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Geschichte der Spritzbetonbauweise, Teil IV - ETH - IGT

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mittel verdrängten weltweit<br />

rasch die Zimmerung. Der<br />

Begriff „<strong>Spritzbetonbauweise</strong>“<br />

fand in den deutschsprachigen<br />

Län<strong>der</strong>n eine allgemeine<br />

Verbreitung. Entsprechende<br />

Ausdrücke wurden auch in<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n geprägt, so<br />

etwa in Schweden (‚sprutbetongmetode‘).<br />

Neue Österreichische<br />

Tunnelbauweise<br />

(NÖT)<br />

Rabcewicz, den wir bereits<br />

zitiert haben, hat 1963<br />

in einer Veröffentlichung die<br />

<strong>Spritzbetonbauweise</strong> kurzerhand<br />

in „Neue Österreichische<br />

Tunnelbauweise“<br />

(NÖT) umbenannt. Er<br />

spricht dort von <strong>der</strong> „Spritzbeton-Ankerungs-Bauweise,<br />

welche in Österreich entwickelt<br />

und erprobt wurde“.<br />

Rabcewicz wird sogar noch<br />

deutlicher, wenn er sagt:<br />

„Wegen ihres Ursprungslandes<br />

wird die Methode ‚Neue<br />

Österreichische Tunnelbauweise‘<br />

genannt“ (Rabcewicz<br />

1963). Auch in weiteren<br />

Veröffentlichungen werden<br />

Spritzbeton und Anker immer<br />

wie<strong>der</strong> aufs Neue zu<br />

„Stützelementen dieser Bauweise“<br />

(Rabcewicz 1973) bzw.<br />

zu „Stützmaßnahmen <strong>der</strong><br />

NÖT“ (Rabcewicz und Pacher<br />

1976). Offiziell gibt sich<br />

die NÖT als „ein Tunnel mit<br />

offener Ortsbrust, <strong>der</strong> mit<br />

Spritzbeton und oft mit dem<br />

zusätzlichen Einsatz von Felsankern<br />

und Sprießen konstruiert<br />

wird“ (HSE Report<br />

1996). Spritzbeton und Anker<br />

bilden demnach die<br />

„NÖT-Technologie“. Auch das<br />

Österreichische Nationalkomittee<br />

<strong>der</strong> ITA äußert sich<br />

prägnant: „NÖT = NATM =<br />

<strong>Spritzbetonbauweise</strong>“ (Vavrovsky<br />

und Göbl 2000).<br />

Von Rabcewicz und an<strong>der</strong>en<br />

NÖT-Protagonisten werden<br />

zwei weitere, noch wich-<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Spritzbetonbauweise</strong>, <strong>Teil</strong> <strong>IV</strong><br />

History of the Sprayed Concrete Lining Method, P. <strong>IV</strong><br />

4a 10. Grundsatz <strong>der</strong> NÖT: „Verbau und Ausbau dünnschalig“ (Müller<br />

& Fecker 1978)<br />

4a 10th principle of NATM: “Thin temporary and final linings” (Müller<br />

& Fecker 1978)<br />

tigere Ansprüche erhoben:<br />

auf den Ersatz <strong>der</strong> Zimmerung<br />

sowie die Applikation<br />

einer schlankeren Tunnelverkleidung.<br />

Zu Ersterem<br />

folgendes Zitat: „Dies war<br />

eine Pionierleistung und es<br />

gehörte ungeheurer Mut dazu,<br />

an Stelle massivem Holzbzw.<br />

Stahlverbau und dicker<br />

Betonauskleidungen eine dünne<br />

Spritzbetonhaut auszuführen.<br />

Deshalb wurde dieses<br />

Konzept mit Recht als ‚Neue<br />

Österreichische Tunnelbauweise‘<br />

bezeichnet“ (Poisel<br />

und Engelke 1994). Hier sei<br />

lediglich erwähnt, dass die<br />

Ingenieure seit jeher bestrebt<br />

waren, die Zimmerung<br />

zu verlassen. So meint<br />

O’Rourke 1913 in seiner Veröffentlichung<br />

„Die Eliminierung<br />

<strong>der</strong> Zimmerung im Felstunnelbau:<br />

Ein Vorschlag“:<br />

„Alles, was zur Verringerung<br />

o<strong>der</strong> Vermeidung <strong>der</strong> Zimmerung<br />

getan werden kann, ist<br />

von größter Bedeutung für<br />

die Kunst des Tunnelbaus“.<br />

Die zweite, immer wie<strong>der</strong><br />

geäußerte Behauptung besagt,<br />

dass die Tunnelverkleidung<br />

dank <strong>der</strong> NÖT schlank<br />

gehalten werden könne und<br />

das Einziehen eines Sohlgewölbes<br />

eine Erfindung <strong>der</strong><br />

NÖT sei. Wir betrachten<br />

described as “support elements<br />

of this method of construction”,<br />

(Rabcewicz 1973) or as<br />

“NATM support measures“,<br />

(Rabcewicz and Pacher 1976).<br />

Officially NATM is defined as<br />

“a tunnel constructed using<br />

the open face excavation<br />

technique with a lining constructed<br />

of shotcrete, often<br />

with the additional use of<br />

ground anchors, bolts and<br />

dowels as appropriate”. (HSE<br />

Report 1996). Thus shotcrete<br />

and rock anchors are accordingly<br />

the main constituents of<br />

“NATM Technology”. Also the<br />

Austrian National Committee<br />

affiliated to ITA expresses itself<br />

very pointedly: “NÖT =<br />

NATM = Shotcrete Method”<br />

(Vavrovsky and Göbl 2000).<br />

In most publications two<br />

even more important claims<br />

are made by Rabcewicz and<br />

other NATM protagonists: the<br />

replacement of timbering and<br />

the use of thin tunnel linings:<br />

“This was truly pioneering<br />

work and required enormous<br />

courage to employ a thinly<br />

sprayed concrete skin instead<br />

of heavy timbering or steel<br />

supports and a thick concrete<br />

lining. Therefore this concept<br />

was justifiably called NATM”<br />

(Poisel and Engelke 1994). In<br />

passing, we would just like to<br />

4b Der Box Tunnel von Brunel,<br />

Great Western Railway, London<br />

1836 (Sandström 1963)<br />

4b Brunel’s Box Tunnel, Great<br />

Western Railway, London 1836<br />

(Sandström 1963)<br />

mention that engineers have<br />

always sought a replacement<br />

for timbering. Thus in a paper<br />

by O’Rourke from 1913 entitled<br />

“Elimination of Timbering<br />

in Rock Tunnelling: A Proposal”<br />

he goes on to say: “Anything<br />

that can be done to reduce<br />

or avoid the necessity of<br />

timbering is of the utmost importance<br />

in the art of tunnelling”.<br />

Another frequent<br />

claim is that thanks to NATM<br />

the tunnel lining can be kept<br />

thin and that an invert arch is<br />

an invention of NATM. Let us<br />

take only one example illustrating<br />

NATM’s 10th basic<br />

principle (Fig. 4a): “Thin temporary<br />

and final linings”<br />

(Müller and Fecker 1978).<br />

Thereby it is suggested that<br />

earlier – irrespective of the geological<br />

conditions – a heavy<br />

lining was always employed.<br />

Thus “today” stands for NATM<br />

tunnel and “earlier“ for tunnels<br />

of the “pre-NATM“ period.<br />

Fig. 4b indicates that such<br />

an assertion is untenable: for<br />

a tunnel profile featuring a<br />

thin lining and an invert, reference<br />

can be made to the famous<br />

Box Tunnel on the Great<br />

Western Railway designed by<br />

Brunel in 1836 (Sandström 1963).<br />

The most frequently used<br />

arguments to justify renaming<br />

Tunnel 5/2002 15

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