Sandini Archiv
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<strong>Sandini</strong> <strong>Archiv</strong><br />
Zu dieser Zeit war die sowjetische Dezember-Offensive<br />
schon dahingehend wirksam geworden,<br />
daß sich die Lage auch für die Luftverteidigung<br />
Moskaus etwas entspannt hatte. Jedoch setzten die<br />
harten KriegslWintermonate den Ballon-Posten<br />
arg zu:<br />
Erwiesen sich die Halteseile der Ballone an sich<br />
schon als nicht immer genügend fest, um ein sie<br />
nur streifendes Flugzeug ernsthaft zu beschädigen<br />
(daher auch die Versuche mit Minen am Seil), so<br />
brachten es Stürme und klirrende Fröste ab OktoberlNovember<br />
1941 mit sich, daß die Halteseile<br />
oft brachen, die Ballone sich selbständig machten.<br />
Allein in einer Nacht zu Aufang Oktober 1941 flogen<br />
dem 9. SBR 40 Ballone davon, beim 1. SBR<br />
waren es gar 50 Prozent. Zwar wurden fast alle<br />
wieder gefunden, das war aber zeit- und materialaufwendig,<br />
zudem mußten die Ballone noch repariert<br />
werden.<br />
Leichte Abhilfe brachten die Instruktionen an die<br />
Postenkommandeure dariiber, wie die richtigen<br />
Eiustellwinkel der Ballone vor dem Auflassen zu<br />
erreichen, wie die Winden zweckmäßig zu belasten<br />
sind (Gerätekontrolle über starkes Ansteigen<br />
der Zugkraft). Begonnen wurde, dem Meteorologischen<br />
Dienst stärkere Beachtung zu schenken:<br />
Jedes Regiment richtete einen Posten ein, der die<br />
Wetterverhältnisse in der Höhe der Sperrballone<br />
mit Hilfe daran befestigter Radiosonden registrierte.<br />
Sie gaben alle 15 min. Angaben über Temperatur,<br />
Druck und Windgeschwindigkeit durch. Spä·<br />
ter wurden derartige meteorologische Posten auf<br />
der Abteilungsebene eingerichtet.<br />
Im Zusammenhang mit dem Problem Trossenbruch<br />
sei ein Zwischeufall erwähnt, der sich am 6.<br />
Dezember 1941 im l.SBR ereignet hatte, und der<br />
in die Annalen der sowjetischen Luftverteidigung<br />
eingegangen ist:<br />
Beim Einholen eines Ballous gerieten dem Maschinisten<br />
an der Winde Eissplitterchen von der Stahltrosse<br />
in die Augen. Dadurch verwirrt achtete er<br />
weder auf Winde noch auf Trosse. An der Rolle<br />
entstand ein Knoten, die Trosse riß, und der Ballon<br />
begann zu steigen. Postenfiihrer Sergeant (Unteroffizier)<br />
Dimitri Weligura konnte gerade noch<br />
blitzschnell eine der vom Ballon herabhängenden<br />
Leinen (dienen zum Trausport auf der Erde) ergreifen.<br />
Doch allein ließ sich der Ballon - immerhin<br />
30 m lang und mit einem Durchmesser von 6<br />
rn-nicht halten. Er stieg mit dem Mann am Seil.<br />
Einen Moment später war es zum Absprung zu<br />
spät. Der Wind trug den Ballon in etwa 150 m Höhe<br />
mit Frontrichtung davon. Unter großen Mühen<br />
gelang es Weligura, sich bis zum mit dem Ablaßventil<br />
verbundenen Seil hochzuhangeln und Gas<br />
VOM SPERRBALLON MITGERISSEN<br />
abzulassen. Nach etwa 110 km war er wieder auf<br />
der Erde, um zunächst als vermeintlicher Spion<br />
gefangen genommen zu werden. Als sich alles aufgeklärt<br />
hatte, war der Rotbannerorden Lohn für<br />
Findigkeit und Tapferkeit.<br />
Neben dem Trossenbruch stellte sich die Gasversorgung<br />
der Ballon-Posten als ein weiteres Problem<br />
heraus. Zu großen Schwierigkeiten kam es, weil<br />
die Anzahl der Gasflaschen nicht ausreichte. So<br />
sah sich die Führung gezwungen, Soldaten zum<br />
manuellen Transport der benötigten Mengen in<br />
Gasholdern (Behälter aus Gewebe) über Entfernungen<br />
von 20 bis 25 km einzusetzen. Da die<br />
Zu jener Zeit noch wichtiges Mittel zur Klärung der<br />
Luftlage - ein Trichterhärer, mit dem grob die Anflugrichtung<br />
von Luftfahrzeugen zu bestimmen war.<br />
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