zoom 03 - Sporthilfe
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Auf Medaillenkurs<br />
Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2012<br />
in London hatte Giulia Steingruber<br />
kaum Bedenken hinsichtlich ihrer beiden<br />
Sprünge geäussert. Den «Tschussowitina»<br />
war sie schon einige Male<br />
zuvor einwandfrei gestanden – unter<br />
anderem im Frühling 2012, als sie an<br />
der Europameisterschaft die Bronzemedaille<br />
gewann. Einen «Tsukahara»<br />
mit einer Doppelschraube hatte sie<br />
zwar noch nie zuvor an einem Wettkampf<br />
gezeigt, sie gab sich für die Premiere<br />
in London aber zuversichtlich:<br />
«Es sollte klappen.» Es klappte nicht.<br />
Die 18-jährige Ostschweizerin stürzte<br />
beim «Tsukahara» – und kämpfte danach<br />
mit den Tränen.<br />
«Es war ein Schock»<br />
Das jüngste Schweizer Delegationsmitglied<br />
ist enttäuscht über den ver-<br />
12 <strong>zoom</strong> <strong>03</strong> /2012<br />
Sie mühte sich jahrelang 28 Stunden pro Woche ab und am Ende reich-<br />
ten wenige Sekunden, um ihren grössten Traum zerplatzen zu lassen:<br />
Die 18-jährige Kunstturnerin Giulia Steingruber verpasste an den<br />
Olympischen Spielen den Einzug in den Sprungfinal. Wie sie sich wieder<br />
aufgerafft hat, was ihre nächsten Ziele sind und wie die <strong>Sporthilfe</strong><br />
sie schon seit sechs Jahren auf ihrem Weg begleitet, lesen Sie hier.<br />
Text: Isabel Prinzing / Bilder: Keystone<br />
Giulia Steingruber:<br />
«Ich bin nun hungriger<br />
als zuvor»<br />
patzten Sprung. «Ich wusste, dass ich<br />
es konnte.» Noch im Training hatte sie<br />
den Sprung einwandfrei beherrscht.<br />
Am Ende habe wohl die Erfahrung<br />
gefehlt, meint die Kunstturnerin und<br />
spricht auch ihre Nervosität an. «Klar<br />
will man sich einreden, dass es ein<br />
Wettkampf wie jeder andere ist. Aber<br />
schlussendlich steht man vielleicht<br />
nur einmal in seinem Leben in einem<br />
Stadion wie der North Greenwich Arena<br />
und versucht, es allen zu zeigen.»<br />
Den Sturz hatte Giulia Steingruber zunächst<br />
gar nicht richtig realisiert. «Es<br />
war ein Schock, und ich war wie gelähmt.»<br />
Irgendwie sei ihr alles wie ein<br />
Film vorgekommen, der sich vor ihren<br />
Augen abspielte. «Ich versuchte, mich<br />
zusammenzureissen. Der Wettkampf<br />
war schliesslich noch nicht vorbei.» Ihr<br />
Trainer, Zoltan Jordanov, habe versucht,<br />
sie zu motivieren. Giulia Steingruber<br />
raffte sich auf – und zeigte die beste<br />
Balkenübung ihrer Karriere. Sie zog in<br />
den Mehrkampffinal ein und belegte<br />
dort schliesslich den guten 14. Rang,<br />
das beste Resultat einer Schweizerin<br />
seit 1984.<br />
So schloss die Kunstturnerin doch noch<br />
versöhnlich mit den Olympischen Spielen<br />
2012 ab. Allein die Teilnahme sei<br />
eine einzigartige Erfahrung gewesen,<br />
«ein Traum, der wahr geworden ist».<br />
Und auch aus dem verpassten Einzug<br />
in den Sprungfinal zieht Giulia Steingruber<br />
eine positive Bilanz: «Ich habe<br />
gelernt, wie ich mit einer so grossen<br />
Enttäuschung umgehen muss. So ist<br />
halt der Sport: Manchmal verliert man,<br />
manchmal gewinnt man.»