Wahlen in Bayern - Lehrstuhl für Rechnerorientierte Statistik und ...

Sitzverteilung im aktuellen Bayerischen Landtag 5
Berechnet man die Stimmanteile von CSU, SPD und Grüne nach Abzug der nicht vertretenen
Parteien, ergeben sich für die CSU 68,98%, für die SPD 22,27% und die Grünen
8,75%. Teilt man die 180 Sitze des Landtages auf die drei entsprechend ihrer Stimmanteile
auf, erhalten CSU 124,16 Sitze, SPD 40,09 Sitze und Grüne 15,75 Sitze. Hier ist also eine
Abweichung zur tatsächlichen Sitzverteilung festzustellen, die geklärt werden muss.
Dazu stelle ich folgend das Sitzzuteilungsverfahren, also den Weg von den ausgezählten
Stimmen zu den tatsächlichen Mandaten im Landtag, kurz dar.
Bei den Landtagswahlen wird der Freistaat Bayern in sieben Wahlkreise, die deckungsgleich
mit den sieben bayerischen Regierungsbezirken sind, untergliedert. Die 180 Abgeordnetenplätze
werden relativ zur Einwohnerzahl verteilt. Dadurch fallen auf Oberbayern 58
Abgeordnete, auf Niederbayern 18, auf die Oberpfalz 17, auf Oberfranken 17, auf Mittelfranken
24, auf Unterfranken 20 und auf Schwaben 26. Außerdem wird Oberbayern in 29
Stimmkreise, Niederbayern in 9, die Oberpfalz in 9, Oberfranken in 9, Mittelfranken in 12,
Unterfranken in 10 und Schwaben in 13 und damit Bayern in 91 Stimmkreise unterteilt.
Bei der Wahl hat jeder Wähler zwei Stimmen. Mit der sog. Erststimme wählt er den Direktkandidaten
in seinem Stimmkreis. Es siegt der Bewerber mit den meisten Stimmen pro
Stimmkreis. Die Anzahl der Zweitstimmen je Partei im Wahlkreis bestimmt, wie viele Abgeordnete
die jeweiligen Parteien pro Wahlkreis stellen. Ein konkretes Beispiel anhand der
Daten der letzten Landtagswahl soll dies verdeutlichen.
In Schwaben wurden 1.401.612 Gesamtstimmen ermittelt, davon fielen 33.833 auf die FDP
und 144.913 auf sonstige Parteien, die an der Fünf-Prozent-Klausel scheiterten. Damit ergibt
sich eine Stimmenzahl von 1.222.866, die als Berechnungsgrundlage dient.
Als nächstes werden die Stimmen der jeweiligen Parteien mit der Anzahl der zur Verfügung
stehenden Sitze multipliziert und durch die Gesamtstimmenzahl dividiert.
Partei Stimmen Berechnung
CSU
SPD
896.186
221.424
896.186·26
1.222.866
221.424·26
1.222.866
≈ 19, 05
≈ 4, 71
≈ 2, 24
Grüne 105.256 105.256·26
1.222.866
Zunächst werden nur die ganzzahligen Anteile betrachtet. Es erhält also die CSU 19 Sitze,
die SPD 4, die Grünen 2, also sind insgesamt 25 Plätze vergeben, Rest 1. Die übrigen
Mandate, also hier das eine übrige, werden in der Reihenfolge der Brüche verteilt. Im Beispiel
hat die SPD mit 0,71 den größten Rest, also erhält sie den übrigen Sitz. Es bekommen also
die CSU 19, die SPD 5 und die Grünen 2 Plätze.
Als nächstes wird die Anzahl der gewonnenen Stimmkreise pro Partei betrachtet. Die CSU
hat alle 13 Stimmkreise in Schwaben gewonnen, also erhalten außer den 13 Direktkandidaten
noch 6 weitere, nämlich die sechs Listenbewerber mit den meisten Stimmen, einen Sitz. Die
SPD hat keine Direktmandate erringen können, also werden die fünf bestplazierten auf der
5 Quelle: http://www.infratest-dimap.de/images/trends/wahlreporte/by03/by03tv\_sitze\_g.jpg
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