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Algorithmen zur Satztechnik und ihre Anwendung auf die Analyse

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10 Das Quodlibet<br />

Diese Darstellungsform kann auch <strong>auf</strong> das Original von Thema II übertragen werden,<br />

mit <strong>die</strong>sem Ergebnis:<br />

Das ganze Schema sieht dann so aus:<br />

c e c<br />

h d<br />

Thema I c e d<br />

Thema II c e c<br />

h d<br />

Hilfstöne c a c<br />

h d<br />

e c e<br />

d f<br />

d h d<br />

c e<br />

Hier fehlen <strong>die</strong> waagerechten Linien zwischen den Zeilen, <strong>die</strong> zu derselben Rückdrehung<br />

gehören. Dadurch wird <strong>die</strong> Struktur besser deutlich.<br />

Wenn das Verhältnis der Tondauern von Thema I <strong>und</strong> Thema II größer ist als 2 : 1, ergeben<br />

sich keine Paare von gleichen Zeilen, sondern größere Gruppen. Alle Überlegungen<br />

lassen sich übertragen.<br />

10.3.2 Mehrtönigkeit – Schönberg, 1. Kammersymphonie<br />

Für <strong>die</strong> Konsonanzrelation ist es gleichgültig, in welcher Reihenfolge <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Töne von Thema II erklingen, <strong>die</strong> zu derselben metrischen Einheit gehören, d. h. <strong>die</strong> zu<br />

demselben Ton von Thema I passen. Sie können sogar gleichzeitig erklingen. Das ist ein<br />

Vorteil; denn manchmal lassen sich <strong>die</strong> Themen kaum oder gar nicht in Gerüstsätze aus<br />

gleichen Notenwerten übertragen. Auch in solchen Fällen lässt sich das Hilfstonverfahren<br />

anwenden. Dazu werden <strong>die</strong> verschiedenen Töne einer Zählzeit so <strong>auf</strong>gefasst, als ob sie<br />

gleichzeitig erklängen. Sie werden also zu einem Akkord oder Simultanintervall zusammengefasst.<br />

Dann entsteht ein Gerüst, das zumindest an einigen Zählzeiten mehrtönig<br />

ist. Die Vorstellung von Thema II als einer einstimmigen Melo<strong>die</strong> wird also <strong>auf</strong>gegeben.<br />

Das Verfahren wird angewandt <strong>auf</strong> einen Abschnitt aus Schönbergs erster Kammersymphonie.<br />

28 In der Coda werden <strong>die</strong> beiden Hauptthemen des Werkes abwechselnd miteinander<br />

verschränkt. Vielleicht scheint es abwegig, ein Werk von Schönberg mit einem<br />

Verfahren zu untersuchen, das <strong>zur</strong> <strong>Analyse</strong> tonaler Musik konzipiert ist. Schließlich eignet<br />

sich das Hilfstonverfahren ja nur für Musikstücke, bei denen <strong>die</strong> Zusammenklänge<br />

bestimmten, ausformulierten Regularitäten genügen. Dies ist jedoch bei der Kammersymphonie<br />

gerade noch der Fall. Das traditionelle Regelsystem wird erweitert, aber nicht<br />

ganz <strong>auf</strong>gegeben. Für <strong>die</strong> folgende Untersuchung können sogar <strong>die</strong> alten Konsonanzen<br />

zu Gr<strong>und</strong>e gelegt werden. Warum das möglich ist, muss allerdings begründet werden.<br />

28 Schönberg, 1. Kammersymphonie.<br />

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