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diagnostik + therapie - Frauenarzt

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DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

50<br />

MAMMOGRAPHIE<br />

Digitales System eignet sich zum<br />

Erkennen von Mikrokalk<br />

An einem anthropomorphen Phantom wurde die Detektierbarkeit Mikrokalk-ähnlicher<br />

Partikel bei konventioneller und digitaler Mammographie verglichen<br />

Matthias Küchler<br />

Das Ortsauflösungsvermögen eines<br />

Mammographie-Gerätes hängt einerseits<br />

von den geometrischen Verhältnissen,<br />

d.h. von der Größe des<br />

Brennfleckes, vom Fokus-Detektor-<br />

Abstand und vom Objekt-Detektor-<br />

Abstand, und andererseits vom Auflösungsvermögen<br />

des Detektors ab.<br />

Ausgehend davon, dass übliche Film-<br />

Folien-Systeme richtungsunabhängig<br />

mehr als 20 Linienpaare je Millimeter<br />

(Lp/mm) auflösen, wird mit den<br />

verbreiteten Auflösungstests mittels<br />

Bleistrich-Raster oder Edelstahl-<br />

Drahtgewebe im Wesentlichen das<br />

geometrische Auflösungsvermögen<br />

und bei sonst weitgehend identischen<br />

Verhältnissen insbesondere die<br />

effektive Brennfleck-Ausdehnung bestimmt.<br />

Ein direkter Rückschluss auf<br />

die minimale Größe, bis zu der Niedrigkontrast-Objekte<br />

mit einem zur<br />

Detektion ausreichenden Signal-<br />

Rausch-Verhältnis abgebildet werden,<br />

ist dabei nicht möglich.<br />

Beim Einsatz digitaler Detektoren im<br />

Zusammenspiel mit geometrisch optimierten<br />

Mammographie-Geräten<br />

begrenzt derzeit die Pixelstruktur der<br />

Detektoren das Ortsauflösungsvermögen,<br />

während das Auflösungsver-<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1<br />

mögen der eingesetzten Laser-Imager,<br />

mit denen die digital gewonnenen<br />

Aufnahmen auf Film ausgegeben<br />

werden, mit etwa 36 Lp/mm als ausreichend<br />

hoch angesehen werden<br />

kann. Die Ausgabe über den Laser-<br />

Imager spiegelt sich somit nur in<br />

einer äußerst feinen Linienstruktur<br />

auf dem Film wider, die auch bei<br />

Betrachtung mit üblicher Lupenvergrößerung<br />

kaum erkennbar ist, sodass<br />

ein negativer Einfluss auf die<br />

folgenden Auswertungen wie auch<br />

auf die Diagnostik insgesamt ausgeschlossen<br />

werden kann.<br />

Das Ortsauflösungsvermögen digitaler<br />

Detektoren ist deutlich richtungsabhängig<br />

und führt beim Einsatz<br />

von Auflösungstests, die parallel<br />

zu den Pixelreihen oder -spalten<br />

orientierte lineare Strukturen aufweisen,<br />

zu Überlagerungen, welche<br />

eine Beurteilung des Auflösungsvermögens<br />

erschweren bzw. unmöglich<br />

machen. So ist bereits bei einem Auflösungstest<br />

mit 4,5 Lp/mm (s. Abb.<br />

1 oben, linke Gruppe) keine klare und<br />

gleichmäßige Auflösung der sechs<br />

schwarzen Linien dieser Gruppe mehr<br />

erkennbar, während bei 5,0 und 5,5<br />

Lp/mm die sechs bzw. sieben schwar-<br />

Abb. 1: Auflösungstest mit 4,5 / 5,0 / 5,5 Lp/mm parallel (oben) und mit 5,0/5,5/6,0 Lp/mm<br />

schräg (unten) zur Pixelstruktur des Detektors, Ausschnitt jeweils ca. 1 x 10 mm.<br />

zen Linien der jeweiligen Gruppe je<br />

nach konkreter Orientierung zu den<br />

Zusammenfassung<br />

Digitale Detektoren für die Mammographie<br />

zeigen gegenwärtig<br />

noch ein deutlich geringeres Ortsauflösungsvermögen<br />

als konventionelle<br />

Film-Folien-Systeme. Mit dieser<br />

Arbeit soll nachgewiesen werden,<br />

dass hinsichtlich der praktisch<br />

relevanten Detektierbarkeit von<br />

Mikrokalk ein derzeit angebotenes<br />

digitales System (Senographe DMR<br />

2000, Fa. General Electric Medical<br />

Systems mit einem Dry View 8600<br />

Medical Laser Imager der Fa. Kodak)<br />

bereits als mindestens gleichwertig<br />

zu einem konventionellen<br />

System (Alpha RT der Fa. Instrumentarium<br />

Imaging mit dem MinR<br />

2000-Film-Folien-System der Fa.<br />

Kodak) angesehen werden kann.<br />

Dazu wurden Mikrokalk-ähnliche<br />

Partikel (7-µm-Gold-Absorber, Fa.<br />

pehamed) in einer Mamma-äquivalenten<br />

Struktur (Anthropomorphic<br />

Breast Phantom, Fa. Gammex-RMI)<br />

abgebildet. Die Erkennbarkeit dieser<br />

Objekte wurde von zehn mammographisch<br />

tätigen Ärzten getestet.<br />

Acht dieser zehn Ärzte detektierten<br />

auf den digital angefertigten<br />

Aufnahmen mehr Partikel-<br />

Gruppen als auf den konventionell<br />

angefertigten Aufnahmen. Somit<br />

bestehen bei Erfüllung aller sonstigen<br />

Anforderungen keine Hinderungsgründe,<br />

den Einsatz dieses digitalen<br />

System trotz des gemäß<br />

den deutschen Regelungen nominell<br />

unzureichenden Ortsauflösungsvermögens<br />

zu genehmigen.


Abb. 2: Auflösungstest mit regelmäßig<br />

angeordneten 100-µm-Öffnungen (oben)<br />

und einzelner Gold-Absorber mit 80 µm<br />

Durchmesser (unten), Ausschnitt jeweils<br />

ca. 3 x 4 mm<br />

Pixelreihen teils komplett dargestellt<br />

und teils vollkommen ausgelöscht<br />

sind (s. Abb. 1 oben, mittlere und<br />

rechte Gruppe). Ähnliche Beobachtungen<br />

sind bei konventionellen<br />

Mammographie-Geräten als „inverse<br />

Abbildung“ bekannt (1).<br />

Unter diesen Umständen kann dem<br />

digitalen Detektor des Senographe<br />

DMR 2000 nur ein generelles und damit<br />

richtungsunabhängiges Ortsauflösungsvermögen<br />

von etwa 4 Lp/mm<br />

zugeordnet werden, auch wenn bei<br />

günstigerer Orientierung der linearen<br />

Strukturen des Auflösungstests<br />

schräg zu den Pixelreihen und -spalten<br />

weitere Gruppen bis zu 5,5<br />

Lp/mm (s. Abb. 1 unten, mittlere<br />

Gruppe) aufgelöst werden können.<br />

Während die regelmäßig angeordneten<br />

strahlendurchlässigen Öffnungen<br />

des Niedrigkontrast-Auflösungstests<br />

(7 µm Gold als Absorber) aufgrund<br />

von Überlagerungen mit der geometrischen<br />

Struktur des Detektors<br />

bestenfalls bis zu einer Größe von<br />

100 µm (entsprechend der Gruppe<br />

mit 5,0 Lp/mm) als getrennte Objekte<br />

auf den Prüfkörper-Aufnahmen er-<br />

kennbar sind (s. Abb. 2 oben), wird<br />

durch das digitale System jedes einzelne<br />

Partikel mit 80 µm Durchmesser<br />

unabhängig von seiner jeweiligen<br />

Orientierung zum Pixelraster des<br />

Detektors auch vor inhomogenem<br />

Hintergrund noch abgebildet (s. Abb.<br />

2 unten, Partikel im Zentrum), wobei<br />

das sinkende Signal-Rausch-Verhältnis<br />

kleinerer Objekte eine Abgrenzung<br />

gegenüber ähnlichen Artefakten<br />

zunehmend schwieriger gestaltet.<br />

Offensichtlich ist es für die<br />

Wiedergabe kleinster Partikel aber<br />

ausreichend, wenn mehrere benachbarte<br />

Pixel nur teilweise abgeschattet<br />

werden, sodass die Größe der einzelnen<br />

Pixel keine absolute Grenze<br />

für die Abbildung dieser Objekte darstellt.<br />

Material und Methodik<br />

■ Struktur der Testobjekte<br />

zur Erkennbarkeit von Mikrokalk<br />

Als Mikrokalk-ähnliche Niedrigkontrast-Objekte<br />

dienten 7-µm-Gold-<br />

Absorber mit Durchmessern von 250,<br />

200, 160, 120 und 80 µm, von denen<br />

jeweils sechs Partikel gleicher<br />

Größe in einer Gruppe mit gegenseitigen<br />

Abständen von 5 mm (analog<br />

zur Augenanordnung auf einem Würfel)<br />

auf einer strahlendurchlässigen<br />

Folie zusammengefasst waren. Diese<br />

Anordnung sollte vor dem Hintergrund<br />

des anthropomorphen Phantoms,<br />

welches z. T. ebenfalls Mikrokalk-ähnliche,<br />

aber unregelmäßig<br />

angeordnete Strukturen enthielt,<br />

eine relativ sichere Entscheidung ermöglichen,<br />

ob eine mehr oder weniger<br />

vollständig erkennbare Gruppe<br />

oder nur eine Reihe hier störender<br />

Artefakte im geprüften Areal vorhanden<br />

war (s. Abb. 3).<br />

Als Modell für die geforderte eindeutige<br />

Entscheidung diente dabei ein<br />

Stufenprozess. Zuerst müssen überhaupt<br />

zwei oder drei der sich nur<br />

noch wenig vom Hintergrundrauschen<br />

abhebenden Partikel als reale<br />

Objekte erkannt werden – genau das<br />

gleiche Problem, vor dem der mammographisch<br />

tätige Arzt bei der Su-<br />

che nach kleinsten Mikroverkalkungen<br />

steht.<br />

Danach können aufgrund der bekannten<br />

geometrischen Anordnung –<br />

ausgehend von diesen zuerst detektierten<br />

Partikeln – auch weitere minimale<br />

optische Dichteschwankungen<br />

mit noch niedrigerem Signal-Rausch-<br />

Verhältnis mit gewisser Wahrscheinlichkeit<br />

als Abbild der fehlenden Partikel<br />

interpretiert werden. Da auch die<br />

kleinsten Partikel noch erkennbare<br />

Störungen im Hintergrundrauschen<br />

hinterließen (s. Abb. 2 unten) und<br />

letztlich das Vorhandensein einer<br />

Gruppe von Artefakten mit genau bekannter<br />

geometrischer Beziehung mit<br />

deutlich größerer Sicherheit als das<br />

Vorhandensein eines Einzelpartikels<br />

festgestellt werden kann, diente dieser<br />

zweite Schritt im Wesentlichen<br />

nur noch der Vermeidung falschpositiver<br />

Detektionen, während ein direkter<br />

Bezug zur Befundung einer realen<br />

Mammographie nicht mehr gegeben<br />

ist.<br />

Mit dieser Maßnahme gelang es, dass<br />

bei insgesamt 1.540 überprüften Arealen<br />

nur in einem einzigen Fall die<br />

Anwesenheit einer Partikelgruppe in<br />

einem definitiv leeren Areal angegeben<br />

wurde. Diese eine Fehleinschätzung<br />

hat keinerlei Einfluss auf das<br />

Gesamtergebnis; sie blieb aus diesem<br />

Grund in Tabelle 1 (s. S. 52) und bei<br />

allen folgenden Betrachtungen unberücksichtigt.<br />

Die einzelnen Folienstücke mit den<br />

Partikelgruppen (sowie vier Folienstücke<br />

ohne Partikel) waren zwischen<br />

Abb. 3: Anordnung der sechs Gold-Absorber<br />

in jeder Gruppe vor Mamma-äquivalentem<br />

Hintergrund, Ausschnitt ca. 10 x 15 mm<br />

DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1 51


DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

52<br />

jeweils zwei kreisförmigen Stücken<br />

unverarbeiteten Mammographie-Films<br />

eingebettet, und aus den somit vorliegenden<br />

19 Scheiben wurden für<br />

jede Aufnahme jeweils elf, darunter<br />

immer ein bis vier ohne Partikel, zufällig<br />

ausgewählt. Die Scheiben wurden<br />

direkt auf dem Mamma-Auflagetisch<br />

nach immer gleichem Grundschema<br />

(s. Abb. 4 links) angeordnet,<br />

wobei die Orientierung der Partikelgruppen<br />

aus einer von vier vorgegebenen<br />

Richtungen (0°, 90° und<br />

+/- 45°) zufällig gewählt wurde.<br />

Die gesamte Anordnung wurde mit<br />

dem anthropomorphen Phantom abgedeckt.<br />

Dieses Phantom repräsentiert<br />

eine je zur Hälfte aus Fett-<br />

und Bindegewebe bestehende und<br />

auf eine Dicke von 5 cm komprimierte<br />

Brust, wobei die verschiedenen<br />

Schwärzungen im Röntgenbild<br />

(s. Abb. 4 rechts) nicht durch<br />

Dichte-, sondern durch Dickenunterschiede<br />

des Phantommaterials realisiert<br />

werden.<br />

Die Exposition erfolgte in allen Fällen<br />

mit 28 kV sowie Molybdän-Anode<br />

und -Filter. Um absolut gleichmäßig<br />

exponierte Aufnahmen auch bei ge-<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1<br />

ringfügiger Verschiebung des Phantoms<br />

gegenüber der Messkammer zu<br />

erhalten, wurden die mAs-Werte, die<br />

vorab an beiden Geräten mit der im<br />

Routinebetrieb eingesetzten Einstellung<br />

der Belichtungsautomatik ermittelt<br />

worden waren, jeweils durch<br />

die nächstgelegenen Werte für die<br />

freie Einstellung ersetzt. Damit wurden<br />

einerseits sieben Aufnahmen am<br />

konventionellen Mammographie-Gerät<br />

mit je 63 mAs und andererseits sieben<br />

Aufnahmen am digitalen Gerät mit je<br />

71 mAs exponiert. Die daraus resultierenden<br />

geringen Unterschiede der<br />

Oberflächendosis von 5,3 bzw. 5,9<br />

mGy können sowohl bezüglich ihres<br />

Einflusses auf die hier untersuchten<br />

Detektionsmöglichkeiten (2) als auch<br />

bezüglich der Anforderungen der<br />

Bundesärztekammer (3) beim klinischen<br />

Einsatz digitaler Bilddetektoren<br />

vernachlässigt werden.<br />

Vorversuche mit den digital erstellten<br />

Aufnahmen zeigten, dass bei einer<br />

Optimierung der Monitorwiedergabe<br />

auf die optischen Verhältnisse im jeweils<br />

bezüglich der Anwesenheit einer<br />

Partikelgruppe zu bewertenden<br />

Areal immer eine zweifelsfreie Detektion<br />

aller dort vorhandenen Partikel<br />

Wie viele Gruppen Mikrokalk-ähnlicher Partikel wurden erkannt?<br />

möglich war. Da einerseits die damit<br />

verbundene zeitaufwendige Einzelbewertung<br />

der verschiedenen Dichtebereiche<br />

in der Regel nicht bei jeder Befundung<br />

einer realen Mammographie<br />

vorausgesetzt werden kann und andererseits<br />

ein Verzicht auf diese Optimierungsmöglichkeit<br />

sicher keinen<br />

Einfluss zugunsten der Bewertung der<br />

digitalen Technik hat, wurden auch<br />

die digital erstellten Aufnahmen über<br />

den Laser-Imager ausgegeben. Dabei<br />

wurde analog zu den Anforderungen<br />

für konventionelle Aufnahmen der<br />

Objektumfang durch eine Anpassung<br />

von optischer Dichte und Kontrast auf<br />

dem visuell nutzbaren Schwärzungsbereich<br />

des Laser-Filmes abgebildet,<br />

während auf jede Art weiterer Nachbearbeitung<br />

verzichtet wurde. Alle<br />

Aufnahmen zeigen vor einer Mammaäquivalenten<br />

Gewebestruktur zur<br />

Orientierung eine regelmäßige Anordnung<br />

von elf Kreisen mit 29 mm<br />

Durchmesser (s. Abb. 4 rechts), von<br />

denen sieben bis zehn die beschriebenen<br />

Partikelgruppen enthalten.<br />

Es wurden sieben Paare aus je einer<br />

konventionellen und einer digitalen<br />

Aufnahme mit jeweils gleicher Anzahl<br />

von Gruppen mit identischer Parti-<br />

Digitales System Konventionelles System<br />

Partikeldurchmesser 120 µm 80 µm 120 µm 80 µm<br />

Anzahl vorhandener Gruppen 13 6 13 6<br />

Testpersonen<br />

A 13 3 13 2<br />

B 13 3 13 2<br />

C 13 3 13 1<br />

D 13 1 12 2<br />

E 13 0 13 0<br />

F 13 0 11 0<br />

G 13 0 11 0<br />

H 13 0 10 0<br />

I 12 0 11 0<br />

J 12 0 10 0<br />

Summe insgesamt detektierter Gruppen 128 10 117 7<br />

Anteil insgesamt detektierter Gruppen 98 % 17 % 90 % 12 %<br />

Tab. 1: Anzahl der von den einzelnen Testpersonen detektierten Gruppen Mikrokalk-ähnlicher Partikel


Abb. 4: Schematische Anordnung (links) und Abbildung (rechts) der Scheiben mit den Gruppen Mikrokalk-ähnlicher Partikel hinter dem Mamma-äquivalenten<br />

Phantom<br />

kelgröße gebildet. Diese Paare wurden<br />

zehn mammographisch tätigen<br />

Ärzten in jeweils gleicher Reihenfolge<br />

mit dem Minimum exponierter Partikelgruppen<br />

beim dritten Aufnahmepaar<br />

zur Auswertung vorgelegt. Aufgrund<br />

der insbesondere bei der<br />

Wiedergabe des Mikrokalks erkennbaren<br />

Zeilenstruktur des Laser-Imagers<br />

war dabei jederzeit eine Zuordnung<br />

zum digitalen bzw. konventionellen<br />

System möglich. Unbekannt blieb bei<br />

jeder Aufnahme die genaue Anzahl<br />

der Areale ohne Partikelgruppe.<br />

Ergebnisse<br />

Alle Gruppen mit 250-µm-, 200-µm<br />

und 160-µm-Partikeln wurden durchgehend<br />

von allen Ärzten erkannt. Hier<br />

zeigte sich, dass die aktuelle Anforderung<br />

der Bundesärztekammer (2),<br />

wonach zu den wichtigen Bildmerkmalen<br />

die Wiedergabe von Mikroverkalkungen<br />

einer Größe von ≤ 0,2 mm<br />

gehört, von den gegenwärtig betriebenen<br />

Mammographie-Einrichtungen<br />

zweifelsfrei erfüllt wird.<br />

Von den insgesamt je 130 Arealen mit<br />

120-µm-Partikeln wurden mit dem digitalen<br />

System 128 und mit dem konventionellen<br />

System 117 detektiert,<br />

und von den je 60 Arealen mit 80-µm-<br />

Partikeln wurden noch zehn mit dem<br />

digitalen und sieben mit dem konventionellen<br />

System aufgefunden (s. Tab.<br />

1), wobei die relativ geringe Anzahl<br />

von Einzelentscheidungen weder eine<br />

Abhängigkeit der Detektionsrate von<br />

der Position noch von der Orientierung<br />

der Partikelgruppen erkennen ließ.<br />

Naturgemäß ziehen die einzelnen<br />

Testpersonen die Grenze zwischen einer<br />

positiven oder negativen Entscheidung<br />

bei verschiedenen Signal-Rausch-Verhältnissen,<br />

und damit<br />

schwankt auch die Summe der von jeder<br />

Testperson markierten Areale.<br />

Insgesamt versetzte jedoch das digitale<br />

System bereits ohne weitere spezielle<br />

Nachbearbeitung der Aufnahmen<br />

acht der zehn Ärzte in die Lage,<br />

ein bis drei Partikelgruppen mehr als<br />

mit dem konventionellen System zu<br />

detektieren. Aufgrund des realitätsnahen<br />

Testdesigns kann folglich davon<br />

ausgegangen werden, dass das<br />

digitale System des Senographe DMR<br />

2000 auch im Routinebetrieb Mammographien<br />

liefert, auf denen Mikrokalzifikationen<br />

eher oder besser als<br />

auf konventionellen Aufnahmen zu<br />

detektieren sind.<br />

Diskussion<br />

In einer nach Abschluss der vorliegenden<br />

Untersuchungen erschienenen<br />

Arbeit testeten Obenauer et al.<br />

(4) ebenfalls die Detektierbarkeit von<br />

mittels zerstoßener Eierschalen simulierten<br />

Mikrokalzifikationen vor<br />

antropomorphem Hintergrund. In<br />

grober Näherung verhalten sich einerseits<br />

die auf gleichen Querschnitt<br />

normierten Dicken der hier untersuchten<br />

80-µm-Goldpartikel und der<br />

von Obenauer et al. verwendeten<br />

150-µm-Kalkpartikel und andererseits<br />

die Schwächungskoeffizienten von<br />

Kalk und Gold wie 1:50, sodass das<br />

Produkt beider Größen und damit die<br />

Schwächung der Röntgenstrahlung<br />

durch das einzelne Partikel in beiden<br />

Fällen zumindest von gleicher Größenordnung<br />

sind. Unter diesen Voraussetzungen<br />

muss eine Detektionsrate<br />

für konventionelle und digitale<br />

Systeme von rund 17 bzw. 12 % für<br />

die 80-µm-Goldpartikel in dieser Arbeit<br />

und von rund 25 bzw. 15 % für<br />

die 150-µm-Kalkpartikel in der Arbeit<br />

von Obenauer et al. als ausgezeichnete<br />

Übereinstimmung für die Ermittlung<br />

einer Grenze der Detektierbarkeit<br />

vor inhomogenem Hintergrund<br />

angesehen werden.<br />

Diese hier gewonnenen Ergebnisse<br />

unterstützen ebenfalls die Kernaussage<br />

einer weiteren Arbeit von Obenauer<br />

und Mitarbeitern (2), auch wenn<br />

diese zum einen über eine Auswertung<br />

am Monitor die Vorteile der<br />

digitalen Mammographie deutlich<br />

weitergehender als in der hier vorliegenden<br />

Arbeit nutzen und zum anderen<br />

mit der Wiedergabe der Partikel<br />

an einem von vier genau bekannten<br />

Orten und vor homogenem Hintergrund<br />

letztendlich nur eine relative<br />

Bewertung kleiner Signal-Rausch-Verhältnisse<br />

vornehmen lassen und so<br />

insgesamt Partikel in einer Größenordnung<br />

bis herab zu 1 µm Dicke und<br />

100 µm Durchmesser detektieren.<br />

Partikel dieser Größe werden jedoch<br />

– wie vorliegende Arbeit zeigen<br />

soll – nur mit derart geringen Signal-<br />

Rausch-Verhältnissen abgebildet,<br />

dass ihre Detektion an unbekannten<br />

Orten und vor Mamma-äquivalentem<br />

Hintergrund praktisch unmöglich ist<br />

und ihnen folglich jegliche Relevanz<br />

für die primäre mammographische<br />

DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1 53


DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

54<br />

Diagnostik von Mikroverkalkungen<br />

abgesprochen werden muss.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die bisher genutzte Bestimmung des<br />

Ortsauflösungsvermögens sowohl über<br />

einen Hochkontrast- als auch über einen<br />

Niedrigkontrast-Auflösungstest ist<br />

nicht geeignet, die Fähigkeit einer<br />

Mammographie-Einrichtung zur Abbildung<br />

von Mikrokalk zu beschreiben.<br />

Insbesondere wirkt bereits das hier<br />

untersuchte digitale System mit einem<br />

Auflösungsvermögen von etwa 4 Lp/<br />

mm nicht mehr limitierend bei der Detektion<br />

kleinster Mikrokalzifikationen,<br />

da diese bei genauer Kenntnis ihrer<br />

Position zwar auf der Aufnahme noch<br />

nachgewiesen werden können (s. Abb.<br />

2 unten), vor inhomogenem Hintergrund<br />

aber im Allgemeinen der Aufmerksamkeit<br />

entgehen.<br />

Unter dieser Voraussetzung fehlt<br />

auch die Bestätigung, dass die Erhöhung<br />

der Anforderungen an das<br />

Hochkontrast-Ortsauflösungsvermögen<br />

in den letzten Jahren zu einer<br />

verbesserten Erkennbarkeit kleiner<br />

Niedrigkontrast-Objekte und damit<br />

von Mikrokalk führte. Die Festlegung<br />

eines diesbezüglichen Grenzwertes<br />

ist unabhängig von den speziellen<br />

Problemen der digitalen Mammographie<br />

neu zu diskutieren.<br />

Die bisher verbreiteten Testmethoden,<br />

welche die Erkennbarkeit Mikrokalk-ähnlicher<br />

Partikel vor homogenem<br />

Hintergrund mittlerer optischer<br />

Dichte prüfen und damit insgesamt<br />

eine sehr kontrastreiche Wiedergabe<br />

in diesem Dichtebereich favorisieren,<br />

testen gleichzeitig eine Größenordnung<br />

von Partikeln, die praktisch<br />

nicht mehr relevant ist. Hier muss geprüft<br />

werden, ob die dadurch induzierten<br />

Modifikationen an Mammographie-Einrichtungen<br />

in der Regel<br />

auch zu einer generell verbesserten<br />

Detektion von Mikrokalk führen oder<br />

ob im Gegenteil durch die Steigerung<br />

des Kontrastes im mittleren Schwärzungsbereich<br />

immer größere Areale<br />

im real angefertigten Mammogramm<br />

FRAUENARZT ■ 43 (2002) ■ Nr. 1<br />

mit optischen Dichten weit oberhalb<br />

oder unterhalb des Optimums wiedergegeben<br />

werden, sodass sich dort<br />

eventuell vorhandener Mikrokalk bereits<br />

aufgrund des dann naturgemäß<br />

deutlich niedrigeren Kontrastes kaum<br />

noch vom Hintergrund abhebt. Vor<br />

einer weiteren physikalisch-technischen<br />

Optimierung der Mammographie-Einrichtungen<br />

bzw. vor der Festlegung<br />

neuer Grenzwerte erscheint es<br />

daher notwendig, ein allgemein anwendbares<br />

Prüfverfahren zu entwickeln,<br />

welches konkrete Aussagen<br />

über die Detektierbarkeit von Mikrokalzifikationen<br />

unter praxisnahen Bedingungen<br />

erlaubt.<br />

Erst wenn überhaupt Anhaltspunkte<br />

für das Vorhandensein von Mikrokalk<br />

vorliegen, stellt sich die Frage nach<br />

der Beurteilbarkeit der Form der einzelnen<br />

Partikel. Vor weiteren Überlegungen<br />

wird dann immer eine konventionelle<br />

oder digitale Vergrößerungsaufnahme<br />

indiziert sein, sodass<br />

mögliche Nachteile der Formerkennbarkeit<br />

bei Routineaufnahmen mit<br />

digitalen Systemen in diesem Zusammenhang<br />

als grundsätzlich nicht<br />

relevant angesehen werden können.<br />

Wenn die Auswertung zeigt, dass<br />

auch objektiv auf den Aufnahmen erkennbarer<br />

Mikrokalk vor dem Hintergrund<br />

normalen Mammagewebes<br />

unterhalb einer bestimmten Größe<br />

nicht mehr wahrgenommen wird, ergeben<br />

sich interessante Ansatzpunkte<br />

für eine nachträgliche computerunterstützte<br />

Suche nach diesbezüglichen<br />

Auffälligkeiten auf digital gewonnenen<br />

Aufnahmen.<br />

Insgesamt bietet das digitale System<br />

des Senograph DMR 2000 zumindest<br />

tendenziell bereits bessere Voraussetzungen<br />

für die Erkennbarkeit von<br />

Mikrokalk als konventionelle Systeme.<br />

Dazu kommen die herausragenden<br />

Möglichkeiten bei der Modifikation<br />

der Kontastwiedergabe sowie<br />

anderer Formen der Bildbearbeitung.<br />

Vor diesem Hintergrund ist die Genehmigung<br />

des Betriebs einer derartigen<br />

Mammographie-Einrichtung<br />

trotz des nominell nicht ausreichenden<br />

Ortsauflösungsvermögens durch<br />

das Bayerische Staatsministerium für<br />

Arbeit und Sozialordnung, Familie,<br />

Frauen und Gesundheit sowie durch<br />

die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns<br />

gerechtfertigt und als ein positives<br />

Signal zur Weiterentwicklung<br />

der diagnostischen Möglichkeiten in<br />

der Mammographie zu werten.<br />

Danksagung<br />

Frau Krus von der Fa. Gammex-RMI,<br />

Bad Münstereifel, ist für die Beschaffung<br />

des „Antropomorphic Breast<br />

Phantom“ und Herrn Schmidtke von<br />

der Fa. PEHA med. Geräte GmbH,<br />

Sulzbach, für die Bereitstellung des<br />

Niedrigkontrast-Auflösungstests und<br />

für die Unterstützung bei der Anfertigung<br />

der Gold-Absorber ebenso zu<br />

danken wie den Ärzten, die sich für<br />

die Auswertung der Testaufnahmen<br />

zur Verfügung stellten.<br />

Literatur<br />

1. Küchler M, Friedrich M: Fokusabmessung<br />

und geometrische Unschärfe bei Mammographiegeräten.<br />

Akt Radiol 4 (1992) 205–<br />

211.<br />

2. Obenauer S, Hermann K-P, Schorn C et al.:<br />

Digitale Vollfeldmammographie: Dosisabhängige<br />

Detektion von simlierten Herdbefunden<br />

und Mikrokalzifikationen. Fortschr<br />

Röntgenstr 172 (2000) 1052–1056.<br />

3. Leitlinien der Bundesärztekammer zur<br />

Qualitätssicherung in der Röntgen<strong>diagnostik</strong>.<br />

Dt Ärztebl 92 (1995) A-2272–<br />

2278.<br />

4. Obenauer S, Hermann K-P, Schorn C et al.:<br />

Digitale Vollfeldmammographie: Phantomstudie<br />

zur Detektion von Mikrokalk.<br />

Fortschr Röntgenstr 172 (2000) 646–650.<br />

Autor<br />

Dr. rer. nat. Matthias Küchler<br />

Medizin-Physiker<br />

Böhmerwaldstr. 50<br />

85560 Ebersberg<br />

Tel. + Fax (0 80 92) 2 41 48<br />

Tel. dienstl. (0 89) 920 96 341<br />

Ärztliche Stelle bei der KV<br />

Bayerns

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