GEMEINSAM - vamos
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Viel Neues zu sehen habe ich nicht<br />
erwartet, als ich von SOL gebeten<br />
wurde, ein Projekt zur beruflichen<br />
Integration von Menschen mit<br />
Down-Syndrom als Fachfrau zu leiten.<br />
Für SOL ist dies ein wichtiges<br />
Anliegen, weil für diesen Verein<br />
damit Sichtweisen in Bezug auf die<br />
gesellschaftliche Bedeutung der<br />
Lohnarbeit verbunden sind. So<br />
global dieser Verein auch bereit ist<br />
zu denken, so konkret versucht er<br />
lokal zu handeln. Deswegen ist er<br />
dem Ersuchen der türkischen Projektbetreiber<br />
im Rahmen des EU-<br />
Programms Grundtvig um Beteiligung<br />
nachgekommen.<br />
Gabriele Huterer (4.v.l.) beim ersten Vernetzungstreffen<br />
Anfang November in<br />
Belgien.<br />
Belgische, rumänische, irische und<br />
türkische Partner werden gemeinsam<br />
mit SOL an Unterlagen für<br />
Personalverantwortliche arbeiten,<br />
die die Mitarbeit der Betroffenen<br />
in den Firmen unterstützen sollen.<br />
Spannend dabei ist, dass sowohl<br />
die Personalisten als auch die Betroffenen<br />
selbst Gehör finden und<br />
ihre Beiträge Eingang finden werden.<br />
In insgesamt 12 sogenannten<br />
Mobilitäten wird es zum Austausch<br />
kommen. Es ist für mich eine tolle<br />
Gelegenheit, Neues kennenzulernen,<br />
aber auch eigene Erfahrungen<br />
einbringen zu können.<br />
Seite 26 Gemeinsam leben - 5/2010<br />
Die erste Reise führte nun nach<br />
Belgien. In einem zweitägigen<br />
Treffen lernten sich die Projektbeteiligten<br />
kennen und planten eine<br />
Zeitlinie für dieses 2-jährige Projekt.<br />
Besonders interessant war für<br />
mich nicht nur der Austausch der<br />
unterschiedlichen Sozialsysteme<br />
der beteiligten Nationen, sondern<br />
insbesondere die Besichtigung eines<br />
belgischen Projektes für Menschen<br />
mit Down-Syndrom.<br />
In unterschiedlichen Arbeitsbereichen<br />
arbeiten die Betroffenen entsprechend<br />
ihren Möglichkeiten<br />
mit. Unterschiede zu <strong>vamos</strong> waren<br />
dort natürlich besonders interessant<br />
für mich. Insbesondere die<br />
Arbeitsinhalte brachten einige<br />
gute Anregungen. So unterhält<br />
der Verein einen Schaubauernhof,<br />
der laufend von Schulklassen besucht<br />
wird und so die Einbindung<br />
und Integration der gesamten Einrichtung<br />
in der Region beispielhaft<br />
erreicht.<br />
Die Führungen über den Hof und<br />
vor allem die Erklärungen über die<br />
verschiedenen Tiere werden von<br />
den behinderten Personen mit<br />
sehr gut aufbereiteten Unterlagen<br />
für die Schulkinder selbst gemacht.<br />
Das Highlight jedes Besuchs<br />
stellt das Fahren mit einem<br />
Eselkarren dar, wobei die Tiere von<br />
den Betroffenen dafür während<br />
des ganzen Jahres abgerichtet<br />
und trainiert werden.<br />
Interessant war auch, dass der<br />
Verein berufliche Integration so<br />
versteht, dass die Betroffenen tageweise<br />
in Firmen als DauerpraktikantInnen<br />
zu einem Euro arbeiten.<br />
Dieser Mischung aus sozialer Zugehörigkeit<br />
zu einem Arbeitstrupp<br />
einer Firma und damit natürlich<br />
der Möglichkeit, sich dort nach individuellen<br />
Fähigkeiten nach und<br />
nach mehr einbringen zu können,<br />
und dem Erhalten einer durchgehenden<br />
Tagesstruktur im speziellen<br />
Rahmen der Einrichtung kann<br />
ich als Übergangslösung einiges<br />
abgewinnen. Allerdings besteht in<br />
Belgien für Menschen, die dem Arbeitsmarkt<br />
nicht zur Verfügung<br />
stehen, eine Grundsicherung von<br />
ca. 900.-. Dies erleichtert es, den<br />
Fokus auf Lohnarbeit etwas aufzugeben<br />
und Dauerpraktika zu einem<br />
Euro zu akzeptieren.<br />
Dass in den betrieblichen Bereichen<br />
vorwiegend pädagogisch<br />
ausgebildete MitarbeiterInnen arbeiten,<br />
die fachlich keine oder wenig<br />
Erfahrung haben, scheint mir<br />
hingegen für die Betroffenen wieder<br />
etwas schwieriger. So hat das<br />
Mittagessen, zu dem wir eingeladen<br />
waren, zwar gut geschmeckt,<br />
aber sehr, sehr lange gedauert, da<br />
die Organisation eines Küchenbetriebs<br />
für eine Gruppe von über 20<br />
Menschen eben auch gelernt sein<br />
muss.<br />
Das nächste Treffen darf nun SOL<br />
in Österreich im Mai organisieren.<br />
Es werden dabei vor allem die Betroffenen<br />
selbst zu Wort kommen,<br />
und ich bin schon sehr gespannt,<br />
wie dies gelingt. Insbesondere die<br />
sprachlichen Barrieren werden dabei<br />
besonders zu berücksichtigen<br />
sein, da ich nicht davon ausgehe,<br />
dass in der Gruppe der Betroffenen<br />
eine andere Sprache als die jeweilige<br />
Muttersprache gesprochen<br />
werden wird. Gerne werde ich danach<br />
auch berichten, wie dies gelöst<br />
wurde und was insgesamt<br />
beim Treffen passiert ist.<br />
Gabriele Huterer