Pruden mitten in der Welt: Teil 4 von - Siebenbuerger.de

Kunstausstellung und verschiedene Möglichkeit des geselligen Beisammenseins.
Das Beisammensein und die Zusammengehörigkeit wollte man in Dinkelsbühl nicht
nur erleben, sondern auch nach außen hin sichtbar machen. Und was für ein besseres
Zeichen dafür konnte es geben als die siebenbürgisch-sächsische Tracht, die
Festtagstracht, die in Siebenbürgen bis in die allerjüngste Vergangenheit zum
lebendigen Brauchtum gehörte, an der man weiterhin festhielt und sie mit berechtigtem
Stolz zeigte, nimmt sie doch in der deutschen Trachtenlandschaft dank ihrer bis ins
Mittelalter reichenden Tradition, ihrer Vielfalt und Kostbarkeit eine Sonderstellung ein.
Es war daher naheliegend, einen Trachtenzug als visuellen Höhepunkt des Heimattages
zu organisieren. Der Erfolg war schon 1951 überwältigend. Was kann sprechender sein,
als dass Filmaufnahmen davon im Film „Am Brunnen vor dem Tore“ mit Sonja
Ziemann von 1952 verwendet wurden? Glanzlichter waren damals ein Reiterbanderium
und der Festwagen der Deutsch-Zeplinger. Seit den 60er Jahren gibt es kein
Reiterbanderium mehr und nur noch selten einen Festwagen. Dafür nehmen heutzutage
jährlich zwischen 40 und 50 Trachtengruppen und Blaskapellen mit rund 2.000
Mitgliedern am Trachtenzug teil. Und die farbenfrohen Trachten prägen nicht nur
während des Trachtenumzuges und der anschließenden Kundgebung vor der Schranne
das Stadtbild.
Gemeinschaftsbildend, da das Bewusstsein um die eigene Kultur und Tradition stärkend,
sollte der Heimattag auch dadurch sein, dass er auch als kulturelle Veranstaltung
geplant war. Die Brauchtumspflege, die hinter der Idee des Trachtenzuges stand und
auch die hohe Kultur, die 1951 mit einer Kunstausstellung vertreten war, wurden in den
folgenden Jahren durch weitere Komponenten bereichert:
- jährlich veranstaltet die Jugend der Landsmannschaft das Offene und Gemeinsame
Tanzen, an dem zwischen 200 und 300 Volkstänzer auch als Mitglieder von
Gastgruppen aus Österreich und Siebenbürgen teilnehmen;
- jährlich gibt es eine Brauchtumsveranstaltung, bei der Theaterstücke und Singspiele
in Mundart oder einzelne Bräuche szenisch aufgeführt werden;
-es gibt Mundartlesungen und auch Kunsthandwerk in den Verkaufsausstellungen –
1955 fand die erste „Mustermesse“ siebenbürgisch-sächsischer Unternehmer statt;
-Kulinarisches vom „Baumstriezel“ über die „Mici“ bis hin zum gekochten
„Kukurutz“ findet man an den Ständen des Siebenbürger-Marktes;
- der Körperkultur widmen sich die Sportveranstaltungen der Jugend, die 1963 mit den
Wettspielen der Jugend einen Höhepunkt erreichten;
-neben Kunst- und Dokumentationsausstellungen gibt es regelmäßig
Musikveranstaltungen von Chören und Blasmusikkapellen bis hin zu Konzerten
klassischer und moderner Musik, es gibt Dichterlesungen und Buchpräsentationen. Den
Höhepunkt bildet seit 1968 die Verleihung des „Siebenbürgisch-Sächsischen
Kulturpreises“.
Aber nach wie vor ist der Heimattag weiterhin vor allem das größte Treffen von
Siebenbürger Sachsen, zu dem sie aus ganz Deutschland und darüber hinaus kommen,
zusammenfinden und damit in beeindruckender Art und Weise Zeugnis ihres
lebendigen Gemeinschaftssinnes ablegen.
Hans-Werner Schuster
(Aus: „50 Jahre Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.“
Begleitbroschüre zu der gleichnamigen Ausstellung, München 1999, Seite 11-14)
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