25.09.2012 Aufrufe

19 - Steinway in Austria

19 - Steinway in Austria

19 - Steinway in Austria

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Ste<strong>in</strong>way</strong> <strong>in</strong> <strong>Austria</strong><br />

<strong>in</strong>terview<br />

06<br />

Man sagt, mit Ihnen kann man problemlos arbeiten…<br />

Ich mache ke<strong>in</strong>e Mätzchen, es sche<strong>in</strong>t alles normal zu se<strong>in</strong><br />

bei mir, was aber absolut nicht stimmt. Nur f<strong>in</strong>de ich es<br />

schrecklich, wenn man se<strong>in</strong>e Probleme an die Öffentlichkeit<br />

br<strong>in</strong>gt. Das Publikum verlangt, dass ich um halb acht<br />

die Höchstleistung vollbr<strong>in</strong>ge, alles andere ist un<strong>in</strong>teressant.<br />

Wobei ich natürlich e<strong>in</strong> anderes Glück habe, und das ist<br />

me<strong>in</strong>e Familie. Ich habe jetzt am 30. Dezember me<strong>in</strong>en 40.<br />

Hochzeitstag gehabt.<br />

Rudolf Buchb<strong>in</strong>der und <strong>Ste<strong>in</strong>way</strong> <strong>in</strong> <strong>Austria</strong>-Geschäftsführer Christoph Koller genossen das Gespräch über Flügel, Publikum und Ehefrau.<br />

Welche Rolle spielt Ihre Frau für Ihre Karriere?<br />

Ganz wichtig ist: Me<strong>in</strong>e Frau ist nicht me<strong>in</strong>e Manager<strong>in</strong><br />

oder hat sonst irgendwas beruflich mit mir zu tun, sie lebt<br />

nur für mich und für me<strong>in</strong>en Beruf und nimmt unglaublich<br />

daran teil und ist auch me<strong>in</strong> härtester Kritiker. Aber das ist<br />

auch e<strong>in</strong>e Oase für mich, die mir sehr viel Kraft gibt. Die<br />

gegenseitige ewige kont<strong>in</strong>uierliche Motivation ist wichtig,<br />

um e<strong>in</strong>e Ehe zu erhalten. Motivation und der gegenseitige<br />

Respekt vore<strong>in</strong>ander. Es ist e<strong>in</strong> Glück, wenn man so e<strong>in</strong>e<br />

starke Frau f<strong>in</strong>det, die aber nicht vordergründig lenkt, sondern<br />

unbemerkt. Das ist das Wichtige. Es ist traurig für alle,<br />

die das nicht haben, das s<strong>in</strong>d sehr e<strong>in</strong>same Menschen.<br />

Die lockere Art und das Selbstverständnis, mit der Sie am<br />

Klavier arbeiten, lässt mich fragen, ob Improvisation oder Jazz<br />

Ihnen nicht im Blut liegt müsste?<br />

hatten wir e<strong>in</strong>en Keller mit Gleichges<strong>in</strong>nten, wo wir uns<br />

jeden Abend getroffen haben. Wir haben uns von irgende<strong>in</strong>em<br />

Wirtshaus e<strong>in</strong> altes Pian<strong>in</strong>o herbeigeschafft und dann<br />

wurde e<strong>in</strong> Kontrabass selbst gebastelt. Wir haben ja alle<br />

ke<strong>in</strong> Geld gehabt, das war alles improvisiert. Und dort<br />

haben wir nächtelang gespielt. Als Student konnte ich ke<strong>in</strong>e<br />

Bar betreten, der Barpianist hat sofort gesagt ‚Komm Rudi,<br />

spiel!’. Das Repertoire kann ich heute noch und spiele es<br />

sehr gerne.<br />

Sie s<strong>in</strong>d Intendant e<strong>in</strong>es neu<br />

entstehenden Musikfestivals <strong>in</strong><br />

Grafenegg. Was reizt Sie<br />

daran?<br />

Es wird e<strong>in</strong>e fantastische Freilichtbühne<br />

und e<strong>in</strong> neuer Konzertsaal<br />

gebaut. Und dann<br />

kommt das Ambiente von<br />

Schloss Grafenegg dazu. Die<br />

Familie Metternich bewundere<br />

ich, weil sie nicht auf<br />

dem H<strong>in</strong>tern sitzt und bequem<br />

lebt, sondern e<strong>in</strong>e<br />

Begeisterung für die Sache<br />

entwickelt, die ansteckend<br />

ist. Und dann hat man<br />

natürlich die Möglichkeit,<br />

dort etwas zu machen. Für<br />

das Programm habe ich e<strong>in</strong><br />

Pr<strong>in</strong>zip: dass ich ke<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip<br />

habe. Ich f<strong>in</strong>de jedes Motto<br />

äußerst problematisch, das<br />

funktioniert zwei- oder dreimal<br />

sehr gut, und dann geht<br />

e<strong>in</strong>em der Atem aus, und man sieht die hirngesp<strong>in</strong>stigen<br />

Komb<strong>in</strong>ationen und dann wird’s pe<strong>in</strong>lich. Das ist wie e<strong>in</strong>e<br />

Zwangsjacke, aus der ich dann nie mehr herauskomme, und<br />

das will ich von Haus aus vermeiden.<br />

Was s<strong>in</strong>d Ihre Wünsche für die Zukunft?<br />

E<strong>in</strong> Glück ist, wenn e<strong>in</strong>e Karriere kont<strong>in</strong>uierlich geht. E<strong>in</strong><br />

Glück <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben ist auch, dass ich noch nie e<strong>in</strong>e<br />

Sensation war, es gibt nichts Gefährlicheres für junge<br />

Künstler als e<strong>in</strong>e Sensation zu se<strong>in</strong>, denn e<strong>in</strong>e Sensation<br />

lässt sich nicht wiederholen. Die Treppe nach oben - das ist<br />

vielleicht me<strong>in</strong> Wunsch - sollte unendlich se<strong>in</strong>. Ich möchte<br />

nicht wissen, wann diese Treppe aufhört, sie soll auch wie<br />

das Universum unendlich se<strong>in</strong>. Irgendwann wird es auch<br />

mich nicht mehr geben, ohne zu wissen, wie weit die<br />

Treppe noch gegangen wäre.<br />

www.buchb<strong>in</strong>der.net<br />

Me<strong>in</strong> Bezug zu Jazz ist sehr groß. In me<strong>in</strong>er Studentenzeit �

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!