Die Wartburg in der Frühe Friedrich von Hardenberg, 1772 in Oberwiederstedt, im Mansfeldischen geboren und 1801 in Weißenfels gestorben, gilt als der bedeutendste frühromantische Dichter. Er nennt sich seit 1798 Novalis (der Neuland Bestellende) – nach seinem mittelalterlichen Familienname de Novali. Zwar wird der Name Novalis nicht Wenigen heute noch geläufig sein, aber Werk und Leben des vor allem in Mitteldeutschland tätigen und früh verstorbenen Dichters kaum. Am ehesten dürften von seinen Schöpfungen das Märchen von Hyacinth und Rosenblüthe und sein unvollendeter Roman Heinrich von Ofterdingen, geltend als der romantische Roman schlechthin, bekannt sein und von einem literarisch interessierten Publikum gelesen werden. Novalis hat neben einem reichen dichterischen, auch ein umfangreiches philosophischtheoretisches Werk und naturwissenschaftliche Studien hinterlassen – vieles davon allerdings als Fragment. Eine gleichermaßen berührende wie lehrreiche Literatur sind auch seine Tagebücher und Briefe. Der vorliegende Wandkalender Novalis <strong>Spurensuche</strong> präsentiert 13 farbige Bilder von Orten und Städten, die mit Leben und Werk des Dichters eng verwoben sind – vertieft und erweitert durch zusätzliche Fotos, Texte, Lebensdaten und Gedichte von Novalis auf den Kalender-Rückseiten. Das Kalender-Titelbild Die Wartburg in der Frühe steht mit Werk und Leben des Novalis in mannigfacher Beziehung. Da ist zum einen sein schon erwähnter Roman Heinrich von Ofterdingen. Diese, als Reise dargestellte symbolische Reifungsgeschichte zum Dichter, nimmt auf der Wartburg (gegründet im Jahr 1067) beziehungsweise beim Ausschreiten aus den Thoren von Eisenach, ihren eigentlichen Anfang. Ferner betrachtet Novalis den Ofterdingen nicht als fiktive, sondern als historische Gestalt. Er sieht in ihm einen bedeutenden Dichter des Mittelalters – berühmt durch den Sängerkrieg auf der Wartburg, ein mittelhochdeutscher Gedichtzyklus aus dem 13. Jahrhundert. In diesem sagenumwobenen Wettstreit stellt der Ofterdingen, neben Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide, eine bedeutsame Figur dar. Aber auch sein Leben führt Novalis immer wieder zur Wartburg, in der er verweilt, sich für ihre Geschichte interessiert und von hoch oben seinen Blick über das dicht bewaldete Thüringen weit schweifen lässt. Und vielleicht träumt auch er hier, wie sein Heinrich von Ofterdingen, von einer Welt in vielfältigen Blautönen und von einer hohen lichtblauen Blume – Symbol der romantischen Poesie, der Suche und Sehnsucht nach erfüllter Liebe und Glück, nach Erkenntnis, nach der unendlichen Ferne. Silhouette der Wartburg Schloss Oberwiederstedt - Geburtsort von Novalis Wohn- und Sterbehaus von Novalis Bildnis – undatiert, Novalis in Weißenfels von unbekannter Hand Novalis <strong>Spurensuche</strong> Orte und Städte Zueignung Du hast in mir den edeln Trieb erregt Tief ins Gemüth der weiten Welt zu schauen; Mit deiner Hand ergriff mich ein Vertrauen, Das sicher mich durch alle Stürme trägt. Mit Ahndungen hast du das Kind gepflegt, Und zogst mit ihm durch fabelhafte Auen; Hast, als das Urbild zartgesinnter Frauen, Des Jünglings Herz zum höchsten Schwung bewegt. Was fesselt mich an irdische Beschwerden? Ist nicht mein Herz und Leben ewig Dein? Und schirmt mich Deine Liebe nicht auf Erden? Ich darf für Dich der edlen Kunst mich weihn; Denn Du, Geliebte, willst die Muse werden, Und stiller Schutzgeist meiner Dichtung seyn. Aus: Heinrich von Ofterdingen 2011
Schloss Oberwiederstedt – Geburtsort von Novalis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 Januar 27 28 29 30 31