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Nr. 23/2007 - Wald-Oberschule

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Wenn ich einmal reich wär’<br />

Wenn ich einmal reich wär<br />

Wenn ich einmal reich war´, deidel,<br />

didel, deidel, digge, digge, deidel,<br />

didel, dim, alle Tage wär ich biddy<br />

bum, wäre ich ein reicher Mann.<br />

Brauchte nicht zur Arbeit, deidel,<br />

deidel...<br />

Ich bau den Leuten dann ein Haus vor<br />

die Nase, hier in die Mitte unserer<br />

Stadt, mit festem Dach und Türen aus<br />

geschnitztem Holz. Da führt ´ne<br />

lange, breite Treppe hinauf, und noch<br />

eine läng´re führt hinab. Ja, so ein<br />

Haus, das wär´ mein ganzer Stolz!<br />

Mein Hof wär´ voll von Hühnern,<br />

Gänsen und Enten und was da sonst<br />

noch kräht und schreit. Alles quakt<br />

und schnattert, so laut es kann. Das<br />

ist ein quak, kikerikie....wär das ein<br />

Spektakel weit und breit! Und jeder<br />

hört, hier wohnt ein reicher Mann.<br />

Mein Weib stolziert herum, beladen<br />

mit Geschmeide und aufgedonnert<br />

wie ein Pfau. Sie zu sehen ist eine<br />

wahre Pracht. Die feinsten<br />

Delikatessen lässt sie sich servieren,<br />

spielt sich auf als „Gnäd´ge Frau!,<br />

scheucht das Personal bei Tag und<br />

Nacht.<br />

Die allerhöchsten Herren bitten mich<br />

um meinen Rat, und sie würden mich<br />

bewundern wie einst König Salomo:<br />

„Du bist klug, Reb Tevje! Ein Genie,<br />

Reb Tevje!“ Und mein Urteil wär für<br />

sie das A und O.<br />

Es wär´ ganz egal, ob ich denen<br />

richtig rate oder falsch – wenn man<br />

reich ist, gilt man auch als Klug.<br />

Ich hätte Zeit und könnte endlich zum<br />

Beten oft in die Synagoge gehen. Ein<br />

Ehrenplatz dort wäre mein schönster<br />

Lohn! Mit den<br />

Gelehrten diskutiert´ ich die Bibel, so<br />

lange, bis wir sie verstehn. Ach, das<br />

wünschte ich mir immer schon!<br />

Wenn ich einmal reich wär´, deidel,<br />

didel....<br />

Herr Du schufst den Löwen und das<br />

Lamm, sag, warum ich zu den<br />

Lämmern kam!<br />

Wär´es wirklich gegen deinen Plan,<br />

wenn ich wär ein reicher Mann.<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong><br />

Informationen aus der Schule für Eltern,<br />

Lehrer, Schüler und Ehemalige<br />

Der Autor:<br />

Scholem Alejchem (1859-1916), eigentlich Schalom Rabinowitsch,<br />

aus der Ukraine stammend, wanderte 1905 in die<br />

Schweiz und dann nach Amerika aus. Bereits mit einundzwanzig<br />

Jahren Rabbiner, begründete er mit lebensnahen Milieu-<br />

Romanen seinen Ruf als größter Humorist der jiddischen<br />

Literatur. Die von ihm geschaffenen Charaktere aus allen<br />

Schichten des jüdischen Volkes Osteuropas haben geradezu<br />

metaphorische Bedeutung erlangt.<br />

Jahrgang 3 / Ausgabe <strong>23</strong><br />

Juni <strong>2007</strong><br />

EINE NÄHMASCHINE ZUM ÜBERLEBEN.<br />

DAS MUSICAL ANATEVKA AUF DER WALDSCHULBÜHNE<br />

Das Musical für Leser: Scholem Alejchem: "Tewje, der Milchmann". Roman. Aus dem Jiddischen<br />

übersetzt von Armin Eidherr. Manesse Verlag, Zürich 2002. 348 S., geb., 19,90 €<br />

Aufführungen von ANATEVKA gab es am:<br />

Donnerstag, den 31. Mai <strong>2007</strong><br />

Freitag, den 1. Juni <strong>2007</strong><br />

Dienstag, den 5. Juni <strong>2007</strong><br />

jeweils um 19.00 Uhr in der Aula der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong>.


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 2<br />

Szenenfotos I: Leben in Anatevka


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 3<br />

Szenenfotos II: Leben in Anatevka


Hauptdarsteller:<br />

Chor:<br />

Orchester:<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 4<br />

Tevje, Milchmann Robert Gaudin<br />

Golde, seine Frau Jill-Joanna Büttgen<br />

Die Akteure<br />

Zeitel, Hodel, (Töchter) Josefine Wegenstein, Maria Bohlmann<br />

Chava, Sprintze (Töchter) Michaela Crone, Florentina Fien<br />

Dwoscha, Bielke, (Töchter) Angelika Vogt , Sanibel Wegenstein,<br />

Jente (Hochzeitsvermittlerin) Leonie Salzmann<br />

Mottel (ein armer Schneider) Roland Vogt<br />

Schandel, (seine Mutter) Svenja Hubmann<br />

Perchik (Student aus Kiew) Alexander Schulz<br />

Lazar Wolf (Schlachter) Georg Raddatz<br />

Motschach, (Wirt) Yunus Hueck<br />

Rabbi Matthias Budzinski<br />

Mendel, (sein Sohn) Andre Dominikus<br />

Nachum, (Bettler) Andre Dominikus<br />

Awram, (Buchhändler) Jakob Schründer<br />

Oma Zeitel (Geist) Michaela Crone<br />

Fruma-Sara (Geist) Julia Nentwich<br />

Wachtmeister Marcel Schildberg<br />

Fedja (ein junger Mann) Leo Schulenburg<br />

Katharina Anders, Desna Bayar, Maria Bohlmann, Jill-Joanna Büttgen, Michaela Crone, Andre<br />

Dominkus, Lena Drozak, Robert Gaudin, Svenja Hubmann, Yunus Hueck, Anika Kornauke, Julia<br />

Krol, Deborah Meding, Julia Nentwich, Natalia Pieton, Georg Raddatz, Leonie Salzmann, Marcel<br />

Schildberg, Thekla Schmidt, Leonie Schöppach, Angela Scholten, Leo Schulenburg, Saskia<br />

Stolarsky, Lara Thomaschewsky, Angelika Vogt, Roland Vogt, Antonia Weber, Josefine<br />

Wegenstein, Sanibel Wegenstein<br />

außerdem Schülerlnnen und Schüler der Klasse 2c der Heinz-Galinski-Grundschule mit<br />

ihrem Musiklehrer Igor Ginzburg<br />

Flöten: Tashina von Königsmarck, Janina Herrmann, Gino Torsello,<br />

Klarinetten: Laura Baumgardt, Matthias Budzinski (Sopran-Sax)<br />

Fagott (Kbd) Benno Bings<br />

Saxophone: Erik Braden, Clarissa Hohenwald, Cornelius Jopke<br />

Keyboard (Trp): Lea Hiltmann<br />

Gitarren: Katharina Altena, Inan Erdogan, Simon Luck, Fabian Vogel<br />

Akkordeon / Cymbal: Daniel Bucurescu<br />

Percussion: Florian Meißner, Dominik Bochatz<br />

Geigen: Laura Nitschke, Martin Rundfeldt, Hannah Sauer , Asin Emig, Birgitt Vogt<br />

Cello/Kb Christiane Rundfeldt, Till Schomburg, Leo Sagurna


„Wenn ich einmal reich wär, …“ jaja. So singt unser Tevje sein<br />

Lied und träumt dabei von ein bisschen mehr Wohlstand für<br />

sich, seine Frau Golde und seine sechs wunderschönen Töchter.<br />

Doch der Milchmann Tevje, der in dem kleinen ukrainischen<br />

Dörfchen Anatevka in einer Gemeinschaft von anderen Juden<br />

zusammen lebt, kann nur von Reichtum singen, denn davon<br />

alleine kommt das Geld leider nicht zu ihm. Dabei hätte unser<br />

Tevje es doch mehr als verdient, ein kleines Vermögen zu<br />

haben, schließlich ist er ein guter Mensch und Jude, ist<br />

freundlich und humorig, nimmt das Leben lieber von der<br />

Sonnenseite und vor allem pflegt er die jüdischen Traditionen<br />

gewissenhaft. Das ganze Dörfchen Anatevka ist ohnehin ein sehr<br />

traditionsbewusster Haufen liebenswürdiger Menschen, die<br />

untereinander friedlich zusammenleben. Da scheint es doch<br />

selbstverständlich zu sein, dass Tevje, als seine drei ältesten<br />

Töchter in heiratsfähiges Alter kommen, die Heiratsvermittlerin<br />

Jente um Rat fragt, ob sie nicht einen geeigneten Ehemann für<br />

seine älteste Tochter Zeitl wüsste (nebenbei dürfte der<br />

selbstverständlich auch gerne etwas betuchter sein…). Und<br />

natürlich wird er nicht enttäuscht, unsere Jente hat doch bisher<br />

für jede den richtigen Mann gefunden.<br />

Aber halt, ist der auserkorene Fleischer Lazar Wolf wirklich der<br />

Richtige für Zeitel, oder hat die ihre Liebe schon in jemand<br />

anderem gefunden? Und was wird wohl aus den zwei anderen<br />

Töchtern Hodel und Chava, schließlich möchten Tevje und seine<br />

Frau Golde ihre Kinder nur in den besten Händen wissen. War da<br />

nicht noch dieser Lehrer aus Kiew, Perchik, der so rebellisch,<br />

verwegen und charmant auf Hodel, die Zweitälteste, gewirkt<br />

hat? Doch wie das Leben so ist, kommt alles ganz anders, als<br />

sich unser lebenslustiger Milchmann das vorgestellt hat. Zu<br />

seinen Familienplanungssorgen und dem Sich-Auflehnen seiner<br />

Töchter gegen die guten alten Traditionen gesellt sich etwas<br />

viel Schlimmeres: Die Judenvertreibung im zaristischen Russland<br />

beginnt. Was das bedeutet, müssen die friedlichen<br />

Dorfbewohner am eigenen Leibe erfahren, als Tevje von dem<br />

ihm wohlgesonnenen Wachtmeister mitgeteilt wird, dass „eine<br />

kleine Demonstration“ befohlen wurde. Wie endet wohl die<br />

Geschichte, wer heiratet wen und welche Chancen haben<br />

Tevje, seine Familie und alle anderen Dorfbewohner gegen die<br />

stetig wachsende Judenfeindlichkeit?<br />

Sie werden es erleben, im Musical über unser „trauriges,<br />

fröhliches Anatevka“…<br />

(Tashina v. Königsmarck)<br />

Trialog der Kulturen, ein Auszug aus den Leitlinien für den<br />

Schulwettbewerb<br />

Das religiös und kulturell vielfältige Miteinander in Deutschland<br />

und Europa bietet Chancen, kann aber auch Ursache für<br />

Konflikte mit interkulturellem Hintergrund sein. Diese Konflikte<br />

offenbaren eine wechselseitige Verunsicherung über Denkweisen<br />

andersgläubiger Mitbürger. Der Zusammenhalt der<br />

Gesellschaften Europas gelingt aber nur durch gegenseitiges<br />

Verständnis füreinander. Dabei spielt das<br />

Verständigungspotenzial der drei Kulturen Judentum,<br />

Christentum und Islam, die in ihrer Vielfalt das gemeinsame<br />

kulturgeschichtliche Erbe Europas und damit auch die<br />

„europäische“ Identität prägen, eine ebenso wichtige Rolle, wie<br />

die Fähigkeit des Einzelnen, mit religiösen und kulturellen<br />

„Unterschieden“ umzugehen. Da der Aufbau dieser<br />

interkulturellen Kompetenz pädagogisch möglichst früh<br />

ansetzen sollte, richtet die Herbert-Quandt-Stiftung einen Teil<br />

ihrer Arbeit im Themenfeld "Trialog der Kulturen" auf die<br />

Schulen aus.<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 5<br />

Aus dem Programmheft: Anmerkungen zu unserem Musical<br />

Der jüdische Witz nimmt in der Weltliteratur eine<br />

Sonderstellung ein. Er ist tiefer, bitterer, schärfer, vollendeter,<br />

dichter, und man kann sagen, dichterischer als der Witz anderer<br />

Völker. Ein jüdischer Witz ist niemals Witz um des Witzes<br />

willen, immer enthält er eine religiöse, politische, soziale oder<br />

philosophische Kritik.<br />

Zwei Juden im Bahnabteil. Der eine stellt sich vor: "Gestatten<br />

Sie, Mandelbaum." "Mandelbaum, Mandelbaum", sagt sein<br />

Gegenüber nachdenklich. "Warten Sie, der Name kommt mir so<br />

bekannt vor... Sagen Sie, sind Sie nicht so ein kleiner Dicker mit<br />

einer Glatze und einem roten Spitzbärtchen?"<br />

Tevje, der Milchmann – die literarische Grundlage<br />

Scholem Rabinowitsch (1859-1916) veröffentlichte bereits<br />

zwischen 1880 und 1883 Texte in der Petersburger Zeitung " Das<br />

jiddische Volksblatt" unter dem Namen Scholem Alejchem. In<br />

seinen Werken verdeutlicht Scholem Alejchem die<br />

ökonomischen, sozialen und kulturellen Umbrüche für die Juden<br />

in Osteuropa und auch die für die Juden, die in die Vereinigten<br />

Staaten von Amerika auswanderten.<br />

Mit seinem Werk "Tewje der Milchmann" schuf er die literarische<br />

Grundlage für das 1964 entstandene Musical "Anatevka". Seine<br />

Werke über und für das einfache Volk begeisterten viele<br />

Menschen, gerade weil er auf jiddisch schrieb, dass vorher nur<br />

als ungeliebter Umgangston galt.<br />

"Tewje der Milchmann" beinhaltet acht Geschichten aus dem<br />

Leben Tewjes, der seine Familie durch seine Arbeit als<br />

Milchmann ernährt. Die Handlung des Romans spielt um das Jahr<br />

1905, kurz vor der Russischen Revolution, in den kleinen Dörfern<br />

Masepowka, Jehupez, Bojberik und Anatevka. Das Musical heißt<br />

also höchstwahrscheinlich „Anatevka“, weil der Name dieses<br />

Dorfes schöner klingt als die anderen, denn Tewje lebt<br />

zusammen mit seiner Frau Golde und seinen fünf Töchtern in<br />

Bojberik und demnach müsste das Musical „Bojberik“ heißen.<br />

Tewje ist auf dem Gebiet der Tora, des Talmuds und des<br />

Midraschs (Auslegung religiöser Texte) sehr gebildet und findet<br />

für sehr viele Lebenssituationen einen passenden Vers aus<br />

diesen drei Texten.<br />

Die einzelnen Kapitel des Romans erschienen zuerst in Briefform<br />

zwischen 1894–1916. 1924 wurde die erste Buchausgabe auf<br />

Jiddisch in New York herausgegeben.<br />

In dem Roman beliefert Tewje in Bojberick reiche Sommergäste<br />

aus Jehupez mit Milch, Butter und Käse. Er ist mit dem<br />

täglichen Broterwerb beschäftigt und mit einem gottgefälligen<br />

Leben. Wie im späteren Musical hat die Originalgestalt vilele<br />

Töchter und entsprechend viele Schwierigkeiten mit ihnen.<br />

So heiratet Chave hier einen Christen und Sprinze wird ohne<br />

Mann schwanger und nimmt sich das Leben. Bejlke macht eine<br />

gute Partie mit einem reichen Fabrikanten, der sich seines<br />

Schwiegervaters schämt und ihn mit viel Geld zu einer Reise auf<br />

Nimmerwiedersehen nach Palästina schickt. Das<br />

Gottesvertrauen Tewjes richtet ihn aber immer wieder auf.<br />

Das Musical zeigt natürlich nur Ausschnitte aus der langen<br />

Romanhandlung, vieles bleibt unerwähnt, anderes wird<br />

abgeändert.Dank des Musicals Anatevka (UA 1964), gelangte<br />

Scholem Alejchem in den 1960er Jahren zu hoher Popularität.<br />

(Svenja Hubmann)<br />

Scholem Alejchems "Tewje, der Milchmann" ist seit den sechziger Jahren<br />

durch das Musical "Anatevka" international bekannt geworden.


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 6<br />

Die Regisseure in Aktion. Fotonotizen von der Generalprobe


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 7<br />

Das Orchester und der Dirigent bei der Generalprobe


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 8<br />

Faszinierte Zuschauer. Fotonotizen von der Generalprobe


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 9<br />

Aus dem Programmheft: Anmerkungen zu unserem Musical<br />

Der Heiratsvermittler<br />

Der wichtige Nabel der Heiratsangelegenheiten ist der Heiratsvermittler oder Shadkhen, eine Gestalt von<br />

beträchtlicher Wichtigkeit, und innerhalb des Städtchens - sowie in fernen Orten, in die sein Ruf gelangte-<br />

ist er auch ein Held von unzähligen Scherzen und nahezu ohne irgendwelche ernsthafte Nachrufe .Sein<br />

kleines angegriffenes Buch, in dem ganze Einzelheiten über alle zu Verheiratenden enthalten sind, ist das<br />

soziale Register des Städtchens.<br />

Bis zu einem gewissen Grad ist er ein sozialer Schiedsrichter, indem er den Status seines Klienten durch die<br />

Auswahl seiner Kandidaten definiert. Indem er mit seinem geübten Auge die Aussichten überprüft, wird er<br />

die Möglichkeit „einer wundervollen Partie“ erkennen und erwägen: „Wie kriegen wir nur die Katze über<br />

Wasser?“ Ein wirklich geübter Shadkhen kann „zwei Steine zusammenführen“. Ob er nun bescheiden seine<br />

Aktivität auf ein Städtchen begrenzt oder ein unaufhaltsamer Wanderer zwischen Städtchen und Stadt ist,<br />

greift er eine Reihe von Geschwätz und Information auf, was ihn sowohl willkommen als auch gefürchtet<br />

macht. Selbst Familien, die sich sehr gut kennen, lassen sich von ihm helfen, um eine Heirat zu<br />

arrangieren, und sein Verhältnis zu seinem bevorzugten Klienten „ist nicht nur eine Geschäftsaffäre“.<br />

(Tashina v. Koenigsmarck)<br />

Die jüdische Hochzeit (Chatuna)<br />

Wenn sich zwei Juden füreinander entschieden haben und entschlossen sind sich zu heiraten, wird die<br />

Hochzeit folgendermaßen zelebriert:<br />

Die Braut wird von den beiden Müttern oder ihren Freundinnen, der Bräutigam von den beiden Vätern oder<br />

seinen Freunden unter die Chuppa (einen Baldachin) geführt. Nach zwei Segenssprüchen trinkt man<br />

gemeinsam aus einem Becher Wein. Dann folgt die Trauung: Der Bräutigam steckt der Braut einen Ring an<br />

den Zeigefinger und spricht die Trauungsformel: „Durch diesen Ring sei mir geheiligt nach dem Gesetz<br />

Moses und Israels.“ Anschließend verliest man den Heiratsvertrag (Ketbba), meist in aramäischer Sprache,<br />

was heute nicht mehr der Realität entspricht, worin die Rechte der Frau geregelt werden. Sie hat Anspruch<br />

auf standesgemäße Ernährung, Kleidung usw. Das eingebrachte Vermögen der Frau bleibt ihr Eigentum.<br />

Festgelegt werden auch ihre Rechte für den Scheidungsfall (der hoffentlich nie eintrifft) und ihre<br />

Witwenschaft. Der Ehevertrag wird beschlossen, indem über einem Kelch sieben Segenssprüche gesungen<br />

werden, die Gott preisen, der Braut und Bräutigam erschaffen und um sie das Band der Liebe geschlungen<br />

hat. Danach trinken Braut und Bräutigam nochmals gemeinsam aus einem Becher Wein. Als Erinnerung an<br />

die Zerstörung des Tempels wird aber auch immer ein Glas zertreten.<br />

(Tashina v. Koenigsmarck)<br />

Tontechnik: Manuel Kotlarski, Dominik Znanewitz<br />

Lichttechnik: Kai Rölecke<br />

Bühnentechnik: Christian Oertel, Alex Fabisch, Kenny Schulze-Pätzold<br />

Maske: Schülerinnen des 12. Jahrgangs<br />

Kartenverkauf: Schülerinnen des Chorkurses<br />

Plakate und PR: Frank Rundfeldt, Helene Skladny<br />

Programmheft: Erik Braden, Svenja Hubmann, Tashina v. Koenigsmarck, Frank Rundfeldt, Jakob Schründer u.a.<br />

Bühnenbild: Bühnenbild-AG unter Leitung von Frau Skladny<br />

Sevil Asci, Ellina Berenzon, Flor Birkner, Diana Chingarieva, Julia Dyballa, Leonie Gizinski, Kim Kandeler, Julia Nieke,<br />

Christopher Rodenwald, Sarah Schmerbeck, Gianna Scholten, Jola Vogler, Jana Zaman, Antonia Zunolli<br />

Stimmbildung Solisten: Gabriela Brandt-Elge, Birgitt Vogt<br />

Chorleitung und Chorarrangements: Gabriela Brandt-Elge<br />

Orchesterleitung und Arrangements: Frank Rundfeldt<br />

Regie: Jutta Loch<br />

Co-Regie: Christine Dietrich, Günther Maschke<br />

Gesamtleitung: Frank Rundfeldt


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 10<br />

Szenenfotos III


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 11<br />

Szenenfotos IV


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 12<br />

Szenenfotos V<br />

Aus dem Programmheft: Anmerkungen zu unserem Musical<br />

Kleiner Grundkurs Jiddisch<br />

Das jiddische Sprachidiom ist im Mittelalter entstanden,<br />

als die askenasischen Juden über die jetzigen Ostblockstaaten<br />

in den deutschsprachigen Raum einwanderten. Es<br />

ist eine Verbindung der Mittelhochdeutschen Sprache mit<br />

russischen, rumänischen und hebräischen Worten.<br />

Viele jiddische aber auch hebräischen Worte sind in<br />

unseren deutschen Sprachgebrauch übernommen worden.<br />

Hier einige Beispiele<br />

Betucht Altertümlich für viele Tücher besitzen und<br />

nicht frieren müssen<br />

Bammel über das Jiddische (furchtsamer Mensch) aus<br />

dem Hebräischen baal = Herr und ema = Angst.<br />

Beisel, Beize Kneipe; über das Jiddische bajis (Haus) ins<br />

Deutsche, insbesondere in den österreichischen<br />

Sprachgebrauch übernommen.<br />

Chuzpe Frechheit, Dreistigkeit<br />

Ganove Dieb, vom Hebräischen gannav<br />

Haberer Das - besonders in Österreich um Wien -<br />

gebräuchliche Wort "Haberer" (dt. Kumpel) kommt über<br />

das Jiddische aus dem Hebräischen vom Wort chaver<br />

(=Freund, Kumpel) plural: chaverim (=Freunde).<br />

Hals- und Beinbruch Hals- und Beinbruch ist eine Verballhornung<br />

und stammt aus dem hebräischen hazlacha<br />

uwracha (= "Erfolg und Segen"). Dieser Glückwunsch<br />

wurde von Juden beim Abschluss eines Geschäfts in der<br />

jiddischen Form hazloche und broche ausgesprochen und<br />

von deutschsprachigen Zuhören als Hals- und Beinbruch<br />

verstanden.<br />

Kaff Das im Deutschen in manchen Regionen gebräuchliche<br />

Wort für "unbedeutendes, kleines Dorf, in dem<br />

nichts los ist" kommt über das Jiddische vom hebräischen<br />

Wort kafar bzw. kefar (= "Dorf").<br />

Sabbat (shabbath) Aus dem hebräischen Schabbat wurde<br />

über das volksgriechische Sambaton der deutsche Samstag.<br />

Maloche Schwerstarbeit. Das hebräische Ausgangswort<br />

hat die Bedeutung "Arbeit". Gebräuchlich vor allem im<br />

Ruhrdeutschen.<br />

Massel mazel (= Glück).<br />

Meschugge Das jiddische Wort für "verrückt" geht auf<br />

das hebräische meshuga zurück, das hin und her schwankend<br />

bedeutet.<br />

Mies miuss (= Ekel).<br />

Mischpoke Familie, Gesellschaft, Bande hebräisch<br />

mischpacha<br />

Pleitegeier Der Pleitegeier leitete sich vom hebräischen<br />

Wort pleta (Flucht) und dem deutschstämmigen Wort<br />

"gehen" ab.<br />

Die feststehende jiddische Wendung plajte gajen bedeutete<br />

ursprünglich 'auf die Flucht gehen/fliehen"; der<br />

plajte-gajer war derjenige, der auf die Flucht ging.<br />

Reibach Das Wort Reibach kommt von rewah und<br />

bedeutet "Gewinn".<br />

Frank Rundfeldt


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 13<br />

Applaus, Applaus!


Informationen<br />

aus der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

für Eltern, Schüler, Lehrer<br />

und Ehemalige<br />

<strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong>/Gymnasium<br />

<strong>Wald</strong>schulallee 95<br />

14055 Berlin<br />

fon. 030-90 292 6930<br />

fax. 030-90 292 6925<br />

mail:<br />

waldoberschule@t-online.de<br />

Webauftritte:<br />

www.waldoberschule.de<br />

www.peirene.de<br />

www.sprachenfest-berlin.de<br />

Redaktion: Dr. Josef Rabl<br />

Josef.Rabl@t-online.de<br />

Schulleitung:<br />

OStD Wolfgang Ismer<br />

StDin Solveig Knobelsdorf<br />

Gesamtelternvertretung<br />

Vorsitz: Anja Köhler<br />

Anja.x.Koehler@web.de<br />

Ehemalige im Freundeskreis<br />

der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

Vorsitz: Arne Herz<br />

arne.herz@t-online.de<br />

Freundeskreis<br />

der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

Vorsitz: Wolfgang Schmidt<br />

ra.schmidt@berlin.de<br />

Konto des Freundeskreises:<br />

<strong>Nr</strong>. 50 71 36 700<br />

bei der Dresdner Bank<br />

BLZ 100 800 00<br />

Der Newsletter <strong>23</strong>/<strong>2007</strong><br />

wird aktuell<br />

an 790<br />

eingetragene Adressaten<br />

geschickt.<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>23</strong>/<strong>2007</strong>, Seite 14<br />

Die letzte Seite<br />

Anatevka, Anatevka, fröhliches, trauriges Anatevka, hier war der Sabbat ja so schön<br />

Anatevka, Anatevka, rührendes, störrisches Anatevka, solln wir dich niemals wieder-sehn?<br />

Bald wird man ein Fremder sein an fremdem Ort, und man findet keinen Menschen dort aus<br />

Anatevka.<br />

Wir gehör´n zu Anatevka. Fleißiges, ärmliches Anatevka! Geliebtes Dörfchen! Kleine<br />

Heimatstadt.

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