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Lymphödem bei Mammakarzinom - Frauenarzt

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FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

322<br />

TUMORNACHSORGE<br />

<strong>Lymphödem</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Mammakarzinom</strong><br />

Barbara Netopil<br />

Das sekundäre <strong>Lymphödem</strong> <strong>bei</strong> Brustkrebs ist ein chronisches,<br />

unbehandelt zur Progression neigendes Krankheitsbild. Für die<br />

Patientinnen ist es deshalb wichtig, dass ihr Arzt die Vorge -<br />

hens weise <strong>bei</strong> der Diagnostik und Therapie sowie die Möglichkeiten<br />

der Prophylaxe kennt.<br />

<strong>Lymphödem</strong>e <strong>bei</strong> <strong>Mammakarzinom</strong><br />

können den ganzen zur ipsilateralen<br />

Axilla gehörigen Quadranten betreffen:<br />

Arm, Hand, Thoraxwand und<br />

Mamma. Sie manifestieren sich meist<br />

rasch nach der Operation, manchmal<br />

infolge von Narbenschrumpfungen<br />

und radiogenen Fibrosen aber auch<br />

erst nach Monaten oder Jahren.<br />

Während die Häufigkeit besonders<br />

der Armlymphödeme durch verbesserte<br />

Operationsverfahren deutlich<br />

gesunken ist, wird jetzt häufiger das<br />

postradiogene Mammaödem beobachtet,<br />

<strong>bei</strong> dem es sich eher um ein<br />

„entzündliches Ödem“ durch radio -<br />

gene Schädigung der Blutkapillaren<br />

handelt. Es bildet sich meist innerhalb<br />

von 1–3 Jahren völlig zurück.<br />

Ursachen und Komplikationen<br />

Der Abfluss der proteinreichen Lymphe<br />

des oberen Körperquadranten<br />

und des Armes erfolgt fast ausschließlich<br />

über die axillären und klavikulären<br />

Lymphknoten und Lymphbahnen,<br />

die früher <strong>bei</strong> radikaler<br />

Mastektomie und möglichst umfangreicher<br />

Axilladissektion oft massivst<br />

Abb. 1: Ödemgradmesser.<br />

FRAUENARZT � 49 (2008) � Nr. 4<br />

geschädigt wurden, so dass es zu<br />

zahlreichen, stark ausgeprägten Armlymphödemen<br />

kam. So zeigte eine<br />

große Studie an 5.868 Frauen mit<br />

<strong>Mammakarzinom</strong> in einer onkologischen<br />

Klinik (4) 1972 noch eine Armlymphödem-Häufigkeit<br />

von etwa 37%<br />

(d.h. mehr als jede dritte Patientin),<br />

die bis 1996 durch schonendere OP-<br />

Technik auf etwa 17% sank. Da<strong>bei</strong><br />

wurde in dieser Studie dann ein<br />

Ödem angenommen, wenn die Armumfangsdifferenz<br />

mindestens 2 cm<br />

betrug. Geringere Befunde gingen<br />

nicht in die Studie ein.<br />

Die reduzierte Lymphtransportkapazität<br />

kann zu Schweregefühl, Spannungsempfinden,Bewegungsbehinderung<br />

sowie Leistungsverminderung<br />

führen, und natürlich bringt die<br />

Schwellung auch eine psychische Belastung<br />

mit sich. Die Behandlung ist<br />

deshalb für die Patientinnen wichtig<br />

und auch sozialmedizinisch bedeutsam,<br />

da man Komplikationen wie die<br />

immer auftretende Proteinfibrose,<br />

die häufig auftretenden Erysipele<br />

und weichteilrheumatischen Beschwerden<br />

vermindern bzw. verhindern<br />

kann (abgesehen von seltener<br />

auftretenden Problemen wie Ekzembildung,<br />

Lymphfisteln oder -zysten<br />

oder gar Papillomatose der Haut).<br />

Häufigkeit und<br />

Ausprägungsgrad heute<br />

Durch schonendere Bestrahlungsverfahren<br />

und die Wächterlymphknoten-<br />

Technik (Sentinel) konnte die<br />

<strong>Lymphödem</strong>-Morbidität in den letzten<br />

Jahren weiter gesenkt werden. In<br />

der britischen Multicenterstudie Almanac<br />

wurden zwischen 1999 und<br />

2003 insgesamt 1.031 klinisch nodal<br />

negative <strong>Mammakarzinom</strong>-Patientinnen<br />

entweder der Sentinel-Biopsie<br />

oder der herkömmlichen Axilladissektion<br />

zugeführt. Bei Bedarf wurde die<br />

Sentinel-Biopsie erweitert und zusätzlich<br />

nodal bestrahlt. Die Ödemhäufigkeit<br />

betrug nach einem Jahr in<br />

der Sentinel-Gruppe 5% gegenüber<br />

13% in der Vergleichsgruppe (offen<br />

sind allerdings die Art der Ödemdia -<br />

gnostik und die Klassifizierung).<br />

Um einen Einblick in die Situation in<br />

Deutschland zu gewinnen, führte ich<br />

unter Mitwirkung von Dr. Ulrich<br />

Ödemgrade<br />

Grad Beschreibung<br />

Volumenvermehrung<br />

gegenüber<br />

gesunder Seite<br />

1 geringes Ödem bis 25%<br />

2 mäßiges Ödem bis 50%<br />

3 starkes Ödem bis 100%<br />

4 massives Ödem bis 200%<br />

5 gigantisches<br />

Ödem über 200%<br />

Tab. 1: Ödemgrade nach dem DGL-<br />

Konsensus papier.


Ausprägungsgrad der Armlymphödeme<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abb. 2: Armlymphödem-Stärke nach dem Konsensuspapier der DGL von 2000, gemessen <strong>bei</strong><br />

1.000 Patientinnen (<strong>Lymphödem</strong>studie Netopil, Ödemklinik Bad Nauheim 2007).<br />

Häufigkeit des Armlymphödems (>2 cm) nach<br />

Mammkarzinom (Kriterien nach Schünemann)<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

%<br />

%<br />

1972<br />

82%<br />

ohne<br />

Armödem<br />

37,6%<br />

14,5%<br />

Abb. 3: War Anfang der 1970er Jahre noch mehr als ein Drittel der Patientinnen von einem<br />

deutlichen <strong>Lymphödem</strong> betroffen, ist die Zahl heute auf rund 8% gesunken.<br />

Herpertz (Oberarzt und Leiter der<br />

lymphologischen Abteilung im Reha-<br />

Zentrum Bad Nauheim) von 2005 bis<br />

2007 eine Studie an den in die onko -<br />

logische Abteilung unserer Re ha -<br />

bilitationsklinik aufgenommenen<br />

<strong>Mammakarzinom</strong>-Patientinnen durch.<br />

Da<strong>bei</strong> wurden 1.000 einseitig operierte<br />

Patientinnen (70% brusterhaltende<br />

Therapie, 30% Mastektomie,<br />

Erstdiagnose 2000–2007) sehr differenziert<br />

hinsichtlich des Ödemstatus<br />

untersucht. Die Ödemstärke wurde<br />

mit Hilfe des in Abbildung 1 gezeigten<br />

Ödemgradmessers ermittelt und<br />

gering mäßig stark/massiv<br />

1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1996<br />

3% 0,5%<br />

16,7%<br />

8,4%<br />

2007<br />

angegeben nach dem Konsensuspapier<br />

der DGL von 2000 wie in Tabelle<br />

1 dargestellt. Durch die lang -<br />

jährige lymphologische Erfahrung der<br />

Untersuchenden wurden auch gerings -<br />

te Armlymphödeme (Proteinfibrose),<br />

Mamma- und Thoraxwandödeme erfasst.<br />

Die Auswertung von 1.000 Patientinnen<br />

ergab eine völlige Ödemfreiheit<br />

<strong>bei</strong> 63% dieser Teilnehmerinnen, 17%<br />

hatten ein Armlymphödem (z.T. in<br />

Kombination mit Mammaödem oder<br />

Thoraxwandödem), 19% ein postra-<br />

diogenes/post operatives Mammaoder<br />

Thoraxwand ödem allein. Die<br />

Armödem-Ausprägung war im Allgemeinen<br />

gering (s. Abb. 2). Die schweren<br />

Ödemformen von früher treten<br />

heute fast nur <strong>bei</strong> maligner Genese<br />

des Ödems auf. Unter dem Kriterium<br />

Umfangsdifferenz >2 cm betrug die<br />

endgültige Armlymphödem-Häufigkeit<br />

nur 8,4% (s. Abb. 3).<br />

Wenn man die Armlymphödem-Entstehung<br />

in Korrelation zur entfernten<br />

Lymphknotenzahl sieht, wird<br />

eine fast lineare Abhängigkeit<br />

deutlich, natürlich noch beeinflusst<br />

durch Lymphknotenbefall und Radiatio<br />

der Lymphabflusswege. Einen<br />

deutlichen Gewinn haben die Patientinnen<br />

durch die Sentinel-Node-<br />

Technik (Entfernung von 1–6 Lymphknoten).<br />

Hier zeigte sich unter insgesamt<br />

238 mit Sentinel-Technik<br />

operierten Patientinnen nur <strong>bei</strong> 7<br />

ein geringes Armlymphödem (entspricht<br />

2,9%).<br />

<strong>Lymphödem</strong>-Diagnostik<br />

Beim <strong>Lymphödem</strong> handelt es sich um<br />

eine klinische Diagnose, die durch<br />

Anamnese und körperliche Untersuchung<br />

gestellt wird. Beurteilung und<br />

Dokumentation geschehen am einfachsten<br />

über Umfangsmessungen,<br />

die am sinnvollsten präoperativ<br />

(Feststellung vorbestehender Asymmetrien),<br />

am Ende der stationären<br />

Behandlung und jeweils <strong>bei</strong> den<br />

Tumornachsorge -Untersuchungen an<br />

<strong>bei</strong>den Armen durchgeführt werden.<br />

Als Messpunkte empfehlen sich die<br />

Mittelhand, das Handgelenk, der proximale<br />

Unterarm und die Oberarmmitte.<br />

Weitere Kriterien sind die verdickte<br />

Hautfalte infolge subkutaner<br />

Eiweißfibrose (s. Abb. 4 auf S. 324)<br />

und die Dellbarkeit (s. Abb. 5 auf<br />

S. 324).<br />

Differenzialdiagnostisch ist <strong>bei</strong><br />

plötzlicher Armschwellung auch an<br />

eine Armvenenthrombose zu denken,<br />

besonders wenn eine leichte Zyanose<br />

und verstärkte Venenzeichnung dazukommen.<br />

FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

FRAUENARZT � 49 (2008) � Nr. 4 323


FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

324<br />

Abb. 4: Die Bewertung einer subkutanen<br />

Eiweißfibrose ist neben Umfangsmessungen<br />

an Arm und Hand ein Kriterium <strong>bei</strong> der<br />

<strong>Lymphödem</strong>-Diagnostik.<br />

Abb. 5: Im ödematösen Gewebe bleiben<br />

nach Anwendung von Druck Dellen bestehen,<br />

hier am linken Unterarm.<br />

Abb. 6: Ein malignes Armlymphödem.<br />

Abb. 7: Zeichen eines postradiogenen<br />

Mammaödems: Vergrößerung der Brust,<br />

Peau d’orange und Hautfaltenverdickung.<br />

FRAUENARZT � 49 (2008) � Nr. 4<br />

Ein malignes Armlymphödem ist<br />

wahrscheinlich, wenn folgende Zeichen<br />

vorliegen (s. Abb. 6):<br />

� Übergreifen des Ödems auf den<br />

angrenzenden Rumpfquadranten,<br />

� progrediente Ödem -<br />

verschlechterung,<br />

� zunehmende Armplexus -<br />

schädigung,<br />

� Venektasien an der Extremitätenwurzel,<br />

� Überwärmung des Ödems und<br />

� Lymphangiosis carcinomatosa<br />

cutis.<br />

Bei verdächtigem Befund sollte hier<br />

eine Rezidivdiagnostik eingeleitet<br />

werden.<br />

Das postradiogene Mammaödem ist<br />

oft schon vom Aspekt her gut zu erkennen<br />

(Vergrößerung der Brust,<br />

möglicherweise noch Resterythem,<br />

Peau d’orange und Hautfaltenverdickung)<br />

(s. Abb. 7). Vom Ödem differenzieren<br />

muss man die radiogene Fibrose<br />

der Brustdrüse, die in der Regel<br />

erst nach Jahren entsteht. Bei<br />

dieser fehlt die Hautfaltenverdickung,<br />

und die Verhärtung des Gewebes<br />

ist in der Tiefe zu spüren.<br />

<strong>Lymphödem</strong>-Therapie<br />

Ziele der Therapie sind eine Reduzierung<br />

des Ödems und seiner Beschwerden,<br />

die Vermeidung von Komplikationen<br />

und der Erhalt oder die<br />

Wiederherstellung von Funktion,<br />

Leistungs- und Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit mit<br />

dem Arm.<br />

Die Therapie erfolgt als physikalische<br />

Entstauung (KPE) und besteht immer<br />

aus einer Kombination von manueller<br />

Lymphdrainage (MLD) und Kompression.<br />

Sie kann <strong>bei</strong> leichtgradigen<br />

Ödemen, <strong>bei</strong> denen keine wesentliche<br />

Ödemabnahme zu erwarten ist,<br />

ambulant durchgeführt werden, wie<br />

auch als Erhaltungstherapie nach<br />

stationärer Behandlung.<br />

Die Behandlung mäßig und stärker<br />

ausgeprägter Armlymphödeme sollte<br />

zur Ödemreduktion stationär in lymphologischen<br />

Fachkliniken durchge-<br />

führt werden. In dieser Phase ist eine<br />

Kompression durch tägliche Bandagierung<br />

erforderlich, so dass am<br />

Ende dieser Phase ein Armkompressionstrumpf<br />

nach Maß, flach gestrickt,<br />

in der Regel Kompressionsklasse<br />

2, angepasst werden kann.<br />

Die Verordnung ambulanter MLD ist<br />

möglich in Behandlungseinheiten<br />

von 30, 45 oder 60 Minuten, was<br />

sich nach dem Schweregrad und dem<br />

Ausmaß (z.B. <strong>bei</strong>dseitige Armlymph -<br />

ödeme) richten soll. Als Richtlinie<br />

für die Therapie kann das in Tabelle<br />

2 dargestellte Vorgehen empfohlen<br />

werden.<br />

Die Art der Bestrumpfung richtet<br />

sich nach der Ödemlokalisation. So<br />

kann ein alleiniges Hand-Finger-<br />

Ödem auch mit einem Handschuh<br />

mit kurzen oder langen Fingern versorgt<br />

werden, das Unterarm-Hand-<br />

Ödem mit einem langen Handschuh<br />

bis zum Ellbogen, das Armödem mit<br />

einem Armstrumpf. Mammaödem<br />

und Thoraxwandödem bilden sich<br />

oft sehr gut zurück, da der Abfluss<br />

über Anastomosen zu den benachbarten<br />

Körperquadranten aktiviert<br />

werden kann. Unterstützend wirken<br />

so genannte Entstauungs-BHs (rezeptierbar).<br />

Ergänzende Therapiemaßnahmen<br />

sind außerdem:<br />

� Anlernen der Patientin in der<br />

Lymphdrainage-Eigentherapie,<br />

� Entstauungsübungen für die Arme,<br />

� Armhochlagerung, Beachtung<br />

der Verhaltensregeln (Ödemmerk -<br />

blätter),<br />

� gute Hautpflege und<br />

� lymphologische Betreuung.<br />

Der Vollständigkeit halber seien noch<br />

mögliche operative Verfahren genannt:<br />

die Lymphgefäß-Transplantation<br />

(Lymphkollektor aus dem Oberschenkel)<br />

oder die Schaffung einer<br />

lymphovenösen Anastomose <strong>bei</strong> gestauten<br />

Lymphgefäßen. Die Ergebnisse<br />

dieser Operationen sind aber<br />

nicht überzeugend, so dass sie nur<br />

selten durchgeführt werden.


<strong>Lymphödem</strong>-Therapie<br />

Schweregrad manuelle Lymphdrainage (MLD) Kompressionsbehandlung<br />

kein (latentes) <strong>Lymphödem</strong> keine MLD keine Bestrumpfung<br />

reversibles <strong>Lymphödem</strong> keine MLD zeitweise Bestrumpfung<br />

geringes <strong>Lymphödem</strong> 1x/W MLD 30 überwiegend Bestrumpfung<br />

mäßiges <strong>Lymphödem</strong> 1–2x/W MLD 45 dauerndes Strumpftragen<br />

starkes <strong>Lymphödem</strong> 2–3x/W MLD 45 dauerndes Strumpftragen<br />

massives <strong>Lymphödem</strong> 3–4x/W MLD 45 dauerndes Strumpftragen<br />

gigantisches <strong>Lymphödem</strong> 3–5x/W MLD 45 dauerndes Strumpftragen<br />

Tab. 2: Empfehlung für das Vorgehen <strong>bei</strong> <strong>Lymphödem</strong>en unterschiedlicher Schweregrade.<br />

Folgende Grundsätze sollten im Sinne<br />

der Patientin und einer rationellen<br />

Therapie eingehalten werden:<br />

� Prophylaktische MLD und prophylaktisches<br />

Strumpftragen sind<br />

nicht erforderlich.<br />

� MLD ohne Strumpftragen ist wirkungslos.<br />

� Strumpftragen ist wichtiger als<br />

MLD.<br />

� Eine postoperative MLD ist allenfalls<br />

für 2–3 Monate sinnvoll,<br />

wenn die Patientin ödemfrei<br />

bleibt.<br />

<strong>Lymphödem</strong>-Prophylaxe<br />

Die Aufklärung der Patientinnen über<br />

das <strong>Lymphödem</strong>risiko sollte grundsätzlich<br />

in der operierenden und bestrahlenden<br />

Klinik erfolgen. Dies ist<br />

in den meisten Fällen auch der Fall.<br />

Doch gaben von 1.000 befragten Patientinnen<br />

rund 30% an, präoperativ<br />

nicht über dieses Risiko informiert<br />

worden zu sein – was natürlich<br />

zum Teil mit der besonderen Situa -<br />

tion der Patientin im Rahmen der Diagnosestellung<br />

erklärt werden kann.<br />

Aber auch nach der abgeschlossenen<br />

Therapie hatten 42% der Interviewten<br />

kein Ödemmerkblatt oder<br />

ähnliche Verhaltensempfehlungen erhalten.<br />

Die wichtigsten Punkte dieser<br />

Verhaltensregeln kurz zusammengefasst:<br />

� Vorsicht vor Verletzungen am<br />

Ödemarm (bzw. am gefährdeten<br />

Arm);<br />

� Vorsicht vor Überlastungen;<br />

� keine klassische Massage am<br />

betroffenen Quadranten;<br />

� Überwärmung und Erfrierungen<br />

vermeiden;<br />

� Entzündungen und Ekzeme vermeiden<br />

und sofort behandeln;<br />

� keine abschnürende, einengende<br />

Kleidung tragen (BH!);<br />

� Operationen im betroffenen<br />

Bereich möglichst vermeiden;<br />

� Übergewicht vermeiden.<br />

Diese Regeln können für Patientinnen,<br />

<strong>bei</strong> denen nur 1 oder 2 Wächterlymphknoten<br />

entfernt wurden, sicher<br />

gelockert werden oder auch<br />

ganz entfallen (abhängig natürlich<br />

von Narbensituation und sonstigem<br />

OP-Umfang).<br />

Ödemmerkblätter für Patientinnen<br />

sind zu finden unter www.dglymph.de<br />

� Medizinische Infos � Verhaltens -<br />

regeln Arm.<br />

Hilfreich ist ergänzend die regelmäßige<br />

Durchführung von Entstauungsübungen,<br />

die im Rahmen der Nachsorge-Reha<br />

erlernt und auch in<br />

Sportgruppen für Frauen nach <strong>Mammakarzinom</strong><br />

durchgeführt werden.<br />

Hierzu können auch verschiedene<br />

Übungsgeräte verwendet werden.<br />

Vermeiden sollte man verletzungsträchtige<br />

Sportarten (z.B. Volleyball),<br />

schleudernde Bewegungen mit<br />

dem betroffenen Arm und muskuläre<br />

Ermüdung (z.B. Gewichttraining mit<br />

hoher Belastung). Eine der günstigs-<br />

ten Sportarten ist Schwimmen wegen<br />

der positiven Wirkung des hydrostatischen<br />

Drucks.<br />

Literatur<br />

1. Herpertz U: Ödeme und Lymphdrainage.<br />

Schattauer, Stuttgart, 2006.<br />

2. Mansel RE et al.: The ALMANAC Trial. J<br />

Natl Cancer Inst 98 (2006) 599–609.<br />

3. DGL, Konsensuspapier von 2000.<br />

www.dglymph.de � Medizinische Info �<br />

Lymphologische Terminologie<br />

4. Schünemann H, Willich N: <strong>Lymphödem</strong>e<br />

nach <strong>Mammakarzinom</strong>: Eine Studie über<br />

5868 Fälle. DMW 122 (1997) 536–541.<br />

5. Netopil B. <strong>Lymphödem</strong>studie. Bad Nauheim,<br />

2005–2007. Daten über Autorin<br />

(s. Korrespondenzadresse).<br />

Fotos freundlicherweise zur Verfügung<br />

gestellt von Dr. U. Herpertz.<br />

Autorin<br />

Barbara Netopil<br />

Ärztin/Lymphologie<br />

Taunusklinik im Reha-Zentrum<br />

Bad Nauheim der DRV Bund<br />

Lymphologische Abteilung<br />

Lindenstraße 6<br />

61231 Bad Nauheim<br />

FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

FRAUENARZT � 49 (2008) � Nr. 4 325

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