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MANUSKRIPTE THESEN INFORMATIONEN - bei Bombastus-Ges.de

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großen Einfluss auf die Entwicklung <strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>wesens. Sie bekämpfte <strong>de</strong>n übertriebenen römischen Luxus,<br />

und Augustin stellte um 400 n. Chr. fest: „Ein Bad im Monat ist gera<strong>de</strong> noch mit <strong>de</strong>m christlichen Glauben<br />

zu vereinigen.“ Der Verzicht auf Bä<strong>de</strong>r war eine ebenso asketische Leistung wie das Fasten; anerkannt war<br />

jedoch das Ba<strong>de</strong>n aus therapeutischen Grün<strong>de</strong>n. Die Aachener Regel besagte, dass Mönche ohne<br />

Son<strong>de</strong>rgenehmigung zweimal im Jahre ba<strong>de</strong>n durften und zwar vor Ostern und Weihnachten.<br />

Über die Jahrtausendwen<strong>de</strong> hinweg entstan<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Städten, die an Einwohnerzahl zunahmen,<br />

aus hygienischen Grün<strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>stuben, aus <strong>de</strong>nen sich im 12./13.Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Beruf <strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>rs<br />

entwickelte. Geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> die Ausbreitung <strong>de</strong>r Bä<strong>de</strong>r durch die Kreuzzüge zwischen 1096 und 1270, die<br />

aus <strong>de</strong>m arabischen Raum hochentwickelte Ba<strong>de</strong>kultur und -prozeduren mitbrachten. Größere Ba<strong>de</strong>stuben<br />

wur<strong>de</strong>n zu Ba<strong>de</strong>anstalten mit Ausklei<strong>de</strong>- und Ruheräumen ausgebaut, die Ba<strong>de</strong>r übernahmen Haarschnei<strong>de</strong>n<br />

und Rasieren, und es konnte Verpflegung eingenommen wer<strong>de</strong>n. Dazu wur<strong>de</strong>n vermehrt medizinische<br />

Maßnahmen eingeführt, z.B. das Schröpfen, <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rlass, die Fußpflege und in <strong>de</strong>r Folge auch Zahnziehen,<br />

Behandlung von Verrenkungen und Knochenbrüchen. So wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Berufsbild <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>r allmählich<br />

eine Zunft, die ab 15. Jh. in wissenschaftliche Medizin, die Chirurgie, einmün<strong>de</strong>te. Es wur<strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>regeln<br />

entwickelt, z. B. für Bekleidung; so das ausgeschnittene Ba<strong>de</strong>hemd <strong>de</strong>r Damen und die Ba<strong>de</strong>hose =<br />

„Ba<strong>de</strong>ehr“ <strong>de</strong>r Männer. Dazu trug man als Kopfbe<strong>de</strong>ckung meist Strohhüte. Vor <strong>de</strong>m Ba<strong>de</strong>n musste man<br />

sich reinigen, das geschah durch Abwaschungen und Abgießungen o<strong>de</strong>r Abreibungen mit Lauge (Seife war<br />

zu teuer) sowie Schwitzprozeduren mit anschließen<strong>de</strong>n Abgüssen.<br />

Die Indikationen waren noch sehr unspezifisch, angeführt sind u. a. Fieber, Alter, Epilepsie, Koliken,<br />

„heftige Liebesglut“ und Melancholie. Dazu spielte die Astrologie eine Rolle hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Mondstellungen (beson<strong>de</strong>rs günstige Wirkung erwartete man <strong>bei</strong> abnehmen<strong>de</strong>m Mond) und <strong>de</strong>r Sternbil<strong>de</strong>r<br />

(hier<strong>bei</strong> beson<strong>de</strong>rs erwähnt Wid<strong>de</strong>r, Schütze, Krebs, Waage, Skorpion und Fische). Der Aufenthalt in <strong>de</strong>n<br />

Ba<strong>de</strong>einrichtungen erstreckte sich oft über <strong>de</strong>n ganzen Tag, wo<strong>bei</strong> Aufenthalte im Wasser von vier bis sechs<br />

Stun<strong>de</strong>n keine Seltenheit darstellten. Dazu mussten natürlich die Ba<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n entsprechend beschäftigt wer<strong>de</strong>n<br />

und so wur<strong>de</strong> die Unterhaltung eine immer vor<strong>de</strong>rgründigere, das Ba<strong>de</strong>leben immer ausschweifen<strong>de</strong>r. Das<br />

gemeinsame Ba<strong>de</strong>n von Frauen und Männern, von <strong>de</strong>r Kirche bekämpft, setzte sich durch. Das Ba<strong>de</strong>n<br />

gehörte letzten En<strong>de</strong>s zum täglichen Leben, statt Trinkgeld wur<strong>de</strong> Handwerkern Ba<strong>de</strong>geld gegeben,<br />

Richtfeste in Ba<strong>de</strong>stuben gefeiert, das gemeinsame Sonnabend-Bad <strong>de</strong>r Zünfte auf Kosten <strong>de</strong>r Bauherren<br />

durchgeführt sowie Gastempfänge und selbst Hochzeiten in Bä<strong>de</strong>rn absolviert. Einschränkungen gab es nur<br />

an Freitagen und in <strong>de</strong>r Karwoche. So wur<strong>de</strong> in einigen größeren Städten <strong>de</strong>r Freitag Ba<strong>de</strong>tag <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n. Der<br />

Ruf <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>stuben wur<strong>de</strong> unter all <strong>de</strong>m immer schlechter; die Kirchen protestierten heftig und verboten<br />

allen Geistlichen <strong>de</strong>n Besuch von Ba<strong>de</strong>stuben. Aber auch Kontraindikationen waren damals schon bekannt;<br />

dazu gehörten Zahnschmerzen, frische Wun<strong>de</strong>n und Fieber sowie ein Verbot für Kranke mit Lepra und Pest<br />

und lei<strong>de</strong>r erst zu spät für Syphilis, <strong>de</strong>ren Verbreitung bis zum 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt sich sehr negativ auf<br />

Ba<strong>de</strong>stuben und Sitten auswirkte und zu einem weitgehen<strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>rselben führte. Im Mittelalter,<br />

etwa ab 13./14. Jahrhun<strong>de</strong>rt, wur<strong>de</strong>n die aus früheren Jahrhun<strong>de</strong>rten bekannten Mineral- und Thermalquellen<br />

wie<strong>de</strong>r verstärkt genutzt. „Ba<strong>de</strong>fahrten“ kamen wie<strong>de</strong>r in Mo<strong>de</strong>, beson<strong>de</strong>rs nach Italien, Österreich, <strong>de</strong>r<br />

Schweiz und Deutschland. Es muss aber erwähnt wer<strong>de</strong>n, dass da<strong>bei</strong> die Massensuggestion und <strong>de</strong>r<br />

Aberglaube bezüglich <strong>de</strong>r erwarteten Wirkungen eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielten. In <strong>de</strong>r Regel absolvierte<br />

man die Ba<strong>de</strong>prozeduren, -fahrten und -kuren ohne spezielle Kenntnisse <strong>de</strong>r Wirkungsweisen und<br />

entsprechen<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>technik. Das war die Situation, die Paracelsus vorfand und die Toxites, Herausgeber <strong>de</strong>s<br />

Ba<strong>de</strong>büchleins von Paracelsus, wie folgt schil<strong>de</strong>rte: „Es ist ein gemeiner Brauch <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n Ärzten, dass sie<br />

gern in die Bä<strong>de</strong>r raten, was die Arznei nicht helfen will, daraus oft mehr Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn Nutzen und<br />

Wohlfahrt befun<strong>de</strong>n wird. Zu<strong>de</strong>m so begehrt auch <strong>de</strong>r gemeine Haufen oft wi<strong>de</strong>r sich selbst nichts an<strong>de</strong>res<br />

<strong>de</strong>nn zu ba<strong>de</strong>n, weiß nicht warum, hofft das Wasser soll ihn gesund machen, zieht dahin ohne Rat, vermeint<br />

die Sache wohl angestellt zu haben, wenn er bald in die Retz kommt, darin liegt er wie ein Schwein Tag und<br />

Nacht, isst und trinkt dazu ohne alle Ordnung, als wenn er sich selbst wollte o<strong>de</strong>r müsste zersie<strong>de</strong>n. Von<br />

<strong>bei</strong><strong>de</strong>n Teilen folgt viele Unrat, schwere Krankheiten, oft <strong>de</strong>r Tod wie <strong>de</strong>r Exempel jährlich viel in allen<br />

Bä<strong>de</strong>rn sich begeben.“ Paracelsus, und das dürfen wir nicht vergessen, musste sich selbst erst von <strong>de</strong>n<br />

damals herrschen<strong>de</strong>n Lehrmeinungen und Gewohnheiten befreien. Er hat versucht, neben <strong>de</strong>r Beschreibung

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