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Schweitzers Ethik der Dankbarkeit - Deutsches Albert-Schweitzer ...

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Personals <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik (zusammen mit dem Personal des staatlichen Krankenhauses<br />

in Lambarene).<br />

Die Umsetzung dieser Ziele lässt sich ohne bauliche Maßnahmen nicht erreichen.<br />

Durch die großzügige Spende eines amerikanischen Unternehmers und Politikers können<br />

diese jedoch finanziert werden. Zum einen erhält <strong>der</strong> Buschambulanz-Dienst ein<br />

eigenes Gebäude, das seiner wachsenden Bedeutung gerecht wird. Denn seine Aktivitäten<br />

werden über den bisherigen Rahmen hinaus auch auf die Vor-Ort-Betreuung von<br />

Aids- und Tuberkulose-Patienten ausgedehnt. Unter dem gleichen Dach wird auch die<br />

präventive Mutter- und Kind-Betreuung (PMI) untergebracht. Das neue Gebäude entsteht<br />

durch Umbau <strong>der</strong> bisherigen Cafeteria. Das Projekt zur Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aids-<br />

Übertragung von <strong>der</strong> Mutter auf das Kind (PTME) wird ebenfalls dort räumlich angesiedelt.<br />

Darüber hinaus soll es aber ein neu zu bauendes Gebäude geben, in dem seropositive<br />

und aidskranke schwangere Frauen untergebracht werden können. Um die Patientinnen<br />

nicht von vornherein als Aidskranke zu brandmarken, sollen dort generell<br />

alle schwangeren Frauen mit Anzeichen einer Risikoschwangerschaft Aufnahme finden.<br />

Eine weitere Baumaßnahme im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Aids-Bekämpfung konnte<br />

im ersten Drittel des Jahres 2005 bereits abgeschlossen werden: das im Lepradorf entstandene<br />

Gebäude für Aids-Waisen und für Kin<strong>der</strong> von aidskranken Müttern, die im<br />

Spital stationär behandelt werden. Es wurde durch eine Spende von Frau Sixt<br />

(München) im Rahmen <strong>der</strong> Aktion „Ein Herz für Kin<strong>der</strong>“ finanziert.<br />

Abschließend sei auf ein völlig an<strong>der</strong>es Aids-Bekämpfungsprojekt hingewiesen, das<br />

2002 im <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Spital im Rahmen <strong>der</strong> Kunstwerkstatt ins Leben gerufen<br />

worden ist. In den ersten beiden Jahren schufen Kin<strong>der</strong> und Jugendliche Bil<strong>der</strong> zur<br />

Aids-Vorbeugung, die in den Wartesälen und Fluren des Krankenhauses aufgehängt<br />

wurden. Im Jahr 2005 wurde dann <strong>der</strong> künstlerische Ausdruck auf das Schreiben eines<br />

Theaterstücks zur Aidsprävention ausgeweitet. Das Stück mit dem Titel „Am Ufer des<br />

Flusses“ erzählt die Geschichte eines jungen Mannes aus dem Spitaldorf, <strong>der</strong> sich zu<br />

seiner Ausbildung nach Libreville begibt und sich dort mit Aids infiziert.<br />

Zurückgekehrt nach Lambarene beschwört er seine Freunde, nicht den gleichen Fehler<br />

zu machen wie er, und lernt mit dem Virus zu leben. Das Theaterstück wurde mehrmals<br />

im großen Warteraum des Spitals aufgeführt, vor Patienten und Personal, aber<br />

auch vor Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen. Es bildete außerdem die Grundlage für einen<br />

Fotoroman, <strong>der</strong> in Frankreich in einer Auflage von 1.000 Exemplaren gedruckt und zur<br />

kostenlosen Verteilung an Patienten und Spitalangestellte nach Lambarene geschickt<br />

wurde.<br />

Hans-Joachim Quest<br />

Besuch in<br />

Lambarene<br />

2005<br />

Lambarene! Mein Traumziel! Nach dem Flug von Paris nach Libreville (400.000 Einwohner)<br />

und <strong>der</strong> Autofahrt von Libreville nach Lambarene (235 km) hatten wir (9 Personen)<br />

unser Ziel, das <strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Hospital in Lambarene, erreicht. Es war für<br />

mich ein bewegen<strong>der</strong> Augenblick, da zu sein, wo <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> von 1913–1965<br />

gelebt und gewirkt hat und auch gestorben ist. Er, <strong>der</strong> Wissenschaftler, Pfarrer und leidenschaftliche<br />

Prediger, begabte Orgelspieler und Arzt, geht 1913 nach Lambarene,<br />

weil er den Ruf Jesu „Folge mir nach“ ernst genommen und so ausgelegt hat, dass er<br />

als einfacher Mensch den Menschen in Afrika helfen könne. Der Mann mit den vielen<br />

Doktorhüten verlässt die Universität Straßburg und sagt den Gottesdienstbesuchern in<br />

St. Nicolai in seiner Abschiedspredigt: „Das, was ich euch viele Jahre gepredigt habe, das<br />

setze ich nun in die Tat um und gehe nach Afrika, um den Menschen zu helfen!“ Glaube<br />

an Jesus und tätige Liebe waren für ihn eine selbstverständliche Einheit.<br />

Er geht nach Afrika, nicht um den Afrikanern europäische Lebensweise und europäische<br />

Kultur aufzuzwingen, son<strong>der</strong>n um ihnen ein Afrikaner zu werden, ihre Lebensgewohnheiten<br />

zu respektieren und um ihnen so zu helfen. Am Anfang nimmt er den<br />

Rat <strong>der</strong> Afrikaner im Blick auf die Bauweise des Spitals an, nämlich die Unterkünfte<br />

für die Patienten als einfache eingeschossige Holzhütten zu erstellen. Eine an<strong>der</strong>e Bauweise,<br />

z.B. eine Klinik als Hochhaus würde von den Menschen aus dem Urwald nicht<br />

akzeptiert.<br />

Das Spital ist von Anfang an von den Einheimischen angenommen worden. Und das<br />

Spital Lambarene heute lebt. Die Bauweise ist fast dieselbe wie am Anfang. Die Kliniken<br />

sind eingeschossig mit einem luftdurchlässigen Dachgeschoss wegen <strong>der</strong> hohen<br />

tropischen Temperaturen und in <strong>der</strong> Richtung von Ost nach West gebaut, damit die<br />

Sonne, die am Äquator (Lambarene liegt 80 km Luftlinie südlich des Äquators) die meiste<br />

Zeit im Zenit steht, nicht von <strong>der</strong> Seite das Gebäude aufheizen kann. Die Außenwände<br />

sind nicht mehr aus Holz, son<strong>der</strong>n mit Zementsteinen gebaut. Die Fensterrahmen<br />

haben keine Glasscheiben <strong>der</strong> Luftzirkulation wegen, son<strong>der</strong>n nur Drahtgitter<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Rundbrief Nr. 98<br />

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