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Nr. 36/2008 - Wald-Oberschule

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INHALT:<br />

Schülerehrung <strong>2008</strong> in der Aula<br />

- Seite 1<br />

Urkunden zur Schülerehrung am 15. Juli<br />

-- Seite 2<br />

Wie wir Castra Berolina entdeckt haben<br />

und ob man im Ethikunterricht lügen<br />

darf / Von Helene Skladny<br />

- Seite 5<br />

Französisch an der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong>.<br />

Mein Fremdsprachentipp / Von Christine<br />

Speyrer<br />

- Seite 7<br />

Alors: "Allons enfants ...!" Lernt<br />

Französisch! Brief des Fachbereichsleiters<br />

Fremdsprachen an die Schülerinnen<br />

und Schüler der neuen 8. Klassen<br />

und ihre Eltern<br />

- Seite 8<br />

Einladung zum Seifenkistenderby am<br />

Kaiserdamm (Anzeige der Kaiserdamm<br />

IG)<br />

- Seite 10<br />

Ein Jahr in Aotearoa. Meine Traumzeit<br />

in Neuseeland / Von Philipp Stock<br />

– Seite 11<br />

Zum Studium der Meeres-Ökologie nach<br />

Helgoland. Die Bio-Leistungskurse nehmen<br />

das Leben unter die Lupe<br />

- Seite 14<br />

Von Henkenhagen nach Ustronie Morskie.<br />

Meine Reise in die Vergangenheit<br />

der <strong>Wald</strong>schule / Von Diez Heine,<br />

Leverkusen<br />

- Seite 16<br />

Die letzte Seite:<br />

Einladung zur Beteiligung beim Bundeswettbewerb<br />

Fremdsprachen<br />

- Seite 18<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong><br />

Informationen aus der Schule für Eltern,<br />

Lehrer, Schüler und Ehemalige<br />

In jedem Jahr, wenn in der großen Aula die Abiturzeugnisse<br />

überreicht werden, nennt Schulleiter Wolfgang Ismer ganz<br />

selbstverständlich die Besten des Jahrgangs; Eltern und<br />

Kollegium applaudieren begeistert und die Mitschüler erkennen<br />

neidlos (vielleicht auch neidvoll) an, was die eine oder der<br />

andere zum Teil über Jahre Beachtliches geleistet haben, was<br />

nun in einer Zahl nahe der 1,0 seinen Niederschlag findet. Im<br />

Rahmen der Übergabe der Reifezeugnisse werden neben den<br />

absolut Besten auch die Besten in einzelnen Fächern ausgezeichnet,<br />

in den Naturwissenschaften oder in den Sprachen<br />

beispielsweise mit einem Buchpreis. Die beiden Besten im Fach<br />

Latein werden jedes Jahr Anfang Mai nach Arpino in Italien ge-<br />

Jahrgang 4 / Ausgabe <strong>36</strong><br />

Juli/August <strong>2008</strong><br />

ENGAGIERTER, MOTIVIERTER, COURAGIERTER<br />

Schülerehrung <strong>2008</strong> in der Aula<br />

Die letzten Tage des Schuljahres sind traditionell eine Zeit, um Bilanz zu ziehen. Das<br />

geschieht in den Zeugnissen, in den Anmerkungen zum Schülerverhalten; auch beim<br />

Sportfest am 14. Juli lassen sich der Trainingsstand und sportlicher Ehrgeiz messen.<br />

Erstmals wurde am 15. Juli eine Schülerehrung durchgeführt: Dazu folgender Bericht.<br />

schickt - auch dies eine Form der Auszeichnung - um die Schule<br />

beim Internationalen Certamen Ciceronianum Arpinas zu vertreten.<br />

Diese Auszeichnungen und Ehrungen leistungsstarker<br />

Schülerinnen und Schüler haben ihren sinnvollen Ort im Kontext<br />

der Ausgabe der Abiturzeugnisse, ihre Auswirkungen auf die übrigen<br />

Jahrgänge sind allerdings vergleichsweise gering, denn zur<br />

Abiturfeier sind nur die Abiturienten und ihre Angehörigen<br />

eingeladen - die Besten der Schule können also nicht als Vorbilder<br />

wirksam werden. Schule aber könnte Vorbilder in vielfältiger<br />

Hinsicht gut gebrauchen und dies nicht nur in intellektueller<br />

Hinsicht!


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 2<br />

"Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung"<br />

Schülerehrung <strong>2008</strong>


Eine Premiere gab es denn am 15. Juli <strong>2008</strong>, am letzten<br />

Tag des Schuljahres 2007/<strong>2008</strong>; in den ersten beiden<br />

Stunden fand in der Aula im Beisein aller 7. und 8.<br />

Klassen eine von Genia Schümer-Harnisch und Josef Rabl<br />

moderierte Veranstaltung statt, bei der besonders erfolgreiche,<br />

aktive und engagierte Schülerinnen und Schüler<br />

der Jahrgänge 7 bis 12 geehrt wurden. Kollegium und<br />

Schulleitung waren gebeten worden, Namen von Schülerinnen<br />

und Schülern zu nennen, die durch fachliche<br />

Leistungen innerhalb und außerhalb des Unterrichts (etwa<br />

bei Wettbewerben), die durch schulische und außerschulische<br />

sportliche oder künstlerische Leistungen, durch<br />

engagierte Mitarbeit in den schulischen Gremien, durch<br />

ihr soziales Engagement oder vermittelnde Aktivitäten in<br />

ihrer Klasse oder Gruppe besonders aufgefallen sind.<br />

„Auftrag der Schule ist es“ - so lautet ein ganz entscheidender<br />

Passus im Berliner Schulgesetz – „alle wertvollen<br />

Anlagen der Schülerinnen und Schüler zur vollen<br />

Entfaltung zu bringen und ihnen ein Höchstmaß an Urteilskraft,<br />

gründliches Wissen und Können zu vermitteln“<br />

(SchG § 1). Ganz in diesem Sinne kamen über 70 Namen<br />

ins Gespräch (etwas mehr als 10 Prozent der Schülerschaft<br />

in den Jahrgängen 7 bis 12). Die Vorschlagenden<br />

hatten zusätzlich in einer kurzen Begründung die jeweiligen<br />

Kompetenzen ihrer Kandidaten zu beschreiben.<br />

Die Intention der Veranstaltung war eine mehrfache; es<br />

sollten erstens die Akteure vorbildlichen Engagements<br />

und schöner Leistungen geehrt, es sollte zweitens das<br />

weite Spektrum aufgezeigt werden, wo individuelles Können<br />

oder auch Teamgeist und Engagement zum Nutzen<br />

der Schule wirksam sein können, und es sollten mit Blick<br />

auf die Zukunft Modelle zum Nacheifern vorgestellt<br />

werden. Schon allein die Tatsache, dass viele Lehrer und<br />

Schüler nun um die Stärken der unten aufgeführten jungen<br />

Leute wissen, mag Wirkungen zeigen, auf die ein<br />

ambitioniertes Gymnasium nicht verzichten kann. Eine<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 3<br />

"Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung"<br />

Schülerehrung <strong>2008</strong><br />

Kultur der Anerkennung, bislang vielleicht nur im kleineren<br />

Kreis eines Kurses oder einer Klasse gepflegt, mag in<br />

größerem Rahmen auch größere Wirkungen entfalten.<br />

Auch eine Schulgemeinschaft lebt schließlich davon,<br />

dass es Schüler/innen gibt, die mehr tun, als sie unbedingt<br />

müssen.<br />

Leistung ist immer ein Produkt von Disziplin. Das ist im<br />

Leistungssport gut zu erkennen, denn das Training ist<br />

meist schweißtreibend und schulische Aufgaben kommen<br />

dazu, die andere bereits an die Grenzen ihrer Belastbarkeit<br />

bringen. Ein Spezifikum von Schülerinnen und<br />

Schülern, die Leistungssport betreiben, ist ihr Zeitmanagement,<br />

um Sport und Schule unter einen Hut zu bringen.<br />

Zu den sportlichen Schüler/innen, die den Namen der<br />

<strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong> bekannt machen, gehören VICTORIA<br />

WIESKE (Kl. 11), mehrfache Berliner Meisterin, viermalige<br />

Deutsche Jugend-Hockey-Meisterin und Deutsche Meisterin<br />

der Damen im Feldhockey <strong>2008</strong>, BENEDIKT LIMBERGER<br />

(Jg. 12), ebenfalls Teilnehmer an den Deutschen Hockeymeisterschaften,<br />

sowie ENRIQUE MONTOYA RODRIGUEZ (Kl.<br />

10K3), der zum Zeitpunkt der Schülerehrung in Kanada an<br />

den Weltmeisterschaften im Lacrosse teilnahm und dort<br />

Platz 6 erreichte.<br />

Mit solchen Leistungen können zwei Siebtklässler nicht<br />

konkurrieren, TILL ERNECKE und CHRISTOPHER EISENHUTH<br />

(7p2), dennoch verdient ihr couragierter und vermittelnder<br />

Einsatz als Klassensprecher großes Lob. Zwei<br />

Geschwisterpaare waren unter den zu Ehrenden, ANGELIKA<br />

VOGT (Kl. 9P1) und KATJA VOGT (Jg. 12), sowie FRANCA<br />

WOLF (9h1) und LARA WOLF (Jg. 12): Lara ist hoch<br />

engagiert in der Arbeitsgruppe Gesundheit und war<br />

kürzlich bei einem Ärztekongress als Referentin dabei;<br />

Franca ist Klassenbeste mit Spitzennoten und zeigt zudem<br />

ein bemerkenswertes Sozialverhalten. ANGELIKA VOGT ist<br />

<strong>2008</strong> Berliner Landessiegerin im Einzelwettbewerb Latein


des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen geworden und<br />

nimmt im September am Bundessprachenturnier der 70<br />

besten deutschen Sprachschüler/innen in Papenburg<br />

/Emsland teil. Ihre Schwester KATJA VOGT (die vor zwei<br />

Jahren den Titel der Landessiegerin im Einzelwettbewerb<br />

Latein an die WOS geholt hat) wurde ausgezeichnet wegen<br />

ihres sportlichen Engagements; sie half den AVON-<br />

Lauf für Mädchen zu organisieren und ist selbst eine<br />

erfolgreiche Leichtathletin und Langstreckenläuferin,<br />

ebenso wie KATHARINA MINKOW (Jg. 12), deren schulische<br />

Leistungen ebenso stark sind wie ihre sportlichen Erfolge<br />

beim Laufen.<br />

Eine bemerkenswerte Teamleistung haben Schüler/innen<br />

der Klasse 10p4 erbracht; sie konzipierten und drehten<br />

einen 15-minütigen Spielfilm und deutscher und<br />

lateinischer Sprache und beteiligten sich – betreut von<br />

ihrem LATEINLEHRER WALTER LUDWIG - damit erfolgreich<br />

beim Gruppenwettbewerb des Bundeswettbewerbs<br />

Fremdsprachen. Hier das ganze Team: YASMINE BRATER,<br />

COSMAS DIENER, PATRICK DOMSCHKE, LEONHARD FROST, THOMAS<br />

HAASE, TIM HAASE, SOPHIA LIEGLE, SVEN LINDENTHAL, LENA<br />

NAULAND, NIKLAS NERGER, MIRIE PARK, MARKUS POPPMANN,<br />

MARISA REINHOLD, MARTIN RESZKA, VIVIEN ROST, LEA SCHMEIL,<br />

ROBIN SKORSKY, JAKOB STROBL, TILL VILLALOBOS, TILL GERICKE.<br />

Der Videofilm „Göttliches Wetter“ wurde bei der<br />

Schülerehrung gezeigt und erntete großen Applaus.<br />

Für sportliche Erfolge wurden FABIAN POPPMANN und TOBIAS<br />

SUCKROW, Kl. 8E3, geehrt. Sie wurden Dritte bei den<br />

Deutschen Meisterschaften im American Football.<br />

Berliner Fußballmeister wurden nach mehreren richtig<br />

spannenden Spielen PATRICK FENGLER, PHILIP PREIKSCHAT,<br />

beide 11.2, CHRISTIAN CHOLEWINSKI, ROBIN FÖHRIGEN, PHILIPPE<br />

GOUVERNEUR, NICOLAS HEBISCH, TOBIAS KÖNIG, PETER LINDNER,<br />

CHRISTIAN METKE, FELIX REICHL, PATRICK UPMEIER, LOUIS WEHN,<br />

alle Jg. 12, gecoacht von ihrem SPORTLEHRER GERT SCHMIDT.<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 4<br />

"Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung"<br />

Schülerehrung <strong>2008</strong><br />

Großes Engagement im Fach Kunst haben BENT BRADEN,<br />

NICOLAS HEBISCH, ALINA SIEBERT, MAX OBERLÄNDER, alle Jg.<br />

12, gezeigt, ebenso JIM GUHL, und TYRONE KLEINKE, 9e1,<br />

die beide sehr erfolgreich am Wettbewerb „Comic gegen<br />

Drogen“ teilgenommen haben. VICTORIA STREIT, 9h1, hat<br />

sich in der Druckwerkstatt vorbildlich engagiert, PATRICIA<br />

EHLERT, LEON LETZ, LINA KOPYDLOWSKI, und LISA WIBBEKE,<br />

alle 9h1, haben die WOS in der Jugendkunstschule Atrium<br />

in Reinickendorf vertreten.<br />

Durch hervorragende Leistungen im Unterricht fielen<br />

folgende Schüler/innen besonders auf: JULIEN STUMPF,<br />

8k2, erreichte einen 2. Preis beim Känguru-Wettbewerb<br />

und glänzte mit dem besten Ergebnis aller WOS-Schüler in<br />

der Sek. I. LARS BATHE-PETERS war dreimal in Folge erfolgreich<br />

beim Chemie-Wettbewerb und ist Klassenbester der<br />

8k2. Klassenbeste mit herausragenden Leistungen sind<br />

ferner NICOLA SCHÜLER, 8e3, SVENJA LEYKE, 9p1, TIM HOPPE,<br />

10k3; MARC BOHLMANN, 10k3, wurde für seinen glänzenden<br />

Leistungen in Physik belobigt.<br />

Geehrt wurden MAXI SCHWEBIG, Jg. 11, für ihre langjährige<br />

engagierte Mitarbeit in den AGs zur Schulevaluierung und<br />

Schulprogrammentwicklung, ALEXANDRA ZINNKANN, Jg. 12,<br />

für ihren außerschulischen Einsatz als Führungskraft bei<br />

den Pfadfindern. JILL-JOANNA BÜTTGEN und ANNALISA RÖHL,<br />

beide Jg. 11, zeigten wiederholt ein außergewöhnliches<br />

organisatorisches und soziales Engagement bei der Veranstaltung<br />

von Schulfesten zugunsten des Kinderhospizes<br />

Sonnenhof in Berlin-Pankow.<br />

LAURA NITSCHKE, Jg. 12, wurde für ihre langjährigen<br />

Leistungen als Violinistin und Solistin im Schulorchester<br />

geehrt, ebenso ASIN EMIG, Jg. 11, für zahlreiche Auftritte<br />

als Klavier-Solist. Höchst kompetent und zuverlässig<br />

agieren KENNY SCHULZE-PETZOLD, 9e, und DOMINIK ZNANE-<br />

WITZ, 8e3, als Verantwortliche für Ton- und Lichttechnik.


Ein spektakuläres Projekt haben DOMINIK ZNANEWITZ, FABIAN<br />

PFEIL, TOBIAS SUCKROW, AVA SINDLER, LUISA KLOPFER, LINDA<br />

HENKE, ANNA WERBE, LEA ZIMMER, alle 8e3, mit ihrer<br />

ETHIKLEHRERIN HELENE SKLADNY vorangetrieben: sie<br />

konzipierten und realisierten eine Webseite Castra<br />

Berolina (siehe unter:<br />

http://www.waldoberschule.de/castraberolina.html),<br />

die junge Leute zu einer gewissen Skepsis gegenüber alten<br />

und neuen Medien erziehen soll.<br />

Behauptet und durch Texte, Bilder und Tondokumente<br />

belegt wird, dass auf dem Schulgelände der <strong>Wald</strong>-<br />

<strong>Oberschule</strong> römische Funde aus der Spätantike auf ein<br />

Römerlager schließen lassen, das erste östlich der Elbe<br />

und deshalb eine archäologische Sensation.<br />

Zum Ende des nächsten Schuljahres soll es erneut eine<br />

Schulerehrung geben, so Schulleiter Wolfgang Ismer.<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 5<br />

"Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung"<br />

Schülerehrung <strong>2008</strong><br />

Dr. Josef Rabl<br />

Wie wir CASTRA BEROLINA entdeckt haben<br />

und ob man im Ethikunterricht lügen darf<br />

Wer sich jemals gefragt hat, warum unsere Schüler<br />

Lateinwettbewerbe gewinnen, warum unserer Pavillons<br />

sich so sehr von der Architektur herkömmlicher<br />

Gymnasien unterscheiden und warum wir eine ganz<br />

besondere Schule sind, der hat nun die Antwort: Unser<br />

Schule befindet sich auf einer römischen Siedlung!<br />

Moment, Moment, werden da einige sagen- aber die<br />

Römer waren doch nie in Berlin… Das haben wir zuerst<br />

auch geglaubt- bis wir genügend Beweise zusammen<br />

hatten. Und wie beweist man das Unmögliche? Indem man<br />

diese Behauptung mit den entsprechenden Dokumenten,<br />

Fotos, Filmen, wissenschaftlichen Artikel und jeder Menge<br />

Zeugenaussagen belegt und das ganze in einer seriös<br />

wirkende Internetseite veröffentlicht. Und das geht so:<br />

Man führt Grabungen auf dem Schulgelände durch und<br />

„findet“ alte Scherben, Mosaik- und Mauerreste. Man<br />

recherchiert im Internet und trägt historische Fakten<br />

zusammen, „findet“ alte Schuldokumente, man<br />

fotografiert und kombiniert! Und schon hat man den<br />

Beweis einer römischen Siedlung mitten in Berlin- und<br />

zufällig direkt unter unserer <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong>!


Gut- zugegeben: wer genauer hinsieht, hat längst<br />

entdeckt, dass die geheimnisvolle Schulleiterin Clarissa<br />

Ochsenschnitt, die 1954 das Geheimnis um „CASTRA<br />

BEROLINA“ vertuschen wollte, eigentlich eine Schülerin<br />

aus der 8e3 ist. Das vergilbte Foto der strengen Direktorin<br />

mit ihrer scheuen Schülerin Anne-Marie Klemm ist gestellt.<br />

Beide hat es im Übrigen niemals gegeben. Gestellt<br />

sind auch unsere Ausgrabungsfotos und das handschriftliche<br />

Dokument wurde vom Großvater einer Schülerin<br />

geschrieben. Die Scherben und Gefäße haben wir<br />

selber hergestellt und Dr. Gerhard Wiesenhoff, der mysteriöse<br />

Leiter eines archäologischen Institutes, der ist auch<br />

erfunden!<br />

Aber: dann ist das doch alles FAKE! Genau, geben wir da<br />

zu: alles gefälscht und erfunden! Aber darf man das denn-<br />

und dann noch im Ethikunterricht?<br />

Bevor wir die Frage beantworten, ob man das eigentlich<br />

darf, lügen, dass sich die Balken biegen, möchten wir<br />

kurz erklären, wie alles entstanden ist.<br />

Im Ethikunterricht ging es um die Frage, was eigentlich<br />

„Wirklichkeit“ ist. Ist das, was wir sehen und wissen<br />

wirklich wahr, und woher wissen wir, dass es wahr ist?<br />

Wir haben diskutiert und Texte gelesen. Unter anderem<br />

das Höhlengleichnis von Platon. Die Höhlenbewohner<br />

glaubten ein Leben lang, dass die Schattenbilder an der<br />

Wand die Wirklichkeit seien- schließlich kannten sie ja<br />

nichts anderes. Und Truman aus der Trumanshow (wir<br />

haben zusammen den Film gesehen) war sich sicher, in<br />

einer kleinen netten Stadt zu leben, bis er langsam<br />

dahinter kam, dass er der unfreiwillige Hauptdarsteller in<br />

einer lebenslangen Fernseh-Dokusoap war. Und da waren<br />

wir auch schon beim Thema „Medien“. Unser Wissen über<br />

die Welt ist zu einem großen Teil aus den Medien- und da<br />

nimmt das Internet eine entscheidende Rolle ein. Wer<br />

kann sich ein Leben vor Wikipedia überhaupt noch vorstellen?<br />

Wie findet man sich zu Recht im Informationsdschungel<br />

und kann das Wichtige vom Unwichtigen und<br />

das Richtige vom Falschen unterscheiden? Wer einmal so<br />

richtig gefälscht und gemerkt hat, wie einfach das ist, der<br />

ist vorgewarnt. Nicht das jeder „Dr. Wiesenhoff“ nun eine<br />

pure Erfindung sein muss- nicht das es keine<br />

wissenschaftlichen und seriösen Internetseiten gäbe- aber<br />

es könnte sich auch um Manipulationen handeln. Römische<br />

Scherben kann man nämlich sehr gut auch selber<br />

herstellen und Fotos lassen sich mit einfachsten Bildbearbeitungsprogrammen<br />

verändern.<br />

Das die „Römer in Berlin“ waren, dass hat übrigens schon<br />

einmal eine Kreuzberger Grundschulklasse „bewiesen“.<br />

Daher stammt auch die Idee, nun einmal mit Mittelstufenschülern<br />

so einen Internet-Fake zu machen.<br />

Und dann waren wir ja auch noch alle in der wirklichen<br />

Ausgrabungsstätte, nämlich in Augusta Raurica in der<br />

Schweiz. Während der gemeinsamen Klassenfahrt haben<br />

wir uns die Reste der römischen Siedlung angesehen. Die<br />

Fotos der „Theaterfestspiele“ sind dort beispielsweise<br />

während eines Workshops entstanden.<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 6<br />

Wie wir CASTRA BEROLINA entdeckt haben<br />

und ob man im Ethikunterricht lügen darf<br />

Nach einer Anfrage, durften wir auch Texte und Bilder<br />

aus der umfangreichen Internetseite von Augusta<br />

Raurica benutzen. An dieser Stelle wollen wir uns noch<br />

einmal herzlich dafür bedanken. Ebenfalls danken wir<br />

Herrn Oliver Schäfer, der unser Projekt technisch<br />

betreut hat und der so viel Geduld mit uns hatte. Und<br />

schließlich möchten wir auch Markus Schega danken,<br />

der die Anregung zu diesem Projekt gab. Er war der<br />

erste, der mit seiner Kreuzberger Klasse auf römische<br />

Funde stieß... (Nachzulesen in Römerprojekt der<br />

Heinrich-Zille-Grundschule).<br />

Also: CASTRA BEROLINA hat nie gegeben - jedenfalls nicht<br />

auf dem Gelände der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong> und lügen soll man<br />

natürlich auch nicht!<br />

Obwohl: Ein Schüler aus der 8p3 hat während des Projekts<br />

behauptet, dass es eventuell „Wikinger“ am Teufelsberg<br />

gegeben haben soll… und Dr. Rabl spricht im Filminterview<br />

von „ägyptischen Spuren“… vielleicht sollten<br />

wir mit den Ausgrabungen im nächsten Schuljahr doch<br />

weiter machen…<br />

Helene Skladny<br />

Erscheint in der Zeitschrift Latein und Griechisch in Berlin<br />

und Brandenburg, Heft 3/<strong>2008</strong>


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 7<br />

Französisch an der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

Mein ganz persönlicher Fremdsprachentipp / Von Christine Speyrer<br />

„WARUM IST FRANZÖSISCH EMPFEHLENSWERT?“<br />

EINE EHEMALIGE WALD‐SCHÜLERIN ÜBER IHRE ERFAHRUNGEN<br />

IM FRANZÖSISCHUNTERRICHT<br />

Ich habe mich damals dafür entschieden, Französisch als<br />

Wahlpflichtfach zu wählen und bereue es bis heute nicht, da<br />

ich nur positive Erinnerungen zurückbehalten und viel gelernt<br />

habe.<br />

Meine Entscheidung hing auch damit zusammen, dass meine<br />

beste Freundin Französisch wählte. Entscheidend war aber<br />

vor allem, dass Frankreich bzw. die Französisch‐sprachigen<br />

Länder und Gebiete (Teile von Afrika, Belgien, der Schweiz,<br />

Canada,...) mir für meine Zukunft wichtiger erschienen als die<br />

Spanisch‐Sprachigen, sowohl job‐ als auch urlaubsmäßig. Wie<br />

Herr Rabl schon im letzten Newsletter darstellte, sind da die<br />

Verbindungen und Möglichkeiten einfach größer.<br />

Auch zu meiner Zeit hieß es, dass Französisch nicht ganz<br />

einfach zu lernen sei. In Gesprächen mit den Spanischschülern<br />

konnte ich jedoch feststellen, dass die es nicht leichter hatten.<br />

Sie hatten damit gerechnet, dass Spanisch sehr einfach zu<br />

lernen sei und wurden im Nachhinein überrascht.<br />

Im Gegensatz zu den Spanischschülern kommen die Fran‐<br />

zösischschüler regelmäßig in den Genuss eines Austausches.<br />

Dieser führte mich nach Genf und war auf jeden Fall eine<br />

Erfahrung wert, denn wir haben viel unternommen, hatten<br />

auch viel Freizeit und konnten unsere erlernten<br />

Sprachkenntnisse einsetzen.<br />

In der 11. Klasse wählte ich Französisch als Profilkurs. Wir<br />

waren nur fünf Leute und hier zeigte sich der Vorteil von<br />

kleinen Klassen: man lernt mehr, denn man wird öfter<br />

drangenommen. Gerade vor diesem Fakt fürchten sich einige<br />

Schüler. Diese Angst hatte ich zu dem Zeitpunkt auch. Man<br />

schaut überall hin nur nicht auf den Lehrer, macht sich klein im<br />

Stuhl und hofft, übersehen zu werden. Im Nachhinein sind<br />

kleine Gruppen aber viel besser, da viel intensiver. Der Lehrer<br />

kann besser auf die Bedürfnisse aller eingehen und es ist<br />

einfacher, auch mal etwas Außerplanmäßiges zu planen und<br />

zu machen (Filme gucken, Kino‐ und Theaterbesuche,<br />

Kochstunden, Stände bei Schulfesten).<br />

Nach der 11. Klasse kam dann die große Entscheidung: Mache<br />

ich Französisch als Leistungskurs weiter oder entscheide ich<br />

mich für ein vollkommen anderes Fach und gebe Französisch<br />

damit vollkommen auf? Ich habe mich für Französisch<br />

entscheiden – und musste auch erstmal bangen. Nur drei<br />

Leute wollten Französisch weitermachen. Würde die Schule<br />

den Kurs zustande kommen lassen? Ja, wir wurden zunächst<br />

zu dritt unterrichtet und wechselten dann in den Kurs zu den<br />

13. Klässlern.<br />

Das halbe Jahr zu dritt war wieder eine ganz neue Erfahrung.<br />

Das war kein echter „Unterricht“ in dem Sinne, sondern eher<br />

eine Diskussionsrunde. Natürlich gab der Lehrer den Ton an<br />

und fragte, aber jeder durfte seine Meinung äußern und wir<br />

konnten auch viel mehr selber bestimmen, worum es im<br />

Unterricht ging (Im Rahmen des Vorgegebenen).<br />

Im Februar 2006 ging es dann nach Paris (wieder ein Vorteil:<br />

die Spanier unternahmen keine Kursfahrt): eine traumhaft<br />

schöne Stadt und eine erlebnisreiche Zeit. Wir haben<br />

eigentlich alle Sehenswürdigkeiten gesehen und spannnend<br />

wurde es auch, denn gleich am zweiten Tag verloren wir<br />

unsere Lehrerin bei Notre‐Dame und alarmierten die Polizei,<br />

wobei der Polizist etwas über uns sechs Mädchen (der<br />

Profilkurs begleitete uns auf der Reise) schmunzeln musste,<br />

die alleine mit einer Lehrerin unterwegs waren.<br />

Nach fünf Jahren Französisch spreche ich natürlich nicht per‐<br />

fekt, aber es ist eine sehr gute Grundlage gelegt worden und<br />

mein Interesse für die französische Kultur, Geschichte und<br />

Sprache wurde nur vergrößert. Französisch läuft einem fast<br />

überall über den Weg: Wer kauft nicht gerne Croissants, wer<br />

kennt nicht den Film „Die Drei Musketiere“, das Musical „Les<br />

Misérables“ oder den Spruch „Allez les Bleus!“?<br />

In diesem Sinne: Bon courage! Entscheidet euch für Fran‐<br />

zösisch, ihr werdet es nicht bereuen!<br />

Eure Christine Speyrer


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 8<br />

Französisch an der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

Plädoyer für eine Weltsprache: Schreiben des Fachbereichsleiters an Schüler/innen<br />

und Eltern der neuen 8. Klassen<br />

Liebe Schülerinnen und Schüler<br />

(speziell der neuen 8.Klassen),<br />

sehr geehrte Eltern der zukünftigen Achtklässler,<br />

wenn Ihr/Sie in der Ferienzeit zum ersehnten Urlaub an die<br />

Nordsee oder die Ostsee oder in den Süden zu den Alpen<br />

wollt/wollen, dann kommt es an bestimmten Sommerwochen‐<br />

enden regelmäßig zum Stau. Stauberater raten dann zu<br />

Varianten der Reise‐ und Ferienplanung (Ihr kennt/Sie kennen<br />

das). Eine jedenfalls mittelfristig mögliche Variante besteht<br />

darin, an der Nordsee die Ferien zu verbringen, wenn Straßen<br />

und Quartiere an der Ostsee oder im Alpenraum überfüllt sind.<br />

So oder so ähnlich stellt sich zurzeit an der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong><br />

die Lage in den Wahlpflichtfächern für die zukünftigen<br />

Achtklässler dar. Die Schule bietet quasi drei „Ferien‐/Wahl‐<br />

pflichtziele“ an, die Alpen, die Ostsee und die Nordsee. Bei<br />

den Adressaten stehen die Berge hoch im Kurs, noch<br />

attraktiver ist die Ostseeküste, an die Nordsee will aber kaum<br />

jemand – dabei ist es dort ausgesprochen schön, ein<br />

klassisches Reiseziel! Soll man also das Ferienziel Nordsee<br />

einfach aus dem Angebot streichen?<br />

Ganz konkret (Sie haben die entscheidenden Informationen<br />

bereits einem Schreiben des Schulleiters entnehmen<br />

können!): für das Wahlpflichtangebot „Geografie +<br />

Naturwissenschaften“ hat sich eine unerwartet starke Gruppe<br />

entschieden, das Wahlpflichtfach „Spanisch“ haben<br />

erwartungsgemäß viele Schülerinnen und Schüler gewählt, für<br />

das Wahlpflichtfach „Französisch“ haben sich entgegen den<br />

Erfahrungswerten der vergangenen Jahre zu wenige<br />

entschieden.<br />

Nun könnte die Schulleitung sagen: gewählt ist gewählt, das<br />

Ergebnis vereinfacht die Organisation, es gibt nur mehr zwei<br />

Ferienziele, Alpen und Ostsee, Nordsee wird gestrichen,<br />

basta!<br />

Für mich als den für die Fremdsprachen verantwortlichen<br />

Fachbereichsleiter an der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> wäre dieser<br />

Schritt, die Reduzierung der Wahlmöglichkeit für zukünftige<br />

Jahrgänge und der Verzicht auf Französisch im Fächerkanon<br />

der WOS, ein sehr einschneidender Verlust und ich weiß, dass<br />

ich mit dieser Position nicht allein stehe!<br />

Ich bin sicher, dass viele Kollegen außerhalb des Fachbereichs<br />

Fremdsprachen mich in Sachen Französisch unterstützen, weil<br />

dieses Fach in vielen Jahren sehr erfolgreich und prägend<br />

war, also unverzichtbarer Bestandteil des Sprachenprofils der<br />

WOS ist. Bei allen Befragungen (etwa im Rahmen der<br />

Schulinspektion) in den vergangenen Jahren fand der Punkt<br />

allerhöchste Zustimmung, dass das größte Plus der WOS in<br />

der Breite ihres Fächerangebots, in den vielfältigen<br />

Wahlmöglichkeiten für die Schülerschaft und in den maximal<br />

möglichen Leistungskurskombinationen liegt.<br />

Die Schulleitung gibt sich regelmäßig allergrößte Mühe, selbst<br />

unmöglich Scheinendes möglich zu machen. Sollte das nicht<br />

auch in Zukunft so bleiben?<br />

Damit nun Französisch weiterhin im Fächerkanon präsent<br />

bleibt, benötigen wir mindestens zehn bis fünfzehn<br />

Kandidaten aus den ca. 120 Schülerinnen und Schülern der<br />

letztjährigen siebten Klassen, die Französisch unter idealen<br />

Bedingungen (kleine Lerngruppe, intensive Kommunikation,<br />

maximale Übungsmöglichkeiten) ab dem 1. September <strong>2008</strong><br />

(erster Schultag nach den Ferien) erlernen möchten.<br />

Der Vergleich mit dem Urlaubsstau ist in diesem Punkt nicht<br />

ganz unzutreffend; wenn nur zwei Wahlpflichtangebote<br />

gewählt werden, geht es mit den derzeitigen personellen<br />

Ressourcen schnell an die Grenzen. Diejenigen also, die<br />

Französisch wählen, können mit optimaler personeller<br />

Ausstattung rechnen, die Schulleitung hat entsprechende<br />

Zusagen gemacht. Bei 120 Schülerinnen und Schülern ist es<br />

doch ganz gewiss so, dass es eine Gruppe gibt, für die<br />

Französisch die erste Wahl darstellt. Genau die sollten sich<br />

melden!<br />

Weitere Pluspunkte für Französisch neben der idealen<br />

Gruppengröße: In diesem Fach gibt es mit einer der<br />

renommiertesten Schulen in Genf den am längsten<br />

andauernden und am besten eingespielten Austausch an der<br />

WOS, jedes Jahr reist eine Schülergruppe in die französisch‐<br />

sprachige Schweiz, jedes Jahr gibt es einen Gegenbesuch in<br />

Berlin. Viele Schüler/innen haben in Genf ein Austauschjahr<br />

oder ‐halbjahr verbracht. Paris gehört zu den klassischen<br />

Reisezielen der WOS. Beim Abitur gehören Schüler/innen aus<br />

dem LK Französisch regelmäßig zu den Besten der Schule!<br />

Es liegt mir fern, zwei Weltsprachen wie Spanisch und<br />

Französisch gegeneinander auszuspielen und mit Nützlich‐<br />

keitserwägungen begründen zu wollen, welche wichtiger sei.<br />

Dennoch möchte ich einige Aspekte ins Gedächtnis rufen und<br />

hinweisen, dass sich auch in den naturwissenschaftlichen und<br />

technischen Fächern die beruflichen Einstellungschancen mit<br />

guten Französischkenntnissen deutlich erhöhen:<br />

• Französisch ist einfach eine klangvolle und schöne<br />

Sprache!<br />

• Frankreich ist die viertgrößte Weltmacht und unser<br />

wichtigster Handelspartner. Rund 18% aller deutschen<br />

Exporte gehen nach Frankreich, umgekehrt liefert<br />

Frankreich 11 % seiner Exportgüter nach Deutschland.<br />

Die deutsch‐französische Zusammenarbeit in Wissen‐<br />

schaft und Technik ist sehr stark ausgeprägt ist z.B.<br />

auf dem Gebiet der Telekommunikation, der Chemie,<br />

der Pharmaindustrie, der Elektrotechnik, der<br />

Fahrzeugtechnik (Smart), der Luftfahrtindustrie<br />

(Airbus‐Projekt).


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 9<br />

Französisch an der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

Plädoyer für eine Weltsprache: Schreiben des Fachbereichsleiters an<br />

Schüler/innen und Eltern der neuen 8. Klassen<br />

• Französisch wird von 160 Millionen Menschen in mehr<br />

als 30 Ländern auf der ganzen Welt, darunter in vier<br />

unserer Nachbarländer, gesprochen wird. Französisch<br />

ist neben Englisch die offizielle Arbeitssprache in der<br />

EU und vielen internationalen Organisationen wie der<br />

UNO, der UNESCO, den Olympischen Spielen usw.<br />

• Durch Französisch erhält man die "Eintrittskarte" zu<br />

einer ausgesprochen interessanten Kultur: l'art de<br />

vivre, die französische Literatur, Philosophie, Wissen‐<br />

schaft, Chanson, Kino (das in Frankreich übrigens die<br />

"Siebte Kunst" genannt wird), "Comics" (in Frank‐<br />

reich als achte Kunst bezeichnet) und nicht zuletzt<br />

die französische Küche ("Leben wie Gott in<br />

Frankreich"). Natürlich sind diese Qualitäten<br />

Frankreichs Gegenstand des Unterrichts.<br />

• Deutsche Abiturienten, die im Leistungskurs Fran‐<br />

zösisch eine mindestens ausreichende Note erzielt<br />

haben, werden von der Sprachprüfung bei Aufnahme<br />

eines Studiums oder Austauschsemesters in Frank‐<br />

reich befreit. Deutschland und Frankreich haben seit<br />

Jahren ihre Kooperation im Ausbildungsbereich ver‐<br />

stärkt. Allein in den letzten Jahren sind eine Reihe<br />

integrierter, zwei‐ oder mehrsprachiger Studiengänge<br />

(Wirtschafts‐ und Ingenieurwesen, Jura, Politologie,<br />

Kunst, Kulturwissenschaften, "Euromanagement"<br />

usw.) entstanden (z.B. Jura an der Uni Potsdam!), die<br />

für beide Länder berufsqualifizierende Abschlüsse<br />

vermitteln.<br />

• Schweizer Wissenschaftler haben einen interessanten<br />

Zusammenhang entdeckt: Während 39 % der Schüle‐<br />

rinnen und Schüler das Erlernen von Englisch mit der<br />

positiven Haltung gegenüber den USA in Verbindung<br />

bringen, wird das Französischlernen von 51 % mit<br />

positiven Einstellungen gegenüber Frankreich<br />

begründet. Die Französischmotivationen sind ent‐<br />

sprechend enger mit der Vorliebe für Frankreich<br />

verbunden als die Englischmotivationen mit der<br />

Einstellung gegenüber den USA. – Wissen unsere<br />

Schülerinnen und Schüler zu wenig über Frankreich?<br />

Französisch im Jahresbericht<br />

2007/<strong>2008</strong>. Eine kleine Vorschau<br />

Erhältlich ab dem 1. September <strong>2008</strong><br />

• Ein ganz persönliches Argument für Französisch<br />

möchte ich noch nennen: Französisch gilt als schwer,<br />

weil z.B. das Schreiben und die Aussprache anfangs<br />

einige Mühe bereiten (eine Hürde, die sich aber<br />

meistern lässt!). Spanisch gilt als leichter, obgleich es<br />

das (wie das Englische) auf höherem Niveau wirklich<br />

nicht ist. Diese Vor‐Urteile führen oft dazu, dass die<br />

Spanisch‐Lerner meinen, Spanisch sich „mit links“<br />

aneignen zu können und dann bald am Ende mit<br />

ihrem Spanisch sind, während die Französisch‐Lerner<br />

genau wissen, dass sie zu Anfang und auch später<br />

einigen Fleiß aufbringen müssen.<br />

Alors: "Allons enfants ...!" Lernt Französisch!<br />

Bitte gebt mir / geben Sie mir bzw. Frau Litzmann Rück‐<br />

meldung, wenn Informationsbedarf besteht, wenn Ihr / Ihre<br />

Tochter/Ihr Sohn sich mit dem Gedanken trägt, die Wahl des<br />

Wahlpflichtfachs zugunsten von Französisch zu revidieren.<br />

Aus dem Ihnen sicher vorliegenden Schreiben des Schulleiters<br />

geht hervor, dass die von mir hier ausdrücklich favorisierte<br />

Entscheidung für Französisch zum Schulbeginn am 1. Septem‐<br />

ber möglich ist.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. Josef Rabl<br />

Fachbereichsleiter Fremdsprachen an der WOS<br />

Für Rückfragen und Rückmeldungen haben wir eine eigene E‐<br />

mail‐Adresse eingerichtet. Sie erreichen Gisela Litzmann als<br />

Fachleiterin für Französisch jederzeit in und nach den Ferien<br />

unter franzoesisch.wpf.wos@gmx.de<br />

Meine E‐mail‐Adresse Josef.Rabl@t‐online.de ist Ihnen<br />

bekannt.<br />

� Französisch lernen im Land der Schokolade. Katja Vogt<br />

berichtet über ihr Austauschhalbjahr in Genf ‐ Seite 122f.<br />

� Schüleraustauschreise nach Genf und Besuch der Genfer<br />

Gäste in Berlin ‐ Seite 127 ff.<br />

� Paris ist eine Reise wert! Bericht über eine Exkursion an<br />

die Seine im April <strong>2008</strong> ‐ Seite 145 ff.


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 10<br />

Anzeige der Kaiserdamm IG<br />

vgl. Jahresbericht der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong> 2007/<strong>2008</strong>, S. 69


Die Zeit, die ich letztes Jahr in Christchurch - Neuseeland<br />

verbringen durfte, war die bisher beste meines Lebens.<br />

Meine Reise hat mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert:<br />

Ich habe viele neue Dinge entdeckt, neue Kulturen,<br />

Menschen, natürlich auch neue Freunde gewonnen<br />

und vor allem eine Menge Spaß gehabt. Leider war der<br />

Start etwas schwierig, da meine erste Gastfamilie nicht<br />

ganz das war, was ich erwartet hatte, doch ich hatte bald<br />

viele nette neue Menschen kennen gelernt, andere Austauschschüler<br />

an meiner Schule und natürlich auch Kiwis,<br />

wie sich die Neuseeländer selbst nennen. Nach drei<br />

Monaten war es dann soweit; Ich wechselte die Familie<br />

und zog zu einem Schulfreund, bei dem ich dann auch für<br />

den Rest des Jahres blieb. Ich hatte mein eigenes kleines<br />

Gartenhaus mit eigenem Badezimmer inklusive Dusche,<br />

eine Mikrowelle, Kühlschrank, Fernseher, Wasserkocher<br />

und ein „king-size- Bett“. Von hier an begann der beste<br />

Teil meiner Zeit in Neuseeland oder Aotearoa, wie die<br />

Maori, die Ureinwohner der Inseln es nennen.<br />

Mein neuer Gastbruder und ich hatten viele gemeinsame<br />

Interessen, vor allem im sportlichen Bereich wie z.B.<br />

Mountainbiken, Parcours oder Extreme Unicycling, die wir<br />

zusammen mit seinen anderen Freunden, die bald auch zu<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 11<br />

Ein Jahr in Aotearoa<br />

Meine Traumzeit in Neuseeland<br />

meinen wurden, auslebten. In der Schule hatte ich im<br />

ersten Halbjahr noch Standartfächer wie Mathe, ITG und<br />

Englisch belegt, nachdem ich aber festgestellt hatte, dass<br />

es in diesen Fächern, wie eigentlich überall in der Schule<br />

in Neuseeland, viel zu leicht war, wählte ich im zweiten<br />

Halbjahr Fächer wie Multimedia (Fotobearbeitung mit<br />

Photoshop, Videoanimation mit Flashplayer und Webdesign),<br />

Photografie, Media Studies (Filme gucken und<br />

analysieren) oder Outdoor Education (wie Sport nur mit<br />

Klettern, Kanufahren, Mountainbiken und Skifahren). Nur<br />

Mathe musste ich wegen der Schule in Deutschland<br />

behalten…<br />

Vor Weihnachten hatten alle Kiwis ihre Prüfungen, und<br />

damit es den Austauschschülern nicht langweilig wurde,<br />

veranstaltete meine Schule (Burnside High School) zwei<br />

Wochen lang jeden Tag einen Kurztrip in die nähere<br />

Umgebung der Stadt oder manchmal auch etwas weiter.<br />

In dieser Zeit lernte ich eine Menge der wirklich<br />

wunderschönen Landschaft kennen, von der ja immer so<br />

viel berichtet wird. Auch die Masse an Schafen konnte ich<br />

mit eigenen Augen begutachten und: Es sind wirklich<br />

verdammt viele! Das Verhältnis von Einwohnern zu<br />

Schafen beträgt ca. 1:40! Bei einer Bevölkerung von nur 4<br />

Millionen ist das aber auch kein Wunder.<br />

Weihnachten selbst habe ich teilweise am Strand<br />

gefeiert, Dezember und Januar sind ja die heißesten<br />

Monate im Jahr in Neuseeland und so war es kein<br />

Problem, einen Grill zum Stand zu fahren, ein paar Steaks<br />

darauf zu legen und am 25.12. ausgelassen zu feiern. In<br />

der Nacht zuvor hatten wir natürlich nach einem<br />

gehaltvollen Christmas Dinner angespannt gewartet bis es<br />

0:01 Uhr war, um dann endlich unsere Geschenke zu<br />

öffnen.


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 12<br />

Ein Jahr in Aotearoa<br />

Meine Traumzeit in Neuseeland


Später in den Weihnachtsferien, die insgesamt zehn Wochen<br />

lang waren, ging ich noch mit meinem Gastbruder<br />

auf das erste von zwei großen Konzerten, die ich während<br />

meines Aufenthaltes in Christchurch besuchte. Das Konzert<br />

hieß „Parachute“ und fand auf der Nordinsel statt. Es<br />

war ein Fünf-Tage-Marathon mit sechs großen Bühnen und<br />

35.000 Besuchern, die alle auf dem Gelände campierten.<br />

Da wir unser Zelt bei der Mainstage aufgestellt hatten,<br />

waren wir nach den fünf Tagen in der brennenden Sonne<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 13<br />

Ein Jahr in Aotearoa<br />

Meine Traumzeit in Neuseeland<br />

zwar total übermüdet und kaputt, aber glücklich bei<br />

diesem Ereignis dabei gewesen zu sein.<br />

Der Rest des Jahres hatte auch noch viele Höhepunkte,<br />

aber Parachute war schon der größte und hat meine Zeit<br />

in Aotearoa noch unvergesslicher gemacht als sie ohnehin<br />

schon ist. - Nächstes Jahr fliege ich wieder hin!!<br />

Philipp Stock, Jahrgangsstufe 12


Vom 20. Mai bis zum 24. Mai <strong>2008</strong> machten die beiden<br />

Biologie-Leistungskurse des 12. Jahrgangs unter Leitung<br />

von Herrn Palmowski und Herrn Rundfeldt eine Kursfahrt<br />

nach Helgoland zum Thema Meeresökologie. Vorher wurde<br />

die Sonderstellung des Wattenmeeres, die Tiere und<br />

Pflanzen, die dort vorkommen, und deren Besonderheiten<br />

im Unterricht besprochen.<br />

Wir hatten fünf Tage lang sonnig sommerliches Wetter<br />

und konnten trotz maritimen Winds im T-Shirt<br />

herumlaufen, während es in Berlin unfreundlich regnete.<br />

Die Schüler/innen waren ein bunter Haufen aus allen<br />

ursprünglichen vier Klassen der verschiedenen Häuser.<br />

Trotz großer Interessenunterschiede und verschiedener<br />

Freundeskreise verstanden sich alle wider Erwarten sehr<br />

gut und haben auch nach der Fahrt engeren Kontakt<br />

zueinander als vorher.<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 14<br />

Zum Studium der Meeres-Ökologie nach Helgoland<br />

Die Bio-Leistungskurse nehmen das Leben unter die Lupe<br />

Am Dienstag, mitten in der Klausurenphase, trafen sich<br />

also 14 Schülerinnen und 8 Schüler um 5:45 Uhr morgens<br />

am Hauptbahnhof, um mit dem ICE nach Hamburg zu<br />

fahren und von dort weiter über Himmelspforte, Hammah<br />

und Buxtehude nach Cuxhaven. Mit der Fähre ging es<br />

weiter drei Stunden lang, was einigen, überwiegend weiblichen<br />

Reisenden, übel zusetzte. Und trotzdem kamen<br />

alle, sogar nach dem Umstieg mit Sack und Pack in die<br />

traditionellen Bördeboote, heile auf der Nordsee-Insel an.<br />

Vom Hafen aus dauerte der Weg zur Jugendherberge etwa<br />

zehn Minuten und dort angekommen richteten sich alle in<br />

den beiden Mädchenzimmern und in einem Jungenzimmer<br />

ein. Nach dem ersten Schock gaben sich alle mit den<br />

Schrank- und steckdosenfreien Schlafräumen zufrieden.


Am Tag der Anreise besuchten wir noch die Vogelwarte,<br />

außerdem erkundigten wir die Insel und nach dem Abendessen<br />

ging es noch ins Felswatt. Dort, mit Gummistiefeln<br />

und leeren Gurkengläsern ausgestattet, sammelten alle<br />

begeistert Algen, Muscheln, Krebse und sogar einen<br />

Seestern. Noch am Abend wurden die Meeresfundstücke<br />

unter den Mikroskopen, die wir aus Berlin mitgeschleppt<br />

hatten, ausgewertet. Nach diesem 16- Stunden-Tag fielen<br />

alle völlig erschöpft in ihre Betten und waren heilfroh, als<br />

dann die nächsten Tage weniger stressig wurden: zwar<br />

standen auch Wasseranalysen, Planktonauswertungen,<br />

unzählige Powerpointpräsentationen von Schülern, Mikrophotografie,<br />

Vogel- und Seehundbeobachtungen, ein Besuch<br />

im Aquarium und eine Bunkerbegehung auf dem Programm,<br />

doch hatten wir auch die Möglichkeit, einen Tag<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 15<br />

Zum Studium der Meeres-Ökologie nach Helgoland<br />

Die Bio-Leistungskurse nehmen das Leben unter die Lupe<br />

am Strand, direkt vor der Jugendherberge, zu verbringen,<br />

Beach-Volleyball auf der benachbarten Düne zu spielen<br />

und die Sonnenuntergänge über dem Horizont auf der<br />

Mole zu genießen. Wir waren mit dem „Superzivi“ im<br />

„Krebs“ und hatten jede Menge Spaß beim Besuch des<br />

Schwimmbads.<br />

Unerwarteter Weise ist der Einkauf auf Helgoland zollfrei,<br />

nicht nur Parfum und Süßigkeiten wechselten in Massen<br />

den Besitzer. Dementsprechend müde sind alle am Abreisetag<br />

- nach einer naturgemäß kurzen Nacht - und verbringen<br />

die Fährfahrt entspannter als die Hinreise schlafend<br />

auf dem Sonnendeck in Liegestühlen. Nur als wir<br />

vom Schiff in fünf Minuten zum Zug hechten müssen, wachen<br />

alle kurzfristig auf. Die Kursfahrt auf Helgoland hat<br />

echt geflenst!!


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 16<br />

Von Henkenhagen nach Ustronie Morskie<br />

Meine Reise in die Vergangenheit der <strong>Wald</strong>schule / Von Diez Heine<br />

Überraschend bot sich mir die Gelegenheit, mit einem<br />

örtlichen Bus-Unternehmen Anfang Mai <strong>2008</strong> an einer<br />

einwöchigen Reise in unser altes Henkenhagen teilzunehmen.<br />

Ich erlebte den Ort, der heute Ustronie Morskie<br />

heißt, frei übersetzt „Neue Heimat am Meer“, im Glanz<br />

eines Bilderbuch-Wetters, in der dortigen Vorsaison, in<br />

der er noch nicht von Badegästen überflutet ist. Ich<br />

konnte an einige meiner Kontakte anknüpfen, die ich bei<br />

meinen Recherchen in den Jahren 2001 bis 2003<br />

angebahnt hatte. Zur Erinnerung: Ich war 2001 gestartet,<br />

um herauszufinden, ob es noch irgendwelche „Spuren“<br />

vom Aufenthalt unserer Schule während der kriegsbedingten<br />

Evakuierung gibt. Das war nicht der Fall, aber<br />

die Gemeinde-Leitung war interessiert an Material von<br />

uns Berliner <strong>Wald</strong>schülern. So drehte ich den Spieß um,<br />

und versorgte sie mit Archiv-Material von uns, was sogar<br />

dazu führte, dass in einen gerade in Arbeit befindlichen<br />

Bildband, „Henkenhagen auf alten Ansichtskarten“, zwei<br />

Fotos von uns aufgenommen wurden.<br />

Man muss ja wissen, dass nach der Vertreibung der<br />

deutschen Bevölkerung als Folge der „Westverschiebung“<br />

Polen aus deren Ostgebieten im Westen neu angesiedelt<br />

wurden, daher auch der heutige Ortsname. Bei meinem<br />

ersten Aufenthalt schon hatte ich den Eindruck, dass sich<br />

in Polen in vielen Kreisen die (An-)Erkenntnis durchgesetzt<br />

hat, dass Pommern mal deutsch gewesen ist. Das<br />

hatte mich zu der Idee geführt, dass wir einen ganz<br />

kleinen Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung<br />

leisten könnten, das heißt, einen Beitrag .zum besseren<br />

gegenseitigen Kennenlernen. Auf unserer Seite hatte ich<br />

in unseren Publikationen und auf unseren Treffen berichtet,<br />

hatte vor Schülern gesprochen, und eine Foto-Schau<br />

während der Europa-Woche 2002 in unserer Schule gezeigt.<br />

Diese Schau hatte ich dann optimiert und sie<br />

wunschgemäß der Gemeinde-Verwaltung zur Verfügung<br />

gestellt. Zum Zeigen der Bilder war es dann leider nicht<br />

gekommen, weil im Gegensatz zur sehr aufgeschlossenen<br />

Verwaltung das Parlament der Gemeinde wegen befürchteter<br />

unfreundlicher Diskussionen „Nein“ gesagt hatte.<br />

Danach hatte ich das „Projekt Henkenhagen“ nicht mehr<br />

weiter verfolgt. Soweit zur Historie.<br />

Was habe ich im Mai nun vorgefunden? Ustronie hat sich<br />

in den zurück liegenden fünf Jahren vom Ortsbild her sehr<br />

schön entwickelt. Viele Gebäude strahlen mit frischen Anstrichen,<br />

eine Sporthalle ist im Bau, seit Januar gibt es<br />

ein opulentes Rathaus, vom Kirchturm erklingen um 12<br />

Uhr Marien-Lieder. Es gibt drei sehr gepflegte Hotels, wo<br />

Deutsch gesprochen wird. In Lassehne, wo man zur kommunistischen<br />

Zeit die schöne Kirche abgetragen hat, hat<br />

das später errichtete Gedenkkreuz inzwischen eine einfache<br />

Holzkapelle für Andachten dazu gestellt bekommen.<br />

Der vor unserem „Haus Stapel“ zuletzt ganz<br />

weggespülte Strand hat sich durch kombinierte wasserbautechnische<br />

Maßnahmen sehr schön wieder aufgeschwemmt.<br />

Seit zehn Jahren gibt es eine recht lebendige<br />

Partnerschaft mit einer Region an der Peripherie von<br />

Berlin, mit der ich auch Kontakt habe.<br />

Die Häuser „Stapel“ und „Frentz“, in denen <strong>Wald</strong>schüler und ihre<br />

Lehrer untergebracht waren; unten das sog. „Dreimädelhaus“<br />

Restaurierter Strand-Abschnitt (oben) und die Mündung des von<br />

uns so genannten „Wonnebachs“


Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 17<br />

Von Henkenhagen nach Ustronie Morskie<br />

Meine Reise in die Vergangenheit der <strong>Wald</strong>schule / Von Diez Heine<br />

Was mir nicht gefiel: Außer in den erwähnten Hotels ist<br />

mit der Bevölkerung die Deutsch-Verständigung noch sehr<br />

rückständig, obwohl man sich um deutsche Touristen sehr<br />

bemüht. Und ich habe eine Post-Laufzeit nach Deutschland<br />

von zwei Wochen erlebt! Zu beobachten ist, dass das<br />

Preis-Niveau in flottem Tempo unser Niveau erreicht.<br />

Ich habe meiner Kontakt-Partnerin aus früherer Zeit, die<br />

inzwischen zur Inspektorin für Tourismus für die Woywodschaft<br />

Westpommern avanciert ist, einen Besuch<br />

abgestattet und habe dem Bürgermeister, der mich auch<br />

kennt, meine Aufwartung gemacht. Ein besonderes „Bonbon“<br />

wurde mir vermittelt und zwar ein Besuch im<br />

örtlichen „Gymnasium“, wo mich die junge Deutsch-<br />

Lehrerin betreut und großes Interesse an uns und auch an<br />

der heutigen Schule gezeigt und um Material gebeten hat.<br />

Das Schul-System läuft dort anders: 7-13 Jahre Grundschule,<br />

14-16 Jahre Gymnasium, danach muss man bis<br />

zum Abitur nach Kolberg oder Köslin pendeln. Fremdsprachen<br />

ab 7 Jahren sind Deutsch und Englisch.<br />

Unser geliebter „Wonnebach“, heute „Roter Fluss<br />

(verdeutscht)“ fließt, so idyllisch wie früher, noch immer<br />

in die Ostsee. Gerade erlebte ich dort eine Angler-Gruppe<br />

aus Sachsen-Anhalt. Das 15 km entfernte Kolberg (Kolobrzeg)<br />

ist nachhaltig dabei, sich zu einer Mega-Kurstadt<br />

zu entwickeln. Bei einer Rundfahrt sahen wir in der Kur-<br />

Zone viele Großbaustellen. Kolberg ist für Wellness auch<br />

bei Deutschen beliebt. Nach den großen Kriegszerstörungen<br />

ist Kolberg wieder eine sehr schmucke Stadt geworden.<br />

In den Kämpfen um die Festung Kolberg im März<br />

1945 wurde die Stadt schwer verwüstet, zehntausende<br />

Menschen sollten über den dortigen Hafen evakuiert werden.<br />

Henkenhagen gehört heute geopolitisch zur „Euroregion<br />

Pomerania“, die von Südschweden bis vor die Tore von<br />

Berlin reicht und vom polnischen West-Pommern bis in<br />

Teile von Mecklenburg-Vorpommern. Vorrangiges Arbeitsgebiet<br />

in dieser Region ist die grenzüberschreitende<br />

Entwicklung in den Bereichen Infrastruktur, Wirtschaft,<br />

Kultur und bei anderen gesellschaftlichen Aufgaben.<br />

Mit diesem Blick in die Jetzt-Zeit möchte ich meinen<br />

Reisebericht schließen. Reiseziel war unser „altes“ Henkenhagen,<br />

das in der Geschichte unserer Schule eine<br />

wichtige Rolle gespielt hat. Ich habe das „Heute“ neben<br />

das „Gestern“ gestellt, auch, um ein kleines Fenster zu<br />

öffnen in das immer noch etwas komplizierte Verhältnis<br />

zwischen Deutschland und Polen. Ich hoffe, „Jung“ und<br />

„Alt“ haben etwas davon gehabt. Ich gestehe offen, dass<br />

mich das Thema angerührt hat, nicht zuletzt durch eine<br />

umfangreiche Material-Sammlung, die ich angelegt habe.<br />

Diez Heine, Leverkusen<br />

Ich habe viel für unsere Gruppe (sc. die Alt-Ehemaligen)<br />

fotografiert und füge einige der Bilder bei.<br />

Andachtsstätte am Ort der früheren Kirche von Lassehne (oben)<br />

Neues Rathaus (unten)<br />

Das Gymnasium (oben); historische Bauten in Kolberg (unten)


Informationen<br />

aus der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

für Eltern, Schüler, Lehrer<br />

und Ehemalige<br />

<strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong>/Gymnasium<br />

<strong>Wald</strong>schulallee 95<br />

14055 Berlin<br />

fon. 030-90 292 6930<br />

fax. 030-90 292 6925<br />

mail: waldoberschule@t-online.de<br />

Webauftritte:<br />

www.waldoberschule.de<br />

www.sprachenfest-berlin.de<br />

Redaktion: Dr. Josef Rabl<br />

Josef.Rabl@t-online.de<br />

Schulleitung:<br />

OStD Wolfgang Ismer<br />

StDin Solveig Knobelsdorf<br />

Gesamtelternvertretung<br />

Vorsitz: Anja Köhler<br />

Anja.x.Koehler@web.de<br />

Ehemalige im Freundeskreis<br />

der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

Vorsitz: Arne Herz<br />

arne.herz@t-online.de<br />

Freundeskreis<br />

der <strong>Wald</strong>-<strong>Oberschule</strong><br />

Vorsitz: Prof. Katja Biek<br />

Konto des Freundeskreises:<br />

<strong>Nr</strong>. 50 71 <strong>36</strong> 700<br />

bei der Dresdner Bank<br />

BLZ 100 800 00<br />

Die Ergebnisse des Sportfestes vom<br />

14. Juli erscheinen im nächsten<br />

Newsletter (<strong>Nr</strong>. 37/September <strong>2008</strong>).<br />

Neues von der <strong>Wald</strong>‐<strong>Oberschule</strong> – <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>/<strong>2008</strong>, Seite 18<br />

Die letzte Seite<br />

Der Newsletter <strong>36</strong>/<strong>2008</strong><br />

wird aktuell<br />

an 1125<br />

eingetragene Adressaten<br />

geschickt.

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