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Jacqueline Lobenstein - Deutsche Kinder und Jugendstiftung

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Entwicklungsprozesse. Lernen im Dialog zwischen <strong>Kinder</strong>gärten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen<br />

Die Aufgabe der ModeratorInnen ist es, die Praxis<br />

theoriegeleitet zu reflektieren, aber auch umgekehrt<br />

die theoretische Diskussion durch Praxiserfahrungen<br />

anzureichern <strong>und</strong> herauszufordern.<br />

So führt die Projektleiterin von ponte in einem<br />

Interview aus: »Wenn Moderatoren nicht einfach<br />

nur Überbringer der Botschaft der Uni, also der<br />

Theorie sind, sondern mit Wissenschaftlern die<br />

Dinge entwickeln, die sie als Bedarf aus der Praxis<br />

zurückgemeldet haben, <strong>und</strong> sie danach mit<br />

den Leuten aus der Praxis passfähig machen,<br />

wenn also gemeinsames Entwickeln stattfindet,<br />

dann gibt es die Chance, dass Veränderungen<br />

sich vollziehen <strong>und</strong> langfristig wirken.« 2<br />

Diese wechselseitige Durchdringung von Theorie<br />

<strong>und</strong> Praxis setzt in der Moderationsarbeit bei<br />

ponte bereits auf der sprachlichen Ebene an. Sie<br />

wird sichtbar in einem bewussten Umgang mit<br />

alltäglichen Bezeichnungen der pädagogischen<br />

Praxis, wie am folgenden Dialogausschnitt aus<br />

einem Tandemgespräch in Cottbus deutlich wird:<br />

Lehrerin: »Wie können wir den <strong>Kinder</strong>n das<br />

Wissen vermitteln, sodass es abrufbereit ist?«<br />

Moderatorin: »Können wir als Erwachsene<br />

<strong>Kinder</strong>n vermitteln?«<br />

Lehrerin: »Was können wir machen, damit die<br />

<strong>Kinder</strong> sich das Wissen aneignen können?«<br />

Durch die Nachfrage der Moderatorin werden<br />

Selbstverständlichkeiten infrage gestellt, wie<br />

hier der Begriff des »Vermittelns«, der im pädagogischen<br />

Kontext immer noch virulent ist<br />

– auch in einer Zeit, in der im wissenschaftlichen<br />

Diskurs Lehr-Lernsituationen längst als eine Interaktion<br />

zwischen Lehrendem <strong>und</strong> Lernendem<br />

gesehen <strong>und</strong> in konstruktivistischer Perspektive<br />

<strong>Kinder</strong> als die Akteure ihres eigenen Lernprozesses<br />

betrachtet werden. Aber wie gelangt diese<br />

empirisch gewonnene <strong>und</strong> theoretisch f<strong>und</strong>ierte<br />

Erkenntnis zu den praktizierenden Pädagoginnen?<br />

Inwiefern ist sie ihnen hilfreich in ihrer all-<br />

42<br />

täglichen Arbeit? Und wie können wiederum die<br />

Aneignungsprozesse der PädagogInnen selbst<br />

(inter-)aktiv gestaltet werden?<br />

Um diesen Fragen nachzugehen, ist es zunächst<br />

einmal wichtig, theoretisches <strong>und</strong> praktisches<br />

Handeln als gleichwertig zu betrachten, gleichzeitig<br />

aber auch deren Verschiedenheit zu erkennen.<br />

Der Unterschied zwischen Alltagspraxis <strong>und</strong> wissenschaftlichem<br />

Handeln liegt im kognitiven Stil,<br />

in den jeweils typischen Formen von Problemlösungsprozessen:<br />

»Im kognitiven Stil der Praxis<br />

steht dabei die Gewährleistung von Handlungsfähigkeit<br />

im durch Handlungsdruck gekennzeichneten<br />

Alltag im Vordergr<strong>und</strong>. Hierzu ist es wichtig<br />

Zweifel zu minimieren, etwa indem Neuartiges<br />

als Bekanntes typisiert wird. 3 Im kognitiven Stil<br />

Änderungen in der pädagogischen Praxis<br />

müssen an den Vorstellungen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

der Beteiligten ansetzen.

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