bAV: Haftungsbombe statt Insolvenzschutz - Fiala
bAV: Haftungsbombe statt Insolvenzschutz - Fiala
bAV: Haftungsbombe statt Insolvenzschutz - Fiala
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Recht<br />
Kurzprofil<br />
Die Kanzlei beschäftigt sich mit<br />
Versicherungs- und Bankrecht,<br />
Finanzen, Immobilien, Vermögensverwaltung.<br />
Insbesondere das<br />
Haftungsrecht der Anlageberater,<br />
Agenten, Versicherungsmakler,<br />
Kapitalanlagevermittler und Vertriebsorganisationen<br />
gehören zum<br />
Kerngeschäft. Steuersparmodelle,<br />
Optimierung steuerliche Deklaration<br />
einschließlich internationaler Gestaltungen<br />
runden den Service ab.<br />
Personen<br />
geb. 08.05.1959<br />
Rechtsanwalt<br />
Johannes <strong>Fiala</strong><br />
fiala@fiala.de<br />
geb. 25.02.1973<br />
Rechtsanwalt<br />
Rüdiger Wilhelm Lohkamp<br />
lohkamp@fiala.de<br />
Kontakt<br />
Kanzlei <strong>Fiala</strong>, Freiesleben & Weber –<br />
RA, PA, StB & WP<br />
De-la-Paz-Str. 37<br />
80639 München<br />
Tel.: 089 179090-0<br />
Fax: 089 179090-70<br />
info@fiala.de<br />
www.fiala.de<br />
22<br />
<strong>bAV</strong>: <strong>Haftungsbombe</strong><br />
<strong>statt</strong> <strong>Insolvenzschutz</strong><br />
– Zeitwertkonto (ZWK)<br />
von RA, Bankkaufmann Rüdiger Wilhelm<br />
Lohkamp und RA, Bankkaufmann<br />
Johannes <strong>Fiala</strong> – Kanzlei <strong>Fiala</strong>, Freiesleben<br />
& Weber – RA, PA, StB & WP (München),<br />
www.fiala.de<br />
Prüfung der Plausibilität: Vermittlerpflicht<br />
auch beim Kunden an der<br />
Front:<br />
Der Bundesgerichtshof hat u.a. in seinem<br />
Urteil vom 13.01.2000, NJW-RR<br />
1993, 1114 klargestellt, dass ein Vermittler<br />
„ungeachtet des werbenden und<br />
anpreisenden Charakters seiner Aussagen<br />
… zu richtiger und vollständiger<br />
Information über das Anlageprojekt, …“<br />
verpflichtet ist.<br />
Welcher Kunde und/oder dessen Steuerberater<br />
kennt sich schon mit dem<br />
ZWK aus? Der BGH folgert daraus,<br />
dass hier Beratung gleichsam auf<br />
höchstem Niveau erforderlich ist:<br />
„Umfang und Intensität der Informationspflicht<br />
auch des Anlagevermittlers<br />
hängen, wie ausgeführt, von den jeweiligen<br />
Umständen des Falles ab. Dazu<br />
gehört die Gesamtsituation, wie sie<br />
sich bei der einzelnen Anlageentscheidung<br />
darstellt. Abzustellen ist auch auf<br />
die Geschäftserfahrung und den konkreten<br />
Kenntnisstand des Anlageinteressenten.“<br />
Jeder Kunde darf erwarten, dass die<br />
Kenntnisse des Vermittlers „auf objektiven<br />
Informationen„ beruhen. „Davon<br />
geht ein Anlageinteressent grundsätzlich<br />
auch bei einem (bloßen) Anlagevermittler<br />
aus. Daß dies in Wirklichkeit<br />
nicht der Fall war, mußte der<br />
Beklagte richtigstellen, auch wenn er -<br />
wovon das Berufungsgericht ausgegangen<br />
ist – gutgläubig handelte, weil<br />
ihm seine eigene unzulängliche Beurteilungsgrundlage<br />
nicht bewußt war.“<br />
Merke: Gutgläubigkeit schützt weder<br />
vor Haftung noch vor Strafe!<br />
Einfache Plausibilitätsprüfungen muss<br />
selbst ein (einfacher) Vermittler anstellen.<br />
Die Auswahl einiger typischer Irrtümer<br />
sollen hier vorgestellt werden:<br />
Vermittler-Tipp: Stellen Sie jedes<br />
Modell konkret auf den Prüfstand, nicht<br />
nur beim Finanzamt durch eine Einzelanfrage<br />
mit amtlichem Bescheid, sondern<br />
auch bei der zuständigen Einzugsstelle<br />
für die Sozialversicherung, § 28 h<br />
SGB IV: Lassen Sie sich dabei nicht an<br />
die Betriebsprüfer der „Deutschen Rentenversicherung<br />
Bund“ verweisen – die<br />
werden erst bei einer Betriebsrüfung<br />
(Bp) zuständig. Der Arbeitgeber hat hierauf<br />
einen Anspruch.<br />
1. Irrtum: Sichere Insolvenzfestigkeit<br />
der ZWK-Verpfändung für den GGF<br />
Auf Schulungen verlautbaren ZWK-<br />
Anbieter,dassdas Pfandrecht „bombenfest“<br />
sei? Leider ist dies nicht der Fall.<br />
Selbst wenn kein Insolvenzverwalter<br />
bestellt wird, kann jeder Gläubiger die<br />
Ansprüche der GmbH gegen den GGF<br />
wegen einer Insolvenzhaftung (z.B.<br />
nach § 64 GmbH) pfänden (so z.B. BGH<br />
Urteil vom 11.09.2000). Damit eröffnet<br />
sich dem Gläubiger der GmbH (wie<br />
übrigens auch des GGF) der Weg, für<br />
einen Zugriff auf die Rückdeckung bzw.<br />
betriebliche Altersvorsorge. Sicher<br />
erscheint dann für den GGF allenfalls<br />
die Option, für einen Antrag auf „Sozialgeld“<br />
und dergleichen.<br />
Vermittler-Tipp: Lassen Sie den<br />
GGF/Kunden unterschreiben, dass er<br />
über die Lückenhaftigkeit der Verpfändung<br />
unterrichtet wurde – solange Sie<br />
kein besseres Modell kennen.<br />
2. Irrtum: Hauptsache „für den Insolvenzfall“<br />
ist vertraglich durch „Zession“<br />
vorgesorgt<br />
Wenn Sie in einem ZWK-Vertrag sinngemäß<br />
lesen: „Zu diesen Zwecken tritt der<br />
Treugeber/Arbeitgeber bereits jetzt –<br />
aufschiebend bedingt für den Fall der<br />
Insolvenz – die „Rückdeckung des<br />
experten report 4 · 2005/2006
ZWK“ an den annehmenden …. ab.“ –<br />
Und: Wenn Sie so etwas bereits an Ihre<br />
Kunden verkauft haben, dann sitzen Sie<br />
vermutlich auf einem Haftungsfall!<br />
Seit 1918 haben Reichsgericht,<br />
Bundesarbeitsgericht und Bundesgerichtshof<br />
es regelmäßig untersagt, und<br />
entsprechende Regelungen „einkassiert“,<br />
wenn eine Sicherheit „für den Fall<br />
eines eventuellen Konkursverfahrens“<br />
vertraglich geschaffen wurde. Für den<br />
wissenschaftlich interessierten Profi<br />
hier die Urteile: BAG Urt. 16.05.1978,<br />
RG Urt. 28.01.1918, BGH Urt.<br />
16.12.1957, BGH Urt. 06.02.1961.<br />
Vermittler-Tipp: Misstrauen Sie solchen<br />
Schulungsleitern, die ohne Vorlage<br />
eines Nachweises behaupten „die<br />
renommierte Kanzlei XY habe das Konzept<br />
geprüft“. Gehen Sie sicher, dass<br />
sich sogenannte „Gutachten“ tatsächlich<br />
auf unveränderte Vertragsmuster<br />
beziehen. Bestehen Sie darauf, dass Sie<br />
die Gutachten und Konzeptprüfungen<br />
in vollständiger Kopie erhalten – sonst<br />
können Sie nie sicher sein, dass Sie das<br />
verkaufen, was geprüft wurde: Wie heißt<br />
es in der Werbung „ … ich bin doch<br />
nicht blöd!?“.<br />
3. Irrtum: Das Pfandrecht für die<br />
Erben ist sicher<br />
Einige ZWK-Anbieter verwenden, wie<br />
auch mancher Versicherer, heute noch<br />
einfache Verpfändungsformulare bzw.<br />
Klauseln. Sobald es durch Gesetz (z.B.<br />
bei Scheidungsantrag), Testament oder<br />
Erbvertrag dazu kommt, dass eine Person<br />
„das Guthaben aus dem ZWK-<br />
Modell“ erhält und eine andere das<br />
Pfandrecht, fällt also beides auseinander,<br />
so endet das ach so sichere Pfandrechtsmodell<br />
auch beim ZWK (wie übrigens<br />
auch bei der Pensionszusage)<br />
ohne weiteres Zutun.<br />
Übrigens: Wenn ein ZWK-Anbieter<br />
Ihnen als Vermittler eine einfache Bank-<br />
Formular-Verpfändung anbietet, dann<br />
geht das Banken-AGB-Pfandrecht vor,<br />
§ 1209 BGB. Damit ist der Vorgabe des<br />
§ 7d SGB IV nach wissenhaftlicher Meinung<br />
nicht genüge getan. Überlegen<br />
Sie mal, ob Sie als Vermittler wegen<br />
Beihilfe persönlich haftbar wären?<br />
Vermittler-Tipp: Übernehmen Sie zu<br />
rechtlichen und steuerlichen Fragen<br />
keine Beratungsaufgaben, wenn Sie<br />
sich nicht 100%ig damit auskennen.<br />
4. Irrtum: Im Insolvenzfall haben wir<br />
Treuhandvertrag mit Vollmacht für die<br />
Abwicklung<br />
Sowohl die „sichere“ Vollmacht, als<br />
auch der „sichere“ Treuhändervertrag<br />
sind im Zweifel bzw. im Insolvenzfall<br />
unwirksam bzw. null und nichtig. Ach,<br />
experten report 4 · 2005/2006<br />
das wussten Sie nicht? Der Tagespresse<br />
war zu entnehmen, dass „geschäftsführende“<br />
Treuhand-Modelle im<br />
Zusammenhang mit Schrottimmobilien<br />
wegen Verstoßes gegen das Rechtsberatungsgesetz<br />
nichtig sind (vgl. beispielhaft<br />
BGH Urteil vom 16.12.2002,<br />
Az II ZR 109/01).<br />
Es ist gut zu wissen, dass nur sogenannte<br />
„verwaltende Treuhand“ nach §<br />
57 III StBG dem Steuerberater erlaubt<br />
ist. Wichtiger ist jedoch, dass alle Aufträge<br />
des Arbeitgebers an den Treuhänder<br />
nach §§ 115, 116 InsO mit der<br />
Insolvenzeröffnung enden: Ohne Verwaltungstreuhand<br />
bleibt oft nur eine<br />
angemaßte „Geschäftsführung“ ohne<br />
Auftrag. Welcher Treuhänder darf dann<br />
noch tätig werden? Das sollten Sie sich<br />
ganz genau erklären lassen.<br />
Vermittler-Tipp: Gemäß BGH-Urteil<br />
vom 22.02.2005 (Az. XI ZR 41/04)<br />
bedarf auch eine Treuhand-GmbH im<br />
Zweifel einer Erlaubnis zur Rechtsberatung.<br />
Über die Erlaubnis können Sie<br />
sich durch einfachste Rückfrage beim<br />
Amtsgericht sowie bei der Steuerberaterkammer<br />
vergewissern. Aber bitte, vergessen<br />
Sie nicht den jeweiligen Treuhandvertrag<br />
vorzulegen – sonst ist die<br />
„allgemeine“ Auskunft nichts wert.<br />
5. Irrtum: Beim ZWK kann ich bedenkenlos<br />
geschlossene Beteiligungen<br />
verkaufen<br />
Genau das Gegenteil ist richtig. Beim<br />
ZWK müssen die Guthaben der Mitarbeiter<br />
wegen jederzeit denkbarem<br />
„Störfall“ auch alsbald zur Auszahlung<br />
zur Verfügung stehen können. Auch das<br />
Risiko, dass das Geld aus dem „Brutto-<br />
Sparen“ später – wegen nicht prospektgemäßer<br />
Entwicklung der Anlage – (teilweise?)<br />
verloren ist, wäre nicht zu<br />
unterschätzen.<br />
Vermittler-Tipp: Informieren Sie sich<br />
beispielsweise unter www.direkteranlegerschutz.de<br />
über die Bedeutung eines<br />
IDW-S4-WP-Gutachtens und die vollständige<br />
Leistungsbilanz. Bedenken<br />
Sie, dass der Störfall jederzeit eintreten<br />
kann – dies bedeutet jederzeitige Möglichkeit<br />
für Liquidität: Hier geht es um<br />
die Frage eines Zweitmarkes für LV und<br />
geschlossene Beteiligungen, sowie die<br />
Zillmerungshaftung für Arbeitgeber und<br />
natürlich den Finanzdienstleister. Ein<br />
hervorragendes Beratungsprotokoll<br />
allein, hilft nicht immer weiter.<br />
6. Irrtum: Mein ZWK-Kooperationspartner<br />
haftet ja, ist versichert und<br />
anwaltlich beraten<br />
Einige Anbieter behaupten, sie seien<br />
versichert – doch eine vertrauliche<br />
Anfrage beim Versicherer ergibt eine<br />
Fehlanzeige. Ein Blick in den Koopera-<br />
Recht<br />
tions-Partner-Vertrag kann ebenfalls<br />
wichtige Indizien liefern: Wenn dort einerseits<br />
von einem Makler nach § 93<br />
HGB die Rede ist, und andererseits von<br />
einer „Ausschließlichkeit“ (die es nur<br />
beim Agenten nach § 84 gibt), dann<br />
werden Äpfel mit Birnen vermischt. Es<br />
hat dann nichts mehr mit Logik, sondern<br />
allenfalls mit Erfahrung zu tun,<br />
wenn bereits derartige rechtliche<br />
Grundlagenfehler ein ZWK-Konzept in<br />
Frage stellen?<br />
Vermittler-Tipp: Vertrauen ist gut – Kontrolle<br />
ist besser. Denken Sie an eine<br />
Bonitätsanfrage über den ZWK-Anbieter<br />
oder die Bitte um eine Versicherungsbestätigung:<br />
Sie werden Augen<br />
machen, was da alles nicht versichert<br />
ist. Fragen Sie doch einfach mal Ihren<br />
eigenen VSH-Versicherungsmakler<br />
(etwa www.rwb-finanz.de): Wie hoch ist<br />
Ihr Risiko als Vermittler, dass der ZWK-<br />
Anbieter später (nicht nur vom Markt)<br />
verschwunden ist – und Sie dann mit<br />
den Haftungsfragen des Kunden allein<br />
zurecht kommen müssen?<br />
7. Irrtum: Das ZWK-Guthaben wird<br />
pfändungsfrei ausbezahlt<br />
Leider nein, im Störfall wird alles versteuert<br />
– „ein wenig ungünstig“ nach<br />
§§ 19, 34 EStG (Fünftelregelung). Die<br />
Insolvenz ist ein Störfall, § 41 InsO –<br />
trotz § 7d SGB IV – damit endet die<br />
Option der Umdeckung in eine klassische<br />
<strong>bAV</strong>. Und wenn das Geld des<br />
ZWK als Lohn auf einmal abgerechnet<br />
wird, steht im Störfall der pfändungsfreie<br />
Betrag nur einmal zur Verfügung,<br />
beim Ledigen 940 Euro (minus 1 Cent):<br />
Dies für den schlimmsten Fall, dass der<br />
Insolvenzverwalter aufrechnet, wegen<br />
der Manager- bzw. GGF-Haftung.<br />
Vermittler-Tipp: Fachjuristen wissen,<br />
dass nur die Kombination aus Verpfändung<br />
und Doppeltreuhand (u.a. Sicherungstreuhand)<br />
zum Ziel führen – darauf<br />
müssten Sie beim <strong>Insolvenzschutz</strong><br />
das Modell des Initiators abklopfen.<br />
Der Arbeitnehmer muss eine „zweifelsfrei<br />
nicht insolvenzbefangene“ Rechtsposition<br />
besitzen – die muss Ihnen der<br />
Inititator erst mal nachweisen. Ein<br />
Lohnprüfer verrät sinngemäß dazu aus<br />
der Praxis „… wir wissen, dass die<br />
meisten Modelle auf dem Markt nicht<br />
wirklich insolvenzgeschützt sind“. Und<br />
was wollen Sie dazu dem Kunden<br />
sagen?<br />
Lösungsansatz:<br />
Auch Banken und Versicherungen bieten<br />
Konzepte für den <strong>Insolvenzschutz</strong>.<br />
Die Lösung zur Optimierung für den<br />
GGF liegt nicht immer im Inland.<br />
Stand: 02.12.2005<br />
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