Drewitzer Porträts - Projektladen Drewitz
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Nicht mal ‘ne lumpige Wippe haben wa ...<br />
Anja Mantwill<br />
1986 geboren in Potsdam<br />
eine Tochter, Amy Marisa (2)<br />
Bürokommunikationskauffrau<br />
in Teltow gelernt<br />
Lebt seit 21 Jahren in <strong>Drewitz</strong><br />
Ich bin alleinerziehend. Seitdem muss ich meinen Alltag anders organisieren,<br />
muss die schwere Mülltüte selbst zum Container tragen und<br />
peu a peu jeden Tag etwas einkaufen. Früher sind wir mit dem Auto vor<br />
den Discounter gefahren und haben alles eingeladen. Gelernt habe ich<br />
Kommunikationskauffrau. Gearbeitet habe ich bei Lotterieanbietern<br />
und drei verschiedenen Telefongesellschaften. Kaltaquise. Das heißt,<br />
ich habe Verträge verkauft, bis ich es nicht mehr mit meinem Gewissen<br />
vereinbaren konnte. Bei einer anderen Telefongesellschaft habe ich<br />
Tarifwechsel betreut und bin im April 2008 in den Mutterschaftsurlaub<br />
gegangen.<br />
An <strong>Drewitz</strong> mag ich die kurzen Wege: zum HNC, zur Kita, zu den Spielplätzen,<br />
die es fast in jedem Hinterhof gibt. Ich wünschte, diese Plätze<br />
wären noch besser gewartet. Manche Plätze haben nicht mal eine lumpige<br />
Wippe und einiges ist wacklig und morsch.<br />
Vor vier Monaten bin ich umgezogen, in eine Dreizimmerwohnung in<br />
der dritte Etage. Der Blick ist schön. Die Bewohner? Eher eine bunte Mischung,<br />
Junge und Alte, Familien und Alleinerziehende. Das ist okay.<br />
Im Winter treffe ich mich zum Kaffeeklatsch mit Freunden. Dann sitzen<br />
wir am Küchentisch und quasseln. Es gibt in <strong>Drewitz</strong> auch Gefahren: rasende<br />
Autofahrer, Pädophile oder die Rottweiler, die Kampfköter ohne<br />
Leine und Maulkorb. Da bin ich besonders achtsam. In <strong>Drewitz</strong> laufen<br />
viele schlampig rum. Mal schnell mit der Trainingshose vor die Tür und<br />
mit Schlüpper und Hemd den Müll runtertragen. Ich verlasse das Haus<br />
nur gebürstet und geschminkt und bin immer adrett angezogen.<br />
Für <strong>Drewitz</strong> wünsche ich mir viele Begegnungsräume, solche wie den<br />
Stadtteilladen, Anlaufpunkte, wo ich mit meinem Kind und anderen<br />
basteln kann. Einen Garten Eden, mit Bäumen und viel Grün. Einige<br />
Träume kann ich mir erfüllen, wie eine Fahrt mit meinen Eltern an die<br />
Ostsee oder nach Österreich. Jedoch den Besuch einer großen Zirkusvorstellung<br />
oder einer Disney-Eis-Show, das sind vorerst Träume.