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Karl-Heinz Keldungs, Düsseldorf,<br />

Vors. Richter am OLG<br />

Prof. Dr. Rolf Kniffka, Hamm,<br />

Vors. Richter am BGH<br />

Stefan Leupertz, Kleve,<br />

Richter am BGH<br />

Prof. Horst Franke, Frankfurt,<br />

Rechtsanwalt<br />

Peter Oppler, München,<br />

Rechtsanwalt<br />

Hans-Dieter Upmeier, Münster,<br />

Vizepräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s Verwaltungsgerichts a. D.<br />

Volkrat Stehr, Münster,<br />

Vors. Richter am OVG<br />

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Dr. Karl Gessner, Saarbrücken,<br />

Rechtsanwalt, Justizrat<br />

Steffen Kraus, München,<br />

Rechtsanwalt<br />

Prof. Dr. Axel Wirth, Darmstadt,<br />

Prof. Dr. Steffen Gronemeyer, Pa<strong>de</strong>rborn,<br />

Rechtsanwalt<br />

Dr. Olaf Reidt, Berlin,<br />

Rechtsanwalt<br />

Prof. Dr. Michael Uechtritz, Stuttgart,<br />

Rechtsanwalt<br />

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1119 ������� „Unverzichtbar“<br />

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1122 �������� Adjudikation verfassungswidrig?<br />

1129 ���������������� Probleme bei nachträglichen Dämmmaßnahmen<br />

– Mögliche Auswirkungen <strong>de</strong>r Durchführung von<br />

Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>energieeffizienz<br />

1137 ������ Ein Vorschlag zur ganzheitlichen Betrachtung<br />

Allgemeiner Geschäftskosten von Leistungsän<strong>de</strong>rungen und<br />

Behin<strong>de</strong>rungen bei VOB/B-Verträgen<br />

1145 ������������ Allgemeine Geschäftskosten in Bauunternehmen:<br />

Entstehung und Erlös; Ausgleich von<br />

Deckungsfehlbeträgen – Zugleich eine Erwi<strong>de</strong>rung <strong>auf</strong> Hager,<br />

Vorschlag zur ganzheitlichen Betrachtung Allgemeiner<br />

Geschäftskosten, BauR 2010, 1137<br />

1154 ��� Entschädigungsmanagement öffentlicher Auftraggeber bei<br />

Tiefbaumaßnahmen<br />

1157 �������� „Allzeit mobil“ – Basisstationen im Lichte neuer<br />

Rechtsprechung<br />

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1169 Bauplanungsrecht – Factory-Outlet-Center, interkommunales<br />

Abstimmungsgebot (BVerwG 14.4.2010 – 4 B 78.09)<br />

1202 Verwaltungsprozessrecht – Antragsbefugnis eines BGB-<br />

Gesellschafters (BVerwG 15.4.2010 – 4 BN 41.09)<br />

1206 Bauordnungsrecht – Nutzungsän<strong>de</strong>rung eines zu grenznah<br />

stehen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>s<br />

(Nie<strong>de</strong>rs. OVG 26.1.2010 – 1 LA 284/07)<br />

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1219 Verpflichtung <strong>de</strong>s Verbrauchers zur Bürgschaft durch AGB<br />

(BGH 27.5.2010 – VII ZR 165/09)<br />

1249 Anfor<strong>de</strong>rungen an die Beanstandung zur Prüffähigkeit<br />

(BGH 22.4.2010 – VII ZR 48/07)<br />

1264 Zur Zulässigkeit neuen Vorbringens in <strong>de</strong>r Berufungsinstanz<br />

(OLG Celle 10.3.2010 – 14 U 128/09)<br />

<strong>Highlight</strong> <strong>auf</strong> <strong>werner</strong>-<strong>baurecht</strong>.<strong>de</strong>:<br />

Forum Gesetzliches Bauvertragsrecht<br />

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BauR 8/2010 LEMBCKE<br />

Rechtsanwalt und Wirtschaftsmediator Moritz Lembcke, Hamburg<br />

Adjudikation verfassungswidrig?<br />

Der AKVII hat im Rahmen <strong>de</strong>s 3. Deutschen<br />

Baugerichtstages (DBGT) seine Empfehlungen<br />

an <strong>de</strong>n Gesetzgeber für ein gesetzliches Adjudikations-Verfahren<br />

weiter konkretisiert und<br />

erstmalig eine vertragliche Lösung diskutiert.<br />

Demnach sollen die Anbieter von außergerichtlichen<br />

Streitbeilegungsverfahren eine gemeinsame<br />

Verfahrensordnung unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Adjudikations-Ordnung für Baustreitigkeiten<br />

<strong>de</strong>s DBGT (AO-Bau-E/DBGT), <strong>de</strong>r<br />

Streitlösungsordnung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft<br />

für Baurecht (SL-Bau) und <strong>de</strong>r Schiedsgutachten-Ordnung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Institution<br />

für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS-SchGO) entwickeln<br />

[1]. Während die Empfehlungen für ein<br />

gesetzliches Adjudikations-Verfahrens <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m<br />

2. DBGT noch einstimmig verabschie<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n,<br />

mel<strong>de</strong>ten sich nunmehr auch kritische<br />

Stimmen zu Wort: Adjudikation sei verfassungswidrig.<br />

Es „erscheint unter keinem <strong>de</strong>nkbaren<br />

Gesichtspunkt tragfähig und ist auch<br />

rechtsstaatlich be<strong>de</strong>nklich“ [2].<br />

Betrachtet man hingegen die Rechtswirklichkeit,<br />

so muss ernüchternd festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass Baustreitigkeiten nicht mehr justiziabel<br />

sind. Der in Gefahr gesehene Rechtsstaat wird<br />

zunehmend zum Problem. Er hat jahrzehntelange<br />

und unkalkulierbare Bauprozesse hervorgebracht,<br />

<strong>de</strong>ren Kosten im Verhältnis zum Streitwert<br />

entgegen „jeglicher wirtschaftlicher Vernunft“<br />

[3] stehen. Er ist „ineffektiv und unökonomisch“<br />

[4]. Es stellt sich daher die Frage, ob<br />

im Hinblick <strong>auf</strong> die ebenfalls aus <strong>de</strong>m Justizgewähranspruch<br />

quellen<strong>de</strong> Garantie eines effektiven<br />

Rechtsschutzes <strong>de</strong>r Gesetzgeber dazu verpflichtet<br />

ist, ergänzend zum staatlichen Bauprozess<br />

alternative Streitbeilegungsverfahren zu<br />

regeln, um <strong>de</strong>n Justizgewähranspruch wie<strong>de</strong>r<br />

herzustellen.<br />

I. Gesetzliche Adjudikation<br />

1. Justizgewähranspruch<br />

a) Verfassungsrechtliche Grundlage<br />

Nach Ansicht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichts<br />

vermittelt das Rechtsstaatsprinzip einen<br />

Anspruch <strong>auf</strong> Rechtsschutz durch unabhängige<br />

Gerichte, <strong>de</strong>r als Justizgewährleistungsanspruch<br />

bezeichnet wird [5]. In Art.19<br />

1122<br />

Abs.4 GG und Art.92 GG ist dieser Anspruch<br />

speziell geregelt.<br />

Auf die Regelung eines gesetzlichen ADR-Verfahrens<br />

fin<strong>de</strong>t Art.19 Abs.4 GG jedoch keine<br />

Anwendung. „Der Gewährleistungsbereich <strong>de</strong>s<br />

Art.19 Abs. 4 GG ist bereits nicht berührt. Art.19<br />

Abs.4 GG gewährleistet <strong>de</strong>n Rechtsweg nur<br />

gegenüber Maßnahmen <strong>de</strong>r öffentlichen Gewalt.<br />

Der Zugang zu <strong>de</strong>n or<strong>de</strong>ntlichen Gerichten<br />

in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung zwischen Privatpersonen<br />

ist nicht Gegenstand dieser Gewährleistung.<br />

Insoweit ist vielmehr <strong>de</strong>r allgemeine Justizgewährleistungsanspruch<br />

maßgeblich, <strong>de</strong>r<br />

seine Grundlage in Art.2 GG i.V.m. <strong>de</strong>m<br />

Rechtsstaatsprinzip hat“[6].<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Zivilrechts folgt aus <strong>de</strong>m<br />

allgemeinen Rechtsstaatsprinzip „ein Anspruch<br />

<strong>auf</strong> Zugang zu staatlichen Gerichten,<br />

grundsätzlich umfassen<strong>de</strong> tatsächliche und<br />

rechtliche Prüfung <strong>de</strong>s Streitgegenstan<strong>de</strong>s<br />

nach Maßgabe <strong>de</strong>s jeweiligen Prozessrechts<br />

sowie eine verbindliche gerichtliche Entscheidung“<br />

[7].<br />

Ein vollständiger Ausschluss gerichtlicher<br />

Kontrolle [8] … etwa durch Verwaltungsbehör<strong>de</strong>n<br />

[9] … ist unzulässig, „<strong>de</strong>nn eine je<strong>de</strong>rzeit<br />

frei zugängliche funktionsfähige Justiz ist unerlässlich<br />

zumin<strong>de</strong>st als Orientierungshilfe, aber<br />

auch als eine Art Sicherheitsnetz“ [10]. So wäre<br />

[1] Alle Verfahrensordnungen veröffentlicht unter www.baukonfliktmanagement.com.<br />

Auch eine Kommentierung <strong>de</strong>r AO-Bau-E/DBGT<br />

steht dort zur Verfügung.<br />

[2] Vygen/Joussen, Bauvertragsrecht, Rdnr. 3287. Verhaltener jedoch<br />

Joussen, BauR 2010, 518, 518; Vorwerk, vgl. Jackisch, DS<br />

2010, 164, 164.<br />

[3] Zerhusen, Außergerichtliche Streitbeilegung, Rdnr.13.<br />

[4] Kraus, in: Haft/Schlieffen, §22 Rdnr.11.<br />

[5] BVerfG, Beschluss v. 12. 2.1992 … 1 BvL 1/89 …, BVerfGE 85,<br />

337, 345 f.; BVerfG, Beschluss v. 20. 6.1995 … 1 BvR 166/93 …, BVerf-<br />

GE 93, 99, 107; BVerfG, Beschluss v. 27.1.1998 … 1 BvL 15/87 …,<br />

BVerfGE 97, 169, 185; BVerfG, Urteil v. 7.12.1999 … 2 BvR 1533/94 …,<br />

BVerfGE 101, 275, 294 f.; BVerfG, Beschluss v. 30. 4. 2003 … 1 PBvU<br />

1/02 …, BVerfGE 107, 395, 401; BVerfG, Beschluss v. 7.10. 2003 … 1<br />

BvR 10/99 …, BVerfGE 108, 341, 347.<br />

[6] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 24 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

[7] Grzeszick, in: Maunz-Dürig, Grundgesetz, Lfg. 48, VII Art 20<br />

Rdnr.133.<br />

[8] Papier, HStR VI, 2.Aufl., 2001, §153 Rdnr.12. Zu Art.19 Abs. 4,<br />

vgl. BVerfG, Beschluss v. 18.1. 2000 … 1 BvR 321/96 …, BVerfGE 101,<br />

397, 407.<br />

[9] Hillgruber, in: Maunz-Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 55.<br />

[10] Hoffmann-Riem, ZRP 1997, 190, 197f.; Hoffmann-Riem, JZ<br />

1999, 421, 421; eingehend Hager, Konflikt und Konsens, S. 51 ff.


Adjudikation verfassungswidrig? BauR 8/2010<br />

ein Verfahren mit Art. 92 GG unvereinbar, wenn<br />

in diesem eine vollstreckbare Entscheidung<br />

über <strong>de</strong>n Anspruch getroffen wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>,<br />

ohne dass sich <strong>de</strong>r Unterlegen<strong>de</strong> an einen<br />

Richter wen<strong>de</strong>n könnte [11]. Adjudikation darf<br />

daher nicht durch Substitution an die Stelle<br />

<strong>de</strong>s Gerichtsverfahrens treten [12]. Auch unzumutbare<br />

Erschwerungen <strong>de</strong>s Zuganges zu<br />

<strong>de</strong>n Gerichten sind unzulässig [13]. Die<br />

Rechtsweggarantie garantiert aber nur, dass<br />

<strong>de</strong>r Richter das „letzte Wort“ hat [14].<br />

Der Adjudikator soll nach <strong>de</strong>r 2. Empfehlung<br />

<strong>de</strong>s AKVII, die <strong>auf</strong> <strong>de</strong>m 3. DBGT verabschie<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>, keinen vollstreckbaren Titel fällen dürfen<br />

[15]. Eine Vollstreckbarerklärung soll vielmehr<br />

einem Gericht vorbehalten bleiben. Innerhalb<br />

dieses Vollstreckungs-Anerkenntnisverfahrens<br />

soll <strong>de</strong>r Unterlegen<strong>de</strong> sogar die offenbare<br />

Unrichtigkeit o<strong>de</strong>r Unbilligkeit gegen<br />

die Adjudikations-Entscheidung einwen<strong>de</strong>n<br />

können. Nach <strong>de</strong>r 3. Empfehlung <strong>de</strong>s AKVII soll<br />

<strong>de</strong>r Einwand offenbarer Unrichtigkeit o<strong>de</strong>r Unbilligkeit<br />

zu<strong>de</strong>m in einem separaten Eilverfahren<br />

verfolgt wer<strong>de</strong>n können. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>s Justizgewähranspruches hätten die<br />

Empfehlungen <strong>de</strong>s DBGT daher wesentlich rigi<strong>de</strong>r<br />

ausfallen können, da auch <strong>de</strong>m Adjudikator<br />

<strong>de</strong>r Ausspruch <strong>de</strong>r Vollstreckbarkeit hätte<br />

überantwortet wer<strong>de</strong>n können. Voraussetzung<br />

ist lediglich, dass sich <strong>de</strong>r Unterlegen<strong>de</strong><br />

hiergegen gerichtlich zur Wehr setzen kann.<br />

b) Justizgewährleistungsanspruch<br />

beschränkbar<br />

Der Justizgewährleistungsanspruch ist beschränkbar<br />

[16]. Die Begrenzung <strong>de</strong>s<br />

Rechtsschutzes kann sich vor allem aus<br />

Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Rechtssicherheit und <strong>de</strong>r Verfahrensbeschleunigung<br />

ergeben [17]. Bei<strong>de</strong><br />

Aspekte sind in Bauprozessen sehr problematisch<br />

zu beurteilen. Entsprechen<strong>de</strong> Einschränkungen<br />

„müssen mit <strong>de</strong>n Belangen einer<br />

rechtsstaatlichen Verfahrensordnung vereinbar<br />

sein und dürfen <strong>de</strong>n einzelnen Rechtssuchen<strong>de</strong>n<br />

nicht unverhältnismäßig belasten“<br />

[18]. „Hinsichtlich <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Gewährung <strong>de</strong>s<br />

durch diesen Anspruch gesicherten Rechtsschutzes<br />

verfügt <strong>de</strong>r Gesetzgeber über einen<br />

Einschätzungs- und Gestaltungsspielraum,<br />

<strong>de</strong>r sich <strong>auf</strong> die Beurteilung <strong>de</strong>r Vor- und<br />

Nachteile für die jeweils verschie<strong>de</strong>nen rechtlich<br />

geschützten Interessen erstreckt“ [19].<br />

Das Gerichtverfahren wird durch Adjudikation<br />

nach <strong>de</strong>r AKVII-Empfehlung nur unwesentlich<br />

beschränkt. Nach <strong>de</strong>r Empfehlung 1. b) ist das<br />

Gerichtsverfahren nämlich nur für <strong>de</strong>n Zeitraum<br />

<strong>de</strong>s Adjudikations-Verfahrens unzulässig.<br />

Dieses soll innerhalb von maximal 60 Tagen<br />

abgewickelt wer<strong>de</strong>n (Empfehlung 1. d),<br />

sodass mit diesem temporären Ausschluss<br />

keine unverhältnismäßige Belastung <strong>de</strong>s<br />

Rechtssuchen<strong>de</strong>n einhergeht [20]. Dieser hat<br />

es zu<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Hand, vor <strong>de</strong>m Adjudikations-<br />

Verfahren ein Gerichtsverfahren einzuleiten.<br />

Wird das Adjudikations-Verfahren nämlich bis<br />

zum ersten Verhandlungstermin begonnen,<br />

wird das Gerichtsverfahren we<strong>de</strong>r ausgesetzt<br />

noch unterbrochen (Empfehlung 1. b). Dieser<br />

marginalen Einschränkung stehen außer<strong>de</strong>m<br />

gewichtige Vorteile gegenüber: Verfahrensbeschleunigung<br />

und Rechtssicherheit.<br />

c) Weitere Gerichtsverfahrensgarantien<br />

Art.103 Abs.1 GG gewährt rechtliches Gehör<br />

nur vor staatlichen [21] Gerichten. Anknüpfungspunkt<br />

ist hierbei <strong>de</strong>r Gerichtsbegriff <strong>de</strong>s<br />

Art. 92 GG [22]. Rechtsprechung i. S. von<br />

Art. 92 GG ist nur die „<strong>de</strong>r Rechtkraft fähige<br />

[23], (letzt-)verbindliche (Streit-)Entscheidung<br />

in einzelnen Rechtssachen [24] ausschließlich<br />

nach rechtlichen Maßstäben, d. h. die Feststellung<br />

und <strong>de</strong>r Ausspruch <strong>de</strong>ssen, was im kon-<br />

[11] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 56; Lembcke, NVwZ 2008, 42, 43.<br />

[12] Lembcke, IBR 2007, 1189, Rdnr. 26 … nur online.<br />

[13] BVerfG, Beschluss v. 11. 6.1980 … 1 PBvU 1/79 …, BVerfGE 54,<br />

277, 292; BVerfG, Beschluss v. 14. 4.1985 … 1 BvR 370/84 …, BVerf-<br />

GE 69, 381, 385; BVerfG, Beschluss v. 12. 2.1992 … 1 BvL 1/89 …,<br />

BVerfGE 85, 337, 345; BVerfG, Beschluss v. 2.3.1993 … 1 BvR 249/<br />

92 …, BVerfGE 88, 118, 124 f.<br />

[14] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 32.<br />

[15] Empfehlungen veröffentlicht unter www.baukonfliktmanagement.com.<br />

[16] Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 48, VII Art 20<br />

Rdnr.134.<br />

[17] BVerfG, Beschluss v. 2. 3.1993 … 1 BvR 249/92 …, BVerfGE 88,<br />

118, 124.<br />

[18] BVerfG, Beschluss v. 2. 3.1993 … 1 BvR 249/92 …, BVerfGE 88,<br />

118, 124.<br />

[19] BVerfG, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 25 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

[20] Lembcke, NVwZ 2008, 42, 43; Lembcke, IBR 2007, 1189,<br />

Rdnr. 28 … nur online.<br />

[21] BVerfG, Beschluss v. 14. 5.1985 … 2 BvR 397 … 399/82, 2 BvR<br />

397/82, 2 BvR 398/82, 2 BvR 399/82 …, BVerfGE 70, 35, 53.<br />

[22] Schmidt-Aßmann, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 27, Art<br />

103, Rdnr. 49; Achterberg, in: BK, Art. 92, Rdnr. 236 ff.<br />

[23] BVerfG, Urteil v. 8. 2. 2001 … 2 BvF 1/00 …, BVerfGE 103, 111,<br />

137; Classen, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Kommentar zum Grundgesetz,<br />

Bd. 3, 5.Aufl., 2005, Art. 92 Rdnr.11, 15.<br />

[24] BVerfG, Beschluss v. 30.11.1955 … 1 BvO 2/52 …, BVerfGE 4,<br />

358, 363; BVerfG, Urteil v. 8. 2.2001 … 2 BvF 1/00 …, BVerfGE 103,<br />

111, 137f.; Arndt, NJW 1959, 605, 607; Wolf, ZZP 99 (1986), 361,<br />

372.<br />

1123


BauR 8/2010 LEMBCKE<br />

kreten Fall rechtens ist [25], insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>ren<br />

Gesetzesanwendung“ [26]. Vor diesem<br />

Hintergrund ist beispielsweise innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Verwaltungsverfahrens kein rechtliches Gehör<br />

zu gewährleisten [27].<br />

Aus <strong>de</strong>m Rechtsstaatsprinzip quellen ferner<br />

das Gebot <strong>de</strong>r ausreichen<strong>de</strong>n Rechtswegund<br />

Rechtsmittelklarheit [28], das Gebot <strong>de</strong>s<br />

fairen Verfahrens [29], das Gebot <strong>de</strong>r prozessualen<br />

Waffengleichheit [30] sowie das Gebot<br />

<strong>de</strong>r Distanz und Neutralität <strong>de</strong>s Richters [31].<br />

Diese Gerichtsverfahrensgarantien müssen<br />

innerhalb eines Adjudikations-Verfahrens vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s Rechtsstaatsprinzips<br />

nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Gleichwohl hat<br />

sich <strong>de</strong>r DBGT für die Gewähr rechtlichen<br />

Gehörs (Empfehlung 1. e) und eine mündliche<br />

Verhandlung als Regelfall sowie einen<br />

Ortstermin (Empfehlung 1. g) ausgesprochen.<br />

2. Kein verfassungsrechtliches Verbot<br />

gesetzlicher, außergerichtlicher Streitbeilegungsverfahren<br />

Der Justizgewährleistungsanspruch verbietet<br />

nicht die gesetzliche Regelung außergerichtlicher<br />

Streitbeilegungsverfahren [32]. Der Gesetzgeber<br />

darf außergerichtliche Streitbeilegungsverfahren<br />

sogar obligatorisch vorschreiben<br />

[33]. Außergerichtliche Streitbeilegungsverfahren<br />

sind „auch in einem Rechtsstaat<br />

grundsätzlich vorzugswürdig gegenüber<br />

einer richterlichen Streitentscheidung“ [34].<br />

Die Schaffung zivilrechtlicher Vollstreckungstitel<br />

ist ohnehin nicht bei <strong>de</strong>n Gerichten monopolisiert<br />

(§ 794 Abs.1 Nr.5 ZPO) [35], sodass<br />

auch innerhalb eines ADR-Verfahrens<br />

ein vollstreckungsfähiger Titel ergehen könnte.<br />

Privaten darf jedoch kein grundrechtswidriger<br />

Zwang übertragen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nicht gerichtlich<br />

angreifbar ist, sodass gegen eine<br />

Vollstreckung durch private Personen staatliche<br />

Rechtmittel zur Verfügung stehen müssen<br />

(Art.1 Abs. 3 GG) [36]. Nur die Regelung<br />

eines nicht überprüfbaren Adjudikations-<br />

Spruches wäre verfassungswidrig [37]. Das<br />

staatliche Gerichtsverfahren darf also nicht<br />

durch ein ADR-Verfahren substituiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Empfehlungen <strong>de</strong>s DBGT sind daher im<br />

Vergleich zum verfassungsrechtlich Zulässigen<br />

noch sehr mo<strong>de</strong>rat. Es soll we<strong>de</strong>r ein voll-<br />

1124<br />

streckbarer Titel ergehen, noch sollen <strong>de</strong>n Beteiligten<br />

Einwendungen unter Zuhilfenahme <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Gerichtsbarkeit versagt wer<strong>de</strong>n.<br />

3. Gesetzliche Adjudikation verfassungsrechtlich<br />

geboten?<br />

Gerichtsentscheidungen müssen nach <strong>de</strong>m<br />

Justizgewähranspruch in angemessener Zeit<br />

ergehen [38] … auch das Gebot <strong>de</strong>s effektiven<br />

Rechtsschutzes quellt aus <strong>de</strong>m Justizgewähranspruch.<br />

Insoweit orientiert sich die<br />

Angemessenheit an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r<br />

Parteien [39]. In Bausachen steht insbeson<strong>de</strong>re<br />

während <strong>de</strong>r Projektabwicklung die<br />

Schnelligkeit <strong>de</strong>r Entscheidung im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Zum Justizgewähranspruch gehört<br />

auch, dass die Ergebnisse für die Bürger vorhersehbar<br />

sind. Rechtssicherheit ist in staatlichen<br />

Bauprozessen nicht mehr gegeben, da<br />

die Verfahrensergebnisse unkalkulierbar [40]<br />

[25] BVerfG, Urteil v. 28.11.1957 … 2 BvL 11/56 …, BVerfGE 7, 183,<br />

188 f.; BVerfG, Urteil v. 8. 2.2001 … 2 BvF 1/00 …, BVerfGE 103, 111,<br />

137 f.<br />

[26] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 38.<br />

[27] Kunig, in: v. Münch, GG, Art.103 Rdnr. 5; Kunig, Rechtsstaatsprinzip,<br />

S. 373; Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rdnr.1187; Mau<strong>de</strong>r,<br />

Anspruch <strong>auf</strong> rechtliches Gehör, S.22; Lembcke, NVwZ 2008, 42,<br />

45.<br />

[28] BVerfG, Beschluss v. 9. 8.1978 … 2 BvR 831/76 …, BVerfGE 49,<br />

148, 164; BVerfG, Beschluss v. 25. 3.1981 … 2 BvR 1258/79 …, BVerf-<br />

GE 57, 9, 22; BVerfG, Beschluss v. 7.7.192 … 2 BvR 1631/90, 2 BvR<br />

1728/90 …, BVerfGE 87, 48, 65; BVerfG, Beschluss v. 30. 4. 2003 … 1<br />

PBvU 1/02 …, BVerfGE 107, 395, 416 f.<br />

[29] BVerfG, Beschluss v. 14. 5.1985 … 1 BvR 370/84 …, BVerfGE 69,<br />

381, 385; BVerfG, Beschluss v. 11.10.1994 … 1 BvR 1398/93 …,<br />

BVerfGE 91, 176, 181.<br />

[30] BVerfG, Beschluss v. 19. 6.1973 … 1 BvL 39/69, 1 BvL 14/72 …,<br />

BVerfGE 35, 263, 279; BVerfG, Beschluss v. 25. 7.1979 … 2 BvR 878/<br />

74 …, BVerfGE 52, 131, 144.<br />

[31] Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 48, VII Art 20<br />

Rdnr.135.<br />

[32] Ronellenfitsch, DöV 2010, 373, 373ff.<br />

[33] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, NJW-RR<br />

2007, 1073, 1073.<br />

[34] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2. 2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 35 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

[35] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 56.<br />

[36] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 88.<br />

[37] Lembcke, IBR 2007, 1189, Rdnr. 31 … nur online.<br />

[38] Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 48, VII Art 20<br />

Rdnr.139.<br />

[39] BVerfG, Beschluss v. 11.12. 2000 … 1 BvR 661/00 …, NJW 2001,<br />

961, 961 f.<br />

[40] Vygen, in: FS für Werner, S.1 (1, 12 und 16); Vygen/Joussen,<br />

Bauvertragsrecht, Rdnr. 3437; Vygen, in: Vygen/Schubert/Lang, I,<br />

Rdnr. 383; Wagner, BauR 2004, 221, 222; Werner/Pastor, Der Bauprozess,<br />

Rdnr. 568; Risse/Wagner, in: Haft/Schlieffen, § 23 Rdnr. 31;<br />

Duve, Streitregulierung, S.49 f.; Hammacher, BauSV 1/2008, 48, 49;<br />

Jung/Lauenroth/Wagner, ZfIR 2008, 813, 817 f.; Schrö<strong>de</strong>r/Ger<strong>de</strong>s/<br />

Teubner-Oberheim, in: Kapellmann/Vygen, S. 81, 84. Dieses hat sich<br />

durch die ZPO-Reform noch verschlimmert, vgl. Kraus, in: Haft/<br />

Schlieffen, §22 Rdnr.1. Aus Sicht <strong>de</strong>r Berufshaftpflichtversicherer,<br />

vgl. Kuhn, in: IBB, S.77, 79. Für Schiedsgerichtsverfahren, vgl. Lachmann,<br />

Handbuch, Rdnr.173; Wunschel, in: FS für Kochendörfer,<br />

S.246, 247.


Adjudikation verfassungswidrig? BauR 8/2010<br />

sind und „Lotterie-Charakter“ [41] haben. Zu<strong>de</strong>m<br />

dauern Bauprozesse teilweise Jahrzehnte,<br />

sodass eine Ergänzung <strong>de</strong>s Gerichtsverfahrens<br />

in Bausachen durch ADR-Verfahren<br />

verfassungsrechtlich sogar zwingend erfor<strong>de</strong>rlich<br />

scheint … die umfängliche Gewähr<br />

rechtlichen Gehörs macht komplexe Bausachen<br />

unjustiziabel [42]. Um es mit Schrö<strong>de</strong>r<br />

zu sagen: „Der Rechtsstaat ist in Bausachen<br />

gera<strong>de</strong> das Problem.“ Be<strong>de</strong>nkt man, dass die<br />

Durchsetzung berechtigter Ansprüche durch<br />

<strong>de</strong>n Auftragnehmer 50 % <strong>de</strong>s Streitwertes<br />

kostet [43], so dürfte ein effektiver Rechtsschutz<br />

nicht mehr gewährleistet sein. Aber<br />

auch dieser wird vom Justizgewähranspruch<br />

garantiert.<br />

Vor diesem Hintergrund müssen die einzelnen<br />

aus <strong>de</strong>m Justizgewähranspruch quellen<strong>de</strong>n<br />

Garantien so miteinan<strong>de</strong>r in Einklang<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n, dass sich diese nicht gegenseitig<br />

neutralisieren und Justizgewähranspruch<br />

nicht in <strong>de</strong>r Gesamtschau verletzt<br />

wird.<br />

4. Verfassungsrechtliche Verfahrensgarantien<br />

gelten nicht für ADR-Verfahren<br />

Die für Gerichtsverfahren verfassungsmäßig<br />

garantierten Verfahrensgarantien gelten nicht<br />

für ADR-Verfahren. Schlichtungsverfahren<br />

sind nicht als Rechtsprechung i.S. von Art. 92<br />

GG zu verorten, weil in diesem nur eine nicht<br />

bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Empfehlung unterbreitet wird [44].<br />

Auch Drittentscheidungsverfahren … wie die<br />

Adjudikation … sind nicht als Rechtsprechung<br />

zu verorten, weil diese nicht letztverbindlich<br />

sind [45]. Entsprechen<strong>de</strong> gesetzliche Regelungen<br />

zur außergerichtlichen Streitbeilegung<br />

sind daher auch nicht restriktiv auszulegen,<br />

da Verfassungsgrundsätze wie Justizgewähranspruch<br />

o<strong>de</strong>r Gewähr rechtlichen Gehörs<br />

nicht berührt sein können [46]. Adjudikation<br />

bringt nur vorläufig bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Entscheidungen<br />

hervor; die vollständig gerichtlich überprüfbar<br />

sind (Empfehlung 1. j). Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich damit nicht um Rechtsprechung im verfassungsrechtlichen<br />

Sinn.<br />

5. Verhältnismäßigkeit außergerichtlicher<br />

Streitbeilegungsverfahren<br />

Ein ADR-Verfahren muss jedoch verhältnismäßig<br />

sein, sodass nur über diesen Verfassungsgrundsatz<br />

Verfahrensgarantien zur An-<br />

wendung kommen können [47]. Die Rechtsgrundlage<br />

<strong>de</strong>s Verhältnismäßigkeitsprinzips<br />

ist zwar umstritten [48] jedoch besteht Einigkeit<br />

über die dogmatische Struktur. Es erfor<strong>de</strong>rt,<br />

dass sich ein Adjudikations-Verfahren<br />

zur Erreichung eines legitimen Zweckes eignet,<br />

erfor<strong>de</strong>rlich und angemessen (verhältnismäßig<br />

im engeren Sinne) ist [49]. Der Gesetzgeber<br />

verfügt insoweit über einen Einschätzungs-<br />

und Gestaltungsspielraum und kann<br />

hierbei die möglichen Wirkungen eines Adjudikations-Verfahrens<br />

prognostizieren [50].<br />

Ein legitimer Zweck ist „die Konfliktlösung zu<br />

beschleunigen, <strong>de</strong>n Rechtsfrie<strong>de</strong>n zu för<strong>de</strong>rn<br />

o<strong>de</strong>r die staatlichen Gerichte zu entlasten. Ergänzend<br />

muss allerdings <strong>de</strong>r Weg zu einer<br />

Streitentscheidung durch die staatlichen Gerichte<br />

eröffnet bleiben“ [51] … Letzteres folgt<br />

bereits aus <strong>de</strong>m Justizgewähranspruch.<br />

An <strong>de</strong>r Eignung von Adjudikation zur Entlastung<br />

<strong>de</strong>r Gerichte und Beschleunigung <strong>de</strong>r<br />

Streitlösung dürften keine Zweifel bestehen.<br />

Der Zielerreichung steht insbeson<strong>de</strong>re nicht<br />

entgegen, dass <strong>de</strong>r Personenkreis <strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r<br />

nicht <strong>auf</strong> die Angehörigen <strong>de</strong>r<br />

rechtsberaten<strong>de</strong>n Berufe begrenzt wird [52],<br />

wie es bereits die Empfehlung <strong>de</strong>s AKVII vom<br />

2. DBGT vorsieht. Der Erfolg eines ADR-Verfahrens<br />

kann auch davon abhängen, „dass<br />

[41] Adams, Ökonomische Analyse, S. 85; Kainz, BauSV 3/2008, 54,<br />

55.<br />

[42] So Oppler <strong>auf</strong> <strong>de</strong>r Veranstaltung <strong>de</strong>s AKVII/2 <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Baugerichtstages am 24.11. 2009 an <strong>de</strong>r TU Dormund, vgl. Brei<strong>de</strong>nbach,<br />

www.baukonfliktmanagement.com und Aldinger, BauR 2010,<br />

266, 266 ff.<br />

[43] Für eine typische Punktesache eines Globalpauschalvertrags,<br />

vgl. Sun<strong>de</strong>rmeier, Gestaltungsvorschläge, Kap. VII. 3 (im Erscheinen/Werner<br />

Verlag).<br />

[44] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 56.<br />

[45] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 38.<br />

[46] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, NJW-RR<br />

2007, 1073, 1073; BVerfG, Beschluss v. 25. 2. 2009 … 1 BvR 3598/08<br />

…, NJW-RR 2009, 1026, 1026.<br />

[47] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2. 2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 28 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

[48] Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 48, VII Art 20<br />

Rdnr.108.<br />

[49] BVerfG, Urteil v. 5.12.1992 … 1 BvR 209/83, 1 BvR 269/83, 1<br />

BvR 362/83, 1 BvR 420/83, 1 BvR 440/83 …, BVerfGE 65, 1, 54;<br />

BVerfG, Beschluss v. 20. 6.1984 … 1 BvR 1494/78 …, BVerfGE 67,<br />

157, 173; BVerfG, Urteil v. 8.10.1985 … 1 BvL 17/83, 1 BvL 19/83 …,<br />

BVerfGE 70, 278, 286; BVerfG, Beschluss v. 26. 4.1995 … 1 BvL 19/<br />

94, 1 BvR 1454/94 …, BVerfGE 92, 262, 273.<br />

[50] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2. 2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 31 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

[51] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, NJW-RR<br />

2007, 1073, 1073.<br />

[52] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 37 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

1125


BauR 8/2010 LEMBCKE<br />

nicht o<strong>de</strong>r nicht vorrangig die rechtliche Prägung<br />

eines Konfliktes beachtet wird, son<strong>de</strong>rn<br />

auch an<strong>de</strong>re Gesichtspunkte berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n“ [53], etwa eine wirtschaftliche o<strong>de</strong>r<br />

technische Betrachtungsweise, sodass auch<br />

Adjudikations-Entscheidungen jenseits einer<br />

„rein rechtlichen“ Beurteilung möglich sind.<br />

Zu<strong>de</strong>m kann diesem durch die freie Wahl <strong>de</strong>r<br />

Entschei<strong>de</strong>r begegnet wer<strong>de</strong>n [54]. Nichtjuristen<br />

können daher ohne Probleme als<br />

Schiedsgutachter o<strong>de</strong>r Adjudikator tätig wer<strong>de</strong>n,<br />

ohne gegen das RDG zu verstoßen [55],<br />

weil Streitlösung keine Rechtsdienstleistung<br />

ist (§ 2 Abs. 3 Nr.2 und 3 RDG).<br />

Sicherlich kann Adjudikation zu höheren<br />

Kosten führen, wenn sich an diese noch ein<br />

Gerichtsverfahren anschließt. Mögliche Beeinträchtigungen<br />

sind mit <strong>de</strong>n Vorteilen für<br />

die Rechtssuchen<strong>de</strong>n abzuwägen [56]. Vorteile<br />

sind regelmäßig, „dass die Streitschlichtung<br />

für die Betroffenen kostengünstiger und<br />

vielfach wohl auch schneller erfolgen kann als<br />

eine gerichtliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzung“ [57].<br />

Gerichtsverfahren kommen im Anschluss an<br />

ein Adjudikations-Verfahren nur noch sehr<br />

selten zum Tragen [58].<br />

Das Adjudikations-Verfahren beflügelt zu<strong>de</strong>m<br />

konsensuale Lösungen <strong>de</strong>r Parteien im Vorfeld<br />

[59], da durch die Möglichkeit einer<br />

schnellen Streitentscheidung das Machtungleichgewicht<br />

zwischen <strong>de</strong>n Beteiligten relativiert<br />

wird [60]. „Eine zunächst streitige Problemlage<br />

durch eine einverständliche Lösung<br />

zu bewältigen, ist auch in einem Rechtsstaat<br />

grundsätzlich vorzugswürdig gegenüber einer<br />

richterlichen Streitentscheidung“ [61].<br />

Auch die an<strong>de</strong>ren Gesichtspunkte, die in <strong>de</strong>r<br />

1. AKVII-Empfehlung <strong>de</strong>s 3. DBGT <strong>auf</strong>geworfen<br />

wer<strong>de</strong>n, müssen verhältnismäßig ausgestaltet<br />

wer<strong>de</strong>n. In diesem Zusammenhang ist<br />

zu bemerken, dass das verfassungsrechtliche<br />

Verhältnismäßigkeitsprinzip wegen <strong>de</strong>r<br />

dort zu treffen<strong>de</strong>n Abwägung wesentlich<br />

mehr Gestaltungsspielraum für <strong>de</strong>n Gesetzgeber<br />

eröffnet, als für <strong>de</strong>n Verwen<strong>de</strong>r von Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen besteht.<br />

Innerhalb Allgemeiner Geschäftsbedingungen<br />

ist nämlich die Abweichung vom gesetzlichen<br />

Leitbild zulasten <strong>de</strong>s Verwendungsgegners<br />

<strong>de</strong>r Beurteilungsmaßstab (§ 307<br />

Abs.2 Nr.1 BGB). Eine Abwägung im Sinne<br />

1126<br />

von vor- und nachteiligen Regelungen fin<strong>de</strong>t<br />

in AGB nur sehr eingeschränkt statt, da nach<br />

<strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sgerichtshofes<br />

eine nachteilige Klausel nur durch Vorteile<br />

einer an<strong>de</strong>ren Klausel ausgeglichen<br />

wer<strong>de</strong>n kann, wenn es sich um sachlich zusammengehören<strong>de</strong><br />

Regelungen han<strong>de</strong>lt, die<br />

zueinan<strong>de</strong>r in einem Wechselverhältnis stehen<br />

[62]. Hieraus folgt aber zugleich, dass<br />

vertragliche Verfahrensordnungen, die AGBkonform<br />

sind, zugleich <strong>de</strong>m verfassungsrechtlichen<br />

Verhältnismäßigkeitsprinzip genügen.<br />

Dieses ist wenig verwun<strong>de</strong>rlich, da die<br />

einfachgesetzlichen Normen, aus <strong>de</strong>nen sich<br />

das gesetzliche Leitbild ergibt, nicht gegen<br />

höherrangiges (Verfassungs-)recht verstoßen<br />

dürfen.<br />

II. Vertragliche Adjudikation<br />

1. Justizgewähranspruch im Vertragsrecht<br />

unanwendbar<br />

Grundrechte betreffen nur das Verhältnis zwischen<br />

Staat und Bürger. Die Ansicht, dass diese<br />

als gesetzliche Verbote (§134 BGB) o<strong>de</strong>r<br />

über §823 Abs.2 BGB in das Privatrecht einstrahlen,<br />

hat sich nicht durchgesetzt [63]. Die<br />

in ihnen enthaltenen Wertentscheidungen wirken<br />

nur einfachgesetzlich ein (sog. mittelbare<br />

Drittwirkung) [64]. Die Art.92ff. GG sind daher<br />

im privatautonomen Bereich unan-<br />

[53] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2. 2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 37 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

[54] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2. 2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 38 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

[55] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2. 2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 37 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.; BGH, Urteil v. 17. 5.1967<br />

… VIII ZR 58/66 …, BGHZ 48, 25, 25 ff.; BGH, Urteil v. 21. 5.1975 … VIII<br />

ZR 161/73 …, NJW 1975, 1556; Lembcke, IBR 2009, 3566 … nur online.<br />

[56] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, NJW-RR<br />

2007, 1073, 1073.<br />

[57] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, NJW-RR<br />

2007, 1073, 1073.<br />

[58] Lembcke, IZ Nr.12 v. 25. 3.2010, S.13. Für England vgl. Lembcke,<br />

DRiZ 2006, 287, 287 ff.<br />

[59] Lembcke, ZKM 2009, 122, 122 ff.; Lembcke, IZ Nr.12 v. 25. 3.<br />

2010, S.13.<br />

[60] Dieses ist im Übrigen ein Effizienzkriterium im ökonomischen<br />

Sinne. Hierzu grundlegend Sun<strong>de</strong>rmeier, Gestaltungsvorschläge,<br />

(im Erscheinen/Werner Verlag).<br />

[61] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2. 2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />

Rdnr. 35 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />

[62] BGH, Beschluss v. 11.12. 2000 … 1 BvR 661/00 …, NJW 2003,<br />

889, 891; BGH, Urteil v. 1.12.1982 … KZR 37/80 …, BGHZ 82, 238;<br />

BGH, Urteil v. 1. 2.1084 … VIII ZR 54/83 …, BGHZ 90, 69, 78.<br />

[63] BAG, Urteil v. 20.12.1984 … 2 AZR 436/83 …, BAGE 47, 363,<br />

374; a.A. Vorwerk, vgl. Jackisch, DS 2010, 164, 164.<br />

[64] BVerfG, Urteil v. 15.1.1998 … 1 BvR 400/51 …, BVerfGE 7, 198,<br />

205; BVerfG, Beschluss v. 14. 2.1973 … 1 BvR 112/65 …, BVerfGE 34,<br />

280; BVerfG, Beschluss v. 7. 2.1990 … 1 BvR 26/84 …, BVerfGE 81,<br />

242; BVerfG, Beschluss v. 19.10.1993 … 1 BvR 567/89, 1 BvR 1044/<br />

89 …, BVerfGE 89, 214.


Adjudikation verfassungswidrig? BauR 8/2010<br />

wendbar [65]. Der Justizgewähranspruch<br />

kommt im Vertragsrecht nicht zur Anwendung<br />

und begrün<strong>de</strong>t ohnehin kein staatliches<br />

Rechtsprechungsmonopol [66]. Mit „<strong>de</strong>m<br />

staatlichen Gewaltmonopol korrespondiert keine<br />

Exklusivität staatlicher Gerichtsbarkeit“ [67],<br />

wie die Regelungen <strong>de</strong>s Schiedsgerichtsrechts<br />

(§§1025ff. ZPO) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Schiedsgutachtenrechts<br />

(§§317ff. BGB) zeigen.<br />

Die Vereinbarung von außergerichtlichen<br />

Streitbeilegungsverfahren wie privater Streitentscheidungs-<br />

und -schlichtungsstellen ist<br />

zu<strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r Verfassung über Art.2 Abs.1<br />

GG garantiert [68]. Daher hat das OLG Hamburg<br />

[69] schon vor über 15 Jahren eine vertragliche<br />

Adjudikations-Vereinbarung innerhalb<br />

von Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

nicht beanstan<strong>de</strong>t.<br />

2. Missbrauchskontrolle<br />

Soweit <strong>de</strong>r Gesetzgeber privatautonome<br />

Streitbeilegung zulässt, bleibt er nur zu einer<br />

verfassungsrechtlich garantierten Missbrauchs-<br />

und Evi<strong>de</strong>nzkontrolle verpflichtet<br />

[70].<br />

Diesem ist <strong>de</strong>r Gesetzgeber für das Schiedsgutachtenrecht<br />

gefolgt. Die Parteien können<br />

vereinbaren, dass <strong>de</strong>r Schiedsgutachter seine<br />

Entscheidung „nach freiem Belieben treffen“<br />

(§ 319 Abs.1 Satz 2 BGB) kann, sodass<br />

die Entscheidung nur richtig ist, wenn diese<br />

willkürlich erfolgt (§§138, 242 BGB) [71]. Haben<br />

die Parteien keinen Entscheidungsmaßstab<br />

getroffen, „so ist im Zweifel anzunehmen,<br />

dass sie nach billigem Ermessen zu treffen ist“<br />

(§ 317 Abs.1 BGB). Die Bindungswirkung <strong>de</strong>s<br />

Schiedsgutachtens innerhalb <strong>de</strong>s Gerichtsverfahrens<br />

wird nur als „prozessuale Reflexwirkung<br />

<strong>de</strong>r materiell-rechtlichen Verbindlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Schiedsgutachtens“ [72] verstan<strong>de</strong>n.<br />

Das Gericht ist hieran wie bei je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

materiell-rechtlich wirksamen Vereinbarung<br />

gebun<strong>de</strong>n. Es hat aber immer das „letzte<br />

Wort“ über §§138, 242 BGB.<br />

Auch das Schiedsgericht kann mit einer Entscheidung<br />

„nach Billigkeit“ (§ 1051 Abs.3<br />

Satz 1 ZPO) betraut wer<strong>de</strong>n. Innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Schiedsgerichtsrechts fin<strong>de</strong>t nur unter <strong>de</strong>n<br />

engen Voraussetzungen <strong>de</strong>s § 1059 Abs.2<br />

ZPO eine Aufhebung <strong>de</strong>s Schiedsspruches<br />

durch ein staatliches Gericht statt. Zugleich<br />

ist aber auch hier garantiert, dass ein staatliches<br />

Gericht angerufen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

3. Verhältnismäßigkeit<br />

Die Gewähr rechtlichen Gehörs nach Art.103<br />

Abs.1 GG betrifft nur staatliche Gerichtsverfahren<br />

und ist <strong>auf</strong> Schiedsgerichte und ADR-<br />

Verfahren unanwendbar [73]. Innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Schiedsgerichtsrechts hat sich <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

gleichwohl aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verhältnismäßigkeit<br />

für die Gewähr rechtlichen Gehörs<br />

entschie<strong>de</strong>n (§1047 Abs. 3 BGB), da ein<br />

Schiedsgerichtsurteil nur unter <strong>de</strong>n engen<br />

Voraussetzungen <strong>de</strong>s § 1059 Abs.2 ZPO <strong>auf</strong>hebbar<br />

ist. Für das Schiedsgutachten ist die<br />

Gewähr rechtlichen Gehörs hingegen nicht<br />

vorgesehen [74], da dieses nach <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Zweifelsregelung schon dann unverbindlich<br />

ist, wenn es „offenbar unbillig“ (§319<br />

Abs.1 Satz 1 BGB) ist.<br />

4. Gesetzliches Leitbild <strong>de</strong>s Adjudikations-<br />

Verfahrens<br />

Das Adjudikations-Verfahren ist rechtsdogmatisch<br />

als (<strong>auf</strong>lösend bedingtes) Schiedsgutachten<br />

zu verorten [75]. Schiedsgutachten<br />

können in b2b-Verträgen innerhalb von Allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen vereinbart<br />

[65] BGH, Urteil v. 3.7.1975 … III ZR 78/73 …, BGHZ 65, 59, 61; Classen,<br />

in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Kommentar zum Grundgesetz,<br />

Bd. 3, 5. Aufl., 2005, Art. 92 Rdnr. 42; Jarass/Pieroth, Grundgesetz für<br />

die Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland, 8.Aufl., Art. 92 Rdnr. 6; Detterbeck,<br />

in: Sachs, Grundgesetz, 3. Aufl., 2003, Art. 92 Rdnr. 28; Hillgruber, in:<br />

Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92 Rdnr. 87; Stober, NJW<br />

1979, 2001, 2003; Lembcke, NVwZ 2008, 42, 44.<br />

[66] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 87.<br />

[67] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />

Rdnr. 87. Ferner Walter, ZZP 103 (1990), 141, 143.<br />

[68] Classen, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Kommentar zum Grundgesetz,<br />

Bd. 3, 5.Aufl., 2005, Art. 92 Rdnr. 42; Hillgruber, in: Maunz/<br />

Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92 Rdnr. 88; Greger, in: Greger/Unberath,<br />

S.89, 93.<br />

[69] OLG Hamburg, Urteil v. 20. 9.1994 … 7 U 154/93 …, IBR 1998,<br />

175, 175; LG Hamburg, Urteil v. 8.7.1993 … 302 O 310/92 … (unveröffentlicht).<br />

[70] Schmidt-Aßmann, HStR II, 3. Aufl., 2004, § 26 Rdnr. 71, 74;<br />

Schulze-Fielitz, in: Dreier, Grundgesetz, Bd. II, 2. Aufl. 2006, Art. 20<br />

(Rechtsstaat) Rdnr. 212; Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz,<br />

Lfg. 48, VII Art. 20 Rdnr.136.<br />

[71] Lembcke, NVwZ 2008, 42, 44.<br />

[72] Wittmann, Struktur- und Grundprobleme <strong>de</strong>s Schiedsgutachtenvertrages,<br />

S.53.<br />

[73] Schmidt-Aßmann, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 27, Art<br />

103, Rdnr. 50.<br />

[74] St.Rspr. BGH, Urteil v. 25. 6.1952 … II ZR 104/51 …, BGHZ 6,<br />

335, 335 ff.<br />

[75] OLG Hamm, Bun<strong>de</strong>skonferenz, S. 20; Rieble, in: Staudinger<br />

(2009) I 315 BGB Rdnr.122; Stubbe, SchiedsVZ 2006, 150, 153;<br />

Greger/Stubbe, Schiedsgutachten, Rdnr.194; Troja/Stubbe, ZKM 4/<br />

2006, 121, 125; Die<strong>de</strong>richs, Immobilienmanagement im Lebenszyklus,<br />

S.445; MünchKomm.-Gottwald, BGB, §317 Rdnr. 32; Schramke,<br />

1127


BauR 8/2010 LEMBCKE<br />

wer<strong>de</strong>n [76], sodass für Adjudikations-Verfahren<br />

nichts an<strong>de</strong>res gelten kann [77]. Das<br />

gesetzliche Leitbild i. S. <strong>de</strong>s § 307 Abs. 2 Nr.1<br />

BGB ist für das Schiedsgutachtenrecht innerhalb<br />

<strong>de</strong>r §§ 317 ff. BGB zu suchen „<strong>auf</strong> die<br />

§§ 1025 ff. ZPO (kann) nicht zurückgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n (. . .)“ [78]. „Schiedsgutachtenabre<strong>de</strong><br />

und Schiedsvertrag sind wesensverschie<strong>de</strong>n“<br />

[79]. Auch kann nicht <strong>auf</strong> die Regelungen <strong>de</strong>s<br />

staatlichen Gerichtsverfahrens zurückgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n … etwa § 717 ZPO. „Die Be<strong>de</strong>utung<br />

eines Schiedsgutachtens liegt seiner materiellrechtlichen<br />

Aufgabe entsprechend allein in<br />

seinem Inhalt“ [80]. Daher gilt we<strong>de</strong>r das Erfor<strong>de</strong>rnis<br />

einer Sicherheitsleistung, es kann<br />

an eine unverschul<strong>de</strong>te Säumnis eine Präklusion<br />

geknüpft wer<strong>de</strong>n (§§148, 150 Abs.1<br />

BGB), es muss keine mündliche Verhandlung<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n [81], <strong>de</strong>r Schiedsgutachter<br />

muss nicht von bei<strong>de</strong>n Parteien gemeinsam<br />

benannt wer<strong>de</strong>n [82] und es gibt<br />

kein Ablehnungsverfahren wegen Befangenheit<br />

[83]. Natürlich ist das gesetzliche Leitbild<br />

auch nicht im Werkvertragsrecht … etwa in<br />

§ 634 Abs.1 Nr.2 BGB … zu verorten, da die<br />

§§ 317ff. BGB als lex specialis vorgehen.<br />

5. Effizienz<br />

Prozedurale Sicherheiten in Gestaltung von<br />

Verfahrensgarantien sind „nicht kostenlos“<br />

[84] zu haben, sodass die Rechtsprechung<br />

gut daran tut, die §§ 317ff. BGB als „ungewöhnlich<br />

trächtige Vorschriften“ [85] zu erhalten.<br />

Sie können „als Grundmuster <strong>de</strong>r externen<br />

Leistungsbestimmung“ [86] angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n, die ein maßgeschnei<strong>de</strong>rtes ADR-<br />

Verfahren durch konfliktspezifische Regelungen<br />

ermöglichen, wie die Ausgestaltung <strong>de</strong>s<br />

Adjudikations-Verfahrens zeigt. „Letztlich<br />

schlägt wohl zugunsten <strong>de</strong>s Schiedsgutachtens<br />

aus, dass <strong>de</strong>r Praxis so ein formloses und<br />

i. d. R. zügiges wie billiges Verfahren zur Verfügung<br />

steht“ [87]. Das erkennt auch die Rechtsprechung<br />

an: Schiedsgutachten dienen <strong>de</strong>r<br />

„raschen, einfachen, fachkundigen und kostengünstigen<br />

Beilegung etwaiger Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten“<br />

[88].<br />

III. Resümee<br />

Der Justizgewähranspruch steht <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

und vertraglichen Regelung eines Adjudikations-Verfahrens<br />

nicht entgegen. Vielmehr<br />

ist <strong>de</strong>r Gesetzgeber verfassungsrecht-<br />

1128<br />

lich in <strong>de</strong>r Pflicht, <strong>de</strong>n Justizgewährleistungsanspruch<br />

für Baustreitigkeiten wie<strong>de</strong>r herzustellen,<br />

in<strong>de</strong>m ergänzend zum Bauprozess<br />

gesetzliche Adjudikations-Regelungen erlassen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein ausdifferenziertes Angebot unterschiedlicher<br />

Streitbeilegungsverfahren dient <strong>de</strong>n Bedürfnissen<br />

<strong>de</strong>r Baubeteiligten mehr als eine<br />

„Monokultur“ staatlicher Streitentscheidung,<br />

„unter <strong>de</strong>r die Freiheit zum Rechtsverzicht und<br />

zu privatautonomer Gestaltung lei<strong>de</strong>n musste“<br />

[89]. Es bleibt zu hoffen, dass <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

die Möglichkeiten eines materiellen Prozessrechts<br />

ent<strong>de</strong>ckt und <strong>de</strong>n Baubeteiligten<br />

<strong>de</strong>n „Weg aus <strong>de</strong>r Spirale <strong>de</strong>s wirtschaftlichen<br />

Unfugs“ [90] weist.<br />

BauR 2007, 1983, 1990 f.; Weick, in: FS für Coing, Bd. 2, S. 543, 560;<br />

Borowsky, ZKM 2/2007, 54, 54; Roquette/Otto, Vertragsbuch, C. II. 5.<br />

Rdnr. 218; Hammacher/Erzigkeit/Sage, Mediation, S.14; Hammacher,<br />

DS 2010, 16, 19, Wagner, NZBau 2001, 169, 171; Schlehe, DS<br />

2010, 10, 11; Lembcke, WiRO 2006, 321, 323 f.; Lembcke, NZBau<br />

2007, 273, 276; wohl auch Brei<strong>de</strong>nbach, in: Greger/Unberath, S.27,<br />

28; Risse, in: Nicklisch, S.169, 179; Mahnken, BauR 2007, 1994,<br />

2000; Voit, in: Musielak, ZPO, §1025 Rdnr. 20; Schulze-Hagen, IBR<br />

2009, 55, 55; Leonhard, BB-Beil. 1999, 27, 13, 16.<br />

[76] BGH, Urteil v. 27.11. 2003 … VII ZR 53/03 …, Juris, Rdnr. 66 =<br />

BGHZ 157, 102, 102ff. Für das Materialprüfverfahren nach §18 Nr.4<br />

VOB/B vgl. OLG Celle, Urteil v. 26.1.1995 … 14 U 48/94 …, NJW-RR<br />

1995, 1046, 1046; Kainz, BauSV 3/2008, 54, 54. Vgl. auch Kniffka/<br />

Koeble, Kompendium, 1 Rdnr.19 f.; Roquette, in: IBB, S.97, 103;<br />

Koeble, BauR 2007, 1116, 1117 f.<br />

[77] OLG Hamburg, Urteil v. 20. 9.1994 … 7 U 154/93 …, IBR 1998,<br />

175, 175; LG Hamburg, Urteil v. 8.7.1993 … 302 O 310/92 … (unveröffentlicht);<br />

Eschenbruch, in: <strong>de</strong>rs./Racky, Rdnr. 327.<br />

[78] BGH, Urteil v. 19. 6.1975 … VII ZR 177/74 …, Juris, Rdnr.13 = WM<br />

1975, 1043, 1043; ferner BGH, Urteil v. 11. 3.1982 … III ZR 171/80 …,<br />

MDR 1982, 828, 828; OLG Frankfurt, Urteil v. 25. 8.2006 … 19 U 54/<br />

06 …, Juris, Rdnr. 26; OLG Sachsen-Anhalt, Urteil v. 10.11.1999 … 6 U<br />

40/99 …, Juris, Rdnr.18 = OLG-NL 2001, 188, 188; OLG Nürnberg,<br />

Urteil v. 28. 7.1994 … 8 U 3805/93 …, Juris, Rdnr. 25 = NJW-RR 1995,<br />

544, 544; OLG Hamm, Urteil v. 16.10. 2006 … 17 U 30/06 …, Juris<br />

Rdnr. 73 = ZfB 2007, 61, 61 ff.<br />

[79] BGH, Urteil v. 4.6.1981 … III ZR 4/80 …, Juris, Rdnr.17 = ZIP<br />

1981, 1097, 1097; ferner BGH, Urteil v. 17. 5.1967 … VIII ZR 58/66 …,<br />

Juris, Rdnr. 28 = BGHZ 48, 25, 25 ff.<br />

[80] OLG Düsseldorf, Urteil v. 21.12. 2006 … I-6 U 228/05 …, Juris,<br />

Rdnr. 26 = IBR 2008, 485 (m. Anm. Lembcke) „Rein materiell-rechtlich“,<br />

vgl. VG Sigmaringen, Urteil v. 11. 5. 2006 … 8 K 889/04 …, Juris,<br />

Rdnr. 34.<br />

[81] Ballhaus, in: RGRK BGB, §317 Rdnr. 20.<br />

[82] BGH, Urteil v. 9.7.1981… VII ZR 139/80 …, Juris, Rdnr. 26 =<br />

BGHZ 81, 229, 229 ff.<br />

[83] RG, Urteil v. 21. 8.1936 … II 154/36 …, RGZ 152, 201, 201 ff.;<br />

BGH, Urteil v. 6. 6.1994 … II ZR 100/92 …, NJW-RR 1994, 1314 (Ls.);<br />

OLG München, Urteil v. 9.1. 2008 … 20 U 3478/07 …, IBR 2008, 301<br />

(m. Anm. Lembcke); OLG Hamm, Urteil v. 16.10. 2006 … 17 U 30/<br />

06 …, Juris Rdnr. 73 = ZfB 2007, 61, 61; Rieble, in: Staudinger (2004),<br />

§317 Rdnr. 44.<br />

[84] Wagner, Prozessverträge, S. 678.<br />

[85] Bötticher, Gestaltungsrecht, S.17. Ferner Borowsky, Schiedsgutachten,<br />

S.185.<br />

[86] Joussen, Schlichtung als Leistungsbestimmung, S.33.<br />

[87] Borowsky, Schiedsgutachten, S. 85 f.<br />

[88] OLG Hamm, Urteil v. 16.10. 2006 … 17 U 30/06 …, Juris Rdnr. 73<br />

= ZfB 2007, 61, 61 ff.<br />

[89] Hoffmann-Riem, ZRP 1997, 190, 191; Gottwald, WM 1998,<br />

1257, 1257 ff. und 1264; Katzenmeier, JZ 2001, 922, 922. Ferner<br />

BVerfG, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, Os. 1a = NJW-<br />

RR 2007, 1073, 1073.<br />

[90] Kniffka, BauR 2006 1549, 1552.

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