kirchliches jahrbuch 2003 - Institut für Kirchenbau und kirchliche ...
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<strong>und</strong> -partnerschaften <strong>für</strong> Kirchengebäude geschlossen. 35 Doch welches Modell,<br />
welcher Weg zur zukunftsweisenden Nutzung eines Kirchengebäudes auch immer<br />
gewählt wird – es gibt hier<strong>für</strong> keine fertigen oder übertragbaren Lösungen <strong>und</strong><br />
Patentrezepte – weder in baulicher, noch in finanzieller, noch in theologischer<br />
Hinsicht. Die Situation, die Probleme <strong>und</strong> die Möglichkeiten sind vielmehr je vor<br />
Ort so verschieden <strong>und</strong> individuell wie die <strong>Kirchenbau</strong>ten, die ihnen zugehörigen<br />
Gemeinden <strong>und</strong> die Gesamtbevölkerung vor Ort.<br />
Entscheidend ist daher – wie auch vielfältige eigene Projekt- <strong>und</strong> Beratungserfahrungen<br />
36 zeigen –, die Problematik um Nutzung <strong>und</strong> Erhalt der <strong>Kirchenbau</strong>ten<br />
in großer Offenheit anzugehen. Schließlich betreffen die hier aufscheinenden Fragestellungen<br />
nicht allein die zwischen Kirchengemeinde <strong>und</strong> Kirchenleitung institutionalisierte<br />
Kirche, sondern ebenso Kommune <strong>und</strong> Region. Und eine zwischen<br />
Kirchennähe <strong>und</strong> wachsender Kirchenferne stehende, kritische Öffentlichkeit<br />
nimmt das Schicksal von <strong>Kirchenbau</strong>ten mit großem Interesse wahr <strong>und</strong> setzt sich<br />
– teils weit jenseits <strong>kirchliche</strong>r Bindungen – immer stärker <strong>für</strong> diese ein. 37<br />
Dies gilt es positiv zu nutzen, indem auch <strong>und</strong> gerade außer<strong>kirchliche</strong> <strong>Institut</strong>ionen<br />
wie Personen so weit reichend <strong>und</strong> geschickt wie möglich in anstehende<br />
Planungsstrategien <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Denn nur auf<br />
diesem Wege können zukunftsweisende Perspektiven zur künftigen Nutzung <strong>und</strong><br />
Erhaltung der Kirchengebäude entwickelt <strong>und</strong> der Verlust einer kultur- wie identitätsstiftenden<br />
Kirchbaulandschaft abgewendet werden. 38 Dazu gehört bereits<br />
die – leider noch immer viel zu wenig betriebene – dauerhafte Öffnung von Kirchen<br />
über den Sonntagsgottesdienst hinaus, die ohne größere bauliche Maßnahmen<br />
oft schon einen wesentlichen Beitrag zur offensiveren, erweiterten Nutzung<br />
<strong>und</strong> breiter angelegten Finanzierung von Kirchen leistet. 39<br />
35. Vgl. z.B. B. Janowski/Th. Raschke, Dorfkirchen (wie Anm.13), 5–8.<br />
36. Zur langjährigen Tätigkeit des Verfassers in der Beratung <strong>und</strong> Begleitung bei Um- <strong>und</strong><br />
Neugestaltungen sowie in der Entwicklung innovativer Nutzungs- <strong>und</strong> Erhaltungskonzepte<br />
<strong>für</strong> Kirchengebäude vgl. u.a. Karin Berkemann/Matthias Ludwig: Wenig Geld – viele Chancen.<br />
Zur künftigen Nutzung (nicht nur) evangelischer Kirchen, in: Das Münster 56 (<strong>2003</strong>),<br />
198–213; Matthias Ludwig: Rettung von Kirchen durch Mischnutzung? „Dorfkirchen <strong>und</strong><br />
Dorfleben im Aufbruch“ – Modelle <strong>und</strong> Beispiele zur Belebung <strong>kirchliche</strong>n <strong>und</strong> dörflichen<br />
Lebens, Hofgeismar 1999 (Hofgeismarer Vorträge, 14); http://www.kirchenbauten.info;<br />
http://www.kirchenbaukunst.de.<br />
37. So steht z.B. nach der 1997 vom Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt durchgeführten<br />
Umfrage „Was glauben die Deutschen?“ <strong>für</strong> viele die Erhaltung alter Kirchen an erster Stelle<br />
aller <strong>kirchliche</strong>n Aufgaben: „In Ostdeutschland schlägt die Erhaltung der alten Kirchen alle<br />
anderen <strong>kirchliche</strong>n Angebote weit aus dem Feld. 77 Ost- gegenüber 64 von h<strong>und</strong>ert Westdeutschen<br />
halten diese Aufgabe <strong>für</strong> wichtig. Selbst die unter 30jährigen geben zu 60 Prozent<br />
dieses Ziel als bedeutend an, aber in besonders hoher Zahl die über 60jährigen, nämlich zu<br />
77 Prozent. Die Kirchen gehören ins Erscheinungsbild der säkularen Gesellschaft, auch<br />
nach Meinung derer, die selbst keiner Kirche angehören.“ (Eduard Kopp: Geliebte, ältliche<br />
Heimat, Teil II, in: DAS 1997/26, 19).<br />
38. Vgl. u.a. H.-G. Soeffner, Kulturrelikt (wie Anm.17); Rainer Volp: Hinrichtung des<br />
Kulturerbes, in: KuKi 58 (1995), 178–181.<br />
39. In diesem Sinne positiv zu bewerten sind aktuelle Bestrebungen, Kirchen verstärkt zu<br />
öffnen, vgl. u.a. Karin Berkemann: Offen <strong>für</strong> alle. Aktionen <strong>und</strong> Projekte <strong>für</strong> die Öffnung<br />
von Kirchen, in: blick in die kirche 2004/4, 6–7; K. Berkemann/M. Ludwig, Geld<br />
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