Knochenarbeit - Carl Zeiss
Knochenarbeit - Carl Zeiss
Knochenarbeit - Carl Zeiss
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Der Wissenschaftler Ralf W. Schmitz (rechts) mit Assistentin bei einer Ausgrabung.<br />
torin Heike Krainitzki bat, mit einer<br />
sterilisierten Goldschmiedesäge einen<br />
Neandertalerknochen auseinanderzusägen.<br />
„Das ist schließlich eine<br />
Ikone der deutschen Archäologie.“<br />
Er steckte das herausgesägte Knochenstück<br />
in ein keimfreies Plastikröhrchen,<br />
brachte es persönlich mit<br />
seinem Auto nach München zur Universität<br />
und überreichte es dort dem<br />
Molekulargenetiker Svante Pääbo.<br />
Zwölf Monate später, im Juli 1997,<br />
meldete das Fachblatt Cell eine Sensation<br />
auf der Titelseite: „Neandertals<br />
Were Not Our Ancestors“. Nach<br />
Pääbos Erbanalyse waren die Neandertaler<br />
nicht etwa unsere Vorfah -<br />
ren, sondern bestenfalls entfernte<br />
Verwandte.<br />
Damit begann eine neue Ära in der<br />
Urmenschenforschung, der Aufstieg<br />
der Paläoanthropologie zu einem<br />
Hightech-Gewerbe. Im Januar 2007,<br />
wenige Monate nachdem das Rheinische<br />
Landesmuseum Bonn mit der<br />
Ausstellung „Roots – die Wurzeln<br />
der Menschheit“ die Entdeckung des<br />
Neandertalers vor 150 Jahren ge feiert<br />
hatte, untersuchte Schmitz zusammen<br />
mit dem Elektronenmikroskopexperten<br />
Jörg Stodolka von <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong> die Knochen des Neandertalers<br />
unter dem Rasterelektronenmikroskop<br />
Supra 55 VP von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. Die<br />
Kratzer auf den Knochen, die man<br />
früher für Ausgrabungsspuren gehalten<br />
hatte, erwiesen sich als Schnitte<br />
von Werkzeugen aus Feuerstein.<br />
Vielleicht wirft das ja ein ganz neues<br />
Licht auf eine bisher unbeantwortete<br />
Frage: Gab es bei den Neandertalern<br />
Totenriten, wie sie noch bei den polynesischen<br />
Naturvölkern des frühen<br />
20. Jahrhunderts ausgeübt wurden?<br />
Dieter Brocksch<br />
zur Sache<br />
Report: Einblicke<br />
Birkenpech aus der<br />
Super-Sauna<br />
Der erste Kunststoff der<br />
Menschheit stammt aus der<br />
mittleren Altsteinzeit und<br />
wurde 1960 in Königsaue in<br />
Sachsen-Anhalt entdeckt.<br />
Birkenpech wurde in der<br />
Steinzeit anscheinend mit<br />
einfachen Mitteln und in<br />
beliebiger Menge für den<br />
täglichen Gebrauch hergestellt.<br />
Chemische Untersuchungen<br />
und Experimente<br />
zeigten, dass der künstliche<br />
Klebstoff durch einen Verschwelungsprozesshergestellt<br />
worden sein muss.<br />
Bei den Experimenten wurde<br />
Birkenrinde in einem luftdichten<br />
Behälter auf etwa<br />
400 °C erhitzt und zu Birkenpech<br />
verschwelt. Nach wie<br />
vor ist völlig ungeklärt,<br />
wie die Steinzeitmenschen<br />
in der Lage waren, ein so<br />
kompliziertes Verfahren zu<br />
beherrschen.<br />
Innovation 18, 9 / 2007<br />
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