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Bergbau im Schwarzwald - RDB eV

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Reisebericht<br />

Zum ersten Betriebserfahrungsaustausch<br />

nach Neugründung<br />

des BV Neuhof mit Kameraden<br />

des BV Baden-Württemberg<br />

starteten in der Frühe des Freitags,<br />

dem 26.10.2007, 6 Kameraden mit<br />

ihren Ehefrauen Richtung Süden.<br />

Ziel war der <strong>Bergbau</strong> <strong>im</strong> und am<br />

<strong>Schwarzwald</strong>, der zu den ältesten<br />

in Deutschland zählt (Bild 1).<br />

Erstes Ziel war Aalen-Wasseralfingen.<br />

In der einst königlich-würrtembergischen<br />

Eisenerzgrube „Wilhelm“ am Braunsberg<br />

ist <strong>im</strong> unteren Eisenerzflöz der „Tiefe Stollen“<br />

als Besucherbergwerk, aber auch als<br />

Heilstollen für Atemwegserkrankungen,<br />

eingerichtet. Mit der Grubenbahn ging es<br />

in den Berg, vorbei an schönen Versinterungen<br />

bis zu einer großen Weitung <strong>im</strong><br />

Sandstein. In einer Multivisionsschau erfuhr<br />

der Besucher die Geschichte des Eisenerzbergbaus,<br />

die bis ins 20. Jahrhundert<br />

reicht. Bei einer Befahrung des<br />

Streckensystems konnten Zeugnisse der<br />

bergmännischen Tätigkeiten aus verschiedenen<br />

Zeitepochen besichtigt werden. Mit<br />

der „Ausfahrt“ über einen „Treppenschacht“<br />

verließen wir das Abbaugebiet<br />

und konnten in einer Weitung kunstvolle<br />

Erzeugnisse der Eisengießerei besehen,<br />

ehe wir wieder mit der Grubenbahn durch<br />

den „Tiefen Stollen“ ans Tageslicht fuhren.<br />

Im Waldgasthof „Erzgrube“, einem alten<br />

Huthaus oberhalb des „Tiefen Stollens“,<br />

kehrten wir zum Mittagessen ein, bevor wir<br />

uns auf die Weiterfahrt begaben (Bild 1).<br />

Nächstes Ziel war Hofstetten <strong>im</strong> Kinzigtal.<br />

Hier in der „Linde“ waren wir gut untergebracht<br />

und hier war auch der Treffpunkt<br />

1 Die Neuhofer Exkursionsgruppe am Tiefen Stollen in Aalen-<br />

Wasseralfingen<br />

186 bergbau 4/2008<br />

<strong>Bergbau</strong> <strong>im</strong> <strong>Schwarzwald</strong><br />

Exkursion vom 26. bis 28.10.2007<br />

mit Kamerad Börsig vom BV Baden-Württemberg<br />

und seiner Ehefrau. Nach gemeinsamem<br />

Abendessen gab es viele Gespräche<br />

mit Kamerad Börsig und auch untereinander.<br />

Am Samstag, dem 27.10., war die Grube<br />

„Segen Gottes“ in Haslach-Schnellingen<br />

unser Ziel. In der „Schnellinger Silberstube“<br />

befinden sich nicht nur eine kleine<br />

Gastwirtschaft und ein Souvenierladen,<br />

sondern auch die Kaue, in der sich die Besucher<br />

einkleiden konnten. Nach einer kurzen<br />

Begrüßung durch unseren Begleiter<br />

Robert Borho erhielten wir Gummistiefel,<br />

Gummijacke und Grubenhelm, bevor wir<br />

uns auf den Weg zum unteren Stollen zur<br />

Einfahrt begaben. Auf dem Weg durch den<br />

Wald zum Stollenmundloch erfuhren wir<br />

viel über die Geschichte des 800-jährigen<br />

<strong>Bergbau</strong>s <strong>im</strong> <strong>Schwarzwald</strong>.<br />

An sich war Jahrhunderte lang der Silberbergbau<br />

in Haslach in Vergessenheit<br />

geraten. Lediglich der obere Stollen war<br />

befahrbar und wurde von Mineraliensuchern<br />

benutzt. Erst in unserer Zeit hat sich<br />

Georg Algaier mit der Geschichte und den<br />

Zeugen der <strong>Bergbau</strong>geschichte beschäftigt.<br />

Es suchte und fand den unteren Stollen<br />

und wältigte nun in mühsamer Handarbeit<br />

mit 3 Arbeitskräften alte Grubenbaue,<br />

Schächte und Aufhauen auf. Die Gemeinde<br />

Haslach-Schnellingen unterstützte seine<br />

Arbeit, so dass ein attraktives Ausflugsziel<br />

entstand. Damit ist dieser uralte <strong>Bergbau</strong>standort<br />

der Vergessenheit gerissen<br />

worden.<br />

Durch das Stollenmundloch des unteren<br />

Stollens begann nun die fast zweistündige<br />

Grubenfahrt. Nicht nur die Befahrung des<br />

Stollens, sondern vor allem die schmalen<br />

Schlägelstrecken <strong>im</strong> Verlauf der silberhaltigen<br />

Schwer- und Flußspatgänge beein-<br />

druckten die Kalibergleute sehr, besonders<br />

wenn man bedenkt, dass der Schichtvortrieb<br />

in Schlägelarbeit etwa 2 cm/d betrug.<br />

Wunderschöne Kristalldrusen galt es<br />

bei der Grubenfahrt zu bewundern. Mit<br />

Treppen sind die 3 Sohlen verbunden.<br />

Über diese befuhren wir alle Sohlen mit<br />

ihren Fundorten, in denen man schöne<br />

Aufschlüsse vorfand. Mit dem Erreichen<br />

des oberen Stollens endete eine sehr interessante<br />

Befahrung die Grube „Segen<br />

Gottes“, die wir durch das obere Mundloch<br />

verließen (Bild 2).<br />

Auf dem Rückweg durch den Wald zur<br />

„Silberstube“ sang unser Begleiter uns das<br />

Badener Lied vor, in dessen dritter Strophe<br />

der Silberbergbau in Haslach besungen<br />

wird. Nach dem Ablegen der Grubenbekleidung<br />

kehrten wir natürlich in die „Silberstube“<br />

ein, um uns nach der Grubenfahrt<br />

und für die Weiterfahrt zu stärken.<br />

Das nächste Ziel war die Stadt Freiburg<br />

<strong>im</strong> Breisgau, die wir durch die schöne<br />

Tälerlandschaft des <strong>Schwarzwald</strong>es erreichten.<br />

Der Stadt uns nähernd, erblickten<br />

wir bald den eingerüsteten Turm des Freiburger<br />

Münsters. Nach der Quartiernahme<br />

<strong>im</strong> „InterCityHotel“ erwartete uns schon<br />

das Ehepaar Hollstein aus Buggingen, um<br />

mit uns einen interessanten Stadtrundgang<br />

zu machen. Kamerad Aribert Hollstein<br />

war viele Jahre auf unserem Kaliwerk<br />

Neuhof-Ellers als Betriebsführer tätig. Am<br />

alten Rathaus, wie auch am „Berthold-<br />

Schwarz-Denkmal“, dem Erfinder des<br />

Schwarzpulvers, vorbei, erreichten wir den<br />

Münsterplatz mit dem Münster und seinem<br />

hoch aufragenden Turm. Im Inneren wurden<br />

von uns besonders die <strong>Bergbau</strong>fenster<br />

bewundert.<br />

Das Freiburger Münster ist als eine so<br />

genannte Bürgerkirche mit den Erträgen<br />

2 Nach überstandener Grubenfahrt der Grube „Segen Gottes“ mit<br />

dem Begleiter Robert Borho (re.)


des Silberbergbaus <strong>im</strong> Münstertal erbaut.<br />

Ein Zeichen des durch den <strong>Bergbau</strong> am<br />

Schauinsland und <strong>im</strong> Münstertal reich gewordenen<br />

Bürgertums. Auch das prachtvolle<br />

„Kaufhaus am Münsterplatz“ zeugt<br />

davon. Unser weiterer Rundgang führte<br />

uns am Schwabentor, dem „Gasthof zum<br />

Bären“ (ältestes Gasthaus Deutschlands)<br />

und dem Martinstor vorbei. Am Gewerbekanal<br />

entlang erreichten wir durch idyllische<br />

Gassen der Altstadt dann das „Rathausstüble“,<br />

in dem Hollsteins uns zum<br />

Abendessen angemeldet hatten. Bei badischen<br />

Spezialitäten und – natürlich – badischem<br />

Wein erholten wir uns vom Rundgang.<br />

Doch bevor wir unser Hotel aufsuchten,<br />

betrachteten wir die Illumination am<br />

Gerüst des Münsterturms – eine interessante<br />

Nutzung des Gerüstes.<br />

Am Sonntag, dem 28.10., war unser erstes<br />

Ziel die alte <strong>Bergbau</strong>stadt Sulzburg,<br />

die wir durch Dörfer mit wohlbekannten<br />

Weinlagen erreichten. Hier befindet sich<br />

das Landesbergbaumuseum Baden-Württembergs.<br />

Eingerichtet ist es in der aufgelassenen<br />

evangelischen Kirche, die damit<br />

eine neue Nutzung erfahren hat.<br />

Herr Großpietsch, der Leiter der städtischen<br />

Museen in Sulzburg, erwartete uns bereits,<br />

um uns das <strong>Bergbau</strong>museum zu erläutern.<br />

Viel Interessantes erfuhren wir von ihm.<br />

Das Sulzburger Wappen ist das älteste<br />

in Deutschland, das auf den <strong>Bergbau</strong> hinweist:<br />

Vor einem Stollenmundloch steht<br />

ein einfahrender Bergmann, der von einem<br />

Engel beschützt wird. Die Ersterwähnung<br />

verdankt die Stadt einem Eigenlöhnerzechner,<br />

der sich urkundlich bestätigen<br />

ließ, dass er an der Stätte seines Reichtums<br />

auch beerdigt werden wollte. Sein<br />

Grab ist nicht mehr erhalten, aber an dieser<br />

Stelle steht die heutige evangelische<br />

Pfarrkirche, die ehemalige Klosterkirche<br />

Offizielle Organ<br />

des <strong>RDB</strong> e.V., Ring Deutscher Bergingenieure<br />

Makossa Druck und Medien GmbH<br />

Pommernstraße 17, 45889 Gelsenkirchen<br />

Tel.: 02 09/9 80 85-0,<br />

Fax: 02 09/9 80 85-85<br />

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Internet: makossa.de<br />

e-mail „Redaktion“:<br />

in Essen: bergbau@rdb-ev.de<br />

in Gelsenkirchen: bergbau@makossa.de<br />

3 Im Bugginger Kalistollen wurde eifrig gefachs<strong>im</strong>pelt:<br />

von links Gerold Ihrig, Aribert<br />

Hollstein und Hans Herr (<strong>im</strong> Vordergrund)<br />

„St. Cyriak“, bereits <strong>im</strong> 10. Jahrhundert erbaut.<br />

Im Sulzburgtal sind, dank montanarchäologischen<br />

Aufwältigungen in unserer<br />

Zeit, Zeugnisse des Altbergbaus zu finden.<br />

Der südschwarzwälder <strong>Bergbau</strong>, besonders<br />

am Schauinsland und <strong>im</strong> Münstertal,<br />

hatte seine Blüte <strong>im</strong> 15. und 16. Jahrhundert.<br />

Die Bedeutung des Schauinsland-<strong>Bergbau</strong>s<br />

verglich Herr Großpietsch<br />

mit dem des Harzer Rammelsberges. Der<br />

Dreißigjährige Krieg brachte den <strong>Bergbau</strong><br />

zum Erliegen, und er erreichte nie wieder<br />

die vorherige Bedeutung.<br />

Der Rundgang <strong>im</strong> Landesbergbaumuseum<br />

zeigte uns einen Überblick über den<br />

Baden-Württembergischen <strong>Bergbau</strong> bis<br />

hin zum jüngsten, dem Kalibergbau in Buggingen.<br />

Nach der Besichtigung des Museums<br />

führte uns ein kleiner Spaziergang zur ehrwürdigen<br />

Klosterkirche „St. Cyriak“. Da gerade<br />

ein Orgelkonzert stattfand, konnten<br />

wir nur einen kurzen Blick in die Kirche<br />

werfen.<br />

Nächstes Ziel war die ehemalige Kalibergbaustadt<br />

Buggingen, die wir, durch die<br />

Weinberge des Markgräfler Landes fah-<br />

Reisebericht<br />

rend, erreichten. Auf dem Parkplatz erwartete<br />

uns Kamerad Hans Herr, der uns das<br />

Kalibergbaumuseum des Bergmannsvereins<br />

Buggingen zeigte. Dieses kleine Museum<br />

hält den Bugginger <strong>Bergbau</strong> in Erinnerung,<br />

der 1922 begründet und 1973 stillgelegt<br />

wurde. Ebenso pflegt es das Gedenken<br />

an das große Grubenunglück vom<br />

07.05.1934, als 86 Bergleute bei einem<br />

Grubenbrand um Leben kamen.<br />

Nach dem Museumsbesuch begaben<br />

wir uns zum Bugginger Kalistollen. Der<br />

Bugginger Bergmannsverein hat einen alten<br />

Eiskeller <strong>im</strong> Löß, der auch <strong>im</strong> 2. Weltkrieg<br />

als Luftschutzbunker verwendet wurde,<br />

erworben, in Eigenleistung aufgewältigt<br />

und weiter aufgefahren, um hier als Besucherstollen<br />

den Bugginger <strong>Bergbau</strong> darzustellen.<br />

Weitere Auffahrungen sollen<br />

Raum schaffen für ein zünftiges <strong>Bergbau</strong>museum<br />

„unter Tage“ und für Sanitäreinrichtungen<br />

(Bild 3).<br />

Nach der Befahrung des Stollens, zu<br />

dem sich auch Kamerad Otto Geiger einfand,<br />

luden das Ehepaar Hannelore und<br />

Aribert Hollstein uns zu einem „Hock <strong>im</strong><br />

Kalistollen“ mit einer deftigen Vesper und<br />

entsprechenden Getränken ein. Auch Otto<br />

Geiger steuerte etliche Weinflaschen zu<br />

diesem Beisammensein bei.<br />

Bald entwickelte sich ein angeregter Erfahrungsaustausch,<br />

denn die Kameraden<br />

Hans Herr und Otto Geiger sind ebenfalls<br />

Absolventen der ehemaligen Bergschule<br />

Dillenburg in Hessen.<br />

Nach einer Tasse Kaffee, zu der uns das<br />

Ehepaar Hollstein in ihr Haus eingeladen<br />

hatte, galt es Abschied zu nehmen und die<br />

He<strong>im</strong>reise anzutreten. Ohne Zwischenfälle<br />

erreichten wir gegen 22.00 Uhr unseren<br />

He<strong>im</strong>atort.<br />

Horst Bannert<br />

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bergbau 4/2008 187

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