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Heft herunterladen - Bekennende Kirche

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Die „reformatorische Entdeckung“<br />

Im Verlauf dieser Auseinandersetzungen reifte Luthers „reformatorische Entdeckung“<br />

heran, die er im Rückblick (1545) als Frucht seines neuen Verständnisses der<br />

Gerechtigkeit Gottes (iustitia dei) in Rö 1,17 erläuterte. Ausgangspunkt war Luthers<br />

existentielle Gewissensnot. Geprägt durch die mittelalterliche Tradition hatte der<br />

eifrige Mönch Gottes Gerechtigkeit nur als Forderung verstanden, der er trotz größter<br />

moralischer Anstrengung niemals genügen konnte. Erst die „reformatorische<br />

Entdeckung“ riß ihn aus der Verzweiflung heraus: Dem vom Gesetz überführten<br />

Sünder wird das Evangelium zum Rettungsseil. Im Wort der Verheißung ist der<br />

lebendige Jesus Christus selbst zu finden. Dem an Christus Glaubenden (sola fide)<br />

wird die vollkommene Gerechtigkeit Christi geschenkweise zugerechnet (iustitia<br />

passiva). Diese Gerechtsprechung geschieht ohne jedes menschliche Verdienst<br />

(meritum) allein aus Gnade (sola gratia).<br />

Manche Forscher haben den reformatorischen Durchbruch („Turmerlebnis“) bereits<br />

auf das Jahr 1514 datiert. Andere verweisen mit Recht darauf, daß sich erst ab<br />

1518 eine Entwicklung abzeichnet, die mit zunehmender Deutlichkeit schließlich<br />

die neutestamentliche Substanz des Evangeliums zur Geltung bringt: das stellvertretende<br />

Sühnopfer Christi als einzigen Grund des Heils und die rechtfertigende<br />

Gnade als Gottes Erbarmen gegenüber dem Sünder - und nicht als eine dem<br />

Menschen eingeflößte Eigenschaft (vgl. Anti-Latomus, 1521; Katechismen, 1529;<br />

Galatervorlesung, 1531 u.a.).<br />

Die programmatischen Schriften von 1520<br />

Begünstigt durch die neuen Möglichkeiten des Buchdrucks, fanden Luthers aus<br />

der Bibel gewonnene Einsichten schnelle Verbreitung und lösten eine reformatorische<br />

Bewegung aus. Allein im Jahr 1520 entstanden vier programmatische Schriften,<br />

die bis heute gültige Koordinaten reformatorischer Theologie darstellen: Durch das<br />

allgemeine Priestertum aller Christen ist der von Rom behauptete qualitative<br />

Unterschied zwischen Klerus und Laien aufgehoben (An den christlichen Adel<br />

deutscher Nation). Die einzig von Christus gegebenen Sakramente Abendmahl und<br />

Taufe (im Unterschied zu den von der katholischen <strong>Kirche</strong> postulierten sieben<br />

Sakramenten) sind nicht von der kirchlich-priesterlichen Einsetzung abhängig. Sie<br />

werden vielmehr durch das Verheißungswort des Evangeliums (promissio) konstituiert<br />

und nur im Glauben an Christus recht empfangen. Das Abendmahl hat keinen<br />

Opfercharakter (Von der babylonischen Gefangenschaft der <strong>Kirche</strong>). Die guten<br />

Werke sind nicht Bedingung des Heils, sondern Folge des dankbaren Glaubens<br />

(Von den guten Werken). Deshalb lebt der Christ als zum Gottes-Dienst befreiter<br />

Mensch „in Christo durch den Glauben“ und „im Nächsten durch die Liebe“<br />

(Von der Freiheit eines Christenmenschen).<br />

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