Managementbewertung - Frauenarzt
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QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
<strong>Managementbewertung</strong><br />
Ein Schlüssel zur erfolgreichen Arztpraxis<br />
Renate Wiesner-Bornstein<br />
Der im Qualitätsmanagement vorgesehene kontinuierliche Verbesserungsprozess<br />
(KVP) der Praxis erfordert systematische<br />
Planung und gezielte Steuerung. Alle durchgeführten Maßnahmen<br />
und Ergebnisse müssen engmaschig überwacht und<br />
zusammenfassend dokumentiert werden. Zu den Aufgaben der<br />
Praxisleitung zählt unter anderem, das Ganze schriftlich zu<br />
bewerten. Im Qualitätsmanagement nennt sich das „<strong>Managementbewertung</strong>“.<br />
Dieser Beitrag zeigt anhand einzelner QM-<br />
Aspekte, wie eine solche <strong>Managementbewertung</strong> aussehen und<br />
wie sie zum Praxiserfolg beitragen kann.<br />
„Die oberste Leitung muss das QMS<br />
(QM-System) der Organisation in geplanten<br />
Abständen bewerten, um<br />
dessen fortdauernde Eignung, Angemessenheit<br />
und Wirksamkeit sicherzustellen.<br />
Diese Bewertung muss<br />
die Bewertung von Möglichkeiten für<br />
Verbesserungen des und den Änderungsbedarf<br />
für das QMS einschließlich<br />
der Qualitätspolitik und der Qualitätsziele<br />
enthalten.“ Dieser im QM-<br />
Kapitel 5.6, Verantwortung der Leitung,<br />
formulierte Anspruch macht die<br />
<strong>Managementbewertung</strong> zu einem<br />
Schlüsselinstrument des Qualitätsmanagements.<br />
Aber was verbirgt sich<br />
hinter diesen trockenen Worten?<br />
Die <strong>Managementbewertung</strong> berücksichtigt<br />
folgende QM-Aspekte:<br />
� Auditergebnisse,<br />
� Patienten-Feedback,<br />
� Prozessleistung und<br />
Produktkonformität,<br />
� aktueller Stand der Vorbeugungsund<br />
Korrekturmaßnahmen,<br />
� Folgemaßnahmen vorangegangener<br />
<strong>Managementbewertung</strong>en,<br />
� QMS-relevante Änderungen,<br />
� Verbesserungsempfehlungen.<br />
Um zu zeigen, wie die Bewertung der<br />
einzelnen Punkte formuliert werden<br />
kann, nehmen wir die <strong>Managementbewertung</strong><br />
einer gynäkologischen<br />
Gemeinschaftspraxis (mit Hebamme)<br />
zu Hilfe. Die Praxis ist bereits seit<br />
knapp einem Jahr nach DIN EN ISO<br />
9001:2000 zertifiziert und bereitet<br />
sich auf das Wiederholungsaudit vor.<br />
Die Ersthelferin ist QMB (QM-Beauftragte).<br />
Auditergebnisse<br />
Die QMB hat im vergangenen Jahr<br />
Audits durchgeführt und wurde selbst<br />
von der Praxisleitung auditiert. In einer<br />
Besprechung mit den Ärzten<br />
stellt die QMB sämtliche Auditergebnisse<br />
vor. Im Managementbericht<br />
sieht das dann so aus:<br />
Die im Auditplan vorgesehenen<br />
Audits sind alle zeitgerecht<br />
durchgeführt, alle Praxisbereiche<br />
berücksichtigt worden. Aufgrund<br />
von Änderungen, Neuerungen sowie<br />
in Folge von Beschwerden<br />
oder Fehlern lag der Schwerpunkt<br />
der diesjährigen Audits auf folgenden<br />
Themen:<br />
� Hygieneplan,<br />
� Beschaffung/Lagerung und<br />
� Mamma-Care, ein neu eingeführtes<br />
Anleitungsprogramm<br />
zur Selbstuntersuchung der<br />
Brust.<br />
Geprüft wurde insbesondere, ob<br />
die wesentlichen Prozesse ent-<br />
sprechend den Prozessbeschreibungen<br />
(Durchführung und Evaluation<br />
Mamma-Care, Abwicklung<br />
Praxisgebühr) durchgeführt wurden<br />
und den geltenden Standards<br />
(Aufklärung HRT, Tamoxifen<br />
bei Mammakarzinom) sowie<br />
gesetzlichen Regelungen (Aktualisierung<br />
Hygieneplan) genügen.<br />
Abweichungen wurden hinterfragt,<br />
Schulungen bedarfsweise<br />
durchgeführt und Prozessbeschreibungen<br />
bzw. Formblätter<br />
angepasst. Nachaudits waren<br />
nicht erforderlich.<br />
Im Mai erfolgte das interne Gesamtaudit<br />
zur Überprüfung des<br />
gesamten QMS. Dabei wurden die<br />
im Vorjahr noch nicht komplett<br />
erfüllten Anforderungen überprüft:<br />
� Anpassung der Ausführungen<br />
zur Verantwortlichkeit der<br />
Praxisleitung und Aufgaben<br />
der QMB,<br />
� Ausarbeitung von Regelungen<br />
zur Neuaufnahme von Lieferanten<br />
(s. a. Auditprotokoll).<br />
Patienten-Feedback<br />
Sowohl Patientenbeschwerden und<br />
Ergebnisse von Patientenbefragungen<br />
als auch die daraus abgeleiteten<br />
Maßnahmen sind in der <strong>Managementbewertung</strong><br />
zu berücksichtigen.<br />
� Patientenbeschwerden<br />
Im vorliegenden Praxisbeispiel äußert<br />
sich der Managementbericht wie<br />
folgt zu den eingegangenen Beschwerden:<br />
Im letzten Jahr sind 32 Beschwerden<br />
eingegangen. Diese betrafen u.a.<br />
� lange Wartezeiten während der<br />
Sprechstunde,<br />
� Probleme in der Abstimmung<br />
bei Schwangerenrückbildungsgymnastikkursen<br />
der Hebamme<br />
und<br />
� Fehler bei der Terminvergabe.<br />
PRAXIS + ÖKONOMIE<br />
FRAUENARZT � 45 (2004) � Nr. 12 1183
PRAXIS + ÖKONOMIE<br />
1184<br />
Drei Beschwerden wurden auf<br />
Beschwerdebögen erfasst und abschließend<br />
bearbeitet. Soweit<br />
möglich wurden die Abweichungen<br />
sofort mit den Beschwerde<br />
führenden Patientinnen besprochen<br />
und einer Lösung zugeführt.<br />
Als Folgemaßnahmen wurden<br />
die Prozessbeschreibungen<br />
03 und 04, Terminplanung und<br />
Terminvergabe, geändert, ebenso<br />
der Flyer „Rundum betreut“ zum<br />
Thema Hebammennachsorge und<br />
Rückbildungsgymnastik.<br />
� Befragungsergebnisse<br />
Vor einiger Zeit wurde in der Praxis<br />
eine Patientenbefragung abgeschlossen<br />
und ausgewertet. Die Ergebnisse<br />
werden in der <strong>Managementbewertung</strong><br />
niedergeschrieben:<br />
Ende Januar 2004 haben wir erneut<br />
eine Patientenbefragung<br />
durchgeführt. 195 von 200 ausgegebenen<br />
Fragebögen wurden<br />
zurückgegeben. Die Bewertung<br />
der Wartezeiten für Termine generell<br />
sowie Wartezeiten während<br />
der Sprechstunde liegt mit einer<br />
Note von 2,01 bzw. 2,06 über<br />
dem Mittelwert der Bewertungsskala<br />
(Noten 1-4). Alle anderen<br />
abgefragten Parameter rangieren<br />
Note<br />
2,1<br />
2,05<br />
2<br />
1,95<br />
1,9<br />
1,85<br />
1,8<br />
1,75<br />
1,7<br />
1,65<br />
FRAUENARZT � 45 (2004) � Nr. 12<br />
zwischen 1,41 und 1,81, wobei<br />
folgende Parameter in der Bewertung<br />
vorn liegen:<br />
Platz 1: Freundlichkeit<br />
der Mitarbeiterinnen,<br />
Platz 2: Behandlung durch<br />
die Mitarbeiterinnen,<br />
Platz 3: ärztliche Betreuung.<br />
Die im Vergleich zur Vorjahresbefragung<br />
insgesamt etwas schlechtere<br />
Bewertung bringen wir mit<br />
der angespannten Atmosphäre<br />
nach Einführung der Praxisgebühr<br />
in Verbindung. Unser Ziel, die<br />
Wartezeiten während der Sprechstunde<br />
durch eine Streckung der<br />
vergebenen Termine zu reduzieren,<br />
haben wir teilweise erreicht.<br />
In einer Mitarbeiterbesprechung<br />
wurden die Ergebnisse diskutiert<br />
und Verbesserungsvorschläge aufgenommen.<br />
Diese wurden ebenfalls<br />
bei der Überarbeitung der<br />
Prozessbeschreibung 03 zur<br />
Terminplanung berücksichtigt<br />
(s. Protokoll vom 03.03.04)<br />
(vgl. Abb.).<br />
Prozessleistung<br />
und Produktkonformität<br />
Neben Kosten- und Zeitfaktor ist die<br />
Qualität der Prozesse ein entschei-<br />
Ergebnisse der Patientenbefragung im Jahresvergleich<br />
Wartezeit<br />
auf Termin<br />
Wartezeit<br />
in der Praxis<br />
Note<br />
1,45<br />
1,4<br />
1,35<br />
1,3<br />
1,25<br />
1,2<br />
Freundlichkeit<br />
Mitarbeiter<br />
dender Faktor, an dem Prozessleistung<br />
gemessen wird. Die Prozessqualität<br />
zeigt sich in der gynäkologischen<br />
Praxis u.a. in<br />
� der sachgerechten Durchführung<br />
diagnostischer und<br />
therapeutischer Maßnahmen,<br />
� einem optimalen Organisationsablauf,<br />
� kurzen Wartezeiten und<br />
effektiven Abläufen,<br />
� einer guten Arzt-Patienten-<br />
Beziehung aber auch<br />
� der Kommunikation mit anderen<br />
Ärzten und Berufsgruppen des<br />
Gesundheitswesens (Schnittstellenmanagement).<br />
Die Prozessleistung wirkt sich natürlich<br />
auf das Prozessergebnis (Produkt)<br />
der gynäkologischen Praxis<br />
aus, und das ist letztlich die erbrachte<br />
Dienstleistung. Sie soll die kundenseitig,<br />
unternehmens- und QMseitig<br />
gestellten Anforderungen erfüllen<br />
(Produktkonformität).<br />
Kennzahlen, an denen man sich<br />
orientieren und die man vergleichen<br />
kann, erleichtern die Beurteilung von<br />
Prozessleistung und Produktkonformität.<br />
Sinnvolle Zahlen sind z.B.<br />
die Fehlerhäufigkeit, die Anzahl geäußerter<br />
und beseitigter Beschwerden,<br />
die Zahl aufgetretener Komplikationen,Patientenzufriedenheitsnoten,<br />
Wartezeiten etc. sowie deren<br />
� 2003 � 2004<br />
Ärztliche<br />
Betreuung<br />
Auch Tabellen und Diagramme können Eingang in die <strong>Managementbewertung</strong> finden. Diese Diagramme zeigen Ergebnisse aus Patientenbefragungen<br />
zweier Jahre im Vergleich. So ist auf einen Blick zu sehen, dass die aktuellen Patientennoten im Vergleich zum Vorjahr schlechter ausfallen.
Veränderung nach eingeleiteten Maßnahmen.<br />
Auch wirtschaftliche Kennzahlen<br />
zum Umsatz (Privat- und GKV-<br />
Patientinnen), Anteil der Betriebsausgaben,<br />
Entwicklung der Selbstzahlerleistungen<br />
usw. werden zur<br />
Bewertung herangezogen. Insbesondere<br />
das Sammeln von Fehlern (s. Definition<br />
der DIN EN ISO 9000:2000:<br />
Nichterfüllung einer Anforderung)<br />
hilft, Prozessproblemen und unzureichenden<br />
Prozessergebnissen auf die<br />
Spur zu kommen.<br />
Die von unserer Beispielpraxis gesammelten<br />
Fehler werden von der<br />
QMB durchgearbeitet, mit der Praxisleitung<br />
besprochen und in den quartalsweise<br />
angesetzten Mitarbeiterbesprechungen<br />
diskutiert. Gemeinsam<br />
erarbeitet man Korrektur- und<br />
Vorbeugungsmaßnahmen. Speziell<br />
für gravierende Fehler (beispielsweise<br />
falscher Name auf der Laborprobe)<br />
und häufige Fehler (Patientinnen<br />
nicht in der Wartezimmerliste<br />
eingetragen) werden Maßnahmen<br />
beschlossen, dokumentiert und als<br />
Protokoll allen zugänglich gemacht.<br />
In der <strong>Managementbewertung</strong> liest<br />
sich der aktuelle Eintrag über Prozessleistung<br />
und Produktkonformität<br />
so:<br />
Durch die kontinuierliche Erfassung<br />
sowie systematische Auswertung<br />
und Bearbeitung von<br />
Fehlern in den Teamsitzungen<br />
konnten weitere Verbesserungen<br />
erzielt werden. So ergaben sich<br />
einzelne Änderungen bei den betroffenen<br />
Prozessen und Checklisten,<br />
die in den Protokollen der<br />
Mitarbeiterbesprechungen dokumentiert<br />
sind.<br />
Die Einführung der Praxisgebühr<br />
zum 01.01.2004 wurde erfolgreich<br />
umgesetzt.<br />
Gesamtumsatz: Der Gesamtumsatz<br />
hat sich nach Datev-Unterlagen<br />
des Steuerbüros in 2003<br />
um 2,5% gesteigert (im Vergleich<br />
zu 2002).<br />
Betriebsausgaben: Die Betriebsausgaben<br />
lagen nach den Auswertungen<br />
des Steuerbüros in<br />
2003 bei 42 % der Umsatzerlöse.<br />
Die Betriebsausgaben sind damit<br />
gegenüber 2002 um 6 % gesunken.<br />
Das ist vor allem auf eine<br />
Reduzierung der Personalkosten<br />
zurückzuführen und insbesondere<br />
auf das Ausscheiden einer<br />
Weiterbildungsassistentin zum<br />
Dezember 2002. Die übrigen großen<br />
Kostenpunkte wie Raumkosten<br />
und Kosten für Gebrauchs-/<br />
Verbrauchsgüter etc. sind im<br />
Wesentlichen unverändert geblieben.<br />
Gegenüber der Facharztgruppe<br />
mit einem durchschnittlichen<br />
Betriebsausgabenanteil<br />
von 58 % liegt unser Betriebsausgabenanteil<br />
mit 42 % weiterhin<br />
niedrig.<br />
Aktueller Stand<br />
der Vorbeugungs- und<br />
Korrekturmaßnahmen<br />
Während Vorbeugemaßnahmen die<br />
Ursachen möglicher Fehler und unerwünschter<br />
Situationen im Vorfeld bekämpfen,<br />
sollen Korrekturmaßnahmen<br />
die Ursachen gemachter Fehler<br />
und Missstände beseitigen. Was unser<br />
Praxisteam diesbezüglich geleistet<br />
hat, verrät die <strong>Managementbewertung</strong>:<br />
Um Fehlern bei Einführung der<br />
Praxisgebühr vorzubeugen, wurden<br />
die Helferinnen zunächst in<br />
die Neuregelung eingeführt und<br />
das Szenario in Rollenspielen geprobt.<br />
Noch im Dezember 2003<br />
wurden Prozessbeschreibung,<br />
Formblätter (Patienteninformation)<br />
und Checklisten gemeinsam<br />
erarbeitet, im Januar auf ihre<br />
Tauglichkeit geprüft und anschließend<br />
im Team nochmals überarbeitet.<br />
Das ergab eine deutliche<br />
Reduzierung von Fehlern und<br />
Beschwerden (s. Fehlerlisten und<br />
Teamsitzungsprotokolle).<br />
Schulungen fanden u.a. zum Thema<br />
„Hygiene“ und „Verhalten im<br />
Notfall“ statt (unter Mitwirkung<br />
eines hausärztlichen Kollegen).<br />
Aus den im Dezember durchgeführten<br />
Mitarbeitergesprächen ergab<br />
sich weiterer Schulungsbedarf<br />
(s. Schulungsplan).<br />
Zu Vorbeugungs- und Korrekturmaßnahmen<br />
als Folgemaßnahmen<br />
der Audits und Beschwerdenbearbeitung<br />
s.o.<br />
Folgemaßnahmen von<br />
<strong>Managementbewertung</strong>en<br />
Die letzte <strong>Managementbewertung</strong> der<br />
Praxis leitete verschiedene Folgemaßnahmen<br />
ab. Unter anderem wurde<br />
das Ziel formuliert, finanzielle Einbußen<br />
im GKV-Bereich durch die gezielte<br />
Förderung von Selbstzahlerleistungen<br />
auszugleichen. In einer<br />
Mitarbeitersitzung waren Maßnahmen<br />
vereinbart worden, um zunächst<br />
die Ultraschalluntersuchung auf<br />
Wunsch (ohne medizinische Indikation)<br />
im Rahmen der Krebsfrüherkennung<br />
zu fördern und den Umsatz aus<br />
diesem Bereich zu verdreifachen.<br />
Ideen des Teams wurden gerne aufgenommen.<br />
Es folgte ein Coaching<br />
durch einen externen Berater, und<br />
die Umsatzbeteiligung der Mitarbeiterinnen<br />
wurde eingeführt.<br />
Darüber hinaus hatte die letzte <strong>Managementbewertung</strong>Verbesserungsbedarf<br />
bei den Wartezeiten festgestellt<br />
– sowohl was das Warten auf<br />
einen Termin als auch die Wartezeit<br />
in der Praxis anging. Klar war, dass<br />
nicht beide Wartezeiten verkürzt<br />
werden konnten, da entsprechende<br />
Maßnahmen gegenläufig wären. So<br />
entschied man sich schließlich, die<br />
Wartezeit in der Praxis zu verkürzen.<br />
Kurz vor der letzten <strong>Managementbewertung</strong><br />
war das System der Lieferantenbewertung<br />
eingeführt worden.<br />
Laut <strong>Managementbewertung</strong><br />
sollte Anfang des Folgejahres eine<br />
PRAXIS + ÖKONOMIE<br />
FRAUENARZT � 45 (2004) � Nr. 12 1185
PRAXIS + ÖKONOMIE<br />
1186<br />
Lieferantenbewertung nach festgelegten<br />
Kriterien stattfinden.<br />
Wie greift der aktuelle Managementbericht<br />
all diese Aspekte auf?<br />
Das Ziel der Förderung der Selbstzahlerleistungen<br />
ist durch die<br />
konsequente Umsetzung der vereinbarten<br />
Maßnahmen erreicht<br />
worden. Dabei haben sich das<br />
Coaching und die Umsatzbeteiligung<br />
der Helferinnen als effiziente<br />
Mittel erwiesen; die zunehmende<br />
Kompetenz des Personals<br />
wirkte sich auch auf andere<br />
Selbstzahlerleistungen positiv<br />
aus, z.B. Knochendichtemessung<br />
und „Babyfernsehen“ (zusätzliche<br />
Ultraschalluntersuchung auf<br />
Wunsch in der Schwangerschaft).<br />
Die Arbeit an den Wartezeiten<br />
muss konsequent fortgesetzt werden,<br />
um weitere Verbesserungen<br />
zu erzielen.<br />
Die Lieferantenbewertung wurde<br />
Anfang 2004 durchgeführt. Sie<br />
lieferte insgesamt gute Ergebnisse,<br />
sodass wir uns von keinem<br />
der bisherigen Lieferanten trennen<br />
mussten.<br />
QMS-relevante Änderungen<br />
Neuerungen im Gesundheitswesen<br />
müssen in der Praxis umgesetzt und<br />
vom QM-System unterstützt werden.<br />
Auch dazu nimmt die <strong>Managementbewertung</strong><br />
Stellung:<br />
Im Laufe des Folgejahres wird<br />
die Praxis zwei Neuregelungen<br />
umzusetzen haben. Wohl noch<br />
im Jahre 2004 steht die Einführung<br />
des DMP Mammakarzinom<br />
an. Die damit verbundenen<br />
Änderungen von Abläufen müssen<br />
entsprechend den gesetzlichen<br />
Vorgaben in das QMS integriert<br />
werden.<br />
2005 wird aller Voraussicht<br />
nach eine neue Gebührenordnung<br />
(EBM 2000 plus) eingeführt.<br />
FRAUENARZT � 45 (2004) � Nr. 12<br />
Je nach Ausgestaltung kann das<br />
erhebliche Konsequenzen für die<br />
Finanzsituation der Praxis haben<br />
und muss bei weiteren Planungen<br />
und Zielsetzungen bedacht<br />
werden.<br />
Empfehlungen<br />
für Verbesserungen<br />
Die Leitung der Praxis macht sich<br />
schon seit längerem intensiv Gedanken<br />
zur weiteren Praxisentwicklung.<br />
Ein Berater wurde bereits konsultiert.<br />
Das Resümee des Beratungsgesprächs<br />
ist in der <strong>Managementbewertung</strong><br />
nachzulesen:<br />
Anfang des Jahres haben wir<br />
mit einem externen Berater<br />
strategische Praxisszenarien für<br />
die Zukunft entwickelt. Dabei<br />
wurden sowohl die Ausrichtung<br />
auf ein „Frauen-Gesundheits-<br />
Zentrum“ als auch auf einen<br />
„Privatärztlichen Praxisverbund“<br />
erörtert.<br />
Auch eine Beteiligung bzw. eine<br />
führend-initiative Rolle beim<br />
Aufbau eines Apparatezentrums<br />
mit präventivem Charakter wurde<br />
angedacht. Insgesamt ist davon<br />
auszugehen, dass der Präventionsaspekt<br />
eine immer größere<br />
Rolle spielen wird.<br />
Die neuen Aspekte gehen mit den<br />
Inhalten unseres Leitbildes konform<br />
– im Sinne einer<br />
� ganzheitlichen Patientenversorgung<br />
mit bestmöglicher<br />
Betreuung in Gesundheit und<br />
Krankheit,<br />
� Erweiterung unseres<br />
Spektrums gesundheitlicher<br />
Dienstleistungen,<br />
� Aufgeschlossenheit<br />
für Innovationen und<br />
� Umsetzung neuer Kooperationsformen<br />
der Leistungserbringer<br />
im Gesundheitswesen.<br />
Diese Vorhaben sollen in den<br />
nächsten beiden Jahren konsequent<br />
weiterverfolgt werden.<br />
Strategische Ziele<br />
� Weiteres Ausbauen der Praxis<br />
zum Kompetenzzentrum für<br />
Patienten mit Wunsch nach<br />
ganzheitlicher Betreuung,<br />
für Prävention und für QM<br />
� Bilden eines Netzwerks mit<br />
ähnlich denkenden Partnern<br />
Operative Ziele<br />
� Ausbauen der präventiven<br />
Leistungen mit Umsatzsteigerung<br />
gegenüber dem Vorjahr:<br />
Leistung Umsatzsteigerung<br />
% €<br />
VS plus 30 7.200<br />
Osteodensitometrie 10 900<br />
Nackentransparenzmessung<br />
100 4.500<br />
MammaCare 10 600<br />
� Umsatzsteigerung im Selbstzahlerbereich<br />
um 13.200 €<br />
� Verbesserung der Wartezeitsituation<br />
in der Praxis; Ziel:<br />
durchschnittliche Punktzahl<br />
von 2 (entspricht einer Wartezeit<br />
von ca. 30 Min.) und bei<br />
regulären Terminen von 1,8<br />
� Verbesserung der Kommunikation;<br />
Ziel: Im nächsten halben<br />
Jahr (gegenüber dem Ausgangsquartal)<br />
Senkung der<br />
Fehlerquote bzw. Verringerung<br />
der aus unzureichender Kommunikation<br />
resultierenden<br />
Fehler um 25 Prozent<br />
Fazit<br />
Die Situation niedergelassener Gynäkolog(inn)en<br />
gestaltet sich zunehmend<br />
schwierig, nicht zuletzt aufgrund<br />
der vielen Möglichkeiten neuer<br />
Versorgungsformen. Deshalb wird<br />
es für die Zukunftsfähigkeit unserer<br />
Praxen immer wichtiger, regelmäßig
zu überdenken, welche Ziele wir haben,<br />
wie sie erreichbar sind und welche<br />
Maßnahmen wir ergreifen können/müssen.<br />
Die <strong>Managementbewertung</strong><br />
hilft uns dabei. Unsere Beispielpraxis<br />
macht es so: Sie stellt die<br />
Ergebnisse der <strong>Managementbewertung</strong><br />
in einer Mitarbeitersitzung als<br />
PowerPoint-Präsentation vor. Kritische<br />
Punkte werden diskutiert (Wartezeiten,<br />
DMP, EBM, strategische<br />
Neuausrichtung usw.), wirkungsvolle<br />
Maßnahmen erarbeitet. An deren<br />
Umsetzung und Ergebnissen wird sich<br />
die Praxis zukünftig messen, spätestens<br />
beim nächsten externen Wiederholungsaudit,<br />
das sich unter ande-<br />
rem auf die jeweils letzte <strong>Managementbewertung</strong><br />
stützt.<br />
Jede Praxis hat ihre eigene Philosophie,<br />
eigene strategische Ziele und<br />
ganz eigene Vorstellungen davon, wie<br />
sie was erreichen will. Deshalb sieht<br />
die <strong>Managementbewertung</strong>, die das<br />
eingesetzte QMS nach Eignung, Angemessenheit<br />
und Wirksamkeit bezüglich<br />
der Praxisziele beurteilen soll,<br />
in jeder Praxis anders aus. Von der<br />
<strong>Managementbewertung</strong> können wir<br />
aber alle gleichermaßen profitieren,<br />
wenn wir dieses Gewinn bringende<br />
QM-Instrument zur erfolgreichen Umsetzung<br />
unserer Ziele nutzen.<br />
Autorin<br />
Dr. med.<br />
Renate Wiesner-Bornstein<br />
In der Partnerschaft<br />
Dr. Wiesner-Bornstein & Partner<br />
Tübinger Straße 96<br />
71732 Tamm<br />
Telefon +49 7141 605556<br />
E-Mail dr.wiesner-bornstein<br />
@t-online.de<br />
Mitglied im BVF-Projektteam<br />
Qualitätsmanagement für die<br />
<strong>Frauenarzt</strong>praxis<br />
PRAXIS + ÖKONOMIE<br />
FRAUENARZT � 45 (2004) � Nr. 12 1187