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Papier - Umweltinstitut München e.V.

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Nr. 64 Dezember 2012<br />

www.muenchner-stadtgespraeche.de<br />

Münchner<br />

Stadtgespräche<br />

<strong>Papier</strong><br />

=<br />

Wald<br />

Recyclingpapier schützt die Umwelt.<br />

Warum haben wir das vergessen?<br />

Das graue Vergessen<br />

Warum kauft<br />

niemand mehr<br />

Recyclingpapier?<br />

PaPier-LabeLs<br />

Gutes <strong>Papier</strong><br />

erkennen<br />

Der Deutsche WaLD<br />

Urwald ja, aber<br />

nicht bei uns?


die seite zwei<br />

aus dem referat für gesundheit und umwelt<br />

Die <strong>Papier</strong>wende macht Schule<br />

In den 90er-Jahren war Umweltschutz „in“. Schulhefte aus Recyclingpapier<br />

waren damals noch grau, und trotzdem – oder vielleicht<br />

gerade deshalb – kauften rund 70 Prozent aller Schülerinnen<br />

und Schüler solche Hefte, um die Umwelt zu schützen.<br />

Heute machen von den bundesweit etwa 200 Millionen Schulheften<br />

die umweltfreundlichen Varianten aus Recyclingpapier nur noch<br />

maximal zehn Prozent aus.<br />

Dabei schützt Recyclingpapier nicht nur die Wälder vor der Zerstörung.<br />

Für die Herstellung von Schulheften aus recycelten Fasern wird<br />

auch weniger Energie und Wasser benötigt. Doch wer heute ein Recyclingheft<br />

kaufen will, muss oft weite Wege gehen. Der Einzelhandel bietet<br />

Recyclingprodukte kaum noch an, angeblich weil die Verbraucher<br />

umweltfreundlichere Produkte selten nachfragen. Stellt sich natürlich<br />

die Frage, warum die Hersteller dann Hefte aus frischem Zellstoff mit<br />

Siegeln auf den Markt gebracht haben, die genau diesen Anschein erwecken<br />

sollen: umweltfreundlich zu sein. Die Labels Aqua pro Natura<br />

und Weltpark Tropenwald, die sich auf vielen Heften finden, besagen<br />

aber lediglich, dass das <strong>Papier</strong> nicht mit Chlor gebleicht wurde und das<br />

Holz oder der Zellstoff nicht aus den Tropen stammt. Laut Verbraucherzentrale<br />

Bayern schließt das aber nicht einmal aus, dass für dieses <strong>Papier</strong><br />

Bäume aus nordischen Urwäldern gefällt werden.<br />

<strong>Papier</strong>wende in Bayern<br />

Recyclinghefte sind gut für das Klima.<br />

Umwelt- und Verbraucherverbände wie Greenpeace, der Münchner Verein<br />

Pro REGENWALD, die Verbraucherzentrale Bayern und weitere Unterstützer<br />

haben sich zur „<strong>Papier</strong>wende in Bayern“ zusammengeschlossen.<br />

Das Ziel ist ein sparsamer Umgang mit dem Rohstoff <strong>Papier</strong>. Der<br />

<strong>Papier</strong>verbrauch soll gesenkt, die Nachfrage nach Recyclingpapier gefördert<br />

werden. Und das Angebot von Schul- und Büromaterialien aus<br />

Recyclingpapier soll erhalten und ausgebaut werden. Koordiniert wird<br />

die „<strong>Papier</strong>wende in Bayern“ von Pro REGENWALD.<br />

Pro REGENWALD und die Verbraucherzentrale bieten Schulen in<br />

<strong>München</strong> Unterrichtseinheiten an: „Ein Schulheft macht sich auf den<br />

Weg“ heißt eine der Geschichten. Sie erzählt, woraus <strong>Papier</strong> hergestellt<br />

wird und woher die Rohstoffe nach Deutschland kommen.<br />

Fachkoordinator Umweltschutz für Münchner Schulen<br />

Franz Hammerl-Pfister<br />

Referat für Bildung und Sport,<br />

Pädagogisches Institut Fachbereich 4<br />

Tel.: (089) 233-27328, Fax: (089) 233-22108<br />

E-Mail: franz.hammerlpfister@muenchen.de<br />

Die Schülerinnen und Schüler werden auf eine Reise in den kanadischen<br />

Regenwald mitgenommen. Deutschland bezieht rund 20 Prozent<br />

seines Zellstoffs aus Kanada. Kanadas Bedeutung als Zellstofflieferant<br />

hat gravierende Auswirkungen auf seine Wälder. Die Kinder werden<br />

so über den Zusammenhang von <strong>Papier</strong>verbrauch und Umweltzerstörung<br />

informiert und sollen auf diese Weise dazu motiviert werden, Recyclingpapier<br />

zu verwenden. Um den Kauf zu erleichtern, erstellt Pro<br />

REGENWALD jedes Jahr eine Liste von Münchner Geschäften, die Recyclinghefte<br />

mit dem Blauen Engel verkaufen. Auch die Internetplattform<br />

www.heftefinder.de wird von dem Verein betreut.<br />

4. Münchner Recyclingheft-Wettbewerb<br />

Das Pädagogische Institut des Referats für Bildung und Sport der Landeshauptstadt<br />

<strong>München</strong> versendet seit vier Jahren an alle öffentlichen<br />

Grundschulen in <strong>München</strong> für jeden der rund 10.000 ABC-Schützen ein<br />

Recyclingheft, das von der memo AG gespendet wird. Die Bezugsliste<br />

von Pro REGENWALD und ein Faltblatt der „<strong>Papier</strong>wende“ gibt’s dazu.<br />

In diesem Schuljahr führt das Pädagogische Institut zudem den 4.<br />

Münchner Recyclingheft-Wettbewerb durch. Gewinner ist die Schule, in<br />

der die meisten Schülerinnen und Schüler Recyclinghefte verwenden.<br />

Die Siegerschule erhält 1000 DIN A4-Recyclinghefte, für den zweiten<br />

bis fünften Platz gibt es insgesamt noch einmal 1300 Hefte, über die<br />

sich die Umwelt freut.<br />

Die Fachkoordination Umweltschutz für die Münchner Schulen<br />

schreibt darüber hinaus immer wieder alle Schulen an und bittet darum,<br />

sich für die Verwendung von Recyclingheften einzusetzen. 2012<br />

erhielt jede Schule fünf bis zehn solcher Hefte, um die gute Qualität zu<br />

demonstrieren und das Vorurteil vom „grauen <strong>Papier</strong>“ zu widerlegen.<br />

Auf dass Recyclinghefte auch an den Schulen wieder „in“ werden.<br />

Text: Franz Hammerl-Pfister<br />

Referat für Bildung und Sport<br />

Foto: Fotolia<br />

Kontaktadressen<br />

Pro REGENWALD e.V., <strong>Papier</strong>wende<br />

Frohschammerstr. 14, 80807 <strong>München</strong><br />

Tel.: (089) 359 86 50, Fax: (089) 359 66 22<br />

E-Mail: papier@wald.org<br />

Ansprechpartnerin: Simone Hörner<br />

www.pro-regenwald.de, www.heftefinder.de


Münchner Stadtgespräche Nr. 64<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

kaum ein Material kommt so häufig in unserem Alltag vor wie <strong>Papier</strong>: von der Tageszeitung über<br />

Schulhefte oder Einkaufszettel bis hin zum Toilettenpapier. Dass der Rohstoff für diese Produkte<br />

lebendigen Ursprungs ist – genauer gesagt aus Bäumen gewonnen wird – vergegenwärtigen wir<br />

uns viel zu selten.<br />

Vermutlich ist das auch einer der Gründe, weshalb unser <strong>Papier</strong>verbrauch massiv gestiegen ist.<br />

Nicht nur, dass Deutschland heute 50 Prozent mehr <strong>Papier</strong> verbraucht als noch vor 40 Jahren.<br />

Mit knapp 250 Kilo <strong>Papier</strong> pro Jahr belegen wir im weltweiten Pro-Kopf-Verbrauchsranking den<br />

unrühmlichen fünften Platz. Ein Armutszeugnis für das umweltbewusste Deutschland. Denn die<br />

Verschwendung hat fatale Folgen für Wälder, Gewässer, Klima und nicht zuletzt für die Menschen<br />

und Tiere, die in und von den Urwäldern dieser Erde leben.<br />

Mit diesem Heft wollen wir nicht nur auf die enorme <strong>Papier</strong>verschwendung aufmerksam machen,<br />

sondern vor allem zeigen, wie verantwortungsbewusster Konsum möglich ist.<br />

Eine spannende Lektüre wünscht<br />

Katja Bachert<br />

Inhalt<br />

02<br />

04<br />

06<br />

07<br />

08<br />

10<br />

Die <strong>Papier</strong>wende macht Schule<br />

Recyclinghefte sind gut fürs Klima<br />

Das graue Vergessen<br />

Umweltpapier bedeutet Umweltschutz – eine Erinnerung<br />

Recyclingpapier, die bessere Wahl<br />

Vorurteile gegen Altpapier und Gegenargumente<br />

<strong>Papier</strong> bei der Stadt <strong>München</strong><br />

Stadtrat beschließt 100 Prozent Recyclingpapier<br />

Gutes <strong>Papier</strong> erkennen<br />

Welche <strong>Papier</strong>-Labels gibt es und was sagen sie aus<br />

Jedes Buch ein Baum<br />

Recyclingpapier in der Literaturindustrie<br />

Poster: <strong>Papier</strong> in Zahlen<br />

12 Eine Übersicht zum Herausnehmen<br />

Urwald ja, aber nicht bei uns?<br />

14 <strong>Papier</strong>herstellung<br />

Recyclingpapier versus Frischfaserpapier<br />

17<br />

18<br />

20<br />

22<br />

12/2012<br />

Dasselbe in Grün<br />

Interview mit der ökologischen Druckerei ulenspiegel druck<br />

04<br />

08<br />

14<br />

Der Wald – Rohstofflieferant und Lebensraum<br />

Das <strong>Papier</strong>-Massaker<br />

Die Folgen unseres <strong>Papier</strong>verbrauchs<br />

Wider die Verschwendung<br />

Für weniger <strong>Papier</strong> und mehr Lebensqualität


4<br />

graue<br />

Das<br />

Es ist noch nicht lange her, da zogen<br />

die Schulkinder – und zwar nicht nur<br />

in Waldorf- und Montessorischulen –<br />

ausschließlich Hefte aus Recyclingpapier aus<br />

ihrem Ranzen. Die Schulbücher waren in Zeitungspapier<br />

gewickelt. Und wenn Eltern ihr<br />

Kind doch mal mit einem weißen Frischfaserblock<br />

ausstaffierten, gab es von der strickbemäntelten<br />

Klassenlehrerin einen Rüffel.<br />

Der Konsens darüber, dass Wälder nicht<br />

nur Holzstofflieferanten sind, sondern vor<br />

allem Lebensräume für unzählige Pflanzen<br />

und Tiere, den es zu schützen gilt, hatte in den<br />

1980er und 90er-Jahren in der Breite der Gesellschaft<br />

Bestand. Das lag zum einen an der<br />

Bedrohung der heimischen Wälder durch den<br />

sauren Regen und zum anderen an der zunehmenden<br />

weltweiten Urwaldrodung.<br />

Mit Slogans wie „Erst stirbt der Wald, dann<br />

der Mensch“ machte die Umweltbewegung<br />

auf das Waldsterben aufmerksam. Man war<br />

sich einig: Wer Recyclingpapier kauft, schont<br />

Wälder und Wasser. Dass das <strong>Papier</strong> grau und<br />

nicht weiß war, störte niemanden. Im Gegenteil,<br />

so konnte man damit doch zeigen, dass<br />

man mit seiner Kaufentscheidung zum Schutz<br />

der Wälder beiträgt.<br />

Und heute?<br />

Recyclingpapier gibt es inzwischen in allen nur<br />

erdenklichen Weiß- und Grautönen, gekauft<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Vergessen<br />

Umweltpapier bedeutet Umweltschutz – eine Erinnerung<br />

wird es leider im Verhältnis zu Frischfaserpapier<br />

weniger als damals. Zwar liegt der Einsatz<br />

von Recyclingpapier bei rund 70 Prozent, doch<br />

unser Gesamtpapierverbrauch steigt seit Jahren<br />

kontinuierlich an. Für den Großteil werden<br />

nach wie vor wertvolle Urwälder in Brasilien,<br />

Kanada und Skandinavien gerodet. Zahlen der<br />

Naturschutzorganisation Robin Wood belegen,<br />

dass sich der <strong>Papier</strong>konsum im Laufe der vergangenen<br />

40 Jahre fast verdoppelt hat. Verbrauchten<br />

wir 1970 noch 126 Kilo pro Kopf<br />

pro Jahr, waren es 2010 bereits 248 Kilo. Damit<br />

liegen wir 200 Kilo über dem Weltdurchschnitt.<br />

Die digitale Revolution hat an unserem<br />

gewaltigen <strong>Papier</strong>verbrauch nichts geändert.<br />

Auch wenn die E-Mail den physischen<br />

Brief abgelöst hat und die ersten Printmedien<br />

wie die Frankfurter Rundschau, die Financial<br />

Times Deutschland oder das Stadtmagazin<br />

Prinz von der Internet-Konkurrenz abgelöst<br />

wurden, steigt unser <strong>Papier</strong>verbrauch ungebremst<br />

weiter an. Zwar hat sich vor allem die<br />

tagesaktuelle Kommunikation und Medienberichterstattung<br />

ins Internet verlagert, Anhänge<br />

und Artikel werden jedoch keineswegs ausschließlich<br />

am Computer gelesen, sondern oft<br />

ausgedruckt. Zudem ist durch das Internet ein<br />

Markt entstanden, der zusätzlich Unmengen<br />

an <strong>Papier</strong> verbraucht: der Online-Versandhandel.<br />

Gerade vor Weihnachten überschlagen<br />

sich die Online-Portale mit Schnäppchenangeboten.<br />

Bestellt wird wie verrückt und zwar<br />

auf Kosten der Umwelt. Denn durch den Online-Versandhandel<br />

entstehen nicht nur jede<br />

Menge Transportemissionen, sondern auch<br />

Berge an Verpackungsmüll. Die Verpackungen<br />

bestehen zwar zum großen Teil aus umweltfreundlichem<br />

Altpapier. Doch Hand aufs Herz:<br />

Wie umweltschonend kann der unnötige Verbrauch<br />

eines Rohstoffs überhaupt sein?<br />

Eine vernünftige Schlussfolgerung kann also<br />

nur lauten: Wir müssen weniger <strong>Papier</strong> verbrauchen<br />

und wenn, dann Recyclingpapier.<br />

Leider tun ausgerechnet wir Deutsche, die<br />

wir uns so viel auf unser Umweltbewusstsein<br />

einbilden, uns mit einfachen Lösungen wie der<br />

Nutzung von Recyclingpapier überraschend<br />

schwer. Dabei hat sich an den positiven Auswirkungen<br />

von Recyclingpapier für Wälder,<br />

Wasser und Klima seit den 1980er-Jahren<br />

nichts geändert. Vor allem das leicht grau gefärbte<br />

Umweltschutzpapier – ist IMMER die<br />

bessere und umweltfreundlichere Wahl. Wieso<br />

verwenden wir es dann heute so ungern?<br />

Der Tropfen auf den<br />

heißen Stein?<br />

Im Schatten havarierender Atomkraftwerke<br />

und Ölplattformen, schmelzender Pole sowie<br />

Jahrhundertdürren und -überschwemmungen


Münchner Stadtgespräche Nr. 64<br />

erscheint der Griff zum Umweltpapier offenbar<br />

vielen Menschen als zu kleiner Tropfen<br />

auf den heißen Stein des Klimawandels. Nicht<br />

wenige haben den Eindruck, dass es keinen<br />

Unterschied macht, ob sie nun Recycling-<br />

Toilettenpapier oder das dreilagige Frischfaserpapier<br />

kaufen.<br />

Doch das ist ein Irrtum. Die <strong>Papier</strong>industrie<br />

ist beileibe keine unbedeutende Nische,<br />

sondern ein Weltmarkt, der floriert –<br />

Tendenz steigend. Ausgerechnet der Zellstoff<br />

für Toilettenpapier und andere Einwegprodukte<br />

wird nur noch zu 50 Prozent aus Recyclingpapier<br />

gewonnen. Besonders deutlich<br />

wird das Ausmaß der Verschwendung, wenn<br />

man sich bewusst macht, woher das Holz für<br />

den Zellstoff kommt: nämlich aus den Urwäldern<br />

dieser Erde. Der Klimawandel steht also<br />

durchaus mit unserem <strong>Papier</strong>verbrauch in Zusammenhang.<br />

Wenn wir konsequent Produkte<br />

aus Recyclingpapier kaufen, würde der Bedarf<br />

an Frischholz deutlich zurückgehen. Auf diese<br />

Weise würden Wälder geschont und damit<br />

mehr klimaschädliches CO 2 gebunden.<br />

FSC steht nicht für<br />

Recyclingpapier<br />

Auch seit dem Aufkommen der Zertifikate für<br />

nachhaltige Forstwirtschaft, wie FSC- und<br />

PEFC-Labels, scheint die Nachfrage nach Recyclingpapier<br />

zurückzugehen. Offenbar ist vie-<br />

len Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht<br />

klar, dass es einen eklatanten Unterschied<br />

zwischen Recycling- und FSC- oder PEFC-<strong>Papier</strong><br />

gibt.<br />

Recyclingpapier wird aus alten <strong>Papier</strong>fasern,<br />

also „Abfall“ gewonnen. Die Fasern können<br />

bis zu sieben Mal wiederverwendet werden.<br />

Die meisten <strong>Papier</strong>-Siegel garantieren<br />

jedoch lediglich, dass das Holz für die <strong>Papier</strong>fasern<br />

aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen<br />

wird. Auch sie sind natürlich immer noch<br />

umweltfreundlicher als der Großteil des Frischfaserpapiers,<br />

dessen Holz völlig ohne Kontrolle<br />

und Umweltschutzauflagen geschlagen und<br />

verarbeitet wird. Den weit größeren Beitrag<br />

zum Umweltschutz leistet jedoch echtes Recyclingpapier,<br />

wie es das Umweltzeichen „Der<br />

Blaue Engel“ verspricht. (siehe S. 8 und 9)<br />

Vorurteile gegenüber<br />

Recyclingpapier<br />

Das Gros der Verlage, Druckereien und Unternehmen<br />

ist immer noch der Meinung, Recyclingpapier<br />

belaste Drucker und Kopierer übermäßig.<br />

Auch die Angst, Kunden könnten sich<br />

vom grauen <strong>Papier</strong> abgestoßen fühlen, wird<br />

vorgeschoben. Dass dies völliger Unsinn ist,<br />

beweisen ökologische Druckereien und Verlage,<br />

die auf Recyclingpapier umgestellt haben<br />

und mit ihrer umweltfreundlichen Strategie<br />

sehr erfolgreich sind. (siehe S. 10 und 20)<br />

12/2012<br />

Wir alle können etwas tun!<br />

Auch für private Konsumentinnen und Konsumenten<br />

ergibt sich absolut kein Nachteil<br />

durch Recyclingpapier. Selbst wer beim <strong>Papier</strong>kauf<br />

Wert auf eine blütenweiße Farbe legt,<br />

kann diese <strong>Papier</strong>e längst in Recyclingqualität<br />

bekommen. Allerdings muss man hier beachten,<br />

dass das graue Umweltschutzpapier am<br />

empfehlenswertesten ist. Denn um den Grauschleier,<br />

der auf Tintenpartikel der bedruckten<br />

Fasern zurückgeht zu entfernen, müssen<br />

die Fasern im so genannten Deinking-Prozess<br />

gebleicht werden. Und dafür braucht man<br />

nach wie vor Chemie. (siehe S. 17)<br />

Doch ob grau oder weiß – Recyclingpapier<br />

ist immer die beste und umweltfreundlichste<br />

Wahl. Denn es schont nicht nur die Wälder<br />

und Urwälder dieser Erde, sondern auch die<br />

Gewässer und es spart Energie.<br />

Wer insgesamt <strong>Papier</strong> spart, Recyclingpapier<br />

nutzt und darüber spricht, leistet einen wertvollen<br />

Beitrag zu Klima- und Artenschutz und<br />

trägt außerdem dazu bei, dass das graue Vergessen<br />

ein Ende hat.<br />

Text: Katja Bachert<br />

Foto: Fotolia


<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Egal, wo man nachfragt – ob in <strong>Papier</strong>läden, Copy Shops, bei Verlagen oder Verbrauchern –<br />

immer wieder stößt man auf die selben Vorurteile gegenüber Recyclingpapier. Die meisten<br />

Irrtümer stammen aus den 1970er-Jahren, als das Altpapier noch recht rau daherkam. Dabei<br />

kann Recyclingpapier längst mit Frischfaserpapier mithalten.<br />

ist recyclingpapier teurer als Frischfaserpapier?<br />

Nein! Hochwertige Recyclingpapiere sind in der Regel 5 bis 15 Prozent<br />

günstiger als vergleichbare Frischfaserqualitäten, sofern man die gleichen<br />

Einkaufsmengen zugrunde legt.<br />

hat recyclingpapier eine schlechtere umweltbilanz als Frischfaserpapier?<br />

Im Gegenteil: Der Energie- und Wasserverbrauch sind deutlich niedriger,<br />

die Emissionen sinken, der (Ur-)Wald wird geschont. Ein weiterer<br />

Vorteil einer vermehrten Recyclingpapier-Nutzung läge in der verbrauchsnahen<br />

Produktion. Heute wird jedoch fast die Hälfte des in<br />

Deutschland umweltfreundlich produzierten Recyclingpapiers exportiert,<br />

während im Gegenzug oft unter fragwürdigen Bedingungen produzierte<br />

Primärfaserpapiere importiert werden.<br />

Fällt das Farbergebnis auf recyclingpapier weniger gut aus?<br />

Nein! Ökologische Verlage und Druckereien beschreiben die Bildqualität<br />

auf Recyclingpapier als durchweg sehr gut. Entscheidend für ein gutes<br />

Farbergebnis ist die richtige Materialkombination, insbesondere die Abstimmung<br />

der Druckfarben auf die <strong>Papier</strong>sorte. Zudem ist Recyclingpapier<br />

inzwischen in zahlreichen Grauabstufungen erhältlich, bis hin zu fast<br />

weißem <strong>Papier</strong>.<br />

ist recyclingpapier nicht alterungsbeständig?<br />

Doch! Die Alterungsbeständigkeit hängt von der <strong>Papier</strong>herstellung und<br />

nicht vom Rohstoff ab. Deshalb entsprechen gute Recyclingpapiere mit<br />

Recyclingpapier,<br />

die bessere Wahl<br />

dem Qualitätssiegel „Der Blaue Engel“ nach DIN 6738 der höchsten<br />

Lebensdauerklasse und erreichen bei sachgemäßer Lagerung eine voraussichtliche<br />

Haltbarkeit von mehreren hundert Jahren.<br />

gibt es speziellere Produkte auch aus recyclingpapier?<br />

Ja! Mittlerweile gibt es fast alle <strong>Papier</strong>artikel auch als Recyclingpapier-Variante.<br />

Dass manche Produkte aus Recyclingpapier nicht immer<br />

leicht zu finden sind, liegt vielmehr an der sinkenden Nachfrage und<br />

dem Teil des Handels, der kein Interesse an der Vermarktung von Recyclingpapier<br />

zeigt.<br />

Verschleißen geräte durch recyclingpapier stärker?<br />

Dieses Vorurteil hält sich hartnäckig, obwohl es längst überholt ist. Gab<br />

es bei früheren Recyclingpapieren Verschmutzungen durch Staubentwicklung,<br />

hat sich die Qualität in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich<br />

verbessert. Bei einigen Unternehmen haben sich die Probleme<br />

sogar verringert, seitdem sie Recyclingpapier verwenden.<br />

schadet die Verwendung von recyclingpapier dem Firmenimage?<br />

Ganz im Gegenteil! Sehr viele Kunden honorieren die Verwendung von<br />

Recyclingpapier als Pluspunkt. Zahlreiche Firmen und öffentliche Institutionen<br />

können dies in langjähriger Erfahrung bestätigen.<br />

Text: Ruth Böcher<br />

Foto: Fotolia


Münchner Stadtgespräche Nr. 64<br />

So gestrig der Spitzname <strong>Papier</strong>tiger angesichts<br />

digitaler Kommunikation wie<br />

E-Mail, Chat und sozialen Netzwerken<br />

heute auch klingen mag, besitzt er noch immer<br />

höchste Aktualität. In sehr vielen Unternehmen,<br />

Organisationen und Verwaltungsbetrieben ist<br />

der <strong>Papier</strong>verbrauch seit dem Einsatz der modernen<br />

Medien keinesfalls zurückgegangen,<br />

sondern sogar gestiegen. Der Recyclingpapierverbrauch<br />

nahm zwar teilweise zu, jedoch viel<br />

zu wenig in Relation zum Gesamtverbrauch.<br />

Auch die Stadt <strong>München</strong> gibt selbstkritisch<br />

zu, von dieser Entwicklung betroffen gewesen<br />

zu sein. Trotz eines Stadtratsbeschlusses von<br />

2008, auf Antrag der ÖDP-Fraktion, die Recyclingpapier-Quote<br />

auf nahezu 100 Prozent zu<br />

erhöhen und den damit verbundenen Maßnahmen,<br />

stieg der Gesamtpapierverbrauch zwischen<br />

2007 und 2010 um knapp ein Drittel.<br />

Zudem wurde vor allem mehr Frischfaserpapier<br />

verbraucht.<br />

Nach Umfragen fand die zentrale Vergabestelle,<br />

die die <strong>Papier</strong>beschaffung innerhalb der Stadtverwaltung<br />

organisiert, heraus, dass offenbar<br />

in vielen Köpfen noch immer alte Vorurteile gegenüber<br />

Recyclingpapier bestehen. So gaben<br />

die Bedarfsstellen an, dass sie Frischfaserpapier<br />

bevorzugen, weil das Geschriebene angeblich<br />

besser lesbar sei, außerdem weniger<br />

<strong>Papier</strong>stau in Druckern und Kopierern entstehe<br />

und die Geräte weniger schnell verstauben.<br />

All diese Vorurteile konnte die Vergabestelle<br />

freilich entkräften. Denn natürlich gibt es für<br />

besondere Fälle auch weißes Recyclingpapier<br />

und auch der Mythos vom höheren Verschleiß<br />

durch Umweltpapiere ist schlicht falsch.<br />

Ein erneuter Antrag der SPD-Stadtratsfraktion<br />

und der Fraktion Bündnis90/Die Grünen<br />

– rosa Liste im Frühjahr 2011, die Recyclingpapier-Quote<br />

auf nahezu 100 Prozent zu<br />

erhöhen, führte nun zum jüngsten Stadtratsbeschluss<br />

vom Oktober 2011.<br />

12/2012<br />

Umweltpapier bei der Stadt <strong>München</strong><br />

Um die angestrebte Recyclingpapier-Quote von nahezu 100 Prozent zu erreichen, führte der<br />

Münchner Stadtrat 2011 eine Recyclingpapier-Pflicht für die städtische Verwaltung ein.<br />

Damit leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag zur Schonung der Ressourcen und zeigt lokalen<br />

Unternehmen, dass aktiver Umweltschutz möglich ist.<br />

Dieser geht einen großen Schritt weiter: So<br />

sind nun alle Dienststellen zur Nutzung von<br />

Recyclingpapier verpflichtet. Frischfaserpapier<br />

darf nur noch in Ausnahmefällen, etwa für<br />

Urkunden oder ähnliche offizielle Dokumente<br />

verwendet werden. Um den Gesamtpapierverbrauch<br />

zu senken, wurden die Referate zudem<br />

angehalten, papierärmer zu kommunizieren,<br />

also weniger E-Mails auszudrucken, doppelseitig<br />

zu drucken und zu kopieren.<br />

Dass der neue Beschluss schon jetzt Früchte<br />

trägt, kann die zentrale Vergabestelle bestätigen.<br />

Genaue Zahlen könne man zwar noch<br />

nicht nennen, doch bereits jetzt sei der Recyclingpapieranteil<br />

etwas gestiegen und auch der<br />

Gesamtpapierverbrauch habe abgenommen.<br />

Text: Katja Bachert<br />

Foto: Michael Nagy, Info- und Presseamt LHM


<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Gutes <strong>Papier</strong> erkennen<br />

Die Fülle an <strong>Papier</strong>-Labels ist groß. Diplom-Forstwirtin Antje Wagner,<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong>, gibt einen Überblick über die gängigsten Siegel<br />

und erklärt, welche wirklich ökologisch sind.<br />

Der Blaue Engel<br />

Der Blaue Engel (RAL-UZ 14 / Recyclingpapier) ist das<br />

bekannteste Label für Recyclingpapier. Zeicheninhaber ist<br />

das Bundesumweltministerium. Das Umweltbundesamt<br />

entwickelt die Kriterien, die durch eine unabhängige Jury<br />

beschlossen werden. Vergeben wird das Umweltzeichen<br />

durch die RAL gGmbH. Mit dem „Blauen Engel“ werden<br />

Produkte und Dienstleistungen ausgezeichnet, die besonders<br />

umweltfreundlich sind und darüber hinaus Ansprüche<br />

des Gesundheitsschutzes erfüllen.<br />

Auf eine ganzheitliche Betrachtung der Umwelteigenschaften<br />

über die gesamte Lebensdauer eines Produkts<br />

wird Wert gelegt. Konkret bedeutet dies für das Umweltzeichen<br />

für Recyclingpapier: Die <strong>Papier</strong>fasern müssen zu 100<br />

Prozent aus Altpapier bestehen, 65 Prozent davon aus Altpapier<br />

niedriger Qualität.<br />

„Die Europäische Blume“<br />

Das Europäische Umweltzeichen (auch Euroblume<br />

genannt) wurde von der EU-Kommission eingeführt.<br />

Gekennzeichnet werden Konsumgüter, die sich durch<br />

Umweltverträglichkeit und vergleichsweise geringe Gesundheitsbelastung<br />

auszeichnen sollen.<br />

Die Auszeichnung wird in Deutschland durch das Deutsche<br />

Institut für Gütersicherung und Kennzeichnung (RAL<br />

gGmbH) und das Umweltbundesamt vergeben. Das Siegel<br />

stellt relativ hohe Anforderungen an die Umweltverträglichkeit<br />

der <strong>Papier</strong>produktion: Unter anderem gibt es Vorschriften<br />

zu Energieverbrauch, Treibhausgas-Emissionen,<br />

Abfallbehandlung und giftigen Chemikalien. Die EU-Blume<br />

schreibt aber NICHT die Verwendung von Altpapier vor. Im<br />

Gegensatz zum Blauen Engel kann das Europäische Umweltzeichen<br />

auch an reine Frischfaserpapierhersteller vergeben<br />

werden.<br />

Dies garantiert, dass <strong>Papier</strong>e<br />

mehrmals recycelt werden, was<br />

eine optimale Ausnutzung des<br />

Rohstoffs Holz bedeutet. Die Verwendung<br />

giftiger Chemikalien ist<br />

strenger reguliert, als dies bei den<br />

anderen Labels der Fall ist. So<br />

dürfen Krebs erzeugende, erbgutverändernde<br />

oder fortpflanzungsgefährdende<br />

Färbemittel oder<br />

Beschichtungen nicht eingesetzt werden, für andere gesundheitsschädliche<br />

Stoffe wurden Grenzwerte festgelegt.<br />

� <strong>Papier</strong>e mit dem Blauen Engel sind empfehlenswert.<br />

Foto: Blauer Engel<br />

Daher wirkt es paradox, dass laut<br />

Labelvorschriften der Hinweis „Bitte<br />

sammeln Sie Altpapier für das Recycling.“<br />

auf die Produktverpackung gedruckt<br />

werden muss.<br />

Da nun schon Frischfaserpapiere<br />

genutzt werden, sollte man zumindest<br />

hohe Anforderungen an die Waldbewirtschaftung<br />

erwarten. Dies ist leider<br />

nicht der Fall.<br />

� Da kein Recyclinganteil vorgeschrieben ist, halten wir die<br />

EU-Blume nur für eingeschränkt empfehlenswert, obwohl<br />

die Umweltkriterien für den Herstellungsprozess in der <strong>Papier</strong>fabrik<br />

und die gesundheitlichen Anforderungen an das<br />

Endprodukt sehr hoch sind.<br />

Foto: www.eu-ecolabel.de


Münchner Stadtgespräche Nr. 64<br />

FSC®<br />

Der Forest Stewardship Council® (FSC®) wurde gegründet,<br />

um durch Zertifizierung weltweit die verantwortungsvolle<br />

Waldbewirtschaftung zu fördern. FSC hat eine<br />

hohe Glaubwürdigkeit, da alle Interessensgruppen (Umwelt,<br />

Sozial- und Wirtschaftsverbände) gleichwertig vertreten<br />

sind. Leider verwirrt der FSC bei der Zertifizierung von<br />

<strong>Papier</strong>produkten durch eine Vielzahl von Siegeln. Die FSC-<br />

Siegel stehen NICHT für die Verwendung von Altpapier.<br />

Es gibt drei Labels:<br />

� FSC-100% kennzeichnet Frischfaserpapiere, die zu 100<br />

Prozent aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft kommen.<br />

� FSC-Mix labelt <strong>Papier</strong>waren, deren Fasern zu 50 Prozent<br />

aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft stammen.<br />

� FSC-Recycled stellt sicher, dass die <strong>Papier</strong>e nicht aus<br />

Frisch-, sondern ausschließlich aus recycelten Holzfasern<br />

gewonnen wurden. Als Faserquellen werden z.B. alte Möbel,<br />

Telegrafenmasten, Paletten, etc. genannt. Hierdurch sollen<br />

PEFC<br />

Das PEFC (Programme for the<br />

Endorsement of Forest Certification<br />

Schemes) wurde von europäischen<br />

Waldbesitzern und Vertretern<br />

der Holzwirtschaft initiiert.<br />

Die PEFC-Siegel stehen NICHT<br />

für die Verwendung von Altpapier.<br />

Es kennzeichnet <strong>Papier</strong>e, die aus<br />

Holz aus PEFC-zertifizierten Wäldern<br />

hergestellt wurden.<br />

Die Zertifizierungskriterien des PEFC sind allerdings äußerst<br />

schwach. Die Zeitschrift Ökotest z.B. bewertet die<br />

Waldbewirtschaftung nach FSC mit „sehr gut“, das PEFC<br />

bekommt nur die Note „ausreichend“.<br />

� Nicht empfehlenswert<br />

Foto: PEFC Deutschland e.V.<br />

Holzfreies <strong>Papier</strong><br />

Der Begriff „holzfreies <strong>Papier</strong>“ ist irreführend. Auch „holzfreie<br />

<strong>Papier</strong>e“ werden aus Holz hergestellt. Dazu muss man wissen,<br />

dass Holz zu rund 55 Prozent aus so genannten „Holzstoffen“<br />

und zu 45 Prozent aus Zellulosefasern besteht.<br />

12/2012<br />

„vorhandene, bereits geschlagene<br />

Holzressourcen genutzt werden“.<br />

Keines der FSC-Zeichen bezieht<br />

sich auf den Herstellungsprozess<br />

oder den Gesundheitsschutz.<br />

Waldschutz wird nur bei<br />

FSC-100% und FSC-Recycled<br />

gewährleistet. Die drei fast gleich<br />

anmutenden Labels sind zudem<br />

äußerst verwirrend. Ressourcenschonend ist nur das mit<br />

FSC-Recycled gekennzeichnete <strong>Papier</strong>.<br />

� Daher ist nur das FSC-Recycled-Siegel, und dies auch<br />

nur eingeschränkt, empfehlenswert.<br />

� FSC-Mix sollte auf keinen Fall gekauft werden.<br />

Foto: FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V.<br />

Aqua pro Natura<br />

Das Aqua pro Natura Siegel<br />

wird von der Vereinigung<br />

Deutscher Hersteller<br />

für umweltschonende<br />

Lernmittel e.V. vergeben.<br />

Aqua Pro Natura steht<br />

NICHT für die Verwendung von Altpapier. Das Label kennzeichnet<br />

Schulmaterialien, die aus frischem Zellstoff hergestellt<br />

werden. Der Zellstoff käme nicht aus den Tropen<br />

und wäre chlorfrei gebleicht, ist auf den Siegeln zu lesen.<br />

Doch dies ist kein besonderer Beitrag zum Umwelt- oder<br />

Verbraucherschutz: Die meisten <strong>Papier</strong>e werden heute<br />

chlorfrei gebleicht, der Zellstoff kommt sowieso häufig<br />

nicht aus tropischen, sondern aus nordischen Wäldern.<br />

� Nicht empfehlenswert<br />

Foto: Copyright © Aqua Pro Natura<br />

Minderwertigere <strong>Papier</strong>e haben einen hohen Anteil an Holzstoffen,<br />

dadurch sind sie faseriger und vergilben leicht (z.B. Bierdeckel).<br />

Hochwertige <strong>Papier</strong>e bestehen nur aus Zellulose, sie sind<br />

also holzstofffrei – werden aber irreführend „holzfrei“ genannt.


10<br />

Jedes Buch ein Baum<br />

Knapp eine Milliarde Bücher produzieren<br />

deutsche Verlage jedes Jahr, fast<br />

alle werden auf Frischfaserpapier<br />

gedruckt. Die dadurch entstehende Umweltbelastung<br />

ist immens: Für eine Million Kopien<br />

eines Buches mit durchschnittlich 250 Seiten<br />

müssen über 12.000 Bäume gefällt werden.<br />

Darüber hinaus werden bei der Herstellung<br />

riesige Mengen an Wasser und Energie<br />

verbraucht. Eine dringende und sinnvolle Lösung<br />

wäre es, Bücher ausschließlich auf Recyclingpapier<br />

zu drucken. Doch die meisten<br />

Verlage sträuben sich dagegen. Ihre Begründung<br />

ist immer dieselbe: Recyclingpapier sei<br />

für den Buchdruck ungeeignet.<br />

Doch das ist ein längst überholtes Vorurteil.<br />

Hochqualitatives Umweltpapier für Zeitschriften<br />

und Bücher existiert schon seit vielen<br />

Jahren. Das Paradebeispiel liefert der kana-<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Trotz des wachsenden Erfolgs von E-Book und Online-Publishing ist <strong>Papier</strong> immer noch das<br />

zentrale Medium des Buchhandels. Das Thema Nachhaltigkeit wird in der Branche jedoch meist<br />

nur in den Buchinhalten behandelt, für eine bessere Ökobilanz ihrer Produkte sorgen die Verlage<br />

bisher erstaunlich wenig. Dabei könnte der Buchhandel durch den vermehrten Einsatz von<br />

Recyclingpapier ganz einfach zur Vermeidung der Waldrodung beitragen.<br />

dische Verlag Raincoast Books, der die Millionenauflage<br />

eines Harry Potter-Bands auf 100<br />

Prozent Recyclingpapier drucken ließ. Dadurch<br />

konnten 30.000 Bäume vor der Rodung<br />

bewahrt und über 47 Millionen Liter Wasser<br />

eingespart werden. Ein voller Erfolg sowohl bei<br />

den Lesern als auch für die Umwelt – und das,<br />

ganz ohne Qualitätseinbußen.<br />

Feigenblatt FSC-Siegel<br />

Dennoch beharrt die Mehrheit der Verlage auf<br />

dem Einsatz von Frischfaserpapier. Für sie gehen<br />

betriebswirtschaftliche Interessen vor Umweltschutz:<br />

Die großen Frischfaserpapierhersteller<br />

verteidigen ihre Marktmacht bei den<br />

Verlagen mit niedrigen Preisen. Weshalb sollte<br />

man sich also die Mühe machen und nach<br />

einem geeigneten Recyclingpapier-Hersteller<br />

Ausschau halten?<br />

Stattdessen schmücken sich die Verlage lieber<br />

mit FSC-zertifiziertem <strong>Papier</strong> (Forest Stewardship<br />

Council). (siehe S. 9)<br />

Der psychologische Effekt des Siegels<br />

ist folgenschwer: Nur wenige Kunden realisieren<br />

den Unterschied zwischen Recyclingpapier<br />

und FSC, das <strong>Papier</strong> aus nachhaltig<br />

angebautem Holz verspricht. Doch der ist eklatant:<br />

Während Recyclingpapier zu fast 100<br />

Prozent aus Altpapier (also Abfall) und nur zu<br />

einem kleinen Teil Frischfasern (also Holz) besteht,<br />

werden für die Herstellung von FSC-<strong>Papier</strong><br />

Tausende Bäume abgeholzt. Das Wörtchen<br />

„nachhaltig“ bezieht sich lediglich auf<br />

die Waldbewirtschaftung. Auch der Wasser-<br />

und Energieverbrauch, sowie Co 2 -Emissionen<br />

liegen bei FSC-<strong>Papier</strong> um ein Vielfaches höher.<br />

FSC-<strong>Papier</strong> ist folglich keine echte Umweltschutzalternative<br />

zu Recyclingpapier.


Münchner Stadtgespräche Nr. 64 12/2012<br />

11<br />

Kleine Verlage machen’s vor<br />

In Deutschland beweisen bisher nur einige<br />

wenige Verlage wie Arbor, J. Kamphausen,<br />

Oekom oder der Kinderbuchverlag Garbe,<br />

dass Umweltpapier alle Ansprüche an den<br />

Buchdruck erfüllt. Sie verwenden für ihre Publikationen<br />

fast ausschließlich Recyclingpapier.<br />

Nachteile ergeben sich für sie dabei keine<br />

– weder hinsichtlich <strong>Papier</strong>- und Druckqualität<br />

noch auf Kundenseite. Und auch die Mär vom<br />

höheren Preis weiß Anne Petersen vom Verlag<br />

J. Kamphausen zu entkräften: „Es gibt zwar einen<br />

Preisunterschied, der entsteht jedoch vor<br />

allem deshalb, weil die Nachfrage nach Recyclingpapier<br />

zu gering ist. Die Druckereien können<br />

diese <strong>Papier</strong>e nicht in so großen Mengen,<br />

die preisgünstiger sind, bestellen. Der Preisunterschied<br />

ist aber letztendlich eine Frage der<br />

Prioritäten. Ein größerer Verlag kann sich sicherlich<br />

Recyclingpapier leisten, wenn es ihm<br />

wichtig wäre.“<br />

Was hält die Verlage also davon ab, ihre<br />

Bücher auf Recyclingpapier zu drucken? Die<br />

Umstellung von Frischfaserpapier erfordert Eigenengagement:<br />

Echtes und hochwertiges<br />

Recyclingpapier muss man suchen und ausprobieren,<br />

schließlich soll es auch beim Druck<br />

perfekte Ergebnisse erzielen. Das Wissen über<br />

umweltfreundliche Buchherstellung ist zudem<br />

bislang noch weit verstreut. Mit seinem<br />

Projekt Green Publishing will der Münchner<br />

Oekom Verlag aber bald Abhilfe schaffen. Die<br />

Initiative möchte interessierten Verlagen auf<br />

ihren Bedarf zugeschnittene Handlungsoptionen<br />

für eine umweltfreundliche Buchproduktion<br />

aufzeigen.<br />

Ein weiteres beliebtes Argument, das die<br />

Verlage vorschützen, lautet, man fürchte durch<br />

die Umstellung auf Recyclingpapier Kunden zu<br />

verlieren. Da dieses aufgrund der kürzeren Fasern<br />

ein geringeres Volumen als Frischfaserpapier<br />

hat, falle der Buchkörper dünner aus<br />

und dies könne unattraktiv auf Kunden wirken.<br />

Angesichts des Bücherbooms im Onlineversandhandel<br />

erscheint diese Argumentation<br />

jedoch äußerst fadenscheinig. So werden<br />

im Internet massenhaft Bücher verkauft, ohne,<br />

dass die Kunden die Dicke des Buches sehen,<br />

geschweige denn ertasten können. Oft heißt<br />

es auch, die graue Farbe des Recyclingpapiers<br />

würde den Kunden missfallen. Dabei lässt sich<br />

längst kein Unterschied mehr zwischen Frischfaser-<br />

und Recyclingpapier erkennen, weder in<br />

Sachen Qualität, Farbe noch Haptik.<br />

Autoren für Urwälder<br />

Seit einigen Jahren engagieren sich auch viele<br />

Autoren weltweit für eine Umstellung. Prominente<br />

Schriftsteller wie Günter Grass, die Kinderbuchautorinnen<br />

Kirsten Boie und Corne-<br />

lia Funke, Harry Potter-Schöpferin J. K. Rowling<br />

oder die Bestsellerautorin Isabel Allende fordern<br />

ihre Verlage dazu auf, beim Druck Recyclingpapier<br />

zu verwenden. Im Ausland trug der Einsatz<br />

bereits Früchte: Der Erfolg der umweltfreundlichen<br />

Harry Potter-Ausgabe überzeugte mehrere<br />

Verlage in Kanada, komplett auf Recyclingpapier<br />

umzusteigen. Auch in Deutschland wurden<br />

schon einige Jugendbücher auf Recyclingpapier<br />

gedruckt. Es zeigt sich also, dass die Verlage<br />

sehr wohl können – wenn sie nur wollen.<br />

Buchkäufer sind gefragt<br />

Doch solange nicht auch wir Leser Druck auf<br />

die Branche ausüben, wird sich das Gros der<br />

Verlage weiterhin auf dem FSC-Siegel ausruhen.<br />

Fragen Sie deshalb in Ihrer Buchhandlung<br />

nach umweltfreundlich produzierter Literatur<br />

und fordern Sie die Verlage Ihrer Lieblingsautoren<br />

auf, auf Recyclingpapier umzustellen.<br />

Text: Ruth Böcher<br />

Foto: Fotolia<br />

Secondhand<br />

Gebrauchte Bücher gibt es hier:<br />

� Münchner Stadtbibliotheken<br />

www.muenchner-stadtbibliothek.de<br />

� Oxfam Buchshop, www.oxfam.de<br />

� Bücherflohmarkt LISAR<br />

www.buecherflohmarktlisar.wordpress.com


1<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

<strong>Papier</strong> in<br />

248 kg<br />

<strong>Papier</strong> werden in<br />

Deutschland pro Jahr<br />

pro Kopf verbraucht.<br />

282 kg in Finnland<br />

149 kg in Frankreich<br />

8 kg in Afrika<br />

54 kg im Weltdurchschnitt<br />

Wir können den <strong>Papier</strong>v<br />

Recyclingquote<br />

2,3 kg Holz<br />

benötigt man für 1 kg Frischfaserpapier<br />

um 50<br />

stieg der<br />

in Deutsch<br />

1970 und


Münchner Stadtgespräche Nr. 64<br />

Zahlen<br />

12/2012<br />

1<br />

erbrauch senken und die<br />

deutlich erhöhen!<br />

%<br />

<strong>Papier</strong>verbrauch<br />

land zwischen<br />

2010<br />

100 %<br />

beträgt die Altpapierquote<br />

bei Zeitungen, bei Druck-<br />

und Büropapier nur 31%<br />

4-7 Mal<br />

kann eine <strong>Papier</strong>faser<br />

beim Reyclingprozess<br />

wiederverwendet werden<br />

Text: Andreas Marth, Katja Bachert<br />

Foto: Fotolia<br />

Quellen: Greenpeace Aachen, <strong>Papier</strong>kompass Forum Ökologie und <strong>Papier</strong>, Robin Wood, www.papier-und-mehr.de


14<br />

Urwald ja,<br />

aber nicht bei uns?<br />

Der deutsche Wald – wer denkt dabei<br />

nicht sofort an wilde Natur, Mythen<br />

und Märchen. Dabei hat unser Wald<br />

schon seit Jahrhunderten mit ursprünglicher<br />

Natur nichts mehr zu tun. Mit der Einführung<br />

der geordneten Forstwirtschaft vor 400 Jahren<br />

wurde der Wald zum Holzacker. Er wurde<br />

vermessen, gesät, gedüngt und beerntet. Wald<br />

musste sich rentieren. Unter dem Motto „Weg<br />

mit den faulen Gesellen“ fällte man jahrhundertealte<br />

Laubbäume, um schnellwachsenden<br />

Nadelholzplantagen Platz zu machen.<br />

Erst als Kohle und Erdöl das Holz als Energielieferant<br />

ersetzten, nahm der Druck auf<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Der Wald – Rohstofflieferant und Lebensraum<br />

den Wald als Rohstoffquelle ab. Zunehmend<br />

wichtiger wurde in den letzten Jahrzehnten<br />

der Wald als Ort der Erholung. Mit dem Aufkommen<br />

der ökologischen Bewegung setzte<br />

sich schließlich das Leitbild einer naturnahen<br />

Waldbewirtschaftung in den Forstverwaltungen<br />

durch. Heute sollen Wälder „multifunktional“<br />

sein. Sie sind gleichzeitig Holzfabrik,<br />

artenreiches Naturbiotop und Wellness-Oase.<br />

Wald heute<br />

Deutsche Wälder sind zum größten Teil naturferne<br />

Wirtschaftswälder. Sie sind zu erheblichen<br />

Teilen aus standortfremden Baumarten<br />

aufgebaut. Fichte und Kiefer sind die häufigsten<br />

Baumarten – von Natur aus würden sie nur<br />

auf wenigen Prozent der Waldfläche vorkommen.<br />

In der Hälfte der Wälder sind alle Bäume<br />

gleich alt, der Wald wird dadurch strukturarm,<br />

monoton und instabil.<br />

Totholz lebt<br />

Mittlerweile hat sich die Forstwirtschaft jedoch<br />

deutlich ökologischer ausgerichtet. Ziel ist es,<br />

stärker strukturierte Wälder mit standortgerechten<br />

Baumarten aufzubauen. Immer mehr<br />

Laubhölzer werden gepflanzt, Kahlschläge werden<br />

glücklicherweise kaum mehr praktiziert.


Münchner Stadtgespräche Nr. 64 12/2012<br />

1<br />

Wald ist nicht gleich Wald: Links ein naturnaher Wald, rechts ein forstwirtschaftlich optimierter Plantagenwald<br />

Ein großes Problem besteht aus Naturschutzsicht<br />

aber immer noch fort: Alte Wälder mit<br />

Bäumen älter als 180 Jahre sind kaum mehr<br />

vorhanden. Dabei sind gerade alte, zerfallende<br />

Bäume die Heimat einer unglaublichen Vielzahl<br />

von Lebewesen: Flechten, Käfer, Pilze,<br />

Spechte, Fledermäuse, Käuzchen, Siebenschläfer,<br />

Hohltauben, Marder und Hornissen<br />

leben auf und in alten Höhlenbäumen.<br />

Im Wirtschaftswald finden all diese Tiere<br />

keinen Lebensraum, da kaum ein Baum sein<br />

biologisches Alter erreichen darf. Da viele Totholzbewohner<br />

keine weiten Strecken zurücklegen,<br />

bräuchten sie eine ganze Menge abgestorbener<br />

dicker Bäume über den Wald verteilt<br />

– für viele Förster und Waldbauern ein nicht<br />

hinnehmbarer wirtschaftlicher Verlust.<br />

Urwälder von morgen?<br />

In Naturwaldreservaten soll daher ein Teil der<br />

Wälder ihrer natürlichen Entwicklung überlassen<br />

werden und sich zu den „Urwäldern von<br />

morgen“ entwickeln. In Deutschland gibt es<br />

Naturwaldreservate auf gerade einmal 0,3<br />

Prozent der gesamten Waldfläche. Die Nationale<br />

Strategie zur biologischen Vielfalt sieht<br />

vor, dass diese Schutzgebiete bis zum Jahr<br />

2020 fünf Prozent der Waldfläche einnehmen<br />

sollen.<br />

Klimaschutz auf dem Holzweg<br />

Doch viele Akteure aus Forst- und Holzwirtschaft<br />

stemmen sich mit Händen und Füßen<br />

gegen die Einrichtung von Schutzgebieten –<br />

vor allem mit dem Hinweis auf den vermeintlich<br />

„klimafreundlichen Rohstoff Holz“. Biomasse-Heizkraftwerke,<br />

Pelletsheizungen und<br />

Schwedenöfen – der angeblich CO 2 -neutrale<br />

Brennstoff liegt im Trend. Die Eigenwerbung<br />

der Forst- und Holzindustrie erweckt den Eindruck:<br />

Je höher der Holzverbrauch – umso<br />

besser fürs Klima. Doch ist dem wirklich so?<br />

Heute wird mit großen Maschinen immer<br />

mehr Biomasse aus dem Wald geholt, selbst<br />

Nadeln und Reisig, um daraus Pellets oder<br />

Hackschnitzel herzustellen. Dies wirkt sich desaströs<br />

auf die Waldböden aus. Ein großer Teil<br />

der Nährstoffe geht verloren, der Boden wird<br />

durch schwere Maschinen verdichtet, die Bodenorganismen<br />

ersticken, Wasser kann kaum<br />

mehr versickern. Das Waldwachstum wird<br />

über Jahrhunderte gestört.<br />

Zudem verliert ein intensiv bewirtschafteter<br />

Wald sein Potential als Kohlenstoffspeicher.<br />

Alte Bäume, Totholz und der Boden speichern<br />

große Mengen an Kohlenstoff. Dem Klimaschutz<br />

und dem Naturschutz wäre mit dem<br />

Aufbau vorratsreicher Wälder und humusreicher<br />

Waldböden mehr geholfen, als durch die<br />

Förderung von Holzheizungen.<br />

Um der Atmosphäre CO 2 zu entziehen,<br />

sollte Holz vor allem für langlebige Produkte<br />

eingesetzt werden, zum Beispiel als Bauholz<br />

oder Möbelholz. In den letzten Jahrzehnten<br />

aber werden immer mehr Wälder zu Werbebroschüren,<br />

Hackschnitzeln oder Billigmöbeln<br />

verarbeitet. Rund die Hälfte der deutschen<br />

Holzernte wird für minderwertige und kurzlebige<br />

Produkte wie <strong>Papier</strong>, Spanplatten oder als<br />

Brennstoff verwendet.<br />

Klima wandelt den Wald<br />

Zusätzliche Gefahren drohen dem Wald durch<br />

den Klimawandel. Erwärmung und Extremwetterereignisse<br />

wie Trockenheit und Stürme<br />

stellen das Ökosystem vor neue Herausforderungen.<br />

Bäume wachsen langsam, sie fruchten<br />

erst nach vielen Jahrzehnten und ihre


1<br />

Samen keimen oft nur wenige Meter vom Mutterbaum<br />

entfernt. Damit sind viele Baumarten<br />

wohl nicht schnell genug, um sich dem rasanten<br />

Klimawandel anzupassen. Es könnte<br />

zu einer völlig neuen Baumartenzusammensetzung<br />

kommen. In Bayern wird wohl vor<br />

allem die Fichte durch längere Trockenperioden<br />

geschwächt werden. Mit ihrer heute dominierenden<br />

Stellung könnte es damit schon<br />

bald vorbei sein.<br />

Insgesamt versucht sich die Forstwirtschaft<br />

durch den Anbau möglichst vieler Baumarten<br />

pro Fläche die Unwägbarkeiten zukünftiger<br />

Auswirkungen der Klimaerwärmung abzufedern.<br />

Angesichts des Klimawandels haben übrigens<br />

auch die bereits erwähnten Naturwaldreservate<br />

eine wichtige Funktion: Sie fördern<br />

die biologische Vielfalt und Stabilität der Wälder<br />

und verbessern so deren Chancen, sich an zukünftige<br />

Veränderungen anzupassen.<br />

Wald vor Wild<br />

Ein großes Hindernis für die Entwicklung naturnaher<br />

Wälder sind Reh, Hirsch und Wildschwein.<br />

Von Natur aus leben nur wenige<br />

dieser Tiere im Wald. Ein dichter Urwald bietet<br />

ihnen nur wenig Nahrung. Doch unzureichende<br />

Bejagung und die Unmengen von Futter,<br />

mit dem Jäger das Wild mästen, führen<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

seit Jahrzehnten zu einer massiven Vermehrung<br />

der Tiere. Diese vernichten oft flächendeckend<br />

sämtlichen Jungwuchs. Laubbäume<br />

und Tannen fressen sie besonders gern, die<br />

stacheligen Fichten dagegen lassen sie stehen.<br />

So werden aus artenreichen Mischwäldern<br />

nach einigen Jahrzehnten Fichtenreinbestände.<br />

Die mächtige Jagdlobby wehrt sich<br />

aber gegen höhere Abschusszahlen. Naturnahe<br />

Wälder können sich so nicht entwickeln.<br />

Münchner Stadtwald auf<br />

dem richtigen Weg<br />

„Wo möglich Holz!“ lautete einst ein Slogan der Holz- und<br />

Forstwirtschaft, der den Holzverbrauch ankurbeln sollte.<br />

Und tatsächlich nimmt die Nachfrage nach Holz und Holzprodukten<br />

seit Jahrzehnten zu.<br />

Seit 2002 ist der Holzverbrauch in Deutschland um 40<br />

Prozent gestiegen. Allein der Rohstoffverbrauch der Holzwerkstoff-<br />

und Zellstoffwirtschaft kletterte von rund 19 Millionen<br />

Kubikmeter im Jahr 2000 auf knapp 36 Millionen<br />

Kubikmeter im Jahr 2009. Bis 2020 wird die EU ihre Holzimporte<br />

wohl mehr als verdoppeln.<br />

Schon geht die Angst vor der Holznot um: „Angesichts<br />

der zu erwartenden Nachfragesteigerung nach Holz für die<br />

stoffliche und Biomasse für die energetische Nutzung stellt<br />

sich die Frage nach der Sicherung der Rohstoffversorgung<br />

für die heimische Holz- und <strong>Papier</strong>wirtschaft“ schreibt die<br />

Bundesregierung in ihrer Waldstrategie 2020.<br />

Aufgrund der steigenden Nachfrage wird in unseren Wäldern<br />

immer mehr Holz eingeschlagen: Ende der 1990er-<br />

Jahre waren es rund 35 Millionen Festmeter pro Jahr, im<br />

Unsere Wälder weisen heute große ökologische<br />

Defizite auf und sind von unwägbaren<br />

Gefahren bedroht. Wie steht es um die Wälder<br />

rund um <strong>München</strong>?<br />

Die Wälder der Landeshauptstadt sind seit<br />

2001 nach den Richtlinien von Naturland und<br />

des FSC (Forest Stewardship Council) ökologisch<br />

zertifiziert. Beides sind Gütesiegel mit<br />

hohen ökologischen Ansprüchen. Das Naturland-Label<br />

schreibt unter anderem vor, dass<br />

zehn Prozent der holzwirtschaftlichen Fläche<br />

der natürlichen Entwicklung überlassen werden.<br />

Ein hoher Totholzanteil von zehn Prozent<br />

wird angestrebt. Kahlschläge und Ganzbaumnutzung<br />

sind verboten, ebenso Pestizideinsatz<br />

oder die Pflanzung standortfremder Bäume.<br />

Langfristiges Ziel ist es, naturnahe, vielschichtige<br />

und ungleichaltrige Wälder zu schaffen.<br />

Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter<br />

Weg. Heute werden noch große Teile der<br />

städtischen Wälder von gleichförmigen Fichtenforsten<br />

bestimmt. Doch auch rund um unsere<br />

Großstadt gibt es an den Isarhängen, im<br />

Leutstettener Moss oder der Echinger Lohe einige<br />

wundervolle Naturwaldreservate.<br />

Der Wald braucht unser<br />

Engagement<br />

„Wo möglich Holz!“?<br />

Wird sich ökologische Waldbewirtschaftung<br />

gegen eine steigende Holznachfrage durchsetzen?<br />

Hier ist vor allem der Einsatz der Zivilgesellschaft<br />

gefordert: Wir müssen uns für<br />

mehr Umweltbildung, Waldreservate und Nationalparks<br />

einsetzen. Wir brauchen eine an<br />

den Bedürfnissen des Waldes ausgerichtete,<br />

umweltfreundliche Jagd. Wir müssen unseren<br />

Holzverbrauch reduzieren und Holzverschwendung<br />

anprangern. Und wir müssen alles tun,<br />

um den Klimawandel zu bremsen.<br />

Text: Antje Wagner<br />

Fotos: Bayerische Landesanstalt für Wald und<br />

Forstwirtschaft, Fotolia<br />

Jahr 2011 bereits 56 Millionen Festmeter, die auf bis zu 80<br />

Millionen Festmeter gesteigert werden sollen.<br />

Das ist zwar deutlich weniger als die rund 95 Millionen Kubikmeter,<br />

die jedes Jahr in Deutschlands Wäldern zuwachsen.<br />

Es wird aber vergessen, dass die Wälder im Sinne des<br />

Natur- und Klimaschutzes mehr Holzmasse aufbauen sollten.<br />

Viele Waldböden sind zudem Jahrhunderte lang übernutzt<br />

worden. Zur Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit<br />

müssen daher große Mengen des Zuwachses im Wald<br />

belassen werden.<br />

Doch die Forst- und Holzwirtschaft will von einem „Peak<br />

Holz“ nichts wissen. Sie will die Einschläge erhöhen. Man<br />

wirbt dafür mit Aussagen von angeblich überalterten Beständen<br />

und warnt, die Vorräte hätten ein „bisher unbekanntes<br />

Ausmaß erreicht“. Dies ist allerdings eine gewagte<br />

These: Rund 320 Festmeter Holz enthält der deutsche Wald<br />

im Durchschnitt pro Hektar. Ein alter Buchenurwald dagegen<br />

kann bis zu 1000 Kubikmeter pro Hektar enthalten.


Münchner Stadtgespräche Nr. 64 12/2012<br />

1<br />

<strong>Papier</strong>herstellung<br />

Die Herstellungsprozesse von Frischfaser- und Recyclingpapier unterscheiden sich deutlich voneinander,<br />

wie der Vergleich von Diplom-Chemiker Andreas Marth, <strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong>,<br />

zeigt: Recyclingpapier ist im Vergleich zu Primärfaserpapier wesentlich umwelt- und ressourcenschonender.<br />

Wir alle können der unnötigen Rodung von Wäldern zuvorkommen und wichtige<br />

Ressourcen wie Wasser und Luft schonen, indem wir <strong>Papier</strong> sparen und Recyclingpapier nutzen.<br />

Recyclingpapier<br />

� Für die Gewinnung von Recyclingpapier dient<br />

Altpapier als Rohstoff.<br />

� Beim Recyclingpapier sind die Wege deutlich kürzer.<br />

Der Zellstoff wird aus Altpapier gewonnen, welches<br />

in Deutschland tonnenweise gesammelt wird.<br />

� Die Herstellung von Altpapierstoff benötigt KEIN<br />

frisches Holz.<br />

� Sekundärfasern (Altpapierstoff) werden durch Auflösen<br />

des Altpapiers in Wasser, Sortieren und Trocknen<br />

erhalten. Die Verwendung von Recyclingpapier senkt<br />

massiv den Frischfaserbedarf!<br />

� Bei der Altpapieraufbereitung wird die Bleiche mit<br />

dem deutlich umweltschonenderen Wasserstoffperoxidin<br />

in den Auflösevorgang integriert, um irreversible<br />

Vergilbungen der Fasern zu verhindern. Laut<br />

Greenpeace verzichten jedoch die meisten Hersteller<br />

ganz auf das umweltbelastende Bleichen.<br />

� Für hochwertige graphische Recyclingpapiere ist die<br />

umweltschädliche Druckfarbenentfernung („Deinking“)<br />

erforderlich. Beim grauen Umweltschutzpapier wird<br />

daher auf Deinking verzichtet.<br />

� Energieverbrauch bei der Aufbereitung von Altpapier<br />

zu Altpapierstoff: ca. 4,7 GJ/t<br />

� Bei der Altpapieraufbereitung kann der Frischwassergebrauch<br />

auf bis zu 5 m³/t gesenkt werden.<br />

� Für 1 kg Sekundärfaserpapier werden 1,1 bis 1,3<br />

kg Altpapier benötigt.<br />

Frischfaserpapier<br />

� Die Rohstoffe (Zell- und Holzstoff) werden direkt<br />

aus Holz gewonnen.<br />

� Der Zellstoff für Frischfaserpapier wird zu über<br />

80 Prozent importiert, zum Großteil aus Brasilien,<br />

Skandinavien und Kanada.<br />

� Pro Tonne Primärzellstoff werden ca. zwei Tonnen<br />

Holz verbraucht.<br />

� Frischfasern (Primärzellstoff) werden aus dem Holzverbund<br />

chemisch herausgelöst, indem das Holz in einer<br />

alkalischen oder sauren Schwefelsalzlösung gekocht<br />

wird.<br />

� Bei der Bleiche werden Verunreinigungen entfernt.<br />

In europäischen Fabriken wird meist eine chlorarme<br />

Bleiche angewendet, die offiziell als „chlorfrei“ bezeichnet<br />

werden darf, da kein elementares Chlorgas eingesetzt<br />

wird. Dennoch sind die Chemikalien extrem<br />

schädlich und umweltbelastend.<br />

� Die Wasser- und Luftbelastung durch Chemikalien<br />

ist bei der Produktion von Frischfaserpapier immens<br />

höher als im Fall von Recyclingpapier.<br />

� Energieverbrauch bei der Primärzellstoffherstellung:<br />

26,3 bis 44,7 GJ/t<br />

� Der Frischwassergebrauch kann bei der Zellstoffherstellung<br />

durch Wasserkreislaufschließungen nur auf<br />

bis zu 20 m³/t gesenkt werden.<br />

� Für 1 kg Primärfaserpapier werden rund 2,3 kg<br />

Holz benötigt.


1<br />

Von wegen nachhaltig, für den <strong>Papier</strong>konsum in Deutschland<br />

werden bei uns in Indonesien Menschen vertrieben und intakte<br />

Wälder zerstört“, empörte sich der indonesische Umweltschützer,<br />

Aidil Fitri, auf einer Veranstaltung in Berlin Mitte November.<br />

Eine dreiköpfige Delegation indonesischer Aktivisten war nach Europa<br />

gereist, um wieder einmal auf die Folgen der <strong>Papier</strong>produktion im Land<br />

hinzuweisen, die durch den übermäßigen Verbrauch in Deutschland und<br />

anderen europäischen Ländern verursacht sind. Und Indonesien ist nur<br />

ein Beispiel von vielen.<br />

Raubbau und Waldverlust<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Das <strong>Papier</strong>-Massaker<br />

Weil wir so viel <strong>Papier</strong> verbrauchen, werden andernorts Urwälder<br />

gerodet. Der intensive Raubbau hat fatale Konsequenzen für<br />

Menschen und Umwelt in den Anbauländern.<br />

Die Folgen des Raubbaus sind mancherorts katastrophal. Allein auf Sumatra<br />

fielen in den 1990er-Jahren über 800.000 Hektar Naturwald der<br />

<strong>Papier</strong>- und Zellstoffproduktion zum Opfer. Eine Mischung aus fehlender<br />

politischer Kontrolle, mangelnder Rechtsdurchsetzung, Korruption und<br />

Skrupellosigkeit in Politik sowie der Holz- und <strong>Papier</strong>industrie ließ Indonesien<br />

innerhalb weniger Jahre zu einem der größten <strong>Papier</strong>- und<br />

Zellstoffproduzenten der Welt werden. Nicht nur unberührte Regenwälder<br />

mussten für Plantagen weichen, selbst in geschützten Nationalparks<br />

wurde und wird auch heute noch illegal Holz für die <strong>Papier</strong>gewinnung<br />

eingeschlagen.<br />

Der indonesische <strong>Papier</strong>hersteller APP (Asia Pulp and Paper) produziert<br />

jährlich über zwei Millionen Tonnen Zellstoff und rund 5 Millionen<br />

Tonnen <strong>Papier</strong> und Verpackungsmaterialien in nur zwei Werken auf<br />

Sumatra. Der Rohstoff für diese Menge Zellstoff ist allein aus Plantagen<br />

nicht zu beschaffen, so dass Schätzungen zufolge rund 70 Prozent des<br />

benötigten Holzes direkt aus den natürlichen Wäldern des Landes stammen.<br />

In den Provinzen Riau und Jambi, wo sich die beiden Werke von


Münchner Stadtgespräche Nr. 64 12/2012<br />

1<br />

APP befinden, wurden in den letzten Jahren über 300.000 Hektar Regenwald<br />

von dem Unternehmen abgeholzt.<br />

Der Verlust der ursprünglichen Wälder hat verheerende Auswirkungen<br />

auf die Tierwelt und die Biodiversität, bringt bedrohte Tierarten<br />

wie den Sumatra Tiger, das Nashorn oder den Orang Utan noch näher<br />

an die Ausrottung. Die Umwandlung der auf tiefen Torfschichten stehenden<br />

Wälder setzt zudem Unmengen an Kohlenstoff frei, der zum Klimawandel<br />

beiträgt.<br />

Zerstörung der Lebensgrundlagen<br />

Entgegen ihrer Marketingaussagen respektieren die <strong>Papier</strong>hersteller in<br />

den seltensten Fällen die Rechte der Bevölkerung. Oft genug müssen<br />

Kleinbauern und die indigene Bevölkerung den neuen Plantagen weichen<br />

– die Menschen werden von ihrem seit Generationen bewohnten<br />

und bewirtschafteten Land vertrieben. Sie suchen notgedrungen ein<br />

neues Stück Land, wandern in die Städte ab oder versuchen in der<br />

Nähe der Plantage zu überleben. Doch das ist selten gut möglich, da<br />

Gewässer durch Pestizide verseucht sind, die Böden unfruchtbar sind<br />

und sie ihrer traditionellen Quelle Wald für Nahrung, Fasern, Medizin,<br />

Bau- und Feuerholz beraubt sind. Arbeit in den Plantagen und der Zellstoffproduktion<br />

ist rar – zumal die wenigen Jobs eher an auswärtige<br />

Fachkräfte vergeben werden.<br />

Der <strong>Papier</strong>hersteller Mondi beschäftigt in Südafrika nur 0,7 Personen<br />

pro 100 Hektar – die Büromitarbeiter und Arbeiter in der Zellstofffabrik<br />

bereits mit eingerechnet. Auf den Plantagenflächen werden<br />

demnach kaum Arbeiter benötigt. Entgegen den Ankündigungen der<br />

<strong>Papier</strong>produzenten und Plantagenbetreibern verarmt die lokale Bevölkerung,<br />

die vorher wenigstens selbstbestimmt einer die Familien versorgenden<br />

Subsistenzwirtschaft nachgehen konnte.<br />

Nicht nur die Plantagen bedrohen die Menschen vor Ort, sondern<br />

auch die <strong>Papier</strong>- und Zellstofffabriken. Fehlende Umweltstandards oder<br />

laxe Kontrollen verleiten die Fabriken hochbelastete Abwässer in die<br />

Flüsse zu leiten. Die Bewohner in unmittelbarer Umgebung der Fabriken<br />

leiden vermehrt unter Haut- und Atemwegserkrankungen.<br />

In Indonesien ist es bisher trotz Kampagnen und Protesten von Umwelt-<br />

und Menschenrechtsorganisationen sowie der betroffenen Bevölkerung<br />

nicht gelungen, zwei der größten Abholzer auf Sumatra, die Zellstoff-<br />

und <strong>Papier</strong>giganten APRIL (Asia Pacific Resources International<br />

Holdings Ltd.) und APP (Asia Pulp and Paper), von der weiteren Abholzung<br />

der Naturwälder, der Anlage riesiger Plantagen und zur Lösung der<br />

Landrechtskonflikte zu bewegen.<br />

Immer mehr „Grüne Wüsten“<br />

Aktivisten in Lateinamerika haben den Begriff der „Grünen Wüsten“<br />

geprägt. Anders konnten sie den Unterschied zwischen den ihnen von<br />

früher bekannten kleingliedrigen und artenreichen Strukturen und den<br />

modernen Plantagenflächen der <strong>Papier</strong>industrie nicht beschreiben. Wo<br />

vorher artenreiche Ökosysteme die lokale Subsistenzwirtschaft mittrugen,<br />

stehen heute Eukalyptus- oder Akazienbäume in Reih und Glied.<br />

In Brasilien entstanden in den letzten 30 Jahren beispielsweise in den<br />

östlichen Bundesstaaten auf mehreren Zehntausend Hektar Eukalyptusplantagen.<br />

Eukalyptusbäume haben einen sehr hohen Wasserbe-<br />

darf, der zur Absenkung des Grundwasserspiegels und zur Austrocknung<br />

ganzer Regionen führt. Zusätzlichen Schaden nehmen Wasser<br />

und Böden durch den Einsatz von Düngern und Pestiziden, die Schädlinge<br />

von den gepflanzten Bäumen fernhalten sollen. Und da Eukalyptus<br />

in Brasilien außerdem nicht heimisch ist, steht die Tier- und Pflanzenwelt<br />

zusätzlich unter Bedrängnis. Die Eukalyptusplantagen bieten ihnen<br />

nicht den gewohnten Lebensraum. Die Folge ist ein dramatischer Rückgang<br />

der Artenvielfalt.<br />

Probleme nicht nur im Süden<br />

Die Zerstörung von Wäldern zur <strong>Papier</strong>gewinnung und die Missachtung<br />

der Rechte der lokalen Bevölkerung ist jedoch nicht allein das Problem<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern. Kanada, einer der größten Zellstofflieferanten<br />

Deutschlands, holzt seinen temperierten Regenwald in<br />

großem Maßstab ab und erteilt – illegal – an Holzkonzerne Konzessionen<br />

auf indianischem Land. Auch in Kanada verschmutzen <strong>Papier</strong>fabriken<br />

die Gewässer und gefährden Kahlschläge ganzer Wälder die<br />

Lebensgrundlage der “First Nations“.<br />

Von besonderer Bedeutung ist in Kanada das Schicksal der Lachse.<br />

Durch Abholzung bedingte Verschlammung der Flüsse werden die Brutstellen<br />

der Lachse zerstört. Hunderte Lachsbestände Kanadas sind bereits<br />

ausgestorben oder massiv bedroht. Diese Bedrohung des Lachses<br />

hat unmittelbar negative Auswirkungen auf die Menschen und Tiere der<br />

Region, wie Bären, Wölfe, Vögel, für die der Lachs eine der wichtigsten<br />

Nahrungsquellen darstellt.<br />

Der hohe <strong>Papier</strong>konsum in den Industrieländern verbraucht nicht<br />

nur Rohstoffe, wie Holz, Wasser und Energie und emittiert erhebliche<br />

Mengen CO 2 . Er hat damit auch großen Anteil am weltweiten Waldverlust,<br />

der Zerstörung von Lebensräumen, fördert Menschenrechtsverletzungen<br />

und Krankheiten, Korruption und Konflikte um Land und verschärft<br />

den Klimawandel.<br />

Die Antwort auf die globalen Auswirkungen des <strong>Papier</strong>verbrauchs in<br />

den Industriestaaten kann nur eine massive Reduktion desselben sein.<br />

Die Umstellung auf Recyclingpapier alleine reicht nicht aus um den<br />

Druck von den Wäldern zu nehmen und Lebensräume zu erhalten.<br />

Text: Simone Hörner, Pro REGENWALD<br />

Fotos: L. Maráz, Pro REGENWALD<br />

Netzwerk <strong>Papier</strong>wende<br />

Das bundesweite Netzwerk <strong>Papier</strong>wende ist ein Zusammenschluss<br />

von Umwelt- und Verbraucherverbänden,<br />

die sich für die Reduzierung des <strong>Papier</strong>verbrauchs auf<br />

ein nachhaltiges Maß und die Nutzung von Recyclingpapier<br />

einsetzen. Informationen zum Thema Wald und <strong>Papier</strong>,<br />

Tipps zum <strong>Papier</strong>sparen und für die Umstellung auf<br />

Recyclingpapier, Mitmachaktionen für Schulklassen auf<br />

www.papierwende.de


0<br />

Dasselbe in<br />

grün<br />

Münchner stadtgespräche: Die Druckerei<br />

ulenspiegel druck produziert heute<br />

überwiegend klimafreundliche und ökologisch<br />

saubere Produkte. Das war nicht<br />

immer so. Was hat sie zur umstellung<br />

motiviert?<br />

Guido Schmidt: Als Kollektiv waren wir alle<br />

in den 1970er- und 80er-Jahren in der Anti-<br />

AKW-Bewegung aktiv. Es war also nur ein konsequenter<br />

Schritt, die politischen Forderungen<br />

nach einer Umwelt und einem Leben in Unversehrtheit<br />

soweit als möglich auch in die eigene<br />

Privat- und Arbeitssphäre aufzunehmen<br />

und umzusetzen.<br />

Was unterscheidet eine umweltfreundliche<br />

Druckerei von einem konventionellen<br />

betrieb?<br />

Vor allem ein Umweltmanagementsystem,<br />

das alle Produktionsbereiche umfasst und<br />

das von unabhängigen Gutachtern periodisch<br />

geprüft wird. FSC- und PEFC- Zertifikate oder<br />

die diversen klimaneutral-Labels sind im grafischen<br />

Gewerbe keine Ökosiegel, sondern<br />

käufliche Marketingtools, die keinerlei sub-<br />

stanzielle Verankerung im Unternehmen haben<br />

und daher nichts über eine nachhaltige<br />

Produktion aussagen.<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Seit über 15 Jahren beweist die ulenspiegel druck gmbh in<br />

Andechs, dass sich höchste Druckqualität und Umweltschutz nicht<br />

ausschließen. Guido Schmidt, einer der vier Geschäftsführer,<br />

erklärt im Interview, was eine ökologische Druckerei auszeichnet<br />

und warum sich das Engagement lohnt.<br />

eines ihrer zentralen themen ist der<br />

sparsame umgang mit ressourcen wie<br />

Wasser, energie etc. Wie reduzieren sie<br />

den Verbrauch konkret?<br />

2006 installierten wir eine Druckplattenbelichtungsanlage<br />

für umweltfreundliche Druckplatten,<br />

die ohne Entwicklerprozesse arbeitet<br />

und dadurch den Verbrauch von 200.000 Litern<br />

Trinkwasser pro Jahr vermeidet und dazu<br />

noch 25.000 Liter gesundheitsschädlicher<br />

Entwicklerchemie.<br />

Seit 2009 nutzen wir die Abwärme unserer<br />

Druckmaschinen zur Heizung der Betriebsräume,<br />

so dass wir momentan nur noch bei Betriebsstillstand<br />

oder absoluten Tiefsttemperaturen<br />

fossile Brennstoffe benötigen.<br />

ein weiterer aspekt sind die emissionen,<br />

die beim Verarbeitungsprozess anfallen.<br />

Wie verringern sie diese?<br />

Wir arbeiten am Betriebsstandort CO 2 -frei, da<br />

wir alle unsere Maschinen und Anlagen mit<br />

Strom aus dem Wasserkraftwerk Oberwöhr<br />

an der Mangfall betreiben. Darüber hinaus haben<br />

wir den Prozessalkohol Isopropanol, einen<br />

hochflüchtigen, gesundheitsschädlichen<br />

Gefahrstoff aus unserem Druckprozess so gut<br />

wie verbannt. Leider emittiert die deutsche<br />

Druckindustrie noch immer jährlich 92.000<br />

Tonnen dieses die Ozonschicht schädigenden<br />

Alkohols in die Atmosphäre, d.h. jede Druckerei<br />

durchschnittlich 9,2 Tonnen. Bei uns wird<br />

dieser Alkohol nur noch bei bestimmten Aufträgen<br />

z.B. bei Druck mit Gold oder anderen<br />

Metallfarben eingesetzt. Im Jahr 2011 waren<br />

dies nur noch 0,115 Tonnen.<br />

Welche umweltschutzmaßnahmen unternehmen<br />

sie außerdem?<br />

Wir haben ein Software gestütztes <strong>Papier</strong>management<br />

eingeführt. Damit sparen wir ca.<br />

13,5 Tonnen <strong>Papier</strong>abfall ein. Das entspricht<br />

etwa 15 Tonnen CO 2 oder etwa 250 Bäumen,<br />

die nicht gefällt werden müssen.<br />

Seit 2011 wird unser Maschinenreinigungsmittel<br />

auf Rapsölbasis separat in einem<br />

Auffangmodul in der Druckmaschine gesammelt<br />

und dem Recycling zugeführt. Im Jahr<br />

2011 waren das 600 Liter, die zur Wiederverwendung<br />

aufbereitet wurden.<br />

sie drucken zu fast 100 Prozent auf recyclingpapier.<br />

in vielen Verlagen und<br />

Druckereien existiert das Vorurteil, man<br />

erziele auf umweltpapier schlechtere<br />

Druckergebnisse und Druckmaschinen<br />

würden schneller verschleißen. Wie sind<br />

ihre erfahrungen?


Münchner Stadtgespräche Nr. 64 12/2012<br />

1<br />

Umweltfreundlicher Druck aus Überzeugung: Guido Schmidt (rechts vorne) mit dem gesamten Ulenspiegel-Team<br />

Als einer der größten Verarbeiter von Recyclingpapieren<br />

in Südbayern haben wir viel Erfahrung<br />

mit diesem Bedruckstoff. Natürlich<br />

sind gewisse Abstriche bei der Brillanz des<br />

Drucks im Vergleich zu Bilderdruckpapieren<br />

zu machen, was aber durch eine angepasste<br />

Bildbearbeitung gut ausgeglichen werden<br />

kann. Momentan läuft bei uns ein Versuch,<br />

durch höher pigmentierte Farben eine größere<br />

Farbtiefe beim Druck auf Recyclingpapieren<br />

zu erreichen. Die bisherigen Ergebnisse sind<br />

vielversprechend und wir sind zuversichtlich,<br />

dass wir bald Bilderdruckqualität auf Naturpapieren<br />

anbieten können.<br />

Das Argument mit dem höheren Verschleiß<br />

der Druckmaschinen – gemeint sind hier wohl<br />

die Walzen und Drucktücher – durch den Einsatz<br />

von Recyclingpapier ist Quatsch.<br />

gibt es Probleme bei der beschaffung<br />

von recyclingpapier und umweltfreundlichen<br />

Farben?<br />

Nein. Wir beziehen einen Großteil unseres Recyclingpapiers<br />

von der <strong>Papier</strong>fabrik Lenzing<br />

am österreichischen Attersee, die eines der<br />

besten Umweltpapiere anbietet, und von Cartiere<br />

Garda am Gardasee. Beide <strong>Papier</strong>mühlen<br />

sind ISO 14001 beziehungsweise EMAS-zertifiziert.<br />

Unsere Farben kaufen wir von Hu-<br />

ber Farben in <strong>München</strong>, die zum Beispiel den<br />

Begriff ÖKO-Farbe nicht verwenden, weil sie<br />

so ehrlich sind einzuräumen, dass moderne<br />

Farbpigmente immer aus Erdölderivaten bestehen,<br />

und daher der Begriff irreführend ist.<br />

Das finden wir angesichts der ganzen Öko-<br />

Marktschreierei sehr sympathisch.<br />

ist die umweltfreundliche Produktion<br />

teurer als die konventionelle?<br />

Nein. Einsparungen aus Maßnahmen und<br />

Mehrkosten durch Einsatz umweltfreundlicher<br />

Produkte halten sich in etwa die Waage.<br />

Welche rückmeldung erhalten sie von<br />

ihren Kunden für ihr ökologisches engagement?<br />

Wir haben durchweg positive Erfahrungen.<br />

Interessant ist aber auch, dass gerade die<br />

traditionelle Öko-Branche oder Umweltorganisationen<br />

kaum Interesse haben, umweltfreundliche<br />

Druckprodukte einzukaufen.<br />

Dagegen gibt es sehr viele Kunden aus eher<br />

„öko-fernen“ Branchen, die ihr Image durch<br />

den Einkauf von umweltverträglichen Drucksachen<br />

aufwerten.<br />

Wo sehen sie Optimierungsbedarf in der<br />

branche insgesamt und im eigenen betrieb?<br />

Sinnvoll wäre es, über die Anpassung bestimmter<br />

umweltrechtlicher Aspekte, wie zum<br />

Beispiel eine Neuformulierung der TA Luft bezüglich<br />

Isopropanol, Druck auf die grafische<br />

Industrie auszuüben. Solange es keine engere<br />

Auslegung umweltrechtlicher Gesetze und<br />

Anforderungen gibt, werden es nur einzelne<br />

Betriebe bleiben, die auf freiwilliger Basis ihre<br />

Produktion umweltverträglich gestalten. Lediglich<br />

sieben grafische Betriebe in Bayern haben<br />

ein Umweltmanagement nach EMAS.<br />

Für uns sehe ich die Notwendigkeit, unsere<br />

bisherigen Umweltmaßnahmen kontinuierlich<br />

zu verbessern und die diesbezüglichen<br />

Kennzahlen unserer Umweltauswirkungen genauer<br />

zu differenzieren.<br />

Was raten sie Druckereien, die ihre Ökobilanz<br />

verbessern möchten?<br />

Die Finger von den käuflichen Labels zu lassen<br />

und das Geld lieber für ein seriöses Umweltmanagementsystem<br />

auszugeben, das dem<br />

Grundsatz „Vermeiden statt Kompensieren“<br />

gerecht wird.<br />

Interview: Katja Bachert<br />

Foto: ulenspiegel druck gmbh<br />

Link: www.ulenspiegeldruck.de/


<strong>Papier</strong> hat sich im letzten Jahrhundert von einem wertvollen Informationsträger<br />

zu einem Massenprodukt entwickelt, das<br />

jede/r von uns täglich ganz vielseitig benutzt. Der globale <strong>Papier</strong>konsum<br />

spielt eine Hauptrolle dabei, dass weltweit jährlich 13 Millionen<br />

Hektar Wald verloren gehen. Das heizt den Klimawandel an. Der<br />

Druck auf die Ressourcen nimmt insgesamt weltweit zu. Auch Ackerland<br />

ist knapp und von vielen verschiedenen Produktsektoren begehrt.<br />

Die Zellstoffindustrie steht dabei mit an vorderster Stelle.<br />

Deutschland bei weltweitem<br />

<strong>Papier</strong>verbrauch auf Platz<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Wider die Verschwendung<br />

Für weniger <strong>Papier</strong> und mehr Lebensqualität<br />

In Deutschland wurden im Jahr 2010 durchschnittlich 248 Kilogramm<br />

<strong>Papier</strong> pro Kopf verbraucht. Damit sind wir der fünftgrößte <strong>Papier</strong>verschwender<br />

in Europa, ja sogar weltweit. Im Gegensatz dazu gibt es<br />

Menschen, die keinen Zugang zu <strong>Papier</strong> haben – nicht einmal für ihre<br />

Grundbedürfnisse in Bildung und Hygiene. Wir verbrauchen zum Beispiel<br />

doppelt so viel <strong>Papier</strong> wie alle Menschen in Afrika zusammen.<br />

Aber auch in Europa gibt es Länder, wie z.B. Polen, Spanien und Frankreich,<br />

in denen viel weniger <strong>Papier</strong> verbraucht wird als in Deutschland.<br />

Durch die Zusammenarbeit mit Organisationen im europäischen <strong>Papier</strong>netzwerk<br />

(EEPN) und gemeinsamen Projekten wissen wir, dass die<br />

Menschen in diesen Ländern keinen Mangel verspüren, sondern ganz<br />

im Gegenteil, sich dafür einsetzen, dass in ihren Ländern der <strong>Papier</strong>konsum<br />

nicht steigt.<br />

Damit die Ressourcen Wald, Wasser und Energie geschützt und geschont<br />

werden und die natürlichen Lebensgrundlagen für heutige und<br />

zukünftige Generationen gerecht verteilt werden, ist eine nachhaltige<br />

Nutzung von <strong>Papier</strong> notwendig. Schlüssel zu einem nachhaltigen <strong>Papier</strong>verbrauch<br />

ist eine Reduzierung des Rohstoffverbrauchs in Deutschland<br />

um 50 Prozent sowie der verstärkte Einsatz von Recyclingpapier.


Münchner Stadtgespräche Nr. 64<br />

Für die 248 Kilogramm haben wir rund 33 Millionen Kubikmeter Holz<br />

– rund 370 Gramm pro Tag – aus allen Teilen der Welt verbraucht.<br />

Die Primärfasern (frisch vom Baum) befinden sich in grafischen <strong>Papier</strong>en<br />

(z.B. Zeitschriften, Werbung, Schulmaterialien, Bücher), Verpackungen,<br />

Hygienepapier und <strong>Papier</strong> und Pappe für technische und spezielle<br />

Verwendungszwecke. Bei vielen Produkten werden Zellstoff und Altpapierfasern<br />

gemischt. Doch obwohl wir viel Altpapier sammeln und dieser<br />

Rohstoff bei der <strong>Papier</strong>herstellung in Deutschland viel genutzt wird,<br />

ist eine Quote von etwa 56 Prozent Altpapieranteil im benutzten <strong>Papier</strong><br />

keinesfalls zufriedenstellend! Unser <strong>Papier</strong>kreislauf könnte bis zu 80<br />

Prozent aus den bis zu sechsmal wieder verwertbaren Altpapierfasern<br />

bestehen. Aktuell werden sie nur rund zweimal wiederverabeitet. Viele<br />

wertvolle Fasern in Einwegprodukten gehen dem Kreislauf verloren.<br />

Verpackungen<br />

Zahlen belegen, dass die Menge Verpackungen, die überwiegend aus<br />

Altpapier hergestellt werden, im Vergleich zu den anderen Produktgruppen<br />

besonders gestiegen ist. Zu beobachten ist: Größere Verpackungen<br />

für den gleichen Inhalt, der Versandhandel wächst, kleine Konsumgüter<br />

werden in viel zu großen Kartons verschickt und immer mehr Kartonagen<br />

haben eine helle hochwertige Oberfläche, weil die Verpackung immer<br />

stärker für Werbung benutzt wird.<br />

„Einmal Verpackung – immer Verpackung“, bedeutet: Diese Fasern<br />

stehen beim nochmaligen Altpapiereinsatz nicht mehr im Kreislauf für<br />

grafische, also helle beschreibbare <strong>Papier</strong>e zur Verfügung. Verpackungen<br />

enthalten nämlich auch ungebleichte braune Zellstofffasern. Sie<br />

können im Deinkingprozess (Entfernen der Druckfarben) nicht gebleicht<br />

werden, wären also im neuen hellen <strong>Papier</strong> sichtbar.<br />

Hygienepapiere<br />

In den letzten vier Jahren wurde besonders viel Hygienepapier verbraucht.<br />

Gleichzeitig wurde der Einsatz von Altpapier in diesem Bereich<br />

dramatisch reduziert. In Produkten, die in Deutschland hergestellt wurden,<br />

sank er gar von 74 Prozent im Jahr 2000 auf 50 Prozent im Jahr<br />

Möglichkeiten, den <strong>Papier</strong>verbrauch zu reduzieren:<br />

� sich mit einem Hinweis am Briefkasten gegen die Werbeflut<br />

wehren<br />

� Zeitungen und Zeitschriften gemeinsam mit Mitbewohnern<br />

oder Freunden abonnieren<br />

� sich in die „Robinsonliste“ eintragen lassen, damit Ihnen<br />

keine adressierten Werbebriefe zugeschickt werden (DDV,<br />

Deutscher Dialogmarketing Verband e.V., Stichwort „Robinsonliste“,<br />

Postfach 1401, 71243 Ditzingen oder<br />

www.ichhabediewahl.de)<br />

� Infos im Büro in Umlauf geben oder aushängen<br />

� <strong>Papier</strong> zweiseitig beschreiben oder bedrucken<br />

� Beim Neukauf von Geräten auf die Duplexfunktion und<br />

Möglichkeit zum Verkleinern achten<br />

12/2012<br />

2011. Die Hälfte aller Fasern werden also nur ein einziges Mal benutzt.<br />

2011 waren das über 700.000 Tonnen, die wir im Müll entsorgt oder im<br />

Klo heruntergespült haben. Dabei gibt es inzwischen mehr Produkte aus<br />

Recyclingpapier. So bieten fast alle Supermarktketten Toilettenpapier aus<br />

Recyclingmaterial an und manche Drogeriemärkte sogar Taschentücher<br />

und Haushaltsrollen.<br />

Wir alle können etwas tun<br />

Nicht nur Recycling- und Einsatzquoten von Altpapier erhöhen, sondern<br />

<strong>Papier</strong> insgesamt reduzieren, heißt die neue Herausforderung. Deshalb<br />

hat sich das bundesweite Netzwerk „Initiative 2000 plus – Schulmaterialien<br />

aus Recyclingpapier“, das sich seit dem Jahr 1999 für einen<br />

nachhaltigen Umgang mit <strong>Papier</strong> weit über die Schule hinaus einsetzt, in<br />

„<strong>Papier</strong>wende“ umbenannt. Auch das Landesnetzwerk Bayern freut sich<br />

über aktive UnterstützerInnen. Auf der Internetseite www.robinwood.de/<br />

papier finden Sie verschiedene Einkaufsführer: für Recycling-Schulmaterial<br />

in überregionalen Marktketten, Recycling-Kopierpapier, Geschäfte<br />

mit Recycling-Schul-Materialien im bundesweiten „Heftfinder“und Hygienepapiere<br />

(v.a. Toilettenpapier, Taschentücher, Küchentücher).<br />

Das Alltagsprodukt <strong>Papier</strong> zeigt die globalen Zusammenhänge unseres<br />

Konsumverhaltens und fordert uns heraus, selbst aktiv zu werden:<br />

ob im persönlichen Leben, in Kitas, Schulen, Vereinen, Verwaltungen,<br />

Einrichtungen und Betrieben. Optimal ist es, wenn diese bei ihren Vorhaben<br />

strategisch vorgehen und Weiterbildung, Arbeit mit den Zielgruppen<br />

und Öffentlichkeitsarbeit vorsehen.<br />

ROBIN WOOD und andere Partner der <strong>Papier</strong>wende bieten Informationsmaterial<br />

und Bildungsangebote, die unterschiedliche Bedürfnisse<br />

von Zielgruppen berücksichtigen.<br />

Text: Angelika Krumm, ROBIN WOOD e.V.<br />

Fotos: Fotolia<br />

Tipps zum <strong>Papier</strong>sparen<br />

� Einseitig bedrucktes <strong>Papier</strong> für persönliche Ausdrucke<br />

und als Notizzettel nutzen<br />

� Verpackungen mehrfach benutzen<br />

Alternativen zu <strong>Papier</strong>:<br />

� Infos und Dateien auf dem Computer sichern<br />

� Nachrichten per E-Mail verschicken statt auszudrucken<br />

� Mehrweg-Versandsystem nutzen<br />

� Online-Angebote nutzen, wie z.B. Steuererklärung, Abrechnungen,<br />

Überweisungen<br />

� Einwegprodukte aus <strong>Papier</strong> durch Produkte aus Stoff<br />

und Mehrweg ersetzen (z.B. Stofftaschen, Glasflaschen)<br />

� Dauerfilter und Mehrweggeschirr verwenden und Geschirrverleih<br />

nutzen


4<br />

Herausgegeben vom <strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V.<br />

anschrift für Verlag, verantwortlichen Redakteur<br />

und Anzeigenverantwortlichen:<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V.<br />

Verein zur Erforschung und Verminderung der<br />

Umweltbelastung<br />

Landwehrstr. 64a<br />

80336 <strong>München</strong><br />

Tel.: (089) 30 77 49-0<br />

Fax: (089) 30 77 49-20<br />

E-Mail: a21@umweltinstitut.org<br />

Internet: www.umweltinstitut.org<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 12/2012<br />

Kontakte<br />

referat für gesundheit und umwelt<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Bayerstr. 28a, 80335 <strong>München</strong><br />

Tel.: 089-233-47 524<br />

Fax: 089-233-47 508<br />

oeffentlichkeitsarbeit.rgu@muenchen.de<br />

www.muenchen.de/rgu<br />

Termine<br />

27. November bis 31. Dezember<br />

tollwood Winterfestival<br />

„Strom aufwärts!“ Unter diesem Motto<br />

packt Tollwood im Winter 2012 ein heißes<br />

Eisen an: die Energiewende. Im „E-Werk“<br />

gibt es Antworten auf die Fragen: Wie teuer<br />

ist Energie wirklich? Wie funktionieren<br />

der Umstieg auf „saubere Energien“ und<br />

die Energiewende in Deutschland? Was<br />

kann jeder von uns zur Energiewende beitragen?<br />

Tollwoods „E-Werk“ zeigt Deutschlands<br />

Zukunft mit Sonne, Wind und Co.<br />

Im Weltsalon geht es zum sechsten Mal in<br />

Folge in Podiumsdiskussionen, Kabaretts,<br />

Ausstellungen und interaktiven Kunstinstallationen<br />

um die Gegenwart und Zukunft<br />

unseres Planeten.<br />

Tollwood, Theresienwiese<br />

www.tollwood.de<br />

Impressum<br />

redaktion Katja Bachert, Christina Hacker<br />

(verantwortlich für Redaktion<br />

und Anzeigen)<br />

Layout Katja Bachert<br />

Druck ulenspiegel druck gmbh<br />

Birkenstraße 3<br />

82346 Andechs<br />

anzeigen Es gilt die Anzeigenliste 2005<br />

Versand Klebeck und Partner, Kolbermoor<br />

auflage 12.000<br />

100% recyclingpapier<br />

Ökologisches bildungszentrum<br />

Dr. Christian Suchomel<br />

Englschalkinger Str. 166<br />

81927 <strong>München</strong><br />

Tel.: 089-93 94 89 60<br />

Fax: 089-93 94 89 81<br />

mail@oebz.de<br />

www.oebz.de<br />

Sa., 19. Januar, 19 Uhr<br />

Jungpolitiker gegen rechtsextremismus<br />

und rechtspopulismus<br />

Rechtsextremismus und Rechtspopulismus<br />

sind Herausforderungen für die Zukunft<br />

unserer Stadtgesellschaft. Insbesondere<br />

im anstehenden Kommunalwahlkampf<br />

werden diese Gruppen versuchen, sich einerseits<br />

bürgernah zu geben und andererseits<br />

durch Provokationen Aufsehen zu<br />

erregen. In diesem Zusammenhang interessiert<br />

die Veranstalter der Initiative „Laut<br />

gegen Brauntöne“, wie Jungpolitiker der<br />

vier größten im Stadtrat vertretenen Fraktionen<br />

(SPD, CSU, GRÜNE, FDP) diese Entwicklungen<br />

sehen und welche Strategien<br />

sie dagegen haben.<br />

Kranhalle, Hansastr. 39, Tel. 72 48 80<br />

www.laut-gegen-brauntoene.de<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die<br />

Meinung der Verfasserin/des Verfassers und nicht<br />

in jedem Fall die der Redaktion wieder.<br />

Zitieren erwünscht, bitte mit Quellenangabe!<br />

Titelbild: Fotolia, Katja Bachert<br />

Bilder diese Seite: Fotolia<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe:<br />

25.02.2013<br />

bürgerstiftung<br />

Zukunftsfähiges <strong>München</strong><br />

Klenzestraße 37/Rgb.,<br />

80469 <strong>München</strong><br />

Tel.: 089-202 38-111<br />

Fax: 089-202 38-113<br />

mail@bszm.de<br />

www.bszm.de<br />

www.lifeguide-muenchen.de<br />

www.sinn-muenchen.de<br />

regelmäßige information über<br />

agenda-termine im kostenfreien<br />

newsletter bei:<br />

www.muenchner-stadtgespraeche.de<br />

Sa., 26. Januar, 14-18 Uhr<br />

Münchner entwicklungspolitische<br />

börse – gemeinsam für eine gerechtere<br />

Welt<br />

Partnerschaften mit dem Süden – Engagement<br />

für Menschenrechte und Demokratie<br />

– Praktika in Entwicklungsprojekten<br />

– Klimaschutz und Erhalt der Regenwälder<br />

– Fairer Handel und nachhaltiges Wirtschaften.<br />

Zahlreiche Münchner Einrichtungen, Initiativen,<br />

Entwicklungsorganisationen, Eine-<br />

Welt-Gruppen, Kirchengemeinden sowie<br />

Schulen, Stiftungen, Unternehmen und<br />

Stadtverwaltung zeigen, wie man sich für<br />

globale Gerechtigkeit engagieren kann.<br />

Altes Rathaus, Marienplatz 15<br />

www.muenchen-international.de<br />

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an folgendes Spendenkonto:<br />

<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V.<br />

Bank für Sozialwirtschaft <strong>München</strong><br />

BLZ 700 205 00 - Konto 88 311 01<br />

Stichwort AGENDA 21<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

Die Münchner stadtgespräche entstehen in Zusammenarbeit<br />

und mit Förderung des Referates<br />

für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt<br />

<strong>München</strong>.<br />

Dieses Heft kann im Internet unter der Adresse<br />

www.muenchner-stadtgespraeche.de als pdf-Datei<br />

heruntergeladen werden.

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