das bekannteste aller Konzerte für ihr oft<br />
stiefmütterlich behandeltes Instrument.<br />
Auch Harfenisten sind Dittersdorf für das heute zu hörende Werk dankbar,<br />
wenn es sich auch streng genommen nicht um eine Originalkomposition<br />
für Harfe handelt. Das A-Dur-Konzert entstand 1779 als Cembalokonzert,<br />
wurde aber wohl von Dittersdorf selbst zum Harfenkonzert<br />
umgearbeitet. Große Veränderungen musste er hierbei nicht leisten, denn das<br />
liebenswürdige, galante Stück lebt von konventionellem Figurenwerk, das bisweilen<br />
ausgesprochen virtuos konzipiert ist. Das Larghetto ist in einem intimen,<br />
kammermusikalischen Stil gehalten, in dem sich die Harfe durch ausdrucksreiche<br />
Figurationen hervortut. Das Schlussrondo präsentiert ein unproblematisch-lockeres<br />
Thema, das von der Harfe eingeführt wird. Unter den Seitengedanken fällt ein<br />
synkopisch-verschobenes Mollthema auf, das einen hübschen, leicht exotischen<br />
Kontrast zum Rondo-Thema bildet.<br />
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Die Konzerte von Rota und Glière<br />
Die beiden Harfenkonzerte entstanden im Zeitraum von knapp zehn Jahren. Das „Concerto<br />
per Arpa“ von Nino Rota, dessen 2. und 3. Satz unsere zweite Programmhälfte eröffnen,<br />
entstand 1947 und ist damit das „modernste“ Stück unseres Konzertabends. Nino<br />
Rota kennen wir in erster Linie als Komponisten von Filmmusiken für Federico Fellini und<br />
Luchino Visconti: »La Strada«, »La Dolce Vita« und »Der Leopard« sind Kompositionen<br />
von Nino Rota, ebenso »Der Pate« von Francis Ford Coppola. Allerdings überwiegen<br />
in seinem Œuvre die Kompositionen für den Konzertsaal zumindest quantitativ.<br />
Vor einem Jahr hat Gerhard Oppitz mit dem <strong>Heilbronner</strong> <strong>Sinfonie</strong> <strong>Orchester</strong><br />
das „Concerto soirée“ für Klavier und <strong>Orchester</strong> aus dem Jahre 1962 aufgeführt;<br />
das Harfenkonzert wurde viel früher komponiert und stammt aus dem Jahr, in dem<br />
Rota sich zum ersten Mal auf dem Gebiet der Filmmusik (für den neorealistischen Film<br />
„Sotto il sole di Roma“ von Renato Castellano) versuchte.<br />
Rota schrieb das Harfenkonzert für die Harfenistin Cielia Gatti Aldrovandi, die 1951 im<br />
Konzertsaal des italienischen Rundfunks (RAI) in Turin unter der Leitung von Carlo Maria<br />
Giulini den Solopart in der Uraufführung spielte. Es handelt sich um ein äußerst raffiniertes<br />
Werk, das demonstriert, wie vollständig Rota die expressiven Möglichkeiten<br />
der Harfe als Soloinstrument beherrschte. Stilistisch begegnen wir einer gewissen neomodalen<br />
Prägung, die auch Rotas Jugendkompositionen auszeichnen – immerhin<br />
hatte er in den 40er Jahren bereits zwei <strong>Sinfonie</strong>n geschrieben. Besonders interessant<br />
ist der langsame Satz, in dem Rota melancholisch und mit eindringlicher Melodik seine<br />
Fähigkeiten als außerordentlich feinfühliger <strong>Orchester</strong>komponist beweist.<br />
Das letzte Harfenkonzert, aus dem wir die beiden Ecksätze spielen, ist gleichzeitig<br />
das beliebteste Harfenkonzert überhaupt – dies jedenfalls ist das Ergebnis einer 2008<br />
durchgeführten Internet-Umfrage, bei der das Konzert op. 74 von Reinhold Glière<br />
den Spitzenplatz belegte. Glière wurde 1875 in Kiew geboren und starb 1956 in Moskau.<br />
Abgesehen von einem kurzen Studienaufenthalt in Berlin scheint er sich ausschließlich<br />
im russischen Reich bzw. der Sowjetunion aufgehalten zu haben, wenngleich er<br />
innerhalb dieser Grenzen ausgedehnte Reisen unternahm. In seinem Werkverzeichnis<br />
finden sich zahlreiche Kompositionen wie die Ouvertüren „Völkerfreundschaft“ und<br />
„25 Jahre Rote Armee“ oder die Kantate „Ruhm der Sowjetarmee“, Kompositionen,<br />
23
die ihm je dreimal den Leninorden und den Stalinpreis einbrachten. Stilistisch ist seine<br />
Musik stark von russischer Nationalfolklore beeinflusst: Glière sammelte gezielt Volksmelodien<br />
auch aus entlegeneren Sowjetrepubliken wie Usbekistan und Aserbaidschan<br />
und schrieb bis zuletzt in einem volkstümlich-eingängigen Tonfall, irgendwo zwischen<br />
sozialistischem Realismus und traditionalistischer Nationalromantik. Auch sein Harfenkonzert<br />
aus dem Jahre 1938 verrät nichts von den politischen Wirren, die in das Schaffen<br />
so vieler Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingriffen.<br />
Das Konzert beginnt mit volltönenden Akkorden und einem üppigen, breit angelegten<br />
Thema, als wolle er Tschaikowskys Behauptung, die Harfe eigne sich nur als Begleitinstrument,<br />
widerlegen. Im weiteren Verlauf muss sich der Solist natürlich trotzdem<br />
größtenteils mit lebhaften Arpeggien beschäftigen. Der dritte Satz beginnt mit einem<br />
Anflug von Heroismus, der jedoch in der Folge schnell der liebenswürdigen Friedfertigkeit<br />
Platz macht, die Glières Werke allgemein charakterisiert. Die Freundlichkeit dieses<br />
Komponisten zeigt sich auch in seinem Angebot an die Harfenistin Ksenia Erdeli, die<br />
ihn bei der Komposition in instrumententypischen Fragen beraten hatte, das Werk als<br />
Gemeinschaftskomposition unter ihrer beider Namen zu veröffentlichen.<br />
Funkelndes Geschmeide<br />
Der „Schatzwalzer“ von Johann Strauß<br />
Die übrigen Stücke, die in unser Konzertprogramm eingestreut sind, stimmen weniger<br />
auf ein besinnliches Weihnachtsfest ein, sondern wollen vielmehr schon im Dezember<br />
etwas Neujahrskonzert-Stimmung verbreiten. In dieser Kategorie kommt man natürlich<br />
um den Walzerkönig Johann Strauß nicht herum. Fünfhundert Walzer, Polkas und<br />
Quadrillen stammen aus seiner Feder, und außer einer Oper (Ritter Pázmán) und einem<br />
Ballett (Aschenbrödel) komponierte er sechzehn Operetten, darunter 1885 einen<br />
seiner größten Erfolge, den „Zigeunerbaron“. Aus diesem populären Bühnenwerk<br />
stammt der „Schatzwalzer“, der im zweiten Akt erklingt, als die verblüfften Protagonisten<br />
Saffi, Czipra und Barinkay beim Graben unter den Schlossmauern tatsächlich<br />
auf einen Schatz stoßen, wie es dem Zigeunermädchen Saffi im Traum geweissagt<br />
wurde. Der in der Operette auf diesen Walzer gesungene Text passt ebenso gut auf<br />
Strauß’ geniale Musik: „Ha, seht, es winkt, es blinkt, es klingt! Ach, unsern Blicken<br />
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welch ein Entzücken! Lass seinem Rauschen fröhlich uns lauschen!“. Bezeichnend<br />
ist, dass sogar die gestrengen Herren der zweiten Wiener Schule dem Charme<br />
dieser Musik erlagen: 1921 bearbeitete der Schönberg-Schüler Anton Webern<br />
eben diesen Schatz-Walzer für Streichquartett, Klavier und Harmonium und bewies<br />
damit, dass er den Wert dieses musikalischen Schatzes sehr wohl erkannte.<br />
Mit dem Kurorchester zu Weltruhm<br />
Karel Komzáks „Bad’ner Mad’ln“<br />
Karel Komzák war eine Generation jünger als Johann Strauß und stammte aus<br />
Prag. Seine musikalische Karriere entwickelte sich in der Militärmusik: Als Kapellmeister<br />
des 84. Infanterie-Regiments in Wien führte er diesen Klangkörper<br />
zu überregionaler Bedeutung und erwarb zunehmend auch als Komponist Anerkennung<br />
und Ruhm. Sein bekanntestes Stück ist der Walzer „Bad’ner Mad’ln“ –<br />
wer dabei aber mutmaßt, es handle sich um ein musikalisches Portrait unserer<br />
vier Harfensolistinnen, die ja immerhin in Mannheim, also an einer badischen<br />
Hochschule, ihre instrumentalen Fertigkeiten perfektioniert oder in dieser Stadt<br />
<strong>Orchester</strong>praxis gesammelt haben, liegt falsch.<br />
Wie man schon nach wenigen Takten hören wird, stammen Komzáks „Mad’ln“ aus<br />
Baden bei Wien, wo er 1893 die Leitung des Kurorchesters übernommen hatte.<br />
Auch dieses <strong>Orchester</strong> führte er nach bescheidensten Anfängen zu Weltruhm, unternahm<br />
mit ihm Konzertreisen bis in die Vereinigten Staaten und dirigierte immer<br />
wieder populäre Konzerte im Wiener Großen Musikvereinssaal. Der Warschauer<br />
„Kurier Poranny“ schrieb 1903 begeistert: „Komzaks größte Verdienste liegen in<br />
seinem Dirigieren der volkstümlichen Konzerte, und wir behaupten kühn, dass<br />
er seit Johann Strauß’ Zeiten nicht einmal einen ebenbürtigen Gegner besitzt.“<br />
Dies war anlässlich einer Konzertreise zu lesen, über die eine andere Warschauer<br />
Zeitung berichtete: „Der Erfolg war ein glänzender und durch den stürmischen<br />
Applaus war der Meister gezwungen, die meisten Piecen nochmal zu wiederholen.<br />
Den Walzer „Badner Madeln“ zum Beispiel musste Komzak viermal spielen!“<br />
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Franz von Suppés „Juanitamarsch“<br />
Franz von Suppé, sechs Jahre älter als Johann Strauß, wuchs in Dalmatien auf und<br />
zog 1835 nach Wien, um Medizin zu studieren. Doch im Grunde stand für ihn<br />
längst fest, dass er zum Komponisten berufen war. Er nahm Unterricht am Konservatorium<br />
der Gesellschaft der Musikfreunde, unter anderem bei Simon Sechter,<br />
der schon Generationen von Komponisten von Schubert bis Bruckner im Kontrapunkt<br />
ausgebildet hatte. Allerdings zog es Suppé eher zur leichten Muse als zu<br />
den strengen Tonsatzregeln, und nachdem er bereits zahlreiche Bühnenmusiken zu<br />
Possen und anderen Stücken geschrieben hatte, begründete er 1860 mit seiner ersten<br />
einaktigen Operette („Das Pensionat“) die eigentliche Wiener Operette. Etwa dreißig<br />
weitere Operetten sollten folgen, darunter 1879 sein größter Erfolg, „Boccaccio“, und<br />
ein Jahr später seine „Donna Juanita“. Die Handlung spielt während der britischen<br />
Besatzung der spanischen Hafenstadt San Sebastian 1796, und die Titelfigur ist ein<br />
Seekadett namens René Dufour, der als „Donna Juanita“ verkleidet dem britischen<br />
Kommandanten den Kopf verdreht und die Verwirrung so weit steigert, dass die Stadt<br />
schließlich ohne Blutvergießen von einem Trupp französischer Soldaten befreit werden<br />
kann. Im Juanitamarsch aus dieser Operette klingt der militärische Hintergrund<br />
dieser Handlung natürlich an, gleichzeitig macht die Musik aber keinen Hehl daraus,<br />
dass sie zur Unterhaltung komponiert wurde.<br />
Kindertheater im Temporausch<br />
Kabalewskis „Komödianten-Galopp“<br />
Und zum Abschluss des Silvesterfeuerwerks hören Sie dann noch den Komödianten-Galopp<br />
von Dmitri Kabalewski, eine Art durchgeknallter Bruder des „Gaukler-<br />
tanzes“ von Rimsky-Korsakow. In irrwitzigem Tempo galoppiert dieses Effektstück<br />
durch die Zirkusarena, angefeuert von überdrehten Trompetenfanfaren und einem<br />
halsbrecherischen Xylophonsolo. Der russische Komponist Kabalewski schrieb<br />
seine „Komödianten“-Suite für eine Produktion des Theaterstücks „Der Erfinder und<br />
die Komödianten“ am Zentralen Moskauer Kindertheater. Musik für Kinder hatte<br />
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Kabalewski schon immer gereizt, und so machte er sich mit enthusiastischer Begeisterung<br />
an die Musik zu diesem Stück, das die Geschichte einer Gruppe fahrender<br />
Komödianten erzählt. Zwei Jahre nach der Produktion des Stückes arrangierte er<br />
1940 zehn Nummern aus seiner Partitur zu einer <strong>Orchester</strong>suite unter dem Titel „Die<br />
Komödianten“, die bemerkenswert kurz ist: Alle zehn Stücke zusammen dauern nicht<br />
einmal eine Viertelstunde.<br />
Vier Harfen im Kanon<br />
Pachelbels unsterbliches Meisterwerk<br />
Ganz so überdreht möchten wir Sie aber nicht in die Dezembernacht entlassen, und<br />
so haben wir unsere vier Harfenistinnen gebeten, den Abend mit einem ruhigen Stück<br />
ausklingen zu lassen. Welches Stück würde sich hierfür besser eignen als der berühmte<br />
Kanon von Johann Pachelbel, zu Recht eines der berühmtesten Stücke der Barockmusik.<br />
Im Original für drei Violinen und Generalbass besetzt, entfaltet dieses Juwel in<br />
der klangvollen Fassung für vier Harfen einen ganz besonders funkelnden Glanz.<br />
... Und nach dieser gezupften Kostbarkeit<br />
können Peter Braschkat und<br />
seine Musiker getrost in ihren Schlitten<br />
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Konzertreihe 2012/2013<br />
Höhepunkte aus<br />
„Lohengrin“ und dem<br />
„Fliegenden Holländer“<br />
Claude Debussy<br />
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Maurice Ravel<br />
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Maurice Ravel<br />
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Weihnachten mit zauberhaften<br />
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Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Dmitri Schostakowitsch<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Witold Lutosławski<br />
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Carl Maria von Weber<br />
Georges Bizet<br />
Max Bruch<br />
Benjamin Britten<br />
Benjamin Britten<br />
Benjamin Britten<br />
Edward Elgar<br />
Hyuna Ko . SOPRAN<br />
Clemens Bieber . TENOR<br />
Vereinigte Klöttschen-Chöre<br />
Chorleitung: Esther Klöttschen-Rau<br />
Sarabande<br />
Danse<br />
Klavierkonzert für die linke Hand<br />
L‘isle joyeuse<br />
Klavierkonzert G-Dur<br />
Boléro<br />
Gerhard Oppitz . KLAVIER<br />
Johanna Kohl, Frauke Roland, Nora Sander,<br />
Sophia Marie Schmidt . HARFE<br />
Juanitamarsch<br />
Polonaise aus „Die Weihnacht“, Hummelflug<br />
und Tanz der Gaukler aus „Schneeflöckchen“<br />
Maurerische Trauermusik KV 477<br />
Violinkonzert Nr. 1 a-Moll op.77<br />
<strong>Sinfonie</strong> Nr. 7 A-Dur op. 92<br />
Hyeyoon Park . VIOLINE<br />
Kleine Suite<br />
Tripelkonzert C-Dur op. 56<br />
Concertino für Klarinette und <strong>Orchester</strong><br />
Jeux d‘enfants<br />
Konzert für zwei Klaviere und <strong>Orchester</strong> as-Moll<br />
Sebastian Manz . KLARINETTE<br />
Wolfgang Manz . KLAVIER<br />
Julia Goldstein . KLAVIER<br />
Larissa Manz . VIOLINE<br />
Dominik Manz . CELLO<br />
Soirées musicales über Themen von Rossini<br />
Klavierkonzert op. 13<br />
„The Young Person‘s Guide to the Orchestra“<br />
Pomp and Circumstance, Nr. 4 und Nr. 1<br />
Daniel Röhm . KLAVIER<br />
Sprecher: Ekkehard Pluta