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teil6_vorort2003.pdf - 2 MB - Hohenstein

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62<br />

>Labyrinth und Prärie<<br />

Die Dorfentwicklungsplanung<br />

Nach den Ortsbegehungen bekräftigten Bürgermeister<br />

Zeller und der mit der Dorfentwicklungsplanung beauftragte<br />

Stadtplaner Clemens Künster ihr Anliegen, die<br />

Ergebnisse der räumlichen Bestandsaufnahme von<br />

„Labyrinth und Prärie” in die Dorfentwicklungsplanung<br />

einfließen zu lassen. Sowohl die verblüffende Durchlässigkeit<br />

des Territoriums, zumal zwischen den Privatgrundstücken,<br />

als auch meine Interpretation der zuvor im<br />

Plan als „Nachverdichtungsräume” eingezeichneten<br />

Wiesen als „Hallen”, scheinen dafür interessant zu sein.<br />

Die „Hallen” entstanden dort, wo aus ehemaligem<br />

Dorfrand durch in den letzten Jahrzehnten hinzugekommene<br />

Bebauung Dorfinnenraum wurde. Beispiele hierfür<br />

sind die Wiesen hinter dem „Gasthaus Stern” und beim<br />

Stromverteilertürmchen. Da diese Wiesen nach wie vor<br />

so lässig behandelt werden wie am Dorfrand liegende<br />

Viehweiden, wirken sie als Binnenfreiräume auf wohltuende<br />

Weise befremdlich. Sie entfalten in dieser Lage<br />

eine Aura der Abwesenheit von Aneignung und<br />

Gestaltungsabsicht, die mir in städtischen Ballungsräumen<br />

zumeist auf Industriebrachen und Deponiegeländen<br />

begegnet. Da diese „Hallen” die Offenheit einer<br />

Viehweide mit der umgebenden Ansiedlerdichte eines<br />

Siedlungsraumes verbinden, sind sie nicht nur beeindruckend<br />

weite räumliche Erscheinungen, sondern sammeln<br />

an ihren Rändern zu benachbarten Gärten, Straßen,<br />

Spielplätzen und dergleichen ein reiches Spektrum an<br />

informellen Verbindungs-, Zugangs- und auch Abgrenzungsformen.<br />

Das lässt sie strukturell zu zentralen Orten<br />

der Analyse informeller Raumqualitäten werden. Ein<br />

Problem, die Ergebnisse der Analyse informeller Raumqualitäten<br />

in eine Dorfentwicklungsplanung einfließen<br />

zu lassen, ergibt sich aus dem Widerspruch von informeller<br />

Qualität und dem formalen Charakter von Planung.<br />

Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass es zwar<br />

schön ist, wenn jemand den Durchgang zu seines<br />

Nachbars Garten offen hält, dass es aber weder möglich<br />

noch wünschenswert noch im Sinn der Sache ist, ihm<br />

das vorzuschreiben. Dennoch gibt es Möglichkeiten, den<br />

Reichtum an einnehmbaren Perspektiven, die das Dorf<br />

durch seine Durchlässigkeit bietet, für die Zukunft zu stärken.<br />

Räumliche Entwicklungsplanung kann versuchen,<br />

diese Durchlässigkeiten nicht zunichte zu machen. Das<br />

bedeutet konkret: Wenn über das Privatgrundstück A ein<br />

[…] Weg verläuft, der […] als Abkürzung benutzt wird und<br />

neben dem Grundstück A ein Neubaugebiet geplant ist,<br />

kann man die Gebäude, Grundstücke, Grünzüge und<br />

Wege des Neubaugebietes so konfigurieren, dass eine<br />

Weiternutzung dieser Verbindung allen Beteiligten nahe<br />

liegend erscheint. Was die „Hallen” betrifft, so kann man<br />

hier lediglich den Status der „Nachverdichtungszone”<br />

aufheben, um ihren Charakter zu erhalten. Möchte man<br />

einen Schritt weiter gehen, so kann man sie […] als „grüne<br />

Wolken“ (Künster) […] festschreiben. Clemens Künster,<br />

sein Mitarbeiter Timo Kühnel und ich haben vereinbart,<br />

ab September die Dorfentwicklungsplanung zu intensivieren.<br />

Bis Ende des Jahres 2003 sollen konkrete Ergebnisse<br />

vorliegen. Als Vorbereitung dazu erarbeite ich zur<br />

Zeit eine schriftliche und bebilderte räumliche Bestandsaufnahme<br />

als meinen Beitrag zu einer Planungsgrundlage.<br />

Selbstkritischer Rückblick auf die erste Jahreshälfte 2003<br />

Nach nunmehr insgesamt fast einem Jahr wiederkehrender<br />

Besuche, zahllosen Gesprächen und vielen kleinen<br />

und größeren Aktionen in Ödenwaldstetten gibt es erste<br />

Anzeichen, dass das Projekt eine gewisse Eigendynamik<br />

entwickelt. Das gilt vor allem für die Vorbereitungen zum<br />

„Lichterfest hinter den Häusern”, das einen zentralen<br />

Ausschnitt des Labyrinths in der Nacht vom 6. auf den 7.<br />

September bespielen wird. Die anfängliche Skepsis gegenüber<br />

der scheinbaren Abstraktheit der dem Projekt<br />

zugrunde liegenden Analyse ist zumindest einer Ahnung<br />

gewichen, dass man in in dieser Bebauungs- und Nachbarschaftsstruktur<br />

vielleicht tatsächlich etwas Besonderes<br />

hat. Die Ortsbegehungen, die überraschende Einblicke<br />

in das eigene Dorf boten, haben dazu beigetragen. Die<br />

Frage, was denn nun das „Produkt” dieser Arbeit sein<br />

wird, ist geblieben. Abgesehen davon, dass natürlich die<br />

Begehungen selber schon Produkte waren, soll das<br />

„Lichterfest hinter den Häusern” deutlich […] als „Werk”<br />

erkennbar werden. Die Mitarbeit an der Dorfentwicklungsplanung<br />

wird offenbar allgemein als „produktorientiert”<br />

akzeptiert. Es gab etliche Begebenheiten, bei<br />

denen ich hinterher sehr bedauert habe, niemanden beauftragt<br />

zu haben, zu filmen oder zu fotografieren. Zum<br />

Beispiel die Aktionen im Kindergarten oder die Vorbereitungstage<br />

zu den Ortsbegehungen, die sowohl für mein<br />

Verständnis des Dorfes als auch für das allgemeine Verständnis<br />

des Projektes durch die Dorfbewohner sehr wichtig<br />

waren. Es gibt kein Bild von der gemeinsamen Rasenmähaktion<br />

mit Frau Geckeler, bei der wir Wege von ihrem<br />

Garten in das hohe Gras der umgebenden, unbebauten<br />

Baufelder hinein zu den Nachbargärten mähten. […]<br />

Vielleicht hätte ich auch das Medium des Amtsblattes

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