für natur, freundschaft und Liebe eMpfängLiches herz Novalis kehrt nach erfolgreichem Studium der Jurisprudenz in Wittenberg (Kalenderblatt Juni) im Juni 1794 nach Weißenfels zurück. Er versucht, durch Vermittlung des preußischen Staatskanzlers und Reformers Karl August von Hardenberg (1750 bis 1822), eine Anstellung im preußischen Staatsdienst zu erhalten. Aber die Verhandlungen ziehen sich hin. Deshalb beginnt er Anfang November 1794 eine praktische Ausbildung zum Verwaltungsfachmann beim fachlich hochgebildeten und menschlich aufgeschlossenem August Cölestin Just (1750 bis 1822), Kreisamtmann in Tennstedt und Leiter der obersten Verwaltungs- und Gerichtsbehörde des kursächsischen Thüringen, die hier ihren Sitz hat. Novalis zieht in das Haus von Just ein (Kalenderblatt Oktober, Rückseite), der bald nicht nur sein Mentor, sondern auch sein Freund und Vertrauter wird. Just wird der erste Novalis-Biograph nach dessem frühen Tod. In dieser 1805 erstmals veröffentlichten Biographie beschreibt er nicht nur anschaulich die Lebensstationen und den geistigen Reifungsprozess des Friedrich von Hardenberg, sondern er zeichnet auch ein lebendiges und ganzheitliches Bild seiner Persönlichkeit. Novalis hat die mühsame Erlernung der Details und Kleinigkeiten nicht gescheut, die ein guter Praktiker notwendig kennen und anwenden muß. Er hat ein für alles Gute und Schöne, besonders für Natur, Freundschaft und Liebe empfängliches Herz gehabt – im besten Einklang mit seinem Geist stehend, Kopf und Herz gleichermaßen ausbildend. Diese kenntnisreiche, aus dem unmittelbaren Erleben Novalis´ schöpfende Biographie belegt, dass er nicht der wirklichkeitsfremde, todessehnsüchtige Träumer, der für das praktisch tätige Leben wenig taugende Romantiker und keine Arbeit zu Ende führende Adlige gewesen ist. Auf einer Dienstreise begegnet Novalis am 17. November 1794 auf dem Gut des Rittmeisters Johann Rudolf von Rockenthien (1755 bis 1820) in Grüningen (Kalenderblatt Oktober) dessen Stieftochter Sophie von Kühn (1782 bis 1797) – eine gleichermaßen zauberhafte, wie schicksalsschwere Begegnung, die Novalis´ Leben entscheidend prägt. Er neigt sich augenblicklich dem ungewöhnlich schönen und kindhaft anmutenden Mädchen in Liebe zu. Bereits vier Monate später verloben sie sich. Wenig weiß man über Sophie von Kühn. Novalis sieht in ihr die Bestimmung für sein Leben, für die Erfüllung seiner Sehnsucht nach Brautnacht, Ehe und Nachkommenschaft. Doch Sophie von Kühn erkrankt schwer und stirbt im März 1797 (Kalenderblatt Oktober, Rückseite). Novalis hat seine danach ausbrechenden inneren Kämpfe zwischen Nachsterben und Weiterleben schonungslos in seinem vom 18. April bis 6. Juli 1797 geführtem Journal aufgezeigt. Sophie von Kühn und das Bild, das von ihr in Novalis entsteht, durchzieht seine Dichtung, seine poetischen Werke. Eingang ins Schloss Sophie von Kühn Gedenk-Tafel für Sophie von Kühn – Spuren der Wohn- und Arbeitsstätte des Novalis beim St. Petri Kirche in Grüningen St. Petri Kirche in Grüningen Kreisamtmann August Cölestin Just in Tennstedt Novalis <strong>Spurensuche</strong> Orte und Städte Letzte Liebe Also noch ein freundlicher Blick am Ende der Wallfahrt Ehe die Pforte des Hains leise sich hinter mir schließt. Dankbar nehm’ ich das Zeichen der treuen Begleiterin Liebe Fröhlichen Muthes an, öffne das Herz ihr mit Lust. Sie hat mich durch das Leben allein rathgebend geleitet, Ihr ist das ganze Verdienst, wenn ich dem Guten gefolgt, Wenn manch’ zärtliches Herz dem Frühgeschiedenen nachweint… 2011
Blick auf Weißenfels – Lebensmittelpunkt von Novalis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 November 22 23 24 25 26 27 28 29 30