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Familiengeschichte<br />
Batschkaer Spuren<br />
Familiengeschichte im 20. Jahrhundert Teil 7<br />
(Teil 1-6 siehe Batschkaer Spuren Nr. 20-25)<br />
In unserer Serie veröffentlichen wir Auszüge aus der Diplomarbeit von Angéla Ginder-Vándor, die sie an der Eötvös József<br />
Hochschule geschrieben hat.<br />
Zusammenfassung<br />
"Etwas fürchten, hoffen und sorgen<br />
Muss der Mensch für den kommenden Morgen."<br />
(Schiller: Die Braut von Messina)<br />
Jetzt, dass ich schon zu Ende unserer Familiengeschichte<br />
gelangte, fühle ich, als ob ich noch über vieles hätte<br />
schreiben können, was mir jetzt nicht so wichtig schien, aber<br />
in dem Leben einiger Familienmitglieder doch passierte. In<br />
unserem Leben waren Geschehnisse, an die wir mit Freude<br />
und Liebe denken, aber auch solche, die nur Bitterkeit,<br />
Schmerz und Leid bereiteten. Die Todesfälle, die<br />
Auswanderungen und die Vertreibung wirken auch heute<br />
noch auf unsere Alltage und auch auf die Zukunft aus. Wenn<br />
unsere Familie nicht so sehr zerstreut wäre, wäre vielleicht<br />
unser Familienleben ganz anders. Die in Deutschland<br />
lebenden Verwandten würden während ihrer Sommerferien<br />
nicht immer nach Ungarn fahren und wir würden zu<br />
Deutschland auch nicht so rege Kontakte pflegen. Es ist<br />
selbstverständlich, dass die getrennten Familienmitglieder<br />
einander sehr zugetan sind.<br />
Bei einer Gelegenheit sagte Hans Ginder zu meinen Eltern:<br />
"Ich hoffe, dass unsere Kinder die Beziehung auch pflegen<br />
Volkstracht<br />
werden. Ich bin froh, wenn ich unsere Enkelkinder hier in<br />
Ungarn zusammen spielen sehe, wie damals wir spielten."<br />
Diese Aussagen und Gefühle regten mich an, dass ich diese<br />
Familiengeschichte schreiben soll. Ich sehe diese<br />
Familiengeschichte nicht nur für eine Diplomarbeit, sondern<br />
auch für einen weiteren Grund, diese Forschungstätigkeit<br />
weiterzuführen. Meine Ziele mit dieser Familiengeschichte<br />
sind:<br />
- die Aufklärung der Familienmitglieder, die die<br />
Verwandschaft nicht so gut kennen,<br />
- die Sammlung der für mich noch unbekannten Geschichten<br />
von der älteren Generation,<br />
- das Kennenlernen der Familiengeschichte für die<br />
kommenden Generationen.<br />
Ich hätte gern, wenn die in den Stammbaum<br />
aufgenommenen und noch in der Zukunft eingetragenen<br />
Namen für die Nachkommenen nicht nur "Schall und<br />
Rauch" wären.<br />
Ende<br />
Andrea Bakonyi Die Volkstracht in Nadwar Teil 2<br />
(Teil 1 siehe in Batschkaer Spuren Nr. 28)<br />
1995 schrieb ich meine Diplomarbeit an der Pädagogischen Hochschule „Gyula Juhász” in Szeged, im Fachbereich<br />
Germanistik.<br />
Als Thema meiner Arbeit wählte ich einen Bereich, der mich schon lange beschäftigt hatte, die Volkstracht meiner<br />
Heimatgemeinde Nadwar. Mein wissenschaftlicher Betreuer war Prof. Dr. Csaba Földes.<br />
Der Titel meiner Arbeit lautet: Die Volkstracht der Ungarndeutschen am Beispiel der traditionellen Kleidungsgewohnheiten in<br />
der Gemeinde Nadwar/Nemesnádudvar in der Nord-Batschka.<br />
Als Motto wählte ich ein Zitat von Eva Szeitl: „Wir wissen sehr gut, dass selbst die wertvollsten Sachen und Vorkommnisse<br />
außergewöhnlich rasch der Vergessenheit anheimfallen, wenn sie nicht fixiert sind.”<br />
1993 fing ich mit der tatsächlichen Forschungsarbeit an, seitdem sind fast zwei Jahrzehnte vergangen. Die Zeitzeugen, meine<br />
Gewährspersonen, meine Oma und mein Opa, die alten Frauen aus der Nachbarschaft sind alle von uns gegangen. In dieser<br />
Zeit ist leider vieles verschwunden, das materielle Erbe wird nicht geschätzt und geht verloren, die menschlichen Werte<br />
änderten sich rasch, die heutige jüngere und mittlere Generation steht anders zu den damals noch selbstverständlich ausgeübten<br />
Traditionen.<br />
Die Nadwarer Tracht Ende des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert<br />
Die Kleinkindertracht [khinrkwant]<br />
Säugling (bis zum ersten Lebensjahr)<br />
Die Säuglinge wurden nach der Geburt innerhalb von ein<br />
paar Tagen getauft, denn die Sterberate der Kinder war um<br />
die Jahrhundertwende sehr groß und die Babys sollten nicht<br />
als „Heiden” sterben. Das zeigt auch die Religiosität der<br />
Ungarndeutschen.<br />
14<br />
Zur Taufe wurde das Kind von der Patin [kodl] eigenhändig<br />
in die Kirche gebracht. Als die Patin das getaufte Kind zu<br />
Hause abgegeben hatte, sagte sie:<br />
„Ein Heidl habe ich fortgenommen,<br />
Ein Christ habe ich euch zurückgebracht.“<br />
[a heitl hep ich fartknuma, a krischtl hep ich aich<br />
zurukkapracht]