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Schweitzers Ethik der Dankbarkeit - Deutsches Albert-Schweitzer ...

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tischen Parteien zu regieren und die Nachbarstaaten zu einer Union unter seiner<br />

Führung vereinigt zu haben. Er bittet zzt. um Verlängerung seiner Amtszeit.<br />

Radfahrer gibt es im Gabun nur wenige, was mit dem schlechten Straßennetz und<br />

auch <strong>der</strong> Mentalität <strong>der</strong> Gabuner zusammenhängt. Während in Westafrika je<strong>der</strong> erst<br />

einmal nach einem Fahrrad und dann nach einem Moped strebt, wollen die Gabuner<br />

gleich ein Auto. Natürlich lädt das Klima, vor allem in <strong>der</strong> Regenzeit, auch nicht gerade<br />

zum Radfahren ein.<br />

Im Spital sind wir freundlichen, gut gekleideten Menschen, fröhlich und ungezwungen<br />

miteinan<strong>der</strong> spielenden Kin<strong>der</strong>n begegnet, die in einfachen Hütten leben.<br />

Ihre offene, freundliche Art hat mir sehr gefallen, um nicht zu sagen, mich fasziniert.<br />

In einem katholischen Gottesdienst in <strong>der</strong> Stadt Lambarene durften wir eine<br />

Gemeinde von Jung und Alt erleben, die sichtlich bewegt, mit großer Freude beim<br />

Gesang und aufmerksamen Hören auf Predigt und Gebet das Geschehen über fast zwei<br />

Stunden verfolgte.<br />

Ein Mitarbeiter des Hospitals brachte uns mit dem Motorboot auf dem Ogowe zur<br />

Missionsstation Ngomo, die <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> häufig besucht hat, um in dem Sägewerk<br />

Holz zu besorgen. Bei dieser Fahrt sind wir Flusspferden begegnet, die in einiger<br />

Entfernung auftauchten und sofort wie<strong>der</strong> verschwanden, um an einer an<strong>der</strong>en Stelle<br />

wie<strong>der</strong> kurz aus dem Wasser zu schauen.<br />

Bei solch einer Bootsfahrt auf dem Ogowe hat <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> 1915 bei dem<br />

Anblick einer großen Herde von Flusspferden das Motto seines Denkens gefunden:<br />

„Ehrfurcht vor dem Leben“. Ehrfurcht vor dem Leben umfasst Pflanzen, Tiere und<br />

Menschen.<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> hat sein Leben als Geschenk Gottes verstanden und den Auftrag<br />

Gottes, dem Leben zu dienen, ernst genommen. Er hat gesagt: „Ich bin Leben, das leben<br />

will, inmitten von Leben, das leben will.“<br />

Das Spital in Lambarene ist ein unübersehbares, bis heute ein überzeugendes<br />

Zeichen <strong>der</strong> Nächstenliebe. So will es jedem von uns ein Zeichen sein, das uns Mut<br />

macht, dem Nächsten zu dienen, denn je<strong>der</strong> hat sein „Lambarene“. Nur so kann Frieden<br />

auf Erden werden, auf einer Erde, die täglich bedroht ist von Streit, Terror und Mord.<br />

Ilse Schnei<strong>der</strong> / Almut und Hermann Reichenbecher<br />

Emma Haussknecht und<br />

an<strong>der</strong>e Helferinnen<br />

Dass <strong>der</strong> Redakteur des Jahrbuchs die nachfolgenden Abschnitte aus Publikationen geringer<br />

Auflage ins ebenso bescheidene Licht dieses DHV-Rundbriefes hochhält, verdankt sich einer<br />

Äußerung von Dr. med. Walter Munz in Lambarene. Er war <strong><strong>Schweitzer</strong>s</strong> erster Nachfolger als<br />

ärztlicher Leiter. In <strong>der</strong> Anfang 2005 noch nicht renovierten Grande Pharmacie <strong>der</strong> Historischen<br />

Zone entfuhr ihm <strong>der</strong> Satz: „Die Krankenschwestern waren das Rückgrat des Spitals“.<br />

Die Nacherzählung einer Urlaubsreise und einer gewagten Urwaldreise <strong>der</strong> Emma Haussknecht<br />

stammt aus einem bebil<strong>der</strong>ten Schreibmaschinen-Skript unseres Mitglieds Ilse Schnei<strong>der</strong> in<br />

Berlin. Die angefügten Kurzporträts weiterer Helferinnen <strong><strong>Schweitzer</strong>s</strong> entnehme ich <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit<br />

vergriffenen Dokumentation von Almut und Hermann Reichenbecher*. Der Beitrag <strong>der</strong><br />

vielen tatkräftigen Frauen zum Werk des Ehepaars Helene und <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> würde eine<br />

zusammenfassende Darstellung verdienen. KW<br />

Als <strong>Schweitzer</strong> 1928 in Frankfurt am Main den Goethe-Preis verliehen bekam, war<br />

auch Emma Haussknecht dabei und begleitete ihn und seine Frau auf <strong>der</strong> anschließenden<br />

Vortragsreise durch mehrere deutsche Städte. Sie kümmerte sich um das Besuchsprogramm<br />

und registrierte an <strong>der</strong> Orgel, wenn <strong>Schweitzer</strong> spielte. In Frankfurt an <strong>der</strong><br />

O<strong>der</strong> hielt sie sogar einen eigenen Vortrag zum Thema: „Der Tag einer Krankenschwester<br />

in einem Urwaldhospital“, welcher ihr eine Kollekte von 800 Mark einbrachte.<br />

Schließlich galt ihr erster Heimaturlaub auch den eigenen Verwandten, beson<strong>der</strong>s<br />

ihrer Schwester Gertrud, von <strong>der</strong> sie nicht wusste, wie lange sie noch leben würde. Mit<br />

120 Kisten im Gepäck schiffte sie sich Anfang August 1930 wie<strong>der</strong> in Bordeaux ein. In<br />

einer <strong>der</strong> Kisten befand sich auch die Glocke – von Freunden des Werkes in ihrer Heimatstadt<br />

Colmar gestiftet –, welche fortan die abendliche Ruhe in Lambarene einläuten<br />

und allsonntäglich die Spitalgemeinde zum Gottesdienst rufen würde. In ihrem Bericht<br />

vom Palmsonntag 1931 schil<strong>der</strong>t sie diesen vergangenen Heimaturlaub und ihre<br />

Rückreise; immer wie<strong>der</strong> ist sie fasziniert von <strong>der</strong> Urwüchsigkeit und Schönheit <strong>der</strong><br />

afrikanischen Landschaft, wenn das Schiff auf dem Ogowe entlanggleitet: „Die Fahrt<br />

den Ogowe hinauf war mir in so lebhafter Erinnerung geblieben, dass es mir beim Anblick<br />

des breiten Stromes mit den bewaldeten Ufern und den Palmen, <strong>der</strong>en Zweige sich bis zum<br />

Wasserspiegel nie<strong>der</strong>beugen, ganz heimatlich zumute wurde. Ich konnte nicht umhin, auch<br />

* „Emma Haussknecht. 30 Jahre mit <strong>Albert</strong> <strong>Schweitzer</strong> in Lambaréné“, Kurpfälzischer Verlag,<br />

Heidelberg 2001 (Besprechung im Rundbrief Nr. 94, S. 160f)<br />

<strong>Albert</strong>-<strong>Schweitzer</strong>-Rundbrief Nr. 98<br />

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