Anthroposophische Medizin - Docteur Stefan Doell
Anthroposophische Medizin - Docteur Stefan Doell
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eschäftigen. Während diese Disziplinen dem menschlichen Seelenleben meist<br />
noch eine gewisse Realität zusprechen, ist vom menschlichen Geist in den<br />
Lehrbüchern der Psychologie seit geraumer Zeit keine Rede mehr. Aber auch im<br />
allgemeinen Sprachgebrauch ist, besonders im Verein mit der zunehmenden<br />
Inhaltslosigkeit religiöser Vorstellungen der Gegenwart, der Begriff des<br />
menschlichen Geistes allgemein zu einer leeren Worthülse geworden. Die<br />
moderne Psychologie führt die Intelligenzleistungen des Menschen teils auf<br />
Evolutionsfaktoren, teils auf biologisch begründete neuronale Muster ähnlich<br />
speziellen Computerprogrammen zurück (biologisch determinierte Psychologie).<br />
Das ist nun in der Anthroposophie grundlegend anders. Es wird hier als möglich<br />
erachtet, zusätzlich zum allgemeinen Seelenleben des Menschen, dessen geistige<br />
Anteile gezielt zu erforschen und zu erkennen; insbesondere durch<br />
aufmerksames Studium der dynamischen Entstehungs -und<br />
Entwicklungsvorgänge des menschlichen Wesens. Hierbei wird man die<br />
verschiedenartigsten subtilen Modifikations- und Umwandlungsprozesse<br />
bemerken und an einzelnen Etappen immer wieder verfolgen können, wie<br />
Materielles aus Nicht-Materiellem entsteht und umgekehrt (wie etwa eine<br />
gedankliche oder emotionale Reifung in der Folge durchgemachter Krankheiten,<br />
oder etwa die Ausprägung bestimmter Gesichtszüge infolge regelmässig<br />
wiederholter seelisch-geistiger Betätigung). So wie man ja auch selbst aus der<br />
Quelle seiner eigenen Gedankenwelt durch handelndes Umsetzen<br />
Umwandlungen im Bereich materieller Objekte bewirken kann.<br />
Besonders gut kann man sich unterrichten über das tatsächliche Vorhandensein<br />
geistiger Prozesse im Menschen durch das Studium speziell menschlicher<br />
Eigenschaften, wie zum Beispiel die Entwicklungsbedingungen der<br />
menschlichen Sprache, die Art der Gedanken- und Begriffsbildungen, der<br />
allmählichen Entwicklung von Selbstbewusstsein, der Möglichkeit von<br />
Selbstkritik usw. Allerdings wird man auf diesem Gebiet nichts erreichen, wenn<br />
es nicht gelingt, diese Fähigkeiten bereits frühzeitig in ihrem Bildungsprozess zu<br />
erfassen, also zu studieren, wie und aus welchen Quellen ein Gedanke, ein<br />
Gefühl entsteht. Dies kann man erreichen durch Anwendung spezieller<br />
Forschungsmethoden, die in der anthroposophischen Literatur angegeben sind<br />
(Lit.2,6,9).<br />
Wozu dient nun die Erkenntnis einer real existierenden Geistigkeit im<br />
Menschen? Sie führt uns zunächst zu einem neuen Erfassen und unmittelbaren<br />
Verständnis von menschlicher Lebendigkeit. Diese Lebendigkeit existiert im<br />
Gedanken bevor er fixiert ist genau wie in der menschlichen Stammzelle, zu<br />
allem befähigt, bevor sie ausdifferenziert ist und ihre Vitalität verliert.<br />
Der anthroposophische Arzt hat nun die Möglichkeit, durch bestimmte<br />
therapeutische Massnahmen an diese Lebendigkeit zu appellieren. Dadurch kann<br />
eine gewisse Beweglichkeit in den Heilungsprozess gebracht werden, die in der