Pruden mitten in der Welt: Teil 4 von - Siebenbuerger.de
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verwen<strong>de</strong>te man als Futter für die Schwe<strong>in</strong>e. Die Hanfbün<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>n ihrerseits zu<br />
größeren E<strong>in</strong>heiten (Buißen) zusammengefaßt, und zum Rösten <strong>in</strong> die Kokel geführt.<br />
Der Hanf wur<strong>de</strong> an Pfosten, die man <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Flusses rammte, befestigt, mit<br />
Stroh und Kies und Er<strong>de</strong> beschwert, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Hanf ganz im Wasser lag. Immer lauerte die<br />
Gefahr, dass Hochwasser die gesamte Hanfernte wegschwemmte. Am 9. Tag wur<strong>de</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Hanf gewaschen. Dabei stand man <strong>de</strong>n ganzen Tag im Wasser. Wenn es vorkam,<br />
dass gera<strong>de</strong> schlechtes Wetter war und es <strong>de</strong>n ganzen Tag regnete, wusste man, dass<br />
man nach dieser schweren Arbeit krank wur<strong>de</strong>. Der Hanf wur<strong>de</strong> dann, geröstet und<br />
gewaschen, nach Hause gefahren und getrocknet. Anschließend wur<strong>de</strong> er gebrochen,<br />
geschlagen und schließlich durch e<strong>in</strong> Nagelbrett (Hechel) gezogen, so dass nur die<br />
schönen, langen Fasern übrigblieben. Im W<strong>in</strong>ter wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hanf <strong>von</strong> unseren fleißigen<br />
Frauen an <strong>de</strong>n Rocken gebun<strong>de</strong>n und gesponnen. Danach wur<strong>de</strong> das Garn auf <strong>de</strong>n<br />
Webstuhl gespannt. Mit se<strong>in</strong>er Hilfe entstan<strong>de</strong>n daraus Textilien für Unter- und<br />
Bettwäsche, für Hem<strong>de</strong>n, Hosen und Jacken und Säcke.<br />
Waschtag <strong>in</strong> <strong>Pru<strong>de</strong>n</strong><br />
Da es damals noch ke<strong>in</strong>e Waschmasch<strong>in</strong>en gab, wur<strong>de</strong> die schmutzige Wäsche gesammelt<br />
und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en großen Bottich gelegt, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf e<strong>in</strong>em Schragen stand. Zu oberst<br />
befand sich e<strong>in</strong> Le<strong>in</strong>tuch mit Asche. Darüber schüttete man heißes Wasser. Unten<br />
sickerte die Lauge durch <strong>de</strong>n offenen Spund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren Holzbottich. E<strong>in</strong>en<br />
ganzen Tag lang wur<strong>de</strong> dieser Kreislauf wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt. Dann karrte man <strong>de</strong>n großen<br />
Bottich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lauge durchweichten Wäsche an <strong>de</strong>n Bach, wo die Wäsche auf<br />
e<strong>in</strong>em Waschstuhl geklopft und anschließend im kalten Wasser <strong>de</strong>s Baches reichlich<br />
gespült wur<strong>de</strong>. So sahen damals die Waschtage aus. Immer waren mehrere Frauen am<br />
Werk. An solchen Tagen gab es gewöhnlich weiße geriebene Bohnen mit Speck zum<br />
Mittagessen. Mit e<strong>in</strong>em Gläschen We<strong>in</strong> run<strong>de</strong>te man die Mahlzeit ab. Und das war e<strong>in</strong><br />
erstklassiger We<strong>in</strong>!<br />
Treibjagd<br />
Immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> kamen im Herbst Herrschaften aus Bukarest <strong>in</strong> unsere Gegend und<br />
veranstalteten Treibjag<strong>de</strong>n. So geschah es auch im Herbst <strong>de</strong>s Jahres 1946. Von e<strong>in</strong>er<br />
Seite <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s mussten Männer <strong>de</strong>s Dorfes das Wild <strong>de</strong>n Jägern vor die Büchsen<br />
treiben. Dabei musste man darauf achten, dass man sich nicht <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schussl<strong>in</strong>ie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Jäger befand. E<strong>in</strong> Zigeuner – Rupa Marzi hieß er – war auch als Treiber beschäftigt.<br />
Se<strong>in</strong>e Nebenabsicht jedoch war, e<strong>in</strong> erlegtes Wild selber nach Hause zu tragen.<br />
Deshalb verschwand er immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Büschen, um auf die günstige<br />
Gelegenheit zu warten. Da er sich jedoch <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Busch nicht ruhig verhielt und <strong>von</strong><br />
<strong>de</strong>n Treibern ziemlich abgekommen war, vermutete e<strong>in</strong> Jäger, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Busch sei e<strong>in</strong><br />
Eber versteckt, feuerte mehrere Schüsse und tötete Marzi. Es war e<strong>in</strong> großes Elend. Er<br />
h<strong>in</strong>terließ vier K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> und <strong><strong>de</strong>r</strong> Jäger wur<strong>de</strong> freigesprochen.<br />
Dieses s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Er<strong>in</strong>nerungen, die ich gerne weitergeben möchte. Wir wan<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />
1987 <strong>in</strong> die Bun<strong>de</strong>srepublik aus und s<strong>in</strong>d froh, dass wir unseren Lebensabend hier<br />
verbr<strong>in</strong>gen dürfen.<br />
Michael Bloos / Draben<strong><strong>de</strong>r</strong>höhe 2008<br />
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