geburtsstätte des roMantikers Der ist der Herr Friedrich von Hardenberg kehrt im Juni 1794 nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums in Wittenberg ins heimatliche Weißenfels zurück – getrieben von der Sehnsucht einer beruflichen Anstellung, nach Verantwortung und Verpflichtung, um endlich auch vom polternden und drohenden Vater finanziell nicht mehr abhängig zu sein. Er fühlt sich männlich gereift, nicht mehr schwankend, fest im Entschluss gegen seinen Leichtsinn. An Friedrich Schlegel schreibt er im August 1794, dass er gelassen den Ruf seines Schicksals erwartet und dass er vor allem tätig sein will. Und das Schicksal ruft schon bald kräftig nach ihm – in Tennstedt, in Grüningen und in Gestalt von Sophie von Kühn, in den Jahren von Ende 1794 bis Mitte 1797 (Kalenderblatt Oktober). Doch eilen wir dieser Zeit ein wenig voraus. Der fast 24-jährige Novalis wird, durch ein Ersuchen seines Vaters beim sächsischen Kurfürsten, im Februar 1796 kursächsischer Salinenbeamter. Er nimmt diese Tätigkeit sehr ernst und führt sie gründlich sowie mit wachsendem Eifer auch erfolgreich aus. Novalis beginnt sich für den Salzbergbau zu interessieren. Er spürt aber, dass ihm dafür vor allem naturwissenschaftliche Kenntnisse und eine entsprechende Ausbildung fehlen. So entschließt er sich im September 1797, an der berühmten Bergakademie in Freiberg zu studieren. Anfang November erhält er dafür die kurfürstliche Genehmigung – für Vorlesungen und Befahrung und Besichtigung der Berg- und Hüttenwerke. Ab 01. Dezember 1797 ist er Student in Freiberg (Kalenderblatt Juli und Rückseite) – davon wenigstens drei Tage in der Woche praktisches Tun unter Tage. Die Stadt, deren Geschichte Mitte des 12. Jahrhunderts beginnt und mit dem Bergbau aufs engste verknüpft ist, zählt zu Novalis Zeiten wohl über 8 000 Einwohner. Die Bergakademie, 1765 gegründet und damit eine der ältesten der Welt, ist Ende des 18. Jahrhunderts vor allem durch die Professoren Wilhelm August Lampadius (1772 bis 1842, Chemie und Hüttenkunde) und Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817, Mineralogie), bei denen auch Novalis studiert, wissenschaftlich entscheidend geprägt (Kalenderblatt Juli, Rückseite). In seinem Roman Heinrich von Ofterdingen hat Novalis später seinem verehrten Lehrer Werner ein literarisches Denkmal gesetzt. In Freiberg ist er ein gern gesehener Gast auch im Haus des Berghauptmanns und Geologen Wilhelm von Charpentier (1738 bis 1805). Novalis verlobt sich mit dessen jüngster Tochter Julie von Charpentier Ende 1798. Sein Studium an der Bergakademie beendet er erfolgreich im Mai 1799. Die Freiberger Zeit ist für Novalis aber auch mit Blick auf seine philosophischen, naturwissenschaftlichen und dichterischen Arbeiten eine ausgesprochen produktive Zeit – bedeutende Werke entstehen oder nehmen hier ihren Anfang. Freiberg wird so zur Geburtsstätte des Romantikers Novalis (Herbert Uerling). Schloss Freudenstein in Freiberg Abraham-Gottlob-Werner-Denkmal Bergakademie in Freiberg – Hauptgebäude Historische Altväter-Brücke über die Mulde bei Freiberg – in Freiberg Spuren der Wasserversorgung für den Bergbau Novalis <strong>Spurensuche</strong> Orte und Städte der Erde Der ist der Herr der Erde, Wer ihre Tiefen mißt, Und jeglicher Beschwerde In ihrem Schooß vergißt. Wer ihrer Felsenglieder Geheimen Bau versteht, Und unverdrossen nieder Zu ihrer Werkstatt geht. Aus: Heinrich von Ofterdingen Er ist mit ihr verbündet, Und inniglich vertraut, Und wird von ihr entzündet, Als wär’ sie seine Braut. Er sieht ihr alle Tage Mit neuer Liebe zu Und scheut nicht Fleiß und Plage, Sie lässt ihm keine Ruh. 2011
Schloss Goseck in Goseck – gelegen zwischen Naumburg und Weißenfels 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 August 26 27 28 29 30 31