diagnostik + therapie - Frauenarzt
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DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />
956<br />
DIAGNOSTIK IN DER PRAXIS<br />
Der auffällige<br />
Vulvabefund<br />
Peer Hantschmann<br />
Auffällige Befunde der Vulva können mit ausgeprägten Beschwerden<br />
verbunden, aber auch vollkommen symptomlos sein.<br />
Die rein klinische Differenzialdiagnose ist häufig nicht mit<br />
ausreichender Sicherheit möglich, da das Erscheinungsbild zum<br />
Teil erhebliche Variationen aufweisen kann. Neben gynäkologischen<br />
Krankheitsbildern müssen auch die verschiedenen dermatologischen<br />
Erkrankungen in Betracht gezogen werden. Im<br />
Folgenden werden charakteristische Läsionen der Vulva vorgestellt<br />
und die wesentlichen differenzialdiagnostischen Überlegungen<br />
erläutert.<br />
Bei der Diagnostik steht zunächst die<br />
Inspektion im Vordergrund, gegebenenfalls<br />
unter Zuhilfenahme des Kolposkops<br />
mit einer bis zu 30-fachen<br />
Vergrößerung und Anwendung von<br />
3–7%iger Essigsäure. Bei Verdacht<br />
auf vulväre Infektionserkrankungen<br />
ist eine Abstrichentnahme zur Abklärung<br />
indiziert, während ansonsten<br />
eine Probebiopsie entnommen werden<br />
sollte. Dazu eignet sich eine<br />
Stanze mit einem Durchmesser von 4<br />
oder 6 mm (Abb. 1). Bei pigmentierten<br />
Befunden, die zum Ausschluss eines<br />
Melanoms histologisch abgeklärt<br />
werden müssen, sollte eine Exzisionsbiopsie<br />
durchgeführt werden.<br />
Hautfarbene und weißliche<br />
Läsionen<br />
■ Condylomata acuminata<br />
Bei diesen typischerweise hautfarbenen<br />
filiformen papillomatösen Tumoren<br />
handelt es sich um den häufigsten<br />
benignen Tumor der Vulva, der in<br />
über 90 % durch die HPV-Typen 6 und<br />
11 hervorgerufenen wird (1). Unter<br />
den sexuell aktiven Erwachsenen in<br />
den USA weisen 1 % entsprechende<br />
Läsionen auf (2). Diese können einzeln<br />
oder multipel vorkommen (Abb.<br />
2). Die Übertragung ist durch sexuelle<br />
Kontakte, Schmierinfektionen oder<br />
gemeinsames Baden möglich. Bei<br />
FRAUENARZT ■ 44 (2003) ■ Nr. 9<br />
Auftreten von Kondylomen im Kindesalter<br />
ist an einen Missbrauch zu<br />
denken, obwohl dieser sich nur in weniger<br />
als 50 % nachweisen lässt (3).<br />
Weil HPV-bedingte Läsionen häufig<br />
multizentrisch auftreten, ist immer<br />
eine komplette Untersuchung des<br />
gesamten unteren Genitaltraktes vorzunehmen.<br />
Bei periurethraler Lokalisation<br />
sollte eine Urethrozystoskopie,<br />
bei perianaler Lokalisation eine proktoskopische<br />
Diagnostik zum Ausschluss<br />
einer Mitbeteiligung der entsprechenden<br />
Organe erfolgen.<br />
Differenzialdiagnostisch ist bei hautfarbenen<br />
diffusen papillären Strukturen<br />
an der Innenseite der Labia minora<br />
an eine Mikropapillomatosis labialis<br />
vulvae zu denken, die keinen<br />
Krankheitswert aufweist. Ebenfalls<br />
als hautfarbene Papeln imponieren<br />
fibroepitheliale Polypen und papilläre<br />
Hidradenome.<br />
Abb. 1: 6-mm-Stanze zur Entnahme einer<br />
Probeexzision in Lokalanästhesie.<br />
Abb. 2: Ausgedehnte Condylomata acuminata.<br />
Abb. 3: Lichen sclerosus mit porzellanweißem<br />
Erscheinungsbild, Rückbildung der Labia<br />
minora und verstrichenem Sulcus interlabialis.<br />
In 30 % kommt es zur Spontanheilung<br />
der Condylomata acuminata. Die<br />
medikamentösen Therapeutika können<br />
als 0,15%ige Podophyllotoxin-<br />
Creme oder 0,5%ige Podophyllotoxin-Lösung<br />
sowie 5%ige Imiquimod-<br />
Creme von der Patientin selbst aufgetragen<br />
werden (4). In der<br />
Schwangerschaft kann durch den Arzt<br />
Trichloressigsäure aufgetupft werden.<br />
Bei der chirurgischen Therapie führt<br />
die CO2-Laser<strong>therapie</strong> zu den besten<br />
kosmetischen Resultaten; als weitere<br />
Option steht die Elektrochirurgie<br />
zur Verfügung.
Abb. 4: VIN 3 mit weißlichem Erscheinungsbild.<br />
■ Lichen sclerosus<br />
Charakteristisch für den Lichen sclerosus<br />
ist eine porzellanweiße Verfärbung<br />
der Haut (Abb. 3). Häufig wird das klinische<br />
Bild allerdings durch Sekundäreffekte<br />
geprägt. In fortgeschritteneren<br />
Krankheitsstadien kommt es zur<br />
Schrumpfung der Labia minora, zur<br />
Synechienbildung und zu Introitusstenosen.<br />
Meist besteht ein quälender<br />
Pruritus, besonders abends; gelegentlich<br />
sind aber auch ausgedehnte Läsionen<br />
symptomfrei. Alle klinisch<br />
nicht eindeutigen und <strong>therapie</strong>refraktären<br />
Fälle müssen histologisch untersucht<br />
werden.<br />
Die Ätiologie der Erkrankung ist unklar;<br />
allerdings gibt es Hinweise auf<br />
ursächliche Autoimmunprozesse (5).<br />
Es gibt zwei Haupterkrankungsepisoden<br />
im Leben: Zum einen tritt die Erkrankung<br />
auf bei präpubertären Mädchen,<br />
bei denen sie sich zum Teil<br />
nach der Menarche zurückbildet (6),<br />
und zum anderen bei postmenopausalen<br />
Frauen, wobei die hormonale<br />
Ersatz<strong>therapie</strong> weder einen protektiven<br />
noch einen therapeutischen Effekt<br />
aufweist (7).<br />
Die wesentlichen Differenzialdiagnosen<br />
sind der Lichen planus, zu dem<br />
zum Teil Überlappungen bestehen,<br />
und eine Psoriasis. Weißliche Läsio-<br />
Abb. 5: Ausgedehnte pigmentierte<br />
multifokale VIN-3-Läsionen.<br />
nen sind des weiteren typisch für<br />
eine Vitiligo, die immer asymptomatisch<br />
ist. Depigmentationen können<br />
auch als Folge einer melanozytären<br />
Schädigung nach Entzündungen auftreten.<br />
Schließlich ist bei umschriebenen<br />
weißlichen Läsionen an intraepitheliale<br />
Neoplasien der Vulva<br />
(Abb. 4) und invasive Karzinome zu<br />
denken, die aufgrund einer Hydratation<br />
des Stratum corneum weißlich<br />
erscheinen können.<br />
Therapeutisch ist die topische Kortikoidapplikation<br />
in Form von Clobetasol-Salbe<br />
sehr effektiv (8). Empfohlen<br />
wird bei Diagnosestellung eine tägliche<br />
Anwendung für vier Wochen, anschließend<br />
eine Reduktion auf zunächst<br />
zweitägige Applikation für vier<br />
Wochen und schließlich zwei Applikationen<br />
pro Woche für weitere vier Wochen.<br />
Während sich die Hyperkeratose,<br />
Fissuren und Ekchymosen meist<br />
gut zurückbilden, bleiben Atrophie<br />
und Farbveränderungen bestehen.<br />
Manche Patientinnen benötigen keine<br />
weitere Therapie. Meist ist allerdings<br />
eine niedrig dosierte Applikation<br />
auf Dauer je nach Bedarf erforderlich<br />
(7). Die früher empfohlene<br />
Anwendung von Testosteron-Propionat<br />
sollte unterbleiben, da sie unwirksam<br />
und nebenwirkungsreich ist.<br />
Für die weitere Betreuung der Pa-<br />
tientin ist zu beachten, dass die Inzidenz<br />
von Plattenepithelkarzinomen<br />
der Vulva bei Patientinnen mit Lichen<br />
sclerosus erhöht ist. Allerdings entwickeln<br />
nur weniger als 5 % der Patientinnen<br />
ein Vulvakarzinom (9, 10).<br />
■ Vulväre intraepitheliale<br />
Neoplasien (VIN)<br />
Vulväre intraepitheliale Neoplasien<br />
(VIN) können klinisch sehr unterschiedliche<br />
Läsionen hervorrufen.<br />
Neben weißlichen Läsionen (Abb. 4)<br />
sind rötliche und auch pigmentierte<br />
Effloreszenzen (Abb. 5) sowie Mischbilder<br />
möglich. Veränderungen, denen<br />
eine VIN zugrunde liegen könnte,<br />
müssen immer bioptisch abgeklärt<br />
werden. Dabei ist bei uniformen<br />
Läsionen eine Biopsie meist ausreichend,<br />
während bei heterogenen Effloreszenzen<br />
zum Teil multiple Proben<br />
entnommen werden müssen.<br />
Histologisch werden die HPV-assoziierten<br />
kondylomatösen und basaloiden<br />
Typen, die häufig multifokal und<br />
multizentrisch bei jüngeren Frauen<br />
vorkommen, von dem differenzierten,<br />
meist unifokalen Typ abgegrenzt.<br />
Die Progressionsrate zum<br />
invasiven Vulvakarzinom ist zwar<br />
letztendlich nicht klar, jedoch entwickelten<br />
in einer Studie sieben von<br />
acht unbehandelten Patientinnen ein<br />
Karzinom gegenüber nur 3,4 % der<br />
behandelten Patientinnen (11). Für<br />
die chirurgische Therapie stehen die<br />
Exzision mit dem Skalpell, die Laserexzision<br />
und die Laservaporisation<br />
zur Verfügung. Zu beachten ist, dass<br />
die Rate okkulter Invasionen mit bis<br />
zu 20 % angegeben wird (12, 13).<br />
Mit der photodynamischen Therapie<br />
wird insbesondere bei uni- und bifokalen<br />
Läsionen eine hohe Remissionsrate<br />
erreicht (14); zum Einsatz<br />
von Imiquimod liegen nur wenige,<br />
nicht einheitliche Daten vor (15, 16).<br />
Rötliche Läsionen<br />
Bei verschiedenen entzündlichen<br />
Prozessen an der Vulva entwickeln<br />
sich rötliche Läsionen. Diese kommen<br />
DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />
FRAUENARZT ■ 44 (2003) ■ Nr. 9 957
DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />
958<br />
Abb. 6: Erosiver Lichen ruber planus,<br />
lokalisiert im Vestibulum vaginae.<br />
bei der vulvovaginalen Candidiasis<br />
und bei den unterschiedlichen Dermatitisformen<br />
vor, die hier nicht weiter<br />
dargestellt werden können. Scharf<br />
begrenzte, schuppende rote Plaques,<br />
bevorzugt in den Intertrigines, sind<br />
charakteristisch für eine Psoriasis,<br />
bei der sich häufig auch extragenital<br />
charakteristische Effloreszenzen<br />
nachweisen lassen.<br />
■ Lichen ruber planus<br />
Die Ätiologie des Lichen ruber planus<br />
ist unbekannt, allerdings besteht<br />
eine Assoziation zu Autoimmunerkrankungen.<br />
Das Risiko für die Entwicklung<br />
eines Vulvakarzinoms ist erhöht.<br />
Man unterscheidet eine erosive<br />
von einer nicht erosiven Form. Die<br />
nicht erosive Form führt meist zu<br />
Pruritus; man findet weißliche, unregelmäßig<br />
begrenzte Papeln sowie<br />
netzförmige oder lineare Effloreszenzen<br />
an der Mundschleimhaut. Bei der<br />
erosiven Variante beklagen die Patientinnen<br />
Schmerzen und Brennen<br />
im Vulvabereich, typischerweise sind<br />
die Erosionen im Vestibulum lokalisiert<br />
und von einer erosiven Vaginitis<br />
begleitet (Abb. 6) (17). An der<br />
Mundschleimhaut können sich ebenfalls<br />
Ulzera befinden. Die Erkrankung<br />
führt im weiteren Verlauf zu Narbenbildungen,<br />
Adhäsionen und Obliterationen.<br />
FRAUENARZT ■ 44 (2003) ■ Nr. 9<br />
Abb. 7: Morbus Paget der Vulva mit<br />
erythematösen Plaques.<br />
Während die nicht erosive Erkrankung<br />
meist sehr gut auf topische<br />
Kortikosteroide anspricht, ist die<br />
Therapie der erosiven Form problematisch.<br />
Kortikosteroide können topisch,<br />
in der Vagina als Hydrocortison-Rektalschaum,<br />
oder systemisch<br />
angewendet werden. Zum Teil ist der<br />
Einsatz von Ciclosporin und Retinoiden<br />
erforderlich.<br />
■ Morbus Paget<br />
Beim Morbus Paget finden sich typischerweise<br />
einzelne erythematöse,<br />
leicht erhabene Plaques, die häufig<br />
Abb. 9: Melanosis des Praeputium clitoridis.<br />
Abb. 8: Akanthosis nigricans mit diffuser<br />
Pigmentierung in den Intertrigines.<br />
ein ekzematöses Aussehen haben<br />
und Sekundäreffekte aufweisen<br />
(Abb. 7). Die Symptom-Diagnose-Latenz<br />
ist bei dieser Erkrankung besonders<br />
lang, obwohl eine Stanzbiopsie<br />
die charakteristischen Pagetzellen<br />
innerhalb der Epidermis<br />
nachweisen lässt. Immunhistochemisch<br />
kann unterschieden werden<br />
zwischen primären und sekundären<br />
Formen, bei denen ein assoziiertes<br />
Malignom vorliegt (18).<br />
Nach Diagnosestellung sollte eine<br />
Exzision im Gesunden erfolgen. Bei<br />
einer Laser<strong>therapie</strong> ist wegen der<br />
Abb. 10: Superfizial spreitendes Melanom<br />
der Vulva mit unregelmäßigen Grenzen<br />
(Kürzl).
Abb. 11: Exophytisches Plattenepithelkarzinom<br />
der Vulva.<br />
Abb. 12: Ulzeriertes Plattenepithelkarzinom<br />
der Vulva.<br />
Abb. 13a, b: Herpes genitalis mit Ulzerationen nach Aufplatzen der primären Vesiculae.<br />
Abb. 14a, b: Herpes zoster der linken Vulva mit Ausbreitung der Effloreszenzen im gesamtem<br />
S3-Dermatom.<br />
Ausbreitung der Erkrankung auf die<br />
Hautanhangsgebilde auf eine ausreichende<br />
Tiefenwirkung zu achten. Rezidive<br />
treten in Abhängigkeit vom<br />
Resektionsrand häufig auf, sind aber<br />
fast immer ebenfalls rein intraepitheliale<br />
Erkrankungen.<br />
Pigmentierte Läsionen<br />
Bei den Pigmentierungen sind umschriebene<br />
von diffusen Formen abzugrenzen.<br />
Diffuse Formen können<br />
konstitutionell oder bei hormonaler<br />
Stimulation (z.B. in der Schwangerschaft)<br />
auftreten. In den Intertrigines<br />
kommt es insbesondere bei adipösen<br />
Patientinnen häufig zu einer<br />
Pigmentierung, die als Akanthosis nigricans<br />
(Abb. 8) bezeichnet wird, obwohl<br />
es sich um eine Hyperkeratose<br />
und Papillomatose handelt.<br />
Umschriebene pigmentierte Läsionen<br />
können vielfältige Ursachen haben.<br />
Nach entzündlichen Prozessen kann<br />
es zu Hyperpigmentationen kommen.<br />
Melanozytäre Proliferationen führen<br />
zur Pigmentation bei der Lentigo,<br />
den verschiedenen Naevi und dem<br />
Vulvamelanom (Abb. 9 und 10). Im<br />
Einzelfall kann die klinische Differenzialdiagnose<br />
zum Vulvamelanom<br />
problematisch sein, sodass eine histologische<br />
Klärung erforderlich ist.<br />
Größenzunahme, unregelmäßige Begrenzung,<br />
Asymmetrie und Farbvariation<br />
sind verdächtige Charakteristika.<br />
Epitheliale Proliferationen können<br />
ebenfalls zu pigmentierten Läsionen<br />
führen, z.B. bei der seborrhoischen<br />
Keratose oder der vulvären<br />
intraepithelialen Neoplasie (s. Abb.<br />
5 auf S. 957).<br />
Exophytische<br />
und ulzerierte Tumoren<br />
Diese Läsionen sind typisch für Plattenepithelkarzinome<br />
der Vulva (Abb.<br />
11 und 12). Meist imponieren sie rötlich<br />
oder weißlich. Jede verdächtige<br />
Veränderung ist durch eine Probebiopsie<br />
abzuklären, die bei Ulzera aus<br />
dem Randbereich des Ulkus entnommen<br />
werden sollte.<br />
DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />
FRAUENARZT ■ 44 (2003) ■ Nr. 9 959
DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />
960<br />
Abb. 15: Über die gesamte Vulva verteilte<br />
Bläschen bei Zustand nach pelviner<br />
Lymphonodektomie und Radio<strong>therapie</strong>.<br />
Blasen bildende<br />
Erkrankungen<br />
■ Herpes genitalis<br />
Die genitale Primärinfektion mit dem<br />
Herpes-simplex-Virus (HSV) führt typischerweise<br />
zu ausgedehnten vulvären<br />
Vesiculae und Ulzerationen<br />
(Abb. 13a und b). In über 90 % sind<br />
eine Zervizitis sowie generalisierte<br />
Krankheitszeichen vorhanden wie<br />
Fieber, Myalgien und starke Kopfschmerzen<br />
im Rahmen einer aseptischen<br />
Meningitis. Selten entwickelt<br />
sich eine sakrale Radikulitis mit<br />
Harnverhalt. Reaktivierungen können<br />
jederzeit aus den Ganglien erfolgen,<br />
in denen die Viren persistieren, zum<br />
Teil assoziiert zu auslösenden Faktoren<br />
wie Menstruation, Kohabitation<br />
oder Stress.<br />
Ursächlich können die HSV-Typen 1<br />
und 2 sein, die Inzidenz von HSV-1 ist<br />
dabei zunehmend (19). Infektionen<br />
mit HSV-1 verlaufen in der Regel milder<br />
und haben ein geringeres Rezidivrisiko,<br />
während 80 % der HSV-2-infizierten<br />
Patientinnen ein Rezidiv innerhalb<br />
des ersten Jahres entwickeln (20).<br />
Der Virusnachweis im Abstrich beweist<br />
die Infektion. Therapeutisch<br />
wird 5 x 200 mg Aciclovir oral, in<br />
schweren Fällen ggf. auch intravenös<br />
eingesetzt. Rezidive können asymptomatisch<br />
verlaufen, obwohl durch<br />
exakte Information der Patientin die<br />
FRAUENARZT ■ 44 (2003) ■ Nr. 9<br />
meisten asymptomatischen Rezidive<br />
erkannt werden können (21). Beim<br />
Rezidiv können bei milden Formen<br />
symptomatische Therapien ausreichen,<br />
ansonsten sollte so früh wie<br />
möglich mit Aciclovir <strong>therapie</strong>rt werden.<br />
Häufige Rezidive können durch<br />
eine sechs- bis zwölfmonatige Applikation<br />
von Aciclovir behandelt werden.<br />
Als Therapiealternative stehen<br />
Famciclovir und Valaciclovir zur Verfügung<br />
(22).<br />
■ Herpes zoster<br />
Bei streng unilateralem Auftreten ist<br />
an einen Herpes zoster im S3-Dermatom<br />
zu denken und nach weiteren<br />
Effloreszenzen in dem entsprechenden<br />
Dermatom zu suchen (Abb. 14 a<br />
und b). Die Patientinnen werden<br />
möglichst frühzeitig mit 5 x 800 mg<br />
Aciclovir oral täglich behandelt.<br />
■ Lymphangiome<br />
Vesiculae können bei Lymphgefäßpathologien,<br />
Lymphangiomen oder selten<br />
als Therapiefolge nach Operation und<br />
Radio<strong>therapie</strong> entstehen (Abb. 15).<br />
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Autor<br />
Dr. med. Peer Hantschmann<br />
I. Universitäts-Frauenklinik<br />
Klinikum Innenstadt<br />
Maistr. 11<br />
D-80337 München<br />
Tel. +49 (0) 89 51 60 45 19<br />
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