Drewitzer Porträts - Projektladen Drewitz

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Mir geht es wie Faust, ich möchte sehen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Corinna Kirscht 1984 geboren in Potsdam, Innenstadt eine Schwester Chemielaborantin in Werder Lebt seit 21 Jahren in Drewitz Von Beruf bin ich Chemielaborantin und ich arbeite seit fünf Jahren in Werder – ganz in Weiß. Meine Familie ist 1989 nach Drewitz gezogen. Ich würde mir auch selbst eine Wohnung leisten, aber die Einrichtung? Darum lebe ich noch mit meiner Familie zusammen. Als wir nach Drewitz gezogen sind, gab es hier keine Straßen, nur Betonpfeiler im Zuckersand. An den Wochenenden bin ich mit meiner Schwester um die Häuser gezogen, nach der Schule über die Höfe gelaufen und manchmal auch in den Wald. Da konnte ich mal allein sein. Ja, hier wohne ich und werde auch in Zukunft hier wohnen. Drewitz gehört zu mir. Ich bin ein Gewohnheitsmensch. Es stört mich, wenn größere Veränderungen plötzlich eintreten, zum Beispiel, dass die Straße zu einem Park umgebaut werden soll. Von hier aus kann ich überall bequem hinkommen, mit den Öffentlichen oder mit dem Auto. Alles, was ich brauche, kann ich zu Fuß erreichen: Arzt, Straßenbahn, Einkaufsmöglichkeiten. Die Mieten sind recht günstig. Ich würde mir schon mal Sachen beim Nachbarn leihen. Und ich würde sie später mit einem kleinen Extra als Dankeschön zurückgeben. Freizeit habe ich momentan nicht viel. Ich komme erst um halb sechs nach Hause. Um von der Arbeit abzuschalten, sehe ich ab und an eine DVD oder trainiere Karate im Kirchsteigfeld. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Ich möchte nächstes Jahr einen Hubschrauberpilotenschein machen. Ich möchte fliegen lernen, um eventuell einen Zweitberuf zu ergreifen. Hubschrauber sind flexibler in der Landung als Flugzeuge, denn sie brauchen keine Landebahn. Drewitz ist grüner geworden, wesentlich grüner. Es wäre schön, wenn das erhalten bliebe. Ich habe den Wald vor der Haustür. Dort kann ich mich irgendwo auf einen Baumstumpf setzen und nachdenken. Ich möchte jetzt hart arbeiten, damit ich mir später das leisten kann, was ich mir wünsche.
Johnny Lehmann 1949 geboren in Bautzen Geschieden, zwei erwachsene Töchter, ein erwachsener Sohn, fünf Enkel Lernte Schweißer, studierte Chemie, arbeitete in der Landwirtschaft und im Umweltschutz, ist Fotograf und heute in zahlreichen Ehrenämtern aktiv. Lebt seit ca. 10 Jahren in Drewitz Für mich habe ich erkannt: Man kann mit viel weniger leben, als man meint haben zu müssen. »Gut vorbereitet ist halb geschweißt« – dieser Satz aus meinem Leben als Schweißer prägt mich bis heute. Ich merke immer wieder: Wenn etwas nicht gut vorbereitet ist, vergibt man sich selbst und anderen etwas. In den Neunziger Jahren haben mich Reiseerfahrungen sehr beeindruckt. Island war utopisch, sauber und reizvoll, Bosnien dagegen von Zank, Missgunst, Krieg und Zerstörung geprägt. Politische Ereignisse – wie der Irak-Krieg – aber auch Bürokratie und Zukunftsvisionen haben mich bestimmt und mitgenommen. Ich sag mal: Gott hat mich getreten. Danach habe ich, auch mit Hilfe von anderen, neue Wege beschritten, verstehe mich seitdem als selbstständigen Ehrenamtler. Mein Glaube und mein evangelisches Elternhaus geben mir Kraft, die gegenseitige Achtung spielte eine große Rolle bei uns. In Kindergärten und Schulen biete ich zum Beispiel Foto-AGs an, gebe Gitarrenunterricht und Schachkurse, helfe bei der »Potsdamer Tafel«. Alles ehrenamtlich. Ich will auch kein Honorar haben. Man kann sich einbringen, kriegt immer irgendetwas zurück, man lernt Leute kennen, man hilft sich gegenseitig. Dass der Juniorclub und die Arche hier sind, ist für die Kinder toll. Dreck und Hundekacke – das sieht man in Drewitz leider häufig. Nachbarschaft erlebe ich kaum. Man sieht sich mal, führt mal ein kurzes Gespräch, manchmal gibt es Gemeinsamkeiten, aber es entwickelt sich nichts Längerfristiges, nichts Ernsthaftes. Ich finde, Vorbild fängt von oben an. Wie der Herre, so´s Gescherre. Die Politik gibt da kein gutes Beispiel ab. Trennendes steht oft im Vordergrund, Gemeinsamkeiten werden zu selten gesucht. Mehr Bescheidenheit und Verantwortungsgefühl: Das wünsche ich mir von denen, die ganz oben in der Gesellschaft stehen. Die Bürger in Drewitz sollten mehr gehört, ihre Sorgen und Wünsche ernst genommen werden, wie etwa bei der Entwicklung zur Gartenstadt. Schön wäre es, wenn das Ehrenamt mehr Anerkennung fände und die Ausführung erleichtert würde. Etwa durch Telefonkarten oder einen Ehrenamtspass, mit dem man die Öffentlichen kostenlos benutzen darf. Friedlich, gerecht, umweltfreundlich – so sollte die Zukunft aussehen, danach strebe ich.
Seite 1 und 2: Simone Ahrend•Heike Kampe Drewitz
Seite 3: Simone Ahrend•Heike Kampe Drewitz
Seite 6 und 7: Hassan Al Shuga 1956 geboren in Ade
Seite 10 und 11: Günter Mäder 1954 geboren in Alte
Seite 12 und 13: Iman Qubati 1961 geboren in Aden-Je
Seite 14: Jeden Tag eine gute Tat Michael Voi

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