404-406 DIAG_Link_9Regeln_06 - Frauenarzt
404-406 DIAG_Link_9Regeln_06 - Frauenarzt
404-406 DIAG_Link_9Regeln_06 - Frauenarzt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>DIAG</strong>NOSTIK + THERAPIE<br />
<strong>404</strong><br />
9KREBSFRÜHERKENNUNG<br />
Goldene Regeln<br />
zur Qualitätsverbesserung<br />
der Exfoliativzytologie<br />
für den Anwender<br />
Martin <strong>Link</strong>, Heidrun <strong>Link</strong><br />
Die Zytologie ist in Kombination mit der Kolposkopie die Basisuntersuchung<br />
zur Früherkennung des Zervixkarzinoms. Durch die Aufnahme<br />
des jährlichen Zervixabstriches in das Krebsfrüherkennungsprogramm ist seit<br />
1971 die Inzidenz des Zervixkarzinoms um über 60 % zurückgedrängt worden.<br />
Dass dieser Erfolg nicht noch größer ist, liegt in erster Linie an der unzureichenden<br />
Beteiligung der Frauen an der Krebsvorsorge, aber auch an Fehlern<br />
der Zytologie. Etwa zwei Drittel der zytologischen Fehler liegen im Abstrich<br />
selbst, etwa ein Drittel geht zu Lasten der Beurteilung des Abstriches.<br />
Beide Fehlerquellen können ohne Kosten durch Beachtung einiger Regeln erheblich<br />
verringert werden. Diese Regeln werden in einer Folge im FRAUEN-<br />
ARZT dargestellt und zur konsequenten Beachtung empfohlen – zunächst<br />
die Regeln für den Anwender der Zytologie, später die für den Zytologen.<br />
9. Den zytologischen mit dem klinischen Befund korrelieren<br />
Der zytologische Befund wird in Deutschland nach der Münchner Nomenklatur II in der Fassung von 1997 mit den<br />
Kategorien Papanicolaou (Pap) I bis V dem Anwender mitgeteilt.<br />
Pap I: normales Zellbild ohne<br />
wesentliche degenerative oder<br />
entzündliche Veränderungen.<br />
Pap I: Superfizial- und Intermediärzellen<br />
mit völlig sauberem Hintergrund.<br />
FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 4<br />
Pap II: normales Zellbild mit degenerativen<br />
oder entzündlichen<br />
Alterationen.<br />
Pap II: Intermediärzellen, Soorinfektion,<br />
geringe Entzündung.<br />
1. Die Abstrichentnahme<br />
optimal gestalten<br />
2. Auf die Vollständigkeit des<br />
Abstriches achten<br />
3. Die Abstrichinstrumente<br />
passend auswählen<br />
4. Die richtige Ausstrichtechnik<br />
beachten<br />
5. Die exakte Fixierung<br />
gewährleisten<br />
6. Die klinischen Befunde<br />
angeben<br />
7. Die geforderte Behandlung<br />
durchführen<br />
8. Die Verwechslung von<br />
Präparaten vermeiden<br />
9. Den zytologischen Befund mit<br />
dem klinischen korrelieren<br />
Pap III: unklares Zellbild, bei dem<br />
der Zytologe sich nicht auf eine<br />
exakte Diagnose festlegen, aber<br />
ein bösartiges Geschehen nicht<br />
ausschließen kann. Baldige kolposkopische<br />
und zytologische<br />
Kontrolle nach Behandlung.<br />
Pap III: atypische Metaplasie,<br />
DD Dysplasie.
Pap IIID: Zellen einer leichten<br />
oder mittleren Dysplasie (CIN I<br />
und CIN II). Zytologische und<br />
kolposkopische Kontrolle in drei<br />
bis sechs Monaten.<br />
Pap IIID: Dyskariosen aus oberen<br />
Schichten des Epithels bei leichter<br />
Dysplasie.<br />
Pap IVb: Wie IVa, nur kann ein<br />
frühes invasives Karzinom nicht<br />
ausgeschlossen werden. Histologische<br />
Klärung und Behandlung.<br />
Pap IVb: Einzelne tumorverdächtige Zellen<br />
mit blutig-entzündlichem Hintergrund.<br />
Pap IVa: Zellen einer schweren<br />
Dysplasie oder eines Carcinoma<br />
in situ (CIN III). Histologische<br />
Klärung und Behandlung.<br />
Pap IVa: Dyskariosen aus tiefen Schichten<br />
des Epithels bei Carcinoma in situ.<br />
Pap V: Verdacht auf ein invasives<br />
Karzinom. Histologische Klärung<br />
und Behandlung.<br />
Pap V: vorwiegend nacktkernige<br />
Tumorzellen mit schmutzigem,<br />
blutig-entzündlichem Hintergrund.<br />
Das Ergebnis der zytologischen Untersuchung ist in jedem Fall mit dem kolposkopischen Befund zu vergleichen, um<br />
Diskrepanzen sofort zu erkennen und dann die Wiederholung der Untersuchung oder eine andere weiterführende Diagnostik<br />
zu veranlassen. Die Verantwortung für die richtige Einordnung des zytologischen Befundes in das klinische<br />
Bild der Patientin liegt beim Anwender. Bei einem erfahrenen und fortgebildeten kolposkopischen Untersucher, guter<br />
Qualität des Abstriches und einem versierten Zytologen ist die Rate von Fehldiagnosen minimal.<br />
Unauffällige Zytologie bei suspektem kolposkopischem Befund<br />
Pap II W / Pap II K:<br />
Zusätzlich zu den Kategorien<br />
Papanicolaou I bis V wird<br />
in der Praxis häufig die nicht<br />
zur Münchner Nomenklatur<br />
gehörende Kategorie Pap II K<br />
(K = Kontrolle) oder Pap II W<br />
(W = Wiederholung) für die<br />
Befunde verwendet, bei denen<br />
der Zytologe aus verschiedenen<br />
Gründen eine Kontrolle/Wiederholung<br />
empfiehlt, aber der<br />
Meinung ist, dass ein gravierender<br />
klinischer Befund nicht<br />
vorliegt. In solchen Fällen<br />
sollte nach der vom Zytologen<br />
empfohlenen Behandlung und<br />
in dem vorgeschlagenen<br />
zeitlichen Abstand eine<br />
kolposkopisch-zytologische<br />
Kontrolle erfolgen.<br />
Pap II W/K: HPV-Infekt mit vorwiegend<br />
doppelkernigen Koilozyten bei sonst<br />
unauffälligem Zellbild.<br />
Wenn ein suspekter kolposkopischer Befund vorliegt und die Zytologie unauffällig ist, muss eine baldige Wiederholung<br />
von Kolposkopie und Zytologie erfolgen. Bleibt auch weiterhin eine Diskrepanz bestehen, ist die histologische<br />
Abklärung vorzunehmen.<br />
30 Jahre, Carcinoma in situ. 28 Jahre, Mikrokarzinom. 33 Jahre, Zervixkarzinom Ib.<br />
Fazit: Ist bei derartigen kolposkopischen Befunden die Zytologie inadäquat, muss eine sofortige Klärung herbeigeführt werden.<br />
<strong>DIAG</strong>NOSTIK + THERAPIE<br />
FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 4 405
<strong>DIAG</strong>NOSTIK + THERAPIE<br />
<strong>4<strong>06</strong></strong><br />
Suspekter zytologischer Befund bei unauffälliger Kolposkopie<br />
Ist der zytologische Befund suspekt (Pap II K/W, III oder IIID) und ist die Kolposkopie unauffällig, werden Kolposkopie<br />
und Zytologie im vom Zytologen empfohlenen Zeitabstand und nach der geforderten Behandlung durchgeführt.<br />
28 Jahre, Ektopie. 29 Jahre, aktive Transformationszone. 46 Jahre, ruhende Transformationszone.<br />
Fazit: Ist bei solchen normalen kolposkopischen Befunden der zytologische Befund kontrollbedürftig, sollte der Empfehlung des Zytologen<br />
gefolgt werden.<br />
Bei den zytologischen Befunden Pap IVa, IVb und V ist eine histologische Klärung unabhängig vom kolposkopischen<br />
Befund und ohne Wiederholung der Zytologie geboten.<br />
Abstrichbefund und Hormonstatus<br />
Auch der im Abstrichbefund festgelegte Hormonstatus ist mit dem Alter der Patientin und einer eventuellen Hormontherapie<br />
zu korrelieren. Diskrepanzen müssen geklärt werden.<br />
57 Jahre, Menopause vor fünf Jahren,<br />
Hormonsubstitution, gute östrogene<br />
Stimulation.<br />
Der funktionelle Hormonstatus des Zervix-/Vaginalepithels spiegelt sehr gut die östrogene Situation des weiblichen<br />
Organismus wider. Im Gegensatz zur punktuellen Östrogenbestimmung in der einmaligen Blutprobe zeigt das Zervix-/<br />
Vaginalepithel die dauerhafte östrogene Zellreaktion, die sicher auch für andere Körperregionen gilt. Man kann am<br />
zytologischen Abstrich z.B. feststellen, ob ein Östrogenmangel besteht und eine Substitution empfehlenswert, ausreichend<br />
oder nicht erforderlich ist.<br />
post scriptum<br />
Die 9 Goldenen Regeln zur Verbesserung<br />
der Qualität der gynäkologischen Exfoliativzytologie<br />
sind nun formuliert, postuliert<br />
und publiziert. Jetzt kommt es<br />
darauf an, sie auch zu beachten. Den<br />
Autoren wurde mehrfach bestätigt, dass<br />
das mit den Goldenen Regeln eine „nette<br />
Idee“, eine „hübsche Sache“, ein<br />
„interessanter Beitrag“ sei. Wichtiger<br />
als die publizistische Aufmachung ist<br />
aber, dass jeder Anwender der Zytologie<br />
– und das ist jeder praktisch tätige <strong>Frauenarzt</strong><br />
– sein Vorgehen bei der Anfertigung<br />
eines zytologischen Abstrichs<br />
Punkt für Punkt durchgeht und gegebenenfalls<br />
korrigiert. Wir haben leider die<br />
FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 4<br />
51 Jahre, Menopause vor einem Jahr, keine<br />
Hormonsubstitution, hypoöstrogenes<br />
Funktionsbild bei noch ausreichender<br />
endogener Östrogenbildung.<br />
Erfahrung gemacht, dass auch schon<br />
nach früheren Publikationen und Vorträgen<br />
zu dieser Problematik die Aufmerksamkeit<br />
der Angesprochenen groß<br />
war, eine Veränderung in der Sache aber<br />
nicht eintrat. Also, führen Sie sich die<br />
in den Goldenen Regeln angesprochenen<br />
Schwachpunkte bei der praktischen<br />
Handhabung der Zytologie noch einmal<br />
vor Augen, und haben Sie den Mut und<br />
die Kraft, auch lange eingeschliffene<br />
Fehlhandlungen zu korrigieren. Erst<br />
dann wird sich der Sprung in der Qualität<br />
bemerkbar machen.<br />
Mit kollegialen Grüßen,<br />
die Autoren<br />
49 Jahre, Menopause vor zwei Jahren, keine<br />
Hormonsubstitution, völlige Atrophie bei<br />
fehlender endogener Östrogenbildung.<br />
Autoren<br />
Prof. Dr. Dr.<br />
Martin <strong>Link</strong> Heidrun <strong>Link</strong><br />
Niedergelassene Frauenärzte<br />
Boltenhagener Str. 5<br />
01109 Dresden