Wahlen in Bayern - Lehrstuhl für Rechnerorientierte Statistik und ...
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Universität Augsburg<br />
Institut <strong>für</strong> Mathematik<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Rechnerorientierte</strong> <strong>Statistik</strong> <strong>und</strong> Datenanalyse<br />
Sem<strong>in</strong>ar: <strong>Statistik</strong> im Web<br />
Dozenten: Prof. Anthony Unw<strong>in</strong>, Ph. D., Dr. Ali Ünlü<br />
<strong>Wahlen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Michael Vell<strong>in</strong>ger<br />
Matrikelnummer: 864654<br />
7. Fachsemester<br />
St.-Ulrichs-R<strong>in</strong>g 5<br />
86675 Buchdorf<br />
Telefon: 0176 64034653<br />
Email: michael.vell<strong>in</strong>ger@student.uni-augsburg.de
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Politisches System <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 3<br />
2 Landtagswahlen 4<br />
3 Kommualwahl 8<br />
4 Sitzzuteilungsverfahren 10<br />
4.1 Hare-Niemeyer-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
4.2 D’Hondt’sches Höchstzahlverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
4.3 weitere Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
4.4 Beispiele zu verschiedenen Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
5 Listenverb<strong>in</strong>dungen 13<br />
6 Wahlergebnisse <strong>und</strong> Wahlbeteiligungen 15<br />
7 Fazit 21<br />
2
1 Politisches System <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Die bunt gemischte Landschaft von Gremien <strong>und</strong> Parlamenten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ist zunächst nicht<br />
leicht durchschaubar. Sie soll deswegen an folgender Grafik erläutert werden.<br />
Die politische Landschaft <strong>Bayern</strong>s im Überblick 1<br />
Beg<strong>in</strong>nen wir mit der kle<strong>in</strong>sten E<strong>in</strong>heit, den Geme<strong>in</strong>den, Marktgeme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Städten.<br />
Dort wählt die wahlberechtigte bayerische Bevölkerung den Ersten Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister<br />
sowie Geme<strong>in</strong>de-, Marktgeme<strong>in</strong>de- oder Stadträte. Geme<strong>in</strong>sam mit diesen Geme<strong>in</strong>dewahlen<br />
f<strong>in</strong>den die <strong>Wahlen</strong> <strong>für</strong> die nächst größere Organisationse<strong>in</strong>heit, den Landkreis,<br />
statt. Hier wählen die Bürger des Landkreises den Landrat sowie den Kreistag. Die Amtsdauer<br />
dieser <strong>in</strong> der Kommunalwahl gewählten Mandatsträger beträgt sechs Jahre.<br />
Die Abgeordneten <strong>für</strong> die Bezirkstage <strong>und</strong> den Bayerischen Landtag werden wiederum an<br />
e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Term<strong>in</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e fünfjährige Amtszeit gewählt. Die <strong>in</strong> den Bayerischen<br />
Landtag gewählten Abgeordneten wählen den M<strong>in</strong>isterpräsidenten, der die M<strong>in</strong>ister <strong>und</strong><br />
Staatssekretäre beruft. Diese müssen anschließend vom Landtag bestätigt werden. Außerdem<br />
wählt der Landtag den Bayerischen Verfassungsgerichtshof.<br />
Auf die ” demokratischsten“ Elemente, die kommunalen Bürgerbegehren <strong>und</strong> Bürgerentscheide<br />
sowie die Volksbegehren <strong>und</strong> Volksentscheide, werde ich nicht näher e<strong>in</strong>gehen. Hier<br />
1 nach http://www.km.bayern.de/blz/web/landesk<strong>und</strong>e/system2.gif<br />
3
haben die Bürger die Möglichkeit, selbst aktiv an bestimmten Entscheidungen teilzuhaben.<br />
Dieses untergliederte System mit vielen Entscheidungsebenen hat den Vorteil, dass viele<br />
Angelegenheiten dort entschieden werden können, wo sie anfallen. Nachteile s<strong>in</strong>d, dass<br />
vielleicht die Zuständigkeiten nicht immer geklärt s<strong>in</strong>d, es zum<strong>in</strong>dest auf den ersten Blick<br />
unübersichtlich ist <strong>und</strong> man e<strong>in</strong>en bürokratischen Aufwand kaum vermeiden kann.<br />
2 Landtagswahlen<br />
Die Ermittlung der Daten, d. h. der Stimmenzahlen, Anzahlen der Mandate usw., werden<br />
quasi automatisch erhoben, da anhand der Daten der Landtag zusammengestellt wird.<br />
Im Gesetz über Landtagswahl, Volksbegehren <strong>und</strong> Volksentscheid (Landeswahlgesetz - LWG)<br />
ist im Art. 91 geregelt, dass die Wahlergebnisse statistisch zu verarbeiten s<strong>in</strong>d. So werden<br />
die Daten auch erfasst <strong>und</strong> vom Bayerischen Landesamt <strong>für</strong> <strong>Statistik</strong> <strong>und</strong> Datenverarbeitung<br />
auf deren Internetseiten http: // www. statistik. bayern. de/ <strong>und</strong> über das Portal<br />
GENESIS-Onl<strong>in</strong>e https: // www. statistikdaten. bayern. de/ genesis/ onl<strong>in</strong>e/<br />
logon zur Verfügung gestellt. Die Wahlergebnisse s<strong>in</strong>d - zum<strong>in</strong>dest als Zahlen - sicher vor<br />
Manipulationen durch ” günstige Schätzungen“. Allerd<strong>in</strong>gs werden sie <strong>in</strong> verschiedenen Quellen<br />
unterschiedlich aufbereitet.<br />
Folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Landtagswahlen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> seit 1962, wie man<br />
die Daten von GENESIS-onl<strong>in</strong>e ausgeben lassen kann.<br />
Wahlergebnisse <strong>in</strong> Zahlen 2<br />
Da die Tabelle sehr viele Informationen enthält - <strong>und</strong> dabei ist sie noch gekürzt - fällt es<br />
schwer den Überblick zu behalten. Deswegen greife ich nun die letzte Landtagswahl vom 21.<br />
September 2003 heraus.<br />
2 Quelle: https://www.statistikdaten.bayern.de/genesis/onl<strong>in</strong>e/<br />
4
Die folgende Abbildung zeigt die prozentualen Stimmanteile der Parteien der letzten Wahl<br />
zum Bayerischen Landtag. Nach Art. 42 Abs. 4 des LWG erhalten die Wahlvorschläge, auf<br />
die im Land nicht m<strong>in</strong>destens fünf Prozent der Stimmen entfallen, ke<strong>in</strong>en Sitz zugeteilt 3 .<br />
Ergebnisse der Landtagswahl 2003 4<br />
Deswegen s<strong>in</strong>d im aktuellen Bayerischen Landtag nur CSU, SPD <strong>und</strong> Grüne vertreten.<br />
Werfen wir nun e<strong>in</strong>en Blick auf die Sitzverteilung im Landtag.<br />
3 Die 5%-Klausel <strong>für</strong> den Landtag ist auch im Art. 14 Abs. 4 der Bayerischen Verfassung geregelt.<br />
4 Quelle: http://www.<strong>in</strong>fratest-dimap.de/images/trends/wahlreporte/by03/by03tv\_endergebnis\<br />
_g.jpg<br />
5
Sitzverteilung im aktuellen Bayerischen Landtag 5<br />
Berechnet man die Stimmanteile von CSU, SPD <strong>und</strong> Grüne nach Abzug der nicht vertretenen<br />
Parteien, ergeben sich <strong>für</strong> die CSU 68,98%, <strong>für</strong> die SPD 22,27% <strong>und</strong> die Grünen<br />
8,75%. Teilt man die 180 Sitze des Landtages auf die drei entsprechend ihrer Stimmanteile<br />
auf, erhalten CSU 124,16 Sitze, SPD 40,09 Sitze <strong>und</strong> Grüne 15,75 Sitze. Hier ist also e<strong>in</strong>e<br />
Abweichung zur tatsächlichen Sitzverteilung festzustellen, die geklärt werden muss.<br />
Dazu stelle ich folgend das Sitzzuteilungsverfahren, also den Weg von den ausgezählten<br />
Stimmen zu den tatsächlichen Mandaten im Landtag, kurz dar.<br />
Bei den Landtagswahlen wird der Freistaat <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> sieben Wahlkreise, die deckungsgleich<br />
mit den sieben bayerischen Regierungsbezirken s<strong>in</strong>d, untergliedert. Die 180 Abgeordnetenplätze<br />
werden relativ zur E<strong>in</strong>wohnerzahl verteilt. Dadurch fallen auf Oberbayern 58<br />
Abgeordnete, auf Niederbayern 18, auf die Oberpfalz 17, auf Oberfranken 17, auf Mittelfranken<br />
24, auf Unterfranken 20 <strong>und</strong> auf Schwaben 26. Außerdem wird Oberbayern <strong>in</strong> 29<br />
Stimmkreise, Niederbayern <strong>in</strong> 9, die Oberpfalz <strong>in</strong> 9, Oberfranken <strong>in</strong> 9, Mittelfranken <strong>in</strong> 12,<br />
Unterfranken <strong>in</strong> 10 <strong>und</strong> Schwaben <strong>in</strong> 13 <strong>und</strong> damit <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> 91 Stimmkreise unterteilt.<br />
Bei der Wahl hat jeder Wähler zwei Stimmen. Mit der sog. Erststimme wählt er den Direktkandidaten<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Stimmkreis. Es siegt der Bewerber mit den meisten Stimmen pro<br />
Stimmkreis. Die Anzahl der Zweitstimmen je Partei im Wahlkreis bestimmt, wie viele Abgeordnete<br />
die jeweiligen Parteien pro Wahlkreis stellen. E<strong>in</strong> konkretes Beispiel anhand der<br />
Daten der letzten Landtagswahl soll dies verdeutlichen.<br />
In Schwaben wurden 1.401.612 Gesamtstimmen ermittelt, davon fielen 33.833 auf die FDP<br />
<strong>und</strong> 144.913 auf sonstige Parteien, die an der Fünf-Prozent-Klausel scheiterten. Damit ergibt<br />
sich e<strong>in</strong>e Stimmenzahl von 1.222.866, die als Berechnungsgr<strong>und</strong>lage dient.<br />
Als nächstes werden die Stimmen der jeweiligen Parteien mit der Anzahl der zur Verfügung<br />
stehenden Sitze multipliziert <strong>und</strong> durch die Gesamtstimmenzahl dividiert.<br />
Partei Stimmen Berechnung<br />
CSU<br />
SPD<br />
896.186<br />
221.424<br />
896.186·26<br />
1.222.866<br />
221.424·26<br />
1.222.866<br />
≈ 19, 05<br />
≈ 4, 71<br />
≈ 2, 24<br />
Grüne 105.256 105.256·26<br />
1.222.866<br />
Zunächst werden nur die ganzzahligen Anteile betrachtet. Es erhält also die CSU 19 Sitze,<br />
die SPD 4, die Grünen 2, also s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 25 Plätze vergeben, Rest 1. Die übrigen<br />
Mandate, also hier das e<strong>in</strong>e übrige, werden <strong>in</strong> der Reihenfolge der Brüche verteilt. Im Beispiel<br />
hat die SPD mit 0,71 den größten Rest, also erhält sie den übrigen Sitz. Es bekommen also<br />
die CSU 19, die SPD 5 <strong>und</strong> die Grünen 2 Plätze.<br />
Als nächstes wird die Anzahl der gewonnenen Stimmkreise pro Partei betrachtet. Die CSU<br />
hat alle 13 Stimmkreise <strong>in</strong> Schwaben gewonnen, also erhalten außer den 13 Direktkandidaten<br />
noch 6 weitere, nämlich die sechs Listenbewerber mit den meisten Stimmen, e<strong>in</strong>en Sitz. Die<br />
SPD hat ke<strong>in</strong>e Direktmandate err<strong>in</strong>gen können, also werden die fünf bestplazierten auf der<br />
5 Quelle: http://www.<strong>in</strong>fratest-dimap.de/images/trends/wahlreporte/by03/by03tv\_sitze\_g.jpg<br />
6
Liste Abgeordnete, bei den Grünen erhalten die ersten zwei Listenkandidaten e<strong>in</strong>en Sitz im<br />
Parlament.<br />
Dieses Verfahren nennt man Hare-Niemeyer-Verfahren.<br />
Für den Fall, dass e<strong>in</strong>e Partei mehr Direktmandate gew<strong>in</strong>nt, als ihr nach obigem Verfahren<br />
Mandate zur Verfügung stehen (im Beispiel: Wenn die Grünen drei Stimmkreise gewonnen<br />
hätten), wird der Landtag um diese übrigen Plätze (im Beispiel: 1 Sitz) vergrößert (im<br />
Beispiel: Schwaben erhielte 27 Sitze, <strong>und</strong> der Landtag würde auf 181 Mandate anwachsen).<br />
Man spricht dann von Überhangmandaten. Im Sem<strong>in</strong>ar kam die Diskussion auf, ob auch<br />
Direktkandidaten, die ihren Stimmkreis gewonnen haben <strong>und</strong> deren Partei aufgr<strong>und</strong> der<br />
5%-Hürde nicht im Landtag vertreten ist, ihr Mandat annehmen können. Dies kann bejaht<br />
werden.<br />
Wahlergebnis der Landtagswahl <strong>in</strong> Schwaben 6<br />
Über den S<strong>in</strong>n der Darstellung von Erststimmenanteilen <strong>in</strong> Schwaben lässt sich streiten.<br />
Wie vorher erläutert ist bei den Direktkandidaten entscheidend, wer <strong>in</strong> den jeweiligen Landkreisen<br />
die Mehrheit der Stimmen erhalten hat. E<strong>in</strong>e relative Darstellung der Erststimmen<br />
zeigt zwar die Verteilung der Stimmen, diese hat jedoch ke<strong>in</strong>e Relevanz <strong>für</strong> die Konstellation<br />
des Landtages. Bei der Graphik ist zwar e<strong>in</strong>e Mehrheit der CSU zu erkennen, doch lässt sie<br />
offen, wie viele der 13 schwäbischen Stimmkreise zu Gunsten welcher Partei ausfielen.<br />
6 Quelle: {ttp://www.landtagswahl2003.bayern.de/lw2003/907/akt/300909464151.gif}<br />
7
Wahlergebnis der Landtagswahl <strong>in</strong> Schwaben 7<br />
Anders ist dies bei den Gesamtstimmen. Sie wirken sich ja direkt auf die Zusammensetzung<br />
des Landtages aus. Die Gesamtstimmen be<strong>in</strong>halten sowohl die Listenstimmen als auch die<br />
Direktstimmen <strong>und</strong> haben somit E<strong>in</strong>fluss auf die Zusammensetzung des Landtags.<br />
Man kann bei den letzten beiden Darstellungen erkennen, dass die Erststimmenanteile<br />
<strong>und</strong> die Gesamtstimmenanteile der jeweiligen Parteien sehr ähnlich verteilt s<strong>in</strong>d. Vermutlich<br />
gaben etliche Wähler ihre Erst- <strong>und</strong> Zweitstimmen den jeweils gleichen Parteien.<br />
In me<strong>in</strong>em Vortrag sollten die Flash-Animation unter http://www.spiegel.de/static/<br />
flash/wahlbayern2003/popup.html <strong>und</strong> das Interaktive Kartenverzeichnis des Bayerischen<br />
Landesamts <strong>für</strong> <strong>Statistik</strong> <strong>und</strong> Datenverarbeitung (http://www.statistik.bayern.de/daten/<br />
<strong>in</strong>termaptiv/archiv/home.asp) vorgestellt werden. Aufgr<strong>und</strong> technischer Probleme funktionierte<br />
leider die Internetverb<strong>in</strong>dung nicht <strong>und</strong> das Auditorium musste auf die Präsentation<br />
verzichten. In beiden Angeboten wurden die Wahlergebnisse der letzten Landtagswahl 2003<br />
graphisch aufgearbeitet. Man kann verschiedene Regionen (Geme<strong>in</strong>den, Landkreise, Bezirke)<br />
auf e<strong>in</strong>er Landkarte wählen <strong>und</strong> erhält das Abstimmungsresultat farblich dargestellt.<br />
Aus Zeitgründen <strong>und</strong> um Wiederholungen zu vermeiden verzichtete ich auf die Darstellung<br />
der Bezirkstagswahlen <strong>und</strong> behandelte als nächsten Punkt die Kommunalwahl.<br />
3 Kommualwahl<br />
Die Kommunalwahl untergliedert sich <strong>in</strong> zwei Bereiche. Zum e<strong>in</strong>en werden <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>dewahl<br />
Erster Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>de-, Marktgeme<strong>in</strong>de- bzw.<br />
Stadtrat gewählt, zum anderen <strong>in</strong> der Landkreiswahl Landrat <strong>und</strong> Kreistag.<br />
Bürgermeister <strong>und</strong> Landräte werden dabei direkt gewählt. Jeder Wähler hat e<strong>in</strong>e Stimme<br />
<strong>und</strong> es gew<strong>in</strong>nt der Kandidat mit der Mehrheit der Stimmen.<br />
Die Anzahl der Mandate <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>derat bzw. Kreistag hängt von der Größe der<br />
Geme<strong>in</strong>de bzw. des Kreises ab, jeder Wähler hat so viele Stimmen, wie es Mandate zu verteilen<br />
gibt. Außer <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>den mit weniger als 3.000 E<strong>in</strong>wohner, denn dort können sich<br />
pro Wahlvorschlag bis zu doppelt so viele Bewerber aufstellen lassen, wie Sitze zu vergeben<br />
s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> jeder Wähler hat so viele Stimmen, wie der Wahlvorschlag mit der größten Bewerberzahl.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel: Die Geme<strong>in</strong>de Buchdorf im Landkreis Donau-Ries hat knapp 1.700<br />
E<strong>in</strong>wohner <strong>und</strong> damit 12 Geme<strong>in</strong>deräte, also können auf jeder Liste maximal 24 Bewerber<br />
kandidieren. Wenn jetzt die Liste mit den meisten Bewerbern 20 Kandidaten hätte, könnte<br />
jeder Wähler 20 Stimmen vergeben.<br />
Sowohl <strong>für</strong> die Kreistagswahl als auch <strong>für</strong> die Geme<strong>in</strong>deratswahl hat jeder Wähler die<br />
Möglichkeit, e<strong>in</strong> Listenkreuz zu setzen. Damit werden die Stimmen, die nicht direkt <strong>für</strong><br />
bestimmte Personen abgegeben wurden, auf der Liste von oben nach unten aufgeteilt. Kandidaten,<br />
denen man schon drei Stimmen gegebem hat, erhalten ke<strong>in</strong>e Listenstimme mehr,<br />
sondern sie werden bei der Verteilung der Listenstimmen übersprungen. Will man e<strong>in</strong>em<br />
Bewerber ausdrücklich ke<strong>in</strong>e Listenstimme geben, kann man ihn streichen. Außerdem kann<br />
7 Quelle: http://www.landtagswahl2003.bayern.de/lw2003/907/akt/300909464153.gif<br />
8
man jedem Bewerber bis zu drei Stimmen geben, das nennt man kumulieren, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />
Stimmen auf mehrere Wahlvorschläge verteilen, was panaschieren heißt.<br />
In der folgenden Grafik werden die Mehrheitsverhältnisse der Kreistagswahlen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
1996 dargestellt.<br />
Mehrheiten <strong>in</strong> den Landkreisen 8<br />
Die Graphik unterscheidet im Kartenteil drei Mehrheitsverhältnisse, nämlich e<strong>in</strong>e relative<br />
Mehrheit der CSU, e<strong>in</strong>e absolute Mehrheit der CSU <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e relative Mehrheit der SPD.<br />
Die Landkreise mit absoluter CSU-Mehrheit s<strong>in</strong>d von l<strong>in</strong>ks nach rechts, von oben nach unten<br />
Rhön-Grabfeld, Schwe<strong>in</strong>furt, Weiden, Eichstätt, Regensburg, Straub<strong>in</strong>g-Bogen, Günzburg,<br />
Mühldorf am Inn <strong>und</strong> Rosenheim; die SPD hat die Mehrheit <strong>in</strong> Coburg, Hof (Stadt <strong>und</strong><br />
Land), Wunsiedel im Fichtelgebirge, Fürth <strong>und</strong> Schwabach.<br />
Verwirrend ist, dass im R<strong>in</strong>gdiagramm <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Karte die gleichen Farben auftauchen,<br />
obwohl ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung besteht. Im Diagramm s<strong>in</strong>d die Ergebnisse der Kreistagswahlen<br />
zusammengefasst, als wäre es e<strong>in</strong>e Wahl, die e<strong>in</strong> Parlament zusammen setzen würde. Me<strong>in</strong>er<br />
Me<strong>in</strong>ung nach macht diese Betrachtung aber wenig S<strong>in</strong>n, denn die Kreistage setzen<br />
sich e<strong>in</strong>zeln zusammen, es wird jeder Landkreis bzw. jede kreisfreie Stadt separat <strong>für</strong> sich<br />
betrachtet.<br />
8 Quelle: http://www.aillyacum.de/Dt/<strong>Wahlen</strong>-Deutschland/1996/<strong>Bayern</strong>.html<br />
9
4 Sitzzuteilungsverfahren<br />
Nun möchte ich vorstellen, wie sich aus den Stimmenanzahlen, die die Wähler abgegeben<br />
haben, die Sitzverteilungen der jeweiligen Gremien zusammensetzen. Da die Proporzzahlen<br />
selten ganzzahlig s<strong>in</strong>d, braucht man Methoden um die Mandate zu verteilen. Dabei gibt es<br />
verschiedene Verfahren, die <strong>in</strong> Deutschland Anwendung f<strong>in</strong>den.<br />
4.1 Hare-Niemeyer-Verfahren<br />
Das erste vorgestellte Verfahen nennt sich Hare-Niemeyer-Verfahren. Andere Namen s<strong>in</strong>d<br />
Niemeyer-Verfahren, Hamilton-Verfahren oder Quotenverfahren mit Restausgleich nach größten<br />
Bruchteilen. Schon vor 1790 wurde es vom US-amerikanischen Politiker Alexander Hamilton<br />
<strong>für</strong> die Sitzverteilung im US-Repräsentantenhaus vorgeschlagen. Auch der Londoner<br />
Rechtsanwalt Thomas Hare war se<strong>in</strong>erzeit e<strong>in</strong> Be<strong>für</strong>worter. Der Mathematiker Horst Niemeyer<br />
schlug es 1970 dem B<strong>und</strong>espräsidenten <strong>für</strong> den Deutschen B<strong>und</strong>estag vor. Angewandt<br />
wird das Verfahren seit der Wahl 1985 <strong>für</strong> den Deutschen B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> seit 1994 auch <strong>für</strong><br />
den Bayerischen Landtag.<br />
Zum Verfahren: Nachdem die Stimmen <strong>für</strong> die jeweiligen Parteien abgegeben wurden,<br />
berechnet man die Sitzverteilung. Dazu wird jeweils die Anzahl der <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Partei abgegebenen<br />
Stimmen mit der Zahl der zu vergebenden Mandate multipliziert <strong>und</strong> anschließend<br />
durch die Anzahl der <strong>in</strong>sgesamt gültigen Stimmen dividiert. Nun werden ausschließlich die<br />
ganzzahligen Anteile betrachtet <strong>und</strong> den Parteien zugeteilt. Die verbleibenden Sitze werden<br />
nach den Größen der Reste verteilt. E<strong>in</strong> Beispiel hierzu war die Verteilung der Sitze bei der<br />
Landtagswahl <strong>in</strong> Schwaben (siehe S. 6f.).<br />
Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass es sich neutral <strong>in</strong> Bezug auf Parteigrößen verhält<br />
<strong>und</strong> damit den Gr<strong>und</strong>satz der gleichen Wahl gewährleistet. Außerdem kann ke<strong>in</strong>e Partei mehr<br />
Sitze erhalten, als es ihrer auf die nächste ganze Zahl aufger<strong>und</strong>eten Quote entspricht, <strong>und</strong><br />
nicht weniger Sitze, als es ihrer auf die nächste ganze Zahl abger<strong>und</strong>eten Quote entspricht<br />
<strong>und</strong> somit die Quotenbed<strong>in</strong>gung erfüllt.<br />
E<strong>in</strong> Nachteil ist das sog. Alabama Paradoxon. Danach kann es passieren, dass e<strong>in</strong>e Partei<br />
weniger Sitze bekommt, wenn das Parlament vergrößert wird. E<strong>in</strong> Beispiel soll dies erläutern.<br />
Dieses Phänomen fiel zum ersten Mal <strong>in</strong> Alabama auf, darum trägt es diesen Namen.<br />
Es wurde e<strong>in</strong> Parlament mit 323 Mandaten zusammengestellt. Dabei hatte Partei A mit<br />
5670 Stimmen den Proporz 183,141, B mit 3850 Stimmen den Proporz 124,355, C mit 420<br />
Stimmen e<strong>in</strong>en Proporz von 13,566 <strong>und</strong> D (60 Stimmen) 1,938. Es ergibt sich die Verteilung<br />
A: 183, B: 124, C: 14, D: 2 Sitze.<br />
Ändert sich nun die Größe des Gremiums um e<strong>in</strong>en Sitz, wird es also beispielsweise um<br />
e<strong>in</strong> Mandat größer, ändert sich <strong>für</strong> die Parteien etwas. A hat nun den Proporz 183,708, B<br />
124,740, C 13,608 <strong>und</strong> D 1,944. Damit bekommt A: 184 Sitze, B: 125, C: 13 <strong>und</strong> D: 2.<br />
Wird also die Zahl der Mandate erhöht, können sich die Stimmenverhältnisse zu Gunsten<br />
der größeren Gruppen verändern.<br />
Daraus ergeben sich das Sperrklausel-Paradoxon sowie das Ausgleichsmandat-Paradoxon.<br />
Erstes sei mit e<strong>in</strong>em Beispiel erklärt.<br />
10
Partei A erhält 500 Stimmen, B 700, C 4.400 <strong>und</strong> D 4.400 <strong>und</strong> damit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt<br />
10.000 Stimmen vergeben <strong>und</strong> 21 Sitze zu verteilen. Die Proporze s<strong>in</strong>d: A 1,05, B 1,47, C<br />
<strong>und</strong> D jeweils 9,24. A erhält also 1 Sitze, B 2, C <strong>und</strong> D je 9. Nun bekommt Partei B e<strong>in</strong>e<br />
Stimme mehr, es werden als 10.001 Stimmen abgegeben. Jetzt hat Partei A unter 5% der<br />
Stimmen <strong>und</strong> ist damit nicht mehr im Parlament vertreten. Es ergibt sich <strong>für</strong> B e<strong>in</strong> Proporz<br />
von 1,55, <strong>für</strong> C <strong>und</strong> D von 9,72. Damit erhalten C <strong>und</strong> D jeweils 10 Sitze <strong>und</strong> B 1. Partei<br />
B erhält e<strong>in</strong>e Stimme mehr <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>en Sitz weniger.<br />
Das Ausgleichsmandat-Paradoxon wird hier nicht näher erläutert, da es im Referat nicht<br />
ausgeführt wurde.<br />
Da<strong>für</strong> gehe ich kurz auf das Wählerzuwachsparadoxon e<strong>in</strong>. Dabei kann e<strong>in</strong> Stimmenzuwachs<br />
e<strong>in</strong>er Koalitionspartei, d.h. e<strong>in</strong>er Partei der Regierungskoalition, e<strong>in</strong>en Mandatsverlust<br />
an die Oppositionspartei verursachen. Auch diesmal werde ich das an e<strong>in</strong>em Zahlenbeispiel<br />
erläutern. In e<strong>in</strong>em Parlament s<strong>in</strong>d 13 Mandate zu verteilen <strong>und</strong> es gibt vier Parteien A,<br />
B, C <strong>und</strong> D, die sich bewerben. Herr X möchte, dass sich die Koalition der Parteien B <strong>und</strong><br />
C fortsetzen <strong>und</strong> wählt Liste C. Damit hat A 43 Stimmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Proporz von 5,036, B<br />
hat 29 Stimmen (3,396), C 27 Stimmen (3,162) <strong>und</strong> D hat 12 Stimmen <strong>und</strong> den Proporz<br />
1,405. Damit s<strong>in</strong>d die 13 Mandate wie folgt verteilt: A 5, B 3, C 3, D 2 <strong>und</strong> D erhält das<br />
13. Mandat aufgr<strong>und</strong> der höchsten Nachkommazahl .405. B <strong>und</strong> C haben mit 6 Sitzen die<br />
absolute Mehrheit verfehlt.<br />
Hätte Herr X nicht gewählt, wäre das Ergebnis:<br />
A: 43 Stimmen, Proporz 5,082, 5 Mandate<br />
B: 29, 3,427, 4<br />
C: 26, 3,073, 3<br />
D: 12, 1,418, 1<br />
B erhält das 13. Mandat wegen der höchsten Nachkommazahl .427.<br />
B <strong>und</strong> C hätten also mit 7 Sitzen die absolute Mehrheit erreicht. Herr X hat also mit<br />
Abgabe se<strong>in</strong>er Stimme genau das Gegenteil dessen erreicht, was er wollte.<br />
4.2 D’Hondt’sches Höchstzahlverfahren<br />
Das D’Hondt’sche Höchstzahlverfahren heißt auch Jefferson-Verfahren (im angelsächsischen<br />
Raum), Hagenbach-Bischoff-Verfahren (<strong>in</strong> der Schweiz) oder Divisorverfahren mit Abr<strong>und</strong>ung.<br />
Es wurde laut www. wikipedia. de schon im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert von Thomas Jefferson<br />
vorgeschlagen. Auf den Internetseiten des Deutschen B<strong>und</strong>estags f<strong>in</strong>det man allerd<strong>in</strong>gs, dass<br />
es von Victor D’Hondt im der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelt wurde. Verwendung<br />
f<strong>in</strong>det dieses Verfahren bei den bayerischen Kommunal- <strong>und</strong> Bezirkstagwahlen, außerdem<br />
bei den Landtagen <strong>in</strong> Niedersachsen, im Saarland, Sachsen <strong>und</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>.<br />
Bis 1970 wurden auch die Ausschüsse im Deutschen B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> bis 1983 die Sitze im<br />
B<strong>und</strong>estag nach D’Hondt verteilt.<br />
Es gibt fünf äqivalente Algorithmen, die zum gleichen Ergebnis führen. E<strong>in</strong>en davon<br />
möchte ich hier kurz vorstellen.<br />
Man teilt die jeweiligen Anzahlen der erhaltenen Stimmen jeder Partei durch die Folge der<br />
11
natürlichen Zahlen 1, 2, 3, ... Das Ergebnis der Division nennt man Höchstzahl. Anschließend<br />
werden die Höchstzahlen nach Größe sortiert <strong>und</strong> die Anzahl der zu verteilenden Mandate<br />
wird an die größten Zahlen verteilt. E<strong>in</strong> Beispiel soll dies verdeutlichen.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>deratswahl habe Partei A 516 Stimmen, B 306 <strong>und</strong> C 81, es sollen 12<br />
Sitze im Geme<strong>in</strong>derat vergeben werden. 9 Nun f<strong>in</strong>det das D’Hondt’sche Sitzzuteilungsverfahren<br />
Anwendung.<br />
In der l<strong>in</strong>ken Tabelle wurden die erhaltenen Stimmenanzahlen der e<strong>in</strong>zelnen Parteien<br />
gemäß dem vorgestellten Algorithmus dividiert. Die rechte Tabelle stellt die Sortierung nach<br />
der Größe der Quotienten dar.<br />
A B C<br />
1 516 306 81<br />
2 258 153 40,5<br />
3 172 102 27<br />
4 129 76,5 20,25<br />
5 103,2 61,2 16,2<br />
6 86 51 13,5<br />
7 73,71 43,7 11,57<br />
8 64,5 38,25 10,13<br />
9 57,33 34 9<br />
10 51,6 30,6 8,1<br />
11 46,91 27,8 7,36<br />
12 43 25,5 6,75<br />
Nr. Stimmen Partei<br />
1 516 A<br />
2 306 B<br />
3 258 A<br />
4 172 A<br />
5 153 B<br />
6 129 A<br />
7 103,2 A<br />
8 102 B<br />
9 86 A<br />
10 81 C<br />
11 76,5 B<br />
12 73,71 A<br />
Demnach erhält Partei A 7 Sitze, Partei B 4 <strong>und</strong> C bekommt 1 Mandat.<br />
E<strong>in</strong> Vorteil des D’Hondt’schen Höchstzahlverfahrens ist die Maximierung des m<strong>in</strong>imalen<br />
Vertretungswerts. Es gibt also ke<strong>in</strong> anderes Sitzzuteilungsverfahren, bei dem - bei gegebenem<br />
Wahlergebnis - das Stimmen-Sitz-Verhältnis der Partei mit dem niedrigsten Stimmen-Sitz-<br />
Verhältnis höher ist als bei dem Verfahren nach D’Hondt.<br />
Außerdem erfüllt dieses Verfahren die Mehrheitsbed<strong>in</strong>gung. Danach erhält e<strong>in</strong>e Partei mit<br />
m<strong>in</strong>destens 50% der Stimmen auch m<strong>in</strong>destens die Hälte an Sitzen zugeteilt. Da<strong>für</strong> erfüllt es<br />
nicht die M<strong>in</strong>derheitsbed<strong>in</strong>gung. Es kann also e<strong>in</strong>e Partei mit weniger als 50% der Stimmen<br />
die Hälte der Sitze <strong>in</strong>nehaben. Will man erreichen, dass die Partei mit absoluter Mehrheit<br />
der Stimmen auch die meisten Sitze bekommt, muss die Anzahl der Mandate ungerade se<strong>in</strong>.<br />
Das D’Hondt-Verfahren hat den Nachteil, dass kle<strong>in</strong>ere Gruppierungen benachteiligt werden.<br />
Des weiteren kann die Quotenbed<strong>in</strong>gung verletzt werden, d.h. es kann vorkommen, dass<br />
die Zahl der Mandate um mehr als 1 Sitz von der Quote, also vom Idealanspruch, abweicht.<br />
9 Bei den Stimmenanzahlen handelt es sich um die gewichteten Stimmenanzahlen der letzten Geme<strong>in</strong>deratswahl<br />
2002 <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Buchdorf. Partei A repräsentiert den Wahlvorschlag ” CSU/Freie Bürger“, B<br />
die ” Parteilose Wählergeme<strong>in</strong>schaft“ <strong>und</strong> C die ” Parteifreie Wählergruppe/Bürgerblock Baierfeld“. Die<br />
Daten stammen von GENESIS-onl<strong>in</strong>e.<br />
12
4.3 weitere Verfahren<br />
Außer den vorgestellten gibt es noch weitere Sitzzuteilungsverfahren. Nach e<strong>in</strong>er Meldung<br />
auf der Homepage des Deutschen B<strong>und</strong>estags vom 13.12.2007 10 existiert e<strong>in</strong> Gesetzentwurf<br />
zur Änderung des B<strong>und</strong>eswahlgesetzes. Dar<strong>in</strong> enthalten ist die Umstellung des Sitzzuteilungsverfahrens<br />
auf das Verfahren nach Sa<strong>in</strong>te-Laguë/Schepers. Der Franzose Jean André<br />
Sa<strong>in</strong>te-Laguë hatte 1912 e<strong>in</strong> Verfahren entwickelt, mit dem die Ungerechtigkeit gegenüber<br />
kle<strong>in</strong>en Parteien des D’Hondt’schen Verfahrens verr<strong>in</strong>gert wird. Der Physiker Hans Scherpers,<br />
e<strong>in</strong> ehemaliger Mitarbeiter der B<strong>und</strong>estagsverwaltung, entwickelte ebenfalls e<strong>in</strong> Verfahren,<br />
dass auf das Gleiche abzielte. Es stellte sich heraus, dass es ” nur“ e<strong>in</strong> anderer Algorithmus<br />
war <strong>und</strong> zum gleichen Ergebnis wie Sa<strong>in</strong>te-Laguë kommt.<br />
Bei dem Verfahren wird ähnlich wie bei D’Hondt vorgegangen, mit dem Unterschied, dass<br />
als Divisor nicht die Folge der natürlichen Zahlen sondern (i - 0,5) mit i = 1, 2, 3,... verwendet<br />
wird.<br />
Weitere Verfahren zur Berechnung von Sitzzuteilungen heißen Hill-Hunt<strong>in</strong>gtion-Verfahren,<br />
Dean-Verfahren, Adams-Verfahren <strong>und</strong> es gibt sicher noch weitere, auf die hier nicht e<strong>in</strong>gegangen<br />
werden kann.<br />
4.4 Beispiele zu verschiedenen Verfahren<br />
In me<strong>in</strong>em Vortrag war die Vorstellung von ” BAZI“ (Berechnung von Anzahlen mit Zuteilungsmethoden<br />
im Internet) geplant. Da die Zeit begrenzt war, konnte ich nicht darauf<br />
e<strong>in</strong>gehen.<br />
BAZI ist e<strong>in</strong> Java-Programm, das am <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Stochastik <strong>und</strong> ihre Anwendungen der<br />
Universität Augsburg entwickelt wurde. Man kann damit bei vorgegebenen Wahlergebnissen<br />
die Anzahlen von Sitzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gremium nach verschiedenen Zuteilungsverfahren berechnen.<br />
Mitgeliefert werden viele Datensätze, darunter z.B. auch zu den letzten Landtagswahlen<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Mit diesem Programm kann man sehen, dass es bei verschiedenen Verfahren auch<br />
andere Zusammensetzungen von Parlamenten geben kann, dass sich aber auch nicht immer<br />
<strong>für</strong> jede Partei etwas ändern muss.<br />
5 Listenverb<strong>in</strong>dungen<br />
Auf verschiedenen Stimmzetteln - so auch auf den zum Referat mitgebrachten Stimmzettel<br />
der letzten Kommunalwahl <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Buchdorf - kann man die Notiz e<strong>in</strong>er ” Listenverb<strong>in</strong>dung“<br />
lesen. Hier möchte ich das Phänomen kurz beschreiben.<br />
Gehen zwei oder mehr Wahlvorschläge e<strong>in</strong>e Listenverb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>, werden sie bei der<br />
Auszählung zunächst als e<strong>in</strong>e Liste betrachtet, die Bestimmung der Mandate wird so berechnet,<br />
als wären die verb<strong>und</strong>enen Listen als e<strong>in</strong> Vorschlag angetreten. Ist dann die Anzahl<br />
der Sitze bestimmt, die auf e<strong>in</strong>e Listenverb<strong>in</strong>dung fällt, werden diese nach dem vorgegebenen<br />
Verfahren unter den verb<strong>und</strong>enen E<strong>in</strong>zellisten verteilt.<br />
10 http://www.b<strong>und</strong>estag.de/aktuell/hib/2007/2007\_322/09.html<br />
13
Zum besseren Verständnis möchte ich dies an e<strong>in</strong>em erf<strong>und</strong>enen Beispiel demonstrieren 11<br />
Bei e<strong>in</strong>er bayerischen Geme<strong>in</strong>deratswahl seien 12 Sitze unter vier Parteien A, B, C <strong>und</strong><br />
D zu verteilen. Dabei hatte Partei A 4007, Partei B 3005, C 2003 <strong>und</strong> D 1001 Stimmen<br />
erhalten.<br />
Da bei Geme<strong>in</strong>deratswahlen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> das D’Hondt’sche Verfahren angewandt wird, werden<br />
die Stimmenanzahlen auch hier mit diesem berechnet.<br />
A B C D<br />
1 4007 3005 2003 1001<br />
2 2003,5 1502,5 1001,5 501<br />
3 1336 1001,7 667,67 334<br />
4 1001,75 751 500,75 250<br />
5 801 601 400,6 200<br />
5 4 2 1<br />
A+C+D B<br />
1 7011 3005<br />
2 3506 1503<br />
3 2337 1001,7<br />
4 1753 751<br />
5 1402 601<br />
6 1169 5013<br />
7 1001,6 429<br />
8 876 376<br />
9 779 334<br />
9 3<br />
A C D<br />
1 4007 2003 1001<br />
2 2003,5 1001,5 500,5<br />
3 1336 667,7 334<br />
4 1001,8 500,8 250<br />
5 801,4 401 200<br />
6 668 334 167<br />
5 3 1<br />
Die obere Tabelle stellt die Quotienten ohne, die l<strong>in</strong>ks unten mit Listenverb<strong>in</strong>dungen zwischen<br />
den Parteien A, C <strong>und</strong> D, <strong>und</strong> die rechts unten die Aufteilung unter den verb<strong>und</strong>enen<br />
Listen dar. 12<br />
Ohne Listenverb<strong>in</strong>dungen entfallen also auf Partei A 5 Sitze, auf B 4, auf C 2 <strong>und</strong> auf D 1.<br />
Mit e<strong>in</strong>er Listenverb<strong>in</strong>dung zwischen den Parteien A, C <strong>und</strong> D erhält die Verb<strong>in</strong>dung 9 <strong>und</strong><br />
die Partei B 3 Sitze. Die 9 Sitze der Verb<strong>in</strong>dung werden an A (5), C (3) <strong>und</strong> D (1) aufgeteilt.<br />
Partei C hat also bei gleicher Stimmenzahl e<strong>in</strong>en Sitz mehr, B e<strong>in</strong>en weniger erhalten. Mit<br />
Listenverb<strong>in</strong>dungen kann man die ” Reststimmen“ besser ausnutzen.<br />
11 Me<strong>in</strong> ursprüngliches Vorhaben war es, dies auch an konkreten realen Zahlen der Geme<strong>in</strong>deratswahlen <strong>in</strong><br />
Buchdorf, wo es auch Listenverb<strong>in</strong>dungen gibt, zu demonstrieren. Leider hatten die Listenverb<strong>in</strong>dungen<br />
bei den letzten beiden <strong>Wahlen</strong> ke<strong>in</strong>e Veränderungen gegenüber nicht verb<strong>und</strong>enen Listen ergeben.<br />
12 ger<strong>und</strong>ete Werte<br />
14
6 Wahlergebnisse <strong>und</strong> Wahlbeteiligungen<br />
Den Bayerischen Landtag gibt es seit 1849 13 . In der folgenden Grafik s<strong>in</strong>d Wahlergebnisse<br />
der Jahre 1919 bis 1933, also der Phase zwischen den beiden Weltkriegen, dargestellt.<br />
Landtagswahlen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> von 1919 bis 1933 14<br />
Auf dieser Graphik kann man auf den ersten Blick nicht mehr als e<strong>in</strong> buntes Farbenspiel<br />
erkennen. Die beiden weißen Flächen oben <strong>und</strong> unten sowie der blassere Streifen auf der<br />
rechten Seite lassen die Darstellung etwas perspektivisch wirken. Unverständlich ist, warum<br />
die ” NichtwählerInnen“ <strong>in</strong> zwei Bereiche aufgeteilt wurden. Die Anordnung der Parteien <strong>in</strong><br />
dem Farbschema ist logisch von ” l<strong>in</strong>ks“ nach ” rechts“ im politischen S<strong>in</strong>n, wobei die Kommunisten<br />
unten <strong>und</strong> die Nationalsozialisten oben plaziert s<strong>in</strong>d. Es fällt die USPD auf , denn sie<br />
kommt aus dem ” Nichts“ <strong>und</strong> verschw<strong>in</strong>det 1924 wieder. Wahrsche<strong>in</strong>lich ist diese Partei nur<br />
bei der Wahl 1920 angetreten, dort ist auch die maximale Breite der Fläche, 1919 <strong>und</strong> 1924<br />
ist der Wert Null, aber die Partei erhielt trotzdem e<strong>in</strong>e Fläche, die sich von 1919 bis 1924<br />
erstreckt. Daraus lässt sich schließen, dass die Graphik aus den e<strong>in</strong>zelnen Wahlergebnissen,<br />
die aufgetragen <strong>und</strong> anschließend verb<strong>und</strong>en wurden, entstand. Es s<strong>in</strong>d also Momentaufnahmen<br />
dargestellt, als wären sie e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher Prozess.<br />
Die beiden folgenden Graphiken beschäftigen sich mit der bayerischen Landtagswahl 1998.<br />
Im l<strong>in</strong>ken Bild s<strong>in</strong>d die Sitzverteilung <strong>und</strong> der prozentuale Anteil der jeweiligen Parteien, die<br />
im Landtag vertreten s<strong>in</strong>d, abgebildet. Der rechte Teil wurde <strong>in</strong> dem Artikel ” <strong>Bayern</strong> hat<br />
gewählt: CSU nur 26%“ <strong>in</strong> der Zeitschrift ZEICHEN 15 dazu verwendet, e<strong>in</strong>e ” repräsentative<br />
13 Quelle: http://www.bayern.landtag.de/parlamentarisums.html?m=190<br />
14 Quelle: http://www.gonschior.de/weimar/<strong>Bayern</strong>/LTW\_graf.html<br />
15 ZEICHEN - so kann man auf der Homepage www.zeichen.de nachlesen - ist die erste unabhängige Hochschulzeitschrift<br />
von (Ex-)Studierenden <strong>für</strong> Studierende im Raum Nürnberg-Erlangen im Internet.<br />
15
Demokratie“ anzuzweifeln. Die Herkunft der Daten ist leider nicht angegeben. Der Autor<br />
kritisiert am Wahlsystem, dass verschiedene Teile der Bevölkerung nicht entsprechend im<br />
Parlament vertreten s<strong>in</strong>d. So führt er z. B. auch Nichtwähler an. Dabei frage ich mich, wie<br />
diese richtig vertreten se<strong>in</strong> wollen, wenn sie ihr Wahlrecht nicht <strong>in</strong> Anspruch nehmen.<br />
Sitzverteilung im Bayerischen Landtag <strong>und</strong> ” Wählergruppen“ anteilig 16<br />
Die nächste Abbildung zeigt ebenfalls das Ergebnis der Landtagswahl 1998. Die roten<br />
Flecken <strong>in</strong> der Karte, die die Mehrheitsverhältnisse darstellt, s<strong>in</strong>d die Stimmkreise Hof,<br />
Fürth-Stadt, Nürnberg-Nord <strong>und</strong> irgendwas vermutlich <strong>in</strong> oder um München. Im rechten<br />
Kreisdiagrammm s<strong>in</strong>d die Verhältnisse der Stimmen landesweit dargestellt.<br />
Ergebnisse der Landtagswahl 1998 17<br />
17 Quelle: http://www.aillyacum.de/Dt/<strong>Wahlen</strong>-Deutschland/1998/<strong>Bayern</strong>.html<br />
16
Es stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wieweit diese beiden Darstellungen von Wahlergebnissen s<strong>in</strong>nvoll<br />
s<strong>in</strong>d, denn die Landtagsabgeordneten werden wie oben erwähnt als Direktkandidaten <strong>in</strong> den<br />
Stimmkreisen oder als Listenkandidaten <strong>in</strong> den Wahlkreisen gewählt. Beides ist aber aus<br />
den Graphiken nicht erkennbar. Besser hätte man mit der Karte darstellen können, <strong>in</strong> welchen<br />
Stimmkreisen die Direktkandidaten der jeweiligen Parteien gewonnen haben, eventuelle<br />
Überhangmandate hätte man dabei auch gesondert markieren können.<br />
Anfang Juli 1999 wurde e<strong>in</strong>e sog. Sonntagsfrage gestellt. Infratest-Dimap wollte wissen,<br />
wie e<strong>in</strong>e Stichprobe von Wählern abstimmen würde, wenn am auf die Umfrage folgenden<br />
Sonntag die Wahl zum Bayerischen Landtag stattf<strong>in</strong>den würde. Das Ergebnis wurde im<br />
folgenden Diagramm aufbereitet.<br />
E<strong>in</strong>e ” Sonntagsfrage“ zum Bayerischen Landtag 1999 18<br />
Auch hier stellt sich wieder die Frage nach dem S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Diagramms, dass landesweite<br />
Ergebnisse e<strong>in</strong>er Landtagswahl zu e<strong>in</strong>em zusammenfasst, wenn man sich das Verfahren, wie<br />
18 Quelle: http://www.aillyacum.de/Dt/<strong>Wahlen</strong>-Deutschland/1999/<strong>Bayern</strong>7.html<br />
17
der Landtag zusammengesetzt wird, vor Augen führt. In der vorangehenden Graphik wurde<br />
das R<strong>in</strong>gdiagramm perspektivisch dargestellt. Das hat zur Folge, dass man die Verhältnisse<br />
der Flächen nicht mehr gut abschätzen kann, weil man sich täuschen lässt. Deswegen folgen<br />
nun zwei Abbildungen, die den selben Inhalt als R<strong>in</strong>gdiagramm ohne perspektivische<br />
Darstellung <strong>und</strong> als Kreisdiagramm zeigen.<br />
Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach wirken beim Kreisdiagramm die großen Flächen größer <strong>und</strong> die kle<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>er als bei e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>gdiagramm, ob nun perspektivisch dargestellt oder nicht. Das<br />
perspektivische Kreisdiagramm ” vergrößert“ die Partien, die h<strong>in</strong>ten liegen, weil das menschliche<br />
Gehirn die Perspektive, die angedeutet ist, umkehrt <strong>und</strong> dann h<strong>in</strong>ten liegende Teile<br />
größer empf<strong>und</strong>en werden, als sie s<strong>in</strong>d.<br />
Auch die Landtagswahl 2003 wurde graphisch präsentiert. Auf der l<strong>in</strong>ken Seite sieht man<br />
als Säulendiagramm den prozentualen Anteil der Parteien, vermutlich auf ganz <strong>Bayern</strong> bezogen,<br />
dargestellt. Im Kreisdiagramm darunter ist die Sitzverteilung des Landtags abgebildet.<br />
Die Karte zeigt die Mehrheitsverhältnisse <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Stimmkreisen, dunkelblaue<br />
Stimmkreise bedeuten e<strong>in</strong>e absolute Mehrheit der CSU, hellblaue e<strong>in</strong>e Mehrheit unter 50%<br />
der CSU. Die hellblauen Flächen s<strong>in</strong>d Würzburg (Stadt), Erlangen (Stadt), Fürth (Stadt)<br />
<strong>und</strong> München.<br />
Wahlergebnisse der Landtagswahl <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2003 19<br />
19 Quelle: http://www.aillyacum.de/Dt/<strong>Wahlen</strong>-Deutschland/2003/<strong>Bayern</strong>09La.html<br />
18
Nun folgen drei Graphiken, die die Wahlbeteiligungen bei den Landtagswahlen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
<strong>und</strong> die Ergebnisse der großen Parteien von 1946 bis 2003 darstellen. Bei allen drei Abbildungen<br />
verwirren die Farben e<strong>in</strong> wenig. Zum<strong>in</strong>dest als politisch Interessierter ist man gewohnt,<br />
<strong>in</strong> entsprechendem Kontext bestimmte, typische Farben den jeweiligen Parteien zuzuordnen.<br />
So steht schwarz gewöhnlich <strong>für</strong> CSU (bzw. CDU <strong>in</strong> außerbayerischem Zusammenhang), rot<br />
<strong>für</strong> die SPD, grün <strong>für</strong> Bündnis 90/Die Grünen, gelb <strong>für</strong> die FDP, dunkelrot <strong>für</strong> die L<strong>in</strong>ke<br />
usw. Die Graphiken schöpfen durchweg aus diesem bekannten Farbtopf, allerd<strong>in</strong>gs ordnen<br />
sie teilweise die klassischen Farben neu, was <strong>für</strong> Verwirrung sorgt. So verwendet die erste<br />
Darstellung schwarz <strong>für</strong> die Wahlbeteiligung, gelb <strong>für</strong> CSU, rot <strong>für</strong> SPD, grün <strong>für</strong> Grüne,<br />
lila <strong>für</strong> FDP <strong>und</strong> magenta <strong>für</strong> sonstige Parteien.<br />
Wahlbeteiligungen <strong>und</strong> -ergebnisse der Landtagswahlen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 1946 - 2003 20<br />
Die zweite <strong>und</strong> dritte Graphik verwenden blau, was auch den Unionsparteien zugeordnet<br />
werden könnte, <strong>für</strong> die Gesamtstimmen, rot <strong>für</strong> die CSU, gelb <strong>für</strong> die SPD <strong>und</strong> grün <strong>für</strong> die<br />
FDP. Ist der Leser nicht gerade auf der Suche nach der kle<strong>in</strong>en Legende, wird er diese beiden<br />
Darstellungen vermutlich falsch <strong>in</strong>terpretieren. Bei der Erstellung solcher Graphiken sollte<br />
man also auf das übliche Farbenspiel achten um nicht völlige Verwirrung zu stiften. Bei allen<br />
drei Abbildungen werden wieder die Gesamtstimmen betrachtet, bei der ersten relativ, bei<br />
den beiden anderen absolut. Auch hier muss man beachten, dass die Geamtstimmen zwar<br />
e<strong>in</strong> Bild abgeben, aber nicht die Sitzverteilung im Bayerischen Landtag darstellen.<br />
20 Quelle: http://www.statistik.bayern.de/wahlen/lw/bay.jpg<br />
19
Wahlerbeteiligungen <strong>und</strong> -ergebnisse der Landtagswahlen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 1962 - 2003 21<br />
Wahlerbeteiligungen <strong>und</strong> -ergebnisse der Landtagswahlen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 1962 - 2003 22<br />
21 Quelle: https://www.statistikdaten.bayern.de/genesis/onl<strong>in</strong>e/dDiagramm?operation=<br />
ergebnistabelleDiagramm\&option=diagramm\&level<strong>in</strong>dex=3\&levelid=1196803603989\<br />
&downloadname=14311-003z\&onexception=dException<br />
22 Quelle: https://www.statistikdaten.bayern.de/genesis/onl<strong>in</strong>e/dDiagramm?operation=<br />
ergebnistabelleDiagramm\&option=diagramm\&level<strong>in</strong>dex=3\&levelid=1196803603989\<br />
&downloadname=14311-003z\&onexception=dException<br />
20
7 Fazit<br />
Leider fand ich zu me<strong>in</strong>em Thema ke<strong>in</strong>e wirklich guten Graphiken. Viele Abbildungen s<strong>in</strong>d<br />
im gleichen Stil, aber nicht ansehnlich <strong>und</strong> <strong>in</strong>formativ zugleich. Das ist vielleicht auch e<strong>in</strong><br />
Beleg <strong>für</strong> e<strong>in</strong> kompliziertes Wahlsystem.<br />
Schon bei der Übersicht am Anfang wurde deutlich, dass das deutsche <strong>und</strong> speziell das<br />
bayerische Wahlsystem nur schwer zu überschauen ist. Be<strong>in</strong>ahe jede Wahl verläuft anders,<br />
hat e<strong>in</strong>e andere Methode der Stimmabgabe (e<strong>in</strong>e Stimme vs. Erst- <strong>und</strong> Zweitstimme), verschiedene<br />
Sitzzuteilungsverfahren, sich ändernde Größen der Gremien oder Gültigkeit e<strong>in</strong>er<br />
5%-Hürde.<br />
Als ” Entschädigung“ haben die Wähler E<strong>in</strong>fluss von der regionalen bis zur Landesebene<br />
(<strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus), nicht nur durch <strong>Wahlen</strong> sondern auch durch Volksbegehren <strong>und</strong> Volksentscheid<br />
bzw. Bürgerbegehren <strong>und</strong> Bürgerentscheid. Gerade jetzt - kurz vor den bayerischen<br />
Kommunalwahlen - lohnt es, sich mit den verschiedenen Gegebenheiten zu den <strong>Wahlen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> vertraut zu machen, um se<strong>in</strong>e Stimmen richtig e<strong>in</strong>zusetzen <strong>und</strong> das zu wählen, was<br />
man eigentlich beabsichtigt.<br />
21