Highlight auf werner-baurecht.de:
Highlight auf werner-baurecht.de:
Highlight auf werner-baurecht.de:
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BauR 8/2010 LEMBCKE<br />
kreten Fall rechtens ist [25], insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>ren<br />
Gesetzesanwendung“ [26]. Vor diesem<br />
Hintergrund ist beispielsweise innerhalb <strong>de</strong>s<br />
Verwaltungsverfahrens kein rechtliches Gehör<br />
zu gewährleisten [27].<br />
Aus <strong>de</strong>m Rechtsstaatsprinzip quellen ferner<br />
das Gebot <strong>de</strong>r ausreichen<strong>de</strong>n Rechtswegund<br />
Rechtsmittelklarheit [28], das Gebot <strong>de</strong>s<br />
fairen Verfahrens [29], das Gebot <strong>de</strong>r prozessualen<br />
Waffengleichheit [30] sowie das Gebot<br />
<strong>de</strong>r Distanz und Neutralität <strong>de</strong>s Richters [31].<br />
Diese Gerichtsverfahrensgarantien müssen<br />
innerhalb eines Adjudikations-Verfahrens vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s Rechtsstaatsprinzips<br />
nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Gleichwohl hat<br />
sich <strong>de</strong>r DBGT für die Gewähr rechtlichen<br />
Gehörs (Empfehlung 1. e) und eine mündliche<br />
Verhandlung als Regelfall sowie einen<br />
Ortstermin (Empfehlung 1. g) ausgesprochen.<br />
2. Kein verfassungsrechtliches Verbot<br />
gesetzlicher, außergerichtlicher Streitbeilegungsverfahren<br />
Der Justizgewährleistungsanspruch verbietet<br />
nicht die gesetzliche Regelung außergerichtlicher<br />
Streitbeilegungsverfahren [32]. Der Gesetzgeber<br />
darf außergerichtliche Streitbeilegungsverfahren<br />
sogar obligatorisch vorschreiben<br />
[33]. Außergerichtliche Streitbeilegungsverfahren<br />
sind „auch in einem Rechtsstaat<br />
grundsätzlich vorzugswürdig gegenüber<br />
einer richterlichen Streitentscheidung“ [34].<br />
Die Schaffung zivilrechtlicher Vollstreckungstitel<br />
ist ohnehin nicht bei <strong>de</strong>n Gerichten monopolisiert<br />
(§ 794 Abs.1 Nr.5 ZPO) [35], sodass<br />
auch innerhalb eines ADR-Verfahrens<br />
ein vollstreckungsfähiger Titel ergehen könnte.<br />
Privaten darf jedoch kein grundrechtswidriger<br />
Zwang übertragen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nicht gerichtlich<br />
angreifbar ist, sodass gegen eine<br />
Vollstreckung durch private Personen staatliche<br />
Rechtmittel zur Verfügung stehen müssen<br />
(Art.1 Abs. 3 GG) [36]. Nur die Regelung<br />
eines nicht überprüfbaren Adjudikations-<br />
Spruches wäre verfassungswidrig [37]. Das<br />
staatliche Gerichtsverfahren darf also nicht<br />
durch ein ADR-Verfahren substituiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Empfehlungen <strong>de</strong>s DBGT sind daher im<br />
Vergleich zum verfassungsrechtlich Zulässigen<br />
noch sehr mo<strong>de</strong>rat. Es soll we<strong>de</strong>r ein voll-<br />
1124<br />
streckbarer Titel ergehen, noch sollen <strong>de</strong>n Beteiligten<br />
Einwendungen unter Zuhilfenahme <strong>de</strong>r<br />
staatlichen Gerichtsbarkeit versagt wer<strong>de</strong>n.<br />
3. Gesetzliche Adjudikation verfassungsrechtlich<br />
geboten?<br />
Gerichtsentscheidungen müssen nach <strong>de</strong>m<br />
Justizgewähranspruch in angemessener Zeit<br />
ergehen [38] … auch das Gebot <strong>de</strong>s effektiven<br />
Rechtsschutzes quellt aus <strong>de</strong>m Justizgewähranspruch.<br />
Insoweit orientiert sich die<br />
Angemessenheit an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r<br />
Parteien [39]. In Bausachen steht insbeson<strong>de</strong>re<br />
während <strong>de</strong>r Projektabwicklung die<br />
Schnelligkeit <strong>de</strong>r Entscheidung im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Zum Justizgewähranspruch gehört<br />
auch, dass die Ergebnisse für die Bürger vorhersehbar<br />
sind. Rechtssicherheit ist in staatlichen<br />
Bauprozessen nicht mehr gegeben, da<br />
die Verfahrensergebnisse unkalkulierbar [40]<br />
[25] BVerfG, Urteil v. 28.11.1957 … 2 BvL 11/56 …, BVerfGE 7, 183,<br />
188 f.; BVerfG, Urteil v. 8. 2.2001 … 2 BvF 1/00 …, BVerfGE 103, 111,<br />
137 f.<br />
[26] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />
Rdnr. 38.<br />
[27] Kunig, in: v. Münch, GG, Art.103 Rdnr. 5; Kunig, Rechtsstaatsprinzip,<br />
S. 373; Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rdnr.1187; Mau<strong>de</strong>r,<br />
Anspruch <strong>auf</strong> rechtliches Gehör, S.22; Lembcke, NVwZ 2008, 42,<br />
45.<br />
[28] BVerfG, Beschluss v. 9. 8.1978 … 2 BvR 831/76 …, BVerfGE 49,<br />
148, 164; BVerfG, Beschluss v. 25. 3.1981 … 2 BvR 1258/79 …, BVerf-<br />
GE 57, 9, 22; BVerfG, Beschluss v. 7.7.192 … 2 BvR 1631/90, 2 BvR<br />
1728/90 …, BVerfGE 87, 48, 65; BVerfG, Beschluss v. 30. 4. 2003 … 1<br />
PBvU 1/02 …, BVerfGE 107, 395, 416 f.<br />
[29] BVerfG, Beschluss v. 14. 5.1985 … 1 BvR 370/84 …, BVerfGE 69,<br />
381, 385; BVerfG, Beschluss v. 11.10.1994 … 1 BvR 1398/93 …,<br />
BVerfGE 91, 176, 181.<br />
[30] BVerfG, Beschluss v. 19. 6.1973 … 1 BvL 39/69, 1 BvL 14/72 …,<br />
BVerfGE 35, 263, 279; BVerfG, Beschluss v. 25. 7.1979 … 2 BvR 878/<br />
74 …, BVerfGE 52, 131, 144.<br />
[31] Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 48, VII Art 20<br />
Rdnr.135.<br />
[32] Ronellenfitsch, DöV 2010, 373, 373ff.<br />
[33] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2.2007 … 1 BvR 1351/01 …, NJW-RR<br />
2007, 1073, 1073.<br />
[34] BVerfGE, Beschluss v. 14. 2. 2007 … 1 BvR 1351/01 …, Juris<br />
Rdnr. 35 = NJW-RR 2007, 1073, 1073 ff.<br />
[35] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />
Rdnr. 56.<br />
[36] Hillgruber, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 51, Art. 92<br />
Rdnr. 88.<br />
[37] Lembcke, IBR 2007, 1189, Rdnr. 31 … nur online.<br />
[38] Grzeszick, in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Lfg. 48, VII Art 20<br />
Rdnr.139.<br />
[39] BVerfG, Beschluss v. 11.12. 2000 … 1 BvR 661/00 …, NJW 2001,<br />
961, 961 f.<br />
[40] Vygen, in: FS für Werner, S.1 (1, 12 und 16); Vygen/Joussen,<br />
Bauvertragsrecht, Rdnr. 3437; Vygen, in: Vygen/Schubert/Lang, I,<br />
Rdnr. 383; Wagner, BauR 2004, 221, 222; Werner/Pastor, Der Bauprozess,<br />
Rdnr. 568; Risse/Wagner, in: Haft/Schlieffen, § 23 Rdnr. 31;<br />
Duve, Streitregulierung, S.49 f.; Hammacher, BauSV 1/2008, 48, 49;<br />
Jung/Lauenroth/Wagner, ZfIR 2008, 813, 817 f.; Schrö<strong>de</strong>r/Ger<strong>de</strong>s/<br />
Teubner-Oberheim, in: Kapellmann/Vygen, S. 81, 84. Dieses hat sich<br />
durch die ZPO-Reform noch verschlimmert, vgl. Kraus, in: Haft/<br />
Schlieffen, §22 Rdnr.1. Aus Sicht <strong>de</strong>r Berufshaftpflichtversicherer,<br />
vgl. Kuhn, in: IBB, S.77, 79. Für Schiedsgerichtsverfahren, vgl. Lachmann,<br />
Handbuch, Rdnr.173; Wunschel, in: FS für Kochendörfer,<br />
S.246, 247.