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ACOG-Opinion / F.K Beller, D. Wallwiener - Frauenarzt

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FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

592<br />

<strong>ACOG</strong><br />

Committee on<br />

Gynecologic Practice<br />

<strong>ACOG</strong> COMMITTEE OPINION NR. 311, APRIL 2005<br />

Angemessener Einsatz der<br />

laparoskopisch assistierten<br />

vaginalen Hysterektomie<br />

Die Technik der Hysterektomie richtet<br />

sich nach der Indikation für die<br />

Operation, den Patientinnen-Charakteristika<br />

und dem Wunsch der Patientin.<br />

Sofern technisch machbar<br />

und medizinisch vertretbar, sollte<br />

Frauen, bei denen eine Hysterektomie<br />

erforderlich ist, die vaginale<br />

Operation angeboten werden, weil<br />

die Morbidität dabei geringer zu sein<br />

scheint als bei den anderen Methoden<br />

(1–4). Die laparoskopisch assistierte<br />

vaginale Hysterektomie<br />

(LAVH) mit oder ohne bilaterale Salpingoophorektomie<br />

bietet – sofern<br />

eine solche durchgeführt werden<br />

kann – gegenüber einer konventionellen<br />

vaginalen Hysterektomie und<br />

bilateralen Oophorektomie keinen<br />

Vorteil.<br />

Prospektive randomisierte Studien<br />

haben ergeben, dass die LAVH bei<br />

gleichen Komplikationsraten mit einer<br />

schnelleren Rekonvaleszenz und<br />

weniger postoperativen Schmerzen<br />

verbunden ist als die abdominale<br />

Hysterektomie (1, 5–7). Die folgenden<br />

zusätzlichen Maßnahmen, die<br />

laparoskopisch durchgeführt werden<br />

können, erleichtern die Durchführung<br />

einer vaginalen Hysterektomie:<br />

FRAUENARZT � 46 (2005) � Nr. 7<br />

� Lösung von Adhäsionen;<br />

� Behandlung einer Endometriose;<br />

� Management von Uterusmyomen,<br />

die die Durchführung einer vaginalen<br />

Hysterektomie erschweren;<br />

� Ligatur der infundibulo-pelvinen<br />

Ligamente, die eine Entfernung<br />

der Ovarien erschweren;<br />

� Beurteilung der Bauch- und<br />

Beckenhöhle vor der Hysterektomie.<br />

Wenn bereits vor der Operation abzusehen<br />

ist, dass solche Maßnahmen<br />

notwendig werden, kann die<br />

LAVH eine angemessene Alternative<br />

zur vaginalen Hysterektomie darstellen<br />

(8). Der laparoskopische Weg<br />

kann allerdings, verglichen mit der<br />

vaginalen Hysterektomie, zusätzliche<br />

Komplikationen verursachen.<br />

Dazu gehören Verletzungen von Gefäßen<br />

und Organen durch Trokare,<br />

Vorfall von Darm- oder Netzanteilen<br />

durch große Trokaröffnungen sowie<br />

Verletzungen von Ureter, Blase und<br />

Darm (7–9). Die Vorteile der LAVH<br />

müssen gegenüber dem erhöhten Risiko<br />

von zwei unterschiedlichen Eingriffen,<br />

der laparoskopischen und<br />

vaginalen Hysterektomie mit ihren<br />

jeweils spezifischen Risiken, abgewogen<br />

werden.<br />

Committee<br />

<strong>Opinion</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Welches Hysterektomie-Verfahren<br />

zum Einsatz kommt, wird durch die<br />

Indikation, die Besonderheiten der<br />

Patientin und deren individueller<br />

Bevorzugung bestimmt. Den meisten<br />

Patientinnen, bei denen eine<br />

Hysterektomie durchgeführt werden<br />

muss, sollte – sofern technisch<br />

machbar und medizinisch angebracht<br />

– die vaginale Hysterektomie<br />

angeboten werden. Sind zusätzliche<br />

Eingriffe abzusehen, die<br />

laparoskopisch durchgeführt werden<br />

können, so bildet die laparoskopisch<br />

assistierte vaginale Hysterektomie<br />

(LAVH) eine angemessene<br />

Alternative zur abdominalen<br />

Hysterektomie. Die Vorteile der<br />

LAVH müssen gegenüber dem erhöhten<br />

Risiko und den Kosten von<br />

zwei unterschiedlichen Operationen,<br />

der Laparoskopie und der vaginalen<br />

Hysterektomie, abgewogen<br />

werden.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Erschienen in Obstet Gynecol 105<br />

(2005) 929–930.<br />

Für die Übersetzung verantwortlich:<br />

Fritz K. <strong>Beller</strong><br />

Herausgegeben von<br />

� Prof. Dr. Dr. h.c.<br />

Fritz K. <strong>Beller</strong> und<br />

� Prof. Dr. Dr. h.c. (mult.)<br />

Wolfgang Holzgreve


Kommentar<br />

Die 1990 von Kovac eingeführte<br />

LAVH (1) stellt zweifellos eine Bereicherung<br />

des operativen Spektrums in<br />

unserem Fachgebiet dar. Wie bereits<br />

vom <strong>ACOG</strong>-Komitee angeführt, ist jedoch<br />

die Zahl der Indikationen für<br />

diese Operation relativ begrenzt.<br />

Dazu gehören der besondere Wunsch<br />

der Patientin und präoperativ bekannte<br />

Operationserschwernisse, die<br />

eine vaginale Hysterektomie entscheidend<br />

komplizieren und die sich<br />

laparoskopisch beheben lassen. Unseres<br />

Erachtens muss jedoch in jedem<br />

einzelnen Fall abgewogen werden, ob<br />

die möglicherweise zu erwartenden<br />

Vorteile wie eine schnellere Rekonvaleszenz,<br />

geringere postoperative<br />

Schmerzen und die Vermeidung einer<br />

Laparotomie rechtfertigen, die bekannten<br />

Nachteile wie mögliche zusätzliche<br />

Komplikationen, einen erhöhten<br />

operativen Aufwand und eine<br />

deutlich verlängerte Operationszeit<br />

in Kauf zu nehmen – und dies unter<br />

dem zunehmenden Kostendruck, den<br />

die Einführung der DRGs mit sich gebracht<br />

hat.<br />

Bei sorgfältiger Abwägung und strenger<br />

Indikationsstellung wird die LAVH<br />

in unserer Klinik daher doch nur relativ<br />

selten durchgeführt; dies wird<br />

in anderen Kliniken ähnlich sein. In<br />

unserer Klinik nimmt allerdings die<br />

von Prof. Dr. Diethelm <strong>Wallwiener</strong> und Dr. Wolfgang Zubke,<br />

Universitäts-Frauenklinik Tübingen<br />

LAVH bei der Operation maligner Erkrankungen<br />

des Endometriums und<br />

früher Stadien des Zervixkarzinoms<br />

zunehmend breiteren Raum ein in<br />

Form der laparoskopisch assistierten<br />

radikalen Hysterektomie (LARVH),<br />

der Kombination einer laparoskopischen<br />

pelvinen und gegebenenfalls<br />

auch paraaortalen Lymphadenektomie<br />

mit einer radikalen vaginalen<br />

Hysterektomie in Anlehnung an<br />

Schauta.<br />

Wir teilen die Meinung des <strong>ACOG</strong>-Komitees,<br />

dass bei benignen Erkrankungen<br />

der Gebärmutter der vaginale<br />

Zugang stets zu bevorzugen ist,<br />

und führen daher auch die Mehrzahl<br />

unserer knapp 500 Hysterektomien<br />

pro Jahr auf vaginalem Wege durch.<br />

Bei entsprechender Erfahrung und<br />

dem richtigen Instrumentarium lässt<br />

sich unseres Erachtens bei den meisten<br />

der vom Komitee genannten Indikationen<br />

die vaginale Hysterektomie<br />

auch ohne laparoskopische Assistenz<br />

durchführen.<br />

In diesem Zusammenhang muss die<br />

vaginale Hysterektomie mit Hilfe einer<br />

neu entwickelten bipolaren Koagulationszange,<br />

der BiClamp, aufgrund<br />

des geringeren intraoperativen<br />

Blutverlusts und der schnelleren Rekonvaleszenz<br />

genannt werden (2).<br />

Neben dem vaginalen Zugang können<br />

die laparoskopischen Techniken bei<br />

sorgfältig gestellter Indikation vor<br />

allem bei Nulliparae auch für die suprazervikale<br />

Hysterektomie erwogen<br />

werden (3).<br />

Literatur<br />

1. Kovac SR, Cruikshank SH, Retto HF:<br />

Laparascopy-assisted vaginal<br />

hysterectomy. J Gynecol Surgery 6 (1990)<br />

185–193.<br />

2. Zubke, W, Becker S, Krämer B, <strong>Wallwiener</strong><br />

D: Vaginal hysterectomy: a new approach<br />

using bicoagulation forceps. J Gynecologic<br />

Surgery 1 (2004) 179–182.<br />

3. Zubke W, Balzer J, <strong>Wallwiener</strong> S, Brucker<br />

S: Suprazervikale Hysterektomie per<br />

Laparoskopie im Vergleich zur totalen<br />

Hysterektomie – eine Pro- und<br />

Contraerwägung. Geburtsh Frauenheilk 65<br />

(2005) 102–109.<br />

Für die Autoren<br />

Prof. Dr. Diethelm <strong>Wallwiener</strong><br />

Universitäts-Frauenklinik<br />

Tübingen<br />

Calwer Straße 7<br />

D-72076 Tübingen<br />

FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

FRAUENARZT � 46 (2005) � Nr. 7 593

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