Zum Dominikusheft 2001 - Dominikaner

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„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ Fastentuch über dem Hochaltar 5 m x 6,70 m. Foto: Sabine Hauswirth
Paulus besteht darauf: Wir Christen verkünden Christus als den Gekreuzigten, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Und das ganze Neue Testament lässt keinen Zweifel daran, daß Jesus seinen Tod so verstanden wissen wollte: als Hingabe, Erlösung und letzte und höchste Manifestation der Liebe. Obwohl er zeitlebens gegen Haß, Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit gepredigt und gehandelt hat, sein eigenes Kreuz nimmt er ohne Widerstand oder Fluchtversuch auf sich. Die Frage auf den Punkt gebracht: Wie kann in diesem grausamen und erniedrigenden Geschehen Gottes Kraft und Gottes Weisheit offenbar werden? Die sieben Worte, die Jesus am Kreuz gesprochen hat, geben die Antwort. Sie sind gleichsam der Schlüssel oder das Tor zur Erkenntnis dieser Weisheit und Kraft. Wer diese Worte meditiert, erhält eine Ahnung der Erlösung und Gnade in der Passion. Denn es geht nicht nur darum, daß oder was hier gelitten wurde, sondern mehr noch wie: in Liebe und Menschlichkeit. Dieses Wie hat nicht nur individuelle, sondern allgemein menschliche Bedeutung. Schuld, Leid und Tod gehören unwiderruflich zum menschlichen Leben, zu den Grenzsituationen menschlicher Existenz, wie das Karl Jaspers in unserem Jahrhundert formuliert hat. Wir können und müssen gegen Schuld, Leiden und Tod in dieser Welt ankämpfen. Aber so sehr wir sie lindern können, ganz aus der Welt schaffen werden wir sie nie. Wir dürfen dabei nicht nur an die Folterkammern und Konzentrationslager denken, sondern auch an die Katastrophengebiete, Krankenhäuser und Sterbezimmer. So stellt sich auf weite Strecken nicht die Frage: "Wie können wir das verhindern?", sondern: "Wie können wir das bewältigen?" Davonlaufen? Dreinschlagen? Ertragen? In der Passion Jesu Christi ist uns die Möglichkeit eröffnet, den Weg zu gehen, ohne dabei an Humanität und Liebe zu verlieren. Das, was in der Passion Jesu geschehen und auf den Tüchern in unserer Kirche dargestellt ist, kommt in irgendeiner Form -hoffentlich nicht so schrecklicher - auf jeden von uns zu. Deshalb sollen wir in die sieben Worte am Kreuz und ihre Stimmung eintreten. Jetzt, indem wir sie meditieren und betrachten und sie darin auf uns wirken lassen. Später, indem wir sie in Schuld, Leid und Tod selbst nachvollziehen.
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