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Oktober 2010 inpunkto Gesundheitsmagazin

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06<br />

titel story<br />

Wie sich Glück auf die<br />

Gesundheit auswirkt<br />

Glück macht gesund. So ermittelten<br />

Forscher der Carnegie Mellon Uni-<br />

versity, dass grundsätzlich positiv<br />

gelaunte Menschen Infekte besser<br />

abwehren oder eingefangene schnel-<br />

ler überstehen. Ein Wissenschaftler<br />

aus New York fand heraus, dass<br />

sich im Nasenschleim oft lachender<br />

Zeitgenossen verstärkt das abwehr-<br />

stärkende Immunglobulin befindet.<br />

Andere Forscher bewiesen, dass<br />

in Glückstränen mehr Killerzellen<br />

und T-Helferzellen enthalten sind<br />

als in Trauertränen. Und glückliche<br />

Menschen leben länger. Unter 180<br />

Ordensschwestern zum Beispiel<br />

lebten diejenigen deutlich länger,<br />

die sich als zufrieden einstuften.<br />

54 Prozent der Glücklichen wurden<br />

94 und älter. Unter den Unzufrie-<br />

denen waren es nur elf Prozent.<br />

Auf der Suche nach Glück –<br />

gibt es ein Rezept für das Glücklichsein?<br />

Glück verbessert Lebensqualität und Gesundheit. Die<br />

Deutschen setzen heute auf der Suche nach Zufriedenheit<br />

zunehmend auf Wohlgefühl statt Wohlstand, weil<br />

Geld und Produkte nur kurzfristig erfreuen.<br />

Eine Ritterburg war es wahrscheinlich. Oder ein ferngesteuertes<br />

Auto. Till G. weiß heute nicht mehr, was er<br />

damals, vor gut 20 Jahren, zu seinem siebten Geburtstag<br />

geschenkt bekam. Aber an eines erinnert er sich strahlend:<br />

„Mein Vater hatte eine Schnitzeljagd organisiert. Für über<br />

20 Kinder. Ein riesiger Spaß.“<br />

Glück ist manchmal ein seltsames Phänomen. Es gibt Fälle,<br />

da wird es kleiner, je länger es da ist. Ein neues Spielzeug<br />

zum Beispiel bereitet Kindern ein paar Tage Glück.<br />

Nach ein paar Monaten aber verliert es diesen Effekt. Bei<br />

Erwachsenen sieht das ganz ähnlich aus: Ein neues Auto<br />

muss irgendwann durch ein schnelleres ersetzt werden.<br />

Der Mensch strebt nach immer mehr. Adaption nennen<br />

Psychologen den Grund dieses Phänomens: Gewöhnung.<br />

Den Deutschen wird dies immer bewusster. Sie wissen,<br />

dass Produkte nur kurzfristig Glück versprechen. In<br />

einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung gaben neun von<br />

zehn Befragten an, dass Gesundheit der wichtigste Motor<br />

für Glück sei. Drei Viertel nannten zudem ein intaktes<br />

Elternhaus als wichtigsten Parameter. Materielle Aspekte<br />

spielten nur bei jedem Dritten eine Rolle. Die Generation<br />

nach der Nachkriegsgeneration versteht, dass ein positives<br />

Erlebnis und Gefühle mehr auf das Glückskonto einzahlen<br />

als ein neues Produkt – Schnitzeljagd statt Ritterburg.<br />

Deutsche legen mehr Wert auf Gesundheit und<br />

Familie<br />

Der Trend geht zum immateriellen Wert. „Die Deutschen<br />

setzen sich heute kritischer mit Produkten auseinander“,<br />

erklärt Eike Wenzel, Trend- und Zukunftsforscher. Der<br />

Grund: „Sie haben ein hohes Maß an Wohlstand erreicht.“<br />

So achten sie zunehmend auf fair gehandelte Produkte,<br />

wollen Kaffee, an dem auch die Bauern ausreichend verdienen.<br />

Wohlgefühl statt Wohlstand. Sie legen mehr Wert auf<br />

Gesundheit und Familie, Freunde und Freizeit.<br />

Malte R. ist so ein Beispiel. Der Manager aus Düsseldorf<br />

hatte 2009 für seinen Konzern ein sensationelles Jahresergebnis<br />

erzielt. Aber er verzichtete auf einen Bonus. „Ich<br />

schlug meinem Arbeitgeber vor, stattdessen im August<br />

einen Monat Sonderurlaub zu erhalten“, erzählt Malte R. Er<br />

wollte mehr Zeit mit Frau und Kind verbringen. Sein Chef<br />

willigte ein.<br />

Finanzen spielen heute bei der Suche nach Glück eine seltsame<br />

Rolle. Mehr Geld macht nur die Ärmsten glücklicher,<br />

weil sie damit Lebensnotwendiges wie Nahrung, Kleidung<br />

oder Unterkunft bezahlen. Gewinner hoher Geldsummen<br />

sind nur ein paar Monate glücklicher, danach fallen sie auf<br />

ihr ursprüngliches Glücksniveau zurück. Und drei Jahre<br />

danach sind Lottogewinner sogar überdurchschnittlich oft<br />

depressiv. Wissenschaftler vermuten, dass die Gewinner<br />

wegen des Geldes ein Mehr an Glück erwarten. Das tritt<br />

aber aufgrund des Gewöhnungseffektes nicht ein.<br />

Ein weiterer Grund für ihre Depressivität ist, dass viele<br />

Lottogewinner häufig nicht mehr arbeiten. Dabei kann<br />

der Beruf die Glücksquelle schlechthin sein: Am glücklichsten<br />

sind Menschen, die in ihrem Job im weitesten<br />

Sinne anderen helfen – sei es körperlich oder intellektuell.<br />

So ermitteln Studien, dass Seelsorger, Feuerwehrmänner<br />

oder Pfarrer die glücklichsten Berufstätigen sind.<br />

Glücklicher ist zudem der, der in flachen Hierarchien flexibel<br />

arbeiten kann. So sind Selbständige in der Regel zufriedener.<br />

Und: Wer glücklicher in seinem Beruf ist, ist<br />

auch produktiver. Malte R. zum Beispiel stürzte sich nach<br />

dem freien Zusatzmonat mit vollem Elan in die Arbeit. Er<br />

war einfach glücklich.<br />

titel story 07

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